LEBEN UND WALTEN DER LIEBE 1 Sören Kierkegaard, Albert Dornen )otiit^(tö )nefe< ©d^ctft -^u ben anbem G^nftett lutb ^itt Sefamiattfd^oimng fttetfegaarbi» otietttiert §u toerben, beit l^ertt^etfe td^ auf ^t)riftop^ (Sd)rem^fd (Einleitung in fc^on genannter ©d^rift: ber in bem „ßeben iinb SBalten ber Siebe" bargefteHte Siebenbe ift ber ?D^cnftlJ, loelc^er „bag freie ^crfonlebcn" in fid^ üertoirflid^t t)at. %>vt &^n\t loitb üebem ettoad bieten; fie ftiecfe« gaocbft tetd^e Sebeiidetfal^rung unb femen ttefeit Chtbltd in tM SRenfi^en^erj. SBad er über ben 5£)t(^ter, bie @pn^* toörtcr, bie ®efaf)r ber ©etuoljntieit, beö SBerfprec^enS, be3 i^ergteic^eniJ fagt, feine S3emerfungen über lueüli^e ©efd^äftig- feit, Älug^eit, Äteinlid^feit, fein iReic^tum an SBilbern, feine £tebe sti i^Ieifl^niffen unb ^iffm, feine Uebenbe, finnige 0e« trad^tung ber ^otur nnb biel anbereS ttnrb bem Sefer reid^e Anregung geben; namcntUd^ toirb eine toal^re ©lumcntcfe öon treffenben ^pxü6)tn unmerflic^ in bie ge(d^U)ffene Sin* fdjouung be^ S8erfafferi8 einführen. SBie bie @^rtft auc^ iDiffenfc^aftUd^ bebeutenb ift, baft nm^sttkoeifen fiberlaffe id^ ^ie^n berufen WtSmm. 5£)ogmattfd§ betont er ine^rfadtj mit tBmrliebe feine ftberetn» ftimmung mit Sutt)er. (£r ift in gutem Glauben ort^oboj, b. l). er ftellt fid^ ol)ne tueitereö auf ben S5oben beS Svenen XeftamentiS unb mug burc^ feine oft fünftUd^e S)eutun9 DOtt @c|riftftellen, befonberd aber burd^ bie ©teünng, bie er bem OiMttmenfd^ ankDeift, fotoie bnrd^ ineted onbere und überzeugen, bag ed i^m mit feiner Crt^obo^te ttoQer (Smft ift. ^ie ©ott^cit S^rifti ttJtrb tüie ber göttli^e Urf^jrung be8 ®ebüt§ ber ^^ädiftenliebe fo fe^r betont, bag üon einem „ju* föUigen 3"f^^^^ttn!t nid^t bie Kebe fein f omi. 8efonberd bebeutenb aber ^eigt ftd^ ber Serfaffer att d^t^ifer unb ^UHir aU ®o|k(et(ifer. (S^riftud ift nid^t Digitized by Google YIU — nur bie SSerföt)iuing, fonbem and) bcr S33eg, baö üoÜfommcnc SSotbilb; bad (^^riftentum ift il^ bad toaste @ütlt(l§e, inbem bie Stac^fienliek bte ^tc^t mtb «tufgobe imb bec Ibcftmtitft aller ivetteteit Äufgabcn ift. gür ftteffegoatb fliegt feine @iUlirf)feit ganj auS bem ©lauben, fie ift eine rein religiöfe. ^cr ®egenfQ| gegen ?Ritfd)( ift Ijier flar: rtjcnn e§ bie) ein nid^t gelingt, einen 3)ualiÄmug gttjifd^en ^Religion unb ©itt* (id^leit übertptnben, totm er fetbft fagt, bod <£^nftentiim fieSe itk^ eine ftreiditme mit einem SRitie(|wnft bot, fonbern eine (Etlit)fe, bie bnti!^ gtoei ©rcnnpunfte bef)errf d^t ift, fo folgt Jtierfcgaorb« Floxal bireft quö bem im (5 m igen mur^etnben Glauben; ja, er nennt bie 2e[)re beö (i^t)ri)ten* tum§ gerabe^u eine „Ärci^Unie" (I, 190 unten), auf bie andbrüctltcl tieisid^et. S»enn femer diitfd^l bie «l^tologifü^ (Sfd^totogie nid^ brcuulen !ann, fo ift fie für ftievTegantb felbftöerftänbltd^, fofern er fagt, bafe bte (gimgfeit btc ^Öffnung bc§ Sf)riftentumg ift. gür ^erfegaarb unb feine aüeg be()err)d)enbe 5(nfdjauung ift ba^ Rängen an ber toi g feit, bie il^n oft fo feierli^ bcrcbt ma^t, fo burc^aud toefentlid^, baj) er |n ber fd^iHemben, bnoliftifd^ ©d^tbung 5U)ifd^en biedfeitd nnb jenfeit^, mie fie 5. 8. ,,9m SUaap^ nm bte SBcItanfc^auung", befonberS im ©d^rufeabfc^nitt VI, 4 5um 9(uöbruft fommt, fur^^meg fagcn tDurbe, fie fei trügerifc^c ßlugl^eit unb §a(bl)eit, ein Verrat am (Smigen. 92o(i^ oiel tuid^tiger aber bie »iffenfd^oftIic|e 8e» bentnng ber ©d^ft ift mir i^re 8ebeutung für nnfere 3eit. 9 fie ertoeift ftier!egaarb prafttfc^ aliS eine ^öc^ft jeitgemöge $crfönIidE)feit. (£r ^at bic fo^iale S^age, ba§ toirb ber ßefer finben, nicf)t nur überlegt, fonbern recftt eigent* lid^ ftubiert, fo bafe ber SJ?ationo(öfonom üon i^m lernen tann (j. ö. H 162). unerbittli(^r gcugc ber c^rift* Iid|en SBa^r^eit mtb (Seioiffendf^örfer oentrteiU er alle ^niett« Digitized by « — IX — lid^c Ä(ug[)eit" in ^etDiffengangelegenl^eiten; fo bafe er 5. 39. eilten SBifd^of luegen feiner (innerlid^ uerabfd^uten) Uiiter^ loecfisiig im 3a]|re 70, knie bte fRegtentttg, bte i^m biefe UnieDocrfiiiig (efo^I, feflgenagelt unb fie mit einanber baran gemannt f)attt, bo^ ©ifd^of unb SRegterung c6eii ein^edte ^erfonen finb, bie fid; üor ®ott al^- ©in^elne üerantmorten loerben. S^amentü^ ift er fd)ar{ gegen unfer f)eutige§ St)riftentum, ba§ fo gerne bie grömmigfeit aU ein „nüjf lii^ed'' (1. Xim. 4, 8!) ^ii)^itel (^etuinnuiiQ öulseren d^UffS emt>fte^It mtb (»fCegt; üBerl^upt fc^arf gegen bte je^t auc^ Don anbercr ©eitc bcHagte SScrttjettlidEjung unb SBertocid^* (id)ung nnferer (5t)riftenl}cit, gegen ^Viltmngöidjtüinbel unb Slulturfeligfeit aud^ in „c^riftlic^en" Streifen, ^ic^er geljört aud^ feine barml^cr^ige SSerteibigung bcr „SBarmt^erjigfeit" gegen bieübergnffennbüberfd^&tttng bec gelbf|)enbenben, tDeliarttgen ^Ktlbt^ätigfeit" (TT, 147 ff ), fotpie feine möge, boß mon in ber inneren TOffion faft aHe^ nur t[}ut ^ur ^(bfteüunci ober 9)Hnberung ber äußeren dlot unb ^(rnuit, fo lucnig aber ^ur ^ilung ber inneren, geiftigen ©djäbeu (U, 118). 2öie fdjarf et neben ber SQSei^lic^fett nnfeced gütigen (S^riftentumd bie M^be Semilbening im Solteleben gefel^ ^al, bad »irb ber Sefer ftnben (1, 156— 160 loergl. n, 216). Seine «Borte über baö (^efdjlec^t, ba^ mit bcr greiljeit, (SJott — loö ^u fein, crnft mad)t, tüäxm aüein fdjon im ftanbe geioefen, mic^ ^ur Überfe^ung biefer @c^rift beftimmen. Iföad mu^ ober am meiften getrieben l^t, fie aud^ anbern 5ugQngItd^ 5u m(u|en, ift i^r erbonUd^er S^rafter. Sie nwH ja junäc^ft nid^t toiffenf^oftlid^ fein, fie toiCf ©rbaunng^- jdjrift fein; freilidj feljr abiucidjenb uon ben fünftigen djrift^ lidicn Grbauung^büd)ern. ^at fie erbaut, fie luirb auc^ anbere erbauen, fo mie ^ierfegaarb bad (^bauen beftimmt (II, ©eile 5 ff.). S^anc^ ift mfii jebem ungemo^, fremb» Digitized by Google — X — artig; tüie übev^au^t bcr ©tonbpunft Äierfegaarb^ (unb für i^n be§ (E^riftentumö) ber reine ©egenfa^ jur SBelt ift, fo hai ifym X^oc^it ift, für bie mit SBei^^eit ift, unb tt bttC(9koeg ettoartet , ein (S^ft mfiffe in ben Vlngot ber Wklt bofte^n ofö einer, be? aE ,,bad l^ogt, für nxid bte weiften fWenfd^cn (c6cn" (II, 220). ST^itunter t)erföl)rt er oiicJ), Befonbcr^ bei ^TuSfegung unb 33enu^ung bibüfd^er ©teilen, manieriert unb gefünftelt; er [priest nic^t bie ©J)rac^e flonaani^, ni^t ,,UebeniSn)ürbig'', fonbem ^art unb ^erb, aber ttoi «allein m&c^ ergreifenb nnb, old ein obgefog^ geinb aller Itnftarl^eit, alled fec enmied, ben (^knbenben erinnert, ^ lieben, ttne er geliebt ift, mtb feinen Stftd^flen att fidl felbfi! (imige Siebe, bie bu überall gegcntoärtig bift unb bid^ nie unbejcugt läffeft, too bu angerufen tt)irft, la^ bic^ auc^ je^t n\d)t un- bezeugt bei allem, m& ^ier oon ber Siebe ober üom SBalten ber Siebe gefagt toerben foH. ^enn mo^l finb ed nur etliche SBerfe, meld^ bie menfd^ic^ St^ntd^e ouS^d^et nnb ((einlief Stebei^tfe nennt; im $tmme( aber ift eiS fa fo, ba^ bort fein ^^un angenehm ift, e§ fei benn öon Siebe burdjUjaltet : aufrid)tig in ©ctbfttoerleugnung, im ^rang ber Siebe unb eben ba^r ofpxt $ütfprud^ auf ein ä^erbienft get^n! Digitized by Google 1. Das neduNTgeitf £tbta iir fteke ititb Me AtititUi4|luit liesfelbeit an )eit irfiditeii. gut. 6, 44: (Sin irgtii^et $aum »irb an feiner eigetten Brtndjt er> tenU. ^riui man riefet nW feigen Oon Den Konten, .ait4 liefet man Mut XtavAm Him l>eti ^e«(e«. enn bte emiieHa^ Mng^, bk ftola ftci^ ntd^t betrügen tAR ted^t f)atie mit Se^aup« tmtg, man burfe nicötö glauben, toaS man nic^t mit Icibliti^em ?(ugc |et)en fann, fo bürfte man ju aüererft nid^t an Siebe ^Umben. Unb metut man ed fo ^ielte, unb ^ar aud gurc^t, mni nidc|te betsogen loecben, tote man bann ntd^t betcogen? IM tfi ja anf oletlet SBetfe niaglu^; man tont bettogen imben, Inbem num baS Untoal^te glanbt, man fann aber bod^ mot)l aud) betrogen nierben, menn man baS 3Bal)re nid^t glaubt; man tonn üom <&ci^etn betrogen n^erben, aber nid^t minber burd^ ben ftugen ©d^etn, burc^ )>ie fd^meid^Ierifd^e CiKbilbinHi, bte flilb 0€0Oi Vff^ ^Oetnsg gefk^ loeti Hüb lve(<|er Setrug ift n^o^I ber gefä^rlid^fie? Wkm tfi am fdjmerften i)d\cn, bem ber nic^t fic^t, ober bem, ber ficl)t unb bod^ nidfit fiet)t? 2Ba§ l)ält fdjtnerer, einen ju njedfen, ber {c^läft, Dber einen ^ ioeden, ber UKic^enb ba^on träumt. Digitized by Google — 6 — bag et Md^? SBelc^er ^tiBKc! ift bet traungfie, bec, d^cr fofort unb unbebingt ju X^räncn rüt^rt, bcr ^nbtttf be8 in feiner Siebe unglücflidj 93etrogencn, ober ber in gett)iffem ©inne lächerliche ^Inbticf beffen, ber fic^ felbft betrog? 2)enn feine t^örid^te (Sinbilbung, er fei nid^t betrogen, fdnnte freilich jttm Sad^n togen; nur bog in fold^ Sad^ bad nod^ S^tanttgete liegt, ba^ fenev ber X^tfinen gat md^t toert fei. @id^ felbft um bie Siebe ju betrügen, ift baS ©chrecf^ lid^fte, ift ein etüiger 58erluft, für ben in 3^^^ "iib ©»ig- feit feinen (Srfa$ giebt. ^enn menn fonft auf bic eine ober anbete, auf bie betfc^iebenfte SGSeife, üon ^etntg nnb fd^ung in Sachen bet Siebe bie Kebe ift, fo fte^ bet 8e« ttogene )oenigfteni$ in einet SBe^ie^ung §ur Siebe, nnb bet Setrug beftanb blojs barin, bafs bie Siebe ba nicf)t tpar, too fte gu fein fd^ien; tüer aber fid^ felbft betrog, ]^ai fid^ felbft öon ber Siebe au^gefchloffen unb fc^lie^t fid^ immer noch oud. äßon rebet andh toon fold^en, bie oom Seben obet im Seben bettogen mntben; bet abet, »eld^ fetbftbettfigetifd^ fid) um fein Seben bcttog, beffen SSetlnft ift nnerfe^Ii^. @clbft für ben, ber fein Seben (ang Dom Seben betrogen touxht, fann bie (Snjigfeit reichlid^en (Srfa^ in fid^ bergen; toet fi^ felbft betrog, hat fidh fetbft öerhinbert, ba^ (Swige 5tt geniinnen. SBenn einet getabe butdh feine Siebe ein 0))fet menfchltd)en Setrugg »ntbe, UNtd fyst et benn im (^nnbe toerloren, njenn fid^ in bcr @tt)tg!eit l)eraugftent, bafe bie Siebe bleibt, ber betrug aber aufhört! ^Dagegen ber, njcldjer — fchtau — in feiner 5!lugheit fidh felbft betrog, inbem er bet ftlttgheit ini^ ^e^ ging, ad^, tt^enn et auch f^^ fidh in feinet (Einbifirnng gtüAic^ )»ie8, mad fj/at et nid^t bodh t>erfd^er5t, wenn ed fid} in bet (Stmgfdt ^eigt, ba^ et fid^ felbft betrog! ^enn in ber 3eitlid)feit, ba mag esi einem ^JI2enfdhen t)ieUeicht glüden, bag er fertig bringt, ohne Digiiizeti by Google Stc6e leben: e« mag if)m öicKeid^t glüdcn, bie ^t\t öerjc^eräcn, o^ne bafe er bcn (Selfeftbetnig entbecft; e0 mag otdletd^t aii^ geltngeit, bad ^xtäLv^, bag er — iit emer (EhtHOtttig bev^ant, fiolj — m einer CttiMlbQiig su fein; in ber (Simgfett aBev loim er bie Siebe triti^t ent6e(|ten, ba fann er ber (Sntbecfung ntcfit Qu§n)eiii)en, ba§ er allc^ Derfpiett t)at. 2Bie ift bag ^afetn fo ernft, am fd^recflid^ften eben bann, tuenit eS, bem ^genfinitigett 0ur ©träfe, jutögt, fkl^ felbft )it beraten, fo ba^ er nngeftdri ba^ leben barf, ftolg barottf — Betrogen nwiben, 1^ er fftl^ten barf, bog er auf etotg ft(^ felbft betrog! SEBaf)rHd§, bie ©loigfeit (äfjt ficf) nid]t fpotten; öielme^r ift fie e§, toe(rf)e o^ne (^toalt ^ brauchen in i^rer Mmad^t nur ein menig ^poti brandet, um ben SBermeffenen f d^recHidl ^u ftrafen. f&a& onbered nftmlt^ berbtitbet bad 3eitltc|e unb bie (EnrigCrit att bie Siebe, bie eben bontm tber oQem fte^t unb bleibt, loenn atle^ üorbei ift? ?lber gcrabe, toeil fo bie Siebe ein ©njig- feit^banb ift, unb gerabe, meil ^tit unb ©toigfeit ungteid^* artig ftnb, eben barum fann bie Siebe ber irbifd^ ^(ug^it bicfer Q/at eine 8ftrbe f d^einen, unb bedl^Ib fann ei^ in biefer geitfidllett bem finnigen Wttn\6)tn ungetjeuer leidet oor« lommen, biefeä 53anb ber (Smigfeit Don fic^ ju lücrfen. 2öer fic^ felbft betrog, meint frcilii^, er fönne fidi tröften, ja er ^abe me^r ai& gefiegt; in feiner tt)örid^ten (Sinbübung ift ei» berborgen, mie troftlod fein Seben ift ^Doft er „§u trauern aufgegeben fyA** kooQen ttrir i^m nic^t beftrciten; UKiÄ nfi|t aber ba8, ba gerabe ber erfte ©c^ritt feinem §eit barin beftänbe, bafe er mit (Srnft um fic^ trauerte! (£r meint oieUeid^t fogar, er fönne anbere trdfien, bie ein Otifer betrügerifd^r Untreue mürben; melc^r gg tt ^pu n aber, ttpenn einer, ber ftd^ felbft am Cnrigen ge* fi^bigt ^t, einen anbem i^eilen toiD, ber ^öc^ften« tbbl^ — . 8 — erfoaiitt ift! (Si^ iatin einer ftd^ felBft Betrfigen imb bkQeui^ gar meinen (ein fonbetBorer @ct6fttoibcrf})tu(^!), er ^abc XctI« na^me für ben unglücflic^ betrogenen. SBenn bu aber ouf feine tröftenbe Üiebe unb feine SBei^^eit ad^t giebft, bie bic^ ^len \oü, fo toirft bu bie Siebe an ben grüßten erfennen: bet mm @))Ott, bie f d^rfe l^ecftattbigfeii, ber giftige (^t bei» Wflttantni^, bie Bet^be flftUe ber Ser^rtmtg — ba» mcrben bie grüßte fein, an bcnen fic^ ^eigt, ba^ ^ier feine Siebe n}of)nt. ^n ben grüd^ten erfennt man ben ^aum; „fann man aitc^ Xrottben lefen Hon ben dornen, ober geigen oon ben ^fidn?* (a)^ati^. 7, 16.) ®n(|ft bn ba, fo nrirft bn ni^t blofe öergeblidj fuc^en, nein, bie dornen merben btd^ lel^rcn, bafe bu üergeblic^ i^d)]t. „^enn jeber S3aum njirb nn feiner eigenen gruc^t erfannt." @8 fönnen ja §tt)ei grüd^te einanber fe^r gleichen, bie eine ift gefunb unb too^l- fd^edenb, bie anbere f^b unb giftig; mand^mal ift auc^ bie giftige fe^r fd^macf^aft, bie gefunbe red^ bitter. @o toirb oud^ bie Siebe an t^rer eigenen grud^t erfannt. Greift man fetjt, fo fennt man [enthjeber bie grüd^te nic^t, ober man meig im einzelnen gaU nic^t rid^tig p unterfc^eiben. SS^ie menn einer irrtftmlic^ bad Siebe nennt, tßQ& eigentlid^ ^(bftliebe ift: ttenn er bod^ 1^ unb teuer kmrfid^, er fitaine ol^e ben 0e(tebteh nid^t leben, babei aber ni^td baiwn ^ören mag, bafe ^lufgabe unb gorberung ber Siebe an i^n ift, fic^ felbft ju üerleugnen unb bog ©elbftifd^e feiner Siebe aufzugeben. Dber toie menn einer irrtümlid^ mit bcm ^^men ber Siebe belegt, tocA fc^ko&d^ic^e äi^ac^iebigleit ift, nxnn er Don Siebe rebet, too in ffio^l^ ein »erberHid^ meid^tid^i» Shimmertoefen ftd^ auffpielt, ober koo Stntrad^t unb grennb« fd^aft ift im S3öfen, ober eitlem 2Befen, ober ein S9unb ber ^elbftjuc^t ober befted^be iefed £eben ift ftifdl nnb etoig; feine Sttite fann ei etftarcen mad^, ba)n ^ ei p knet ttfitme in fic^, nnb feine SMtme nmd|t ei mdtt, bafür ift jn frifd} in feiner M^U. ^Iber verborgen ift eg; unb »enn im (^oangeHum üon biefeö Sebent ^enntlic^fcit an ben ^c^ten bie Siebe ift, fo ift bamit am adettoenigften gefagt, man foOe btefe Sktbotgenl^ benrnn^tgen nnb anfftihren, man foOe fid^ auf^ Seoboc^ legen obet (Sntbwfnngiöer» fn^ anf bem SBege ber @elbftbefd^a«mig mad^en, ja nur ben „®eift betrübt" unb ba^ SBad^^^tum aufljäU. ^oc^ ift biefei Derbotgette ^n^eben tenntlic^ an ben Digitized by Google ^ 13 — gfrüc^tcn, unb jtoar ift ein 3)rowg in bcr StcBe, fid^ burc^ grüc^te fenntttc^ mad)en. D, trie fd)ön ift boc^, baf^ §lrmut juglcid^ ben ^örf)ften Sicic^tum bejeic^net! ^enn irie fc^koer tottb einem ^?cnfc^n, n)enn t)on i^m t>er(Qutet, er liabe emeit ^Ocang, fei im €lebt&nge! Unb bod^ fagen tDtr bai^ |)ö^fte, toentt totr Dom 5Dtil^ fagen: ,,er ^at einen ^rang 3U biegten", Dom $Rebner: „er \)at einen ^rang 5U reben", Dom 9J2abd§en: „fie ^at einen ®rang lieben". ^6) felbft ber ^ebidngtefte im 2eben, tpenn er nur ^khz ge^bt ^at, tote tdd^ ttiat bod^ fein Seben im Sergleid^ mit i^m, bem einzig Wcmxn, bet fem Sebeit tieclebte mtb nie fic^ 5u ettoad gebrängt füllte! Denn bad ift ja bod) bed SD^abd^d ^öc^fter ^Reic^tuni, bofe fie beS beliebten bebarf; baS ift be^ grommen ^öd)fter unb wahrer S^lei^tum, baf^ er (S^otteö bebarf. gfrage fie, frage bod Tlö!od)tn, oh ed fic^ ebenfo gtüdlic^ füllen fdnnte, menn ei^ ben iikliebten ebenfo gut miffen fönnte; frage ben f^rommen, ob er ed t)erftel)t ober loünfd^t, ha% er ebenfo gut ®otte« entbehren fönnte! @o ift'« au^ mit ber Äenntlid)feit ber Siebe an ben grüd)ten, üon benen gerabe, wenn alle« in Drbnung ift, al« SRegel gilt, bafe fie fic^ l^orbröngen, ttiomit tokhtv ber ^eic^tum be^id^net ift. @d ntftlie ja aüd| bte größte Dual fein, menn in bet ISiebe felbft ber ©elbfhmberfprudj fid^ ftnben fdnnte, bag bte Siebe er^eifc^te, fie verbergen, fie unfenntlid^ ju machen. 2)o« tt)äre ja, ttjte mm bie ^flanje, bie ben ©egen freubigen ßeben« in fic^ füf)tte, bied il)r Q^iüd nic^t bürfte merfen loffen, bie(me^r ben ^en koie einen t^lnd^ für fi(^ bebten ntfl|ie, ad^, ttiie ein (Bel^mnid in intern nne(f(&rltf|en ^« lodlenl 3um 9iM ift bte9 ba^er ond^ nid^ bet %aU. 5)enn mag aud^ eine einzelne beftimmte flu^erung ber Siebe, \a eine Äußerung, in »elc^e fie ba« ganje ^erj l)ineinlegen möchte, — aud £iebe in fc^metslid^e ^erborgen^it ^utüd» Digiiizea by Google — 14 — gebröngt tuerbcn: bie Siebe tüirb fic^ einen anbern ^Inöbiucf fc^affen unb gleid^tpol^l an ben ^üc^ten fenntüd^ kDcrben. D ii^ füaen äX&it)^ unglücKt«^ £tek^ mffi Mk6 cd etil Oel^etmnid, tvod (Utet, itibem etite SteBe avA SteBe tftthttqm ntugtet; fte ttmrbe nie Mumtt, fo grog toxtr gerobe * eure Siebe, bie biefeS Dpfcr brad^te, unb bennoc^ tourbe eure Siebe an ben grüd)ten ecfannt! 3a, UieUeic^t »urben eben btefe ^rüd^e bie foftbarften, fte, bte int ftiUen IStonb ge« ^nten ©c^et^ed geteift mürben. ^Den 8aum erlennt ntan an ben ^rftc^ten: bettn too^I iDirb ber 33aum and} an ben 93fättern erfannt, aber bie Ivrud)t ift hoä) ba§ tDefentIid]c Itcnn^eidjen. SBenn bu baf)er einen S3aum al& ben beftimmtcn an ben S3Iättern fennteft, mfttbeft ahn ^ t^^üc^te entbeden, ba| et I^ine %to^ ttOgl: fo nriivbeft bn hieran ntetlen, ba| ed eigentliil ni(^t ber SBanm ift, auf ben bu na(^ ben IBIftttem gcfd)loffen f)atteft. (Sbenfo ift e§ aud) mit ber Äenntlicf)fcit ber Siebe. 2)er $lt)ofteI 3ot|anneg fagt (l.So^. 3, 18): „3»cine i^nber, laßt uns ni^t Heben mit Sorten unb mit ber ^^nge, fonbcm mit ber unb mit ber SBa^^eü'' Unb iDomit fdnnien tm »0^1 biefe Siebe in fBorten unb Kebentoten treffenber öcrgteic^en aU$ mit ben ötättcm beg S8aume§? S)enn aud^ baä 2Bürt unb ber ^(uöbrud unb bie ^prac^c, tpctc^e bie Siebe fic^ fdjafft, fönnen ßeidjen ber Siebe fein, aber fie finb un» fic^. S)ai»felbe SSBort fann in einem äRunbe fo reid^^ltig, fo ^m^erUffig fein, in bem 9Rnnb etnei^ anbern aber gleid^ bem unbefttmmten Sflaufd^en ber SBWtter; ba«fetbe SBort fonn in einem SU^unbe uiic ba8 „gefegnete näl)renbe ^^orn", in bem 5!}^unbe eineg anbern gleid) ber unfrud^tbarcn SiebU^feit beö jiBIatted fein. S)arum foüft bu aber bod^ bad SBort ni^t ju« räd^alten, fo ttienig (d» bu bie ft(^tbare Sekoegung, toenn fie tDat)r ift, Oerbergen foüft; benn bamtt bnn man gerabe^u Digitized by Google — 15 — in Äieblofigfeit ein Unred^t begeben, toie wenn man einem SWenfc^en fein ©utl^aben uorent^It. 3)cin greunb, bcine Siebte, bebt ilinb ober ttet fmtft (Skgenfknb bettter li^ebe ift, fie l^ben einen ?lnfpru^ auf We Änderung bcrfelben aurf) in ^Borten, njenn fie bicJ) Ujirftid^ im Snnerften Bctoegt. 5^eine 33etDegung ift nid^t bein Eigentum, fonbern ba^ be^ anbetn; bie &i6^rung bcrfelben ift fein ®utl;aben, ba bu ja in bec OtiDegung ti^m angel^cft, bei tnii^ tauegt, nnb btr (dmslt knkfi, bo| bn ^ngel^tfi Senn bod $ei^ boH ift, barfft bu nid^t neibifd^, toorne^m ben onbcm üerfürjen^ unb fränfen, inbem bu ftnmm bie 2\pptn jufammenpreffeft, nein, bu foüft ben 3J?unb reben laffen, öon toa^ bad ^er^ uoa ift; bu foüft bic^ beined @efüf)Id nic^t fd^ömen, no(^ wmigtt bec ftebti(|iett, in bet bu |ebem bad @ecne gtebft Wer lieben foll mon ni^t mit Sorten nnb 9iebendorten, auc^ foU man nid^t baran bie lUcbe erfennen. hingegen fann man allerbing^ an }oid)tn grüc^ten, b. I). baran, bafe blojs Sölätter ba finb, ertennen, ba§ bie Siebe noc^ nirf)t gcit gehabt f^t, erftarlen. @ira4l fagt toamenb (6, 3): „Senn bu beine SIfttter betse^rft, f o toirft bu beine oerlieren nnb felbft bo fielen aU ein t)erborrter 58aum." tlJenn gerabc an Sßorten nnb S^ebenSarten (njenn fie nämlic^ bic einzige gruc^t bcr Siebe finb) erfennt man, bafe ein äKenfc^ bie Blätter jur Unzeit abgeciffen ^t, fo bag er feine fftiSiid^ bringen lann; bon bem no(| ©d^recBic^eren gan^ 5U fc^meigen, baB man an Sorten unb ^^rafen mand^* mal gccabe ben 53etrüger erfennt. Hlfo bie unreife unb bc- trügcrifc^c, jalfc^e Siebe ift baran fcnntlid^, bafe Sßorte unb 8iebcngarten i^re einzige grntf)t finb. SDltoti fogt bei geloiffen (SklDöd^fen, fie müffen $et| an« fe^en; \M gilt and^ tum bed SRenfd^en Siebe: foH fie )oirf« lid^ ^ruc^t bringen unb bamit tenntUd^ werben an bet Digitized by Google — 16 — griic^t fo niuB fic ^uerft ein §erj geminneii. 2)ann aUtr- bingg gel)t bie Siebe Dom ^crjen au^; loir bürfcn aber nic^t f)aftig biefeg Sioige üergcffcn, ba| bie Siebe ^erj anfe^e. Un* beftimmte, f[ü(|ttge ^t^ndrfi^vungeit rnfj/i jebet; aber in btefem @tmte Don Statitr $erj ^ben ifi unenMid^ ntt^ f(^ieben t>on bem, im @innc bcr ©toigfeit §er^ onäufe^en. Unb lüie fehen ift üieÜeid^t gerabe baö, baB bog ©tuige eine leci^te Wlaä^t übte ben SD2en{c|en gen^innt, fo bog bie Äiiebe in i()m [i^ eiüig feftigen ober ^et) an§ufe|en oennag. Unb ho^ ift bad bie toefentIt(|e Oebingung, toenn man bet Siebe eigne ^ruc^t tragen foH, an ber fte fenntdd^ )ottb. SBie nämtid^ bie Siebe felbft nid^t fel)cn ift unb barum eben geglaubt treiben mufe, fo ift fie auc^ lüc^t unbebingt nnb fc^Iec^ttoeg an einer il)rer ^lugcrungen aU fotrf)cr ^u etfennen. — giebt fein SBort in bet menfd^licl^ ©ptac^e, oud^ ni($t ein einjiged, m(^t bod l^eiligfte, oon bem nnt fogen fftnnten: toenn ein SWcnfd^ bie« ©ort geBwuc^t, fo ift bamit unbebingt beriefen, ba^ Siebe in iljm ift. 3m ®egen* teil ift gerabe fo, ba^ ein SSort au« bem SJ^unbe eine^ SD2enf(^n und überzeugen fann, bag Siebe in i^m ift, unb bad entgegengefe|te SBort eineiS anbem, ba| ebenfoQd Siebe in i^m ift; fo, bog ein nnb bodfelbe Sott nnd fibei^eugen fann, bie Siebe lootinc in bem einen, bcr baiJ SBort fagte, aber ni^t in bem anbern, ber boc^ baöfetbe SSort au^= fprac^. — giebt feine Zl^at, nic^t eine einjige, ni^t bie befte, üon ber toir unbebingt fagen bürfen: »et bied t^nt, benpeift bantit unbebingt Siebe. Qt» bmmt bncanf an, tote bie St^at getrau totrb. & giebt freilid^ lEBetfe, bie in be< fonberem ©inn Siebe^U^erfe genannt mcrben. 5(ber ma^rlid^, mcil einer 3(Imofen giebt, Ujeil er SKitttJen befuc^t, i}iacfte fleibet, bedl(|alb ift feine Siebe noc^ nic^t bemicfen ober fennt« li(^; benn man fann Siebedoerle o^ne Siebe, ja fogat in Digiiizea by Google — 17 — felbftifc^cr S3Beife tf)un, unb tuenn eö ft^ fo üer^ält, fo ift ba^ SiebeStüerf bod) fein 2Berf ber Siebe, t)aft getüife bicfe« Xraurige td)on oft erlebt, bielleirf)t aud) mitunter bid) fetbft barin betroffen, bad jeber el^rltd^ äRenft| tum fid^ 5ugeSen iinrb, gerabe tneil er nid^t fo lieBtod unb t^erl^rtet ift, um bie ^u^tfad^e gu überfeinen, bafe man nämUd^ ob bem, tva$ man tt)ut, nidjt uergeffen barf, mie man e§ tt)ut. ^(^, Sut^er {oü gefagt ^ben, er ^abe nic^t ein etn^ige^ Wlal in feinem Seben gaiQ frei t)on jebem jerftreuenben Oebanfen gebetet; fo bdennt too^l ber rebltc^e äRenfd^, bag er fein 90[ntofen, fo oft unb gern nnb frenbig er ed giebt, bo^ allemal in ©djnjac^^cit gegeben l^at; OieCteid^t ftörte i!)n ein zufälliger (Sinbrurf, üielleidit gab er mit launi)d}er '3ox^ liebe, oielleidjt moHte er )ic§ lo^faufen, öielleic^t ttjanbte er bad (Skftc^t ob, aber nid^t im bibtifd^ ©inne, oietteid^ nnt|te bie Itnfe $anb nid^td babon, aber in erfen foHfi Unb bet Saunt mtrb an ben tjrüd^ten erfannt, — barauS fott^t aber bod^ too^l nic^t, ba^ ber eine öaum fic§ mit ber Beurteilung ber anberen bejaffcn foH; im ®egcntei( ift immer ber einzelne S5aum, ber — ^tü^tt ttagen foU. Slbet ffttc^en foE ein äRenfd^ loeber ben, bet ben Seib tbten lann, nod^ aud^ ben ^u^let. & ift nur ®incr, ben ber 9Wcnfd^ fürd^ten foH, ba« ift ®ott; nnb e^ ift nur (Stner, für ben eg einem 9}?enfdjen joll bange fein, bag ift er fei bft. ©ctoife, »er in gur^t unb Sxtttxn im &ott füt fid^ felbft bange mar, ben l^at nie ein ^eud^tet bettogen. Kber bet, meU^ ed M fein (Befd^ft betteibt, ^eud^(et aufjufpüren, ob tl^m bad nun gelingt ober nid^t, ber fet)e fid) nur üor, ba^ bieg nic^t auc^ eine geuc^elei fei; benn berlei (Sntbedungen finb boc^ too^l faum grüd^te ber ßiebc. dagegen mirb einer, beffen Siebe in SBa^r^eit i^te eigene gftuc^t bringt, twn felbft unb unmiUtötlif^ jeben ^euc^et entlatben, bet i^ na^e ttitt, obet et nntb boc^ befc^men; ber Stebenbe abet imtb fic^ beffen iMetc^t 2* Digiiizea by Google — 20 — fdbft md^ bekDu^t tuerbeiL annfdtgfie ^tl^igakfjix gegen ipeu^etct ift We Älugt|cit, ja fic ift favm eine ©d^u^toe^r, melmel)r eine gcfSl^rlid^e S^adjbarfdjaft; bie befte ©d)u^tt)e^r gegen §euc^elei ift bie Siebe, ja fte ift nid)t b(o§ eilte ®cf)u|* toe^r, fonbern eine gä^nenbc Xiefe; fic ^at in alle (S:roigfcit mit ber ^ud^etet ni^t^ fd^affen. ^uc^ bad ift eine gfrttd|t, an bet bie £tebe eilannt mirb, bog fte ben Siebenben Dov ben 9t^m ht» ^d^Teri» bemo^tt. SBenn e§ nun aber aud) fo ift, bafj bie Siebe an ben grüd)ten fennt(id) tüirb, fo n)olIen iinb bürfen toir bod^ in irgenb einem Siebe^üer^ältnid einanber ni^t ungebulbig, mi^trauifd^, t^emiteUenb immer nur grüd^te fel^ tooOen. %>a& erfte, )OQd mir entnndett ^ben, \^ man mflffe an bie Siebe glauben, fonft mcrfc man gar nit^t, baft fte ba fei; nun lücnbet ficf) bie 3^ebe toieber auf baö erfte jurücf unb n)iebcrE)oIt eg: glaube on Siebe 1 S)Qg ift bod erfte unb le^te, maS t)on ber Siebe 5U fagen ift, menn man fie erfennen foQ; allein bod erfte äRal mad^ten toir ed gcitenb im ©egenfa^ ber fred^en ^erftänbigfeit, bie ba« ^ofein ber Siebe überljaupt leugnen möd^te, je^t bagegen, nad)bem bie ÄenntÜc^feit ber Siebe an ben grüd^ten gezeigt njorben ift, tuenben toir ung gegen bie franf^afte, ängftlic^e, f frut)u(dfe ^g^^igfeit, bie in Keinlid^m unb fümmerlid^em IDHItratten f$rfi(|te fe^ miH ^ergii ed ni^, ei^ mftre ja eine f^öne, eine ebfe, eine l^eilige grud^t, on ber betne Siebe fenntlid] mürbe, tuenn bu gegen einen anbern, beffen Siebe uieüeic^t geringere grudjt trägt, fo liebeöott toäreft, fic fc^öner ^u fe^cn ai& fic ift 5^ann ba$ S}2igtraucn toirflic^ eüoaS geringer fe|en atö ^ ift, fo fann aud^ bie Siebe etmad größer fct)en ate eiJ tfi — SSergiß e9 nid^t, wenn bn bic^ auc§ an ben grüc^ten ber Siebe erfreuft, bie bir äeigen, baft in biefem anbern 3Kcnfd^en bie Siebe too^nt, — öergife 9 Digiii/eü by Google — 21 — t» m<^ ttai ed bod^ iiik| feligec ifi, an IBtebe glaitBeit. (Sbttt bad tfl dn tiettcc %töhmi fix bie Xiefe bcr Sieie, •bo| bu ntd^t bloß bic Siebe an ben grüd^ten erfannt ^aft, fonbem eben bann btd^ tnieber ju bem erf teu ^urücfnjenbeft unb in i^m toieber ba§ 4>ö^fte finbeft, barin nämlic^, an i^tebe )it glauben, ^enn lool^I ift bod Seben ber Siebe an ben Stfi^^ fenntlt^, biefe mad^en bte Siebe offenbar, aber bo9 Sebett felbft ift hoä) mci^r bemi bte ein^ne gruc^t unb mel)! at§ alle grüc^te pfammen, luenn bu fie in einem ^(ugenbticf aufjagten fönnteft. S)a^ lejjte, ba^ feligfte, bad unbebingt über^eugenbe ftennjeid^en ber Siebe bleibt baium: bte Siebe bie t>m ber Siebe in einem onbem ertannt imb iirieber etfonnt tottb. 5C)ad (Sttetd^e ttntb nur nom ©leieren erfannt; blofe ber, welcher in ber Siebe bleibt, tann bie Siebe erfennen, gleic^tote baran feine Siebe ^u erfennen ift. Digitized by Google U. A. Jtt JoUr lieben. aRott^ 22, 89: ^ad anDete %tM ift Dem gleid^: Sy« f#aft HeiiMi i^j»ebe 9fiebe, gumal ein S5tucf)ftüdE einer 9iebe, fe^t ettua!^ üorau^, tDoüon oudgegongen kmtb; toiE einer ba^er Ine Kebe ober ^[iidfage (Stkoftgintg twnte^men, fo tl^ er tooffl, kuemt er juerft btefe Soraitöfe|ung ouffuci^t, um bamtt 5U beginnen. @o ift auc^ in bem üorfte^enben %tjct eine 33Drau§fe^ung enthalten, bie, obtüo^t am ©c^Iuffe ftetjenb, boc^ ben ^u^gang^punft bitbet. äBenn e^ nämlid^ ^eigt: „^n foUft beineit Soften lieben al» bid^ felbft", fo ift barm bte Soraitdfe|mig entbotet, ba| jeber äl^etifd^ ^ feC6ft (tebt. fe|t hai C^rtftentum otfo boroud; ^ ge^t burd^» auö nid)t trie jene E;ocf)fIiegenben Xeiiter üoraugfe|ungglo§ in Söerfe, beginnt amS) nic^t mit einer f^meid^el^aften ^^or^ ou^fe|iing. Uttb fönnten toir bestreiten, ba^ eg fo ift, tok ixa <&^rifietititm kwroiti^felt? @ollte aber attbrerfeitd iemaitb in äRi^Derftanb bem C^riftetitnm bte aRetmntg isitterf(|te6ett bürfen, 5U ber fid^ bie tt)eltlid^e ^(ug^ett einftimmig — mtb boc^ leiber gerabe ftreitfiid)tig befennt, „baf; jeber fidi felBft bcr Didd^fte fei"? foEte jemanb ba^ (2^l)ri)tentum fo mijsüer* fie^ Ünxm, hai er ^ma S^ertreter unb @d^irm^erm Digitized by Google — 28 — bet (Sctbftticbe machte? (^t)riftcntinn iDiU ja im ^gen« teil itn§ 5!}?enfc!)en bie @c(bfüicbe entreißen. $)icfe i\tc\t nämtic^ haxin, bafe man ftd^ fe(6ft liebt; foH man aber ben m^\im ^qU fid^ idb^i" litfm, fo bte^t ja ^ (Mol tm ntit emem 5Dietrt^ ho» @^(og bet Sdtfittefe auf nttb ad^ reifet fic bem aWenfc^cn. SBäre ba« ®eBot ber Md^ftentiefic onbcr^ außgebrücft al§ burd^ baS Xöörttein „al§ bid^ felbft", baö fo leicht ju ^anb^aben ift unb boc^ bie (Spannftaft ber (Ittngiieit fo !onnte bad i^ebot bie ^bftliebe nid^t fo Beweifient. SHcd ,,q19 bicl^ fetbft" Mnft loenn num ed hi9 Vuge fagt, ed btittgt itnabloetSbat mit ber @^ärfe ber (Stoigfeit ric^tenb in ben innerften ©c^Iupfnjtnfel eitt, too ein SWcnfc^ tieft fetbft liebt; eö läßt ber Selbftliebe nid)t bie (etfcfte ©ntfc^ulbigung übrig, ni^t bie minbefte ^uöfluc^t offfR. SSie unrnberbatl num fftimte ja lange imb fd^orf' ftatitge ttebeit batfibec tfiAUn, ttrie em äRenfc^ feinen 9tBiäßm lieben folle: unb boc^ »ürbc bie @eIbftUebc nad^ aßem @nt* jc^ulbigungen unb 9lu§f(iid)te üor^ubringen njiffen, njeil bie @QC^e ho6) nid^t ganj eifc^ft niäre, ni^t aOe ^Qe berüd« fid^gt koäien, loetl immer nod^ etmod oergeffen ober ein f^nft nid^ genon ober binbenb genug ottSgebrfidtt nnb be» fc^rieben ttiilre. Kber biefeS „ald bic^ felbft'' — fa fein Sfhngcr fann feinen ©egner fo feft umflainmern, tt)ic bicö @ebot bie (Selbftliebe umflammert, bie fic^ nicf)t met)r Don ber (Stelle rühren !ann. SBa^rlid^, ttienn bie (^elbftliebe mit biefem 8Bort ben Stampf aufgenommen ^ bcu» bod^ fo fga oerfte^ ift nnb niemanb Stüp\^thttäj^ mad^ tttrb, fo toirb fte merfen, bafe fie c8 mit bem @tär!eren p tl)un (jotte. SSie ^afob nad) feinem ^iiiujcii mit ®ott )ic^ la^ gerungen ^tte, jo n^irb bie ©elbftliebc ^crbrod^en fein, mcnn fk ntit biefem SB5rt(ein gerungen f^t, t>a^ bod^ einem SIcnf d^ feine 6cIbftIieBe nid^ abl^, oielmetr bie red^ Digitized by Google SetMttteBe gerabe Mhmqitn ttriH. ttmttbetlic^! Streit ift )o laitgtoterig, fc^vedüdj, üenüictelt iinc bei 5^ampf ber SelbjtlieDe um i^r eignet Sebcn! imb borfi mad^t bad (S^riftentum mit einem einzigen ®c^lag alle^o ab. i&ax^ ift kvie ein ^anbnnüNcd^, olled ift entfd^teben, ttrle Irie ciolge ®ntf(|etbung ber ^Tuferfte^mtg, im in einem angcnbndE" (1. Ä'or. 15, 52): bag Stiriftentum fe^t uorau8, ba6 ber ED^enf^ ftc^ felbft liebt, unb fügt nur baS Sort l)inju: ^ben S^dc^ften als btc^ felöft". Unb boc^ liegt jmifc^en biefem nnb jenem bte ^eränbernng einer gan^n @tpig!ett. «Hein foQte ho» and^ ba9 $lk|fte fein? fottte ni(^ möglid) fein, einen SRenfd^en ^öl)er ReBen al8 fid^ felbft? $)iefe 3^ebe bid)tcrifc^er öcgcifterung lä^t fid) ]xäM) in ber SBelt l)ören; ift'ö öielleid^t an bem, ba^ ba^ S^riftentum fid^ nid^t ebenfo t)od^ emporfc^n^ingen fann, fo bag eS, mljli aud^ mit SUfiftci^ auf bie einf<igen, gettid^nlid^ Sente, an bie e9 fid^ toenbet, fid^ mit ber gorberung, ben 9lft(^fien ^cB \xä) fe(bft" ju lieben, befd^eibcte? gerabe ttjie e^ aud^ nur ben »renig poetifd^en „S^äd^ften" lieben tcl)rt, n)ät)renb jene t)0(^* fliegenbe Siebe ben „beliebten", ben „greunb" befingt — benn bie Siebe jum 9l6(^ften l^ot genn^ nod^ fein ^ic^ter bef nngen, fo menig mie bte Siebe, todü^ Kebi, tme man fid^ fetbft liebt: follte olfo biefe poetifd^e Siebe bem ßljriftentnm ^od§ fein? Ober füllten tuir im übrigen ber befungenen Siebe öor ber befohlenen ben ^-Borjug geben unb (gleid^fam ^ur ärmlichen dhitfd^öbigung bafür) bad (S^riftentum ob feiner ÜBefonnen« 1^ nnb Sebendtoeidl^ )nteifen, ba| ed nfid|tetner nnb ffoaO^ ^aiterifc^er fid) ^ur (Srbe l^lte, trieQeid^t im ®inne bed @|)ric^^ tt)ort3: „lieb' mid) ttjenig unb lieb' mic^ lange"? ^ag fei ferne! S^riftentum njeife bod) um bie Siebe unb um ba^ Sieben noc^ beffer ^ejd^ib aU irgenb ein ^ic^ter; barum mei^ eS aber am!^, loai^ ineUeic^t ben ^£)id^tem entge^, ba| i^re Siebe, Digitized by GoügL — 25 — bie fie bcftngcn, im ©runbe ©elbftliebe ift, unb bafe baraud topl^l erflärcn läfet, wie fie in einem fd^önen $Raufci^ einen anbem ^d^et 0tt liefen hdpxüpUtt, ftc^ felbfi ^te natftt« lid^eSieBe tfi nix^ nt^t bad (Steige; [te ift ber f c^öne @(|n)tnbe(, ben bie Unenbtic^feit erregt, t^r ^öd^fter ^luöbrucf ift baS bummbreifte ©c^toelgen im 3flatfelt)aften; bat)er fommt e§, bafe fie fic^ noc^ ^öl^er öerfteigt, ber fc^tüinbelerregenben 9^ebe, bag man einen äRenfd^en „noä^ ^l^ev Uebe oU ^ott". Unb biefe ^mnmbceifttglett bel^agt bem ^nj^er über alle SKofecn, fie ift i^m ein D^renfd^moni^ nnb begeiftert it)n jum (Siefang. 51^ ba§ S^riftentum Iet)rt, bafe bo« ®otte3töfterung fei. 2öa§ öon ber Siebe gilt, baö gilt ebenfo üon ber greunb- fd^aft, fofcm oud) fie in ber SSorliebe befte^t, bie biefen einen SKenfd^n tot allen anbecn (iebt, i^n (iebt im (^enfa( p allen anbern. ^eS^Ib brfidEen and^ Siebe unb greunbfc^ft fc^on burd^ ben S^amcn it)re^ ©egenftanbeS bie Vorliebe für i^n au§, ba fie i()n ben „beliebten", ben „greunb" nennen, ber im (Segenfa^ jur ganzen 3Belt geliebt mirb. dagegen ift bie d^riftUd^e Se^re, bag man ben 9Md^ften, bad gan^ ikfci^eci^t, alle äüZenfd^en, felbft ben geinb liebe, ol^ne meber in @^m|7Qt^ie noc^ in 9[ntt^att|ie eine 9(tt9na]^me jn mair Umta i^n aud^ nod^ üfttger bid^, al^ fe einer gelebt I)at): t& fei xfyat bamm t^un, öiele SBorte gu mad)en unb red^t umftänblid^ fein (benn bann ^at ein öetrliger ba(b gemonnen), unb fo bleibe er ja^r- aug jahrein babei, „üerfuc^erifd^" ba§ „fönigtid^e ^efeij" au8* §uforfd^en: „toie foU id^ meinen SW^ften Ueben?" ^a mirb i^ bad (Moi bftnbtg nnb unberftnberliij^ baS fm^ SBott miebet^olen: „al^ bi^ fetbft". Unb toenn ein ©etrtiger box^ allerlei Umfd^meife bei ber ^rmögung biefer ^od^e fic^ felbft Digitized by Google — 27 — fein üebenlang — betrog, fo irirb it)m bie ©lüigfeit blofe bag furje SBort beö (Seje^e^ entgegentjaüen: „alg bic^ felbft". 2BQJ)rIic^, feiner tutrb fttf) bem ®ebot entjiefjen fönnen; räcft ba8 „aU bic^ fetbft" ber eel^tlteae fo na^ atö möglich 5tt SetSe, fo ifi ber ,,iRäd)fte" »iebet eine ÜBeftimntnng, bie ber ^elbftliebe )o Ieben^gefä()rlid^ aU möglich nat)e tritt. 2) a6 C'S ()ier eine Unmöglic^feit ift, fid) baüon p fcfjteic^en, fie^t bie ©elbftliebe ein. S)ie einzige Slu^fiuc^t» bie ja feiner Qnt oud^ ber iß^ariföer ergriff, alü er fic^ red^tfertigen n»oIlte, (efte^t barin, ba^ man ed ^meifet^ft fein Ift|t, toer ber 9lft(^te fei — vm if)n fid^ öom öcibe t)alten. 9Ber ift alfo eineS 9}?enfd)en SRäd^fter? ^oö 3ßort bebeutet offenbar baö örtlid)e 9bf)efein; a(fo ift ber 9^äc^fte bcrjenige, ber bir nä^er ift olle anbren. ^od) ift er bieÄ nid^ im gemfitUcl^en @inne, im @inne ber j^orliebe; benn ben» jenigen HeBen, ber einem fo nö^er fielet aU oHe anbem, ifi @eIbftHc6e — „tftun bie ipeiben nid)t aud) atfo?" ^r 9^äd}ftc ift bir alfo näl)er alö aüe anbern. Mein, ift er bir audj nät)cr, ote bu bir felbft bift? iJ^ein, baö ift er nid)t, üietme(}r ift er ober foU er bir gerabe fo na^ fein. ^ „iRäd^fte'' ift, toad bie ^^(ofopfien ba9 Knbere nennen lofirben, ba9, looran offcnBat nnrb, baß ba8 @et6ftifcf)e in ber €eIBfBie0e ftecft. 3nfofern brandet, be§ abftraften ©ebanfen^o wegen, ber 9?äc^fte gor ni^t einmal ba fein. Ujare benfbar, baB ein 3) '2enfd) einfam auf einer öben 3nfel lebte unb bocft ben 9tö(^ften liebte, tpenn er nur feinen ^inn nad^ bem Qkbot ber Siebe Mlbete unb ber @eIbfi(ieBe entfagte. 3ttKir entölt ber .M^^tt" in fid^ eine 2«annigfaltigfeit (benn ber ,,9lä(^ftc" bebentct „alle2}?enfd)en"), unb bod) ift anbererfeitö ein9[J?enfc^ t)inreic^enb für bic^, um ba^ ®efe| einzuüben. ®d ift nam* lid^ eine Unmög(i(^!eit, mit bem ^emugtfetn, §u ^toei jn fein, in felbftifd^ @inn ein @elbft ^n fein; ba§u mug bie Digitized by Google I — 28 — ©clbftliebe allein fein. finb aud) feine ^rei nötig: benn finb nur ^toti, bad toiä jagen, ift nur ein einziger anbrer SKenfc^ ba, ben bu im ^Ut^eit ©tnii liebft „cO» btf| fel^i^ obec in bem bit ben „9td#teit'' (teSft, fo iKfifl bn oDe aXeti« [c^en. dBet ba9 @elbftifd^e unbebingt nid^ tetben !antt, bog ift bie Sl>erbop|jetung; unb ba j5 baö ©ebot lautet „aU bid) felbft", barin liegt eben bic ^crboppelung. 5)er in natürlid^er Siebe ©tü^enbe hm nie auf (S^cunb ober in ftiaft biefer (8M bie Secbotiliedtiig ectnigeit; benn fftr feineti f^aU liegt in t^r, bag er bte SteBe attfgöbe, toyenn bet (Sktie^ eö forberte. tiefer Siebenbe liebt alfo ben beliebten nic^t „ai^ \\d) felbft", benn er ift ja ber ^orbernbe; aber biefe^ «old fici§ felbft" richtet öiclme^r bie gorberung an iljn — Q!^, mtb bod^ ntentt er gar, er liebe ben anbem l^ft^ benn 3)er „S'läc^ftc" rucft alfo ber (Selbftttebe fo fräftig aU möglich Seibe; giebt e§ nur jttJei 3)^Gnfc^en, fo ift ber onbere äT^enfd^ ber 9^ä^fte; äJ'^iUionen angenommen, fo ift jebec t)on biefen ber ^^äd^te, ber emem miebentm nAl^r rüdt benn ber „Sremtb" nnb ber „iSdi^", fofem btefe aU ©egenftanb ber SorHeBe mit ber 6eI6ftfiebe fid) ganj fremtb«» fc^afttid^ fteüen. SDafe ber 9Mc^fte fo ba ift unb einem fo na^)t ift, beffen ipirb man fid} im allgemeinen mf)i audE) bemüht, tpenn man Siechte, gorbcrungen an it)n ju ^aben g(attbt Sknn einer in biefem @inn fragt, »er fein 92äd^fter fei, fo ent^öTt jene Wxtamt (S>t)n\ü an ben $i)anf5er nur auf eigentümli^e SBeife ben Söefc^eib: benn in ber 5lnttt)ort loirb eigentlid) ,^uerft bie ^rage unu^ebrelit unb baburc^ an- gebeutet, mie ein 2)ienfc^ 5U fragen ^be. 3^c^bem ©t)riftu§ n&m(id^ bad Digiiizea by Google — 30 — ^fc| mit fettiei^ „als l»tt^ felirft" ^ ber SOb^bt etit« tomnbeit, bte ftetüd^ hai (S^nftentum leibet afö X()at)ac^c in jcbem lUcujcfien Dorau^jct^en muf), )o I)aft bu gerabe ge- lernt, birf) felbft 3U lieben. 2)aß (^e)etJ fagt bal)er: foÖft bic^ felbft fo lieben, mie btt ben Mc^ftett liebft, memt bu i^n Itebft toie bid^ felbft Sebet SOienfc^feiittet gtebt geioi^ 5», ba§ et oft beit SQSuttfcf) !)cgte, er möd^tc nur bie Seilte jur ^Tufgabe t^rer ©clbftliebe bcftimmen fönnen, ober bann nid^t minber, e§ möchte it)m bod) gelingen, i^nen bie Siebe fid^ felbft in toa^rem ©inne beizubringen. SSenn ber gefd^aftige äBelt« menfd^ feine geit unb fttaft im ^tenfie beft eitlen amb mettlofen treibend t)ergeubet, ^eigt bod ntc^t, bag et tioc^ ntd^t gelernt ijat, fidj iclbft Heben-? S^enn ber i^cid)t^ finnige ftc^ felbft an ben STanb be§ ^(ugenblid^ iDcgtinrft, faft olö töäre er nid^tö, betoeift er bamit nid^t, baft er noc^ fein ^tänbnid bafüt \^t, ttne et fid^ felbft lieben foUte? SBenn bet @d^immütige fein Seben, [a fid^ felbft (08 fein MnU, mangelt il^m ba nid^ bie ©ttenge mtb bet ^nft, fic^ felbft lieben? SSenn ein SD^cnfd), ben bie SSelt ober ein anberer treulos üerraten t)at, ber ^^er^ttjeiflung fi^ Ijingiebt, liegt ba nic^t (üon feinem unf^ulbigen IBeiben reben mit ^ietbei nid^) bie eigne ©d^nlb mit p ^nbe, hai tt ftd^ felbft ni^t auf bie ted^te »Seife ß«^? ®«tn ein SWenfd) felbftquälerifd) meint, er tl)ue ®ott burd) feine ©elbftquälcrci einen ^ienft, ift ba nidit eben baö feine ©ünbe, ba§ er fid^ felbft nic^t rec^t lieben roiü? ^2lc^ unb mnn ein 3J?enfc^ Detmeffen ^b an fid^ legt, ift nid^t eben bai» feine ^ünbe, bog et nid^ ted^t fid§ felbft in hm Sinne liebt, in' bem ein 9J?enfd§ fid§ felbft lieben foll? D, mon rebet in ber SCßelt fo Diel üon 3.^errat unb Untreue, unb, @ott beffere ed, ed ift ja nur all^ ma^r; mir bürfen aber \Hiiob ni^t Digitized by Google, — 31 — öergeffen, bafe ber gefä^rüc^fte 33crräter unter allen ber ift, ben jebcr 9)?eufc^ in fidf) felbft birgt, i^cag nun btefer ^er* rat barin befielen, bafe ber 3}^enfc^ )ic^ feCbftif^ liebt, ober bann, bag er fel^tifd^ fu^ felbft tttc^t auf bie redete äBeife Cctoi kmO, er 6(eiBt unter allen ttmft&nben ein ie bed gongen Clrifienluatf, mit bd» (Maubend iSectounberung bemfttig au« Digitized by Google 1 — 32 — 9eftet)en, bafe folc^eg ntd)t in cine§ SD^cnfc^en ^erj aufge* fommen ift. 2)cnn baö (SJebot ift nun ac^tje^n d^riftlic^e Sa^r^unberte l^inburdb unb fd^on Dot^c im Subentum gältig geloefeit; jebet ift bann ei|ogeti mib, getfüg betftanben, bem Atnbe gletc!^, boS in koo^d^abenber (Sfteni ipaud auftoad^ft unb barunt in ®efa^r ift, ju öergeffen, bofe baä tägliche S3rob eine ®abe ift; unb nun, ba baö Sliriftlid^e mandjmal üon benen, bie barin auferjogen njurbcn, gegenüber anert)anb Üleuigfeiteit betfd^mä^t koitb, ä^nUdji koie bie gefitttbe ^ptx\t Don fold^, bie ben junget nie jn mfd^mecCen litten, gegen fitdtmacm Mo^et toirb; nun, ba bog (S^riftlidje borau«* gefegt njirb, olg befannt, alö gegeben öorauögefegt, an- gebeutet n)irb — bamit man toeitergelje: nun wirb e^ freiließ t>on jebem ol^ne tueitered nad^gefagt; unb boc^, tute feUen untb tetber bocanf gtad^et, nne feiten meUeid^ ift ed, ba^ ein (S^riftenmenfd^ emft(id) unb banfbot fid^ eine 8ot» fteUung öon bem 3"f*ö"^ mac^t, mie er fein müfete, toenn baö St)riftentum ni^t in biefe SBelt f)erein' getreten märe! 2öag für ein Wlut get)ört biK^ nic^t bo^u, ^nm attetetftenmol bod SBott avS^u\pxt^^: ^^Dn foUft lieben"! ober richtiger, meld^er göttlich ^ntoritfit Bebarf um mit biefcm SBorte bie natürlid^en SPorftellungcn unb ®e* griffe ber 9D^^enfd)en über ben Raufen ju merfenl S)enn ha, too bie menfc^lic^e ©prad^e Derftummt unb ber 9J?ut nic^t ftonbljatt an ber ©renje, ba tritt mit göttUd^er Originalität bie Offenbarung auf ben $(an unb tierfünb^, koad fftr ben f^arfen Serfianb ober für bie menfd^Ii^e IBergleid^ung nid^t fd)iuer 5um 58erftel)en ift, aber gleidjlüül)! in einc§ 9J^cnfd)en ^er^^cn ni^t auffam. ^nm ^erftcl)en ift eö eigentüd) nic^t fd^mer, fobolb cd auSgef))ro^en ift, unb ed aill ja blog gum Eudftben berftanben fein; aber anfgefommen ift ed nid^ in einedSReufd^en ^erj. Stimm einen Reiben, ber burd^ gebonfen«» Digitized by Google , I — 88 — U\t» fyxSpHappttn btS C^fBif!^ ober btttd^ bte (EmbtOmtig, er fei fdjon ein (K^rift, nod^ iti^t tttttobfßt ift, — fo tiM> bieg ®c6ot „^u follft ücbcn" i{)n nid)t btofe in ©rftamten fe^cn, fonbern e§ trirb iJ)n empören, e§ ttjirb iljm jum 5trgerntg tuerbcn. ®ben barum gilt and) üon bicfem ©ebot bec 8kbe tmebet, too» f ftr ba« (S^rifÜ^e i|bec^itt>t bcaeiii^ nen^ tft: „9IIe8 tfi tten geioofbett/' iMot tft tttd|t in zufälligem @tnne ettüQ« SRcueiJ, and^ nid^t eine 9^cutgfett im ©Tttne bcr 9?eugier, audE) nid)t im ©inne ber ^eitüc^fett ein SJleiie^. Siebe gab aud^ im ^eibentum; baj aber ^et|t, man „foQ'' lieben, bad tft eine ^ei&nbemng um eine gange ^M^teit — nnb aUt» ift bamit neu getootben. Rod ffir ein. Unterfd^teb jmifc^en jenem ®pitt ber natfitftc^en IRegungen, ©efü^te, Steigungen unb Seibenfcf)aften, furg jenem @piet ber unmittelbaren Gräfte, jener bidjterifd^ befungenen ^rrlic^feit im fiad^en ober in Xf)ränen, im SBünfc^en ober im ©eignen, toa^ für ein Unterfd^teb ^d|en btefem gfrö^eten tttilb bem CkoigldiSenifi ber nnnme^r gdboienen Siebe, ber Siebe im mtb in bet »al^r^ett, in Knfri^tigfeit nnb ©elbftocricugnung ! ttber bie menfd^lid)c Unbonfbarfeit, o ma§ {)at fie für ein furjciS ©ebac^tniSl SBcil je^t baS $öd)fte jebcm ange* boten mtrb, fo nimmt man ed al^ ein 1^; man fü^It ni^ babei, gef^meige \ta% man ftd^ HM^t^ft gftbe lom bem-^o^ Sßett bed 5{)orgeBotenen, teij^t aU Bftgie M ^öc^fte etmag ein, meit alle baSfelbe l^aben ober f)abcn fönnen. @ief), menn eine gamilie im 53efi^ cineö foftbaren ^einobd ift, ba^ fic^ auf eine gemiffe ii^egebenl)eit begief)t, fo t^fk^Un t>on Ükfii^lecl^t %n Ükfc^lec^ bie Witxn i^ren JHnbrm nnb bie ftinber nHeber i^ten ftinbem, loie ei^ bobei gugcgangen fei. SBcit aber baS S^riftcntum bereit« fo iMe JJa^r^unberte t)inburd^ baö Eigentum bcg ganjcn ©cfd^lec^t^ Stiexlegaaib, KBoUen ber £ie^. 3 Digitized by Google — 34 — getoefen ift, foH batum aUc Siebe öerftummen, toaS für eine d^kmgleitötier&iibeittiig mit bem (S^tifteittum in ber Sßelt t>tyc* ging? mtS)t jebe« ®cfc^(ed^t gteid^ nat)e baju, b. 1^. ift eS nic^t gtetc^ baju ücrpfltd)tet, fi^ ba« beutlic^ §u mad^en? Sft bic SSeränbcrung minbcr merftimrbig, mii fd^on oc^tjcl)!! Sa^tl^unberte bat)tn finb? Sft imnmet)r auc^ ireiüger )i)t(^tig gett)orben, ba^ ein ^ott ift, tveti fc^ou in etlichen So^rtaufenben gan^e enn ic^ nie ben redeten (Sinbiud baüon genjinne, baf? id^ e§ befi^e unb id) be* befige! S33eil ber, njeldjcr bie irbifdjcn ®üter l)at, nad) bem SBorte ber ©c^rift fein foll, aU l>itte er fie nidjt, foU bad benn auc^ nom ^öc^ften gelten, bag man e^ f|at unb man bod^ ift, ate ^fttte man nic^t? 06 e« fid^ mol^I fo toer^It? Digiiizeci by Google — 36 — ^oc^ nein, toix luoHen un^ n\d)t buxd) bie grage betrügen, ai^ toäxz möt3Ud), baö -t^öc^fte auf bicfc SSJeife \)ahm, toxi tootten öielme^r re^t bebenfcn, bofe bas eine Unmögli^» !ett ift. S)ie irbifc^n mttx \mb tad (S^let^ültige, ittib barunt (el^ bie ®d^ft, ba^ man fte, faOd man {te 6efi^t, a\(i ba« ©teid^güdige Sefigen foH; ba« §örf)ftc aber fann unb barf nicf)t tDie baö (5iIeicJ)güItige befeffen luerben. S)ie irbifd^en ®üter finb äuBerlicf) betrachtet eine SSirfüc^fcit, barum fann man fic befi^en, iüä^renb unb obfd^on man ift, atö l^te man fie ntd^t; bie geiftigen (Stüter abet finb (ebtg* (ic^ im Snneren, blog baburc^, ba| man fie befi^t, unb batum fann man, menn man fte nrirfftc^ Befi^t, nid)t fein tt)ie einer, ber fie nidjt befi^t; im ©egenteil, njenn man ein fülc^er ift, fo befi^t man fie gerabe nid)!. SBenn einer meint, (ä^Iauben ^ben, unb ift bod) bei biejem $efi^ gletd)güttig, meber Mi no^ UKinn, fo barf er fid^ec fein, er fyit ben (^(anben gar nid^t. SBenn einer meint, er fei ein ^^^rift, unb ift bo(^ gleid^gültig bobci, baß er e« ift, fo ift er e« geloib aurf) nid^t. Ober mnö sollten iuir üon einem urteilen, ber üerfic^erte, er fei oerliebt, unb 5ug(eic^, bag i^m bad gana gleichgültig fei? "Vv^ cv WJl @Q motten mir aud^ ^ier, mie überhaupt bei jeber Qk* legen^eit, mo mir t»om (S^ftlid^en reben, feine Urf))rüng« lid^feit nid^t öcrgeffen, b. 1^. baß e« in fcincS SWenfd^en ^crj cntfipmngen ift; njir moflen nid)t uergeffcn, bauon mit be^ (S^Iaubend Uriprünglicf)feit 5U reben, ber jebcr^eit, menn er in einem ÜKRenfcl^en ift, m6^t glaubt, meil anbre geglaubt laben, fonbern meil auc| biefer SRenfc^ imn bem ergriffen mnrbe, mad 'bor it)m fcf)on Ünj&l^nge ergriffen l^atte, aber barum ben legten nid^t weniger urfprünglii^. ®enn ein Söerf^eug, ba§ ein ^anbmcrfSmann braurf)t, mirb mit ben Salären abgenugt, bie ^bei uerliert i^e ^pannlraft unb 3* Digiiizea by Google — 36 — ctlat)mt; aber bic @)Kinn{raft bcr ©lütgfctt ^at, Sc^tt fte QKe ^inbutd^ ganj unberänbett. SEBenit ein lh:aft« meffcr lange genug geBraurf)t ift, fo foim ^ulcjjt auc^ bte ©c^ttJQc^e i()n in 53ett)egung fe^en; aber bie ^aftpro6e ber ©tDtgfcit, an ber jeber 9[)?enfc^ flcprüft n^erben foß: ob er ©tauben ^aben toiU ober nic^t, bleibt burc^ aüe 3^^^ ^ji"' bttt(^ gdnattd^ unöetänbert. — Söenu ©^riftu« (aWatt^. 10, 17) fagt: „^ftiet euc^ t)or ben SKenfc^", foUt« borin titc^ au^ ha^ eittl^Iten fdn: ^tet eud^ bobor, bog it)r ni^t burd^ 2J?enf^en, ba§ ift bnrd) ftete^!^ iNer(]leidjen mit anbcrn aj^en-j fd^en, bur(f) ®en)ol)nt)cit unb ^Hu^erlic^feit um bnö .^öc^fte cu(^ betrügen lafet? S)enn eincd ^etrügerö Xüde ift nid^t {o gefö^rticf), ba nton fd^on e|et aufmerlfam toirb; rec^t ge» ftt^rUc^ ift erft ha», hai man baiS $ö^te tone ein gUit^ gültige« ^metngut f)at, in geiftfofer ®etoJo^nJ)eit, ja tn einer geifttofen ©enjol^n^eit, wddjt gar baö ®efi^lecfit an bie ©teile be^ (Einzelnen fe^t, baö (5Jefd)led)t jum (Smpfänger unb ben (Sinjetncu als ®tieb beöfelben o^ne meitere^ §um Xeil^aber ntad^t. ®eto)i6 foU bad ipöc^fte ntd^t aU ein SHaub an genffen »erben; bn foaft eS nid^ in feI0fHf(^r f3eife fftr bic^ felbft ^aben, benn ttw« bn lebigtid^ für bid^ felbft ^aben* fannft, ba8 ift niemals bas ^lodjfte: üb bu aber aud^ im tieffteu «9inne baso $öd)fte gemeinfam mit allen ^aft (unb bog ift gcrabe ba§ §öc^fte, baö bu mit allen gemeinfam l^ben fannft), gleid^n^o^l foUft bu im (Stauben fär bic^ felift laBen, \o ba| bn es alfo B^ttft, laOfyctnh toieHeid^ dde ofnbeven ed an^ Bellten, a6et an^ Be^ältft, toenn fogar aüe anberen e^ aufgeben Mrben. §ütet cud) ou^ in bie) er ^infic^t öor ben SDZenfd^en, „feib flug n^ic bie ©d^langen", — bamit bu nämlid^ bag ©e^imniiS beS ®lau* bettiS für bid^ felbft betoNil^rft, obfc^on bn aud^ ^i^t trnb tbfinfclieft itnb bafftr atfetteft, bag ein jeber 'ts hierin l^be Digiiizeti by Google - 37 — »tc ttti; »fdb etnfäUifi toie hit ^uben", benti bei ®(oit6e tft cto btcfe (Stnfatt. 5Dit foHfi itic^t hie ffing^t ge« brauchen, um bcn (SJtauben ^^i ettoa^ anberem gu mad^en, fonbern bu foflft gerabe bie ^Iugf)eit bogu knu^en, burcft !luge )i^sfic^t gegen bie iU^enfdjen bcd Glaubend ^e^eimnid in btr $n bekoo^m. 3ft boi^ ^BofimgdloiM^, mvi oQe, i^ber ffir {id^ eil toiffen itnb fennen, banun Idn 0e(|eimnt0, bist eil bix^ jjebem o(« (IM^etnnitt dnHeTtnittt nnb t»ini jjebem atd {oldje^ betoaijrt ttjirb? baö 9el)eimc ßofung^lport ift beute eineg unb münden ein anbre^, bag SBefen be^ ©tauben^ abec ba^ er ein (^e^eimuid fei, bag er für ben i^^elnen fei; »enn tt m^t tton j^bem (Sin^elnen (felbfi I9emi et t^n betamt) ofö ein Ce^tmnid fMoafjitt ttntb, fo glaubt er axtid^ nic^t. ©oÜte bog ijicHeid^t ein 3J?anget am ©(onben fein, bafe er fo ein C^cljcimniö ift unb bleibt unb fein fotl? 3ft bo^ bann auc^ bei ber natürlidjen Üiebe ein SKangel? ober finb e& gerobe bie flüchtigen Erregungen, bie fofost offenbac toetben nnb auc^ fofovt mtcber iiecfcl^koinben, too* gegen ber tiefe dinbmcf intmecfort bail (Se^eimnid bema^, fo t>aB tüix fogar unb mit öollem 9ied)t fagen, bie ^^erliebt- beit fei feine re^te, bie einen SD^cnfdjen nid)t fd^mcigfam moc^e? (Solche in fi^ gelehrte ßiebe fonn ein Söilb bed (SHoubenA {ein, aber an^ nnr ein \^m^ Slad^bitb ber wmerg&nglid^ Smterltd^feit beil Wtm\^, ber im i^Ianben in fi^ gefef)rt ift. 5Der, ml^ !(ug toie bie ©d^tange fid) üor ben SDtenfc^eu l}ütet, ba§ er einfältig tük bie ^aube „be^ ©laubeng (SJe^eimniö bematjreu fann", er bat auc^, mie bic ©c^ft fagt (aWarf. 9, 50), „©ata bei fic^"; {)ütet er fiel ober itii|t tm ben ai^enfd^n, fo nertiert bad @a(i feine Straft nnb toomit fod man bonn fallen? Unb mog ou^ ein öiebeögef)ctmnig fd^on ber Untergong eine« SWenfc^en ge* toorbeu fein, fo ift bagegen ber (glaubt en^ig unb allezeit Digitized by Google — 38 — hrängtc fic^ nidn üor, um illjnjti ©ctoanb bcrüljrcn, ftc er,3ät)(tc niemanb, trav ftc ttjoflte unb ipq? ne glaubte; ftc fagte gan^ leije bei fic^ jclbft: „ipenn ic^ nur ben ^um fcmcd ftktM ontfi^ fo 6tit ti^ gefintb." S>icd (ie^etniitid (ttttc ftc fftt fU| f^^M^ ^ Unit l)ci^ Wnuiciift Bc^ciiiiiii^ boS CSa Ca» O^IA mmI^ /IStaii «tf «^AA^^ ittmXtm* *^ ^ummH fka* 7IC yuT ^ctt mio iftUH§ifii Tfttot. it/Kfo» w^iinin» ntmtTt on für bic^ fclbft ^ben auc^ bann, menn bii ben (Glauben frei bcfcnnft: unb menn bu otinmacfitici auf bem S^ranfentaqer fein ©lieb xül)itn, anö) bie 3^9^ i^i^^ belegen lannft, ^icf^^ iamtft Im litefcd ük^rimmd Bei bhr fjoboL Wct bc8 OlttiiBciid Onginolifftt fie^t ttridMr in gtnibtiii IBet^fttniS ber Originalitöt bc« ^^riftltc^n. beborf feiner meitlnungen Sd)ilberung be^ $>ctbentumö, feiner 9.^cr* irrungen, feiner (^igentümlic^Eeü; bie Hennjeid^n beg S^rift- lid^en futb im S^riftHd^n felbft enttjalten. 3Äoc^e ^ier bic ^obe: netgt^ emen Sbigotblu! bai» «i^tli^c; bade bii; 10118 bu fonft an Siebe fennft, bcftniie bi^ auf boft, toxid bu Bei 5{>u^tern liefeft, »oS bu felbft entbecfen fannft, unb fage bann, ob bir je ber ©ebanfe gefommen Ujäre: bu follft lieben? @ei oufric^tig; ober bamit bu bic^ ni(^t beengt \mL\t, fo tM aufrief gefte^, bag bod oft, oft m memem Seben mein ^tonnen erregt ^t, bo| ed mir maml^ mol loar, cS» bertihre bie Siebe bobn»E^ alleS, obliw^I fie fogar ottcg geminnt. @ei aufrichtig, gcftet)c, bafe e^ öielleid)t bei ben meiftcn ber gaÜ ift, baß ibnen angefic^tö ber glühen* ben ®rf)i(berung ber Siebe ober grcunbf^ft, mie mir bei ben Sbi^Um fie finben, bod c^riftlu^ »5Dtt foUft lieben" gegenfibor jenem fd^einbor biet ^|eitn vtd^ ormfetig bor« (ommen totV. „^u follft lieben", ^lux wenn ba^ Sieben ^^flid^t i)t, nur bann i)t bie Siebe etoig gegen xeglic^e ^er« Digitized by Google — 39 — Anbetung geft^ü^t; eioig frei gemacht in feltger Un« ab^ftngigfeit; eioig glüdlid^ \}ox Ser^toeiflnng ge» ftd^evt SKe frö^üc^, tüxt qiüdüd), ivk unbefdjrciblic^ juDerfic^t'- and) bie natürlid)e ßiebe iitib 3"^^'9U"9^ unmitteU bare Siebe folc^c fein fann, fie fü^tt boc^ gcrobe in t^rem fd^nften ^(ugenbltd einen S)rang, fiti^ )Pomdgti(| niKl^ inntget SU DetHnben. ^arunt f d^ten bie (eiben, fk f^kolken etnmtbet %mit unb ^eunbfd^aft; unb toenn tuk am feierüdjften au^brücfen tüoüen, fo fagen luii uoii ben beiben nic^t: „fie lieben ftcf)", tuir jagen: „fie fd)tiioren fi^ Irene", ober: „fie fd)tt?oren fid) greunbfd^aft". ^Tdein bei toa^ fc^toört bemi biefe iBiebe? SQSir iDoQen bie t(ufmerffanifeit nic^t fiftcen nnb oblenten, inbem tott baian erinnern, bag i^ier eine große Ungtctd^^eit l)errfc^t, morftber bie ^Hd^ier att bie eingeiüeil)ten '3)olmetfc^er biefer Siebe am beften Sefd)cib toiffen — benn too e^ fid) um biefe Siebe l)anbeU, ba ift ber ^id^ter an feiner ©teUe; er nimmt ben bdben bod Qk^ ttbbe ab, er tmceinigt fie, et fagt i^en ben (Eib im unb Ua^t fie fc^todren, fur^, er ift tf)r ^rieftet. @d^tD0tt nun Wefe ßiebe bei ttm», baS ^ö^cr ift al« fie fetbft? Sf^ein, ba« tf)\xt fie nic^t. @ben bieg ift ba§ f^önc, ba§ rüt)renbe, ba« rätfcl^aftc, ba3 bid^terifc^c TOfeöerftänbniS, bafe bic beiben Siebenben bad nid^t felbft entbeden; unb eben barum ift ber S>iil^tet t^t ein^iget, i^ geliebtet IBetttautet, toeti et ed auc^ md^ enibecft. ffienn biefe Siebe fc^Mrt, giebt eigentlich fie felbft bcm ©ebeutung, bei bem fie fd)tüört; bic Siebe gießt felbft ben ÖJlan^ über baö au^, bei n^ag fie fd)tüört, fo baß fie alfo nid^t bloß nic^t bei ettua^ ^ö^rcm fc^loört, fonbern eigentlich bei ettoa« fd^ioört, ba« geringer ift a(d fie felbft. . 60 nnkfd^teibUc^ teid| ift biefe Siebe in intern liebend» Mtbigon SUK^Hetftftnbnid; benn gerabe todl fie fic^ felbft ; Digitized by Google — 40 — ein unenblid)er 9?eid}tum, itjrer jclbft uncnblid) getrife ift, fd^HJÖrt fic bei tUva^ geringerem (njenn fic fc^mort), ofine e§ feibft )tt entbeden. 2)a^er fommt kpteberum, bo^ btefed @c^loAcen bo^ bei anmutigfte ift, to&^veitb ei» ja ber l)öd)fte (Stnft fein foH unb and^ oufridEjtig fein toill. Unb ber rätfeboHe greunb, ber ^id)ter, ber innigfter 3?ertrauter biefer Siebe baö tieffte '-I^erftänbniö für fie bcfi^t, er uer* fte^ au^ nid^t. Unb bod) i)t baS ja leidet 5U üerfte^n, ba| matt, um in SBa^r^eit p fc^toüren, bei etnxid ^fii^em fd^dren mn^r fo ba^ iM ii)n toäijrenb Digiiizea by Google — 42 — feineiS &6eni» ttid^t toertieg, erft bann toeift ed [icf) an», bog er glürffic^ — mar. 9BaS 6(06 ba ift, toa^ nod^ feine ^^er* cinbcrimg burrfinemac^t int, ^at fie beftänbig üor fid); fie !anu beftänbig eintreten, noc^ im legten ^ugenblic! fomi fie fommen, nnb ecfi ti»enn bad IBeben am (Snbe ift, erft bann lann man fagen: bte l^erfinbentng !am ntd^t — obet bienetd^t läm pe. föad feine ^exftnberung erfu{)r, ^at tpo^t Söeftanb, t)at aber iiic^t S3e]"tänbtg!eit; fo tüeit eö iöeftanb l^ot, ift ba, fohjeit eg ober incf)t in ber ^^cränberung S3eftänbigfeit gewonnen fyxt, tarn nic£)t g(cid^5eitig mit fic^ felbft tuerben unb ift bann entn^eber in gUIctlid^r Untoiffen^it übet bied 99{igber^ttnid befangen obet toe^mfitig gefttmmt. 'S>mn bad @tt)tgc ift baÄ einzige, bog glcid^jcitig mit jcber Qtit fein, toerbcn unb Bleiben tann; bie g^itücljfeit bagegen jdjeibet in fid^ felbft, nnb baö (5Jegentt)ärtige fann nid)t mit bem 3"' hinfttgen gteic^eitig tDerben,- nod^ ba^ ßuüinftige mit bem ^eiigangenen, no(j^ bad ä^ergangene mit bem (Skgemoärtigen. Son bem, toad bnrd^ eine QSet&nbetung ^tnburd^ ^eftönbig»» fett getoonn, öon t^m fann man ba^er nic^t hlo% toenn cÄ beftanben l)at, fagen: „e§ beftanb", fonbern man fann fagen: „c§ l)at beftanben, n)äf)renb e« beftanb." (Sben baö ift bic ©ic^erftcHung unb ift ettua^ gang Slnbere« alg (Sad^e bdJ @^lü(fö. SBenn bie )8iebe bie (Smigfeit in fid^ aufgenommen fyit, inbem fie jur ^füd^t ttmrbe, fo ^at fie SBeftönbtgfeit gctoonnen, unb ba crgiebt fic^ öon felbft, bafe fie befielet. @g folgt uämlid) nid§t üon felbft, bafe, \va^ in biefem klugen* htid befte^t, auc^ im näd)ften beftet)e; aber baä folgt Don fid| felbft, ba^ baS ^eftdnbige befte^. äKan rebet ia babon, bag etnnid feine $robe beftelie, unb man pxd\i e9, koenn tli feine ^oBe beftanben l^at; ba teben tmt abec bod^ t>on bem Unt)oli!ommenen, bcnn bic ©eftönbigfeit beä Söeftänbigen fott unb fann uidjt bamit fid) ertoeifen, bag ed eine $robe Digiiizeti by Google — 43 — Befielt — ed ift ja bad eefidnbtge, unb hls% bad SSecgfitig« Tt^ faitn fic^ babutci^, ba^ eis ht etnet befte()t, beit Sdjcin DDii Seftänbigfctt geben. 5Som ^roBeftlBer mürbe barum niemanb fagen ttJoHen, eg foüe feine ^robe mit ben Sauren befielen; benn e§ ift ja gebiegene^ ^robeftlber. @o tft ed Ol«! mit bec Siebe, ^ie Siebe, bie bioi befte^t, fo ffiMtä^, fo ^Ibfelig, fo juDetftd^tltd^, fo ))oettf(]^ fie aud§ tft fle mu^ bo4 tiitt ben Salären il^re ^robe etft befiehlt; ober bie Siebe, bie bie ®tt)igfett in fid^ aufgenommen f)at, inbem fie 5ur ^f(id)t timrbe, fie ijat JBcftänbigfeit gemonnen, fie ift ^^befilber. Sft fie barum öielleid^t mcntger praftifc^, koeniget btottd^bat im Sebett? Sft benn ^obefitber boi^ mtnbet ScQU^bote? S)od^ too^ nic^t; Dtetme^ e^rt bie Stnrod^ unttnlÜürlid^, toic ber ©ebanfe mit Öenjufttfein bieg t{)ut, ba§ ^robefilber auf eigentümUdje Söeife. 2)enn man fagt üon it)m b(og „man braucht eg", öom probieren rcbet man bei i^m gor nic^t man t^ut i^m bie ©d^nbe ntd^t an, ba| man eines ^obe nntet^ie^ tM; oQed koei^ ja ^nm k>ocau9, ba^ $Tobef!Iber bie ^o6e ani^l^It. SBemi man ba^er ein minbec gebiegeneg ©türf „SBerffilber" üerttjenbet, fo tüirb man genötigt; fic^ genauer auSjubrürfen unb minber einfacf) ju reben, unb mu| faft ^n^eibeutig bod ^oppdtt fagen: „man U)enbet e^ an, unb lod^enb man e9 antoenbet, t^robiett man t§ }tt< ^fidä^"; benn ed ift bo(| immer mdglid^, ba| t& flc| att(| bran(^Bar ettoeifen ttnnte. ?[Ifo, nur menn ba§ Sieben ^^^flidjt ift, nur bann ift bic Siebe enjig gefiebert, ^iefe ^erfic^erung, bie bie (Smtg!eit audfteUt, treibt aQe ^ngft aud unb mac^t bie Siebe twQfonmien, MiEbmmen fid^. ^n in jener unmittelbaren Siebe, bie nur ba t{t, ift bei aU i^rer 3mierftc^tttd^feit bod^ nod^ eine ttngft, bie tlngft, fie möd^te fid^ t)erftnbem. ®ie felbft oecfte^t nid^t, (o totniQ aU ber SDic^ter, ba^ eS ^(ngft Digitized by Google — 44 — ift; benn bte ttngft ift uerfiedt, unb dit|erlid^ ift nur bad brennenbe ^i^erlangcn bemerfen, melrf^ed boc^ gcrabe ein 3eid}en ift, bafe bie ^Ingft im ^intergriinbc fttf) öerbirgt. ^o^ei (dme {onft U)o^(, bag bie unmittelbare £iebe fo batauf aud, ja barauf erpicht ift, bie ^tebe auf bie $tobe ftellett? ^ie Utfad^e ift eben, ba^ bie Siebe nod^ ni^t ^ut $f(ic^t unb baburd^ im tteffien @inne bet „^tobe" unter« roorfen murbc. ^after biefe ftifee Unruhe, üon tneldjer ber Dirf)ter fpricf)t, bic ueriuegen unb immer uermegcncr bie ^robc mac^)en möchte. S)er ßiebenbe will ben beliebten erproben, bec Sreunb ben greunb; bad probieren ^ fretlid^ feinen (Shrunb in ber Siebe, aber biefei^ rel^be SSertangen, bie ^be 5U machen, biefe llopfenbe @e()iifud)t, boc^ einmot auf bie Sßxobz gefteüt 511 tueiben, erflärt bocf), bafe bie Siebe un* betoufet fidj fc(bft unfirf)er füijlt. 6pier ift mieber ein rätfel« l)aftcs^ ^Ü^Böerftanbniö in ber unmittelbaren Siebe unb in bei^ Sbi^t^ (Klärungen. Sbit Siebenben unb ber ^id^r meinen, ba^ biefeiS ©d^ma^en ber Siebe nad^ einer ^obe gerobe ein 9[u9brudF für t^e erft6nb[f^ ben Glauben in »mtlecorbentßil^m'' laben fann, ba bet o¥bentli<|e Chpab gerabe ba« |)öd^fte ift!), lHe(nte|rr ein S^'WQ"«^ ^wf^^» ^6 er ben ©tauben nic^t ooH ()ätte — benn „bu foUft glauben". @« giebt feine t)ül)ere (Sidjer^eit, unb in nid^t« ift bie ^ube ber Smigfcit ju finben, e« fei benn in biefem „fotl". ifl boc| bei aHei; ^Ibfaigieit ber (^btnle bec „$probe' eine Ilnntle, ed ifi bie Xlnnt|e, bie bir einbilben mOI, fle Qebe eilte größere SBergemifferung; berni wer mit ®tptc^ mtb ^üfen anföngt, fommt immer auf S^ieue^ unb mirb niemal« fettig, gerabe mie bie Äüig^eit nie alle gäUe bered}net böben fann, ipogegen nac^ bem treffenben ^u«brucf be« (§xn\U Itften „bet Waube oOe S&fiie bece(|net fykt" Unb »emt «an fott, fo ift ^ anf emig abgemad^t; nnb loenn bn ber» fte^n miQft, bog bu lieben follft, fo ift beine Siebe für immer gefiebert. 3ugleic^ ift bie Siebe burc^ biefe« „fotl" etbig gegen iebe SEBanbltt^g gefii|)ert. S>enn bie Siebe, bie blog e^iftiert, tan SMnbMtt^en erfeibta; eine Sktünbernng, bun^ toetc^e Digitized by Google — 46 — fie in ficf) feüift anber§ tuirb, ober eine ^^eränberung, burc^ loelc^e [ie Don {iclj jelbft abfommt, abfdUt. ^ie unmittelbare £iebe lam in fid^ felbft eine SQ^nb« (mig etttge^n, fie fann in i^r (S^egentett, in ^ag nmfd^agen. ift eine Siebe, bie intern füc^t mürbe, fie fennt feine Ctfecfttti^t; fie lie^ nid^t Uoi \o, loie fie geliebt nmrb, fon» bent fie IxAt S)ie (Siferfnd^ liebt fo, nne fie geliebt nntb; Angfi(t(^ qeplaQt tum bet IBorfteQung, ob fie geliebt n^be, ift fie nid)t minbcr eiferfüd)tig auf bie eigene Siebe (ob fie nic^t gegenüber ber ©(eid)gültigfeit be§ anbern unoer^ältniö^ mäftig grofe fei), toie fic eiferfüc^tig bie ^uöbrüde bÄ i8t^ bed onbent bennd^t; ängftlic^ mit fid^ felbft befc^&ftigt, borf fte toeber bem beliebten gan^ gtauBoi, nod^ andg ftd^ gonj l)ingeben, um ja ni^t jju oiel geben; unb fo bvennt fie fic^ bcftänbig, mie man fic^ on bem brennt, baö nic^t brennenb ift — au^er bei ängfttic^er Öcrüljrung. dergleichen ift bte ©elbftent^itnbnng. (S^ fdnnte fc^inen, toäre in Digitized by Google — 48 — ber üiimtttetKitett Sic6e etit gon^ anbetet t^cr, ba fte jur (gifcrfuc^t trerbcn fann; aber letber ift eben btcfeS geuer ba§ (Scf)recflic^e. (S^ fönntc fd^einen, ()a(tc bie @iferfudE)t it)ren ©cgenftanb gan^ anber^ feft, ba fte mit ^unbert Slugcn über i^m toa6)t, kv&^enb bie ehtf<ige Siebe fojufagen itur ein fCuge för t^ten ^legettftaRb 9(ber j^tt^plxtttmnq ift boc^ iüot)( nicf)t ftärfcr beim njeber oeränbert ujerben fann nod^ foll. 5Dod i§ nnob^ngig. ^8lo| \M 0efe| fann bie^ret^ti' geben." ^d^, man mehtt fo oft, bie grei^cit fef ba nnb »erbe burd^ baö ®efe§ gebunbcn. Unb boc^ ift'§ gerabc umgefel)rt; Df)ne bag ©efeg ift bie greit)eit gar nic^t ba, unb gerabe ba^ (S^cfe^ gicbt bie grci^eit. 5D?an meint au^, ba^ @efe^ neigte Xlntetffj^ebe snrif c^en ben äl^enf d^en auf, toeü gar fein Unier« fd^ieb tfi, m fein (ikfe| ift. «lieht hai ttmgefe^e ift ber gaÜ; obfd^on geiuife ba§ ©efe^ Unterfdjicbc madjt, ift c8 boc^ gerabe baö ®cfef , ircIi^eS aße gleirf) madit - üor bem ®efct3. ©0 mac^t benn bicfe^ „foll" bie Siebe frei in jeligcr ttnab^ngiglrit; eine {old^ Siebe fte^t nnb f&Et nic^t mit bem t)erfinberfid^ ©egenfianb, fk f^t nnb fftOt mit bem ®efe^ ber (Smigfett — föflt alfo nie; eine fold^e Siebe ^öngt ntcf)t t»on bem unb jenem ah, fie t)ängt allein ab — Don bcm emjig ^efreienben, ift fomit etoig unabl^ängig. SJiit biefer Unab^&ngigfeit ift feine anbere ju Dergleid^n. S>ie ttdt rfil^mt monc^mat bie ftoije Unob^glgfeit, bie tier«> metntK^ feinen Sbmng in fid^ fü^It, gettebt jn merben, toie» Digitized by Google — 5S — ■ too^I fie jugteid) meint, „fic Bebihrfe anbeter SD^cnfd^en — nic^t, um üon il)nen geliebt luerben, fonbern um bicfe ^u lieben, um boc^ jemanben jum Sieben ^u ^aben." D, tote untva^c ift nid^t biefe Unabhängigkeit ! errftt bad ^ot)))e(te: bag et fetncTi 5)id^tergctft, aber aud^ ntc^t bcn (SJeift be« ©Triften* tumö l)at. 3n geiftigcn fingen fann man — ttjcnn man ni(^t t^örUd^ reben ioitt — nii^t mie ein Ärämer reben, bcr in feinem Warenlager eine ^maforte, aber ^ugleici^ eine äRittelforte ^t, bte er ani^ fel^r too^t ald faft ebenfo gut empfehlen barf. 9^ein, and bem f(|on gefäf)rten 9{ad^h)etd, bofe m6^ ber Seljre beö ßt)riftentum8 bie Siebe ®ott unb bem 5^äd[)ften bie toaste Siebe ift, ergiebt firf) aitc^, bafe eö bic natürliche Siebe unb greunbfd^aft öom ^rone gefto^en ^at, nne es „jebe geftäi^t fyd, bie fic| gegen bie (Sx^ lenntni9 (S^otted et^ unb jjebeit ®d)anfen im ^^orfom gcfongcn genommen ^at." SBäre c§ nicf)t oudf) fonberbar, tt)enn baS S^riftentum ein fo üer|3fn|"d)cnbcg unb üertüirrteö (SJeujöfd^ iüöre, tooju manche SSerteibigung, fe^r oft fc^limmer aU ein Angriff, ed mad^en tüxü, ttate e^S nic^t fonbetbat, bog fid^ im ganzen 9lenen Xefiament nid^t ein ffiort bon ber ßtebe finbet in bem @tnn, mie ber ^Dtd^ter fic befingt unb bag §eibentum fic Vergötterte? lüäre c§ nic^t jum S^er- ttjunbcrn, bafe im ganjen Svenen Xeftament iiicf)t ein 2Bort uon bcr greunbfc^aft fic^ finbet in bem Sinn, xok ber 2)id)ter fie be* fingt unb bai^ $eibentum fte bere^rte? Ober iai ben S)id^ter, ber ftd| a(d ^id^ter berfie^t, bnrd^gel^, tocA bad 9lmt ^ftament ton ber SteBe Iet)rt, nnb er iotrb tn 5Ser5tt)eif(ung fommen, mcil er nidjt ein ein^ige^ Sßort finbet, baö \\)n begeiftern fönnte — unb fanb ein fogcnonnter ^id)ter bennoc^ ein äBort, bog er brandete, bann ift« ed ein liigen{)after braud^, eine ^ergetoaltigung, koeil er, fiatt bad (S^rifientum )tt ac^, ein bftbare« SSSort p »Ulfilrlid^ Serttenbung Digiiizea by Google ♦ — 62 — fid^ aneignet iSa| ben ^tc^ter im fftmcn ^Eefkmettt nad| einem Sott lum bei J^cennbfc^ fwl^ttr ^ ^ ittfogen flhmte, er totrb jnr S^erjtoetflung t^ergeblic^ fud^en. Safe aber einen ßt)riften fu^cn, ber ben D^ä^ften lieben tottt, ma^rlic^ er tt)irb nic^t üergebUc^ fucfjen, er iuirb ein SBort umd anbere finben, baüon atTemal eined lieber ftärfei: unb getooltigec bo^n angetan ift, in il^ biefe iBiebe )U enU flammen unb il^ in biefet Siebe %u beloa^ten. 3)er ^ic^ter totrb bcrgcblic^ fachen. Sft bcnn aber ber ^i^ter fein S^rift? !Dag ^aben toir ja nid)t qcfagt, fagen cd audj nid)t, niir fagen nur, bag er nid^t (^^rift ift, fokoeit er ^t^ter ift. ^od^ mug ba ein Unterfd^ieb gemad^t loerben; benn ed giebt ia oud^ fromme S)i(^ter. S)iefe aber beftngot nid^t Siebe nnb ^reunbfc^aft; t^r (Skfang ift 0ott §ur (S^re, gilt bem (Glauben, ber Hoffnung unb ber 2kht. 2Senn fic bie Siebe befingen, fo befingen fie i^re Siebe auc^ nid^t in bem @inn, tok ber ^id^ter bie £iebe befingt; benn bie Siebe $ttm ma^iim tmä, ni^t bef ungen, fie miO geftbt fein. @e(bft menn frnift ntd^tö ben S)id^ter ab^die, bie Siebe §nm SU^fien ^u befingen, fo tDöre fd^on bad ^inreid^enb, bag jebem SBort ber ©c^rift ein i^n ftorenbe^ SD^a^nlrort in unfic^tbarer ©c^rift jur ©citc ftc^t, baS lautet: „gct)e Ijin unb t^ue gleich olfo"; — lautet ba& ettoa loie bie ^fforberung an einen SHd^ bafe er fingen fott? — Um ben frommen 3)id^ ift eg alfo eine eigene @ad^; oon bem me^td^ ^ic^ter aber gilt, bafe er, fonjeit er ^ic^ter ift, nic^t (^^rift ift. Unb bod^ ift eö ja ber n)cUlid)c T^icfiter, an ben njir benfen, tt)enn toix fo im aUgemeincn üom 2)id^tcr rebcn. S)aB ber S>ic^ im (S^rtftentnm lebt, dnbert tnt @ad^ ni^t Ob er (B^rift ift ^ben koir nid^t ^n entfd^etben; foloeit er aber ^Did^ ift, ift er ntd^t S^rift & ffhmte freiließ fc^cincn, nod^m bie (ä^riften^eit (c^on jo lange beftanben ^ muffe Digiiizeti by Google — 68 — fte ml^ aUt Set^ttttffe butd^brungen l^aSen uttb — und alle, ^bo» ffÜ aber ehte ©tititedtäufd^ung. Uitb toett bad (S;^riftentum fo lang beftanben Ijat, fo ift bamit bod) too^t nid^t Qcfagt, bafe tüir fo lange gelebt ^aben ober fo lange (^^riften gemefen finb. ®erabe bag ^afetn be§ ^itfiter^ üi ber (S^^riftenl^ unb feine i^nt etngerdnmte ©telbtng (benn Stol^t unb netbifd^ Eingriffe auf xf)n finb bod^ feine d^tift* lid^e (Sintoenbung, fein d^rtft(ic^e§ S5ebenfen gegen fein ^afein) ift eine ernfte 9)?a^nung, tüie t>iel oomeggenommeu loiib unb tok na^e und bie Derfuc^Iid^e (^inbilbung liegt, toir feien vM felbft meit uotaud. ^btm ttP&^renb bie Settfinbtgnng ht& S^tlid^ leibet mond^al f|9fttKc^ ge«^ l^tt »irb, laufc^cn otte bem ^cf)ter, Bettmnbem i^n, lernen üon it)m, laffen fic^ öon il^m bejaubern; mäljrenb man Iciber rafd^ öergifet, tuad ber ^rebiger gefagt t)at, toie genau unb toie lange bcnft man beffen, toa^ ber ^id^tct gefügt Ijat, ju* mal auf ber Sül^nel 5Dei @inn bed ilefagten fonn \a nic^t fein, bo| man tnitiUxdj/t mit <9ematt ben ^Dic^ter fortfd^affen follte; bo« lüürbe mir §u einer neuen (Sinne^täufc^ung fül^ren. SBaö l)ülfe e^ mo^I, menn eg feinen ^ic^ter gäbe, unb cd gäbe boc^ in ber S^riftentjeit fo üiele, bie in ber bebend* anfc^uung toanbelten, über bie ber ^id^ter mfügt, fo me(e, bie fic^ nad^ bem 2)ifi^ter feinten! & ttnrb t>m d^riften fa aud^ nid^ tierfangt, er foKe in Minbem, unioeifem (^fer ed fo meit bringen, bafe er einen ^id)ter nid)t me^r lefen fönnte — fo tocnig ald Dom (S^riften gcforbcrt mirb, er bürfe nid^t metjr mit anbem bie gemo^nte ©|3eife effen, ober er mfiffe abfeitd tion anbem in abgefc^foffener (i^famfeit fein S)afetn fft^ren. Stein, aber ber (S^rifi mu| aHed anberiS lierfte^en ofd ber Sflic^td^rift, mufe fic^ felbft üerfteE)en, bafe er 5U unterf(^eiben mei^. 3eben 5tugenbücf auö)d;lieft(id} in ben l^d^ften c^riftlic^en i^orfteUungen leben, ukire ein Digiiizea by Google — 64 — SKcnfd^ irifl^ im ftonbe, fp ivemg aSA er Idrigtifl kmt ^« (l<|en 9ffietibma^( (eBen Omtte. Soll botitm nur beti ^M^ter babicibcn, lofe bem cinjelneu '2)id)ter bic ©etounberung , bie er öerbicnt, tuenn er luirfti^ einer ift, lafe aber au^ ben d^tn^Uten in ber (^^n)tent)eit feine ^rift(id)e Überzeugung borait ett'toben: ttrie er fk^ |u bem ^bii^r fieOt, und er mm bem 5Did|ter koie er tl^ tieft, mie er belmitibert ®le^, t)on fotd^cm ift in unferer ^txt faft nie bic 9^cbc; adS), manchen n>irb üielleic^t biefe (Srtt)ägung toeber c^riftlic^ nod^ ernft[)aft genucj üorfommcn, eben »eil fic üon folgen S^ingen ^nbelt, bie bod^, m\)i gemerft, bie Sente in ben fed|d SOkrl* tagen fo tnd befc^ftigen, p awi^ am fiebenten M^t no^ für me^ Stnnben befd)öftigen al» \M (ÜMtHd^ Snbef^ ift unfer STroft — mit ton üon ^nb auf im (S^ftcntum unterttjiefen unb erlogen finb unb audt) im reiferen 5((ter unfre ^dt unb beftcn Äräfte feinem ^ienfte gemeint liabeu, nriekoo^l loir au<^ immer nneber^ten, ho% mir „o^ne Slmld« gemalt" reben — eiS ift nnfer Xroft, ba| mir barfiber Se* fc^eib miffen bürften, tok, imb befonber«, üon tttt« in unferer 3eit gerebet tuerben foH. 2Bir finb ja ade im ©^riftentum getauft unb untermiefen, eö fann fic^ alfo nic^t um Stu^- brettung ht& (S:t)riftentum$ {)anbetn; mtbererfeitd moHen mir tm einem, ber fti^ fftr einen (Sifdfkn andgiebt, gemig nid^ urteilen, er fei temer, eft fdnn fic^ a(fo nic^t bamm l^beln, bafe tüix iil)x\\inm im ©egcnfo^ gu Dlicf)td)riften befennen. dagegen ift e§ tdo\)l nü^Iicf) unb nötig, baf? ber (Sin^^ernc forgfam unb felBftbemugt auf ftd^ felbft ac^te unb momi)glic^ anbeten bo|tt be^ilflid^ fei (fomett ein S^enfcl^ bem anbem ^fm fann — benn ber malere Reifer ift (&M), bag fle in tiefimm nnb tieferem @inn Q:t)riften »erben. 5Do9 Sort „(5t)riftenl)eit" al$ allgemeine ^Benennung für ein gangcä 58ol! ift eine Übecfd^rift, bie lei^t ^ mel fagt unb barum ben Digiiizeti by Google — 65 — (^5^^"^*^ ^^^^^ tüieber veranlagt, öiel öon fic^ galten. 9ln ben Äkintftra|eit ftel^n ja md) aHgemcotent SBrauc^ SSSeg« ^ger, Me angeBen, too^ tiefer SBeg fft^ tOtelletc^t fk^ man gleid^ (etm Vttirtit ber Steife an einem folc^en SBeg« jciger, ba§ ber 9Beg an jene ferne (Statte, bag (Snb^tcl ber Steife, tütjtt: tjat man bamtt ben Drt fd^on erreicht? (5o ifl eiS au^ mit biejem ^egjeiger, mit ber Benennung ^i^^ciften^ ^eit''. ®ie giebt bie 91ii(i^tung an; tft man abet batnm am 3ie(e? obec ift man bantm immet au^ nnr — auf bem SBege? Ober l^etgt bo€ anf bem SBege wMM gel^, menn man einmal toöi^entltd^ in einer ©tunbe gleic^fam an ben 3Beg tritt, h)ä^renb man bie fec^^ Xage in ganj anberen 53or* fteQungen lebt, unb luä^renb man gar Seinen $er[uc^ mad^t, fii| barin felbfi $u toerfte^n, nrie bai^ jnfammen^ängen Sann? Unb geugt e8 bon befonberem Cmft, menn man ben toa^ren 3nfammen]^ang ber (Sactje unb ber SScrEiöltniffe öerfc^tpeigt, um bann mit großem (Srnft öon bem @rnftl)afteften gu reben, bad man boc^ moljl in bie öermirrten ^er^ältntffe brausen mttttc^men fottte, becen IBe^iel^ftng )u biefer emft^aften SQSa^r« ^ man — toor Iciuter (Snift gar niiä^t belend^? 93er l^t ba bie fd^nierere Aufgabe: ber Sekret, ber ba9 (Smftlid^ öortrögt, aber toie eine Suftfpiegelung in uncnblid^em 5lb]tanb öon bem täglicf)en Seben, ober ber ©^üler, ber biefe Se^re anioenbcn foUte? 3ft nur baö ein betrug, bafe man baS (Smftfü|e t)erf(|meigt? ift t§ nid^ ein ebenfo gef&^rlic^ Oetrug, menn man ed fagt unb barfie&t — aber unter Um« ftönben unb in einer ^leud^tung, bie bem töglic^n Seben ber SSirfüd^feit in feiner Sßeife entfpridjt? SBenn e§ bod^ fo ift, baß ba^ ganje toeltlir^e ^^eben, feine ^rac^t, feine Qtx^ fireuungen, fein ß^uber einen älitenfd^n fo manc^fac^ 6e^ ftriffen unb gefangen nehmen tarn, koad ift bann bad (Smft^ li^: bag man — au0 fontcr lErnft baiS VklÜii^ in ber Oigiiizea by Google — 66 — SKr^c bcrfd^toeigt, ober öofe man ernftltc^ baöon rebet, um Mmöglttl tnt Sötte gegoi bie (Skfa^reit bed SBeUUd^ ^ fUxfeit? eoHte ttncHi^ itiim0gIU| fein, auf eine fetet>' lid^e mh m Sßal^^tt entfte 93etfe t)om SMiCit^en reben? Unb loenn bo« unmöglid^ loärc, folgte bann barauö, ba^ mon in ber frommen S^ebe Don i^m fd^loeigen foß? nein, baraug toürbe nur folgen, ba^ man ed im (ä^ottedbienft aufd atteifeietlt(i^fte tKi^teten f oUte. Sn bem 5Dt(l^ olfo nyoQen nmr Me d^riftlid^e fibec« jeugung er^nroBen. SßoS lel^rt nun ber ^id^ter t)mt iBtebe unb greunbfc^aft? ®3 ^anbeU ftd£) t)ier nicf)t um bcn ober jenen Bcfttmmten ^ic^ter, fonbern um ben 2)i^ter, b. 1^. lebiglid^ um i^n, fomeit er fic^ unb feiner Hufga6e aU tten tfi Wkm ein fogenanntet SbväjiUx ben (Slanben rni bte bi^terif d^e ®ftlttg!ett ber natftrtic^ SteBe unb ^Jfreunb» fdjaft, ben (Glauben an bie 9J?ögIic^fcit einer bid}terifd§en 5Iuf« faffung berfelben nerloren unb bafür ein anbetet eingefe^t ^at, fo ift er nid^t ®id)ter, unb ba§ S^eue, baö er aufgeftcßt l^t, ift kneUeid^ au^ nic^ bad (S^riftlid^e, fonbem bad @an§e Bloge ^fd^rel 5[>te natftrli^e SteBe Bent^ auf einem ?!rieb, ber, jur ^)erfönlid^en ßuneigung ocrflärt, feinen tjöc^ften, feinen inibebingten, feinen, bicf)teri)d) unbebingt, einzigen ^tuö* brucf barin finbet, ba^ eg nur eine einzige ©eliebte in ber ganzen SBelt gebe, unb bag bie einmalige Biebe bie Siebe ottSmof^, eine gmeite aber nic^ fei; — fonft fogt man |a fprid^mörtlid^ „einmal ift fetnmaf, l^ier bagcgen ift bad eine Tlüi unbebingt alleö, ba§ jtreite unbebingt ber Untergang bc^ ©anjen. ^a§ ift ^oefie, unb ber DZadjbrucf liegt unbebingt auf bem potenzierten ^luöbrudf ber Seibenfc^aft: „fein ober ni(|t fein". @tn jtteitedmol lieben ^t|t nid^ auc^ lieben, fonbem ift ber ^oefie ein ift ein ^lücf, ba§ faft ebenfo grofee ®(üd, ben einzigen greunb §u finben. ^ie 5Iufgabe fann ^ier t)dd^ftenS bie fein, ba| man für fein (^iüd reC^t ban!bar fei S)agegen fann ed niemaU bie Aufgabe nierben, Digiiizeti by Google — 69 — bofe man bie beliebte ober biejen grcunb finbcn folle; bag la^t fic^ nic^t mad^en, toa^ bcr 2)id^ter roieber üor* trcfflic^ öcrfte^t. S)ic Slufgabe tft olfo bakwit abhängig, ob tad Wd Wim bie iCufgabe gelieit mtll; ober baimt ift ja eBen auiBgebrlldt, bog l^ter, fittüd^ Derftanben, feine Aufgabe ift. 3Benn man bagegen ben Mc^ftcn lieben fo(I, fo ift bie Aufgabe ba, bie fittlicfie ?(ufgobe, bie mieber ber Urfprung aUer Slufgaben ift. ©erabe meil baiJ Ö^rift- bad ipo^re ^ütlid^ ift, koei^ ed bie Sitoägungen ab« SiitA^ unb bie ttmfi&tibltcleii Ctttleitutigen ab^ufd^eiben, alles einfhoeilige Sparten p entfernen nnba1Ier3ettt>ergeubung 3U übert)eben; baö ©Ijnftlid^e ift fofort an ber 5Iujgabe, xvdl fic bei fid^ f)at. mirb ja in ber SSelt heftig barüber geftritten, mad man bad ^d^fte nennen foUe. SSod nun anc^ fo genannt toerben ntog, tood biefe ^[udieifl^nng and^ iKcbtenen mag: eiS ift nnglanbtic^, nrte tnde SSeitl&nftgfettfn bamit oerbnnben ftnb, um eiJ §u begreifen. S)ag (S^riftentum jeigt bagegen einem DJknfc^en fofort ben für^eften SSeg, baS ^öc^fte ju finben: fdjlie^e beine X^üre unb bete ju (§iott — benn ®ott ift boc§ n?o]^( baö ^ö(|fte. Unb toenn ein 9Nenf (i^ in bie SBelt ^nandtritt, ja ba fiinn et oieQeid^t (onge gelten — nnb toergeBtid^ ge{)en, bie ganje fßklt nrnkoanbetn — unb öergeblic^ »anbern, um bie (§Je(iebte ober ben greunb ju f«(i)en. ^a§ ®f)riftentum aber läfet fic^ nie gu ©d)u(ben fommen, bag eS einen 3)?enfd^en ouc^ nur einen einzigen @^^fitt Hergebend ge^ liege; benn nienn bu bie ^^üre, hinter ber bit ^n «ott gebeteft ^aft, anff^Iiegeft nnb trittft ^inoud, fo ift ber erfte aRenfd), bem bn bcgcgneft, ber ^H&6)\k, ben bu lieben follft. 33crtt)unberlic^! iReugicrig unb aber* gläubifd) fud)t üieHeic^t ein aJ?äbd)cn i^r fünftigeö Sog gu nriffen, i{)ren 3"^ünftigen fe^n, unb bie betrügerifd^c ^liiig^t bilbet i^ ein, bai luenn fte bad nnb bad nnb bad Digiiizeci by Google — 70 — Üj^t, fo toecbe fie t^n baran ecfennen, bog ber erfte fei, ben fte an bem unb bem %a% )u fe^ befornme. äXit fo xM ©(^mtengfeit tft nid^t tietbunben, bett SWgftett fc^n — fall« man fid^ nid^t fclbft Ijinbectid^ tft, i[)n fe()en; benn ba§ (E^tiftentum \)at eluig unmöglich gemad^t, ju öerfetjlen; ift in ber gonjcn SBctt nic^t ein einziger 3J?cnfd^, ber fo fieser unb fo leicht etfennen ift tok bec Sl&d^fie. %>u fatmft tl^it nie mit einem anbent ttetloeci^fetn, benn bec 9^ä$fte, baS finb ja oEe Sftenfd^n. IBettoe^fetft bu einen anberen SO'^enfd^en mit bem S^äc^ften, fo tiegt ber gcl^ter md)t an ber (enteren ©teile, benn ber onbere 9J?enfd^ ift ja aud^ ber Md^fte; ber gelter liegt in bir, bafe bu nic^t oerfte^n toiHft, ioet ber m6)\k ift. ^fitttt\i bu im ^uuEeln einem 9Renf(|ert bad Seben, in bec SReinnng, ed fei bein gfceunb — ed roox ober betn SRfti^fter, fo ift bo9 fein geljlgriff; nur bann begel)ft bu t)ielmel)r einen gelter, ttjenn bu blofe beinen greunb retten tt)t(Ift. SBeflagt fid^ bein greunb barü6cr, bafe bu, toie er meint, infolge eined ge^lgtiffd etkoad fftc ben ^iad^ften t^teft, t^m bem et meinte, bis märbeft ^ nur fite i^n felbft tl^un, fo bacfft bn Mber gan^ cnffig fein; ber gel^ler liegt auf fetten beineS gieunbeS. ^Der ©treitpunft jtoifc^en bem ^id^ter unb bem ß^riften^ tum ift alfo ganj genau biefcr: bie natfirtic^c Siebe unb Sftennbfdiaft ift ^otliebe nnb leibenfc^aftlid^e üBov« liebe; bie d^riftUc^e Siebe ift bie Siebe bec ^(bftbetleugnung, bafür bürgt ba§ ,,]on". ^tcfe Seibenfd^aften abjufc^iüäd^cn ift bie iöenüirrung. 5(ber bie äugerfte ^on)cquen§ in ber Seibcnfd)aft ber 55or liebe, auö^ufc^Uejicn, ift: nur einen ein* ^igen jn lieben; bie önftecfte jlonfeqnen§ ber felbftoecleugnen» ben Eingebung ift: ntc^t einen ai^nfd^liegen. 3n anbecen ^tiUn, m man bod| Scnft bamit machte, Digiiizeti by Google I — 71 — M (S^ttfttid^e \M Skbm |u Mflc^esit l^t matt gememt, bod (S^ftentum l^oBe ettoad gegen bte natürlich £teBe, toetf fic auf einem natürlid^en %xkb btxu^t; man meinte, ba^ ß^riftentum ^affc bie natürlid^e ßiebe al^ ©innUc^lfeit, loetl eS ald (Steift gletfc^ unb ©etfi in ©egenfag gebrad^ fyst SHcd mar a6et ein aRi^Derftftnbnid, eine ft6erf|Muinte «eiftigfeti Sie ftc^ (eid^t geigen (fi%t, ift flBtigend ho» (S^riftentum t)iel vernünftig, al§ bafe eS burd^ Pflege eines übergeiftüdjen 3Sefen§ felbft ba§ (Sinnlid^e gegen einen ^^en(c^ auf^e^n tDoüte; fagt nic^t ^^auIuS, eg fei beffer fiel §u t)ere|tic|en, old ^l^ntnft ^n kiben! ffUm, eben toetl ha» (Qfifloitnm in Vk^^ Seift ift, batnm tiecfie^ ed unter bem Sinnlich ein ixnhm», oiM wo» man fonft fd^Ied^t« meg baö (Sinnliche nennt, unb )o wenig e§ bem 3)?en)c^en ©peife unb Xranf ^at verbieten motten, ebenjoiuenig t)at eS ?(nfto6 an einem Xrieb genommen, ben fic^ ja ber ä)^enfd| ttt^ fe(bft gegeben f^oL Unter bem ©innlic^, bem gleifd^ ttd^, nerfte^t ha» (S^rtfientnm baS @e(6ftifd^e; ed Ifigt ftd^ gar fein ©treit jtt)ifcf)en ®cift unb gletfd^ benfen, eS müfetc benn auf feiten beg g(eifcf)e8 ein aufrü!^rerifd)er ®eift fein, mit bem bann ber ®eift ftritte; eS iä^t fid§ ja auc^ fein Streit jloifd^en @)eift unb einem @tetn ben!en ober ^toifd^ Mft unb einem 8aum. m\o ha» @etbfüfd^ ift bod @tnn' Ivä^ (Eben bamm l)egt ha» (S^rifientum ein SHgtmuen gegen bie natürliche Siebe unb greunbfc^af t , tüdi bie 5?or* liebe mit Seibenfdjaft ober bic Icibenfc^aftlidjc '^orHebe eigent* lid) eine anbere gorm ber (^elbftliebe ift. (Sie^, baüon ^at uneber ha» ^ibentum nie getrftuntt. SBeit bod ^eibentum nie eine S^ng ^tte bon ber feCbftberleugnenbett Siebe ^ 9{fic^ften, ben mon tteben „foH", bamm teilte t» alfo: bie Selbftliebe ift gu öerabfc^euen, ba fie ©e(6ft(tc6e ift; Siebe unb greunbfdSiaft aber, b. ^. leibenjc^aftlic^e l^orliebe, ha» Digiiizea by Google — 72 — ift Siebe. 2)a§ ^t)riftentum aber, bo^ offenbar gemacht ^at, nnid Siebe ift, teilt anben^: ©elbftliebe unb leibenfd^ftlk^ IBotUc^e fitib loefentltil^ emei(; oBet Sick jitm Wu^Un, tM ift Sk(e. 5DaB moit bot ^eKebteit liebt, fragt baS (Sl^riften« tum, ^ifet baS lieben? unb eg fügt ^in,5u: „t!)un ba§ nic^t auc^ bie ^peiben?" jDob man ben grcunb liebt, fragt ba* ß^riftentum, ^ei§t bo^ lieben? „t^un eben ba^ bie Reiben nic^t aiui^?'' SSoUte bal^x etnec ben Unteifc^teb a^^f^ ^bentmn nnb (S^riftentum batein fe^, ba| bec ®eli^ unb ber greunb int €l)riftentnnt ganj anberiS treu nnb innig geliebt fei al§ im §eibentum, fo ift baö ein 9}?iBi)erftänbni^. Söeift nidjt anc^ ba^ §eibentum fo DoKfornmene ©eifpiele oon Siebe unb greunbfc^aft auf, ba^ ber 2)ic^ter lemenb auf fie Surädbltdt? ^n S^löd^ften aber Uebte niemanb im ^iboi« tum, niemanb l^tte bon beffen IDafein eine Sl^nnng. 88a8 ha^ $eibentnm atfo im Ükgenfal ^ur 6e(bftrieBe Siebe nonnte, tvax 'i>ürliebe. Sft aber leibenfd^aftlic|e 3>orliebe njcfentlic^ eine anbere gorm ber (Selbftliebe, fo [iel)t man l)ier roieber bad SBa^re in ber Öe^auptung ber el)rn)ürbigeu ^atitx: „hai bie 5£ngenben ber ^iben glän^enbe Saftet feien." & fott nun geaetgt toerben, bafi bie leibenfd^ti^ tBotliebe eine anbete gfotm ber @etbfi(iebe ift, toie nmgefe^rt, bafe bic Siebe ber ©elbftüerleugnung ben i)iä^ften liebt, ben man lieben foll. (Sbenfo felbftiftf), mie bie (Selbftliebe biefeö ciujige „©elbft" umfängt, tooburd^ fie (Selbftliebe ift, ebenfo felbfüf«! nmf&ngt in bet natfttlid^ Siebe bie leibenf(|aft« Itä^ Sotliebe biefe einzige (Beliebte nnb Bei bet gtemibfd^ft biefen einzigen ^eunb. $)ie OelieBte nnb ber f^reunb merben bal)er, be^eid^nenb unb tief finnig, ba^ anbere ©elbft, baS anbere 3ti^ genannt — benn ber S^äc^fte ift bag anbere 3)u ober, ganj genau, ber SRepräfeutant ber ®leicf)l)eit. ^ag anbere @elbft, baiS anbete 3c^. ^otin liegt abet bie @e(bftliebe? Digitized by Google (Sie liegt in bem 3d§, in bem ©elbft. Sollte fo barin, bafe man M anbete Sd), bog anbere |e größer, je ftftrfer bie ©ctounberung ift, befto Bcffcr, fagt ber ^ic^ter. 9^un, einen anbern SD^enfc^en berounbern ift freiließ nic^t ©etbftliebe; aber üon ber einzigen öetounberten geliebt merben, fü^rt biefe (S^unft nid^t in felbftifd^er SQt^eife onf tM 3c^ prfic!, bai» — fein anbetei» ^ liebt? Unb eboifo bei ber greunbfd^aft. (Stnen anbern 9Renf^en Be« tounbcrn ift frcilidj nidjt ©elbftUebe; njenn man aber biefeö einzigen öetounbertcn einziger greunb ift, fü^rt bag nic^t gan5 beben!lic^ bem ^c^ jurüd, uon bem mir auggingen? 3ft bad nic^ gerabc^n bie (üefa^r ber ^Ibftliebe, baft man einen einzigen iSlegenftanb ber Semnnbening ^at, menn fo biefer einzige 93ctt)unberte ben anbern nneber jum einzigen Qkgenftanb feiner £iebe ober feiner ^rcunbfc^aft mad^t? ^en ^Jui^ften lieben ift bagegen bie ;^iebe ber ©elbft* )?erleugnung, unb bie @e(bftt)er(eugnung treibt gerabe aQe l^orliebe ürliebe meiter nid)tö ©etbftifc^eS an fic^, fo i)at fie bo(^ bog, baß in t^r bemuf^ter ober unbemußter (^genföiUe ift, nnbemngter, fomeit fie ^aturgemalt ift, benwltec, fiModt fie fic^fte, unb ber $öl)e^)unft biefer Xrunfcn^eit baö 53etDunbcrte. 2xtbt unb ^reunbfd)aft aber ift gerabe bie 8t)t|e bed geifit9e aefttmnumg; Mo| in ber SieBe um mil^im ift boS Sd^t ttdify» tic^, rein geiftig eis ^ Beftimmt, unb ber ^c^fte ift eine rein geiftige Scftimmung. @§ gilt bot^er feineöloegiJ oon ber Siebe unb 5i^eunb| d)af t , iuaö fc^on oben gefagt mürbe, ba| nur ein einziger ^enf^ ai^ ber Slöc^fte er^ tant jn meiben bcond^ bamit ber äKenfd^ oon ber ®ä6i^ fiiBe geseilt loerbe, inliem er in biefem 89{enfil^ ben fftääfiitn Heben lernt; benn in ber ©cltcbten ober bem JJrcunbe toirb ja iiic^t ber 9^äcf)fte geliebt, fonbern baö anbere 3^, ober baö erfte 3ci^ noc^ einmal, noc^ t)ö^er. (£8 ift oft, ob ber SD^enfc^, n^ien^o^I bte @e(bftliebe bad ^erbamm« li^ ift bod^ ntci^ bie ftmft ^ nm mit ber ®e(bftltcae ttlicin fein, fo bafe bicfc erft bann fid) rec^t jeigt, menn büö anbere ^ gefunben ift unb bie jmei im 33unbe mit ein anber Äraft pnben, um in ber (5e[bftliebe fi(^ felbft ju fü()(en. ^oQte einer meinen, ba^ ein äl^enfc^ baburc^ bie dfd\Üxäjit Siebe (ernte, ba| er tierüebt mitrbe ober einen ^Iveunb fftnbe, f o toArc er in einem großen Srrtnm befangen. 9lcin, memt einer wrfitlt ift nnb and^ na^ bem B^^di^^ beö 5>id^tcr« „ttjirftid) ücrliebt," fo fann allerbing« baö (^Jcbot ber Siebe ettoa^ oeränbert merbcn, »enn an i^n gerichtet ttmrb, unb mug boc^ ba^felbe fagen. (Sd !ann ju t^m fagen: Me beiain 92fl4flen, mie bn bie «k(icbte Unb boc^, Digiiizea by Google » — 78 — lieH er beim niä^t bte IMte6te „aU fu^ fetSfi,'' toa» bod (SJebot, bag Dom 9?äcf)ftcn tebet, kftel)U'? (SJctDiB tt)ut er baä, aber bie beliebte, bie er liebt „alö ficf) fclbft/' ift nic^t ber •0^äd)fte, bie (S^eliebte ift ba^ anbere Sc^. ^it tni)gen t)oni elften Sd^ ober tumi «tbem reben, bomit {oamtcit loir bent 9Ui^ieti fernen €#ntt nftl^; bemt ber 9tft^ {ft bad erfte ^ ^€SeIBfi!te6eimfitengftettSinne!iebtim ihm baö anbere 3cf), benn ba§ anbere Sd) ift i^t eigene^ ©elbft. Unb bübei bleibt fie bod) tüot)l ©elbftliebe. 3nt felben ©inne aber ift ©elbftliebe. baö anbere Scf) lieben, ba^ bie ©cUebtc ober ber %t€mb ifi Unb loie bie @e(bftCtebe im ftrendficn ^ne ate ©elbftüergMterung be^eid^net )ood>en ift, fo ift 2kAe unb greunbfcfiaft {xok ber ^icf)tcr fie öerftel)t, unb mit feinem SBerftänbni« ftef)t unb fönt biefe 2iebe) "^{bgötterei. 2)enn im legten ^runbe ift bie £iebe ju ©Ott bod (^ntfc^ibenbe; ton \fyc ftammt bie )Btebe ^nm 0läc^ften; bmum aber ^e bod i^bentnm feine H^nng. 9)?on lieg (Sott an«, man mad^ Siebe unb grennbfd^aft gur Siebe nnb tieroBfd^ei^ bie ®e(bft« liebe. 2)ag ©ebot ber rf)riftlic^en Siebe aber Reifet ©Ott l)ö^er ai& alleg üeben unb fo ben i)^äc^iten (iebcn. Sn Siebe unb ^reunbfc^ft ift bie 5?orIiebe bie S^^ifdicnbeftimmung, in ber Siebe smn S^&d^ften <£^ott: liebe ^ott f^f^ ald oOed, fo liebft btt aud^ ben 9l&i^ien nnb im SUU^ten jeben SRenfc^en; nnr menn man ®ott ^öl^er als oUeiS liebt, fonn man im onbern SKenfi^cn ben ^)iäd)ften Heben, ^er anbere 9J?enfc^ ift ber Sfläc^fte, unb ber onbere äJ2enfcl^ ift in bem ©inne, bafe ber anbete äßenfc^ jebtoeber anbere SKenfc^ ift @o Oer« fianben litten ttrtr alf o im Srft^even rec^ menn toir faxten, bog ein Sftenfc^, ber in einem einzigen anberen SDlenfc^en ben 3iäd)ften liebe, „alle 2Kenfc^en liebe.*' '5)ie Siebe jum 9^öc^ftcn ift barum bie ftreng audgUic^enbe eloige (Sered^tigfeit im Sieben unb al{o Digiiizeti by Google baö Gegenteil her SßorHebe. Xa§ bebarf feiner tueitläufigen ünttridluitg. ^ie ^erec^tigfett mac^t ja feinen Unterfc^ieb, Omge (S^erc^tigfeit alfo in imbebingtem, grenjenlofem ©utiie mc|t ben gectngften Unterfd^eb; bte 133ocIie6e bagegett maäfi einen ttnterfc^teb, bte (eiben[(i)aftlid^e SoiKebe nrnd^t xl)n in gren^enlofer Söcife. SEÖenn aber fo ba§ S^riftentum mit feinem „bu foUft lieben" bie natürli(^e Siebe unb grcunbfc^aft oon X^rone geftär^t fyit, f^t ed benn nid^t ein tveit ^ö^ed an beten ©teOe gefslt? ®eim|, etiixid todt $0^tcd — boä^ teben toir mit Sorrtti^t mit ber SBorfi^t ber Siec^tgt&ubtgfett. 9Ron ^t ba8 S^riftentum auf allerlei 2öei]c üerttiirrt, unter aiibcrem aber auc!^ bamit, bafe man mit bem Sieben üom §öd^)ten, üom Xiefften, baS ba§ St)riftentttm fei, ben Schein erregte, aU ob bad dteinmenfd^lic^e smn (E^tlic^n in bemfelben )6ev^ItntS ft&nbe mie baS ober ba9 $öi|ere §nm ^Ik^fien nnb TOcrf)öd^ftcn. Slt^, ba« ift eine bettfigerifc{)e 9?ebe, bie in unnjal)rer unb untüürbiger SBcife gefcf)äftig t)ilft, baf? baö S^riftentum fid) bei ber menfcf)lic^en SBipegierbe unb 9ieu- gier etnfc^meic^Ie, aU n^äre bog in feinem @inne. Q^kbt ed dxoa^, »onad^ ed ben SD^enfd^en ald folc^en, etkooi», loonac^ ed ben natüt(i(|en Mtn^dj/tn, fo fe|^ gelüftet, toie bai» $5^fte! (Sin 9{euig!ett9ftAmer barf nur ouSpofonnen, bag feine neufte 9?cu()eit baö §ö(i)fte fei, fo läuft eenn bie e^r» — 80 — bäte ipaitdmuiter fic^ tote eine %&iiytm fletben tooEte, itod^ fc^rccfltti^, aU lüenn ber fttenge 9itd^ter 3of)annc8 fid^ tmc ein 9J?obejunfer fleiben toürbe. ^aö (Sl)riftüd)e ift in fid^ felbft \d)mx, in feinen S3en?egungen ju ernft, atö baB e^ tan^nb in ber Scic^tfcrtigfcit folc^ glatter Dflcbe üom ^öt)eren, {)d4ften tmb tCHex^lMIfteit fid^ etgei|en fömtte. ^er 93eg 5um ^^rtftlic^en ge^t burd^ bad ^igenttd — iriii^t ald oh ber 3"t^itt §um ©^rtftltd^cn barin bcftünbe, bafe man ftd| an iijm ärgerte (ba§ rtjürbe ja fo M fein, al^ fid^ ba§ ®r* greifen be« ß^rif Kiefen unmögüd^ mad^en); Dielme^r fotl bamit gefügt fein, ba^ ba§ Ärgernis am (Sintritt inS ^^rift« Iväj^ SBac^ fte^t @eltg, ber fid^ nid^t an t^m iofsttt @o cmdl mit biefem iMot, ben iR&d^ften gn (ielen. ©efte^e eö nur, ober, bamit bu bid^ ntd^t beengt fü^tft, nun fo tüitl id^ geftcl)en, bafe e^ mid) fd)on manchmal gurüdEge* fto^en ^at, unb bafe id^ and) je^t nod^ mir toeit nid)t ein* bilbe, bted &ebot 5U erfüllen, baS gerabe bem t^leifc^ unb 9Ittt ^nm ftrgemiS unb ber SSetdl^ eine X^or^ tfi bu tnelletd^t, metn Sieber, tone man fagt, ein (^Mtbeter, nun tt)ot)l, id) bin aud§ gebilbet; toenn bu aber glaubft, mit ^ilfe ber „SBitbung" biefem ^öd^ften näl)er fommen, fo irrft bu bic^ gar fe^r. Unb l)ier ftedt gerabe ber geiler; benn iiBilbung münfd^en mir aUe, unb bie ^ilbung immer« fort hcA $5 er inner^lb ber SSerfc^ieben^it bon anbern mit bir gleich ift S)abim|, ba^ er vor (S^ott bir gleich ift, ift er bein 92&(^ftet, aber biefe ®leid)l;cit uubebingt jeber SRenfc^ unb fyit fie uubebiugt. Digitized by Google n. c. ge^e I)in unb tt)u' e^, nimm üüeö fort, loa^ bic 9)?enf(^cn ©leic^eö unb Unglcid)c§ t)abcn, bamit bu ben ma^ita lie^it fannfi mam bte SSarliebe foit, )ne Unter« fc^iebe mabji, bamit bu ben 9^äc^ien lieBen fonnft. ^ foüft bannt nid^t auft)Ören, ben fiiebcnben p lieben, burdjau^ nic^t. • ©onft ttjore ja aucft bcr iöcgriff bcö 9täd))ten ber gröfete SJctriic], ber je erfonnen tüurbe, njenn bii, um ben 9^äc^flen , yi lieben, ben Slnfang bamit ma(^ müjsteft, ba| bu bie . Siebe benen anfgäbeft, fftt bte bn eine Sociiebe ^ofi tteerbted tofite ed on^ ein SBiberf^d^; ba nftmlid^ bec iWicfiftc aüe 9}^cn|djcn finb, fo fann boc^ ttiot)t feiner au8* gefc^lüffen fein, ~ alfo etioa: am lucnigftcn ber ©elicbte? 9?ein, bai8 ift bie ©|>ra^ ber ä^orliebe. 5{(fo ift blo6 bic IBotliebe nieg^nne^en, — aber bo(^ mo^l im 93er^lten gegen ben Sld^ften nU!^ toieber anf^unel^menr fo ba| bn mit offeftierter ?5orIie6c ben Sf^öd^ften im ©egenfa^ ju bcm ®c* liebten (icbcu trolltcft. 9f?cin, tuie man p bem ©infamen jagt: „gicb Qc^t auf bic^ felbft, bafe bu nid)t in baö 9?eö ber @elbftliebe gerateft", fo mugman ju ben ^meißiebenben fagen: „gebt ac^, ba| i^ nic^ gerabe .bntd^ enre Siebe in baft %! ber 6elb(llfebe geratet". Semi je entfc^iebener nnb and» 6* Digiiizea by GoogLe — 84 — f^Uc^cnber bic 'Vorliebe mit einem eiiii^icicn iÜ^Mijd)cn §ufammenfd^Ucgt, befto loeiter entfernt fie fic^ baoon, bog fte ben fil&dfiitn Ue6t ^n, Warn, fft^ beute &atdn nic^t in bteSSerfudjung, böfe fie ü6er bir twrgifet, ben S^ädfeften 5U (te6en; hu, ©attin, tüt)re bcinen 3)?ann nid)t in bicfc 'lserfud}ung! ^ie 2iebenben meinen moljt in it)rer Siebe bae §üd)i'te 5U ^aben; baö öer()ält fic^ jeboc^ nic^t )o, benn in i^r liaben ^e nod^ nic^t bod (Sn^ige, gefiebert bur^ bad @tt)tge. ^ol^t nriE bec ^tc^ter ben £tebenben bie Unftetbltd^fett üer^len, toenn fte redete Stebenbe ftnb; \m ift benn ober ber ^fd^ter, xoa^ nu^t er mit feiner SBürgf^aft, er, ber für fid^ fclbft nid)t bür(]en fonit? ^aö „fönißlidje ®efe^" baßcc^en, baö Üiebcögebot, uertjei^t baö fieben, baiS etüige 2eben, unb biefcS (^bot fogt gerabe: ^S)tt fodft betnen 92ac^ften lieben/' Unb tuk bted ®e(i>t jeben ^Rtn\^ lehren koitt, toxt er fid^ fetbft lieben foHe, fo n^iQ Qud^ ber natürlichen Siebe nnb ^ennb« fc^oft bie redjte idicbc iDeifcn: bematire in beiner Siebe 5U bir • felbft bie Siebe ;^um 9täd)ftcn, bcn)af)re in ber Siebe unb greunbjd)aft bie £ie5e jum DMc^ften. 2)Qran toirft bu bic^ Diettetd^t flogen; — nnn, bn knetet ya, bag bei bem (^rift» lid^n immer ba9 B^d^en bed flrgemiffed fiel^. ®(aube ed ober bod); glaube nic^t, ba^ ber ßet)rer, ber einen gttmmen« ben 5)od)t nidjt auslbfdjte, ein eblcö Jener im 3}tcn|c^cn er* ftiden moütc; (glaube, baj? er, ber bic Siebe mar, gerabe jeben SD^enfc^en Siebe Iet)ren tDiU.; glaube, »enn aüe ^id^ter einem gemeinfc^ftlic^n IBobgefang auf bie Siebe unb ^reunb* fc^oft ft^ berfönben, fo to&tt bod, kood fte ^u fogen ^ötten, hüd) lüc^t* im SSergfeid^ gu bem ®ebot: „bu foUft tieBen, bu foÜft beinen 9^äd)ften lieben ü(^^ bidj felbft.* ®(aubc eö hod), obgleid) baö (i^icbot bid) faft ärgert, obgleid) bie Oiebe nic^t einfc^meic^elnb lautet tok bie beö S)ic^terö, ber fic^ mit feinem (Sefong in bein®UUteinfd|mei(^t, o^leic^ fieobftogenb Digitized by Google * — 85 — unb [cl]rcdtnb tautet, atö tooUtt fte bld^ mtd ber 6et)aß(id}en ^etmlic^feit beiner ^l^orfiebe f)inau§fd)recfen — glaube eS borum bod), bebenfc: eben m\i ba§ ®ebot unb bic !Jiebc alfo lautet, eben barum fann ber (iJegenftanb ©egenftanö bcS (S^kubend fein! i^ieb bid^ nic^t ber (^nbtlbung l^tn, bu Idnneft obbüigen, ba| bebte Siebe p einigen SD^enfc^i Set« loQttbten unb ^^reunben, ffir 9löd()ftenKebe gelten fönnte; — benn )o giebft bu ben 2)id§ter auf, üt)nc bdä Sl}riftlicf)e ^u er^ greifen, unb, um bid) üor jenem ?Ibmarften ju beiüatjren, juckte bic^ eben bie Siebe in bie 2)?itte ätoifc^en beS ©ic^terg ©10(5, ber attd» ^bmareten machtet, unb bie göttlich äRqeftöt bed {toigtic^en (Bebotd ^inetn^ufteQen, bie aHed Hbmatften jnc @(^n(b mac^t. ^üm, (febe bie dktiebte treu unb innig, aber bie Siebe gum yjädjften fei bie SScilje eurer SSereinigung, tüenn it)r eud) in ^ott gcfunben Ijabt; (iebe beinen greunb aufrichtig unb ^ingebenb, aber bie Siebe ^um D^äd)ften fei bad, UKiS i^r t>on etnanbet lernet, totm il^r euc^ in (S^ott gefunben ^abt! @ie^, ber Xob tjemid^tet aQe llnterfd^tebe, an bie bie Vorliebe a(d fold^e fic^ onftantntert, unb bo^ ge^t ber SSeg gum Seben unb ^^nm (imigcn burd) ben ^ob unb burd) bie 33ernid)tung ber Unter) d)iebe: barum füt)rt aClein bie Siebe jum 9läd)ften in Sßat)r^eit jum Seben. 2ßie bie fro^e HBotfc^aft bed (S^^riftentumi^ in ber Seigre bdn ber SSer« ttxtnbtfd^aft bei» ^enf^n mit ®ott entölten ift, fo ift bed ÜJ^enfc^en ®Ieiti^t}eit mit ®ott feine Aufgabe. ®ott aber ift bic Siebe, barum fünnen Ujir _®ott nur gleidjen, inbem toxi lieben, mie mir aud) nac^ einem 3Bort beö ^püftelö nur in ber Siebe „®otteg aJiitarbeiter" fein fönnen. ©ofern bu bie beliebte liebft, glei# bu &ott nic^t, benn bei (S^ott giebt ed feine S^orliebe, »ad bu tt»of|( manchmal §u betner ^mütigung, mon^mal ober auc^ beiner §(ufri(^tung bebad^t t)aft. ®o* fern bu beinen gceunb liebft, gleic^ft bu ^ott ni^t, benn Digitized by Google — 86 — ©Ott fennt feinen Uutecfci^ieb; ioenu bu bett ^Jlää)\ittt Ikbft, f 0 gletclft bu (&ott @o ge^e bemt 1^ mh tl^tt* beSgtet^, lal bte Unter» fd^iebc fahren, bamtt bn ben Sl^äd^fien Keto fannfi 3rd£|, DicÜeidjt braudjt bir boS nid)t einmal gcfagt tücrbcn, Dielleie^t fanbeft bu in ber SGSett feine (beliebte, feinen greunb auf beinern SBege, fo bog bu einfam beö SBege« gef)ft; ober tneOetcl^t iial|m (Sott bte ^liebte Don bdnet ^eite nnb gab fie bir [oergt. @. 208], bann ato fam bet ^ob imb na^m fie öon beincr «Seite; er naljm njieber nnb na^m beinen greunb unb gab bir feinen anbern, fo bafe bu nnn einfam beine^ SegeS ge^ft, fo bag bu fein Q^eliebteS ^a{t, um bäne fd^UKui^ @ette bedEen, mtb (einen tJi^cimb bir snr ted^; ober )M[eic^ trennte enc^ M Seben, o6 tl^ ond^ nnber« Anbcrt BlieBet — etned ferne Dom anbem; ac^, DieQeid^ iDurbe eine "iseränberuug cudj gur Trennung, fobafe bu in Xrauer einfam beine^ 2Bege§ ge^ft, ttjeil bu fanbeft, aber, toa^ bn fanbeft, Derönbert loieber fanbeft! S^ie troftlod! 3a frage nur ben ^bvtl^tt, nne troft(oi$ ed fei, einfam ^u leBen, einfam gelebt ju l^Ben, o^ne geliebt gu fein, ober üfyat ein beliebtes ju f)aben; frage nur ben ^i(^ter, ob er etmn« anbcreS miffe ak> baö, ba^ e§ troftloö fei, menn ber Xob ^ifc^ bie jt^iebenben tritt, ober tücnn baS i^ben ben greunb Dom Sfrennbe retgt, ober ttienn bie ^erönbemng fie atö geinbe Don ctnanber rei|t; benn freilii^ liebt ber %AäjiUx bie <£infam« fett, er (teSt fie — um tn ber Sinfomfett bad Dermt|te WM ber iJiebe unb ber grcunbfcfiaft 5U cutberfen, tük ber eine bunfte (Stätte auffnd)t, ber fdjmärmerifd) bie Sterne betracf)teu n^iH. Unb bod), mcnn eS o[)ne eigene ©d^ulb gefd^a^, bag ein iD^enfd^ !ein (MitbU» fanb; unb toenn er einen %wm!b fuc^te, aber, o^ne eigene Öä^uVb, Dergebltd^; unb Dienn ber Sertuft, bie Trennung, bie ^erönberung ol^ne eigene ©c^ulb Digiiizeti by Google — 87 — ebiitttt: taiet| ht f olii^m goQe bet S>ül^et cttoad anbeteS, att baft ei» ttoftlo» fd? @o tft ja ber ^id^tet felbfi ber IBer«» tobcrung untemoifcn; er, ber 93ote ber greube, tueife am ^age ber S^^ot nic{)tö anberc^ a(§ troftlofe .Htacjc. Dber tD\ü)i bu bad uidjt ^ecänberung nennen? tutüft bu ba^ bie %xmt bd( S>tcl^tec9 nemieti, ba| ev — ttofÜDl» mit ben Xsoftfofen trattett? 9hm too% barflber ttoleit ttnr ttk^ fhetteit. SBiQft bit aber btefe menfd)Ud^e ^teiie mit ber be9 .f?immcfC> unb ber (£tt)ig!eit öergleidjen, fo luirft bu tt)ol)l l'elbft einräumen, bafe fic eine ^^eränbcrung tft. ^enn ber ^immel fieitt fic^ nic^t blog, tro( einem ^id)ter, mit bem grft^u^, ititb bet ^ntmel tronett bUi% mit bem Xfoitenibat, nein, ber Gimmel ^ eine neue, l^at eine fcligece greube für ben ^tönernben in S3ereitf(^Qft. @o t)ot ba§ S^riftentum allezeit Xroft, unb fein Xroft unterfc^cibet fic^ barin öon aUem menfd^lidjen Xrofte, bafe bicfer, mit Semufet* fein, mtr ein (Srfa^ für ben Skrluft ber t^reube fein loiQ: ber <|riftti(l|e Xroft tft bie gfrenbe. aRenfd^ti^ getebet tfi SItofI eine nn^träglii^e (Srftnbmtg: ^uerft tam bad Seiben unb ber ^djinei^ unb ber SSertuft ber g-reube, unb bann tjinter^er . . ad§, enb(id) unb §u(egt fam ber 9}^enfd) bem Grefte auf bie ©pur. Unb üom £e6en be$ @tn^lnen gilt bodfelbe: luerft !ommt bad iöeiben nnb ber ©d^mer^ unb ber IBerfttfl ber 9^enbe, nnb bann, l^interl^; a(^ mond^at fama ju gttterle|t, fommt ber ^iroft. tBom c^rift(id)en iroft ober fanu man nie fagen, er fomme ^interl)er; benn al§ ber Xroft ber (Smigfcit ift er alter al^ aße jeitlic^e gfreube; fobalb biefer Xroft fornnit, fommt er mit bem Q3or^ fpnnig ber (Mgleit nnb fangt gletc^fam ben ©dornet) in fi^ auf; benn ber €d^ei^ nnb ber Serlnft ber tJrenbe ift büg 3tugen6(idlic^e — ujenn biefer 5lugent)Iid aud) Saljre UKi^rte — ift bad ^genbüdlic^e, ban^ Dom (^totgen Der^ Oigiiizea by Google — 88 — fd^Iiiitgcn tüxxh. 5(ud) ift ber c^iiftlicf)e Zxo\t n\6)t ein ©rfa^ für ben ^^erluft ber ^ube, bo er bie ^reube ift; aUe anbere greubc ift, t^erglid^it mit betn Xrofte bed (^^iftetitumd, im (e|ten ®runbe bo4 tmx ^trofttofigfeit. t)on!ommen mar «tib ift beö 3J2enfcf)en Seben auf (£ibcn (cibcr nidjt, baß it)m bie greube ber ©tütgfeit alö greube fönnte Derftinbct rrcrbcn, bie er ^atte unb bie er fetbft üerfdjerjt ^at; ba^er fommt cd, bog i^m bie greube ber Mgleit nur atö Xroft k)erf&nbet merben faiw. ffiie baS menfd^Iic^e Suge bad Si^t ber ©onne irar buT(^ ein tierbunfetnbe^ ®Iai$ ertrogett fattn, fo (amt ber 9}?cn]"d) bie greube ber (äföigfcit and] nur burc^ biejce iBerbimfetnbe ertragen, bafe fie alg Xroft üerfünbet njirb. — SS^elc^ed alfo auc^ bein ©efc^icf in Siebe unb greunbfd^aft mar, morin bu aud^ betit ^miff ett, beinen SBerlitft, betne^ Sebettd Xroftloflgfeit im (Sitibetftfinbiiid mit bem ^Did^ter fie^ft: bog §öd)fte fte^t nod^ mi — tieBe ben 9ilS#en! 3{)n fannft bu, iDie gezeigt njurbe, leicht finben; i^n fannft bu, ft)ie gezeigt njurbe, unbcbingt immer finben; if)n fannft bu nie üertieren. 3)enn ber ©elicbtc fann fo gegen bic^ ^nbeln, bag er berloren ift, itnb einen f$rennb fannft bu Derlieren; mad aber ber fll&äjl{it au^ miber btc^ t^ut, bu fonnft i^n nie bertieren. greiltc^, bn fönnft oud^ femer ben beliebten unb ben greunb lieben, Wk fie aud^ gegen bic^ ^anbellt, aber bu fannft nic^t aud^ fortan fie in 2Bot)r^eit ben (beliebten unb ben greunb nennen, tuenn fie leiber in äBa^r^t anbere gemorben finb. S)en ä'^&d^ften ober fann feine SBeränberung bon bir nehmen, benn ni(|t ber ift ber SRäd^fte, ber birf) fefttialt, t)ielmcl)r ift e» beine ßieBe, bie ben 9^äd)ften feftl)ült; bleibt beine Siebe jum 9täd)ften unüeriinbert, fo bleibt aud) ber ^Jäc^fte unüeränbert, mii er immer ba ift. ^ud§ ber Xob fann bir ben iJ^äc^ften nic^t rauben, benn nimmt er ben einen, fo giebt bir baiS Beben fofort mieber Digitized by Google — 89 — einen. 3)er Xob fann bir einen greunb rauben, mil bu in bcr Siebe einem greunb eigentlich mit bem greunbe ^u^ faininen{)ältft; in ber Siebe gegen ben 9^äd)ften aber l)ähft bu mit Q^ott pfammen, ba^ fann bir bet %o'b ben S^ä^ften nid^t vanben. — Ibn magft ba^er in Sie6e unb fjreunbfc^aft aUt^ t»erlotcn, nie ettPoS öon biefcm ®(ücf befeffen f)a6cn: baö S3efte bc()ältft bu bocft jurüd in ber Siebe gum i)2üd)ften. ®ie Siebe jum S^äc^ften l)at nämlid) bie ^oiU fontmen{)eit ber ^tuigfeit. 3ft ed auc^ tool^i eine '^oQ» Commenl^eit an ber 2kik, bag ber geliebte (S^egenftanb bad SSorjügtid^e, baiS ^Culge^eic^ncte, bad (Sinnige ift? 3^ glaubte, baiS tüäre eine SBoKfornmentieit am ©egenftanb, unb beffen SSonfommenl;eit trie ein fpi^finbit]er i^^erbac^t gegen bie ^i>üll= fommen^eit ber Siebe. ä)^ad)t eö einen i^orgug an beiner Siebe au«, mcnn fic nur ba^ Stuftcrorbcntlid^e, bad ©eftene lieben fann? glaubte, ed u»&re bad ein SSorjug an bem ' 9(u|erorbent(i(i^n unb bem Seltenen, bag eS bad Hujser« orbentlid^e unb ©eltene ift, nic^t aber ein ^^orjug an ber Siebe. Unb bift bu niä^t aud) ber 9[l?einung? ®enn ()aft bu nie über (^otU& Siebe nadjgebac^t? Sßenn e§ ein iSor« §ug ber Siebe n)öre, bag fie baS ^gerorbentlic^e liebte, fo toftre ia IIfominenMt ber SteBe. Unb gcrabc tücil ber 9^äcf)ftc feine öon ben SSoütommen^eiten ^ot, bie ber beliebte, ber ^reunb, ber SBetüunberte, ber ©e- bilbete, ber Seltene, ber ^tuf^crorbentlic^ in fo f}ot)em ^robe fyxt, gerabe barum fyit bte £iebe ^um S^lac^ften aüe fßoü^ iommenl^iett, toe(<|e bie Siebe bem beliebten, bem gi^b, bem ^bilbeten, bem Setounberten, bem Seltenen, bem ^uger« orbentlid^en nic^t t)at. Sa^ bcnn bie 2®e(t, foüiet fie triff, bariiber ftreiten, ttjelc^er ©egenftanb für bie Siebe ber üoU- fomracnftc fei: baröbcr fann nie ein ©trett fein, bnfe bie Siebe gegen ben ^&äj/ftm bie boUfommenfte Siebe ift Wit anbere Siebe bal^ aud| bte UntmOfornmen^eit, ba^ babet gtoeierfei in 5^age fommt nnb in)otern auc^ eine 3^^^* beutigfeit l)err]djt: ^iierft foinmt ber ©egenftanb ber Siebe in Srage unb bann bie iiUebe, ober cigentüd) tommt immer beibed in t$^age, ber (^egenftanb unb bie Siebe. 8ei ber Siebe gegen ben 9i&(^ien aber !ommt nur eines in S^age, bie Siebe, mtb fiier i)(xt bie ^migfeit nur eine 9(nin)ort: bied ift bic Siebe; benn biefe Siebe gegen ben 9^äcf)ften uerljäh fid^ nicf)t tüie bie eine '^Ixt anbern ^rten üon Siebe, ^ie natürliche Siebe tDirb burd^ beu (^egenftanb, bie greunbfc^ft bnrd^ ben ^egenftanb beftintmt, nur bie Siebe gegen ben 9t&d^ften tt)irb burcj^ bie Siebe beftimmt. ^a nftmti^ ber 9f?ächfte jebcr Sl'^enfc^, unbcbtngt jeber SRenfd) ift, fo finb ja Dom ®egenftanb aüe öefonbert}eitcn weggenommen; biefe Siebe ift alfo gerabe barin fenntlic^, bafe i^r (^egenftanb ot)ne nähere ©cftimmuitg feiner befonberen (Jigenttimlic^feit ift, momit ja gefagt ift, ba| biefe Siebe nur an ber Siebe erfannt Digiiized by Google wirb. Sft boö nidjt bie (jö^fte 5.^oIIfommenf)eit? ^cnii fo* loett bie 2ubt an ettoaS anberem erfannt tuerbcn fann unb mug, ift ttefed anbete in gerabem liBer^Unt^ gietc^fam ein ^Beibod^ gegen tat Siebe, fie fei ntc^t nmfttffcnb genug nnb infofetn aud^ ntd^ nnenbttc^ im etoigen &m; biefeS onbete ift eine ber Siebe felbft unbctuu^te 9Magc jur ^rfraiiEung. 3n bicfcni '^>erbad)t n)Dl)nt bal)cr üerborgen bie 5Ingft, tuelc^e 2iebe unb greunbfc^aft Don i^rem ©egenftanb abJiängtg mad^t, bie ^gft, koeld^ bie (^ifetfnd^t ent^ünben, bie ^gfi, \odä^ |ttc Ser}tDeif[ung bringen lann. 3n ber £te6e %nm 9^äc^ften finbet fic^ ba« ©ebenfüd^c jcncS SBcr^öltniffeö nid^t, bornm !ann auc^ in bem Sicbenbcn feine Öebcnf(id)feit cntftet)en. 2)oc^ ift biefe £iebe nid^t fto(§ unabffängig üon il)rem (SJegcn^ ftonb, i^re ftrcnge ^krec^tigteit entftct)t nid^t baburd;, bafe bie Siebe gld^iUtig gegen ben (Segenfianb fid^ fio($ in fid^ felbft jurtidjie^t; nein, ftc ift babnrd^ gerecht, bafe fie fic^ bemütig nod) oufecn ttjenbet unb gleichmäßig nUe umfafet unb hoö^ jcbcu befonber^ in Siebe, feinen aber in befonbercr Siebe. XSir n^oUen und baran erinnern, bag mdq ber fc^on gegebenen |[udfü^rnng bie Siebe in einem SOtofd^ ein ^Dtong nnb biefet ber fbti&rmi für einen Stetd^tnm ifi 9e tiefer olfo btefcr 5)rong, bcfto größer ber Sfleid^tum; ift ber ®rang uncnblid}, fo ift e§ and) ber $Reid)tum. @e^t nun ber ^rang ber Siebe in einem äJknfc^en au^fc^tiefelid^ auf einen' ctn5igen, fo muß man, fetbft totnn biefer 2)rang ein Skid^m ifi, bod^ babei fügen, baj} er nnrflic^ biefed ä^en» fc^en b^rf, ju bem ed tl^n ^tnbrdngt bagegen in einem 3J?enfd^en fein Siebe^brong ^in auf alle 9Jc'cn)d)en, fo ift ein unbebingter ^rang unb fo mächtig, baf^ e§ ift, oHä müfetc er faft felbft feinen (^egenftanb l)crüor bringen ttmten. 3m erften gaUe liegt ber Sf^ac^bmd auf ber 8e« foRber^ beS ÖegenftanbeS, im anbem auf bem ^Drang aU Digiiizea by Google 1 — 92 — fo(rf)em, unb nur in biefem Ickten ©inn ift ber 2)rang ein Um- brud beö äieic^tumö; unb nur in bem legten galle öerljaltcn fic^ ^rattg unb (S^egenftanb in unenblid^em (Sinne gteic^ 5U etiuuiber: betm ber eifte befte SD^enfd^, jettDebec fOttn\d^ ift bet 9lä^fte, ober ed l^anbelt fid^ in befonbrem @tnn itm feinen C^sJegenftanb, u)äl)renb in unenbli^em ©inn jeber äJ^enf^ ber (SJegenftanb i[t. !iÖenn einer ben ^rang füf)It, mit einem einzigen beftiiiunten ä}^^n)c^en ^u reben, jo bcbarf er eigent* (t(^ btet'ed äßenfd^en; ift aber ber S)rattg ^vaa Sieben in i^m fo groft, hai er reben mü|te, auc^ toenn mon i|tt in eine SBfifte berfe^te, aud^ »emi man t^n in ein einfameÄ ®c* fängni§ ftecfte; ift ber ^rang fo groB, ba^ i(}m jeber SOtcnfc^ ber ift, bem er reben müfete; ]o ift ber ^xauQ ein 9ieic^* tum. Unb in bem, ber bie Siebe juni SRä^ften in fic^ ^at, ift bie Siebe ein 2)rang, ber tieffte; er ^barf ber %Rm\djitn mSjit, unt bod^ jemanben §ttm Sieben 5U ()a6en, aber e8 tft i^m ein 33ebürfnig, bie aJtenidjcn lieben. S)üd) ift in biefem Üteic^tum fein @tol§ ober $orf)mut; benn (^ott ift bie ßtoifc^enbeftimmung, unb bag „foü" ber ©migfeit binbet unb leitet ben mächtigen ^rang, bema^rt i^n üor ^Berirmng nnb @to!$. 2)er (Skgenftanb aber bringt feine 93egren$ttng' mit fic^; benn ber Stftc^fte finb ale SR^fc^en, nnbebingt jeber 3«enfd). SBer in äBQt)rl)eit ben lluid)ften liebt, tiebt ba^er anc^ feinen geinb. tiefer Unterfc^ieb „greunb ober J^^inb" ift ein Unterfd^eb, ber am ^egenftanbe ber Siebe haftet; bie Siebe ^nm 9{&c^ften ^at \a aber ben ®egenfianb, ber feine S3efonber^ l^at; ber Md^fte ift bie gang unfenntüd^c Unter* fc^iebent)eit jmifc^en 3}?enfd) nnb 9J?enfc^, ober ift bie eroige ©leic^^it üor @ott — biefe (SJlcic^^it ^at auc^ ber geinb. Ttan meint, eiS fei einem 9)?enfc^en unmdgUd^, feinen getnb )u lieben, benn leiber, gleinbe fdnnen einonber ja fonm an« Digiiizeti by Google ' I — 93 — jc^en. 9^un tool)l, fo )d)üefte ba^ STuge — fo gleicht bcr geinb gati) beut Sl&c^fteti; fc^Uege bad lluge unb benfe bed ®e6otö, bofi btt (tebeit foOft, fo (iebfi bu — betneit geiitb? nein, fo liebft bu ben ÜiJä^ftcn, beim baft et beiii ^5^inb ijt, ftcljft bu ]Q nidjt. S3ei gefd)Io)fenem 5Iuge fict)ft bu nämlic^ bie irbifd)en Unterfd)iebe nid)t; geinbfdjaft ift ober aud} einer oon biejen irbijd)cn Unterfc^ieben. Unb bei gefd|lofienem Hitge koirb bein ^titit eben bec 3^^^ ^ ^^^f SBort bei» ®e6otö ad^ten mu^t, itiii^t jetftteut itnb tietttritct. SBenit bit olfo behten ^tm m^t btttd^ ben fBM ouf ben ©cgenftanb betucr Siebe unb auf bie befonbcrc Sigentünts lic^feit beö öJegenftanb^ ^erftreuft unb üemirrft, fo tpirft bu ganj D^r für bad 2öort beg (SJebotö, al§ fagte eö einjig mtb aUetn ju btr, ba^ „bu" ben Mc^ften lieben foUfi ^el^, toenn betn $[uge gefd^loffen ift unb bu gonj O^r fftr bod ^Bot btft, fo btft bu auf beut SGBege ^ur ^oQfommen« ^eit, b. ^. 5ur Siebe gegen ben 9täd)ften. @S ift ja auc^ in 2ÖQ^r^eit fo {xoa^ bereite in bem- (Sntloicfelten liegt, tt)o beriefen tüurbe, bafe ber 9^äd^fte ein teined (SkiftedDer^ttnid aui^bcädt): ben iRäc^ften fie^t man Blog mit gefc^toffenem Stuge ober babunl, bo| man oon ben Unterf^icben abfict)t. 5)a8 leibliche Sluge fie^t immer bie Unterfd^icbc unb fict)t auf bie Unterfdjiebe. ^arum ruft bie irbifc^e illug^eit frü^ unb fpät: „fie^ bid^ Dor, wen bu liebft!" 3lcf), foU man in SGßat)r^eit ben ^J?ä^ften lieben, fo gilt: fte^ bic^ t>ot allem nic^t oor! benn biefe ^ug^, bie ben (üegenftanb prüft, u»irb gerabe 'betantfen, bag bu ben 9lä(^ften nie ju fef)en befommft, lucit er ja jebcr SKenfc^ ift, ber erfte befte, gan^ btinbling^? genommen, ^er ®id)ter Oer- achtet bie fet)enbe ^(inbt)eit ber ^lugl)eit, bie beim Sieben SSorficf)t Icf)rt, er Iet)rt, bo^ bie Siebe blinb mad^c; ouf eine tfttfellKift uneiifl&Tlid^e Steife foa, bed SSAd^txxi SRei» Digitized by Google nung, ber Siebente feinen ©egenftnnb finbcn ober üerliebt »erben unb bann - blinb öor Siebe toerben, blinb für jeben %i^ifx, jebe UntwQtommett^ an bem ^liebten, bitiib fftc aUti anbete anjser btefem beliebten; — ober biMi§ mt/i ntd^ blinb bafür, bajj biefcr ber einzige in ber ganjen SBeft ift. Sßenn c^^ fo ift, fo mad)t ja freilid) bie Siebe einen 9D?en* fc^n blinb,. aber fie mac^t i[)n augleic^ fe^r fd^arffic^tig, bog er ja ni^t einen anbem ^enfc^en mit biefem einen Der* tuec^fele, fie mad^ t^n and^ tnfofem gegenfiber btefem om 9)^enfd^ trennen mib fi^ben, niie biefe ©ottlofigfeit t)umanität§tt)ibrig ben einen SWenfc^en bie SBettoanbtjc^ajt mit bem anberen öerleugnen Ijeifet, fo ba^ er t)ermeffen unb n)af)ntni|ig oom anberen iU^enfd^n fagen !ann, er fei nvä^t ba, fei „nic^t geboisen". S)a fKeifl ond^ er bad (St)riftentnm, bad. bie SRenfc^en tm biefem ®ccne( Digiiizeti by Google I — 96 — befreit ^at, inbem tief unb etüig unDerge|Itc^ bic ^er* Mmbtfd^aft ^fc^en äßenfc^ itnb ä^enfd^ eitt^gt, koeit btefe babittd^ gef^ect i% iai in (E^tifto jebet (^n^t mit <3iitt gfeid^ üertoKittbt tft imb ^ütt in gleichem ^^ültitid fte^t; toeil bic djriftlid^e Se^re gleidjmäjiig an jeben einzelnen roenbet, it)n (e^rt, ball ®ütt iljn gefc^affen unb ß;i)ri[tuö il)n erlöft t)abe; weil bie c^riftlie^e £et)re jeben 9J?enjd)en auf bic @eite itinunt unb i^m fogt: »fc^iefte bdne X^Ctre unb bete ^ tt, fo ^aft bu baiS i^öd^fte, ood ein Si^enfd) ^a6en tonn; Iic6c bcincn §ei(anb, fo ^aft bu aUeS im Scbcn unb ^üb, unb ia\] h'id) bie Untcrfd)iebe nidit fümmern, fie tt)un ni(f)tg baöon noc^ ba5u." SSenn einer uon be^ 93er geö ©pige bie äBettertDoIfen unter {u| fte^, fo fd^tectt t^n i^r ^nbiid nu^ er ld|t bom S)attnemietter, boS bmnien auf ben fftv^ mngcn ber 6rbe mfitet, fi^ nic^t fc^recfen. Unb fo ^od^ ^at boÄ (S^riftentum jeben, unbebingt jeben 2J?enfc^en gcfteüt — benn eö giebt ]iiT Sf)riftuä fo tüenig alö für ©otteö ^^or* fetiiing eine ^ufammenfaffenbe Sa))l, eine 3J?enge, nein, bic Unaö^igcn finb tun t^m ge^d^lt, finb lauter (Sin^Ine;. fo ^ bad 6^fientnm feben einzelnen fD^enfd^ gefielU, bannt er ni^t burd^ Übergebung ober burd^ ©eufjen unter ber Ung(eic^I)eit biefeS Sebent «Schaben an feiner (Seele net)me. ^enn weggenommen ^at ba§ (^Ijriftentiuu bie Untcrf c^iebe nid^t, koie auc^ (S^^riftud ni^ tooUte ober lM>tt 0ott erbot, bafe {eine Sünger nUM^ten oon ber äBeU ge» nommen toerben — unb bo9 ift ja ein nnb bo^fetbe. (H f^at ba^r nie ein a)(enf^ gelebt, in ber (£l)riften^eit fo föeuig ald im .f)eibentum, ber nid)t mit an biefer irbifd)en Ungicid)- ^t teilgenommen ^ätte, ober boc^ mit i^r überf leibet gc» loefen märe; fo »entg ber (S^rift o^ne ükib lebt ober (eben initt, cbenfotnenig o^e biefeil Seiend Ungleic^^ettcn, an benen burd^ iMnxt, hva^ Staub, bsr^ Ser^&Uniffe, burd^ Digiii/ea by Google — 96 — ©ilbung vu f. f. in feiner SSeife %di l)at — bcr reine 2Kenj4 ift feinet \m mid. 2)ad (^nftentum ift etnfi, mit kH>m feinen SRenfc^ ^n foBnliecen; cd toitt bie 9Renfd§en nitr rein mü€^n. 9>ti^ ^^riftentum ift tdn Vtäxd^n, ttnelDO^t btc tjon tf)m oerl)cifjcne ©etigfeit {)errlid)cr ift, a(§ tva^^ ein SO^ärdjcn ücrj|)red)en fonn; eö ift aud) fein Qeiftreidjeö ^irn- gefpinnft, ba$ fc^koex i^erfte^ toöre unb ja auc^ eine befonberc Qebtngnng Donm8fe(t: einen mfifsigen ^opf unb ein (eeted |nm. Scnem ©reuel beö |)eibentumö l)at olfo ba§ S()nftentum ein für oHcmal ein @nbe gemarf)t; aber bie irbi)d)en Ung(cid)= Reiten l)at c§ nic^t jürtgenommen. 2)iefe müffen bleiben, jo lange bie ßeitUd^feit befielt, unb müffen bleiben $ttv9lkrfud^ung jjebeS äRenf^, ber in bie fSMt ^infommt; benn ni^t urirb et bamit, bog et ein (S^rtft ttritb, ben Unterf (Rieben entnommen, öietme^r mit) er ein S^rift bur^ ben (Sieg in ben 93erfuc^ungen, bie biefe Unterfdjiebe mit fic^ bringen. 3n ber (ogenaunten ^^riften^it fpielt ba[)er bed £ebem^ Ungleid^it tmmet no^ ifyct mfuci^id^ 9iolIe; ac^ tiielleid^ tierfuc^t fie nic^ hhi%, nein, fie ttntCt fo md^ttg, bafi bet eine fid) übert)ebt, ben nriebemnt bet anbete ttolig Benetbet. SBcibe^, Ubcrl)cbimg unb ^Jleib, ift ja 5lufrut)r, ift 5lufrut)r gegen ba^5 (St)riftlic^e. (SietoiJ moüen toir nicmanb in bem oetmeffenen SBa^ne beftörfen, ai^ feien nnt bie 3)?öc^tigeu nnb bie SSotne^men bie ©c^ulbigen; benn toma bie er mag fie in ben 5(ugen ber SBcIt unjdjulbig unb liebcnÄofirbig fein: ba^ fümmert bog S^riftentum gar nid)t, ba eö ja feinen melttic^n Unterfc^ieb mac^t, nid^t auf baS fie^t, iooburc^, fonbestt nnr bamuf, ba6 ein SRcnf(| ^obcn an fdmc 6ce(e nimmt; — bnt^ eine ftleinigfett? kncDeid^t; bog 'er aber an feiner @eele ©c^abcn nimmt, ift getüi^ feine Äleinig» feit. S^^^f'^)^" ^^^^ ©jtremen üorne^m unb gering giebt eö in ben ^tufenunterfc^icben ber SBelt no6) eine gan^e ä)^enge Mn ©c^attiermtgen; aber bei feinem t)on biefen engeren unb ba^ meniger in bie tbignt fattenben Unterfd^teben ma^ bat (S^riftentnm eine Sudna^e. ^ Ungleid^^t tfi taiie ein unge^eurei^ ^^e^, in tt)eld)em bie g^it^idjfeit feftgel}a(ten toirb; bie 9J?ofd)en in biefem 9?e$e finb njieber gar ungfeic^; ber eine SO^enfd^ fc^eint im ^afein met)r gebunben unb ge« fnnflot ald ber anbere: aQe btefe Untcr{<|iebe aber, bie äRonnig« fO^ltat in ber Unglen^^it, bie relative Ungleid^^ bei* fi^ftigl bo9 ^^riftentnm gar nic^t, ni^t im minbefieni eine Digiiizea by Google — 98 — folc^e 33efc^äfti9ung unb ©orge ift nämlic^ toicber SBelUi^* fett i£^ü\Untam imb j&lUi^fett oecftfinb^en ftc^ nie, loetm til Qittl^ emat 9[itgcit(ficf — fftr eine vbnf&^v^ Setnul^ iung genau fo ou^fefien ^e VklfR^hH ift ja im ^öc^ften (SJrabc bafür intereffiert, ba^ in ber SSeU ©leic^^eit jtoifc^cn ben 3J?enfc^n ^ergefteüt, baS gcittid^e ©cfinben ber SKenfd^en toomöglic^ ein gteic^eö locrbe. 3lber jelbft »enn baS ©tceben ber SBeU in biefet ^fiii^ ein »o^meinenbe^ ^tt nennen tfi cd ift nie mit bem etft(UtbntffdS feltfamerkoeife iU%k\xS^ streit unb (Stnigfett: ein unb berfelBe tmU eine Ungleidl^tt loeg t)aben, bafür ober lieber eine anbere ftf)affen. 2)ic 58er« fd^iebent)eit fann ja, ipie ba§ Sßort fagt, ba^ fe^r 33er{c§ie= benc, bod 5l£leröerfc^iebenfte bebeuten; jeber aber, ber in ber SBeife gegen bie Ungteic^^ ftreitet, baft et eine beftimmte ttcg ^ben ttttb boffit eine anbere f^ffen niiSf, ber f&m))ft ja für bie Hngletc^^ föer bann ben Slft^fien (ieSen nnll; njem alfo nicJ)t baran liegt, biefe ober jene Ungleid)^eit n}eg* ^^ufd^offen ober ttjeltlicf) ade unb jebe njeg^uräumen; mem Dielme^r baran gelegen ift, mit frommem <5inn feine ©onber* fteUitng mit bem befeltgenben l^ebantot ber d^ftlifl^ (ileid^» 1^ )tt bttui^bringen: ber ertoetit Ieiil|t ben @d^ein, baft er nid^t in biefed (Srbenleben, aud^ nid|t in bie fogenannte St)riftent)ett t^ereinpaffe, er fe^t fid} leidjt bem Eingriff non allen (Seiten auS, er mirb Ieid)t n^ie ein oerirrted ©c^af unter rei|enben SBdtfen. SEBo er au^ ^nfie^t, überall begegnet er natftr(i(^ ben Unterfd^teben Otam, nne gefogt, fein SRenfci^ ifi ber reine 9Kenf(^, aber ber (^^rift ergebt ftc^ über bit Untertriebe); unb bie, meldte fid) raeltlid^ an eine jcitüd^c ©onberitcüung feft anc^cflammcrt l)aben, toa^ für eine e^ auc^ [ein mag, finb toie reiBenbe Sßölfe. SBietnel bie irbifij^ Ungleichsten auf {ic^ ^ben, tnie gffft^iil fie fittb^ tt»oIIen kotr an einigen )IBeif|rielen fe^ unb babd im Sntereffe ber ftlai^t rec^ genau ju SStar! Digiiizea by Google — 101 — ge^eti. ^\mm bu bir n«t bic ®cbu(b jum Sefen, toic mir bie Qtit ncl)mc unb dJluijz gebe gum '5cf)reibcn; benn ba efii mctn auöfdjlieyicijer S3eruf unb meine einzige ^lujgabe ift, ©d^riftfteUet {ein, fo fann unb mufe ic^ mic^ einer pmlii^rt, einer toenn bu tmUft fteinlii^n, aber getoil crud^ nfi^lid^en ^ßünftft^fett befTeigigen, rmt fie onberen nt^ ntdg^ lid^ ift, ba fic nid^t blofec ©c^rtftfteller ftnb, unb baf)er i^rc toieHeirf)! löngere Sebenögeit, i{)re üieEeid)t reichere ®abe, it)rc öieUeic^t größere %xbtit&txa\tjüQkxd) auf anbere 2Beife öer* »enbcn mögen. — @te^, bie 3^^*^" fw»i> bo^, ba bie iERftc^ttgen nnb S^ome^men aSetn Mtn\iS^ toattn, bie anbem SRenfd^en — 6f(a))en nnb ßetbetgcne. ^efen Umfd^tamng öerbanfcn njir bem (5[)riftentum; borouS fofgt aber feinet* trc(^§, bafi 9kng unb 3J?nrfit einem 9J2en|c^en jet?t nid)t metir 5um göü)tntf toerben fönne, fo baj er an biejer feiner ©onberfteUung 3U gaU {ommt, an feiner @eele <^c^ben nimmt unb bergig idoS ben Sflöd^ften lieben ||ei^. @oE baiK nw!^ je^t twrfommen, fo mufe e§ freiließ in einer mel^ öerborgenen unb nerbccften SKcijc t^cfdjeljen, im ©runbe aber bleibt bie 3ad)e biejefbe. (5^ fann einer unüerfennbar, im SBoügcnu^ feinet §od)mutö unb feincsS ©toljeö onberen SRenfc^n anbeuten, bag fie nic^t für i^n ba finb; er tsnU bad sur iRa^rung fftr feinen ^od^mut fie oielleid^t audft füllen (offen, inbem er Qdii^m fftooifd^er Unterinfirfigfeit Don i^nen forbert — ober aber fann er (eife unb nerfterft, gerobe burd) Umgeljung aüer unb jeber Seriitirung mit il)nen (oicHeic^t aud) auö gurc^t, offene^ Xreiben tonnte bic Seute auf^en unb i^m fetbft (^fa^r bringen), audbrüden, bab fie fflr t|n nid^t ba finb: baS eine tme bad anbere Sene^men ift im d^mnbe ein unb badfefbe. 3nt)umane unb Un« rf)rift(id)e Hegt nid)t in ber 5(rt unb SSeife, \v\t bic^ i]c|d}iet)t, fonbern in ber (^ejinnung, bie jic^ ber ^^ermnbtjc^aft mit Digitized by Google — 102 — oHen SRettfd^en, mit stnbelHttgt jebem 2ERxiii^(S^n, ent^iel^en mödjtc. 'äd), aä), eö ift be§ (Et)riftentutnä Aufgabe unb Sef)re, ba§ toir un^ öon ber Söelt unbeflecft unb rein er* galten, unb gebe @ott, bag toix alle baS t^un; menn man fic^ aba miÜUli an eine Sefonber^ aaUavmnt, unb io&te an4 bte |errli<|fle Don allen, fo ifl ba9 geiabe 8efle(!nng. ^Denn bte grobe ^Trbett beffetft md^t, — - »enn fie nur in beg ^erjeng 3iein^eit gett)an mirb; unb bie niebrige Sebenö- fteHung beftecf t nid^t, — toenn bu nur in ©otteöf urd^t beine ®^rc barein fe^eft, in ©tille ^n leben; tooyi ober !ann <&etbe intb Hermelin befleifen, n^enn babnrd^ ein ä)^enf(| @(|aben an fetner Seele nel^men ttifirbe. (Sd ift SefCedung, toenn ber S^iebrige ftc^ fo gegen fein @lenb fttäubt, bofe er nid^t mel^r burc^ bag ©(iriftlidje )id) erbauen toxU; aber au^ ba§ ift • öcflecfung, toenn ber ^^ome^me fid^ fo in feine SSorne^mi^eit einfüllt, ba| er fi(^ bnrd^ boi» (S^riftlid^ nid^t kirill erbauen laffen; unb aud^ boS ift Sepedung, toenn einer in feiner ©mtberfteHnng, hm^ bie er ift, toa^ bte ntetften finb, nie in ^riftüc^ier ^^ebung aug biejer ©onberfteüung ^eraug* tommt. (So lüirb benn biefe im öomel^men (^etoanb einher« gd^be Sti^le^ttg!ett ben ISome^men teuren, ba^ er nur ffir bie nome^nte Seit bo fei, ba| er einzig unb allein in i^ren ftretfen Teben, bajj er für anbere 3J2enfc|en nid^t bafein folle, ttjie oudE) biefe nid^t für \\)n ba finb. 5lber e§ gilt S^orfi^t, ^eigt e^, er mug ed fo bet^enbe unb fo leger aU möglich anzugreifen koiffen, ba^ fein S^enel^men bte 2itiüt nic^t auf» |c|t; b. ^ bad Qk^mnid unb bie ftunft Befte|t gerabe barin, hQ% er btefel» oi fid^ ge^, bie bie SUifmerffontleit enegen mürbe, Digiiizeci by Google — 103 — nein, W andioeid^be Hrt foQ i^n nnr fidler ftellen mib a(fo )o öorfid^tig cingcf)altcn trerben, bafe nicmanb barauf aufmerffam ober gor haxob üer(e|t ttiirb. 5)Qrum foll er, luenn er unter baö 33oIf gerät, tok mit gcfc^bffenem ^luge feined SBeged ge^n (aber leibet ni^ in d^nftlid^m @inn); ftol^ — unb bod^ Icife anftretenb foU er t>mt einem Greife ber Dome^men SSelt jum anbeten gleid^fam f(ie!)en; er barf auf biefe anberen 9[J?enfcf)cn nicf)t fet)en — um nid)t gefe^en merben, mä^renb boc^ bie tJoHe Slufmerffamfeit beg Slugc^ aug biefem SSerfted ^ert»orfpät)en mui — oh if)m nid^t ein SDKtmenfd^ ober ein nod^ Vornehmerer begegnen Idnnte; fein 8(til fott nnbeftimmt fc^ioeben, über oQ biefe äRenfd^ l^Iaufenb, bamit ntemanb fein 9Cuge treffen nnb i^n an bie S3ertDQnbtfc§Qft erinnern fönne; er borf nie unter ben ®e* ringeren, tt)enigftenö nie in iljrer (SJejeÜfcJ^Qft fid) fe^en laffen, nnb !ann e^ uid^t umgangen merben, fo mug er bie \)ou mfyttt ^erabloffnng 0ttr ^d^n tragen — bod^ in i^ (egerfien 9[rt — um nid^ an^nftogen nnb ^n tieideten; er mn6 pt^ gefliffentlid^ gegen bie Geringeren fibertriebener ^öflid^feit bebicnen, barf fid) aber niemals auf bie gleiche ©tufe mit i^nen fteUen, benn bamit mürbe ja au^gebrüdt, baj$ er — SD^enfd^ fei, er ift aber — ein HBomel^mer. Unb »enn er biefed ftnnftfiücf leidet, unge^nngen, gefd^modnoIK, andtoeid^enb unb bod^ immerfort fein (M^mm& BetoKil^b (baß nömlic^ bie anbcrn 9)?enfdE)en für i^n nic^t ba ftnb unb er aud) nic^t für fie) fertig bringt, bann mirb il)m bie öome^mc <öd^(erf)tigfeit bag ^tUQm^ geben, bafe er — ben guten Xon getroffen ^abe. Sa, bie Wkit ^t fid^ üeränbert — unb bie ©d^Ied^feit l^t ftd^ aud^ nerdnbert; benn e8 mftre bod^ fibereilt, nienn man glauben moHte, bie fBelt fei gut gemorben, nieit fie je^t fid^ anberö gicbt. SBcnn mir und eine jener ftol^en, trogigen ^eftalten oorfteQen, benen Digitized by Google — 104 — ha% gotttofe Bpxzl ein ^oc^gcnu^ toax, in bcm fic „biefen SKenfdjen" i^re S^iebrtgfcit rcd^t bcutltd^ ju füt)ten gaben, tt)ic crftaunt tüürbe bicfcr ^isertrcter jener Qcit md]t fein, mcnn ec 5tt loiffen befäme, tuieuiel ^^orfic^t ^eutjutoge uotn^enbig geioorben um tiefet Ük^eimitid betoa^ienl obec bte Sßelt fyit fid^ t>etdtibert; mtb in gleichem &ifydtt bamtt, tt)ic bie aSclt ft(^ tjcränbcrt, ^ttt fic^ ou^ bie ©^lec^tigfcit fdjlauev in ein anbere§ ©cnjanb unb ift jdjnjieriger nac^^u* locifen — aber beffer tourbc fie tDat)rIitf) niä^t @o i>ie öomet)me (Sc^lec^tigfett. Unb »cnn nun ein Sotne^met toCoK, beffen &beit butc^ (Skbutt unb ©tonb atfo btefen fe(6en bifttngutetteit Ateifen audfcfiUegltd^ ange« ^örte, eilt SBornc^mer, bcr Bei bicfer jtoiefpättigen SBcrfc^tnö* rung gegen bag 5lügemeinmen}d)lic^e, b, (). gegen bcn 9c'äd))ten, nid)t mitt^un njollte; toenn er e^ md)t überö ^crj brächte, toenn er bie ijfotgen feinet (Sdjrittd tDoE)! üotaud koügte, aber im lißevtraitett auf (S^ott fid^ bod^ bie ^aft antraute, fte ouc^ gn tragen, lo&^renb er hü^ bie ftraft ntd^t befäge — fein ^erj §u öer{)ärten: njo^rOc^ bie (Srfa^rung iDürbe i^n Iel)ren, toaö er tDogte. 3"^^f^ tüürbe bie üorncl)mc ©d)led)tig- feit i^n beö ^i^crrats^ unb beS @goi§mu§ auflagen — tpcil er ben S^äd^ften lieben iQoQte; benn nienn er mit ber ^c^Iec^tig« !eit gemeinfame @ad^ mad^ kooQte, bod märe i^ebe nnb ^reue unb ^ufrid^tigfeit unb |)ingeBung! Unb menn bann, mie bag fo oft gel)t, bie Geringeren, tüieberum ton i^rem etnfcitigen ^arteiftanbpunft au§, iljn miBterftünben unb oer^ Icnnten, i^m — ber ja nic^t i^rer ©ippfc^aft gehörte, mit ©pott nnb 93er^öt)nung lof)nten — mcit er ben ißäc^ften lieben moIKte: ja, fo ftftnbe er freiließ in bo))))etter <3efo^ ba. ^tte er fid^ nöml^ an bie ©pi^e ber Geringen ftellen tüoHen, um burc^ einen ^2Iufrul)r bie SonberfteUung ber ^orne^m^eit nieber treten — {o ||ätten fie t^n üiedetc^t Digitized by Google I — 105 — gecl)rt unb geliebt. ®aö troHtc er aber nic^t, er loollte blofe feinem c^rifttic^en "1)10119, ben 9(ärf)ften lieben, ^(u^brucf g^ben. Unb eben barum mürbe jein 2^ ein \o mi^lid^, genibe Uä^ bo|))>eIte @efa^ Sbam loftcbe tooffi bte twnie^e Sd^ed^ttgtett i^n ixmapffimnh toerfpotten, {)öf)iteRb mth tierbatnntenb ivfitbett ftc fagen: „baö t)Qt er cl)rlid} öerbient"; fie n^ürben iüdI)1 feinen iRanicn aU ©^redbitb benugen, um unerfat)rene, Dor^ ne^me SüngUnge baüor 5U bema^ren, bog fte ntd^t abtraten — mon bent gnlcn %mt bev ©c^cc^ttgfeit Unb numd^ 8effei3e nnicr ben tBontc|nien, ber bod^ nu^ nod^ mün bem ©annc btcfc« guten ^oneS fte^t, bürfte nid^t loagen, ben ©Uten 5U üerteibigeii unb nid)t mit ju Iad)en „im ^iate ber ^pött^" , unb bie^ n^äre m\)i bo^ ^öd^fte, toa^ einer p fetner ^^erteibigung tuagen lönnte. ®o tDäxt ed ja tno^l benftac, bog ein ISoniel^mec, nnier femedgleid^, begetftect mtb mit fd^dnen fEk/üm bie Siebe ^nm SUid^tcn lierfec^ten mürbe; fäme e§ aber barauf an, in 2Birf(icf)feit bafür cinju« treten, fo fönnte er fic^ büd) jum (i3cl)ür)am (\c(\^n bie mtU läx^ fiegreid) ucrfoc^tene ^nfc^ung nic^t ^6ri]eben. ^oc^ imier^db ber c^ineftfil^ äRoner, loeU|e bte @tänbe fd^etb^ eine cntgegengefe^teSinfd^nnng jn becfed^, eine^nft^funnig, bie in ^ftlid^em ©inne (nic|t im @inne ber fRet)o(tttion) ben Untcrfdiicb aufbeben möchte: baö beifet bod^ in ber ©onber== fteüung öerbleiben. 3n ®efell)d)aft ber (S»5elet)rten ober inner* fyilb einet Umgebung, bie fonferuatib bie ^iftinhion gemälzt« leifkt itnb ^etbottteten I&ftt, ba mag ineaeic^ bec (MOnüt mit Segeifterung biefe £e^re mm ber (Meic^^t aQer S)l{enf(^en ' §nm beftcn geben: ba^ ()ei6t aber immer nod) in ber ©onber« ftelliuu] üerbiciben. 3n ©cfcdfc^aft bcv 9ieid)en, inmitten einer Umgebung, too flßrabc bie bcoorjugte (Stellung bcd Moc^tamd )nr &^ getragen tvicb, ba mftrbe meUeic^ bec Digiiizea by Google — 106 — Slct^e ber ®tetc^^eit ^tDtfc^it SRetifd^ ittib SRenfd^ jebe (Einräumung ma^en; ober baiJ l)ci6t ja immer nod^ in feiner ©onberftellung ücrbleiben. ^cncr Seffere, ber üieHeic^t innere l)alb be^ üomc^imen Ärcife^ alle ©inttjenbungcn fiegteidj auiS bem gelb fc^Iagen lofirbe, möchte iiieHeic^t uonte^m unb feig fid^ flüd^ten, koenit et mit bem d^imoanb gegen bte @ottbentng bet ben bte SBttf(k|fett er^bt, ht Oetfi^rung fäme. — „(^e^ mit ®ott", fagcn xoix ja bei einem ®Iücf* iDunfc^; -- tuenn bicfer ^efjere unter ben 2Sornet)men, ftatt \is>\% 5u fliegen, mit @ott unter bie Seute träte: fo mürbe et meEeid^t k>or ft(i^ felbft unb alfo auii^ tot &ott, p Detbetgen fud^, tDoS et fel^ befam — mobet abet (^ott bad fo^, ba^ et e9 t»etbar9. SBenn mnn nftmltc!^ nttt ®ott ge^t, fo get)t man ja gemife of)ne ®cfal)r; man mirb aber auc^ genötigt, ju )et)en unb auf eine ganj eichene 2Bei(e ju fei^n. ©e^ft bu in (Gemein jc^ft mit %oit, fo brauc^ft bu nut einen einzigen UnglMic^ )u fel^n, unb bn nuigt fo« fott tKx\Ufyn, kood bad (S^ttfientum toill: bte menfci^Iid^ (SM^^H^ Senet IBeffete abet bütfte trieHetd^ (etbet ntd^t ganj magen, bieje SBanberung in ®emeinfcf)aft mit ©ott unb ben (Sinbrucf baüon au§5uf)alten ; er entzöge fid^ üieHeidjt mä^renb er hod) am jelbeu Slbenb loieber in ber t)ornet)men (SkfeUfd^ft bie d^nftlid^e ftnfc^uung tietfed^ten mütbe. Sa t& tft ein etnfiet itk it)n in bex SSBitfltc^feit fennen, b. ^ tn>n bet Unb bo^» onf ^bftanb ift ber 9lä(^fte eine Sloge (SinBilbung, er, ber • Den 9lamen ja bauon l)at, bafe er na()e ift, ber erfte beftc 9Jten]d), unbebingt jeber 9J(\Mi)cf). tluf 5l6ftanb ift ber 9Mc^)te ein ©d)atten, ber ^^ontaftifd) an jcbeö 3Kenfd^cn S)enlen üor* beifc^ioebt: baft aber ber äßenfci^, ber im felben tCugenblid nnrKic^ an t^nt borüberging, ber fR&ü^it mar, bod entbedt er leiber bietteid^ nic^. tCnf ^Ibftanb fennt jeber ben 9läc^ften, unb boc^ ift eö eine Umiiuglidjfeit, i^n auf 5l6ftanb ju fcEjen; njenn bu il)n nid)t fo natje fie^ft, bafe bu unbebingt, üor ®ott, i^n in jebem äJ^enfc^en fie^ft, fo fiel)ft bu i^n über^au^t nid^t 92ttn nwden mir wsn^ nac^ ben iRiebrigen fe^en. ^te geilen finb ba^in, ba bie fogenannten dliebrigen, Geringen, fdne ^orftellung Don ftd^ fe(6ft ober b(o| bie t^orfteHnng ^tten, baß fie ©flauen feien, nid)t blofe geringe SD^enf^en, fonbern eigent(id) gar feine 3J^enfci^en. ^ie ttiilben 5luf* ftonbe, bie ©c^redniffe, bie ouf jene argen 3"ft^i"^c folgten, finb bielkic^t and^ borbei; ob bamm nic^t bo(| bie ^te ober9[benbeffen i)ä(tft, fo labe nt(i|tbeine^eunbe, auc^ nic^t beinc örübcr, auc^ nic^t bcine ?(nöcrtt)anbtcn, auc^ nic^t reidje 9Za(i)barn, ouf bo6 fie ntt^t bid^ toieber laben unb bir'iS öergolten tüerbe. äöcnn bu aber ein „@aftmal)l'* öeranftalteft, fo lobe 5Irme, Ärüppel, ßa^me unb S)Unbe'; benn ^ier ift ja nifi^t Uoi bad SBort ,tie( id(|t blo^ bad fei loaiS mir t^nn foUen, fonbern pgleic^ etmad meit S^ierlid)ere^, aU mittägig ober abenb§ mit grcunbcn unb ^Permanbten unb reirf)en Skdibarn gu fpeifen; baft man bie§ nic^t ein QfJaftmaljl l)ei6en bürfe; benn bie Firmen eiu^laben, bad ^ei^e ein (ä^aftma^l ijalten. ^ber Digitized by Google — 113 — ic^ fet)e mi)l ein, imfcr ©^jrad^gcbraud) ift öerfd^tcben; benn burc^ beu .ailgemeuien @))tacl^ebraud^ ift fc^on faft Dorge« ffj^riebett, toer §u etnem ür5üge im i^ben; finb fic bir öerfagt, fo foüft bu bic^ boc^ bar über freuen, bajs fie i^ jugeftanben finb. @o ift ber ^ur 9lu^ getommen, ber ben S^&c^ten liebt; er toeit^t nic^t feige bem 8Wäcf)tigeren ou§, fonbem (iebt ben IRödjften, aud^ niefit Dor» nefim bem Geringeren, fonbcru liebt ben ^Juidjften; er münfdjt, mefentlid) für alle DJ^enfdjen gteid) ba fein, ob er nun in 2Birflict)feit oon nicfen gefannt ift ober nidit. ^eine ^c^toingen ^ben alfo unleugbar eine bebeutenbe ^fianntDeite; er über« fliegt aber nid^t in ftol^em gtuge bie fBelt, fonberti tt»5^It in 8e(bftucrleugnung ben bemütigen unb fd^mtertgen 5^"9 ber drbe fiin. @8 ift oicl leidjter unb meit bequemer, fiefi burc^d hieben burc^^uftefilen, fei eö fo ^^^orne^mer in öor* nd^mer QuxüdQ^o^tnl^it, ober aU ein (S^eringer in un bead^ teter @tiüe; ja man lisnn, ttne feltfom ed auc^ ift, mit biefem (etfen Huf treten fd^tnbar fogor me^r oudrid^ten, mei( man fic^ nämlic^ uiel loeniger bem SBiberftaube au^fe^t. Db e^ 8* Oigiiizeti by Google — 116 — ober aud^ noe^ fo angenehm \üi gleifc^ unb ^lut fei, bcm SBStbcrfiattbe aud^utoeici^n: gmid^t cnu^ in ber ^obeSftunbe Smn ^rofte? 3n bet Xobc»fbmbe ifi ho^ bod emsige %x6^ bag man td^t oud^etotd^en ift, fonbetn aitöge^Iten ^at. SBa^ ein 9J?enf^ au^ridjtet ober nid)t auSrtd^tet, ftel^t nic^t in feinet SJkc^t; er regiert ja bie SBelt nid)t, er i)at einzig unb allein ge^rd^en. ^eber t)at ba^er aEererft ({tatt Sn fragen, toai^ fftr eine ©tednng tl^m am 6equentften nnb tod^ Ser^inbung fftt t^n bie tiortet^aftefte fei) ftd^ feQpft auf bcn ^unft ftellen, too bie 9^egtcrung i^n brauc!^ fann, fatlö e-3 ber 9f?egierung fo gefallen foüte. tiefer ^^unft ift eben bie Siebe gegen ben 9^äd)ften, ober ba§ er toefentli^ för QÜe i)^^enfci^en gtetd^ ba fei. Seber anbere $un!t bringt in 3^\paü, tok tnnctetl^ft nnb Bequem unb fd^bar Bd)entettb btefe (Stellung aud^ fein mag; bie SHegierung fann ben nid^t brauchen, ber fid§ ba t)ingeftettt f)at, benn er befinbet fid^ ja gerabe im ^nfruf)r gegen bie ^^cgierung. SGßer aber jene überjc^ene, jene üeradjtete unb oerfdjmä^te, rid^e ©teOnng einna^, o^ne fid^ an feine trbifd^ ©onbecfteQniig ansuKammem, o|ne mit einem etn$e(nett SRenfd^en ^ßotiä §n mad^cn, um für jeben 9)<^enfd^ toefentlid^ gleic^ ju fein: ob er auc^ md)t§> aiii?rid)tete, ob er aud} bem §o^n ber (Geringeren ober bem ©potte ber 3^orne^men, ober bem §o^u unb (Spott bciber auggefe|t mürbe, fo botf er bod^ in ber XobeipHinbe tfdftenb p fetnet @ee(e fagen: ^obt boiS Wlmt Qttfym; ob id^ ettoai^ andgerid^tet ^abe, U>eig i^ nid^t ob id) jemanben genügt l)abe, mcift ic^ nidjt, ba§ ic^ aber für bie 9J?enfi^en ba tuar, baö tüci^ idi; ic^ toeit es baoon, bag fie mid} oer^öt)nten. Unb ba^ ift mein Xroft: td^ merbe ni^ bod (ä^immd mit mir tM^ (imb ne^en, ba6 kl^ um guter, ttttgeflMer nnb btßßumn Xoge milhtt bie ScmMmbt« f^aft mit «iteiieitflRenfc^en i^eitengnet ^abe, mit benOkringen, Digiiizeti by Google — 117 — um in DmoK^mcc gi^dkf^ogen^eit p leBeiir ^ ben Sot> Rehmen, um in titdm%mtc Unbemerft^ )ti leben." SBemi bagegen ein anbewr mit anbem ^attei maäjit itnb boimtil| mcl au§ricf|tct, bajs er nic^t für ade 9J?enfd)en ba ift, fo feJ)c er fid) tüot)l üor, ba^ bcr 'Xob il)m fein Sebcn nicf)t üeränbere, * koerni er i^n an bie ^^erantmortung tna^nt ^enn tuer bad Seine t^, nm bie SRenfci^, bie (Hesingen ober bie l@in> nc^en, onfmccffiim }n mcu^en^ inetle^venb, l^nbebtb^ fitebeiib glei^mä^ig für dlle ba mt, fyit eS ni^t beiontMrten, luenn bie 3)?en)c^en baburd), bafe fie it)n öerfotgten, geigten — bafe fie Qufmerffam geuiorben lüoren; er \)at eö nid^t jn üer* anüoorten, nein, er l^atfogax genügt, benn bie ^ui^tbebingungr ttemt t0it gefdcbect loetben foOen, iß allezeit tm oEem, ntfl wir Oufwetifdm metoen. scotx wkx feige wxt innerpcuD ber ^c^cibemanb feineö befonbcren ÄreifeS ftd^ bewegte, too er fü gar öiel au§rid)tetc unb fo mand)e 35orteiIe gettiann; tper feige bie ^enfc^en, bie (Geringen ober bie ^ornel^menr mä^ ottfmerffam ^n mod^ migte, I9ei( er ba^ bet IRettf ^ Snfmerffdmfeit ein ^loeibetttigeiS Out fei — koemt . man anberft ettoad ttn^red mitzuteilen t)at; tuet feige bei feiner gerüt)mten SBirffamfcit fidj innerhalb ber ©renjen f)ielt, luobnrd) fein pcrjünlic^eö 5(nfe{)cn gebedt luar: ber i)at ]u oerantiporten — bag er ben 9Mc^ftcn nic^t geliebt ijat. &mn ein fold^ fagen mollte: ja tooA tarn e9 ^Ifen, fein einem fb((l|cx äJ^ofißab angutegen? fo mfttbe i^ i^ antmorten: unb nxid !ann bit benn loo^I biefe (&tibf fc^ulbigung in ber ©migfeit l)elfen? 2)enn ba§ ®ebot ber ©roigfeit fte()t unenblic^ ^öt)er alö jebe noc^ fü fhige ^nU ft^utbigung. 91i(^t ein einziger Don jenen, bie bie Otegierung IBeri(|enge im S>ienfte ber S93al^r^t brau(^ (unb tm torilen ni^ kiergeffen, M foQ unb mug jebet Wim^^ fein, gum mitibeften foU er fein 2eben borauf einrid^ten, bag er Digiiizea by GoogLe cö fein fönnte), \)Qi jein Sebeu anberS eingerichtet aU \o, bog er für jcben 9)2en|d)en gleidi ha toax. ^ein fotc^er l)at je mit ben (Geringen ober je mit ben iBorne^men Rottet gemod)t: jeber mar gleichmäßig für ben SSome^men unb gleichmäßig für ben ©eringften ha. SBohrlich, öffctn burch bie Siebe gegen ben ^Mchften fann ein 9}?cnich bos ^^ödjfte aus- richten; benn hai ^öchfte ift, ein SQi^erf^eug in ber $anb ber Regierung fein fönnen. Seber ober, ber, ttjic gefacht, fidh auf einen anbem $unft gefteUt ^t, jeber $arteimenf(h mit feinen ©onberintereffen, ob er nun bod ^aupt ift ober eben auch mitthut, er i^ai felbft auf eigene Slcchnung regiert, unb aU fein (Srfolg, aud) Ujenn er eine SSelt umfchaffen ttjürbe, ift cijie ©inneötäufdjung. @r ttjirb beffen in ber ©njigfeit auch nicht fe^r froh koerben; benn ed mag n)ohl fein, bag i^tt bie 9iegierung benu^te, aber fte benu^te ihn leiber nidht atö SBerfjeug; er mar ein @igenmilliger, ein ©elbftfhiger, unb baö Streben eines )ülct)en benu^t bie ^Regierung aud^, inbem fie feine mtif)fame ?lrbeit für fleh in ^injpiiid) nimmt, nur fo, bafe fein Sohn bahin ift. — SBic lächerlich, mic Ihinberlidh, tok un5mecfm&gig bie Siebe gegen ben Sldchften in ber SBelt au^ f (feinen fann, fie ift bodh ein iD^enf^ auszurichten tiermog. 9>ad $ od) fte aber h^t nodh nie gan^ in bic ^erhältniffe beS SrbenlebenS hineinge))a6t; eS ift bcibeg, 511 menig unb jn üie(. ^etrad)te einmal bie ^elt, bie in aE ihrer bunten äftannigfaUigfeit Dor bir ba liegt; ed ift, mie menn bu ein @^uftrie( ftehft, nur ba| bie SRannigfatttgteit meit, meit gr5|er ift. Seber einzelne üon biefen Unjähligen ift in feiner Scfonberheit etmaS S3eftimmteS, fteÜt etnjaS ©eftimmtcS öor, ift aber mefcutüch etftjaS anbereS; boch baS betornrnft bu hier im Scben nid^t ju fehen, h^er fiehft bu bloß, maS ber (i^n^etne iiorfteUt unb mie er bad mac^t ift mie im Digitized by Google — 119 — ©d^aufpict. SBenn ober auf bcr öu^nc ber SSor^ang fällt, fo ift ber, njelc^er bcn Äönig fpicitc, unb ber, njetd)er ben Settter f))ie(te, unb fo fott jebec etn^etne, fte finb aUe gtetc^ tntl, aUt ein unb baSfetBe: @^aufpte(er. Unb loenn im Xobe bcr Sßor^ang uor bem (S^aupfa^ bcr 9Birf(i(^fett gefallen tft (bcnn ift ein üeririrrenbcr ?Iu§brucf, tücnn man fagt, im 5(ugenblicf beg Xobeö toerbe ber !i8ort)ang t)or bem ©d^au* ))Ia^ ber ©toigfeit aufgejogen, ba bod^ bie ^tg!eit fein ©c^au« ))ta| ift, fonbem bte S^a^r^t), fo finb auc^ aOe etned, fte ftnb SRenf^en, rnib finb oQe ba8, toaS fie toefentltc^ toaren, tt)Q0 bu ober toegen i{)rer Sßerfc^iebenl)eit, bte bu fat)eft, nid^t fal)ft, fie finb 9J?enfc^en. ^er ©rfianpfa^ ber i^unft ift mie eine öer^auberte Sßelt; benfe bir aber, ba^ eineg 5Ibenb^ burd^ eine allgemeine ^iftedftömng aUe ^aufpielet bie ftse 3bee befämen, fte feien mirSid^, xocA fte borfiedten: mflgte man nid^ biefe ^er^onBernng, im ©egenfa^ 511 ber SSet^uBetnng tvLxd) bie iiunft, auf einen böfen ®eift gurücffül^ren unb eine S^erliejung nennen? Unb fo auc^, loenn in ber ^^er^aube- cmtg ber ^itflic^leit (benn toir finb ja alle öcrjaubert, in= bem iebec bon uni^ in feine 8efonber^it ^ineingebannt ift) ber i^mnbgebanfe ftd^ für und bermirrte, f 0 ba| mir meinten, nnr feien toefentlic!^, toaft mir borfteDten. 3ft bad aber ntd^t gerabe ber goH? fcftetnl nergeffen, bafe bie irbiidje 33e* fonbert)eit bloß tüie beö (5d)au[pieler§ Äoftüm, ober bio^ mie ein 9teifeanjug ift; ba^ jeber für fic^ getoiffen^oft barauf Sebac^t nehmen foQte, ba^ bie Sanbe )ur Sefeftignng bed DBergetoant^ nur todEer gefnfi)>ft feien unb Befonbecd ber ^opf freigetaffen bleibe, baronf, ba| bie S^Ietbnng im ^Engen» blicf ber 5>ertt)anb(ung mit !^eid)tigfcit abgemorfen luerben fann. Unb bod), fouiel üerftel)en lüir alle uon ber i^unft boc^ nel)men n^ir ^InftoB baran, toenn ber ?eifterftü(f ber ^m\]i, mcnn ber oc^aufpieler mit bcm, maö er DorfteUt, ganj ein^ njirb, mii bae ber Iriumpl) ber 'Xäufctjiinß ift. S)c§ Sebent Söirflic^feit aber, ob fie auc^ nic^t wie bie i^ioig* fett bte aBa^c^ ift, follte boc^ bon ber SBa^r^eit fein, unb barnm foHte boc|| Beft&nbtg buv^ bte Serftetbnng bod anbere b«rd)fc^einen, n«8 jeber ttiefentlid^ ift. Setber aber ttjöd^ft in bcm njirflic^en Seben ber (Sin^elne im Saufe ber Qät me(}r unb met)r mit feiner öefonber()eit jufammen, mätjrenb hod) baCi 2Sarf)c^tiim im ©inn ber (Smigfeit nmgefe^ct barin befte[)t, ba| ber (S^in^elne fetner mit i^m bemNi<|fetten 8efonber^it entn^d^t; too mä^t, fo ift er im @inne ber (Snngfeit eine SRifegcftalt. 3n bcr S®irflid)fcit toftd^t ber ©njelne feiber fo mit fetner S3efonber^eit ^^ufammen, ba^ ber Xob äute^t ©emalt brauchen muß, um fie it)m ab^ureiBen. — ®oc^, ttjill man in SBat)r()eit ben S^iäc^ften lieben, fo mufe man jebcn $(ugenbtül fic^ büonüt bleiben, ba| bie üBefonber^eit eine iBerfCetbnng tfi ^totn, nne gefagt, ho^ ^^riftentnm towllte md^t ftürmifd) brcin fahren, um bte Unterfd^iebc, ben ®egen* fa| oon oornel)m unb niebrig ab^ufdjaffen, aud^ l)at e§ nirf)t in meitlidjer SBeife eine toeltlic^e Übereinfunft treffen moüen, um bie Unterfc^iebe attd^ngleic^; oielme^r mtU d^, bie Utttei> Digitized by Google — 121 — fc^iebe foQen io^ unb locfer bem (Sin^elnen on^ngen, lofe mie bet Wtcaxtd, ben bie ä)i{aieftdt abtoirft, itm p sdgen, »er fk ift; lotfer tme bte ärmltf^ ^fiOe, in ber ein über« natftrt^ed Sßefen ft(i^ tierlleibet i)Qt. SBenn nörnltc^ bte öefonberljeit fo lofe uml)ängt, )o jdjeint bcftänbiq in jebem (^in^elnen jeiieö tüefentlic^ Anbete burc^, boö für alle (Gemein* fame, ba& etotg Qi^Ieic^e, bie ©leic^^eit. S^enn e$ fo luöre, tDenn jcber (Stnjetne fo lebte, fo ^tte bie geitUd^Ceit i^r ^öc^fied eneid^t. SBie bte <£ioig!eit lann fie tiic^t fein; aber bicfc ertoartwngi^bofle geierlid^fcit, bie jeben Xog, of)ne ben ©ang be^ Sebent auf^uljalten, burd) bag @n)ige unb burd) bie ©(eic^^it ber (Stoigteit njieber neu n?irb, jcbcn Xag bie @eeU t)on ber ^fonber^eit befreit, in ber fie boc^ bleibt: M lodre ber %bglaii) ber (^gfett. S)a fdniiteft bu in bed Sebent 9Birnid|Ceit ben |)errfc^er fel)en, freubig unb e^r« erbietig it)m beine ^ulbigung barbringen; bu fönnteft aber bod) in bem §errfdier bie innere $errüd)feit feljen, bie ©Icic^- ^it ber ^rrlid)fcit, bie oon feiner äufeeren glänjenben ®r* fc^tnung nur oer^üttt ifi 2>a iDürbeft bu mf)i ben ^ttler fe^n, tneOeici^t in Xraner um i^n nie|r leibenb aU er, aber bu mfirbeft boc^ in i^m bie innere igerr(id)feit, bie (8ll^f^ ber ^errtic^feit fel)en, bie burc^ bie iiumpcn uorbccft niirb. Sa, ba iDiirbeft bu ben 9^äc^)ten fc^cn, ml)'m bu bcin ^^[iige richten hjoütcft. ^enn eg giebt, unb feit bie ÜBelt ftet)t, gab ei$ feinen äRenfd^n, ber im felben @inne ber i^äd^fte koäre, nne ber ftdnig ber ftönig, ber (S^ele^rte ber ir ja gerabe bon einanber Oer* fc^ieben; fofem ttiir aber ber JR&dfiit" finb, finb loir alle Digitized by Google — 122 — tinanbcr unBebingt gletcf). 2)ic Unglcirfjljcit ift ba§ 58crs tüirrenbe in ber ^^'it^icijf^-'it, fte jcic^net jebeii äWenfc^en loiebcr anberd; aber ber 9?Qd)fte ift baS S^^^^" (Sioigfeit — Ott jebem a^enfd^n. Sltntm knele üftogen ^ßat^iec, fc^cetlbe auf jebed ein^Iite Olott tmebet etmad atibew^, fo gleicht ba^ eine bem anbcrn \nd)t; nimm bann aber luicbcr jeben ein* jetiten SBogen, laft bid^ burc^ bie üerfc^iebenen ^lufjeidjnungen bacauf nidjt ftuteu, l^alte )ie and Sic^t, fo fieljft bu ein ßemeinfamei» geic^ an aHett IBogen. Unb fo ift ber Miäfik bad gemeittfame'3^t(^; ^ ^ ^ ^ ^^^i^ ber (Smigfett, toemt ei^ burii^ bte tlngletc^fietten bnrdjfd^eint. t)?ein ßieber, barüber fann gettiif? fein 3^^^if^^ f^^^^ bir bag ^err(id) bün!en muB, bafe eig bir beftänbig fo tiorfnm, fo oft bu in ftiUer (Srt)ebung ben ^ungfeitdgebonlen toaiUn liegeft ttttb bu| ber IBetroc^tmig l^tngabft — ttemi bit ititr tefed IBerfühtbrn» ni^t Blog ouf mfionb fyi^tl 0 foOie bir ba« nid^t fo f)errüd§ fc^einen fönnen, bafe bu für bcine ?Perfon biri] ju biefem öunbe mit ®ott entfd)(öffeft, mit i^m ^ufammen^u^Iten, um bieient ^erftänbni^ treu gu bleiben, b. ^. um in beinern Seben oui^jubrücfen, bag bu mit i^m btefed l^erftftiibmd aU bad einzige fefi^t, tocA bir an^ um fetnetmUIen im SeBen uriberfa^ren mdge, ja ob ed biii^ Ottd^ baö öcben foftete, bafe bu bod) mit ©ott beinen ©ieg über alle .^ränfimg unb Unbill feftljalteft! Srinnere bi(^, bag ber, meldjer ertt)ät)(te in 2öa^rt|eit ba§ ®ute ju tt»oKen, um in SBa^r^it eined 5U tooUtn, bag er biefen feiigen Xroft 1^: man leibet nur einmal unb flegt eitrig. — @te^, ber l^id^er tt)ei6 Diel öon ber 9GBei^e ber ßtebe %n rcben, ftetc^e ücrebelnbe Wlad^t e§ auf einen 2}knfci^cn ausübt, bafe er oerliebt tourbe unb oerlicbt ift, ttie fte fein ganje^ Söefen t)er!(arenb burd^bringt; er mod^t einen l^immelmeiten Unter» f(|ieb surifd^ bem SBerliebten unb bem, ber nie bte bec« Digiiized by Google j — 123 — tüaubelnbe 9}?a(^t bcr Siebe erfu^ir, D, bie lua^re 2Bcif)e ift boc^ bte, ba| matt oUe gorbentngctt and ikbtn, aUe ^n« ftirfid^ auf Ttatl^t unb unb SotteU btan giebt; a(fo toitflic^ alle gforbcrungen — ber Siebe unb greunbfd^ft ^iixd gel)ört aber gerabe ju ben größten gorberungcn — baran giebt, um ju uerftet)en, tueld^ unnelicure gorberung ©Ott unb bie (Stoigfeit an einen felbft madjt. 2öer biefcÄ UBecftönbttid anne^ett totOy ift auf bem SBege, ben 9l&ä|ften 5tt lieben. (SineS SRenf^en Sieben beginnt mit ber ®van^ tftufcl^ung, aU liege eine (onge, (onge Qtxt unb eine ganje SBcIt t)or \l)m fernhin auögebreitet; er beginnt nüt ber bumm- breiften ©inbilbung, ba^ er e§ fei, ber nun fo gut 3^^^ ^abe, fo manche gorberungen ju fteÜen, bie er {)at; ber SDic^tet ift bei: berebte unb begetftevte ä^ertraute biefet bummbreiften, abet fd^önen (Sinbilbung. SBenn aber bann ber SD^enfd^ in ber uncnbric^en SBcränberung ba« (Sttnge fo nal^e bei cntbccft, baB i()m nicJ)t eine einzige gorberung, nic^t eine einjige 5tu§« flucht, nic^t eine einzige ©ntfc^ulbigung, ni^t ein einziger Slugen^* bücf ba§ in ?lbftanb rücfen fann, roa^ er in biefcm 9^u, in biefer ©efunbe, in biefem ^igen ^genbüd t^un fott, fo ift er auf bem SBege, ein (S^rtft ju tnerben. ä^an fennt bad 5Knb baran, ba^ eiS fagt: 3c§ loill, tc^, — td); bie 3ugcnb baran, bo§ fie fagt: 3cJ) — unb id) — unb irf); ba§ ^enn^eid^en ber Oieife unb bie SSeit)e beä (Steigen ift e^, bafe ber Wltn\6) Derfte^n toxü, biefed ^ ^abe nid^ts 5U bebeuten, teenn eiS nic^t jum ^u ttrirb, ^u bem bie (Smigfeit unauf^rlic^ rebet unb fagt: „^>tt'' f oltft, bu fottft, bu foOft. 3>ie Sugenb M bog einzige in ber ganjen SBelt fein; Steife ift cg, biefeö ^u öon fic^ felbft ücrftet)en, teenn aud) ^u feinem einzigen anbern 9D^enfc^en gefagt mürbe. 2)u follft, bu foUft ben iRöc^ften lieben. D, mein Sieber, nic^t bu bift eiS, bem id^ rebe; if^ bin% p bem bie (Smigfeit fagt: ^u foUft. Digitized by Google ni. A. Die £ube xft bes (Sefe^es (ErfuUuit). mmtx la, 10: ^ie Siebe mt Dem 92QC^itett nii^tö m\t&. ^ tft Win (ir eifie M akfc%nS dfföatiiw. ^(^erjprec^en ift et)rlic^, polten bcfcl)U»crIid)" foqt ba^ "^•^ <£prtc^rt)Drt; a6cr mit tüclc^em Diec^t? Cffenbar ift bo^ ha^ ^Utn bad (S^xivä^, unb ba faitn bad @|)n(i^ »ort red^t fyihen, ba^ baS ^Iten bod (S^rltc^e ittib jugleid^ bag ©cfd^tuerli^c ift 2Ba8 tft*« bann aber mit bcm S5cr* fpred)en? ^ag kU Uidnt toantt ba« ©^lic^ort fogat not bem fßttipuifyM, a(d toollte <« fagen: üerfpictc leine 3^ wit bem Serfpred^en, bog galten, melc^cö baö ©tjrlic^e ift, mad^t fi^ fcf|toer genug. Unb tDatnIid), boö il>erfprcd)en ift iiod) lange feine (5f)rnd)feit, auc^ aenn eg burc^auS nic^t unet)rltd^ gemeint ift. (goQte cd nt(^t Qttc^ bebenlUc^ fein, bag man baS ,,!i8erfprec^en'' Kel^vlic^" nenntr bebenKid^ in etnec äBelt, bie ffilfd^Iid^ fo uiel berfprid^t, in einem ©ef^Iec^t, bo« nur %n geneigt ift, oerfprec^en unb ct)rHd) bnrd) ii^erfprec^en fid^ felbft be* trügen? follte nid)t bie @l)re beg ©pric^ttjortö felbft auf bem @piel fte^en, ba ja ein anbetet cnben, nid^t fid^ felbft hnrd^ bai» SB€rfj)rec^en fc^meid)eln, \nd)t boppelte Seja^Iung ju forbern, jucrft für bo§ ^erfpre(^en nnb bann für bie Erfüllung bc^ ^Nerfprec^en^. jDoc^ am ollercrftcn mufe man bic 5(ufmcr!* famlteit etQ|i0 mib entfd^teben mtf bod ^ten gen(|tet fein laffen, inbem gletd^fam ^nr (Einieümig ber ftnfge{)obene ginget bcg ©rfa^renen üor bcm 9Serfpred)en loornt. 3n ber f)eiligen ©c^rift (Slkttl). 21, 28—32) finbct fic^ ein (^k\6)m^, baö nur feiten im ©otteöbienft angezogen tmh unb hod) fo U^et^ nnb fo auftoedenb ift 3Bir n^oUcn cttiMd bei i^m bcimilen. ^(Stn äRenf^^ ¥^ ©i^m;" ^tevtn g(ei(l|t et jenem S^tet bed Detfovenen &ofpM, bet aud) snjet ©öl)ne l)atte: ja bic ®leid}l}cit ^ti^ifd^ biefen jtoei Ü>ätern ift noc^ größer, benn ber eine ®ot)n be§ 3^atcr8, üon bem äRatt^. 21 bie Siebe ift, mx auc^ ein t)erIorener »ie ütc and bcc 6K|&^n0 ^rcn loetben. 5Der IQoiec »0tng sn bcm erften nnb fc^: »ein ge^e ^in nnb otbetle ^ente btaugen in meinem SlBetnberg. ^ ontniorlete aber unb fagtc: id^ toill nic^t: bamad^ aber reute e^ iJ)n unb er ging t)in. Unb ber 33ater ging jum anberen unb fagte eben* fe. (Sr aber anttt>0(tete unb fagte: ^vx, iä) toiU, unb ging »d^^ lilSelcl^ mm bief en beiben bcd l^eia^ fBStc fflnnen bie t^rage aud^ fo fidlen: ^toetd^ mm biefen beibcn toar ber ücrloreuc 9of)n?" 2)od§ toot)l ber, welcher ja fagte, er, ber ®el)ür)amc, ber nid^t btofi jo fagte, fonbern fagte: „^txx, ic^ toiSi", toit toenn er feine unbebingtc, ge» ^rfante Untenoerfnng unter hc& UBaterd Söiden bctoeifen iMtte? S)i4 M^I ber, ivebl^ ia fagte, er, ber in alte Digiiizeci by GoOgLe — 126 — Dcrlürcn ging, |o bafe eö nic^t (dc^t fo üffcntunbig bei it)in iinivbe iüie bei jenem Derlornen ©o()n, ber fein ®ut mit ^üun üergeubete unb enblid^ ^um @(^ii7einet)irten btad^tt, a6ec am (Snbe auc^ toiebei: getoonnen tourbe? berlorene- @o^n ift bod^ too^I bei, todä^ ja fagte, er, ber ienem SBruber be8 bertonten ©ol^ncS auffallenb gleid) fiel)t; beitn tüie bcffen (^kredjtigfeit im ©nangclium ucrbäd)tigt mirb, ob* gleid) er bod) fclbft fidj ben Ö)eied)ten ober ben guten ©ot)n » nannte, fo ^at öicüeic^t auc^ biefer iöruber (njir l)Q6en ja üt ber ®pia^ einen eigenen Sludbrud bafür), ber „3a> 6mber", fic^ fcI6ft für ben guten @ol^n angcfe^en — fagte er ntc^t aud) ja, fagte er nid)t: „^err, toiU", unb — „^er* fprcd)cn ift et)rlid)" fagt ja boö (Sprid)n3ort! ^er anbere ©ruber bagegen fagte „nein." ©in folc^eS 9Jein, baö boc^ bebeutet, bag man gerabe t^ut, 5U toa^ man nein fagte, fann manchmal in einer nic|t unbegreiflichen <^onberbarfeit feinen d^nmb l^ben. Unter einem fo gerabe ani t)ingen)orfenen ^fltxn üerfterft fic^ mand)mat bie auf (Srben lanbflüdjtige unb frembe Slirlidjfeit; ob nun ber Dicbcnbe fo über unb über genug baö Sa ^at ^ören muffen, baö nur bebeutet, baf3 man nid^t t^ut, UKid man fagt, bag er fit^ baran gekoö^nt l^at, nein ^u fügen, koo anbere fa fagen, um bann n^iebetum ju t^un, bie Sabrüber getpig nid^t t^un; ober ob ber D^cbenbc in forgüdiem 9J?if3traucn gegen fic^ fetbft einem ^erfpredjen au^^^meidjt, bamit er ja nidjt jn oicl uerfpredje; ober ob er in aufridjtigem (Sifcr, ba-S ^ute ^u tl)un, ben ]^eud)lerifd)en (&d)ein eined ^^erf|)rec^en^ t)on fid^ abmf^im to\SL ^od^ im @bangelium ift biefeiS 9lein aHerbingd fo ge« meint, bag ed toirflid^ einen Unge()orfam bei^ ©o^neiS be« 5eid)net; er bereut ilju über unb getjt boc^ Ijin unb tl)ut be^ S^oterö Söiüen. SBod toiü nun aber bad Ü^Ieic^ni^ einic^ärfen? ^oc^ Digitized by Google — 127 — mt)i, tok QC}äi)t[\6) fei, [\d) mit bem Safagen §u über* eilen, felbft »enn im 5Iugenblicf ernftlic^ gemeint ift. S)cr SMtiiber tmxh md^t atö bec baigeftelUr bet ein S3e« Mget iDttt, als er {a fa^e, abet aU ha, koeld^ em Settfiger tourbe, tücU er fein ^-8erfpred)en nid^t l)ielt, unb noc^ ge* naiier, a(§ ber, lüeldjer eben burd) feinen Sifer üerfprcdjcn ein iöetrüger iuurbe, baö Reifet, für ben baiS ^erfpred^en eben sunt fJaUftrtcf mürbe; ^tte er nic^ tKx\pxoä^, fo ^ötte er iiieUetd^ ^ get^ ffiemt man n&nxlvS^ \a fagt iVber ettwiS tjerfprid^t, fo betrügt mrni fo leicht fid) felbft unb Betrfigt lcid)r and) aiibcrc, aU l)ätte man bcrcit^5 flctljan, n^a^ man üerfprad), ober ai^i Ijätte man mit bem ^Ncrfpvcd)cn boc^ ettoü^ üon bem get^an, man t^un ocrjpridjt, ober ald märe bad 16erf))red^n felbft eüooi» $erbienftli(i^. Unb loemt nton bamt bo(| ntd^t t^, )ikiS man t>erf)>ro(^, fo ift ber SBeg fo (ong geworben, btS nton »ieber jurücf jur alten 2Bal)rl)cit unb and) nur nät)cr l)in 5U bem 3(nfang fommt, boB man boc^ ein Wenig üon bem t^ut, toa^ man oerfprac^. bad üBerft)re(l^ and^ufft^n, ipar t)ielleic^t fc^on um* ftilttbltd^ gemtg; nun ift man aber burd^ ba$ unerfüllte ^r« fprec^en in einen f oldjen ^(bftanb tion bem Seginn gelommen, baS eine ©inneötäufdjuutj inög(id) ift. Tlan ift nunmelir nid)t ttjeitcr, al?-^ man in jenem 5(ugenblirf mar, ba man bcn falfdjen iföeg einfc^lug unb, ftatt bie 5(rbeit fofort anzugreifen,^ bnrc^ bad i^erffirec^en abf))rang. ^efen ganzen Umloeg muft. man §urüil gel^n, betwr man mieber ben S(tti^angS)>unft erreidgt. 5Der SBeg bagcgen t>om fagen, ber SBeg burd^ bie SKeue jum Siebcrgutmadicn, ift üicl für^er unb uiel lcid)ter ju finbcn. ^aä oerjprcc^enbe Sa ift einfd)(iijcrnb, bad auögefprod)ene unb alfo oon bem 99?enfc^en felbft ge* ^ftrte 9^ein aber ift aufn^ecfonb unb bie 9kue Dielleid^t nic^t UMÜ tueg. CBer fagt: ^^err, ic^ toiQ" ^tim felben Kugen« Digiiized by Google — 128 — hl\A ettte püt äH^emmig Don fh| felBft; toec nm fogt, »n^ faft bange um ftc^. liefet Uittcrfc^icb ift oBct f<^t 6c* beutungöüoll int erj'ten ^(iigeiibdcf, unb fcE)r entfrfieibcnb im näc^ften ^lugcnblicf; ber erfte lugenblid jebod) enthält ba§ QugenbUdUc^e Urteil, ber anbere ^ugenSItcf bad Urteil bei ' (Sloigitit d^kn bontm ift bte ^Bkit \0 geneigt ^ Set^ fpred^en, benn bod SSeftftc^e ift bod VugenblWtd^ mh em SSerfprec^en nimmt fid) augenblirffic^ fo gut au0; eben barum ift bie ©toigfeit mißtrauifc^ g^gen 93erfpred)ungen , tnie fic übtif^upt gegen alleS ^tugcnblidlidje mtj}tiauijd) i)t. genommen, eiS fei {einer ber ^rfiber ^gegangen, Seiner bed SBtttetö Willen, f o ttKtt bod^ ber, toeld^r nein f agte, (pefUlnbig nm fo bie( ber 9[ttiSfüt)rung beS o&terltd^ fötQenft nat)er, aU er näl}er baran war, auf feinen Unge^orfam aufmerf^ fom gu toerben. (Sin 9^ein öerbedt nic^tg, aber ein Sa toirb j leidet eine ©inneStäufc^ung, ein ©elbftbetrug, ber üon allen ' ©d^erigfeiten oieUeic^t am fci^ioerftett ilbemmnben toirb. O, i eS }!fk rmt an5un)a^r, bag „bev SSeg ^ur .^öUe mit guten SSorfälen gepflaftert ift," unb gemife, baö ^lUergefä^rlic^fte für einen 9J?enfd)en ift, toenn er burc^ gute 95orfa^e b. b- burd) ^^er[prec^ungen rüdmärts^ tommt. ift fo fc^toierig ju entbeden, bag ed toirflic^ ein SlUidgang ift SSknn ein äRann einem bcs dtüäm snfe^ nnb ge^t, fo ift leiil|t 5u fei)en, bal er loegget)t; n)enn aber einet botanf tierf&CDt, büfe er bem anbern, üon bem er fid) entfernt, fein ©efic^t jumenbct, lüenn er barauf üerfäHt, rüdroärtß fid) p bemcgen, n)at)renb er boc^ mit ^äene unb ^(id unb ^ruf ii^n gcü^ nnb immer loteber oerf id^, ba| er ie^t {omme, ober gor in einem fort fagt, ^^ler btn obgleich er ftc^ me^r nnb me^r rfidtoörtd betuegt: fo ift ed nic^t fo leicht, barauf anfi* metfiam ^u luerben. Unb fo ift and) mit bem, ber reic^ Ott guten &r{(i(en unb fc^eH bereit ^u oerfprec^ fic^ Digiiizeti by Google — 129 — rücftoärt^ metjt unb me^r üon hm (^uten entfernt, ^urd^ ^otfa| unb ^tt\px^n f^t er nandvä^ bte Stu^tttttg gegen baiS (Sollte, ifi er bem ®ttteit sngetDonbt, imb iit biefer Hltd^tung auf bad ®itte f)in g6f)t er bod^ rü(fko&rt8 toetter unb tüetter öon iijin lueg. 9}?it jebem neuen 53orfa§ unb S^erfpred)cn fiefjt e§ au^3, aU Ü)äk er einen ©djritt bor* toärtg, unb bod) bleibt er nid^t nur nid^t [teilen, nein, er mac^t toiirftid^ einen ©d^titt incitdL 5Der Vereitelte ^orfa^ ba9 unerffiHte Serfpred^en ^tnterlftgt einen äXKgmnt, eine ^er» ftimmung, bie it)n tneHetd^t Botb nneberju einem noc^ feurigeren SJorfag bringt, ber bio^ nod) größere 9J?Qttigfeit {)interlä§t. SBie ber Strtnfer be[tänbig ftärferer unb ftärferer Erregung Bebarf — um betrunfen toerben, fo braudjt ber, toeld^ fid^ auf i{krf|)re(^Uttgen unb $orf&^ einldgt, eine immer größere Hufregung um prftd^ugel^n. fRx^t al^ rül^ten toix bcn @o^n, ber nein fagte; nein, mir tootten nur öom ©oongelium lernen, toie gefäl)rtid) e§ ift •^u fogen: „iQtvx, xä) (Sin ^^erfprecften ift im SSer^ältniö jum ganbeln ein SBec^felbafg; man ne^me |id^ baöor too^ in ad§t. (Sbta in bem SlugenbUd, m bad jHnb geboren unb ber SRutter greube am größten ift, meit i^ ©d^er^ tiorbei, unb {ie t)or greube gerabe üieHeid^t weniger aufmerffam ift, bo fommen nad^ ber DJteinung ber 5(6ergläubifd^en bie feinbüdjen 9J?äd)te unb legen einen Sßec^felbalg anfteHe be^ 5tinbeö unter. Unb im großen, bedl^lb aber aud^ gefäf)rlid)en $(ugenblid beg Snfangd, je^t tomt man beginnen fi>0, fommen feiuMid^ M&äjitt unb legen ein Serfpred^en atö iEBed^felbatg unter, in« bem fie ben wirf lid^cn 95eginn l^intcrtreibcn ; tt)ie mond)er ift leiber auf bieSBeife nid)t fdjon betrogen, ja luieüerljcjt tüorben! @ie^, barum ift eö für einen 3)ienfdjen in aEen feinen 8^ief)ungen, bei jeber 5lufga6c fo h)id}tig, baß bie Hufmcr!* famfett fofort ungeteilt auf bod SBefentUd^ unb bad (btU — 130 — fd^eibenbe geridjtet iDerbe. tDeg t)om fo« fortigen 5htgriff ber ^lufgabe; ba§ ^ßerfpred^en Hegt ja gleich am Stnfang unb fielet biefem täufc^enb ät)n(idf), ol}ne ed ho6) SU fein, (^efe^t barum, bied ^erj^rec^ ber £iebe mdre nid^t eine blo^e leid^ momentane Cncgnng, bie im ttft(|ften fbtgenbltd ftdl aü Z&nfc^ung ertoeift, ein angen» btitWic^c« ?tuf(obcm, bai^ SKatttgfcit I)interlä6t, ein @pruug üormftrtg, ber rücfmärtS fü^rt, eine SSorn)egnal)me, bie Der* 5i)gernb toiebcr anhält, eine (Anleitung, bie nid^t jur ©adE)e ffi^rt; felbft toenn bag $erfpre(i^en alleg ba$ ni^t toäxt, fo ift eS bod^ ein IBedoeilen, ein tcdumenbei» ober geniegenbed ober behrnnbembeft ober teid^tftuutged ober eingebtlbeM 8er» wetten bei ber ßiebc, afö müfete fie erft fid) fammetn ober bic ^ac^c fid) überlegen, ober ciU üermunberte fie fid^ über fic^ felbft ober bad, fie oermag; t>a& ^^erfpred^en ift bo^ ein Skrtoeilen bei ber Siebe nnb bomm ein ber gefdi^rli^ mccbcn lann, ba bie ernfte Siebe be8 ®efe^ Digiiizea by Google I I I I — 134 — Grfüüung ift. d)ri[tlid)e Siebe aber, bie aUcS toeg* giebt, fiat eben au§ bcm ®runbe nichts tregsugeben, feinen §lugenblicE unb fein SSerf|)red^en. ^od) ift fie nid)t Ijaftige i^efc^fttgfett, am anetkoetitgf ten todüi^ @ef^&fttgfett; unb Selt(ui|lett mib «efd^fttgfett fittb ia uttiectreimUd^ Segviffe. SBttd tjeigt ed benn, gefdioftig fein? Wim meint im oXi* gemeinen, e§ fomme auf bie 3Irt unb SBeife an, njie ein äJienfdj befc^äftigt ift, n)enn man it)n gefd)äftig nennen foll. ift aber nic^t bei: goQ. ^ie ^rt unb SBeife entf^eibet nur innerhalb einet genaueren Sefümmung: lilenn n&mlid^ erft bei (Siegenftanb bestimmt ift. SBemt einer nnauf^örttd^, in jebem 3lugen5ticf (toenn baS mögli^ njöre) fic^ mit bem (Steigen befd^äftigt, ift er bod) nic^t „gefdjäftig". SBer fic^ alfo n)irf(i^ mit bem @tt)igen befd^äftigt, ift nie gefdjäftig. ii^efd^äftig fein ^eigt geteilt unb jerftreut (entfpred^enb bem ^bemn0 mir in ber (&rfilllnnQ ba, olfo mi^ ne^ att gorbernng. 8te ber 5S>nrft, koemi er geftilKt ift, nur in bem ®effi^I ber (Srqmdung ba ift, fo !am ^^riftui» nic^t, um ba^ ®efeg ab^nf (Raffen, fonbcrn um ju erfüllen, fo baft eg fortan in ber ©rjüüung ba ift. %!, er toat bie Siebe, unb feine Siebe toax bei^ ©efegd^ ürffiUmig. „SKemonb fonnte i^ einer ©finbe übenoeifen/ ondl bad I9efe| nid^t, ba# mit bem 0eiotfFen alM »eig; mar aud£) fein SBetrug in feinem SOhmbe," fonbem alleiJ mar in it)m 2Bot)r^eit; feine 5ie6c l)iitte üon ber gorberung be^ ©cfe^eiS biö ju beren lirfüUung nic^t ben 5lbftanb einclJ Xngenbtid», einei» dkfü^d, eined SBorfa^ed; er fagte nic^t koie jener cme 8mber ^rnein", ond^ nid^t „fa" toie ber anbere 9mber, benn feine @peife mar, feineiS ^BateriS äBillen t^un; fo mar er einö mit bem ii8oter, ein^ mit jeber ^^orberung im (^)eg, {o ba| bie (^rfftUuitg bed Qk\ti^c& fein eigener S)ranQ, Digiiized by Google — 186 — fem ein^iged IBeBendbebürfnid »Hit. — S)ie Skht in il^m toax fieitgeS $anbeln; toat lein KttgenHidE, Idn eh^igec in feinem Se6en, )oo bie SieBe in i^ Blog ein nnttfättgeS (Slefül^I getoefen tuäre, baö md) einem SSorte fuc^t, toä^renb e§ bie 3eit l}inge()en Ici^t, ober eine Stimmung, bie in fic[) felbft befnebtgt bei fid^ felbft t>tttDtxit, tPQ()renb feine Aufgabe ha tfi; nein, feine Siebe toat fietigti» ^nbetn; felbft X^tftnen, Me er meinte, fftUten feine 3^ 0^9: benn n^enn and^ Senu falem nid^t tuufete, nia^5 ju feinem grieben bientc, er toufete e^; tüuBten bie Seibtragenben an beö SagoruS ®rabe nic^t, toa^ gefd^e^en foUte, fo louBte hoä) er, toaö er t^un tooUte. — Seine Siebe koar hn jlletnften ttne im (S^rögten ganj pr Stelle; fie tongentriette fi^ x^t in ein^nen großen Sngenbliden, atd ftfinben einzelne Stnnben tßgli^en Sebent au^ertjatb ber gorberung be§ ©efc^eg; fie tüax in jebem 5(ugenbüd gleic^, nicf)t ftärfer, als er am ^reuj au§= ^auc^tc, bcnn ba er fic^ gebären liefe; eS toar biefelbe Siebe, bie fagte: «äRotia fyiit baS beffece ^Keil ednö^lt", nnb biefelbe Siebe, bie mit einem 8Ii(fe ben ^ßetrnd ftrafte ober — i^m öcrgab; t& toax biefelbe Siebe, aU er bie Süngcr bei t{)rer froljen 9iücffe^r empfing, nadjbem fie in feinem 9^amcn äBunber get^cut Italien, unb biefelbe Siebe, al& er fie fd^Iafenb fanb. — @eine Siebe erl^b leine ^^orberung an einen anbem SO^enfd^ on eined anbem SXenfd^ Qat, ftraft, Seiftonb, 5Dienft, ®egen(tebe; benn toaS (S:^riftu8 Don jenuinb forbecte, toax einjig beg ©etrcffcnben eigener ©eminn, unb er forbertc eg allein um beö anbem UjiUen; fein 9)Zenfc^ (ebte mit if)m, ber fid^ felbft fo l}Dd^ liebte, toie ®()riftuS il^n Uebte. Sn feiner Siebe ttNir fein feilfd^bed, nad^iebtgd», paxtidi\^ Stnbemel^men mit einem mtbem äRenfi^en, baiS neben fene^ treten fonnte, in bem er mit be8 ®efc|c8 unenbltd^cr gorbc* rung ftanb; (^^riftud in feiner Siebe forberte feine ^udnal^me Digiiizeti by Google — 137 — fftt fiel, nid^t bie ollcrgeringfte. — @ctiie SicBe ma^tt fetneti Unterf^ieb, md)t ben jarteften, ben (^n)ifcf)en feiner 9}2utter unb anbern 9D?enf(f)en, benn er fagte, auf feine jünger bcutenb: „biefe finb meine Söiutter;" unb tuieberum liebte er feine Sünger ni^t, totü fie etkood ^efonbered gekoefen iD&ten, benn c9 toax fein einziger ffiunfd^, ba| jeber fein Sünger toerben mt^U, unb bo9 wünf(!^te er nm jebed (Stn^tnen ttnllen; nnb »icbernm mad^te feine i^iebe jtüifcfjen ben Sängern feinen Unterfdjieb, benn feine gottmenfd)Iid}e Siebe tpar gegen alle SKenfdjen genau bie gleite, bafe er alle eilöfen tvoUU, unb bie gleiche gegen aQe, bte fid^ etcetten liegen. — ©ein iBeben mir kttter Siebe, unb bm^ koar bted fein SeBen nur ein einziger StrBettStag; er tu()te ntd)t, etje bte ffladfi^ tarn, ha er nid^t me^r toirfen fonnte; üorljer toec^felte feine 5Irbeit nid^t jtoifc^en Xag unb 9f^ad}t ab; benn arbeitete er nid^t, fo machte er im ®ebet. — ©o toar er be^ ©efegeg (Srfüllung. Unb ald So^n bafür forberte er nid^tö, benn feine einzige ^or» berung, fein einer SieBendstDed Don ber (S^eBurt Bt0 pm ^obe »ar, unfd^utbtg fid^ §u opfern, — fogar ba8 ®efe^, felbjt menn e^ feine gorberungen aufg §öd)fte treibt, nid^t forbem burfte. — @o toar er bed ®efegc§ (Erfüllung; er ^Qtte glei^fam nur einen 9}?itn)iffer, bcr i^m folgen fonnte, einen iDKtttriff er, ber auf i^n fti^lafloi» ad^tete unb il^nerforfd^te, bad ®efe| felBft, baiS i^n ©d^ritt für ^^rttt, \>on ©tunbe ©tunbe mit feiner unenblic^en gorberung begleitete; aber er toar beö ©efe^c^ Erfüllung. — SBie ärmlid) ift eö, nie geliebt ju f)aben; aber felbft ber 3J^enfc|, ber burc^ {eine 2iebe am rei^ften tourbe, fein ganzer 9leic|tum ift nur Itrmut gegen biefe güHe! Unb bod^, nid|t alfo, Dergeffen niir nie, bafe gtuifd^en Sf)riftuÄ nnb jebem S()riftcn ein ekoiger Unter» fc^ieb ift; ift bog (55efet} ^^^) ^^Q^H^^^^t, f)icr fielet eö noc| in SO'^ac^t unb bejeftigt eine unenbUc^e ^luft ^mijc^en bem Digitized by Google — 138 — ^ottmenfc^ «nb jebem anbeten äV^enf^n, bec and^ nid^t foffen, foitbetn nur glauben fann, wa^ baft gdttßd^ ®efeg einräumen mujste, baji er be§ (SJefc^eö Erfüllung toai. Sebcr ß^tirift gtouSt eö unb eignet e§ fidj ^(äubig an, aber feiner f)at ed getDugt, al^ baö (SJefe^ unb (£r, ber be^ ©efe^eö (St* füHlmig UKiv. n&mlid^ bod, kood in einem Sf^enfd^tt, am^ in feinem ftftilfien tbtgenbfid, fd^mad^ genug ift, tneC ftftdet nnb bod^ in jcbem StugenSttcfc gleich fid§ in i^m fonb, baS fann ein 9D?enfc^ nur im ftärfftcn ?(ugenbticf Der* fte^en, aber einen Slugenblicf nac^t)er fann er eö nic^t Der* flehen; unb barum mug er glauben unb fic^ an ben (Glauben galten, bannt fein 53e6en nid^ babnrf| geftOct loetbe, baft er e8 in einem VngenHid t>erftel;t nnb in t>ieCen onbem Xugen^ bilden nid)t uerfte^t. S()riftu§ njar be§ ®e)e^e§ (SrfüUung. SSon if)m foficn toix lernen, ttjie biefer (^ebanle 5U üerfte^en fei, beun er ujar bie (i^rUdrung, unb nnr toenn bie (i^dl&tmtg ifi, toaii fie ecfCArt, toemt ber (SrIUltenbe ha9 Srüfttte felbft tfi, tocnn bad (Srflären bie ©rflörung ift, nur bantt ift ba« Sßcr^öttni« ba§ rechte. 5ld), fo fönncn iüir nidjt erflären; iDcnn rt)ir ober fonft nid)t^ fönnen, fo Jönnen toir l)ieraud ®ott gegen = Uber S)emut lernen. Unfer irbifc^eö ßebcn in @(i^ac^^ett mng bad (ih:{Ulten unb bad @ein nntetfc^eiben, nnb bie O^mac^t, bie fid^ ^ietin tnnbgieBt ift ein ttwfentlid^ f[vdh brud für bie 5Irt unfere« ^i>erl)ältniffc§ 5U ©ott. fiajj einen ^?cnfd}cn, mcnfd)tid) gerebet, in ^ufric^tigfcit be§ |)cr^en§ i^ott lieben, ad), Q^ott f^t i^n bod^ ^uerft geliebt, ^utt ift nm eine (S^tgleit norand — fo todt ift ber äli^enfd^ guröd Unb fo ift ed mit jeber (lto)tg!eitdattfgabe. Semt ein iKRenfd^ «nbtt^ jum Anfangen fommt, tote unenblid^ ötet ift in^^toifd^en uerfäumt, fclbft tücnn tvix einen ^lugenbltd, bcm guten Slnlauf ^u heb, ber enblic^ einmal genommen ift, alle Wimgid, alle Digiiizeti by Google ' i — 189 — UmioIIIommeRl^eiien an beut OeftceBett liergeffett tooffeit! Sa| etilen SWenfd^en, menfd^n^ gerebet, in beS ^crjcn« ^lufrid^tig* feit 5ucrft nadi ©otteö dlcid) unb feiner ^erccijtigfeit trQd)ten, 0 tüie lange Qdt ging bod^ ^in, bi^ er ba§ nur audt) rcc^t t)ecfte^n lernte, ttiie unenb(ic^ öiel fet)lt alfo, ba§ er ^nerft nac^ ©otted Stetd^ unb {einet <^te(|ttgfeit getnui^^ l^&tte! Unb fo get)t auf jebem ^nfte jebem ntenfd^li^en ^Infangen eine verlorene ^dt uoran. Söir reben fonft in irbijcljcn ^ißer^ättnifjen uon bem traurigen, ba^ ein 3)?enfd^, um ein ©efc^äft gu errid^ten, ©dEjulbeu machen müffe: ®ott gegenüber beginnt jebet ^enfc^ mit einer unenblid^n ^uih, OM^ tmm toit Don bet neuen ©^(b abfeilen, bie nod^ bem SSeginn taglid^ ba^ufommt. SRur od^uoft nntb bad im Beben üergcfjcn, — unb au^5 tvcid) anberem ®runbc Xüol)!, aU njcil ©Ott auc^ üergeffen njirb? 2)ann üergleid)t ber eine 9}?enfd^ fic^ mit bem anbcrn, unb njer ettoai^ me^r benn anbere üer^ fkttben fyit, tü^mt fici^, felbft ettoa» ^u fein. SBoOte er boc^ bei ftc^ fcfSfi t)er[te{)en, bag er t>ij(t (Mt xa^ ifti Unb ba nun bie 9J?enfd)en fo gerne ettt)a§ fein njollen, SBunbcr, baB fic, bei allem (SJerebe öon (^otte§ Siebe, fo ungern fid^ rec^t mit ii)m einkffen, tviii nämlic^ {eine gorbeiung unb fein mai\iah fie au ni^td mad^t. S)ettn brand^ ein B^l^ntet ber bir bef^iebenen ftraft fo, ba^ bu fie gan^ einfegeft, fe^re bann ®ott ben Rüden, ber« gleidje bid) mit ben ä)^enfdjen ~ unb bu Unrft bid) in Siilbc gut fteüen mit bcinem ^ubüfum. 3Benbe bid) aber um, menbe bic^ in ©Ott, brauch bie je^n 3^^^^^*^^/ h'^^^W ^i^) d^^^ ün^erften ^nfttengnng — unb bu bift boc^ mie nid^td, in nnenbltd^em iltbftanb t»n ttgenb tt»eU|iem (h\oi%, in unenb» Iirf)cr (S(^ulb! (Siel), bo^er fann man fagen, e« ^etfe eigent* lic^ nic^t^, ju einem 9J?enfd)en üom §i)d}ften ^u reben, metl eine gan^ anbere Umtoanblung k^orge^en muß, burc^ eine Digiiizea by Google I — 140 — Aebe mdglid^ tfi StEft hu nömVx^ gute Xage ^bett tmb leicht meieren, boc^ ttOM fein, (o t)ergi6 ®ott; nimm bir'g nie rec^t ^erjen iinb la^ bir'ö nie red)t ftar Serben, bafe er ed ift, ber bic^ auö Slic^tg gef(^affcn; gel^e Uon bcr SBoiQu^fe^ung aiid, ein ilJ^enfc^ l^abe feine übrige Qdt bem dkboötieR, koem et unenbUd^ unb unBebtngt aQed fd^be, barum fdmie auä^ ber eine 992enfd^ feht ffieci^t ba^u l^aben, ben anberu banad) fragen; üergife ba§ alfo unb lärme mit ber Spenge, lac^e unb rtjeine, treibe bidj ge)rf)ö{tig um uom äJ^orgen bid jum Ebenb, lag bic^ lieben, achten unb anfe^en aU greunb, ab Seomtex, aU ^nig, aU i^c^ntrögec; kuerbe u>t üSkm bobittd^ ein emftet SRamt, ba^ bu bad einzig (Emfl^fte t)n» giffeft, 5u ®tAt ht ein ^er^ättnii^ treten unb nid^tö njerben. ^ann ober bebenfe — bod} ba§ 9kben fann ()ier ja nid)tS Reifen, öielme()r gebe ®ott, bafe bu üerfte^en möc^teft, ttjod bu öerlorft, öerfte^en, ba^ SSernid^tigung öor ©Ott bod^ ^igfeit ift, fo bag bu jeben Stugenblifi urieber noc^ i^r SurftiiftreBft, heftiger, toArmer, inniger M boi^ SM na^ ber ©tätte 5urüd]"trömt, üon too eS mit 2J?a(^t ()inauögebrängt toirb. ift aber ber tpeülic^cn ithigfjeit bie größte %i)ox^ l^eit unb mufe e^ fein. $alte bi^ bal)er nie ju (^ott (fo mügte man moi^l reben, loenn man bad (Sk^eimnid ber $al6» 1^ offen ondftnedlen tvolüe, bie fftlfd^ß^ ben &^ gtebt, atiS ^ieäe fic [id) auc^ 5U ^ott), „f^tit bid^ nie §u ©Ott, benn, ttjcnn bu an i^n bic^ I)ättft, fo oerlierft bn, toa^ ein SD^enfd^, ber an bie 3BeIt fic^ i)äit, niemals öerlor, aud^ ber nidit, tueld^er am meiften öertor, — bu üerlierft unbebingt aDed" [oergL I, @. 239 oben]. Unb bai» ift jia aud^ loa^r; benn allcd fann too^rüc^ bie Seit nid^t nehmen, eben meü fie nid)t allc^> geben fann, bai^ fann nur ®ott, ber aUeö, alles, allcö nimmt, — um alleS ju geben, ber ni^t ftürfmeifc, ttienig ober ^iel ober au|erorbentlic^ oiel nimmt, foubem Digiiizeti by GoogLe — 141 — unbebtngt aüeö, lüenn bu in 2Sal)r[)eit bid} gu i£)m f)ättft. „glie^ it)n baium; i& tarnt {d^on gefä^rlic^ genug fein, einem ftöirige na^ $u fontmeit, loeim Im etmad fein ttnUft; tie SIM^ diicd mftd^tig begaBtett Oetfted ifl g^f&^rlic^; (Sott o6er na^ )tt brntmen ift mtenbK^ gcfäljrlicficr*' ©oll jebod) ©Ott auggelaffen unb üergeffcn fein, fo lueiB id) nid^t, mit iue(d)em @inn unb ^rotd man über folc^e Sßorte tebett tDoQte, tm „hk 2kbt ift beS ©efe^eS (^rfüUung^ obec ttKO^en ©tun num ht feine 9ld)e kgen Umtt, anger einen Q6ftogenben Unftnn. &o looHen tttt benn nt^ ftngft« lic^ unb t)errätcrifd^ gegen ung fclbft ung bem 3Serftänbnig cntjicljcn, al§ fürdjteten toir (ujie freitid) ber nntürtic^e ä}^en)d) tro^ feinem (Cetebe Don ^igbegierbe unb ^ilbungd« btimg tl^ttt), toir fdnnten — }u me( jn miffen befommen; benn oon ber Siebe }n fagen, bag fie beiS iSlefe|e8 SrfflOnng fei, bad ift nun einmal eine tXmnögtid^feit, menn nrir ntc^t öUi felBen ßeit bie eigene ©c^ulb erfenueu unb jeben SÖienfc^en {c^ulbig machen. jDic Siebe ift beS ©efe^c^ ©rfüttung; benn baö (SJefc^ ift tco| aUer feiner Dielen )8eftimmnngen bod^ etmad Unbefttntmted, bie Siebe aber giebt biefer Unbeftimmt^eit ben Sn^It; boö ®efe^ ift wie ein ©tottcntber, ber tto^ feiner 5Inftrengungen nid^t aüe^ Jagen lonn, bie Siebe aber giebt ben öoüen ^ntjalt. @d !önnte feltfam lauten, ba| baS (^efeg ha^ Unbe« fitnnnte fein foQ, benn t§ ^t ja gerabe feine ®t&tk in ben QefKmmnngen, e9 entölt fa aUt IBeftimnntngen nnb k)erfügt über fie. Unb bennod^ ift e^ fo, unb barin liegt njieber bie D^nmad)t be^3 (SJcfet5e§. 5Bie ber (Schatten im SSert)äItni^ jur fräftigen 3Birflic^JcU unmäd^tig ift, fo aud) ba§ ®cfc^; iDie aber im ^d^tten immer etnxid Unbeftimmted ift, fo ift boS ttnbefttmmte ami im @d^enri( be9 <8efe|e8, ime genau Digiiizea by Google — 142 — er and) au^gefü^rt ift. Saturn tuirb aud& in ber ^eiligen ©c^rift „ba^ ®e}c§ ein (Sd)atten be^5 3»fünftigen" genannt; benn bog ®efe^ ift nid)t ein <öc^atten, bei ber SSirtlic^feit ber iBiebe folgte, melmet)r ift in ber Siebe gerobe baS ®efe^ aufgenommen unb bad bec ©c^tten etned Sul^nftigen. SBenn ein ftftnfilet einen flan enttmrft, eine SitxtfymnQ §u einer 5tr6eit modjt, fo beljätt ber ©ntiüurf, \o pünftlicf) er Qurfj gefertigt ift, borf) immer etiua§ lln6eftimmte§; erft nienn bie Slrbeit fertig ift, fann man fagen: nun ift au(^ nic^t bic fleinfte Unbeftimmtt)ett me^r, nic^t in dnec £inie, nid^t in einem ^n!te bot^nben. & gtelbt bo^ nuc einen (Sntmntf, ber ganä beftimmt ift, bie ÄrBeit fetbft; bamit ift ober gefagt, bo6 fein (Sntn)urf gang unb unbebingt beftimmt ift nod) e§ fein fann. (Bo ift baö ®efeg ber ©nttinirf, bie Siebe ift bie ©rfüüung unb baö gang öeftimmte; in ber Siebe ift bie Unbeftimmt^it bed ^fe^ aufgehoben. (£d giebt nnr eine SO^ad^t, bie bie Arbeit audffi|ten !ann, too^u bad (Slefe| ber ®nttourf ift; baiS ift gerabe bie Siebe. ®Iei^n)Dt)I l)ot boÄ ®ejet3 unb bie Siebe einen Urfprung, luie @ntn)urf unb 5lrbeit öon bemfetben Slünftfer finb; fie Ujiberfpredjen fidj nid)t, fo loenig alö baö Äunftttjerf, baö bem (Sntnjurf gang cntfprid^t, biefem nnberf)>n(|t, tteit ed no^ beftimmter aU aUe liBe« ftimmnngen bed (Sntn>tttfei^ ift 2)atum fagt ^autu« ein anbermal (1. %m. l, 5): bie Siebe ift bie ©umme be§ ©ebotö; in Ujetdjem (Sinne aber ift baö gefagt? Sa, im fetben, in bem gefagt iuirb, bie Siebe fei beS (^efegeö Erfüllung. 3n anberem ©inne ift bie (Summe bic 9leii^ aUec einzelnen (Gebote, ^bu fottft nic^t fte^len'' u. f. to. ^erfu^e ed aber, ob bn auf bem S3ege bie Summe finbeft, toxt longe bu and) fürt5äl)(en mogft; bu toirft finben, bo^ bieö ucvgeblid}e 5Irbeit ift, tt)eil eg im S3egriff be^ ©efe^eö liegt, ba^ ed unerjc^i^pflic^ ift, unenblic^, nic^t in i8e(timmungen Digitized by Google — 143 — ju fifiercn. 5)enTt jcbe Söcftimmung gebiert eine nod) genauere au§ fic^ unb bann eine nod) genauere, ttjelc^e bie S3c,^iel)ung unb ba^ SBcr^ältnt^ ber neuen Öeftimmung feftfteÜen mu^ Sie6e enif^d^ bcm bei» Secftonbd» $]tm Glauben. S)et Serficmb 5ä()U imb jö^It, Sered^net mtb Betet^net, erreicht aber nie bie ®en)i6l)eit, bie ber glaube befi^t; fo ba» Ö5e[c^: e^ beftimmt unb beftimmt, errcid]t aber nie bie Summe, ttjcl^e bie Siebe ift. Söenn Don vSumme bie ^cbc ift, jo f^cnit ber fbtäimd felbft um 3^^^ eiii^Iabeii; koenn abec ber SD^enfc^ bei» 3A^Ieii9 mfibe getoocben tfi unb bo$ ttm fo Begteriger bte ©urnmc ^6en möd^te, fo üerfteljt er, bafe bie^ SGBort eine tiefere ^ebeutung baben muf?. x\^ bem (S>efe| unb bet Siebe, bie beS jHefeled (Srfällitng ift. 9^ur bie ^^or^eit fatm meinen, ed fei jtDi]d)cn ber gorberung be§ ®efe|e^ unb ber Siebe ein toefeiit* lid)er llnterfdjieb, bcnn ein |o(d)cr bciteljt aücrbinqg, aber nic^t in ber Siebe, in ber bie (SrfüUung ai<& burd)au§ ein unb badfelbe mit ber i^orbemng fic^ erkoeift lOlog bte bringt SBiberftreit |toifc^en @(efeg nnb Siebe; fie bftnft fi^ )oeife, n>enn fie i^nen tHreinrti>et ober gor bie betben je bei cinonber üerbddjtigt. (Srfüüung beö ©efe^eg, — uon iüetc^em ^jefe^ ift aber ^ier bie Kebe? Unfer Xe^t ift bae a^oftolifc^e SQSort, mir reben Don ber c^riftüc^en Siebe, ^ier tarn alfo btog tm ^otted (Bef e( bie Siebe fein. 5Darin finb n&mti(^ SSelt (fo weit fie nic^t jene „Xl)ort)eit" ift) unb ®ott, tt)e(ttici^ SGBeiöl)cit unb C£l)riftentum einig, bafe eö ein ®efe§ gebe, ba§ bte Siebe erfüllen \o\i, um Siebe fein; toa^ für ein @)efeg cd aber fei, barin finb bie beiben ntc^t einig, unb in biefer ttneinigfeit liegt ein unenbtit^r Unterfc^ieb. 5Die toeltlici^e Seid^eit meint, bie Siebe fei ein 9$er^&(tniS giuifd^en 2)?enfcf) unb SD^enfd); baö ßt)riftentum (e^rt, bafe bic Siebe ein SSerl)ä(tniv5 3tt)ifd)en 50?enfd) — ®ott — ^J^enfc^, b. ^. bag (3ott bie g^if^^nbeftimmund ift WHüf^ einSiebedoer^ältnid ^mifd^n ^koei ober §ttnf(^ mel^reren no^ fo fd^On geioefen fein, mag o0 i^e Snft nnb aE i^. Sdtgfett in gegcnfeitigcr tlufopfcrung unb Eingebung beftanben-, mag oflc Söelt fid) in Sobeöertjcbungen ergangen traben — • toenu C^ütt ober ba§ (SJotte^üer^ältni^ mi^Siielaffcn n)urbe, fo ift ed boc^, (^riftlic^ üerftanben, nid^ Siebe geioefen, fonbern ein ^c^ein Don Siebe, bur(^ ben man fic^ gegenfeittg betrügt mtb B^ttberi ^enn (fi^ott lieben ^ei|t, in XBa^r^eit fic^ felbft lieben; einem anbern ST^enfd^en be^ilftic^ MittUt%üth, WkUm IcrINCk. 10 Digiiizea by Google — 146 — feilt, bog er^ott Utht, ^eigt tl^it lieben; Doit etitem tttiberti 99{enfcl^en bovin vnteTfifift tverben, baß man 9oti Hebe, t)etgt geliebt merben. SBettH«!^ Sßetft^ meint freiließ nidjt, bafe ber ßiebenbe felbft tuinfürüd) bc* ftimmen bürfe, Wa^ er unter ßiebe üerfte^en tüill. Siebe ift ja Eingebung unb 5lufopferung; barum meint bie SSclt, ber ©egenftanb ber ßiebe (er fei ein ©cliebtcr ober grcunb ober bie (ieUebten ober eine iSefeQfc^ft ober bie SDhttebenben — I9ir nennen t^n fortan ber ^ur^e t)aI6er nnr „ben (He* liebten") fülle beurteilen, ob ^iußcBung uub ^lufopferung bclüiefen UJcrbc, unb ob bie beUjicfeuc ^'^ingebung unb ^luf- 0|>ferung Siebe fei. tt)irb alfo borauf anfommen, ob bie 9}^enfd)e«, bic urteilen fottcn, attc| richtig urteilen toiffen. SBenn n&mlic^ ber ^enftanb ber Siebe, ber SHc^ter, nid|t bei fic^, oor orftc[Iung baüon, toa^ Reifet, üon einem an ber n ^Jf^enfdjen geliebt locrben, bai^ nämlic^, baß er toon btefem in ber £iebe gegen ®ott nRterfifilt nierbe; koenn t» fi4 aber fo berieft, fo toirb |a ber ^khU eine nngefunbe ^rt bon .^')iugebung nnb 9[uf^ o^jferung für bie tüa[)xt Siebe unb bie ttia[)re Siebe für Sieb* lofigfcit anfcljcn. 2)a^ nur mcnfd)lid]e llrtcif über bie Siebe ift nidjt baö m{)vz Urteil, benn ©ott lieben ift bie Uja^re ©elbftliebe. 3ft bagegen bei ber Beurteilung ber Siebe ®ott «bie 3^if(^nbeftininiung, fo folgt noc^ eine enbgftltige nnb bo))pelte Seurteilmtg, bie (nneno^t bie einzige int ®rttnbe cntfc^eibenbe) bod) erft ba beginnt, Xüo ba§ menfd^lidje Urteil fertig ift unb ent jdjiebcn l}Qt, ob Siebe Oorl)Qnbcn fei ober nic^t. S)iefeö Ic^te Urteil fragt banac^, ob e^ toiitUcö in göttlichem @inne Siebe ift, eine folc^e Eingebung ju geigen, n^te fie ber (Hegenftanb ber Siebe forbert; fobann ob ed oom ileliebten. Digitized by Google — 147 — öom ©egenftanb bcr fiiebe, im göttlicf)cn (Sinne ^kbt ift, eine folc^e Eingebung 5U forbern. gebet ^enfcl) ift &ottc^ £etbetgenev; barum borf er nid)t einem anbrm SSenfc^n in Siebe }uge^dren, o|ne in betfelben Siebe Q^ott an^uge^Öreit» nnb titelt jemonben in Siebe befi^en, o^ne bo| bei anbete unb er felbft in biefer Siebe ®ott jugefiört. ©in 2)^enfc^ barf nic^t einem anbern 3D?eujdjen aii9et)örcn, märe biefer anbete SD^enjc^ i^m aUedj ein äJ^enfd) baif ntd)t ^ulaffen, baj) ein anbetet it)m fo angehöre, aU mäte et biefem anbeten a0ed. S3eft&nbe ein Siebedoet^ftltnid a^f4^ obev weiteten, fo glüdfetig, fo DoUfommen, ba| bet 5Di^tet batob jubeln inüfete, ja fo {)oIbfeIig, baß bie ^^eube unb 3>crmun* beiung über bicfcn *?(nblicf bcn jum ®id)ter machen müfete, ber ed nod) nic^t ift: fo ift bie ert)ü(tniö ,^u ®ott gefegt ift. Sft baiS nid)t bet %a\i, jü mirb biv5 (Sbriftcntum, ber ^Inmalt ber Siebe, gerabc aU folc^et o^ne 8eben!en im 9^amen (^ottt^ in biefen ^unb 3n)ief)Kt(t btingen, bx& bie Stebenbeu ed üetfteljen moUen. Unb toid ttut bet eine^eil bod toetfteben, fo mirb bador (S^rtfto ed efleH bag ^ ber Siebe ^tucierlei 3^orfteflungen üon Siebe, bie um eine ©migfeit üon einanber üerjdjieben finb, jufammenfto^en fönnten, bie göttlid)e unb bie b(o6 mcnfd)lidje. ^ommt eg aber einem folclieit gufamtnenftogy fo ift ed ja, gdttltd^ Derftanben, gerabe Siebe, bie toa^, bie eoige IBoifteHung fefl a» ^(ien mh in i^ter ftroft p lieben, toft^enb bie Siebten, bei il^rer hio^ menfc^ücf)en SSorftetlung Don Siebe, biec^ für ^afe an* fe()en muffen. 9Jeben mir redjt meufdilid) Dom ,§öd)ften — man lägt fid) ja leiber in ber fogenannten (äl^riften^eit gar )u leicht p ber (Spüibtlbttng Derfft^ren, bag man glaube, mo» i^on man nu|t einmal einen (Sinbmd ^t, tvenigftenS feinen gen^genb ftatf^n, ber vmü anfmetffam mad^n nrftrbe; reben mir nur redjt menfd)(id^ Dom ^öc^ften, ol}ne bod) je ju üergeffen, ba^ ber, um bcn c§ fidj tjier [)anbelt, burc^ einen cmigen Unterfc^ieb üon jebem ÜJ^enfdjen gefdiicben ift: (5l)rifti £eben ift eigentlid^ bie einzige ungtüdlic^ Sitbt. (fr loar im giKtlid^ @inne bie Siebe; et liebte in Ihaft ber gött* SBorfteHung t>m Siebe nnb liebte boiS ganje ©efc^tec^t; eben airt — Siebe burfte er biefe feine SL^orftellung nic^t aufgeben, bcnn fonft ^ätte er gerabe ba§ C^iefdjlec^t betrogen. 2)orum mar fein ganzes Seben ein fd^redlidjer 3"fti'""icii* ftoft mit ber nnr menfc^Uc^n ^orftellung ))on ber Siebe. SHe gottbfe Seit ^t iljn getren^igt; aber felbft bie Sftnger nerftanben il^ nic^t nnb fugten i^n beftönbig gleid^fam für Digitized by Google — 150 — i^re üBorfteUung t)on ber £iebe gettnnnen, fo bo^ ec fogat ^ fpetrud fojien nutzte: „loetc^e t»ott mir, bu ^tan!'' dntfc^Iic^er 3"l'animeiifto6, uncrgrflnbnc^« Seibcn! ^)erouf« ric^tigftc iinb treucfte Sünger tüitt ntcf)t bloß ttJO^tmeincnb, nein brennen b üor Siebe nur ba^5 53cfte raten, mid nur auö= brücicn, toic \)od) er ben äKcifter Uebe; tücil aber feine ^^ot* fteHung tooii ßtebe bte untoa^ce ift, fo rebet et fo, bag bet äßetfter }it t^m fagen mug: bit Derfte^ft ed titt^t, für mid^ aber finb betne SBorte, ai9 todtt ed ber ^ton, ber tebete! @o fam baö (Sljriftcntum in bic2öelt Ijerein, mit bem (£()riften' tum bie göttlidje Srtlärung beffen, Siebe ift. Wiv be^ nagen und oft, bag toxi: nic^t üerftanben tuerben, befonbecd bann, toenn bad a^|uerfiänbnid t>s>n ber Btebe am bitterften gemifc^t mirb, tmi \o\x an {eber il^rer flngeningen fe^, ba^ bte Siebe babet unglüdfi^ ift, bog imr gemig geliebt finb, nur nic^t Dcrftanben; ba^ ö^^^^fe ^^^^ beömegen fo bitter lüirb, toeil bie Siebe eö t()ut bnrd) ein SD^ifeuerftänbniö. ?tber fo mi|Derftanben ^u toerben tpie nie, nie irgenb ein ä)^eufc^ toon anbem, fo mtgoerftanben ^u merben, n^ie (^^rtftud e9 tonrbe — nnb bann bte Siebe fein, ttiie (^^rtftud fte »at! SX^an tt)ut, aU t)ätte nur bte ®otttofigfeit mit @t)rtftud 5U« famnicnftofeen mtiffen. SBeldjeö 3)?ij3Ucritänbni§! 9^ein, ber (menfdjüc^ gerebet) befte unb üebfte 3J2enfc^, ber je lebte, mu^te mit i^m jufammenftogen, mugte itju migoecfie^en; benn biefer befte äRenfd^ foQte ja erft oon i^m lernen, ttnid Siebe im göttlit^n @tnn ift. (E^riftt Siebe toat ni^t anf« ot^fernb in mcTifd)ttd^cm ©inne, nid^t« loeniger; er mo<^ nid)t, in men)d)lic^em (Sinne, fid) felbft unglüdlic^, um bie ©einen gliid(id) ju madjcn. 9^ein, er macf)t fid) felbft unb bie ©einen fo unglüdltc^, qI^ e^, menfc^Iidi gerebet, möglich liKir. Unb bod t^ er, ber ed in feiner äRac^t ge^bt b&tte, bai^ 9}ei(| Sdraetö aufprid^ten nnb fttr ftd^ nnb bie ©einen Digitized by Google — 151 — aUcg fo gut machen, maä jeber geitgcnoffc bcutU(^ ö^nug fe^en fonnte! @i: Eonnte alfo, too Ute ed aljo nid^t; ber gelltet mugte alfo an t^m liegen, att feinem i^r^en, batan, ba^ et ttid^t feine ^orftellnngett, feine (Sinbitbungen ofifetn, ba6 er lieber ftc^ felbft unb bte ©einen graufam opfern, fein eigene« unb ber (geliebten Seben üerfdicrjcn molltel Sr fttftet nic^t ein $Reid) auf ©rben, opfert fic^ aud) nid)t, bamit bie ^(poftet bad @rn)orbene aU (Srbe antreten fönnten; nein, ei^ ift ja, menfc^Uc^ gerebet, SBa^nfinn: et opfett fic^ fetbft — um bie beliebten ebenfo unglficfüc^ machen »ie fi^ felbfti fBar bod totrKic^ Siebe? (5r fammett etftc^ einffiftige, geringe ßeute um firf), geiuiimt itjre Eingebung unb Siebe in einem nie bagetücjenen ©rabe: er crnjecft einen ^Uißcnbficf ben ©c^ein für fie, eröffnete fic^ itjuen bie ^uSfic^t auf ^^5ern)ir(s lic^ung i^ted ftol^eften Xtaumed — um bann )>lö((ic^ fic^ eines anbetn au befinnen; et dnbett ben $(an; nngerü^ twm t^ren Sitten nnb ol^ne alle Slüdfid^t auf fie ftürjt et fid^ Don biefer uerfütjrerifc^en §Ö[)e in ben 5(bgrunb aller ®efa()ren, um bann o{)ne Sßiberftanb fidj feinen geinben auszuliefern unb unter ©pott unb $o^n, Ujät)rcnb bie 2Bclt iubeUe, atö ein äJ^iffet^ätet ftc^ and Stm% fc^Iagen $u kffen; »Kit bad niittlid^ Siebe? Sl^t e9 ttntflic^ Siebe: fo ft(( twn ben Stingern wcg^ureiben , fie in einet fBtlt ^urüd^ulaffcn, bie um feinetlüiüen fie t)affen mufjte, fie njie oermirrtc ©djafc IjinauS unter reijjenbe Söölfe §u jagen, bereu 33Iutburft er gerabe gegen fie erregt ()atte: tüai t>at^ iuirflic^ £iebe? SSikid miQ bo(^ biefet äJ^enfc^? SBai» miU et mit biefen tteu^^tai^m, xMxä^n, ob au^ befc^t&ntten Seuten, bie et fo fc^tedli^ bettügt? SBatum nennt et fein Set^Iten ju i^nen Siebe? S^aritm bleibt er babci, eö ßiebe ^u nennen? SBarum ftirbt er, ol)ne 5U gefteljen, bafe er fie betrog, fo bafe er atfo mit bem ^nf))tuc^ ftirbt, ed fei boc^ Siebe gen)efen? — ad^. Digitized by Google 152 — wft^renb bie Süntjer mit ^crriffcnem ^erjen, akr mit rüt)* rcnber %xtüft, fid) fein Urteil über fein 53enel)men anmaßen, öermutlic^, mcit er fie übermältiflt t^atte, ba ja jcber anbete SD^enfc^ teic^t einfielt, hai er gegen feine Sünger atö ein Sktrfiger l^anbette, loenn man auä^ im übrigen if^n otö ©(^toärmer ktracf)ten unb fo entfcf)ulbigen fonnte! Unb bod) War er bie Siebe; unb bodj tl)at er nUe^ au§ Siebe unb moüte bie ^Jieufc^en befeligcn, unb moburd)? burd) ha^ ®otte§üer^ättni§ — benn er mar bie Siebe. Sa, er mar bie Siebe, unb er tonnte mit fid^ felbft unb mit Q^oU, bag er bad S3erfdt)nung9opfer brad^te, hai er in ®at)rf)eit bie Sftnger liebte, ba§ ganje 3Kenfcf)enge[c^led^t liebte, ober boc^ jeben, ber fid^ retten laffen mollte! ®ie ®runbunmal)rt)eit in ber nur menfd}lid]en ^lufjaffung ber ßiebe befielt barin, bafe ber Siebe ba§ (55otte§öcrf)äItnt§ entiogen loirb unb bomit aud^ bad S^er^ältnü» )u bem ^efe(, bon bem bie nebe ift, »enn ed ^i|t: „bie Siebe ift M ^e» feje« ©rfüUnng." Snfotge eines fonberboren 9}?i6üerftänb» niffe§ ift man uießeidjt gu ber ?lnfid)t geneigt, ber Siebe jum DZädjften foUe ba§ ©otteöüer^ältniö nidjt entzogen merbcn, el^r aber ber natürlid^en Siebe unb greunbfd^aft, gleich ald iD&re bod (S^riftentum etumd fyxlbt», aU foßte nic^t aEe Ser^dltniffe burd^bnngen, atö to&xt bie Sef^re t)on ber Siebe %um SfJfic^ten nic^t gerabe barauf bered^net, a(§ müfjte fie nid^t beSl)alb aud) bie natürlid)e Siebe unb 5rcunbfd)aft umbilben, möt)renb öiele infolge eineö fonbcrbaren ä)?iBtJer{tänbniffe$ DieHeid^t meinen, jur Siebe gegen ben S^ädjften — ben minber liebeniSmürbigen ®egenftanb — bebürfen fie gttar ber ^ilfe (S^otted, bei ber natflrtid^en Siebe unb ^eunbfd)aft aber fdnnen fte fid^ felbft am beften Reifen, ad^, at« ttJörc f)ter ®ottc8 ®inmifd)inig bocf) eine Störung unb llnbequcmlidjfcit. Siciner Siebe aber unb leiner Üu^erung ber Siebe barf meltlic^ unb Digitized by Google — 153 blofe menjd)(icf) ba^ (5Jotte§l)crl)Qltnii;J entzogen werben, ^ie öiebe ift eine £eiben|d}aft be§ ®cfül)r§; in biefem GsJefül)! aber {oU bod) ber ä}^enjc^ ä^^^f^ f^^^f* mitten in feinem 'i^er- ^Uen jum (Skliebten fid^ &oti toerl^Uen unb bamit bie ^orbenmg lenieti, ha% bie Siebe beS ®efe^ (SrfüDbitig tfi 3)ie Siebe ift ein ^er^atten einem ottbeten SD^enfd^ ober 511 anbern 3[)?en[d)cn, feineglpeg^ aber ift fie, teine§tt)eg§ bnrf fic ein blofe menfd)lic^eg (el)lid)eg ober frennbfdjaftlidjeS) Über* einfommen fein, eine menn aud) nod^ fo treue unb innige ^-Öcr* biiibimg fiox\6jitn äH^enfci^ itttb SKenfd^. Sebet fflr fi(^ not feinet Siebe 5U bet ®e(ie6ten» bem ^unb, ben (SkHebten, ben SKitlebenben juerft in ein SBer^ättniö p (SJott unb jn ber gorberung (^otteö ^u treten, ©obatb man baS ©ottceuer- ^Uniö auäläfet, imrb ber ^etreffenben blo| menfdj(id)er Begriff öon Siebe unb SiebdJ^jflid^t unb i^r gegenfeitigeS, bem etttf)ncc(|enbed Utteil ^nm oberfien Uttcil etl^oben. 9^ifl^t nut bet, todd^ einem 9tnf (S^otted fic^ gän^tic^ gut $er« fügnng ftellt, foH einem Sßeibe nidjt angc[)ören, um nic^t babnrc^ aufgel)alten ^^u tnerben, bafe er il)r gefallen mid; aud) luer in Siebe einem äBeibe angehört, foü in erfter Sinie ganj (S^ott angelten, nid^t juerft bet Qkittin gefallen tootten, fonbem ^netfi batnadg ftteben, ba| feine Siebe @lott gefalle. SlKc^t otfo foll bie ®ottin ben Hl^ann Utycn, wie et fie lieben foU, über bev Wann bic Gattin, ober ber Jreunb ben grcunb, ober bie 9J?itIebcnben ben 9}?ittebenben , fonbern (^ott foU jebcn (Sinjelnen itl)m\, tok er lieben mnfs, meiui feine Siebe fibet^u))t ^tt bem in ttebe fte^nben (§^efe| — „hit Siebe tfi bed ®efe6e9 StfADung" in Se^ie^ung ftel^en foll. 2ltatütl\^ mug bo einet mit feinet nnt meftlid^en obet nnt menfd)Iici^en ^^NorfteHung t)on ber Siebe baö, ma§ d^riftlic^ üerftonben gerabe Siebe ift, für ©efbftliebe nnb Sieblofig- fett anfe^n. ^eftimmt bagegen bad (S^ottedoer^ältnü^, Digitized by Google — 164 — ga>\\6^n äRenfc^ unb äRettf^ £ie6e ift, fo totrb bie Siebe tetl^inbett, fi<| in einem Selbftbetrttg ober einet ©inned« täufd^ung feftäufejcn, »äl^rcnb ganj rid)tig toneber bie 3fotbe« rung ber fer geforberty bad bie nur menfd^Uc^e SjorfteQung Don bet Siebe niefit o^nt. ^enn baS S()rift(id)e loutet: njal^re ©ctbftnebe ift Siebe (Sott; toabre Siebe ju einem anbern 9}?enfdjen ift, mit jebem D^)fer (auc^ bem, bafe man felbft gesagt mirb) bem anbern äJ^enfc^en jur Siebe gegen d^ott ^u oer^lfen ober in ber Siebe ^u <^ott fort^ul^lfen. 5Da« ift tDo^t fefir (eic^t p betfte^en, in ber fBklt f^t e«i bogegen gcn)i6 feine grofeen ©(f)tt)icrigfeiten; benn eine entgegenßcfc^te ^(nfc^auung üon ber Siebe, eine me(tlid)e, eine bloß mcn|d)üc^e, babci aber geiftreic^ unb poetifc^ burc^ge* führte ^(nfc^auung er!(ärt entmeber aQ ba^^ (SJerebe oon einem iS(ottedoer^(tnid für (Sinbilbung unbSerfc^roben^eit, ober Oer» fi^ioeigt fie bod^ ha$ iSottedoer^Unid, menn fie oou'ber Süebe Digitized by Google — 156 - rebct. SSie man in unferer ^tit bic 3}?enfc^en ouf alle ftrt Don allen ©anben, audj bcn nü^(icf)cn, \xci madjen mÜ, fo {uc^t man aud) bad ©emüt^leben unter ben äJ^enfc^en uon bem ^anb löfen, bad bie (Sin^elnen an Q^ott biitbet unb fie in allem, in jebec iSebendftngecnng Mnbet; man toitt in bet Siebe l>ie Wltn\ä^n ein gan^ S^ued lehren, )oo» für \>o^ bie l)eute üerattetc ^eilige (Schrift bereit« ben be* ^eid^nenben ^uöbriid l)at; man mill bie 9)?enfd)en bic greis l)eit kl)xtn, bie „ol^ne (SJott in ber SBelt ift," fo bafe |ic &ott — lo§ finb. 2)ie abfc^euttc^ Qtit bcr Scibeigenfdjoft ift twrbei; fo meint man toeitec ^n gel^ — bucc^ ben ab* f(^nli(^en ©d^ritt, bajs man bie Setbeigenfd^ft bed SRenf^en ®ott gegenüber abfc^afft, bem bod^ jcber SWenfc^ — nic^t huxd) bie C^5c6iiit, fonbern burd) feine (Srfc^affung auä nic^t« ~ alö leibeigener angel)ört, unb sttiar fo, tvit nie ein ©flaoe einem irbifc^en §errn angehörte. ^Denn biefer gtebt bod^ ju, baf} (^banlen unb (^efü^Ie frei feien; (^ott aber gel^drt man in jiebem ®ebanfen an, and^ im ge^mften, in jebem ©efü^I, an^ bem leifeften, in jeber ©enjegung, aud^ ber innerltci^ften. ir)0(f) bicfe £eibeigenfc^aft füt)lt man nad^^erabe aU eine (äftige 3wbringlid3feit; man ift boI)er met)r ober meniger auö* geft^roc^ barouf bchad^t, ©ott ab^ufe^en, um ben 9}?enfc§en ein^nfelen — in bie SD^enfc^red^te? nein, bad braucht ed ni(^, t^t beteitd ®ott felbft a(fo — in ^tteS Siedete; biefer $(a^ mirb ja aud) frei, wenn ®ott Derabfc^tebet ift. " @ie]^, jum i^ot)n für foldjen greocl mirb man mel)r unb metjr bat)in fommen, bafe man baö ganje ^afein in S^^if^^ ober in einen SBirbel üertoanbelt SBod ift überf)anpt @cfe^, ttmd ift bei» <^e^ gorbernng an einen äftenfc^n? Sa, ha» foHen bie a^enfd^en befümmen. XBelc^ SRenfd^n? $ier beginnt ber 3^eifel. toefenttic^ fein 3J?enfd^ ^ö^cr benn ber aubere fte^t, ]o ift gan^ meiner SBiüto überlaffcn# Digitized by Google — 157 — mit mcm td^ in S3eftimmung be^ §öd)ften übercinftimmcit null, ]o tücit id), luomöglid) noc^ triüfürüc^er, md)i felbft auf eine neue ^eftimmung uerfaQen fann, um bann Wlkxbtx einen ^n^ng bafür geiotnnen. ®d ift ebenfo meiner SBiQfftt fibetlaffen, ^ente bad aU tnt Sorbentng bd» erf)ä(tni§ ganj bad gleiche teie bei bem fßtäxä^n t>on ben hieben unb ben Digitized by Google — 159 — fiebett „attbent", tote toix'ii nennen fönnen. &t^, genau fo imf)ült toenn bte Uc% menfd^Hc^e S^efitmmung bet ^orberung bc§ ®efe^eg bie gorbcrung be^ ©efc^e« fein foll: man f)ilft fid^ mit bem 3)?ärd^cn Don bcn „anbern", unb neben* bei unterftti^t man fid) gegenfeitig baburd), ba^ man etma^ 5ufammenl)ält. ®enn oUcrbingö giebt eS ein ättjcitcö Unfein M iDlenfc^ngefcl^ted^tö, nur ntc^t ein m&n^en^afted: M §n>eite 5Dafetn ift bad ^ofein in (S^ott, ober xii^ü^tt: bad tft bad erfte Unfein, tDoBet jeber ^in^elne oon <9att bte gorbcrung beä ©cfc|3c^!^ 511 Hüffen bcfommt. njirttici^c !Dafcin ift ba§ jmeite. SÖomit fönnen njir aber bcn bc- ]d)nebenen 3"ft^^"b ber 5>ern)irmng üergleid)en? 9Ümmt er fic^ nid^t tok eine ä)>2euteret aud? Ober foQen vo^xi f^uen, btefen SRomen %u gebrauchten, toenn ed jn einer ge« teiffen 3^'* boS ganje @efd)(edE)t mx, ba§ fid) in bcr ange- gcbenen SSeife uerfd)ulbete, unb mir beö{)atb, mo()l gcmerft, Ijin^nfügen, e-S fei baö eine SD^euterci gegen ®ott? Ober ift ba^ ^ittlic^e fo bem S^^aii unteciporfen, baB bad Unrichtige tM dtic^tige ift, toenn eS tion einer großen 9)?enge ober und allen begangen tt)trb? ^iefe (Srfiftrung mftre btog eine $(uf« m&rmung ber meuterifd^en ermirriing bcr 9J?euterei miebcrtjolcn unb jebcr für fid) fagen: id) fann il)r nid)t fteuem, „bic anbern mögen ed tljun?" 3ft nic^t jcber ßin^^ctnc ©Ott ucrpflic^tct, ber äÄcu* teret fteuem? natürlich nic^t mit SHumoren unb eilige» Digitized by Google — 160 — Mlbeter SBtc^ttgt^uem, ntc^t inbem er ^nif^ tne anbent itntet bett ^S^^^orfam gegen <9ott ^iDingen taiVi, otelme^ ba» biirc^, btiB er fc(6ft unJiAfaigt gehorcht, intBebitigt on bod (&iottc^oert)ä(tniö unh an ®ottc^ gorberung fic^ l)ätt unb bamit feincvfcit§ aih^brücft, baft (^iott ba ift unb ber ein,^igc §err ift, er bagcgcu ber unbebingt öJet)orc^enbe? — ÖIob bann ift @üin unb SBa^r^tl unb äBitflt^fetl unb Si^ac^brud ün ^ofetn, toenn tott aUt, jeber fftv ftd^, f o ju fagen an einet @t&tte unfete Drbre entgegennct)men rnib bann, jeber für fic^, ber einen unb felben Crbre unbebingt gct)ord)cn. bicfe eine unb biefeibe ift, )u fönnte infütern ber eine .Wcntd) fic ja üou bem anbcrn ^u toifjen befommcn — tpenn ce fidjcr tt»&re ober bod^ {u^ genug, ba^ biefet anbete iD^enfc^ bad Stickige mitteilte. Snbeffen to&te ha» bix^ eine Unorbnung, bte gegen ®otte9 Oitonng ftrttte; benn^ott nnll, m^m ber ©ic^er()eit unb ber ®Ieitf)l)eit unb ber Si>erantti5ortung , bofe icbcr (Sinjelne üon if)m bie gorberung bcö (^cjcue» §u miffcn befümme. Sft e^ fo, fo gettjinnt ba^ S)ü)ein ^ait, »eil ($)ott an i^m ^U; ed ift fein SBitbel, Senn jebet d^n^ne beginnt nt^t mit „ben anbetn" unb a(fo an (£rfüüim(), erlaubt un§ olfo nic^t, ber oberf(äcljHd)en Siebe bci^^uftimmen: ipcim ein 9??enfc^ toirf^ (ic^ Siebe ^abe, fo toerbe er aud^ öon ben 3J^enf(f)eu geliebt. fSk toirb toeit e^er be( @c(^t(ie^ ang^ag^ Mcben, getobe hkU er bk SHenf^ itt^t in bem^iim fieBen imll, in bent fie felbftifc^ firf) felbft KeBew. 3>ie «et^ftniffe finb Wefe: ben t)öc^ften ©rab öon ©etbftlicbc nennt aud) bie SBelt ©elbft* liebe; bie affojiiertc ©elbfttiebe nennt fie Siebe; eine eb(e, oufö^jfernbe, ^od)l)er5ige menfc^lidje Siebe, bie boc^ noc^ ni^t Me ^rtftlic^ tft, beladet fie old Zf^^tt; bie c^cipc^ ßieBe alec iviv^ bon i^ ge^lt, betobfc^ »nb »erfolgt. Unb totr tooHen toteber bte 9)^g(ic^feit bttti^ eine migtic^e Übereinfunft üertufdjen unb jagen: fo ftel)t eS in ber Söelt, anbete aber mit ben S^riften. S)aö ift ja gang »afir; tucnn aber jeber Getaufte ein (S^^rift ift unb bie getaufte (^t)ciften* §ett lauter (giften, fo ift in einem d^riftttd^ Sanbc bte JBelt" gor nid^ ba, tood in fold^m %oSi and ben ftit(^* bftc^ nnb 9eodt!emngiS(tften ftc^ nac^toeifen (fi^t. — 9^tt, eö befteijt in ber %\)at ein Sibcrftreit jnjifc^en bem, toa^ ©Ott unb n)ag bie 5öelt unter Siebe oerfte^t. D, ift e§ aber begeifternb, für ben ^äu^Iidien ^crb unb bod SSatcrlanb gu f&m)»Hn, fo koo^ aud^, ffir (S^ott |n i6ni)>fen; nnb bod t^ut, »er uor ®otl, bor feinem 9fogeftc^t an bent (Botteiiier^Itni9 nnb bcffen »eftimmnng ber iBieBe feftl^ält! S^^eilic^, ®ott bcbarf feines 93?enfd)en, fo menig alö beS gangen ©efc^tec^tS ober bei* ^11«, baö ja in jebem 5(ugenb(icf feinet 93eftef)en§ t)or i{)m baS 9iic^td ift, aud bem er ed fc^uf; für ©Ott aber itat^ bo(^ »er ben guten Stav^ fänf^ft, um aud^röden, bo^ €tott ba ift nnb ber {>err ift, beffen @|nn«l^ nnbebingt ge^orc^t toerben foll. S)ag ®ottes^ücr^ättm§ ift baö 9J?erfma(, an bem bie ißiebe ^u ben SO^enjc^ ald bie ec^e erlannt loirb. ^bolb 11* Digitized by Google — 164 — mic^ ein ßic6e8t)er^öltni§ ni^t §u @ott fül)rt, unb )o6a(b icf) im ßiebeöücrl)LÜtnig ben aiibern ü}?cnf^en nicfit (SJott fü^ce, ift bie Siebe boc^ nic^t n}al)rc Siebe, toenn fie auc^ bet natürUd^en Neigung ^öd)fteg ®iüd uttb ^öd)fte Suft to&it, mm fie and^ für bie ßiebenben bad l^öc^fte (Srbengut tofice. S)ai^ fotttt bie SSSett nie in t^ren @iiin Befommen, bag ®ott fo tticf)t bfofe ber britte in jebem Siebeöbunbe, fonbern etgent* (ic^ bct einzige geliebte ©egenftanb ift, fo bofe @ott, unb nidjt ber 2J?ann, bcr Gattin beliebter ift, unb bie ©attin burd^ ben ©attcn jur Siebe gegen ®ott gebrad^t toirb unb umge= fe^tt, u. f. f. ^ie hU>i menfc^Uc^ ^uffaffung bec ^vtbt tonn nie koeitet fommen aU 5U ber ®egenfeitig!ett, mimad^ ber ßicBenbc ber ©clicbtc unb ber ©eliebte bcr Öiebenbc ift. 5)0^ St^riftentum (et)rt, ba§ eine fot(^e Siebe i^ren rechten ©cgenftonb, „®ott", nod) nic^t gefunben ^at. einem StebeöDerE)ä(tnig gef)ört baö ^reifacf)c: ber Siebcnbc, ber (^e= liebte, bie iBiebe: bie Siebe aber ift Q^ott Unb bamm f^it „einen onbem fOltn]^ Heben": i^m ^nr Siebe $u ^ott t)er()e[fen; unb „geliebt toerben'' ^eigt: in biefer Siebe unter« ftügt werben. 2Saö bie Söett üon ber Siebe fagt, ift üertoirrenb. ©agt man fo ju einem Süngling, ber in bie SEßeÜ ^inauiS* treten »iS: „Uebe, fo erfd^cft bn »ieber Siebe", fo ift bad ganj ttia^r — befonberS toenn feine SBanberung nac^ ber (Stoigldt, in bod Sonb ber IBoHfornmen^eit, ginge. 9[ber ber Söngting foÜ \a in bie 2Be(t ^inauö ge{)en; barum ift esJ tödfifc^, ttjenn man fo ju it)m fagt unb il)m bie ÜJ?at)nung uorentt)ä(t, et möge fic^ felbft an QJott Ratten, um ju lernen, toa^ Siebe fei unb bag bie SSelt, menn fie badfelbe nid^t oon ®oit gelernt ^be (a^, unb bann to&re ed fa bod Sonb ber SBoHfornmentjeit, bad ber Süngling beträte!), eine gan^ anbere SSorfteUung Don ber Siebe ^abe. ^enn ^^riftuS ni^t bie Digitized by Google — 105 — 8ie(e unb biefe Sie6e ht t^nt titc!^ bcd ^efe^eS (Srffinititg (^eloefen lüäre, ob man it)it bann gefreugigt l)ätte? 2öenn er in ber 5lnforberiing an fid) felbft jurüdgegangen unb einig mit bcneu gcttefen tDäre, meiere bie ßiebe aUcm anbeten maä^, nur nic^t ^ur d^füHung be^ (^efe^ed im göttlid^en @tntie; toenn et anftott and ßiebe ber Setter unb ^eiknb ber fBelt §n fein, feine ^orfteQung Don ber Siebe in (l^in« Hang mit ber 35orftcüung ber SBett umgcbilbet pttc: ob er bann nid^t non jebcrmann geliebt unb gcpriefen, meüci^t gar (o fc^redlid^er SSatinfinn!) oon feinen Slnljängcrn üer^ göttert toorben »äre? SBenn bie ^[poftel nid)t baran feftge» ^(ten ^Atten, ba| bie Siebe bie (^rffiflung bed Qk\t1^ unb alfo etnwd anbereS fei aU eine d^rffiOnng menfc^Itc^en ^t* fommenS unb "ijcirnatime an ber menfdjlidien ^feüfc^aft; iücnn fie iljrem S3e9riff t)on 5j{cnfd)cii liebe nic^t treu geblieben njären, ber fic§ einmal ber menfc^lic^cn ^^orfteKung Don ber Siebe ni^t anbequemt: ob fie bann Der^olgt toorben toäxm? Sbtnn med bie ^ett liebt unb Siebe nennt, nmd ift ed anbered ato ^Ib^eit, ate eine gan$ irbif^ Sntereffengemeinfc^aft int tocltlic^en @inn, unb ebenbe^^atb erttg öerftonben ^Ib^eit? 3ft auc^ jemals ein SD^enfd^ ob ber ©elbftliebe me^r Oer- fd^rieen toorben alö ber, toelc^er toirflid^ an ©otteö gorberung unb in Xreue an benen, bie er liebte, jcftt)ielt unb ba* bei btieb, fte ^u tieben, troff Verfolgung unb ^fennung? 9ft ed nid^t au^ natfirUd^, bo| bie föelt in 3om gerat, toeil c8 einen giebt, ber toon einem fotc^en, toirflid) Itebenben 9Jkn]d)cn \)ö\)cx geliebt toirb, toeil bie Siebe eine^ folc^en ju ben SO?cnfc^en auö feiner Siebe ju jenem 4'>öl}eren entfpringt? ®e^t man auf irbifc^en 3Sorteil aud, fo {lagt man getoife mit Unred^ Aber bie SBelt, bag man gar feinen greunb finbe; benn um ben $reid, ber in biefem gaOe minft, fann man Siebe genug finben, ^^leunbe gettnnnen, mc^ ober toeniger Digitized by Google — 1«6 — •moffen fyihm, mit bencn man — in SieSe jufavnnettllAli ®c^t einer aber barauf auö, bafe er unbebingt in ber SicBe 5U ben 3J?enfc^en an ®ott feftljalte, ob er aud) alleö unb jebeiS opfern muffe, ob er oerarme, ob er oerac^tet aud bei ©^nagoge au^ftojjen werbe: fo magft bu getroft, um bie ^^to6e 5tt mad^ ht ber gettnng feftunttgeSen, lmfu<^i einen ^eunb — tm borffi hlo% bte Oetringungen ^njufügen mib ^icr alfo bcfonber^ betonen, „e§ fei nic^t um bed S5orteiIg toiCien", unb bu loirft fc^loerlid^ einen finben. Söir tounbern und barüber, bafe ©()nftud fotc^e geringe Seutc ju Slpofteln n)d^(te; bad t^t er jebod^ getoig in ber (Srtoagung, bag an« gcfixl^ biefer menfd^lid^ 9Kebng(eit bec «(poftel ber brnd nm fo me^ anf bte il^nen Dertie^e gftttlid^ QoHma^t falle; ift ed aber abgefe^en J)ieoon nidjt fa)t nod^ oerttjunber- lieber, bajj (Sl)riftud fie bod^ getoann, bafe e§ tf)m alfo wixV lic| gelang, einen ^reid oon ^fen 5U bilben, bereu fdt^ ftimmnng eiS tDor, bereitkoittig mitetnonber ftd| gä|cln §tt Idffctt, kierfofgen, ))erf)>otten, frensigen, l^atiU|lcn an (äffen, nnb bercn S9efiimmnng $ugteic| ni^t bann beftanb, bag fie fid^ gegenfeitig |cl^meid)e(ten, fonbern 0ielmet)r, ba^ fie fidj gegen- feitig in ber ^emut oor ©ott beftärften? SBürbe ed nic^t Ujie ein fdjre(i(id)er 8|)ott auf bad, loaS bie SSelt unter Siebe Derfie^t, lauten, fdnnte ed babet aber ni^ nne eine nfi^ic^ VnfiDechmg nnrfen, n>enn tn nnfrer gefeOfc^ftdfengen einer befannt machte, er tt^olle einen f otogen Siebeibnnb ftiftcn? SBtö einer alle Opfer bringen, \o [teilt fic^ fofürt eine ganje (Sc^ar uon foldien ein, bie in aller ®emütlid;feit oon feinen Däfern profitieren iooEcn; — nun, bad !ann bie SSclt Desfie^; bie 9rt t>on ^itna^me ftnbet fi«i| nnrfiiii^ ntf|t feiten in ber IBett, ba| man ber gemeinfamen Vnftrengnng fid^ ent^ie^t, bei bct 5S>i(ung bed @Mnn9 aber gemig ouc^ babei jeiu mill. Unb ed uerjte^t fic^, bie U)a^re Xeilna^me Digitized by Google — 167 — finbet fid^ auf (Srben auc^; too bu fic ober finbeft, tüitft bu jie tm bei: SMt gel^fet uitb oecfolgt finbeit. 9K(ui^ bte ^Tobe, batie bir etimt SRenfd^en (unb bn Uaxuü^i tl^n ja nt^t gerabe im S^x^ bec iBoIIfommen^tt benfen, burd^ bie jene §err(id)cn fic^ auö^eic^nen, bie öom (^kfd)(ed^t üerfto^en bie 3icrbe be^ ©cfd^Ied^U »urben); benfe bir einen 9J?enfc^n, ber fo unglüdlid^ tt^ar ober njurbe ober tt)ar unb blieb, bafe bec Vütet ttttb irbifd^ SSoctett i« fetneiiViigm ben tta| imlineit hattest, fo itiigiMCtclr ba| er «mibie twat Seit^" 6, 7) „aus ©ctrübnt« ftd& cr^&nöen tooßte'S nnc tmc in ber tjeiligen ©cf)rift uon ber ungttidf(id|en @ara (Xob. 3, 12) Icfen; benfe bir, biejem mürbe e^ juft in ber trübften ©tunbe bec.S^t gans ftar, ba| tcofe oft femei^ UiiQl6dte (einerfeits loftceii dOtt Sklt (Bükt, )oeim et fte gettP&mie, gdoi^ »u^t im fhmbe, badfeKe %u linbeni, toeti i^ Oeft^ burd^ bk Vitf« forberung ju frol)em ©enufe für il)n nur eine f^merjUd^c (Srinnerung an fein @tenb würbe; anbererfeit^ mürbe fein Unglüdt burd^ irbifc^e SBibermditigfeit eigentli^ aud^ nid^ K>et0i:d|ect, fofent biefe inelme^ §u feinet <8emitt^rfaf{uitg fttmmen lottbe, vait \M ttftfe ttetfet |it bem Sd^ioet^» mtttgen) — beule bir alfo, lofttbe bem Htme» gan^ !(ar, boB i{)m baö ©öc^ftc bod} nod) auöfte^ie, nämlid^ bie Siebe )u ben 5)?enfd)en, bie SBiUigfeit, bem (^uten, ber SSat^rljeit . ettt^ig "Hl ber SBo^r^eit miUen ^u bieuen, baS einzige, ba& in SSa^r^t feinen befümmetten ©inn aufrief unb itpa Setaüllttft fftt eine iSttnglteit Mtlei^ fönnie — benfe btr einen fold^en in ber WkUf nnb bu foQft fe^en: ei^ toirb i^ übel ergeben, er geminnt bie Siebe ber SSelt nid^t, er mirb oon ber ^elt nic^t üerftanben, nic^t geliebt merben! 3e nofl^m bie äJ2enfc^en me^t obet meniget ^ur ^elt geböten, UwAen einige i|n besagen, einige fibet i^n lochen, einige i^ am tieBften o^^fttteln, meU fte ben &ia^ {{rftten, Digitized by Google — 168 — einige i^n deneiben unb boc^ nid^t beneiben, einige fid^ t)on \%m angeben, aber bod^ niieber ^nrüctgeftogett fügten, einige il^m entgegen OTbeiten, aber gIetd)mo^( otted in Öereitfc^aft !)oIten, um it)n md) feinem Xobe ju el)ren, einige Sünglingc ]\d) njeibUd^ uon it)m Ijingeriffen fül)Ien, if)n ober fc^on nid)t mc^r ganj öerfte^en, tocnn fie ettoad älter finb; bie S53e(t aber mürbe einfa^ unb offen iljm feine @elbftliebc ouf ben $t9p\ bemetfen, toett ec meber fid^ felbft nod^ anbeten^ ja feinem einzigen anbeten SWenfc^en trbif^en SSorteil tjerfd^offte. ©effcr tft bie SBcIt nic^t; baS ^öd^fte, ba§ fie anerfcnnt unb liebt, ift, njenn'^ \)odj fommt, bag man ba§ ®ute unb bie 9J?enfc^en fo Hebe, ba^ babei auc^ auf ben eigenen unb einiger anbercr irbifd)en ^Sorteil 95ebacf|t genommen toirb. Sßad bar&bec ^nandltegt, fann bie mit beim beften SBiaen — baÄ ift jo nur eine Kebendort — m6)t begreifen; ein ©d^ritt barüber l^tnaug, unb bu l^oft ber SBcIt greunbfd^aft unb Siebe uerfdjer^t. ©o ift bie Söclt unb i^re Siebe. Äein 93eobad)ter, ber mit miffenf^aftlic^er ®enauigfeit bag ©emii^t einer gtüffigfett beftimmt, bringt eö ^iebei ^u größerer ©i^er* ^it unb (Siaft^ atö id^ mit meiner Sluffaffung ber mit unb t^rer Siebe; fie ift nid^t, tote fie mand^mal im (Sifer ^ingefteHt toirb, ganj fd^tedjt, aud) nid)t maM(o§, fonbent fo bi^ SU einem gemiffen ®rabe gut unb fd}(ed)t. Stjriftlic^ oerftanben ift freiUc^ biefe^ „bi^ einem geloiffen ®robe" . Dom 8öfen. ^bcA fagen mir nid^, um 5U rid^ten, benn bamit tooQen toir bie nid^t Dergeuben; bie @rto&gung fud^t nur, untere» ftü^t oon fc^orfem ^)en!en unb ettoad 9Renfd)enfenntnt8, burd^ bie ©inneötäufd^ungen tjinburd) 5U bringen ober jeneö apofto* tifc^e Söort in bie tägüc^en ^^ert)äüniffc be§ Sebent einju^ führen, in benen gerabe bie ^inneStäufc^ungcn ^eimifc^ finb. <^ brandet freilid^ feine Qät, um betrogen jn toerben; be^ Digitized by Google I — 169 — . trogen ift man fofort unb fann c§ bann lange bleiben; auf bcn ^Betrug aufmerfjam ju toerbeii, erjorbert baflcgen ^txt & ift fceHvä^ leid^tec, fid^ ein ffic oaemol eine eingebttbete SoifteCdiiid Doit bet Siebe etn)iit|iin imb bomt fldl felbfi in fetner (Stnbtlbnng Genüge t()un; e§ ift loett leidster, in einer ipaft einen §Qujen 9jtcnjd)cn in ©elbflliebe üer* binben, bi€^ Quj^ (e^te üon il)nen geliebt unb geachtet: eö ift über^au|)t bie leid^tefte unb gefc^ä^tefte gefellfd^aftlic^c gertig« feit, irre sn ge^. Sft ed bir aber ber le^te unb t|ö(^fte S^aotd, Im Seben (ei<|t nnb gefeEig p mad^, fo (a^ bU^ |a nie mit bem ^^ftentnnt ein; fliel^' e^, benn e9 und ge« rabe baö ©egenteil; e§ njiü bir ba§ Öeben erfd)n)eren unb jttjor eben baburc^, bofe cs^ bid) einfam üor ®ott madjt. deiner, ber (Srnft ^t, toirb ba^er mübe, ben (^iuned« t&nff^ngen na(i|§ufpären; benn fo »eit er nnrtticl^ benlenb (eben nriO, ift bai» ^tnintftc^ bad er am metfien für^tet, ba6 er in einem Srrtnm fei — tmc ongenel^m au(^ bte ^i^erl)ältniffe, tt)ie gut bie ©efeUfd^aft märe; unb (S^rift fürchtet er am meiften, unbetoufet öerloren ju ge^en — tok f(]^meic^e(t)aft, mie gl&n^enb au(^ bie Umgebung unb bie (Bcfeafd^aft »Are. %>ci% ein onfprudbAjoOed ttefen nic^ Siebe fei, fd^i fo einfeud^tenb ju fein, bafe man glauben follte, e8 fönnte niemanb auf bicje SDc einung verfallen. Xcnnod) trifft ba§ nic^t immer ^u, unb ^ier ^aben toix eben ein 33eij|)ie(, ba| bad blo^ ntenfc^üc^e Urteil in eine 8inne^täufc^ung bringt, ttenn ed bad cntfd^eibenbe fein foO. moUtt ber «nf)mi(^ boOe fetbft fein IBefen Siebe nennen, fo »ftrbe man mo^( ©infpruc^ ertjeben, fo fönnte auc^ nicf)t Don einer ©inne«* tauf(^ung gerebet njerben; biefc ift erft üordanben, njcnn bie anbern ©egenftanb biefcC^ an)prud)^UüUen SBejeiid werben »önfc^, badfelbe für i^iebe anfe^n, aU Siebe nnb i^n Digitized by Google — 170 — qI^ ben SiebeuoEen prcifcn. D^ne großer 9J?enf(^en!cnncr 5U fein, fann man teid)t Sebcn^uerljältnijje auftucifen, rtjo ein Sßenfc^ fo gefteUt ift, bog ed jolc^e gieBt, bie gecabe (^efaUeit an i^m ^Un, gevabe feine i^iebe türmen tuerben, toenn er unter bem 92amen ber aOed Don i^nen forbetn miS. & gieBt ja 9Renfc^n, bie ftd^ untn Siebe eigent(id) nid^tö anbetet olg eine roeic^ücfte, unfreie §ingeBunq benfen fönnen. ad ift fo leiiht etnanfehen, bag man DteUeicht benft, biefe Mfcheulidh^ fdnne nnr bnrch einen SRi^btaud^ ber fl6erlegenl)eit, alfo mm bcm Überlegenen ücrurfac^t njerben. and) ber Cl)nmäc^tigc fann fie uerfc^ulben, ja fie felbft n)ünfd)en, um boc^ auf biefe SBeifc eine Slrt 93ebeutung für ben Überlegenen ^aben. 9limm bie &l6iäjii^it ber ^igfeit unb bie göttliche (Sh^ener« Hdrung htntoeg, bie fie jiebem ^tn^äj/ni ertettt, b. ^: nimm an, fie fei oergeffen, fo lDet| bad ^d^md^t ®etb ihrem SerhAftniS ju bcm überlegenen 3J^ann, ber S3efd)ränfte unb boc§ ii;itre bem 5U bem ©egabten, ber ^rme unb bod) nur mettlich ^efümmerte bem 5U bem „aUmdchtigen ^ann", ber niebrig @tehenbe unb bo^ irbifch ^flnnte bem ju bem $errf(her: fie alle miffen ihrer Unterotbnung nur ben Wahmd p geben, ba6 fie fi^ felbft hin* wib »egtperfen. Unb ba fie boch, toeit fie nic^t^ ^ötjm^ fennen motlen, aud) nic^tö §öhere8 lennen, fo »ünfchen fie felbft biefe ^IbfcheuUchfeit, koünfchen Digitized by Google — 171 — fic mit aller ßeibenfd^aft. (5§ ift it)r ^ersengtüunfcJ), für bcn äßäc^ttgcn ba ju fein; ol^ 2Äac^t im weltlichen ©inne fönnen fie fftc t|it iti(|t ut^etcad^t {ommen; fomtt fann i^remlEBuitf(^ nur babur^ d^^^ )oetbeii, baj) f!e {!d^ att i^n ioegioerfcii. 3ft cd fo d^n^ unerhört, bag mWtMS^m lieber, betSRenfd^en« njürbe üergcffenb, fic^ felbft tuegttjerfen, ben Vergötterten an- beten uiib nur eineg öon i^m beget)ren möcf)te: bafe er b€r SOicnfcftenWürbe üergcffcnb alleg üon il)r forbcrc? ift e§ fo mttißtt, ba| fie liebes fo feine Siebe )>reifen möchte, M bad Mvfte^, bag not ®ott atU biefeUntetfc^ebe stoifc^ ilRenfi^ ttiib SRenfcl) (^c^erj unb %anh finb unb oft baS SBerberben? Unb bod) njirb ba^ SD^äb^en tn betual^, baft fte ntc^ in einem ©elbfibetmg befangen bleibe unb in irgenb einer @inned« täufcf)ung fidj (iJenüge Icifte; unb e8 toirb feine (Sntfd^nlbignng fein, baf? bie 9)?enidjen e§ ja felbft raünfc^cn, jelbft eö ßiebe nennen unb fic^ felbft für geliebt galten, toenn fie ba^ Dpfer folc^en anfprud^ooQen SSefen^ merben. ®oit ()at bie )Btebe in ben EKenfc^ gelegt, nnb li^ott ^t gn beftimmen, mad in jebem gatte Siebe tfi I SBenn bann aber ber greunb, bie beliebte, bie beliebten, j bie 9}ätlebenben mcrfen, ba^ bu, anftntt üon il)nen, üon ®ott lernen ttjillft, lieben Reifet, fo merbcn fie öieÜeic^t ju bir fagen: ,,fc^one bic^ felbft, gieb biefe Überf)xinnt^ auf! toad miüft bu ed mit bem )ikben fo t^lt^ genau ne^en? mft|ige bie Ufiforbemng, fo moOlen mir in ^reunbfdiaft nnb ^fwube ein fd)öne>o, ein reic^eö, ein bebeutungönoßes Scbcn füt)ren!" Unb rticnn bu biefen (Sinflüfterungen falfcfier g-reuubfc^aft ©c^ör fc^enfft, fo ttjirft bu für beine ßiebe geliebt, gepriefcn merben. SS^iaft bu ei» aber nid^t, toiUft bu burc^ betne Biebe Digitized by Google — 173 — ttjebcr an (^ott, nod) an bir felbft, noc^ an ben anbern ^um SBerröter tuerben, )o mugt bu btc^ bacein finben, bajs man tit (i^gettliebe ttottoitft. ^etm um betne ftto^eugititg, ba^ tDal^ce ®dViÜvAt SieBe au ®oit ift, mtb toc^ SRenfc^en« Itc8e, einem onbem jur Siebe gegen ®ott gu Derl^elfen; um biefe betne Überzeugung n)irb bein greunb uielleirf)t nic^t fümmein. merft gut, bajj bein Seben, toenn mit ber i^oiberung (^otte^ anberd @rnft nuul^, auc^ o|ne ein Wsutt nott beinec @ette ein aufge^taiec g^biger, eine .gfotbenmg m xfpx fetto — mth bie iniE er toeg ^aben. er^ältft bu feine greunbfd^aft unb ben guten 9^iuf, ttjirfli^ ein greunb fein. Sn ber SSelt t)at teiber bag 9®ettüd)e berart bte Ober^anb, bafe man bei ber Siebe öon jcitfc^er greunb* fcl|aft fofort baran benft, ber ^reunb ^abe ben ^eunb um einen ttbifci^ l^nxteil, um itbifd^ (Süter betrogen. Unb bod UNtr ia beineS gfreunbed Wfic^t ober 9Reinung getoig nic^t. (6r »oflte bici^ nur um boö (^otteööerf)ä(tniS betrügen unb tDOÜte, bu folleft aU greunb il)m bet)ilfli(^ fein, fic^ felbft ju betrügen: bann moUte er im betrug für :^eben unb Xob mit bir treu gufammen^atten. 3Kan rebet üon ber gatfc^()eit ber S3e(t unb bentt babet fofort baran, ba| fie um trbiffert einen, ivenn ade anbem babon Sor» teil l^Ben !Onnen. ^arin finb nämlic^ ®ott unb SSelt einig, bafe Siebe beg ©cfe^eö Erfüllung ift — nur bafe bie Sßett unter bcm ®efe^ etttJaS t)erftet)t, auf toaö fie felbft öerfällt; unb tt>cr i^r beiftimmt unb treuli^ nac^ i^r fid^ rtd^tet, ber ift (iebe« tioQ. mit mand^ ^ ni(6t eined 9R6b^n0 Siebe, gdttlic^ oerfianben, berberbt, gerabe baburd^, bog er, um fein ®otted« öer^ältniS betrogen, i^r aO^utreu mx, n)äf)renb fie gur ^er« geltung im Sobe feiner Siebe unerfdjöpflicf) mar! SBie manchen ^aben nic^t ^erUKinbte unb greunbe oerberbt, fo allerbingd, büg bieS nie in bie ^ugen fiel, ba er nun gerabe für feine Siebe geßebt unb gepriefen mürbe — bon IBertoaubten unb ^reunben! ^e mand^ l^ben ntc^t feine 3^ttgenoffen ber» berbt, bie ßcitflc^offcn, bie jur 5.^ergeltung feinen liebenben «8inn uergötterten, loeil fie ba^in gebracht Ratten, ba| er Digitized by Google — 175 — fein ©ottcötierliältniö üergafe unb nun fcftlid) gefeiert, bejubelt unb fentimental belDunbert toerben fonnte, o^ne bog er eine SKo^mtng an ha» ^^re für fie gemotben m&iei %)am, nm tme onbece nnb loa^i^ enifle Scage Ifym, nnb vm iu%Uiä) nid^ ehhnol anf bai» ^öc^fte SorMIb ^tn^utoeifen, fonbem mit einem geringeren öorlieb nehmen, ba§ ho6) ber foqenannten (E()riften^eit leiber fc^on genug fagt: marum ocrgtic^ mi)i jener einfältige Söeife be^ SlUcrtumg, alö er DOK ber eelbfUiebe unb ^eUlic^iett IM» hm aiic|lecftu^l leH Seii|tfuni8 ongeGogt nnb gnm ^be üemrlrift fein ScBen Mttdbigte: nxintm terglid^ er ftt^ toot)! im felSen iCugenblid, ba er fic^ felbft eine gÖttIicf)c®Qbe nannte, mit einer „Sremfe", unb inarum Heble er tuol)I bie 3üng(inge fo fe^r? erftere t^t er boc^ toot)l, ttieit er bie 5n?enjc^en in i^ö^crcm ©inne nnb mit |d^cxen Wb^väj/Uu geliebt ^atte, fo ivett et atö ^eibe Mc9 hnntUf ikK er alfo (ntfloeifeiib getoitcft nnb fi^ onf Inne Steife tion ber S^ttlk^t ober irgenb entern S^enfc^en ^atte bezaubern laffen; meil er fid^ meber burdj Öiebe noc^ burd^ Jv^PW^^Mc^aft, nod} burd^ beredftnenbe ^arteiung mit anbern ober gar ber ganzen ©egenmart in abftum^fenbe ober «nfcegenbe ^torbtnbnngen ^tte |inein$ie^ hoffen; meil er indsic^ Mge^ooen |atte, brr fdbfkffic^ttge SRcnfc^ an fein, ber onbre nnr aufjte^n fomtte, ben ba^ niemanb liebte! Unb feine ^^orliebe für Die Jünglinge t)Qtte bod) ben (SJrunb, baf? er in it)nen nod) eine Smpfänglic^feit für Da« @i)ttlic^e fanb, bie im Saufe ber Seigre, in^anbel nnbSöanbel, in Siebe nnb gcennbfclaft, bitnl^ Untemerfnng nnter blo^ mciifd^idleft Urteil rnib mter bie Hnfocbemngen ber 3^ fo tetd^ oecIocfR ge^t! ^(fo, toett er bm^ ha% ütDige unb burc^ „etmaö Qiiöttlidjey" feine £iebe §u ben 9[y?enfd)cn baüor bema^rte, bafe fie nid}t in ©efbftbctrug ober @inne^5täu|djnng gefangen nntrbe; meil er felbft ed mit ber gorbemno emft Digitized by Google — 176 — na^m unb baburc^ tok eine gorbcrung on bic SD^enfd^en n^urbe: bed^alb mi er bie „^remfe", be^^lb liebte ec bie Säuglinge. XBeim bu ba^ ouf hgenb eine fBki\t, ob aud^ in menfdi«' fidler ©^toad^^, bem Körte bed ^poftetd nad^^ufornmen ftrebft, bafe bie Siebe bie ©rfüUung be§ ©efefec^ ift: fo nimm btc^ uor ben 2)?enfc^cn in ad^t! (Sttoa in bem ©inne, bafe baß bu fie nicf)t lieben follteft? 0, meldje Ungereimtljeitl toie foUte bann betne Siebe bie (Erfüllung bed ©efeged toecben Umtnl 9lein, abet nimm bic^ in ac^t, ba^ bic nid^ toU^ tiger metbe, für (ieBeboU gehaben gn loerben, aU ^u lieben; nimm bic^ in ad)t, baj5 bir bic Gegenliebe ber 3J?enfc^en nid^t toid^tiger hjerbe baö, njorin il)r einanber lieben fotlt; nimm bid^ in ad)t, bafe fie bir baä ^öc^ftc nic^t megnarren, weil bu bic^ nid^t felbftifd^ ^gen laffen !annft! Berufe btc^ au(^ nid^t )um (Snoetd beiner Siebe anf ber Sente Urteil über bif^; benn ber Seuie Urteil gilt nur fo n^ett, atil t9 mit Rottes ^orbcriuu-} übereinftimmt; im anbern gaHe finb bie Ü)knifct)cn nur bcine S[)?itfcl)ulbigen ! Scrue j^u^teid), unb Der« gi6 nie biefe me^mütige Sc^rc: bie 2ßal)rl)eit biefeö Srben* lebend ift, bog feine Siebe ^toifc^ ä)i{enfd^ unb äßenfc^ tM* fommen gtftcflic^ »erben lonn unb foK, twQfommen flc^ n^erben barf! X)enn, göttlich öcrftanben, l)at fetbft bic gtürf» lic^fte Siebe ^mifdjen 3J?en}d) unb 3)?enfd) uüdj eine ©efa^r, an ujeldjc bie blof^ menfd)(id}e ^fuffoffung ber Siebe nic^t bcnft: bie ®efal)r, bafe bie irbi)d)c Siebe ju t)eftig merbcn fann unb fo bad (»ottcdoerl^nid ftört; bie Qk\a^t, ba| bod <»otte«ber^d(tttiiK fdbft biefe glüdUd^te Siebe aU forbem imm, mm menfd)(id^ gerebet eitel triebe nnb iwtt unb breit feine ®efal)r fcljen ift. Unb au^ ber 9Jiüt]lic^* feit bicfer (iJefaljr folgt, bafe bu aucft im g(üd(id)ftcn Sicbcä^ 4)er^ltnid immerfort beforgt tooc^ mu^, nti^ in ber ^e« Digitized by Google — 177 — . forgnig, bafe bu bc^ ©etiebteu ober ber ©cliebte beiner über* brüfftg toeicben möd^te, aber in ber, bag i^r miteinanber (S^otte0 Mgeffeti f5nittet, ober bod^ ber (SIetiebie, ober bu felbfi Unb aui» bet SRögtic^fett btefet ®efa^ folgt, um an bie ©tnleitung bicfcr ©rtoägung ju erinnern, toie fc^tocr eg, c^riftüd^ üerftanben, fein mufe, Siebe öerfprcc^cn, ba bie ©rfüHung bebeuten fann, bafe man üom beliebten ge^afet »irb. 91ur bie Siebe ^ott ift aQegeit glitcttic^, oUejcit feiig, ttne ja oud^ «adf uttfrer Sludfü^nttig bei einiige, mfjitt r (Sk>tt toerftel^ hai fie gav fdn tBetbtenft f)at, unb gugleicf) menfc^(id) uerftel)t, bofe fie Bei ben 9[)?enfd)en 33erftänbni0, i]iebc, 53en)unberuug fänbe, menn fie nur bie .^ätftc pon bem opfern looflte, njn^ fie opfert, unb boc^ bann in geioiffem ©inne oor (^ott ebenfooiel tok je|t bebeutete, ba bor &ott feine Aufopferung ^rbtenft ^at. S)q8 ift, c^rtftlid^ mflanben, Aufopferung nnb ift 5ug(ei(^, menfd)(icf) oerftanben, föQl)nfinn; unb boS ^eigt, d)rtft(td^ oerftanben, lieben. 8oU menfd)(id)e Siebe baö ^öc^fte ®Iücf fein, fo ift biefe Siebe ja baö f^njerfte Scibcu tüeun nic^t bad ^cr^äftnie- ^u (^ott bie l)öd)fte «Selicjfeit njäre! %^ anbere gorberung bed ©efe(ed ift ber £tebe And« 12* Digitized by Google ^ 180 — . bauer im Sauf ber Q/nt: bag fte ftatig nrie initerttc^ fei. Diefe gorberung ergebt bie btofe menfc^(icf)e 5hiffaffung bcr Siebe and); boc^ ift bie gorberung c^riftlid; ücrftanben eine anbete, ba ja bie geforberte Snnerlic^feit eine anbete ift. jDie gorbetung bet ©tätigfeit unb ^udbouer in bet ^tü bebentety baft btefeI6e 9niierli(^fett ber Siebe fid^ in ber 2&%t ber ßnt et^oUe, toorin ttnr in gemiffem Sinne nnr einen neuen Stu^btucf für bie 3nnetlic^fcit l)abm. 8üiüie bu meinft, bu ^abeft in beinet Siebe genug getrau ober lange genug . geliebt unb ^abeft nun aud^ ^jptüc^e an ben anbetn et^eben, fo mu|t bu baran metfen, bag bein Sieben fic^ in ein ^orbem tierkoanbeln ttiU, atö g&be ed (tro^ aOer 9[nfo|^femng nnb Eingebung in beiner Siebe) eine (Sren^, an bet ^etoottteten müfete, bafe fie im ©tunbe ein 'iRt6)t^' anfptu^ fei — bie Siebe aber ift beg ®cfe^e^ (EtfüÜung. 2öit tcben ja nic^t öon einem großen 5lugenblicf ber @elbft= Verleugnung; benn baS ®cfc^ öerlangt bicfelbe 3nncttic^feit in ber S&nge ber 3^ Sn ber S&nge ber 3^^^^ ^ aber nid^t eined SRenfd^en @ee(e g(ei(^fam Derrenfen? ift ^ nid^t ein (Selbfttoibetfptud^ in bet gotbetung, bafe fie gleid^* jeitig na^ fo oetfc^iebenet 3^id)tung Ijin anf^)otnt, inbem fie ^auet oetlangt unb Xicfc? ©iet), bet ^feil fliegt fc^neU butd^ bie Suft, oottoättg in bie Sßeite; tt)cnn er aber pr f elben ^ ftc^ 'abm&rtö in bie (Srbe etnbobcen unb twrmärt^ mit ))fetlfd^neO[er (Sefc^toinbigfeit ba^tnfCiegen foQte: \9d^ 9lnforberung toSrc ba«! @ie^, in großen ÄugcnbKdten ber Söcgciftctung, ba oern^eilt baö Smige; njenn bann aber bie 3eit i^te taftlofe ©efc^äftigfeit beginnt, ttjenn fie roitb, inbcm fie gc^t: toie foCf man bann nid^t mit bet Qeit öon ber ÜBegeifternng abfoQen? Mit tarn mon^ugteid^ gleid^ Schritt ^(ten ntit ber $aft ber 3^ unb <3tanb ^(ten bei bem Senoeilctt ber (^igfeit? 3n ben testen S^Qitn liegen Digitized by Google - 181 ~ (unb toeni! ein S^^enfd^ in @cI6ftt)crteugnung ba8 f^tuerftc Opfer ^at bringen muffen: gum So{)n für feine Siebe öon i^rem ©egenftanb getjafet toerben, )o ift er ja tpie ber, wctd^cr in ben legten QüQtn liegt) unb fo eine gufunft, ein latiged Seben t)ot ft^ p l^ben, oBfd^oit oUed totbet ift; alfo ^nmal unb in |ebem Stugettblu! in bot legten Sfi%tn Itegenb in aufrccf)ter §altung toortt)ärtÄ gelten §u müffcn: wctd^e 9lnforberung ift ba§! ^ornieberjulicgen ift ja ha^ gcrabe (SJegenteil öom @et)en in aufrcd)ter Haltung; unb in ben legten ^ÜQtn gu liegen ift ja ein ^Darnieberliegcn im ftreng« ften ©tnne unb alfo bet grd|t mdgltd^e (Skgenfag gegen bai^ aufrechte ®tijim, ^aft bu je einen mfiben SBonbeter gefeiten, bet eine ^6)tom Saft trug, nne er bei febem @d^rttte bagegen anfämpfte, bafe er nidjt iöobcn finfe: bafe er fid) aufrecJ)t t)a(te, foftet i{)n bie größte 3J^ü^e; er mu^ fämpfen, baji er nid^t jufammenbred^e. %htt t)ingefunfen fein, barnieberliegen, in ben legten ^^^^0^ ))om&TtdeUen mit anfied^tem (Slange: tounberbar! Unb bad fonn bie gorbentng fein, nnb jugleid^, bafe man fo auSl^atte in bet ßfinge ber Qät 5(dj, in ber SSelt beg ©eifte^ giebt e§ einen S5etrug, n)03u fid) in ber äußeren SBelt fein ©eitenftüd finbet. kotffen toix, ba| bad ^inb buc^ftabieren lernen mni, bet)OC ed lefen lernen fann. Sba» ift mm einmal fo, eine nnnm» gängli(i|e Stotloenbtgleit; eS ift nie irgenb 'einem ftinbe begegnet, bag t$ hm^ einen berftdenben ^ein, bun^ eine <öinne§täufd^ung ju ber (Sinbilbung üeranla^t njurbe, e« fönne bereite lefen, el)e e§ nur bud)ftabieren fonnte. Sn ber SBelt beg ®eifte§ aber, ttiie öerfü^rerifd^ finb ba bie ^l^ältniffe! SJcginnt l^ter nic^ aOed mit bem großen 9(ngenblid beS (Sntfci^Iuffed, ha SorfageS, be9 Serf)>re(^ — wo man ja fo flienenb tieft tme ber t»o1Ienbetfte ^orfefer bei feiner tDol)I)tubieitcu )^£irle)ung. Unb bann !ommt erft Digitized by Google — 182 — ba^o i)tad)fte; bann füll man an ba^ ganj Sttcinlic^e, ba^ rein ^(Ktäqlic^e getjcn, ba^ roeber großen ©inbrucf machen, nod) fo fortreiten foitn, bafe fc^on bcr 3**f^"^"^^"^)^"9 mciter Reifen toivt — ad^, in ben langen, langen ©tunben ift ed im Gegenteil niie Beim Ouc^ftabteren, bad bie SBotte andein« anberreigt unb in 6tü(fe fiadt; man f^nn ben @tnn nic^t ftnben itnb njartet ücrgcbcnö auj ben ^i^f^mmentjanq. 9J(it fiel) )db]i in ©elbftuerlcugnung ftreiten, befonberg tcenn man [legen foE, gilt für ben f^loiengften Streit; mit ber geit gtt fttetten, nnb \o, bag man gan$ ftegen fottte, mujs fftr eine UnmdgUie fc^merfte Sfifbe, bie einem 8Wen)rf)en auferlegt würbe (bcnn bie öürbe ber ©ünbcn legte er fid} jelbft auf), ift in einem gemiffen ©inne bie Qcit - fagen wix md)t and), bag fic töbüc^ lang toerbcn fönne! 5luf bcr anberu @eite jebod^, meldte milbembe, linbernbe, toekl^ beftec^nbe SRad^ l^at bie 3eit! Stbec biefeS ä^ilbernbe, biefed »efted^be ift ja eine neue ®efa^r. Äknn ein SRenfd^ fic^ etttrag ©djulben fommen üefe, fo laji nur einige Qdt bat)ingel)en, lafs i()n in biefer gar frf)einbar einen ©d)ritt uormärtfi^ jum öeffercn gemacht l)aben: tüie üiel milber fommt il)m bann bie ©c^ttlb t)or! fie ftc^ benn aber micUtc^ gemilbert? 3ft benn bie ©c^nlb aud| mitflii!^ bergeffen, menn ber ^banfen(ofe\ ben Ängenbtidf barauf fie t)ergeffen ^at? „^ie Siebe ift bc§ ©efct^cö ©rjütlung." Sage nun, ift e^ möglid), über biefe^ 3öort 5U rcben, ül)ne bafe man miber SöiÜen rid^tet, menn man bod) nur ben SöiEen ^at, fid^ fe(6ft 5u rid^ten! ^ag ein ä^^enfc^ unenblic^ toeit Don bet <&:fä0ttng ber ^orberung entfernt fei, giebt ed baffir einen genaueren 9(udbrnd( a(8 ben, ba^ ber ^bftanb ju grog fei, um it)n and§ nur Bercd^nen, aud) nur bic 9icd)nung ab- Ic^lie^eu ^u {dunen! toixh ja nic^t blog täglich jo t)iel Digitized by Google — 183 — Dofäumt (toon bem gat ntd^t rebetti tM Derfd^ulbet bncb); ift oBet gar einige 3^^^ Eingegangen, fo tft num auc^ nid^t mel^r im fianbe, bie @c^utb genou anzugeben, tok fie einem juerft fetbft öorfam, tDtxi bie 3^^* "^^f^^ Urteil über ba^ SSergangenc öerünbert unb milbert — ac^, njä^renb boc^ feine 3eit bie gorberung Deränbcrt, bie Soibenmg ber (i^tgfeit: „bie Siebe ift bed ^fe^ed d^ftOitng/ Digitized by Google m. B. Sit fiebe i|i (Setiii||reitsfiul^. 1. £iiii. 1, 5: Ki^rt Me ^mmmt M IkMI \ft )i\tht ntn retem enn man mit einem eingigen Söorte ben ©ieg angeben unb Sejeid^nen foHte, ben baö ß^^riftentum über bic SBelt gekoonnen, ober, noc^ rid^tiger, ben @ieg, toomit bte fBkU md^ ato übemitnben ^ ^ bad (S^fkntmii ja nie ttdtltd^ f)ai fiegen ttMriKen), Me t>pm ^f)rifteittitm onsefihceBie mienbU^e SSeränbcrung, tooburc^ in 2[öat)r^eit QlIeÄ geblieben ift, ttjie eg toar, unb bod) im 6inne ber Unenbtid^feit oüe^ neu gemorben (benn baä ß^^riftentum ift nie ber ^euigfcitö* främerei freunb getoefcn) — \o tDci| uj^ fem fürjere«, ober ottd^ fein eittfil^eibcnbeced Kniet p Hernien M bod: to^ ed iebeS menfd^U^e iBer^dltmd gn^tfd^ Sll^enfc^ mtb antenfd^ ju einem ®etoiffen§öcr^ältni§ gemarf)t ijat 2)aö C£l)ri|tentum ^at nid]t bie S^cgierungen Dorn X^rone ftürgen mollen, um m felbft auf ben %i)xon ju fe^en; eö ^at im äußeren ©inne nie um ben ^Ui% in ber SBelt geftritten, iwn ber nic^t ift (benn toenn eft )>im einem $ei|en ^(a| ecgteift, fo Befett e9 bamit feinen $Iag in berSBelt): nnb bo^ Ijat ed aQednnenbCidl oeranbert; fortbefte^en lieg unb no6) fortbefte^en (ägt. Digitized by — 186 — mt it&mltd^ hai Wut iit ieber 9[ber ^ulfiert, fo nrill ba« (S^riftentum burcf) baö ©etDtffenöüerl^öItniö alleg burc^bringen. Die 5[^eränbennTC| ift nidjt äufeerlid), nic^t in bie klugen faüenb, unb boc^ ift bic IBcränbcrung unenblic^; toenn ein mtn\^ ftatt bed 8(uted ienen göttlich @af t in feine ^bem Mmmm ttimte, tm bem bad ^betititm tt&mitte, f o Mre boS ein 9M!b bafür, tme bo9 ^fjriftentnm bad endige SeBen, bod ©ötttid^e bem SOf^enfc^cngefdCiIedjt einflößen tütü. Da{)er t)at man gefagt, bie ßl^riftcn feien ein '^oU uon ^rieftern, unb fann im ^lid auf bad ^emiffenökier^ltniS gefagt n^erben, fte feien ein ^sit Dim fidnigen. ^n nimm bie getingfie, bk unBeod^tetfte KiMiertn, benfe bt¥ eine te^ einfält^e, fttmtt(^ föaf^frau, bie fi^ i^r ftnftfommen butd| bie geringfte Arbeit emirbt: fie ijat, djriftlid) üerftonben, baS 9f?ed^t (ja n)ir bitten fie im S^amen bc§ ©l^riftentum^ rcc^t ange(egentlidb, fie möge eg ausüben) — fie ba^ 9iec^t, unter i^tet Ktbeit mit fid^ f elbft nnb mit (&oü au teben (tt^obutc^ ja i^ Ktbett leine ttnterbreti^ung etletbet) nnb }n fagen: „\6i t^ue bicfe SfrBeit um bcw %aqlol)x\, bafe id§ fte aber fo |)ünftüd^ auöfü()re, mt id)'ö tl)ue, ba8 t^ue ic^ — gctuiffeng^ falber." meltlic^ giebt eg nur einen Menfd^en, einen einzigen, bcr feine tocitere SBerpflid^tung anjuerfennen \)at, oU bie be« (icimffen»: ba« tfi bet ftönig. Unb bix^ jene genüge %ta% ^ftlid) üerftanben, baft ffttd^t, toie ein ^önig üor ®ott ju fid^ felbft ju fagen: „i6) t^uc boÄ gemiffcn81)alber." SBirb bie grau tjcrbroffcn, mci( fein 9Jienfd) auf biefe dicht ad)ten miti, fo bemeift basS nur, ba^ fie feinen d^riftlic^ ©tun l)at; fonft meine id^ boc^, eiS genüge, ba| mit Qhtt }ttgelaffen fjat, fo mit i^m $tt xeben. 3n biefer ^fi<|t begel^rltd^ fRebefret^eit ju Dertongen ift eine groge i^ort)eit gegen fic^ fc(bft; benn e§ gicbt geujiffe Dinge, unb barunter befonberd bie ^e^eimniffe bed Innenlebens, bie ba^^ Digitized by Google — 186 — hmä^ ticrKccen, bag man fie ftffentfid^ ma6)t, mh ik gan^ ocrlorcn gc^en, tucnn bie ^unbgcbuncj bte §auptjad)e gciüüröcn i]t; ja giebt ®et)eimni}ie, bic in fo(d) einem gallc nic^t nur uerloren, fonbern gerabcju Unfiiin geroorbeu finb. ^et göttliche ©tun bcd (^i;iftattiiiiid liegt boitn, ba| cd im Serinmen }u iebem ^ßUn\^ fagt: Jai tn^ itU^ bamtt urnttetto, bog bu bte liSet^Itmffe ber SBeft ober bcinc i^age üerönberft, bo^ bu 5. SB. ftatt eine arme 5Ba)d)^ fraii |ein, gar SJiabame 5U njerben ftrebteft; ü nein, eigne bir ba6 (Et)ri)tlic^e an, unb »irb bir einen ^unft augec^b ber iBelt anmetfen, mit ^Ufe beffen bu ^immei unb (Me bäoegen foUfi; ja bn ttrirft bai^ nixi^ gidfiece SItonber auioege bringen, .^immel unb @cbe in oOer &SU \o (eic^t ju beiucgcu, baf] niemanb e^ mcrft." ^aS ift bie 3öunbertt)Qt be^ ßt)riftentum^, munbcrbaicr aU baf} SSaffer in SBein üernjanbcü »erbe, biefe^ äi^unbcr, in aUet ©tiUe, ol^ne einen ^ontoec^fel, ia ol^ne baft eine ^ttb xüt)xt, jeben SRenfd^en, göttli^ uerftonbcn, p einem Äöntg ju macf)en, fo leicht, )o be{)enbe, fo ttjunberbar, bn6 bie 3Se(t in genjiffem 8inn e^ gar nid^t ju erfahren braucht. <5)cnn in ber SSclt broufecn foE unb mufe ber ^ntg ber einzige fein, bec nad^ feinem ©etDtffen ^errf^t, aber — gennffend^alber jn get^n^en mnft bod^ jebem vAatM fein; bai^ fann bo4 niemanb, niemanb t)et^tnbent. Unb ba brinnen, tief brinncn, m ba^ (S^riftlic^e im ^eiuiffen ml^nt, ba ift alleg üeräiibert. ©iel), bic Mdi mac^t ein Sluf()eben, tuenn eö nur eine fleine 9lenbentng gilt, fe^t Gimmel unb (&tht für nic^tiS in Oettcgmig, ift bet Serg, bet eine SD^aud gebiett; htA (Soften» tum bringt in aller ®^Ut feine unenblid^ SSierfinberung ftanbc, alö lüäre ba^ ein 92idjtö. ift fo ftiflc, mie md)t^ Wkiiiiö^ii^ jein fann, jo ftide, lote nur ein ^erftorbeuer unb Digitized by Google — 187 — bte Snnerßd^fett fem fottn: tood ift ou^ ha» ^^riftentum anbercö qU 3nneilid)fcit! (So öertranbclt ba^ Sl^riftentum jebeö ^i>cr^ältni§ jtPtfd)en SOienfd) unb SJicnfc^ in ein @ett)iffengüert)ä(tni^, fü aud^ boö bec £te6e. S)ad iDoUen kPtr benti bettad^ten, bag, d^tiftttc^ oerftanben, bie £iebe ©etDiffendfad^e ift. Sil bem üorftcljcnbeu @prud) beö ?(poftelö ift offenbar ein boppetteg enthalten, juerft nämlic^, bajj „bic @ummc bcÄ (§)e6otd bie Siebe*' ift ^ieS ^aben toir im i^orange^enben ^ttel tntaiätU, unetoo^t toit bie Qetra(|tuiig att ein anbered SSSoct änfitü))ften, bog itainlid^ bie Siebe bed ®f fc^e^ ©rfüüung fei. ©obann ift aber in nnfrem Xejte nod^ entljalten: rt)enn bic ßiebc bie (Summe beö (^siebotö fein foüe, fo muffe fie oon reinem fierjen, oon gutem ©elüiffen unb Hon unüerfalfd^tei Xieue fein, ^od^ motten mir bie $(uf^ merffamfett nut auf bie eine S^ftimmung rid^en, bag bie Siebe 41totffenSf adje fei, morin bie ^toei onbern toefentßd^ enthalten finb unb äu ber fie mefentüd) l)infüt)reii. ^afe bei un§ eine beftimmte ^rt üon Siebe c^riftlidj 5U einer ®en?iffen^fa(^e gemadjt mirb, ift jebermann t)inläng* lic^ befonnt. Mtx meinen bie (£^e. ^eDor ber Liener ber ^rc^ tM ^ar in ber ^erbinbung ^nfornmengiebt, bie i^rer ^erjen SBa§t gemcfen ift, richtet er gucrft an jebe8 cinsetne bic 5>'ragc — nid)t etma, ob fie i^re^ ^er^cn^ 3Bat)( fei, f onbern - : l)abt il)r eud^ mit C^ott unb eurem ©ciuiffen beraten? 2)cr 2)iener ber ^{irc^e leitet atfo bie iiiebe auf ba$ (^ctpiffen ^in, toe&f^ib er fie auc^ gemiffermagen aU fremb, o^ne baiS toertrontic^ „t>u*^ anreb^; er legt ben beiben, jebcm befonberd, anS ^er^, bag fie eine ®etoiffen§fac^c fei; er mac^t eine ^er^en^angelegen^it 5U einer ^en^iffen^fac^e. Digitized by Google _ 188 — Sefttmmter mh beutlid^ fonn IkA Mi wyi ni^t axA* gcbrüdt toerben, unb bod^ ift eben baSfelBe tiot^mot« tti ber grageform cntt)altcn, borin nämlic^, ba^ jebe§ bcfonber« gefragt tuirb. Wlan rebct ja öon „^ciriffenöf ragen"; eine folc^e richtet fc^Iec^terbingi^ an ben d^elnen a(d fold^. @o nimmt onc^ bai» (Sl^ttfientnm, loenn ed bai» äRenfd^« gefd^te^t iDefentltd^ d^riftlid^ 6etrai|tet, Dot oHem alle tiefe Un^ötiligen je für ftc^, jeben BefonberS ofö ben @in?\e(nen. ^er Liener ber Äirdje fragt alfo bie Beibcn, jcbeö be)ün= ber^, ob eä fic^ mit ©Ott unb feinem ©ctoiffen beraten ^abc. 2)ad ift bie nnenbtic^ SBeräitberung, bie im S^riftentum mit ber natflrli^ Siebe t>or fid^ ge^ @ie ift, nne aKe IBer* änbecnngen bed (S^riftentnmS, gan^ fttQe, ganj üetbotgen, iDcit fie Mofe ber üerborgenen 3nner(id)feit be^ 9}^enfcf)en, bem nnüerqängtidjen 3Sefen eine§ ftiHen ©eifteö angc()ört. 2Belct)e ^(bjcöeulic^teiten l)at nic^t bie Sßöett in bem '^^crl)ättni^ j^koifd^ äJ^ann unb Wkih gefe^n, ha ba^ Sßeib bem iD^anne gegenüber foft toie ein %m, ein minbertoertigeil Siefen, inie ein Sefen anberer Srt ga(t; ttrie ift nid^t um bie dHnfe^ung bc^ SBeibö in njeltlid^ gleid)e Sfiec^te mit bem 9J?anne gefämpft morben: bag (5{)riftentum ober nimmt btofe bie unenbtid)e SBcränbcrung öor unb barum in aller ©tiüe. Öufeertid) bleibt ed getoifferma^ beim alten; benn ber SD^ann foK ber $err M SBeiM, fie t^m Untertan fein; in ber 9nner(ier^altni$ t|tii nimmt unb fid^ ba« bnrc^ t)on ber Snneriid^feit unterfc^eibet, loelc^ ftc^ nad| and« to&M nd^ttt) min bad (Sf)riftentnm üBerad nta^en, bol)er aud^ alle unb jebc Siebe jur @en)iffen§fad)e ummanbcln. *5)aruni ift e§ eine unrid)tii]c ^(nfc^auung Dom ß()riftlic^en, menn man meint, e^ moUe nur au§nat)mgmeife eine einzelne ^tt uon Siebe ^ur (Sktt»iffend{ac^e mad^en. S^an Eann über« f^viipi aud^ ntd^t etmaft ein^Ined einer ^Idniffendfad^ ma^en; enttoeber mn^ man, toie ba9 tt ober mit bem S^Ad^ften unb mitb baburdl bte niefentlid^ c^riftHc^e Se^re üon bet Siebe, ba man j[a tm @ott auöget)cn mufe, um in l'icbe ben 9^iid)ften pttbeit, unb in ber Siebe ^um 9^äc|ften ®ott finben inuf^. 33on biefer ©runbanfc^ouung auS nimmt ba§ (St)riftentum nun« m^Y jebe jtuBcYung ber Siebe in 8ef<|lao imb ift eifer« ffic^tig auf fid^ felbft. ^Btan ^am baffer too()( fagen, bie Sc^rc Dom 53crt|ältni§ be« 3J?cnf(i^n ju ®ott ^abc bie natür* lic^c Siebe 511 einer ©cnjiffenöfadie gemad)t; ebenfo gut aber and), bie Se^re üon ber Siebe gum ÜÜic^ften ^abe bie^ gctt)an. eine Wie boS anbcre SKal er^bt baö ß^riftnrf)e gegen bie (ügenmdf^fett bed Xriebd unb ber natürlich Qant\^m% einf^nid^. Wkil ber Vlam ^ oKererfi, e^ fonft ein l)ähni6 binbenb für ilm njirb, ®ott angehört, mwg er juerft befragt incrbcu, ob er fid) mit @ott unb feinem ©eraiffen beraten ^at. öbenfo mit bem SBeibe. Unb weit ber 9J?aun %u aQererft, felbft bem geliebten ^eib gegenüber, ber 9^&(^fte nnb fie i^ an olEecerfi ber iRäc^te ift, mn^ gefragt toetben, ob er nnb fle fid^ mit bem 9eh)iffen beraten ^ben. S^rift« lic^ üerftanben gilt ®(cid^^ aller 9)icnfd)en t>or ®ott, unb in ber Sef)re t)ou ber i)täd)ftcu(icbc ift bicfe eben ber= gcfteüt. SKan glaubt Iciber üieüeidjt, bie DMdjftenlicbe fei bereite ettoad, toenn fie eine abgebanfte natürliche Siebe fei; fk iffc jeboc^ bai» Stf^e nnb ^dc^fte, unb bo|er mni i^r gerabe im erften unb ^dc^ten Hugenblnf bed Qertiebend gletd^ i^re (Stelle eingeräumt werben. ift ba'S (Sliriftlidic. @^ ift bnrdiau^? nidit fo, baß mir erft mü^jam QkiitbU finbeu müßten; uielme^r follcn Digitized by Google — 192 — tüir in ber ©cticBtcn ^ucrft bcn 9^&(l^ftett (ic8eii. gür beit %xkb uiib bie Steigung ift baö freitid^ eine fonberbar ab= fü^tenbe ^erfcl)rtt)eit; gleic^ttjo^l ift ba§ baö ©^rift(id)e unb ttriH QU^ nid^t me^r ab!üi)(en, aU ber ©eift als folc^cr baS @tntiU(|e ober @iiiii(u^@eeaf(i^ abfü^loi mitl, lod^renb cd fiktgenS gcnibe bie ^Sxt M (SIeified ift, bafi ec bxemit, ofpxt öttt^ulubern. ^ie ®attin foH bir %n aüererft bcr SRät^fte fein; ba§ fie bir beine (SJattin ift, ift erft eine nÖf)ere S^e« ftimmung euteS befonberen ^er^äÜniffeS einanber. SBa§ aber bad en^ig ßugrunbeliegenbe ift, mug aud^ in jeber &tBe« titng bei» befonbeten Sßec^ttniffed (Bntnbe liegen. SBenn ed fid§ ni^t fo Der^iette, toie toüxt ham SRaum für bie Se{)re uon ber Siebe jum 9^äc^ften ju gewinnen? Unb boc^ uergi^t man baS gen)Ö{)n(icf) ganj. D^)ne eS felbft redit 5U merfen, rebet man ^eibnifd) üon Siebe unb grcunbfc^aft, ttd^tet fein ;^n in biefer ^ejie^ung tietbnifd^ ein unb fügt bann eüood (E^tiflentnm ^tnsu, inbcm man ben 9lä(|fien \\At, b. ^. etlid^ anbete SRenfd^n. ^Bkt aber m^i bcmutf od^tet, bafe i^m feine (Gattin ^uerft ber S^öd^fte unb bann erft ^3attin fei, tümmt nie ba^ii, ba§ er ben 9Jddjften liebt, fo mele ^^enfc^en er auc^ liebt; er ndmlid^ in ber Gattin eine ^[udna^me. ^iefe Sludna^e tottb er nnn enüoeber fein Sebenlang ^n l^eftig Keben ober anfangl» ^n fentig unb fliftter §tt fatt. 5Denn Qttox^ (tebt man bie ^ttin onbecd ben greunb unb ben ^^eunb anber§ aU ben 9^äc^ften; €^5 ift aber fein n)efentlid)er Unterfdjieb, ba bie ®runbg(eid)= t}eit in bem Segriff bed iRäd)ften liegt, ^er begriff bcö Md^ften entfi^nd^t gan) bem bed SKenf(^n. gebet t>on nnd ift aXenfd^ nnb ift bann »riebet baS Sefonbete, boS et für fic^ ift; Me'^mnbbefHmmung aber ift bie, bag er SD^enfc^ ift. deiner barf fic^ burc^ bie ^erfd^iebenl)cit fo blenben Xaffen, bag et feig ober übermütig Detgi|t, ba^ er äJ^enfc^ ift; Digitized by Google i — 198 — 4 fein 3J?en|c^ ift burcf) feine inbiüibueHe öefonber^eit bem entnommen, bag er äJ^en)^ ift; er ift ^enfc^ unb bamt bcA, mos tt befonbei» fftr fici^ ift So ^ ba» <£^toitttm ond^ nii^tt bodegen, bag ber Wtmm bie (iattm befonben» (te&e; mir barf er fie nie fo befonberS ItcBen, bag fic fein 9^äc^fter mc[)r ift, n)Qg ho6) jebcr 9J?enfc^ ift; benn fonft ücncirrt er ba^ (iS;i)riftUc^c: bic Gattin iuirb iljm nic^t jum 3fiäc^ftcn, unb bamtt tuerben olle anbern 3)?enfc^en i^m aud^ nid^t §ttnt 9UI(|fien. £c6te ein ä^enfd^, bet hwc^ feine Oefonbet^it tddft mel^r go^enfd^ »fite, fo toftre ber ^Begriff „gj?enfc^'^ üertüirrt: bie ^(uönaljme ift fein ^Dienfc^, unb bie anbem 2}ienfd)cit finb gö nuc^ nic^t. Wian rebet baüon, bag ein Wiann feine Gattin ober feinen gfcennb ober bie ^[ngei^itetgen gemtffen^ft liebe; bann iiegt aber oft ein gtoger äcttttm. IbcA C^flentum le^ bn foüeft jeben 9lenfcf)en, alfo aud^ bie 4)attm unb ben greunb, gen)iffenf)Qft lieben, bo bie Siebe eine ©etüiffengfac^e fei. SBenn man bagegen berart öon ber geiriffenliaften Siebe ^ur (Skittin unb jum greunbe rebet, fo meint man bamit im oDgemelnen: balmonbiefelben, feftterecifd^fii^ obfonbesnbmtb feftievenf^ fid^ ^ufammenfcpeicnb, nrit fofd^t Soidtcbe (iebt; bag mon mit onbem !Dlenfd|en gar nU|li mel^r tt)un t)at 5(IIein biefe 5lrt ®emiffent)aftigfeit ift, d^riftlid^ uerftanben, gerabej^u ©emiffentofigfeit. 9J^an fie^t ja aud^, bafe bann bie (Gattin unb ber greunb beftimmen foQ, ob bie beloiefene Siebe geloiffenlKift fei ^iertn liegt bie Unmo^^t; bemi «Ott loia oictme^r felbfi an bem iBerp[tnid %n il^m felbft imb %n bem ^öc^ften o(ä on ber 3n>«fd^n&cftiinmung ftmtroHieren, ob bie Siebe 5U (Gattin unb greunb geloiffen^aft fei. ©lofe fo ift nämlic^ beine Siebe eine ®c»iffenöfac^e, unb man fann bod^ fi^er in ^a^r^tt bloft in einer <0emiffendfa^e gemiffen« |aft fein; fonft tdnnte man ja au4 bon gelo^ffen^ftcc ^^lecet tut Icatfttb, atta kt «de. 1$ Digitized by Google — IM — rebcn. 3"^^^ "^"fe ^^^^^ '^^^ ®eh)iffctiSfad^e beftimint fein, bcüor üon getoiffen^after Siebe bie Stiebe fein fann. 2)ie Siebe ift aber erft ^^ekDiffcndfad^ loenn (Sott ober bet mä)\iit Ott 3kDtf(l^6efttiiiintm0 eingetteten tfi tfi atfo mäjit ut ber itotfirCt^en Siebe iitib greunbfc^oft afö fotd^er. Sft aber tti bcr natürlichen Siebe unb greunbfc^aft ai^ folc^er bie Siebe nttf)t ©cnjiffengfad^e, fo ift bie fogenannte ©etoiffenljaftigfeit flltxahc um fo bebenüic^er, je f efter unb inniger ber 8unb ifi 2>ad er{)ä(tni« jwifc^en bcm (Singclnen unb ^ott, ba^ ©otte^üer^ättniö, ift boö ©eluiffcn; ^ itnb hemm ift ed fo fc^tecKic^, auc^ nur bad ^cingfte aitf feinem ott et^filt es fofort unenbCi(j^e§ ^emid^t. ^ ßiebe ift öJetüiffeitgfai^e, unb alfo nic^t (3ad)c bei? Xriebg unb ber 3un6i9U"9» ^'^^^ ©ad^c bcg ®c* füt)I^, ober ©acä^e üerftänbigcr Sered^nung. 2)ie votitüd^t obec blo| menfd^lic^e iBetrac^ng fennt eine Wltn^ 9(tten tion Siebe unb tm% um bie (Sigentüm« Kc^feit jebcr cinjetnen «nb itirc SSerfc^iebcnl^eit oon einanber fcf)r gut 33e)d)eib; fie öertieft ficf) in bie ^J^annigfaUigfcit bicfer llnterfd)iebe, tiertieft fid^ — njenn eine Betrachtung, bie an ber Oberfläche haftet, fid) anber^ überhaupt ucrtiefen fann. ÜBeim (S^rtftentum ift bad Umgefe^rte ber gaCi. (Sd fennt eigentlid^ nur eine fLtt Biebe, bie (SMfteSßebe, unb giebt fidf) nid^t tnet bomit ab, bie einsetnen Unterfc^iebe auf^njeigcn, in benen fic^ ber gemeinfame ©runbc^arafter aüer Siebe offen* • baren fonn. ^er Unlerfdjieb §tt)ifd^cn nerfc^iebcnen Birten üon ßiebe ift d^riftlich roefentUch obgefchafft. bie bU>i menfc^li^ IBetrac^tung ift bie iBiebe ent« toeber rein unmittelbar ^rieb, toerltebte Bunetgung, fitunb» fcf)aft(iche 3uneigung, ©efü^t unb 3i"^6'9"^i9 ^ ^nm beftimmten n)ed}lclnben Qu^Ci^ tion ^flid^t, natürlicher 2Baf)l* Dernianbtfchaft, gejelljchaftUchcr ©ebunben^cit u. f. f. ober ettt>aö, ba^ erftrebt unb angeeignet merben mug, tt)eil ber IBerftanb ed atö irbifc^ <^ut anerlennen mui, bag man getiebt unb gefc^> toerbe, toie ba| man SRenfc^ ^be, bie man Hebt unb fdia^t. Wt att bem befc^äftigt fic^ ba« 6t)^-ift^*ntum cigeiitlid) nictit, ttjeber mit jener Unmittelbarfeit, norf) mit biefer ©cquGm(id)feit. ^aö (S^nftentum läfet ba§ aCied in Geltung, Idgt i^m {eine ÜBebeutung fürd öugeiUc^ 13* Digitized by Google — 19ü — Scben; §uglcic^ aber iuiH biirrf) feine Sel)re üon ber Siebe, bie nic^t auf 93equemltc^feit berechnet ift, eine unenbUdje Umttxknblung im Shtiient fd^ffen. & ift ettoad SBunberbaied ttttb tnelletc^ ffic mcmdlen etkoad XBitnberlic^, ettuod Ua« Begreif (ic^eg , bafe Wc cloigc SD'^ac^t be* ®J)nftüd^en gegen öu^erlic^e Slnerfcnnung fo gleidjgültig ift; ettüQ« SBunbcr* bareS, baf? barin eben ber ©rnft Hegt, ba§ bie ^nnerlic^feit an& iautcx (^rnft mit ber ^eltltc^feit fo fremb t^ut & fiok ja bei»^al5 im d^^nftentum aud^ 3^iteit gegeBcn, ba man fflr nötig erad^tete, baS Oe^etmmd |u tienalen imb bamtt bem ^f)rift(id^en etnen loeHid^ fluiSbntd in ber SBeltlic^fett ;,u geben. (So tDoUte man bie S{)c abfd^affen unb lebte, um »erborgen leben, im ^(ofter. (Sin meit gefiederterer ^cr* fted ift aber bie Verborgenheit ber Snnerlic^feit ober bie 3mter(ii|feit bed berborgenen aRenfd^en, bk ,»bed WaaboA ^e^mnid beknal^'' (1. Xim. 3, 9). ^e »erborgen^eU be» jllofterd in ber ^nfomfdt bei» SSafbeS ober unf oBgelegener unäugänglic^er S3crge§llödc, bie Geborgenheit beö ftiUen Älofter* belDol)ner§ marbarum gegenüber ber mat)ren dtjrifttidjen Snner* Cxv.JSi^ / 1 1 ^^^^^^^ ünbiisS^ f&pid, \vk menn baö Äinb fid) oerfterft — / / / bomit man f omme nnb ed ftnbe. Wtt hcA ftCofter ald fted fftv fein chriftlidhciS Seben auffuc^te, liej} bie »elt n)iffen, ha% er fid^ öcrftctft höbe, b. h- er hatte ftch eigentlidh, chrift* lidj oerftanben, nidjt im (Srnft Oerftedt, fonbern trieb S^erfted- fpiel. infolge cinc^ ähnlichen aj^ifeoerftänbniffe^ bdS (^^)xi^i i\ä^, infolge einer öhnlidhen finbU^n ^luffaffung meinte man bann, ed fei c^ftliii^ hQ& ^^mntd |n t)erraten, bed Chtiftentnmd Öletd^ftttigfett gegen ^rennbfchaft, gegen ^« miltenbonbe, gegen SBatcrtanbSlicbc toclttidh auö^ubrüden — toag bod^ unmal)r ift, ba meltlich ba^ Shriftentum gegen / nicht« gleichgültig ift, öielmehr einzig unb allein geiftig für jl oHed intcreffiert loenn man feiner (S^leic^gfiltigfeit Digitized by Google — 197 — boburc^ Huöbnicf giebt, bafe man ba§ ^ublüum mit ®fcr barauj aufmertfam madjt, )o i]t bt>S getüife feine (^leid)= güttigleit. ift ja, tok toenn einec p einem anbern (hidinge unb fagte: „tc^ !ümmece mid^ ttid^ nm bic^", tootauf bec anbete Mfy .etmibent mfigte: mad^t bu btc benn bte Wü^t, mit ba^ fagen"? S)ad mfite alfo nrieber eine ^inberei, eine finbifc^c SSonte^mt^uerei üom^ (St)ri)tentum. SDa^u ift ba§ SJ)riftlid^e ernft, um üor- nel^m t[)un. (Sd toxU äu^erlic^ gor feine ^eiänbetung im Äufeetlu^n öornefjmen; e« »ifl biefeg fid^ aneignen, reinigen, ^igeit imb fo aUed neu mad^, koft^tenb boc^ aUed beim otten Bleibt Sbtt (S^rift mag immetl^n fic^ t^ere^elic^en, feine ®attin lieben (jumal fo, toie er fie (icben foll), einen greunb Ijoben unb fein 'il^aterlanb ücbcn: babet foü aber jtoifc^en it)m unb ®ott im ©^riftlic^en ein ööUige^ (5inüer= ftänbni§ beftef)en, unb ba^ ift (S^riftentum. 1)enn ®ott ift nid^t tm ein SK^enf d^» ^ Kegt i^m nid^tö batan, mit Hngeit 5u fef)en, ob feine @a^e gefiegt l^abe obet nid^t; et fie^t im iBerborgenen ebenfo gut. STud^ braucf)ft bu nid^t ®ott auf bie ©pur 5u Reifen, inbem bu i^m beine (£f)riftlid)fcit öor klugen fü^rft; öielmc^r mufe er beinern SBerftänbniä nad§* ^Ifen, inbem er bir bie Söelttid^feit abgewöhnt, wefd^e immer 1 nut fe^n ttrifl. ^tte (S^tiftud ben (Stfolg feinet @ad^ fe^en moQen, fo ^tie et fd^on 5ugefd)(agett unb bie smdlf Legionen (Snget ^beigerufen. ^« tüoUtt er gerabe nid^t; er rügte im ©egenteil bie ?IpofteI, bie aud) ju fef)en iDün]d)tcn, fie miffen ni^t, xodd^t^ (SJeifteg 5linber fie feien, ba fie eine äußere (Sntfc^eibung f)aben toolltcn. 2)a6 ettoo* äu^« lid^ abgemac^ unb feftgefteUt koetbe, tmU bod (S^tentum gembe nid^t (»enn e9 nid^t etttNi bet SBelÜid^lett aum litgetnii} ba* eine ober anbete Qtx6)tn aufftellt, 5. ©. bai8 3^^^^ @oframentd); inbem e^ barauf uer^ic^tet, toiü t& t)ielme^r ben Digitized by Google — 198 — Glauben be§ (Sin^elnen prftfm, }nrflfen, ob er ba§ ®(aubenS= gc^imniö bema t)ren unb mit i^m [idj begnügen will. 2)ie SBeU bringt immer barauf, bag ettoaS öuger(ic^ aus» unb übgimadjit loeibe; mtfttoiitifclr tirie fte ift, glättet ftc fonft mi^ bafe bie @ful^ tii^ fei ^er fbaXai ^um mfmvm tfl oier gecabe Mc Wnfec^tung, in bcr bet iS^Ianbe geprüft tocrbcn foll. 2öe(t(ic^ ücrftanben märe auc^ ®otte^ ^)Qfein t)icl fieserer cntfc^iebcn unb juüerläifiger feftgefteüt, mcnn man ein öilb Don i^m geigte - bann fönntc man ja fe^n, bafe er ift? ober ba| ein au^ jugegeScn twrbcn fann, lücnn bie ^auptfac^e ba* t)urd) nid^t in iöergeffen^cit, t>ielmel)r gerabe in bag rechte Sid^t fommt; — berni batum eben fud^en mir oon bem, WA ben 37?enfc^en im aQgemetnen liebttd^ im O^re flingt, g^benen gatted einfd^metf^elnb td^en, bamit niemanbeit bet ^bonfe berfuc^, fe^Ie ititö nur ber 6tnn ober bie f^orftellungögabe, menn mir nic^t ober nid)t au^fd^üeSlic^ Don il)m alg bem ^öc^ften reben, — um bie ^ut^tfac^e ^u ueigeffen, nämlic^ baiS @)^riftüc^e. (Kn tetiteiS ^er^ ift nic^t ein in bicfem @innc freie* ^ei^, ober fonimt fj^att ni^t a(d fold^ in 8ettaij^; benn ein teineS ^er^ ift juerft unb jufe^t ein gebnnbened i^eri^. 5Bon i^m ift bo^er nic^t fo entjücfenb ju reben, xvk üon bem tjolbfeligen ©elbftgefü^I ber 3reil)eit unb bem nod) ipih- fe(igeren ber begeifterten Eingabe. (iJebunben, ja im tiefften ©inne gebunben, feftec gdbunben icgenb ein @^fi, tM im ollen Kniem liegt, nm^ ba* fyx^ fein, bod tein fein foS — eft nin^ nftmlid^ an 9ott gebunben fein. Sein Stl^nig, ber fid) burc^ bcn meitge^enbften greibrief, fein SKenfd), bcr fic^ burc^ bie fd)n)erfte Serpftic^tunt], fein ^ogrötiner, ber fid^ für jeben Xag, tein $auglet)rer, ber fid) für jcbe @tunbe banb, ift fo gebnnben; ein foU^ fann boc^ fogen, in loie toett er gÄnnben ift, an ttott aber mu% ba* $et} grenzen« fo9 gebnnben fein, menn eft tein fein foff. tlnb feine ttbifc^e Wad)t fann |o binben: benn ber Mönig fann biird) bcn Xoh feiner ^n^effii^n quitt merben, unb ber ^err tann fterben, Digitized by Google 202 — f 0 baft bei^ ^glö^nerS iBett^fltd^tuttg auf^5ri, imb \nt 3^ bc^ Unterrid^t^ farin üorbet fein — ®ott aber ftirbt nic^t, unb baß 33a nb, boä an tljn binbet, bricht nie. (So mufe bag ger§ gebunben fein. 2)er bn in ber iÖicbc £uft ober im Verlangen ber Sreunbf^ft glft^fi, benle batmi, hai bad C^tetttum nie kierlattitt ^t, toa^ bn toott ber gtd« l^tt rebeft, bag ober guerft biefe imenblk^ ^btmbetil^ ba fein mu(3, ftjenn ba§ §er^ ber beliebten unb ttjcnn boS beinc rein fein foU! Q\m\t olfo bie unenblic^e ®ebunbenl)eit; bann erft läjt fic^ öon ber grei^eit reben. SBir ^aben ein grcmb* toott, boS in bei SBiffenfc^ft t>iel gebraucht nnrb nnb nod^ me^ int ^nbet nnb fflanbd, bod man auf ©äffen nnb &ai%tn, im gefc^öftigen Umtrteb bet 9Renfd)cn, and bem 9J?unbe ber §anbelöleute toieber unb toiebcr ^ört: ic^ meine bog SBort „Priorität"; bcnn bie SBiffenfcfjaft rebet uiet üon ©ottcS Priorität, nnb bie |)QnbeIgtt)elt rebet üon Prioritäten. @o tDoüm tm bttic^ biefed g^embniort nnfcem (fikbonfen ben teeren 9[n9bmfanb für biefe gorberung. SBenn bn ba« tm ftnge Bcl^ältft, fo fannft bn im übrigen nac^ ^er^enöluft üon bem ®Iücf ber grci^eit reben; tt)enn bu aber luirflirfj barauf ad^teft, wirb biefe* (&lüd bir feine Slkrfu^ung totihtn. Iba» fitie iQtxh ^at leine Sifidfic^, Yä(QattM ecgicbt ed fi^ bet Suft ber Eingebung; bai^ nnenbfi^ an ^ott ge« bunbenc §erj aber ^at eine uncnbltc^c Slücfftd^t, ja tott jeben ^ugenblid bie mannigfaltigfte Sflüdfic^t nehmen mug, Digitized by Google — 203 — ift mc^t fo fe^ bim^ fem 9lfictftfl^tne^nien g/thunhtn tote bad ^n^, bad ittienbltd^ att ^ott gebuitbeit tfi flbetaH too es ift, cinfam für ober erfütlt mit ©ebanfcn an anbere, ober bei anberen; mit toaö baö unenblid^ gebunbene §er§ im übrigen fidj aud^ befc^äftigt: bieje 9iMficf)t f)at immerfort bei jld^. SBenn bu fo {^ön \>at>on rebeft, »ieDtel bie ^ liebte für bid^ fei ober bu für bie (Beliebte, fo benh bod^ baratt, bofe guerft biefe 9Wlcffid)t für beine @eele »ie für bic ber beliebten gelten mu(3, menn ein reineö §er§ in Siebe Eingegeben tuerben foH! ^iefe 9iücffi(^t ift baö erftc unb bad le^te; biefe Üiüdfidjt !annft bu nic^t quitt merben, auger burc^ @(|ulb unb <&ünbe. S)Qd freie ^ers ^ot feine (Befd^ic^te; ai& ed fid^ ^ngab, Befam eS feine SiebeggefdEjidjte, eine glfldEIid^e ober unglüd« Iid|e. DivS uiienblid] an @ott gebunbene ^erg aber t)at eine innere ®efdjid)te nnb oerftet)t baljer, ba^ notürlii^e Siebe unb grcunbfc^aft bfofe ein S^^iic^cnfpiel, eine (Sin tage in biefer einzigen Siebedgefd^id^te ift, meldte bie erfte unb bie Ie|te bleibt. Sba bu fo fd^dn oon Siebe unb gfrennbfd^ft ^u reben mei^t, memt bu nur t>erftfinbeft, bag biefe bod^ blog ein ganj fleiner Stbfd^nitt innerl)alb jener emigen ®efd)id)te finb: mic furj njürbeft bu biegen fnrjen §Ibfc^nitt abmachen! ^u beginnft beine ©efd^ic^te mit bem Anfang ber Siebe unb enbcft an einem ^robe. Sene enige Siebe^gefc^id^te ober l^at n>eit frü^r begonnen: fie begann mit beinern Sßerben, ba bu aud ni^d tourbeft; unb fo gcmig bu nid^t §u nichts nrirft, fo ge^| | tt)ig enbet fie nid)t an einem ®rabe. ^enn menn ba^o Steubc*l l lager für bid) bereitet ift, menn bu bid^ niebergetegt l)aft, um nie ttieber aufguftetien, unb man nur barauf martet, bag bu bid^ auf bie anbere @eite (egeft, um ju fterben, unb bie ©tiOe um bid^ ^r to&dlft; ttenn bann nad^ unb bie 9täl)etfte()enben megge^en, unb bie ©tiOe ui5(^ft, meit Digitized by Google nur bte 9}ö^ften jurfldbtetBett, loA^nb ber Xob btt näfjm fommt; lücnn bann bie nöc^ften 5lngel)örigen (cife tt)egget)en unb bic ©tille toä^^i, tpeil nur bie ^Qernäd^ften ^urücf bleiben; itnb koesin bonn ber te|te §ttm Ie|tenmQl fic^ ixbtx bid) ge« bengt fjat ttiib fic^ mä^ ber onberen @ettc le^rt^ loctt bu btd^ ie^t ouf b^ Xobed Seite fe^rft: fo auf jener @cite bod) itüd) (i:iner juriicE, @r, ber (e^te beim Sterbe* loger, @r, ber ber erfte trar, ®ott, ber Icbenbige (SJott — loenn auberS bein ^et^ rein toax, toa^ i& nur burc^ bie Siebe p )9urbe. So mttK uon bem retnen $er^ mtb Mi ber Siebe üiA emer (Sk)piffendfod^e gerebet loerben. 9ft bie itaiftrKdie «nb trbtft^ Siebe be§ fieben« Suft; fagt ber (5ilü(f(id)e mit SSa^rl)eit uon \\)x: „je^t erft lebe ic^"; tft eö eine roatjrc SebenSf^eube, ben Siebenben von feinem &iM, t)on {einem Seben, b. ^. tm fetner Suft aud^ mit reben ^ren: fo mnjs ^egen non jener Siebe, bte <8ekotfFenil^(|e tft, ein li^torbener reben, etn tSerftorbener, ber, m\)l gemerft, bed Sebent nid^t mübe tüurbe, fonbern gcrabe bie Seben^oluft ber ©migfcit gewann, ^oc^ ift e^ ein S^^erftorbener, ber rebet, unb baS i'c^eint leibet t)idtn fo abfc^recienb, ba| (ie ouf feine fro^ 9otf(i^ft 0ar ni^ jn ^ören toagen, toogegen afle gerne anf ben ^en, i>im bem mir in onfl^eidlnenbem ^ne fagen: er (ebe. Hnb bod^ gel^ört ein ißerftorbener l}er, nnb »enn bte SD^itlebcnben bem ©lüdüc^en frol) ein „fiebe^o^" ju* jubeln, fo fagt bie ©toigfeit im felben 51ugenblicf: „ftirb", tpenn onberd bod ^er^ rein beerben foH. ^enn freiließ gab ed foki^, bte bnrc^ Siebe p einem 9Renf(^en g(Mtii^, nnbe* fc^reiMid^ gtücftid^ ober unglücSld^ nmrben; rctn aber mnrbe eine« SKenft^en ^erj nie, aufeet bur^ Siebe ju ®ott. „Sine unoerfälf^te Xreue." könnte auc^ je eine abfd^lic^re ^ufammenfe^ung geben aU Siebe unb — Digitized by Google — 205 ~ 55alfc^t)cit; bod) ift fie ja eine Unmöglid)feit, ba faljc^e Siebe \ ^afe ift Unb bad gilt nid)t aüein üon ber galfd^t)eit, öicl* ' me^r ift ber germgfte SKangel an 9lisftic^ieit mit ber £iebe » imberettibar. Wtmqdt trgettbmle bie Kitfriertrauen an. Tie (^ttin koirb ba^c iüt)lcn, bag fie t^nen nic^t aUeS antier^ tvouen ober fo aimei^iicn ionn, mte fte e8 gegen i^cen Olann t^nt, |tt bem fie tnnertl^ted Serl^ttntd ^ — aber anc^ bad tiertrantefte, unb toe((!^m fte eigentlich aQetn i^r inncr(icf)fte8 ^5er()ältniö mitteilen fann, nämlic^ eben \\)x ißerl)ältnis^ 5u il)ni. ^fu(3erlid)e ^Ingclccjentieiten unb gleich- . gültige ^inge fonn man, roenn man nic^t albern unb finn* \\ UA ^nbeln m\i, nic^t im Vertrauen mitteilen; aber fte^ }, loenn eine dkittin fonft jemanben tnnerfte ^er^oitoge» Iegen()eit, ii)r $ert)ä(tni8 ^u i^rem (Sotten, mittetfen »oOte, fo mcrft fic felbft, ba6 eö nur einen giebt, bem fie eö gan§ im 5i>ertrauen mitteilen fönntc, unb biefer eine ift eben bcrfelbe, ju bem unb mit bem fie in biefem SSer^ältniö ftet)t. gu totm t^t mn ein a)2enfch fein innerUc^fted ^tifilU nid? )u »em fann er biefed ^aBen? nid^t allein p ®ott? ^nn aber loirb aOeS fßertrouen jtvifc^en SRenf^en ple^t bto6 i)crtraulid)e 9}?ittei(ung über ba§ ißertraucn. 9^ur ®ott ift er trauen, mie er Siebe ift. SBenn bann gmei SWenf^en in ^liifrid)tigfeit cinanber Xreue Derfprec^n, fo müfjen fie, jebed für fic^, ^uerft einem anbem Xreue t)erf))re^en nnb Derfprod^n ^aben; fann man bann aber über^an))t ba))Ott reben, baft fie einanber 5£rene üerfprec^en? Unb boc^ ift ieneiS notuenbig, mnn fie, c^riftlic^ uerftanben, in unoer^ Digitized by Google — 207 — fölfd^ter %xtat lieBen fottesi. Sßeim fim SRenfc^en fid^ gegen« fcittg ganj antocrtroucn tüoUcn, |o müffen fie ^woox, jebeö für fi^, einem dritten fic^ onuertrauen; fann man bann übertjcnipt baöon reben, bafe fie einanber fid^ anoertrauen? ttnb bod^ tft jene§ nötiQ, totm fie eiitanber gan^ fi^ anoer« tiQuen f oUen, felbft toenn iit bem üBerttotten jebed (^ngelnen }u d^ott bad UnaitSfprec^Iid^e Mei6t, bad bai» 3etd)en Bttbet, ba6 boÄ 5Scrl^ä(t!ii« ju ®ott bo8 tmttgftc unb öertraulic^fte tft. 2Bie einlabenb, trie getpiniienb lautet bie 9^ebc jtDcicr Stcbenben üon i^rcm Sl^ertraiien gu einanber, unb boc^ ift in btefer Siebe, ti^ie in biefem Vertrauen eine gatfc^eit ^Ekm oBev tum ßiebe in unDeifätfd^tei: Xtene getebet UKtbot foU, fo vmi ein S^eifioiBenet teben, nnb eS (outet juerft, Ott mügte eine Trennung gniifd^en ben Beiben ein* treten, bie bodj im iniiigften unb i>ertrau(id)]ten iöunbe fdjön öereinigt njerben foüen. 3ö, eä ift mie eine Xrennung, unb t>o6) ift e§ baS 53ertrauen bcr (Sloigfeit, baö fo jtüifc^cn il^nen oitfgend^tet toitb. (&ac manchmal finb ^koei in i^rem Settronen etnonber glütflid^ getootben; niematö aber ^t ein SD^enf^ tn nitt)erfä[fd)ter Xteue geliebt o^ne bod SBer« trauen ju (^ott, ba^ trennenb jtoifdjen bie SieBenben tritt unb i^nen bod^ mieber bie 53ei)timmung ®otteö ju i^rem $e]:ttauendt)er^dltnid bnngt. — f8lo% bann tft bie Biebe Don mnem ^ciseit nnb toon miberf&lfd^ter Xtene, tuenn fie eine dklDiffettilfa^e ifi Digitized by Google IV. ttnfere )l^id)t, bie Ülenfi^en }u lieben, Me mix ft^tn. 1. 9o]|. 4, 20: iemanb fliridit: „idi (iefte Sott" ttiU» Raffet feine» 0ntOrr, Her ift ein ßügner; Dmn wer feinen IBmber ni^t Ue5et, n fieniet, wie fmttt er i^tt lielicit» Den itiiHt fidietf ^MSEie tief ift bod} bog Sebürfni^ nad) ßiebe in bem Sßefen be^ 2Kenjd^ett kgrünbctl 2)ie crfte Söemerfung übet ben äKenfd^en, Don bem einzigen, ber fte in iBa^rl^t mac^eii fonttie (ttenn koir fo fagen bfitfett), uon @ott, fibev beit erfteit SWenfrf)en gemad)t, Bringt e§ jum •9Cu8btuMv ^^^t^^'- ^-kA. vJumA^u} , Digitized by — 209 — fef)nen lernen! ^enn )o gefellfdjaftmübe man gen)orben, üllcmat fommt man auf jenen ©ebanfen @otted, ben erftcn über ben ä^enfci^en, anvüd. 3n bec gefc^äftigen, mimmelnben äl^enge, bte als ^feQfd^oft )tt inel unb p koenig ift, ttiitb bet aWcnfd^ bet ©efcflfdjaft mübe; bic |)ei(«tt9 befte{)t aber nid)t in ber (Sntberfung, ba6 ©otteö ©ebanfe bod) unrichtig tüor, 0 nein, fie beftel)t gerabe barin, bafe man baö erfte »ieber gan^ non neuem lernt, fi^ in feiner etrn^o: ©imon, Sonaö (Soljn, licbft bn mid) meljr bcnn biefe? ^^ctrus fagt it)m: ja, ,§err, bn iceifU, bafe ic^ bid^ lieb l)abe." 3öic rü^rcnb ift basJ nic^t! ßtiriftud ftogt: liebft bu mic^ /,ntelfr aU biefe?" & ift ja toie eine ÜBitte um iBiebe; fo rebet ber, bem ed ein $ln(iegen ift, bcr am mciftcn beliebte gu fein, ^etruö iiel)t bo8 fclbft ein, aud) ba§ ^Ütifu'crljaltniö, ba^ bcni frülieren gleicht, (5t}riftu§ Dün Soljanncv getanft rocrben foütc; barniu giebt ^etruö nic^t nur ^ur 3(nlroort „ja", fonbern fügt {tinju: „^rr, bu meiftt, bajs ic^ bic^ lieb ^abe.'' S)iefe Slntmort beutet baiS BKi6t)erhö(tntd an. SRag n&mltc^ fonft ein SD^enf^ toiffcn, baji er geliebt ift, tmt er ba« 9Ni ttorl^er gehört t)at, bae> er fo gerne ()ürt unb balier immer n^ieber ^u ^oren toünfdjt; mag er e^5 anbcr^iiüüljcr iinffcn al» uon bem blofjen 3q, bas^ er hoö) imma tokhtx l^ören t)erlangt: ^t)riftu!$ mu|te ja in anberem @inne n^iffen, bag ^etrud i^n tieb l^be. %od^ „fagt (S^riftuft nod^ einmal §n i^m: ^imon, Sonad @o[)n, liebft bu mtci^? ^etrud fagt 311 i()m: ja, c^perr, bu mcifjt, ha\] idj bid) lieb liabe." Söa^^ l)at er aud) anbereö äu anttüorten, übgtcid) bie S^agc, jum ^ipeitcnmal auyge= fprodjen, ba§ 9J?i6i)erl)ä(tni^ nur noc^ beut(id)er madjt! „(S^riftud fagt pm brittenmat §tt i^m: @imon, Sonad ©o^n, liebft bu mt(^? $etrud tt^arb betrftbt, totii er jum britten« mal §u i^m fagte: liebft bu mid^? unb er fagte it)m: ^err, bu weifet aüe ^inge, bu lueijjt, bafe i^ bid) lieb f)Q6e." ^etru^ antwortet nid)t mef)r mit ja, aud) beruft er fid) nic^t me^c auf bod, toa& ^t^rifiu^ aui^ ^cfu^rung bon $etri ^e« \ Digitized by Google — 211 — finniini] triffen mugte: „bii meifet, bafe ic^ bic^ lieb f)a6e"; er anttDortet: „bu toti^t alle 2)inge, )m to^i^t, bag id^ bi(^ lieb fyiU,** ^ettud ontivortet a(fo md|t me^t mit ja; er fi^ubert fafi 06 bem SRigt^et^filttiid, mit einem 9a tirie auf eine totrWic^e J^rat^c eine totrfKd^e SCnttoort (;cben, tüo« burd) bcr Jvraßciibc a(fo etma^^ erftit^re, ober nod) bcutlic^er erjülire, nl^:^ er eö üorlicr irufetc. 5(6er ber „olle ^inge meife", wie tann ber etroajJ 5U ioiffen ober burcf) bie 'il>er[t(^erung etned anbecn 6effet )u miffen bekommen? Unb bod^, menn er bad nid^t fann, fo fann er qu^ nid^t gan$ menfc^üd^ Reben; benn baS ift eben bai^ ißätfet ber Siebe, boj eS feine {)ül)erc ©eiinfjticit gicbt ai^ bie tüieber{)oUe ^krfidjerung be§ beliebten; ift einer unbcbingt fieser, ba^ er geliebt fei, fo bebeutet baö, menfc^Iic^ üerftanben, ba^ et nic^t liebt, ba er über bem SJer^ältnid beiS ^eunbed ^um tS^eunbe fte^. @c^red(i(^er Siberf))rud^: ber, ber ®ott ift, liebt menfd^li^; •benn menfc^IidE) Iteben Reifet ja einen etn^etnen 9)?enf(^en lieben unb uon bicfcm cin,^clnen 9J?enfd)en fclbcr am meiften geliebt fein njoUen. (Siel), barnm ^uurbe ^etruö betrübt, bafe bie grnge breinial iricberftolt mürbe! 2)enn bei SUienfc^cn, bie fic^ in i^rem Siebe^r^öltnid gleich fte^, ift ed eine neue ({reube, tt^eun bie groge ^um brittenmal getrau toirb, unb eine neue f^reube, ein brittedmat §u antniorten, ober ober betrübt bie 3Bicber[)ü(ung, roeil fie SOtijjtrauen Der* raten fdjeint; attcin menn ber, ber aÜeö iuciß, jum britten- mal fragt, alfo e*^ für nötig erachtet, 5um brittenmal 5U fragen, fo mu^ koo^l ber (drunb fein, ba^ er, ba er oQed toetft, attc| tmi, ba| bie Siebe in bem Gefragten, ber i^u ja onc^ breimat oerleitgnet ^atte, nid^t ftarf ober innig ober feurig genug ift. ^5)arum, fo tjat tuot)! ^etru^ gebad)t, mufe ber ^err ein breimaligeö ^^ragcn für nötig l)alten — benn, nic^t toat^t, ba| bie gcage bamm breimal get^an tDurbe, toeil Digitized by Google — 212 — bem §errn felbft ein 53ebürtniö toax, biejeö jum brittenmat 5U ^üren, biefer ©ebanfe ge^t über bie i^xä^tt eiiied äJ^enf^en; ob ec aii^ gitgelaffeii tmcb, tietbietet et ftc^ ho^ gleid^fam felbft. D, aber tmt mtn\6ß^l Ibm $0^« imcftern, btc i!)n §mtt 5£obe betttttetiten, bem ^(otuS, ber fein £eben in feiner §anb Ijatte, beiben \)at er mit feiner ©ilbe geantnjortet; — ob er geliebt fei, fragt er breimat; ja er fragt, ob ^etruÄ it)n — „lieber Ejabe alö biefe!" @o tief )Ottt}eU bie Biebe in bed Sl^enf c^en SBefeit, fo koefentHd^ ge^drt fte ^nm SD^enfd^en; unb bo^ er« flitben bie SRcnfrfien fo oft Ku«flüc§te, um fid) — biefer ©cügfcit 5U ent^ietien; fie crfinncn alfo 33ctnig, um fic^ — felbft 5U betrügen, ober um firf) felbft unglüdlic^ gu mad)en. Salb tritt bie 5(ugflucl^t ouf olg Sße^mut oerfteibet; man feuf^t über bie äßenfc^ett unb über fein Unglüci, bag man feinen ftnbe, ben man lieben Ibnnte; benn über bie SBelt unb über fein Ungtücf su feuf^en ift allezeit (eidjter, an feine Söruft ju fdjlagen unb über fid) felbft ju feuf^en. Salb nimmt ber ©elbftbetrug bie %oxm ber 5tnf[age an; man {lagt bie SJienfc^en an, fie feien ber ßiebe nidjt Ujert — nutn wf^uf^t toiber" bie äl'^enfc^en; benn ei^ ift aUe^ett leichter, ben ^nI(Ager ^n fanden, aliS ber KngeÜagte ^n fein. 8alb ift ber @elbftbetmg bie ftotje ©elbftaufriebcn^eit, bie meint, fie fu^e üergebtid) nadj etn?aö, baö it)rer niert fein fönntc; — benn e^ ift oHejeit teid)ter, feine ^ortreffIid)feit burd^ SBehitteln aEcr anberen, alö burcft ©trenge gegen fid) felbft )n betoeifen. Unb boc|, bod^ finb aHe barin einig, bag bied ein Unglücf nnb eine berfe^rte Stellung 5U ben ä^enf«!^ fei. SBaiS ift benn aber bad SSerfel^rte? load anbered a(9 bie9 ©ud^en unb Verwerfen? ©oId)e 9J?enfdien merfen nid)t, baß it)rc 9?ebe n)ie ein ©pott über fie felbft lautet, ba fie mit xi^ui S^UxQt, fie Unntn unter ben SJ^enfc^en feinen Q^egen« Digitized by Google — 213 — fionb für i^re 8ieBc ftitbeit, imt fid^ fetbft, i^rcn gänalic^ett 3J2angeI an Stc6e öerraten. Sft benn h)ol)( Siebe, fic augtoärtö, aufeer [ic^, finben ttjollen? glaubte, bag toore Siebe, bafe man fie mitbringt! SBcr aber bie Siebe mü&nngt, kD&^fenb er eineii (iegenfiaitb für feine £iebe fu(|t (iiiib fonft tft ei( ja Umoa^l^eit, IniB er einen (Segenftonb — für feine ßtebc fud^e), bem toitb e« (eid^t, unb jrtor je nad^ bcr (gtärfe feiner Siebe um fo (eid)ter loerben, ben ©cgenftanb jn finben unb \f)n ItcbenStPÜrbic^ ,^ii finben; benn baö tft nic^t bic SBoHtommen^cit, baft man einen älicnfc^en to| fetner @c^(i^ nnb Segler nnb UnDottfommen^etten lictet lonn; fle Befielt inelnte^r bann, bog man tr0| nnb mit feinen ©d^ioöd^en, %t\)ifxn nnb UnHoOlommen^en liebenämert finbe. SSir moüen unö rec^t t)erfte!)en. (Sg fann ja einer ein folc^eg Sedermaut fein, ba^ er nur ba^ aller« feinfte unb au^gefud^tefteiS^enc^t nnb nur in ber belifateften gubereitttng ffieifen nmg, über gar and^ bann tt&^Ierifd^ ben einen ober anbern S^^ter baran an9jufe|en ^t; fe^ man fi(^ aber nic^t Slufgabe, feine Sederei gu entnncfeln, tnel« me^r feinen ©efd^mact umjubilben, fo fann man nidjt blofe ein bürftigeö ©cric^t geniefeen, fonbem eS aud^ gerabe^u gang l5fUi^ finben. — Ober fagte Don itoti ^ünfttern ber eine; „t4 Ml tnet gereift unb ^be mid^ inet in ber fBkit mnge» fe^n; id^ fa^ mid^ aber DergeUtc^ nad| einem SRenfd^ nm, bcr ein mürbigcr ©egenftanb fftr meinen ^infef tüärc; td^ fanb fein ©cfidjt fo tbeat fd^ön, bafe ic^ mic^ entfdjlicfeen fonnte, e^ ju malen; ic^ entbedte an jebem ®cfid^t ben einen ober anbern fletnen geiler, nnb barum fud)te i^ hergebend" (Atie er fi^ bamtt etioa ald ber mirftid^ gro|e ftftnfUer ertotefcn? Unb fagte ber anbere hingegen: „tä^ tM miä^ nid)t für einen Äünftler auggeben, ^abe auc^ feine Sfieifen ind ^udlanb gemacht; um aber bei bem Keinen ^eid ton Digitized by Google — 214 — ficuten bleiben, tüeld^e in metner Umgebung finb, fo t)übc id) ba fein C^3c|id)t )o imbcbcutcnb ober fo üerfeljU ge- funben, bag id) it)m nic^t bod) eine fdjönere 6eite abgetuinnen unb etniag 3t)CQ(e§ in if)m entbecfcn fonnte; borum freue ic^ mi<^ memet Stan\i unb fmt befriebigt bott t^, ttnemo^t fdneit Unfprud^ barauf mad^e, ^nftler 5U fein" — l^ötte et fic^ bamit nid)t gerabc ol« Mnftler bemiefen, ber ein gettjiffe^ ©tUJQö in fid) trägt unb baljer glci^ an Drt unb «Stelle finbet, lüttö jener weitgercifte Äünftler in ber toeiten 2ÖeIt nirgenbs fanb, totxi er eben DieUetc^t jened geloiffe StmoS nici^t in fic^ trug? 5Diefet stoette atfo to&xt ber mirflid^ Mnftler. ffifite ei^ nic^t auc^ tranrig, teenn Ud% tvie ein ^u(^ über bcm Sebcn löge, ma« eÄ bod) ucrfc^öncrn foH, fo baß bie „ß'unft", ftatt un» ba§ Seben 511 Dcrfdjönern, nur tabelfüc^tig entbeden fönnte, bafe niemanb oon unö fd^ön jci! Unb nod) trauriger, ^ugleid^ noc^ Derfe^rter niäre t&, totm an^ bie Siebe bU>i jnm giud^ müxbt, toeit i^re gforberung alletn offenboTte, ba^ feinet Don und bet £iebe niett fei, ftatt büß We ßtebe eben batan fenntHc^ n^firbe, bofe fie genug Siebeöfraft in fid) l)ätte, um an lUhS allen cüva^ Xiicbcnemcrteö 5U finbeu; alfo Uebedfräftig genug mare, um un^ alle lieben ju tonnen. @d ift eine ttautige unb hod) nut 5U geh^d^nlid^e ^et« !e^tt^eit, bag man imntet unb immet baoon tebet, une bet ®cgenftanb ber Siebe befdjaffen fein müffe, um ttebenSn^ert gu fein, ftatt baft man umgcfetirt üon ber !^iebe rcbete, tt)ie fie fein müfje, um fein, lune fie fein foU. tiefer Unfug ift nic^t nur im täglidjen iJeben bie Ükgel, nein, toie oft vmi man ed leibet fe^n, bag felbft ein „^er|u(^unq niirb unb leicht fic^ felbft einbi(bet, fte fei bie aUerl)öd)fte unb üoüfümmenftc 3lrt öon Xiiebe. \äüt einem äJ^cnjdjen fcUen ein, fid^ frec^ äber bie Siebe aud^ulaffen; um fo allgemeiner ift ber ISetrug, bnrii^ ben fid^ bie ä^enfd^ fetbfi betrftgen unb imrfßd^ Siebe ent^ief^en: bag fte 5U fd}n7&rmertf(^ üom Sieben unb Don ber Siebe rcben. ^a§ t)at einen üiet tieferen ®runb, qU man benft; fünft fönnte fid) bie ÜNertuirrnnii and) nid)t fo feftgefe^t i)aba\, wie ec^ ber gaU ift, bie ^^ernjirrung, baü bie Seute bad ein Unglüd nenneit, nwS eine @^ulb ift: bag fte ttämlic^ feinen (^genftanb für i^ Siebe finben unb ftc| burdft biefe falf^e ?^uffoffung aud) fernerl^in im tBJege finb, ibn ,^u finben; bcnn iinirbcn fie crft einmal i()re eigene orfteUung ift bie 2SQt)rt)cit, bie crjte ift ber Strtum. Unb ein Sntum ©irb befanntlic^ nie burc^ fid^ felbft aufgehoben; er fü^ct lutr me^r unb me^r in bie 3ne« fo bag ber S^&dgang )ttv SBa^r^ett immer fd^lmettger finben tmrb. ^Demt ber Sntoeg ift leicht finben, ber SRüifroeg fo gar fc^njer. ©o erjäl)^ ja bie ©age oon jenem 53erg ber SSotilluft, ber irgenb tvo auf iSrben liegen foll, baß niemanb, ber ben SEßcg l)inein fanb, beu 9^ücfgang finben {onnte. SEÖenn olfo ein 2)?enfd^ mit ber un* tid^tigen SSorfteOnng tmi Siefen ber Siebe in bie SBelt l^in« mi^el^t, fo fuc|t er mtb fuc^t, um (tme er meint) ben ®egen« ftanb ju finben, judjt aber (luie er meint) üergeben^. ^od) anbcrt er bie ^i>Drftcüung nid)t; im (^kgcnteil, n)äl)terifd) tüie er ift, fudjt er burc^ öieler(ci SBijjcn bcrcidjert nur immer mat)(erifd^er, aber (mie er meint) mgebend. i>od) fommt i^m ber (Skbaitfe nid^, ber t^er fdnnte an i^m ober an feiner nnric^tigen S^orfteffung liegen; im ©egenteil, je raffinierter er in feinem mäljlcrifc^cn , iimnberlidjen Söcfcn mirb, bcfto mehr l)ii(t er üon fid) fclbü unD üüii bcr '-Isollfoinmcntjeit (einer iSorftcilung — jeigt fie iljm nic^t aud) bcutlic^, Ujic nntioafommen bie ä^enfc^en finb? unb biefe <^enntnii» fann er ja nur ber IBoIKfommen^ berfelben )u tierbanlen ^ben! Snbeffen ift er Bei fid) felbft öbergeugt, ba^ bie ^nfb m^i an il)m liegt, nidit an irgenb einer böfen ober gel)äifigcn Kbfid^t Don i^m — uou \i)m, ber ja eben bie £iebe fuc^t. Digitized by Google * — 220 — ^Oeim baxoti ift jfx nväj/t %u beitfen, ba| er l>te Std^ oufgctoi fftimte, er, bcr ja fo lebhaft füt)tt, tok feine Sorfidlung mel^r unb me()r fd^toärmerifc^ rtjirb — ftaS toar lüo^t au^ jemofö f^mäinicri)djer q(§ ein Irrtum, eine SHufionl Unb üom Sntum er nic^t geloffen; ganj im ® egenteil, er ^at fic^ nunme^ mit feiner |)i(fe baju oufgefti^ttmngeii — bog Uit* ftf^bore p liefen, ein iBitftgebUbe, bad man ntd^ fie^ Cber (öuft eS ntiS^ auf ein« l^tnaitd: ba^ man ein Suft« gebilbc ficl)t -— unb bafe man e§ nic^t fiel)t? $Rimm nur ba^ Öuftgcbilbe incg, fo fie()ft bu nic^tö: ba§ räumt jener aj^enfd^ fetbft ein; nimm aber baö (Bt^m fort, fo fie^ft bu ein Suftgebilbe: baiS k^ergi^ er. ^ber tok gefagt, bie Siebe ttnU er nic^t aufgeben, ttnH and^ nid^ tierdd^u^ bon i^r rcben; er totH fc^würmerifd^ toon i^r reben nnb — bie Siebe jum Unfic^tbaren bemaf)ren. Xraurige ^erirrung! 3Kan fagt öon mcltlic^er (St)re unb Tla(i)t, Don D^eidjtum unb ®Iücf, fie feien S)unft, unb ba^ ift auc^ fo; ba^ aber bie ftfttffte Maxist im ä)2en{(|en, eine äRad^, bie nad^ i^rec iBefiimmnng jnft nU^ koeniger ift aU S)ttnfi, ba fie IBeben nnb ftraft ift, ba| fie ^unft t)enixinbe(t nnrb, nnb baB ber öon biefem !Dunft Seraufd^te ftolj meint, er t)abe gerabc ba§ §Öc^ftc erfaf3t — er Ijält firf] ja aucf) an feiner (5in== btlbung, an bem SBotfenbunft, ber immer bic SÖirflic^feit überwiegt: fiel^, bad ift fd^xtdiiä^l fOfian tmnt fonft fromm i^or Sergeubnng ber (S^otteiSgaben; loeId|e ®otte0gabe ift aber mit ber Si^ %n bergfetd^n, bie er in eines 9^enfd^en $erj nieberlegte — um fie bann fo öergeubet ju feE)en! ^enn bie ^Iugt)ett meint — tt;örid)t — , man i^ergeube feine , Siebe, ujenn man bie unDoUfommenen, bie fc^ac^en SKenfc^en liebe; td^ glaubte, bad ^iege feine Siebe amnenben, (Slebrau^ bon i^r machen. 9[bet feinen (8egenftanb ftnben $tt fftnnen, bie Siebe in t>ergeblid^m flicf)t ju erfüllen ^at; hai man nid^t me^r eine SS^ett überfliegen barf, fonbern fo^u« fagen eine fÖtlt auf fic§ nehmen foQ, nidftt' me^r ^ftig nac^ ber angenehmen j^xudjt ber ®emunberung bie ^anb audftreden barf, fonbern in aüer (SJcbuIb mit äJ^ängeln 9^ac^fid)t Ijaben mug. lueldjc ^-I^eränberung! Unb bod) tritt nur burc^ biefe ^er&nberung bie £iebe ind ^afeiu, bie £iebe, U)elc^e Digitized by Google — 222 — bte ^i(i)t erfüllen fontt: ftc^ beit SRenfd^ su^uioenben, bie toix fetjcn. SBcnn e§ ^f(icf)t ber Siebe ift, bie 9Kenid)en 511 (icben, bie man (ie^t, fo gilt ee^ baf^ man in ber ^iebe gegen ben einzelnen toitfltc^en äßenfc^en ntd^t eine etnge« 6tlbete ISSorftetlung bon biefem S^enf^en unter« fd^iebt, »te er nac^ iinfrem SWeinen ober ettt^otgen 2Bfinfd)en fein foHtc. 3Bcr bcvo tl)iit, liebt ja bod) nid)t ben ä)^enfd)cn, ben er j'ie^t, fonbern njieber etiuaö Unfidjt- bore^, feine eigene i^orftcUung ober cttoad onbere§ bevart Kttd^ bie Siebe nimmt manchmal ein ungnted SBefen an, baS i^r einen bebenflid^ l^tgefc^mac! ton 3^^i^uttgfett nnb SButtbcrltd^feit giebt. (S§ ift ja ^tümxki: ob man tabett unb tabelt iinb nie einen ©egenftanb für feine Siebe finbct, ober ob nuin in ber Siebe gn bem ©egenftanb feiner ßiebc genau unb aufridjtig biefe ^sflid)t erfüllt, bafe man liebe, nxid man fiel^. SBa^rlic^, ed ift adejeit nnb immer mieber toftnf^iSmert, bag ber, ben mir (ieBen foQen, im 9efi| ber (ieben^njurbigcn ^^oÜfommenfieit fein möchte; ttnr »fmfc^en ba§ nic^t blon um nnfcrtuiincn, fonbern and) nm bc^ anbern loillcn. ^-Borne^mlic^ müffen roir luünfdjen unb bitten, ber, ben njir Heben, möchte aUejeit fo ^anbeln unb fi^ benehmen, bag mir i^m biOligenb beiftimmen tdnnen. Sergeffen toir ober in Rottes ^flmtn bo(^ nid^t: ift nic^t unfer tBer» bienft, lucnn er fo ift, nod) meniger nnfcr IBcrbienft, bafe lüir'^ l)on it)m forbern; — follte uon einem '^crbicnft bei nn^ bie Diebe fein (toa^ bod) unget)örig unb eine ungehörige Üiebe ift, mo fic^'d um Siebe Rubelt), fo beft&nbe ed gerabe bartn, bag mir in treuer unb inniger Siebe un9 gleich bleiben. giebt ober ein mfi^lerifd^d ^efen, boiS ftetft ber Siebe gleid)fam entgegen arbeitet unb bie Siebe bem, ma« man fie^t, oer^inbern miU, inbem unftc^ec im ^üd unb Digitized by Google — 223 — bod) in anberem ^inne fo ftrcng ben ©egcnftanb (einer Siebe nic^t nimmt, xoit er ift, bic njirflic^e ©eftaU üerjlüc^tigt ober ftc^ an x^x ärgert, uttb nun tfidifd^ ettoad anbered fe^en t»erlangt. iBon mand^en 9ßenf(i^en mug man fagen, ^e ^Ben noci^ nit^t ®cftatt, noc^ feine fefte SBitftt^teit gewonnen, toeil fie in ilircm inneren mit [irf} nicl)t einig finb, ma§ fte finb nnb iiuvr- fie fein motten. äJkn fann aber and) burd) bie 5(rt, mie man fie{)t, bic (^eftaU eined anbern a)cenfd)eii loanfenb ober unn>trfli(^ mad^, lDet( bie £iebe, bie ben SRenfd^n lieBen follte, ben fte fle^t, ^n feinem redeten ©c^Iufe fommen fonn, fonbcm ba!b einen get)tcr meg, Solb eine ^^oUfommcnl)cit ba [)a6en mit!, al^ ob bcr .v>anbel, menn id) fo jagen barf, nod) nid)t gan,^ abgcidjlofjcn märe. 1)odi mcr in feiner idkbt jo gerne mäl)Icri|di ijt, liebt nid}t ben Ü)ien}d)en, ben er fie^t, unb mac^t fic^ felbft burd^ feine )^iebe (eic^t nnbeno&rttg unb I&fiig für ben ©Siebten. 5)er (beliebte, ber greunb ift ja aud) im gemöt)nlic^eren ©inne ein 2)ten)d) unb fommt jiir iin§ anbete alö fotc^er in S3etvad}t; für bid) aber fotlte er roejent(id) nur ber (?5e(iebte fein, menu bu bie !pfUd)t erfüllen foUft, ben ^Dknjc^en, ben btt fie^ft, in lieben. SBenn nun bein ^er^Itnid ^u i^m f^hxinft, fo ba^ er bir einerfeiti^ b(oB im gemd^nlid^eren @inne biefer einzelne aWenfd), onbererfeitö in befonberer SBeife bcr (beliebte ift, fo liebjt bu nid)t ben iDienjd)en, t^en bu fic^ft. (5^5 ift üiclmefir, alö l)ättcft bu beine smei Dt)rcn nic^t in bcm gemöl)nlid)en ©innc, bajj bu mit beibcn ein unb badfelbe ^drft, fonbern einiS mit bem einen, ein anbered mit bem onbern. ^u ^rft mit bem einen D^r, too» er fagt nnb ob ^ nun oud) gemig unb richtig unb fc^arfftnntg unb geiftreid) u. j. f. jei; unb leibcr nur mit bcm anbern D^r t)örft bu, baf^ eö bie (Stimme be^ (>^eHebten ift. ^u be* trac^teft i^n mit bem einen ^uge ^rüfenb, forfc^nb, mufternb^ Digitized by Google — 224 — unb leibcr nur mit bcm anbern 5(uge ftcl^ft bu, bafe ber Ocliebte ift. O, fo ju teilen l)eiBt aber ind)t ben SDicnfdjcn lieben, ben man fie^t. Sft eg nid^t, als märe beftänbig ein britter jur ©teile, fetbft »enn bie beiben allein finb, ein btittet, ber lalt pt&ft unb iabelt, em btitter, bec bie 3nntg« fett ftdrt, ein britter, ber ntod^t, bal ber 8etreffenbe burc^ fi^ fclbft unb feine fo mäl)(erifc^e Siebe mitunter mirfHc^ mibermärtig ift, ein britter, ber ben beliebten ängften n^ürbe, menn er müfete, bafe biefer britte ba ift! Sßaö bebeutet e^ OttC^, ba§ biefer britte ba ift? Gebeutet ed, bag toenn koenn nur hai^ ober bai$ nid(|t nad^ SBunfc^ todre, bu bann nif^ lieben fdnnteft? Gebeutet atfo ber britte bie Trennung, bie ^S^cibung, fo bafe alfo ber ^rennung§gebanfe fic^ mit — jur ilsertraulid)feit gefcüt, ad), tüie menn im ^eibentum unfinnigermeife baS ^erftörenbe SBefen in bie @int)cit ber ©ott^eit mit aufgenommen ift? Gebeutet biefer britte, bafe bad Siebei^Der^äUnid gennffermaften ho^ Um )@er^tnid ift, hai bu über bem Ißer^dltnii^ fte^ft unb ald StuftKiffer, Art« tifer ben ©etiebten prüfft? ©ebenfft bu, bog in biefem gaH etmaS anbereS geprüft mirb, ob bu nämlic^ n^irflid) fiiebe t)abeft? ober rid)tiger, bafe etmaö anbereiS ausgemacht ift: bafe bu eigentlich bie Siebe ni^t ^aft! ^enn baS Seben t)at ja Prüfungen genug; biefe fottten eben bie Siebenben, %xtmb unb Sreunb einig ftnben, banttt fie in ber Prüfung befielen. SKirb ober bte ^|5nifung in boÄ SSer^öItni« mit t)ineinge509en, fo ift au il)m ein Verrat begangen. SSabrlid), biefe gel)eims uiSuoüe !5i>erfd)loffenl)eit ift bie gefäl)rlid)fte 2lrt oon SEreu^ lofigfeit; ein fo(d)er 9J?enfd) brid)t nic^t feine 2^reue, aber er iäit ^ fortlaufenb in ber ^»ebe, ob er an feine Xreue gebunben fei 3ft ed nic|t Xreutofigfeit, loenn bein ^m\> btr bte fninb ret^ unb bein |)änbebm^ ^t etnra« fo tin« beftimmteS, aU brüdte nur er beine ^anb, als toäxc babei Digitized by Google — 225 — aber ^iDcifeltiaft, ob er in bicfcm '^lugenbücf fo betner 5^or= fteUung entff)re(^, bog bu feinen ^änbebrud gletc^mögig ertoibecteft? IQ^efte^t ba toitfIt(| ein S3etl^&Itnt9, toenn tnefed gtetctifam jcbcn ^Tugenbltcf bon neuem beginnen foH? ba§ ben 9D?en)c^en lieben, bcn bu fic{)ft, rtjenn bu il)n jcbcn Hugcnbfid n)ieber ?^um (SfJegciiftanb beiner ^^rüfung mad^ft, fäl)eft bu i^n ^um erftenmal? (iin Secfcrmaul öon einem äli^enfc^en, bad on jebem d^en etnm^ aui^nfe^n t^t, ift ein nnberttd^er ^nMid; eiS ift aber nt(|t minbec mibetHd^, toenn ein SRenfd^ ben @pcifen, bte man \l)m freunMic^ gereid^t t)at, f^mar 5ujpncl)t, eigentüc^ aber n^icbcr nid^t §ufpridf)t, fonbcrn glcidjjam immer nur an ber ©pcifc nafdjt, uou ber er boc^ fatt njirb, ober fic^ immer bie 3Ku^e nimmt, fie leder finben, mä^renb fie i^n bod^ in it^rer Q^infac^^eit fättigt. SiJein, fott ein ffl^enfc^ bie «ßfüd^t erfütten, boft er in feiner i^iebe bie 9J?enid)en liebe, bie er fiet)t, )o mufe er ntci^t b(o^ bie, meld)e er liebt, unter ben lüirflidjcn ?!}?enfc^en finben, fonbcrn auc^ aÜc^ jtoeibeutige unb n)ä^(erifd)e SSefen in feinet Siebe gegen fte ausrotten, fo bag ec in (&cnft unb ffia^r^eii fie liebt, tait fie ftnb, in (Smft unb Sßa^r^ett bie Aufgabe erfaßt: ben nun einmot gegebenen ober ermfi^Iten ©cgenftanb tiebcnSlnürbig ju finbcii. 2öir meinen bamit nic^t einer finbi)d]on "i^ernebttieit in bie ßnfi'if^kl^^^t^" ^^'^ (Sjctiebten, nod} n)eniger einer iPcid^Uc^en 9kc^giebigfcit am unred^ten Orte bad SBort ^u teben; burc^aud nid^t, ber @mft liegt gerabe bavin, bag bod Serl^&Itnid felbft bie Stx&\U bet Sieben« ben beretnt }um Stampf gegen ha^ UntJoHfommene, gut ftber« minbung be^ 5D?angeU)aftcn, ^^ur Söefeitigung be§ ^rembartigen. ift ber ©ruft: ba?> tt)äl)tcrifd)e !föefen bagegen mad)t baö ^^er()ä(tni§ felbft immer iüieber jrt)eibeutig. S)er eine merbc nic^t btttc^ feine (Sd^toac^t^eit ober bucd^ feine geiler bem HtcTtegftatb, tBotten ber Siete. 15 Digitized by Google I — 226 — anbern cntfrcmbct, fonbent für fIMffiUm» fei bai» ©c^roäc^ere baä grcmbc, befjen ilbertüinbung unb ©ntfernuitg bciben Xeilen gleid^ angelegen ift. 9^ic^t barfft bu ipegpn bec @(|UHi(i^^it beS beliebten üon biefem bid^ gletc^fam ent» fernen ober beut Scr^aüen frember ntac^, im Qkgenteit mägt it)r betbe ^nr (Sntfemnng ber @d^taKic^^ett nm fo fefter unb inniger 5ufQmmen{)arten. ©obalb bag S?er^äUni§ etloa^ 3tueibeutigeö bcfornrnt, liebft bu uic^t ben 9}?eu)d)en, beu bu fie^ft; ift ja, tieclangteft bu etmaS anbered, bamit bu lieben fönneft; getoinnt bagegen bad $er^ä(tnüS gerabe burc^ bie Segler ober bie ©d^d^^eU an Snnigteit (md^ aSB foQten nnn bie g€t)ter feftge()a(ten loerben, jonbem gerabe loeti fte tiberwunben iucrben foücn), fo Üebft bu ben SJtenfc^cn, ben bu fie^ft. 2)u fie{)ft bic ^d)Ux\ bag aber bein ^erl)ältni§ inniger ioirb, ift eben baran Wen, bafe bu ben 3)?enfci^ liebft, an bem bu boc^ bie geiler ober ©c^mfid^n ober bie ttnbolUomnien^t fie^i ffite e« l^u^terifc^e X^ränen, ein Ijeud^Ierifci^c« ©euf^en unb klagen über bie SSelt giebt, fo giebt eS aud) einen ^euc^Ierifc^en Stummer über beö öJeüebten ©cf)n)ac£)t)eit unb UnuoHfommen^eit. @d ift fo bequem unb jo toeic^lic^, ben oß!innmen tott SKenfd^en oHe ftnb, bte gefunbe, ftarfe, fräftige iiiebe fo feiten, bie barauf berechnet i)t, bte UnuoUfommeneren ju lieben, b. ^. bie Wltnl^n, bie tm fe^en. 3ft ^id^ ber Siek, bie S92enf(^it liebeti, bie »Iv fe^, fo giebt ed fftt bie Stiebe feine iltenje; f o(( bte^flic^t erfüHt toerben, fo mufe bie Siebe grenjen» lo!^ fein, b. t). unDeränbert, toie aud^ iljr ©egenftanb fic^ üeränbern min^e. 5)enlen toii noc^ einmal be^ in ber (Sinleitung biefer Snoögttng befproc^enen ^er^Itniffed sttnfc^ (S^^riftnd tmb ^Mtiii^. ^etnti^ toat bod^ loo^I, lamal m feinem ÜBer^Iten gegen @l)riftu^, fein Inbegriff a0er ISoSfommenl^eit; unb (SljriftuS feinerfeitö fannte bod) feine J^e^Ier! SSir njoflen ganj menfc^lic^ üon bicfem ^ert)ältni^ reben. ®ott totii, tote unbebeutenbe ^leinigfeiten üon oft forgfam onfgelefen unb fofgfam anfbeloa^tt kserben, um fofoct, ober, nxid ebenfo traurig ifk, na^ langer l^tlt bte gegenfettige 9Ui' üage 5U begrftnben, mon fei etgennä|ig, tveutoS, t)ervfiterifc^; ©Ott weife, tüie oft fidj ber .SUdger aud] nidjt bie geringfte 9}?ül)e geben mag, um fic^ an bie (Stelle beä Sßerüagten üerie^en, bamit ba« Urteil, bad ftrcnge, fc^onung^lofe, fic^ nti^ übereile, fonbem toenigftend bod mit ^ebac^t feftfteße, loat eS beurteilt unb ric^; (Stott ttiei^ mie 0^ bie fieiben« fc^aft fclbft ben ©efcfiränften fofort mit erftaunlid^em @(^arf* finn auärüftet, menn er Unredjt erleiben glaubt, unb anbererfeitg felbft ben Sinfic^tdoollen gegen jebe milbcrnbe, entfc^ulbigcube, rec^tfertigenbe 5luffaffung beö Unred)tö oer- f^Iieft^ kpenn er Vime^ ^u erkiben glaubt, teeil bie getrdnite 15* Digitized by Google — 228 — Seibenfd^aft in i^rem üerblcnbeten bann? SSir ttJoKen ben 9^acf)fa§ nod^ nid)t folgen laffcn, tt)ir njoHen unö ben Hergang re^t Iebt)aft t^orftellen unb gon^ menfc^Iid^ bat)on reben. $Ufo bn fifinbeft ba, angefragt bon beinen geinben, tientrteilt tum beinen fjfeinben; ed ko&re bmi^blid^e ^Ba^)x^)t\t, ba^ bu ringS öon geinbcn umgeben baftönbeft. 5)ie SWac^t^aber, bie btd^ bod^) Diellcidjt ptten nerftel)en !önnen, fie l)ätten ftd^ gegen bi^ Derljärtct, fie l)Q^ten bic^. S)arum ftänbeft bu nun ba, ange!(agt unb t>erbammt — kodl^renb ein üerblenbeter, rafenber $aufe ^er^^ngen loiber bid^ oudftiebe, mil^nloitig fogar bem ^banf^n ^ujubelnb, bog bein S^Iut über fie nnb t^re Äinber fommen foüc! Unb ba^ gefiele ben Mad)Ü)ahm, bie fonft bie 5D?enge fclbft fo tief neradjtcten; gefiele ihnen, toeil e§ i^ren befriebigte, baö ticrifd)e SBi(bl)eit unb bie gemeinfte ^ieberträc^tigEeit an bir i^ren 9iaub unb i^e eeute gefunben tfittt. ^u l^&tteft bi$ in bein @c|i(lfa( er» Digitized by Google — 229 — geben, ()ötteft öerftonben, ba{j Ijicr nirijt ein einziges SBort 5U fügen fei, ba ber $o^n, nur anf ^Inlafe ipartenb, aud£| in ber f^o6)f)tx^xQtn öcteuetung beiner Unfc^ulb nur %xo^ fe^n, au^ über bem f(atftai 92a(|&)etd beinec (Skteii^gfeit nur nod^ me^r fic^ erbittern, nur nod^ rofenber werben, unb fo ou(6 eine ©c^meräcngäu^crung nur in neuem ipof)n als g^^S* ^eit beuten ttJoKte. <5o ftänbeft bu ba, ton ber menfdjlidjen i^feUfc^aft auj^geftogen unb boc^ ni^tauSgeftogen; bu ftänbeft ja ba öon SJienfcJ^en gan§ umgeben, aber nicmanb üon attcii föl^ in btr einen äRenfc^, u^ietool^l fie in anbrer üBeate^nng oHetbingiS einen Sli^enfd^en in bir fä^en — ein 5£ier litten fie nid^t fo unmenfc^Iid^ bc{)anbelt! D ©(^recfniS, fcJ)recf* lidjcr aU mnn bu unter toilbe %mt gefallen njöreft! Sft it)ot)l baS n)ilbe näc^tlid)e ®ct)eul ber blutbürftigften SRauBtierc fo fd^cflid^ njic bie Unmenfc^Iic^fctt einer rafenben aj^enge? ftdnnen Stoubtiere, ^n Raufen gefd^art, einanber )n größerer SBiIb^t anreihen, als jebem einzelnen natfirtii!! ift, nrie bod bie 9}^cnfc^en fönnen, bei toetc^en ber ©injelnc inmitten eine« rud)lofen §aufeng ben anbern ju mef)r aU tienfd)em S3lut* burft unb üie^ift^er ^Jtül)eit anreiht? Äann ber unljeimlid^ glü^nbe f8M beS blutbürftigften ^aubtieri^ ba§ bämonifd^ gener ^ben, bad im Singe bed Qtm^ümt auflobert, tomn er er^i^t nnb erl^i^enb inmitten ber tt)ilben 9Renge raft? ©0 ftänbeft bu ba, angef(agt, öerurteilt, ücrt)öl)nt; ücrgebenS fcf)auteft bu bi^ nad^ einer men)d)cnä()nlid)cn ©cftatt um, ge{c^U)etge hai ein ioo^lloollenbei^ Hntü^ bir begegnete, auf bem bein Htuge andru^n !önnte — ba faf)ft bu it)n, beinen grennb, aber er toerlengnete bi(^; nnb ber $o|in, \tfy>n ^jmi laut genug, fd^Iüge nun an bein C^r, tone bnr^ ein ^nnbert« fac^eö (Sdjo uerftärft! ®efe§t, baö rtäre bir begegnet, nic^t Xüq\)x, bu Ujürbeft eö bereite für ^oc^^er^ig l)alten, Ujenn bu, ftatt an ^c^e ^u benten, bein ^uge uon i^m ablel^rteft unb Digitized by Google 4 — 280 — jju bit felbft fagteft: „\6) mag ben Söcrrätcr ntd^t bor meinen Sfugen fe^en'M — 9Bie anbcrS l^onbeUe S()riftug. Gr uianbte nid^t fein 5luge öon i^m, um fid^ gleic^fam üerbergen, bafe ^[ktntd ba mx; er fagte nid^t: „td^ miU ben ^ct&ter nic^t fd^"; et fibttm ithifti M netn, „er fa^ an'', er ^olte tf)n fofort mit entern Ö(tolIfünimenl)eit auö. @r fagte nid)t: „^etruö mu6 fid) erft üerdnbern unb ein anbcrer SD^cnfd^ njerben, bebor i^n ioieber Heben !ann"; nein, gerobe umge!e^rt, er fagte: „^^etmiS ift ^ßetmS, nnb id^ liebe i^n; meine Siebe, KDenn fonft dXoa^, foll i^m baju l^elfen, bo^ er ein anberer 3Wenfd) wirb." (£r brac^ alfo bie greunbfd^aft nid^t ab, um fic üiedeic^t Ujieber aufzunehmen, tt)enn ^^etru^ ein anbrer SDienfc^ genjorben toar; nein, er btsoa\)xtc bie greunbfc^aft nmieränbert unb ^a(f eben bamit bem ^ßetrud, ba^ er ein anberer 9Renf(^ tourbe. (Slanbfi bu, ^ßetntft tote o^ne biefe Digitized by Google — 283 — treue t^^eunbfd^aft (S^rtfti toieber gekoonnen tootben? ^Qetn cä tft fo bequem, greunb fein, totm ba8 nid^W tocttet bebeutet, üon bem greunb etiuad 93eftimmtcg §u forbern, bie greunbjdjaft QU^ge^en gu laffen, ipenn ber greunb biefer gorbcrung nici^t entfpric^t, unb fie uieüeid)t miebcr anzufangen, totm tnt» ber gatt ift 3ft bad ein greunbfd^ftdDerptntd? SBem fte^t ed benn it%r, einem i^^Ienben )nre(|t ^fen, aU bem, ber fid^ feinen ^Jrcunb nennt, fetbft »enn ber geiler gegen ben greunb begangen tv'ixh? H6er ber greunb cntjief)! fic^ unb fagt (ja eö ift, al^ fpräd}e ein britter): „menn er ein anberer SJienfc^ getoorben ift, fo fann er üieüeidjt wiebcr mein %wmh »erben." Unb t& fel^U nici^t tnel, baft n>tr SRenfd^ ein fol^ Serl^Iten fogar ffir ^oc^^er^ig galten. ^Q§u aber fel^tt freiließ mel, ba^ man t»on einem foId)en greunb fagen fönnte, er üebe in feiner Jtiiebe ben 2)knfc^en, ben er fie^t. (^^rifti Siebe toax gren^enlo^, mt e^ fein mug, trenn iDo^r nnb \mxüvä^ loerben f oU, baft man in fetner £iebe ben ax^nf^ liebt, ben man fie^t. 2)ai$ ift fe^ Iei(|t einju« fe^en. Sie fet)r n&mUd^ unb ouf tottä^ SBeife auc^ ein SKenjd) ftc^ üeränbere, er öeränbert fid^ boc^ Xüoi^l nid)t fo, baB er unfic^tbar mirb. S)t biefe^ — Unmögü^e — nid)t ber gaÜ, fo fel)en wir i^n ja, unb bie ^flic^t ^etj}t unS ben S)i{enff^ lieben, ben nnr fe^en. 3m allgemeinen meint man, tomt ein SO^enfc^ tvefentlidl ^um Schlimmeren Derftnbert ^be, fo fei er fo uerfinbert, ba| man ber $f(i^t ber Siebe i^m gegenüber entbunben fei. 3Belcf)c ©praci)üern)irrung! (Sntbunben luerben ~ oon ber IMebe, alö ttjäre fie etttiasJ (Sr^ttjungeneg, eine iöürbe, bie mau abzutocrfen »ünfd^t! 2)aiJ (^riftentnm aber fragt: ,,fannft bu i^n »egen biefer ffkt* finberung nic^t me^r fe^n?'' ^rauf mag bie |[nttoort lauten: „freiließ fann ic^ iljn fe()en, ic^ fe^e ja eben, bag er Digitized by Google — 234 - ber SteBe it^t mf^t tont tfl." &tffii bu ahn bad, fo fie^ft bu eigeittlid^ nid)t i^n {toa^ bu bod| in anbercm ©tntte nic^t beftreitcn fonnft), bu fiet)ft nur bic Untrürbigfeit, bie UnöoIIfommenfjeit, inib läiimft bomit ein, baB bu, al^ bii i^n Uebtcft, in einem anbeten (©inne nic^t il)n fa^eft, fonbcrn tiitt feine ^OT^fige unb Sßoöfommenl^cit, bte bu liebteft. ©tjrift« n^berftanben l^fatbogegen (iebengetabe benäRenfd^n Uebett, ben man fie^t. Der 92ad^btttd! (tegt nl^t baranf, bag man bic 58oClfommenl)eit liebe, bte man an einem 50'?enfc^n fie^t, fonbern auf bem 3)?enfd)en, ben man j'ief)t, mai] man an biefem ä^^enfc^en nun ^oEfommen^eit ober UnüoUfommen^eit )et)en, ober gor bie trautigfte ^eränbernng; benn feinenfaU^^ !)at er aufge^rt, berfelbe äRenf §u fein. Sßenn 'einer bte iSoQ« fommen^t Hebt, bie er an einem aRenfd^en fie^t, fo fiet)t er nicf)t ben SWenfd^en unb l)ört bat)er mit feiner Siebe auf, h)enn bie 58oÜfümmenf)eit aufliört, menn bie ^^eränberung eintritt, bie bod) mo^l felbft im traurigfteu gaüe nid)t bc* beutet, ba6 ber SWcnfd^ auff)Örte ba^ufetn. Seiber aber ^ bie Mog menf^Iid^ ^uffaffung ber Siebe, felbft bte ttjeifefte unb geiftreid^fte, bod^ ettooS §od^fliegenbeÄ, ettaiail @d)n)ebcnbeS; bie dE)rift(id^e Siebe bagegen fteigt uom Gimmel 5ur ®rbe nieber. ^ie 9iid)tung ift fo gcrabe bie umqcte()rtc. ^riftlidje Siebe fc^loingt fic^ nidjt gen ^immel, benn fie fommt öom Gimmel unb bringt ben ipimmel mit; fie fteigt ^emieber unb erreicht bamtt, ba^ fie ein unb benfeCben Wltn^ä^tn m allen ^erAnberungen (tebt, koett fte in aQen S5eränberungen benfelben SKenfd^en fief)t. 5)ie bloft menfc^* (id}e Siebe ift beftänbig im S^egriff, gteic^fam fortzufliegen, ber ^-l>oüfümment)eit beg beliebten nadj= ober mit i^r baöon* juflicgcn. Wxx fagen öon einem ®erfüt)rer, er fte!)te einem Wt&h^ fein ^etj; non oller hM menfti^Ui^en Siebe aber, felbft t>on ber fc^dnften, mug man fagen, ed fei etUpaiS^tebift^ — 286 — Ott i^r, fie orttocit^ bcm i^teBlen bod^ feine SoHlotitmett« ^cit, tDogegen bte d^riftlic^e ßiebe bem ©eüebtcn alle feine Untooüfommen^tten unb ©cf)tt)Qdif)eiten fdjenlt unb in allen feinen ^erönbcrungen bei i^m bleibt, ba fie bett ^eufc^ UAi, be» fie fielet Seid^tkle M bctf nti|t fo, fd toftte Q^fM nie bagn gefotnmen, p (tefieti; beim ti»o failie er ben SoCObimnenen cjefunbcn liaben! 9J?erfn)ürbig! SBq§ ftinbert bcnn (SljriftuÄ eigentlidj, ben 55oIlfommenen finbcnV SBar'g nicf)t er felbft, bog er eben ber ^oUfornmene toax, toa& baran erlannt toicb, bag ec ben äRenfc^, ben et fal^, gten^enlod liebte! 83te ttntttbetlid^ fseuaen bte SorfieSmigen! SBtc lebeit bei ber Siebe imtner \mm SoHfontmetteit unb iBoUfbntinenen; boS S^riftentum rebet bei ber Siebe aud^ immer Dom ^SoK* fommenen unb 3Sotlfommenen: aber tt)ir 9J?enfc^en reben leiber üon bem ^ottfontmeneUr ben mir finben ntüffen unb bann lieben {ftnnen unb looDen; bod (^^^liftentum vibtt toon bem Solltommenen, ber vS^ fein foE, um bte aXenfi^en gren^ XfA p lieben, bie id) fel)e. SBir 3Äenfc^cn wllett emfwt fe{)en, um md) bem ^egenftanb ber i8o(lfDmmenl)eit fe^cn (Die Dii^tung ge^t bo^ beftänbig auf baä Unfi^tbare); in ß^rifto aber fa^ bie SSollfommenf)eit jur (Stbe nieber unb tidbte ben äRenfd^n, ben fie fal^. Unb tiinn (K^riftentum foHen mir (emen; benn eiS gilt hoä^ in nod^ biel meiterem @inne, aU e« urf|)rängtid^ O^fogt ift, bag niemanb ^um ^immel auffteigt, aufeer bem, ber üom §immel l)ernieber fteigt; fo fc^märmerif^ bie ^Jicbe aud^ lautet, bafe bu bic^ jum ^immel fd^toingeft, e^ ift eine (Sinbilbung, menn bu nidjt }nKwr d^ftlii^ kMmt ^immel nieberfteigfi 5Du fteigft ober d^filid^ timn ^immel f^exMttx, menn bu ben SRenfd|en, ben bu fie^ft, fo toic bu it)n fiel)ft, grenjento» liebfl SBillft bu ba^r in ber Siebe uoUfommen merbeu, \o [uc^e bie je Digitized by Google — 236 — ^-Pflic^t 3U erfüllen, in beiner Siebe ben 2)?en)c^en Heben, ben bu fiel)]t; liebe it)n fo, mic bu il)n fic()ft, mit aÜer feiner UnüoUfomaien^it unb 6c^n)ac^l)eit; liebe \f)n, tok bu it)n fiel)ft, mm et fid^ gonj üeranbert f^i, totm er bi(^ nid^t mtfjft liebt, fonbem DieQeicl^t gteu^Ctig ftd^ ofitoettb^ ober fic^ abtuenbet, um ehteti anbereit (iebett; liebe i[;n, nne bu t^n fie^[t, n^enn er bid) uenät unb uerleugnet. Digitized by Google V. ttnfte P^ütty in itt ittke Si^uü gegen einanier }u bleiben. äiömec 13, 8. „(^iH niemanD ni(f)t^ f(t)u[Dig, l»am iMife i^x ew^ tttUet einatiDeT lietri." an ^Qt auf Derfd^icbcne SBetfen bcjeid^ncn uitb 6ef(f)rei6cn üerfuc^t, tpie bte fiiebe einem 9)?enfrf)en, in bem fic ift, jum SetoufUlein fommt, bcn g^^^'^i^b in ber Siebe, ober, tvk bem p SKutc ift, ber (iebt. äÄan nennt bie Siebe ein ©efü^t, eine Stimmung, ein Seben, eine Setbem {(i^ft; ba biefe Oefitmmungen in allgemein finb, ^ot man fie aber nod) genauer 6efd^Yetben tt)O0en. Wtan ^at fie ein SSermiffen genannt, ober n)of)t gemerft ein fo(d£)eö, bafs bei Siebenbe beftänbig ücrnÜBt, er boc^ bcfi^t; eine ®et)n= ]urf)t, bie ober too^Igemerlt beftänbig auf baö get)t, toag ber Sicbenbe bod^ eigen !)at benn fonft ift eg ja ung(ücfü(^e ßiebe, nmd man bef(|retbt. ~> Sener einfältige S^fe M SQtertnmd I)at gejagt, „bie Siebe fei ein ftinb bei} 8tet(!^umd unb ber $rrmiit." SBer »äre ml){ auc^ ärmer a(S einer, ber nie geliebt l)at! ?(uf ber onbern @eite aber bat eigent- lich nid)t einmal ber ?(rmftc, ber gebüdt S3rodcg. au|lie|t unb bemütig füt einen Pfennig banft, aud^ nur eine ^or« Digitized by Google — 238 — fiellung bobon, ime Hein bte S^Ietntgfett fein fann, bie fttr ben fiicbcnben unenblidjen SBert ^at; mt flein bie Slleinig= Ceit {ein fann, bie bcr ßiebenbe (in feiner 3lrmut!) mit aller ©orgfalt auflieft unb üorfic^tig aufbctt}at)rt — aU ben foffc» baiiften ©c^a^l @el6(t bec ^tinfte ift no^ nic^t im ftanbe, eüoad 5U fe^en, toad in fetner ftleinl^eit nur bem gefd^arfften fBIide bet Seibenfd^aft (ber Siebe in «ttnmtf) nidlt ent« ge^en fann unb biefe in größte 93eftüräung bringt! Se gc« ringer aber ber ©egenftanb ift, ben bie 3trmut auflieft, unb je übcrfc^toänglid^er fie bafür aü für bie größte ®abe banft, befto gtdger mug \a bte ^rmut fdn. Sa, ff^red^enber aU afle ^Beteuerungen beloeift bte ®rd(e ber 9(rmut, menn ber Hrme für einen ¥f^^d fo inBrünftig banft, afe l^ättcft bu i\)m 3ieid^tum unb Überfluß gegeben, fo inbrünftig, al§ njöre er nun reid) geujorben. ^enn eö ift leiber nur alljugeroiß, baß ber ilrme n^efentlid) gleich arm blieb, fo baß ed nur feine — unfinntge SBorftettung UKir, bie i^n reid^ machte. @o orm ift bte Krmut ber Siebe! — (Sin ebler SÖ^onn 1^ ton ber 8teBe gefagt: „fie nimmt olled unb gieBt aQed." 2Ber empfing and) niel)i-, aU mv eine^ SD^enfc^en Siebe empfing? unb mer gab mel)r aU mer einem 3J?enfd)en bie Siebe gab? ^4Benn ber 02eib einen ä)^enfd3en noc^ fo ge^ffig aller uiirflic^n ober oermeintlic^ Qk^iit entfleibetr !onn er kool^I fo Bis in^ 9tttierfte einbringen, hai er aOeS nft^we? O nein! er ift tnel %u bumm; er a^nt ntd^t einmal, ttw baS ^erfted fein fönnc, ober baß e;^ ein foldieö gebe, in bem ber ma^re $Reid)c feine mat)ren (Sc^öje geborgen Ijat; er a^nt nic^t, baß eö mirüic^ einen oor 2)ieben (alfo aud& üor bem D^eib) fic^rcn Sflaum giebt, Une ^ @€^&|e gie^, koelc^ S)iebe (alfo oud^ ber 92eib) nii^ fte^ten Knnen. Sie Siebe aber fanit BüS ind Snnerfte hinein bringen unb einen SO^enfc^en fo au§plünbem, boß er ni^^, nic^t^ ^efi^t, fo baß er jelbft jugelle^t, er Digitized by Google — 239 — beftgc nid)tö, nic^t^, gar nicfjtiS! SD^erfiüürbig! 2)er Dieib nimmt, ipie er meint, alleö, unb t)Qt er eS genommen, fo jagt ber SD^enJc^: id) fyibc eigentlich nid^tö üerlorcn. ^ic 2iebe aber fann oQed fo ne^en, ba^ ber SKett^ \tUKx fagt: ^ befile gar tiu^. ^Dod^ am tceffenbfien Befd^reilt matt DteHeU^t Ue Steie atö eine unenblidjc ©d)ulb: njenit ein äWcnfd^ bon ber Siebe ergriffen trirb, fo fommt i()m bicö in ber SBeife jnm 23e= iDugtfein, bag er glaubt, in eitler uuenblid^n ^c^ulb ftel^n. 3m allgemeinen fagt man bon dnem, ber geliebt tptrb, er fomme \mx^ bie ü^m Bcmiefene Siebe ht @(^tt(b. So rebeit mit bat>on, bag ftraber i^ren (S(tem gegentber in einer Siebe^ofc^nlb feien, mil biefe fic juerft geliebt ^aben, fo bafe ber Slinber Siebe nur ein Hbtrag au ber @c^ulb ober eine Vergeltung ift. Unb bod ift auc^ loa^r. ©(eic^too^l eritttttn bkfe 9lebe ofl^ufe^r an eine toirUti^ i^brecf^nung: e9 ift eine @($tt(b oitfgelanfen, bie QJb^ß^0t toetbeit foS; cd ift und Siebe ertoiefen toorben, bie mit Siebe abgegal^It toerben foH. ^aöon reben Uiir je^jt nid^t, baüon, bafe iocr empfangt, baburd) in ©d)ulb fommc. S^ein, mx liebt, ift in <5rf)utb; inbcm er fu^ oon ber Siebe ergriffen fü^lt, loirb er fic^ beffen aSA einer »wnbUc^ @c|iilb benmj^ in ber er ftd^ befinbct atanberaar! 9lk Siebe eined S)^enf(|en ift ja toie gefagt bad ^>^d)ftc, toa^ er geben fann — unb boc^, eben bamit, baf? er feine Siebe giebt, eben bur^ feine ®abe fommt er in unenb(i(^c ober bei ber blühen 33e|d}reibung beöfelben, cy eilt immer 5ur Hufgabe ober ftetit eilig bic Aufgabe. Xae ift eben in bem SBort be« 5(po]tcI§ auf^gcbrüdt: „feib niemanb nid)ts fd^ulbig, benn bag i^r eu^ unter dnanber liebet", toüä^ SBort koir bepn 5ur ®nmblage fftr unfre (Srtoögung maä^: jS)a| ed unfere $fli^t ift, in ber Siebe ^d^ulb gegen einanber }u verbleiben. 3n einer <5d)u(b bleiben! ©oÜte ba^5 mijl jd)tDierig fein? nic^td ift ja leifl^ter, ai» in einer ©d^lb ju bleibenl Unb foHte. bad bie Aufgabe fein, ba| tmr in einer ©d^ulb Meiben? totr meinen ja fonft, bie ^lufgabe fei tnetmel^r, an9 einer ^xl)uih berau^^ufümmen! Um ma^ für eine ®d)nlb e§ fic^ and) Ijanbeln möge, eine @c(bfd)ulb, eine (5l)renfd)ulb, ein IBerfprei^en, immer ge^t ja bie Hufgabe ba^in, baj? man je bftlber je lieber auS ber ^ulb ^audfomme. $ier aber foQte bie Aufgabe, atfo (El^renfad^e fein, in i|r jn berbleiben' Unb toenn baiJ bic ?lufgabe ift, fo mufe e« ja eine ^anblung fein, üielleidit eine iücitläufige, fd]Unerigc |)anblung; in einer (Sc^ulb p bleiben ift aber gerabe ber Hu^brud bafür, bag Digitized by Google — 241 — mau firf) nidjt bag mtnbeftc üovnimmt, ber 9ru^bruc! ber Untf)ät{gfeit, (55(eic{)gü(tigfcit unb ^rägljeit. Unb eben basfelbc foU f)ier ber ^uSbrud für ba^ gerabe ^enteil ber %Uvi^ gfiltigfeit fein, ber Idtöbrucf ber üneitblid|en £teBe! @tc^, all ba8, alle btcfe fonberBareit ©d^toiertgfeitcn, bie fidj iriber biefe eigentümlid^e Dkbetoeife grcid^fam auf* türmen, beuten barauf ij'm, ba^ bie @a^e einen eigenen 3u{amment)Qn9 ^aben mn% \o bafe eg bereite einer getuiffen Umbitbung bed @tmtd unb (^ebaitfend bebarf, um nur auf bad aufmer!fam ju loerben, um ttKi9 ed ftd^ Rubelt. S8ir tvollen und junäd^i einen (eichten beulen. SBenn ein Siebcnber für ben (beliebten etlüQg, menfdjiid) ge* rebet, fo 5lu6erorbentlid)e^5, fo ^oditiergigeg, fo ^(ufopfernbeg gett)an t)ätte, ba^ mir SDJenfd^en fagen müßten: „baö ift bad ^öd^fte, m& nur ein iZJ^enfd^ für ben anbern tl^un {ann", fo tD&tt bod ja f(^5n unb gut. Stngenommen aber, er fflgte ^n^u: „fte^, nun ^abe iä^ ntetne ^ulb abgeja^It", koäre * boS ntd^t ein lieblofe?, fdteö unb ftrengeS SBort? toäre e§ nid)t, njenn ic^ fo fagen barf, eine Unanftanbigfeit, bie man niemals Ijören joUte, bie aud) in ber guten (SJefeflfd^aft ber ujQ^ren Siebe uner^rt ift! SBenn bagegen ber Sicbenbe feiner l^od^^^igen, aufoipfemben X^t erfl&ren »ürbe: „ic^ IiaBe je^t noc^ eine Sitte, tag mid^ bir t)erpf{td^tet bleiben": toärc ba§ nic^t ein (iebeS SBort? Ober tocnn ber ßtcbenbc mit jebem Opfer bem SSunfd) beg beliebten ttjillfalirte unb baju nod) fagte: „e^ ift mir ein ^-8ergnügen, Ijiemit ein tcenig an meiner ©c^ufb abzutragen — in ber it^ bod) gerobe p DerMciben tofinfc^" : bod nid^t ein iitU^ SBort? Ober toenn er rein terfc^miege, bag ed i^n ein 0)}fer foftete, (ebig< iv6^ toeil er ben öcrmirrenbcn ©cbonfen ferne l^atten looQte, e§ fönntc einen ^(ugcnblid mie ein 5lbtrog an ber ^c^ulb erfc^einen: tuäre ba^ nid)t ein ©ebanfe toirlUc^er Äiebe? SBcnn lex tegaarb, SBaUeit t)er Siebe. 16 Digitized by Google — 242 — fo ift, fo ift ja bamit Quggebrüdt, bafe t)icr ein eigentliche» Sficci^nen unb 3^^^^^^ unbenfbar, ber Siebe burcf)Qu§ njiber^ Itc^ ift. @ine 5lbree^nung lägt ftc^ nur anfteüen, too baS SBei^äUttid ein etiblu^ ift; betm bad ^x^äJitm& t>t» d^nlk lUfym ittin (Eitbn<|ett fUl oista^eit. S)er SMenbe o6et faim ntd^t red^tieti. SBemt bie thtfei^b me tPtffen bcfommt, toa^ bie redete t^ut, fo lägt fi(^ unmöglicf) eine Sficdf)nung abfc^Iiegen; ebenfotuenig, Irenn bie (Sc^ulb unenb* lic^ ift. iD^it einer unenblid^en &xö^t knn mau ni^t rechnen, bemt Betec^eit ^t|t gecabe kwtestblu^. — S)er Siebenbe Mitfd^t alfo um ferner felBft Urilleii in ber @^iilb ^ bletBen; er Mnfc^t feine (SittBtitbung Don irgenb einem Opfer, hwcä^^ onS nidjt. SBillig, unbef^reibtid^ hjiÖig (tüie eS ein tt)ätigcg, fd^äftigeö 2)ing um bie Siebe ift) rtiH er aUeö t^un nnb fülltet nur bad (^ine, er fönnte alles fo t^un, bag er aud ber ©d^itlb Säme. %M i% red^t kierftanben, bie Surd^i» ber SSmifd^ ift in ber Sd^nlb ^n bleiben, wib er ift |ng(eid| bte ^ftic^t, bie «ufgak. 3ft bie ßieBe in wn» SKenf^en nicf)t fo öoUfommen, bog bie§ unjer SSunfc^ ift, fo foll bie ^flicfjt un^ baju bet)ilflid) fein, bag toir in ber ©d^utb ncrb(eiben. SBenn e§ ^ßflic^t ift, bafe toir in ber Siebe ©c^ulb gegen einanber bleiben, fo müff en toir frft^ unb \p§Lt, ja eloig loailfani fein, ba^ bie Siebe nie bei fi^ fclbfi Oer* loeife ober fi^ mit ber Siebe in anberen ütenfd^en Dcrgletd^c ober fidj mit iljreu eigenen Seiftungen Oergteic^e, bie fie üoUbrac^t t)at. SD'^an ißtt in ber äBelt oft begeiftert unb feurig Don Siebe reben, bon d^lauben unb hoffen, oon bed $ei^nd 0fite, tnrs oon allem Sbeolen, unb ttrirb oon ben glfi^ben finUMäm, ben glü^enben ^rben ber ©c^ilberung l^inge* riffen. Unb bod) ift eine foldje Stiebe red^t eigentlid^ eine gemalte SBaub unb bei näherer unb ernftlic^erer ^efic^tiguug Digitized by Google — 243 — ein S5etrug, ba fte ben ^n\)'öxtxn enttoebcr fc^meid^eln ober i^rcr fpotten mu^. 2J2anc^mal befommt man aud^ einen c^xifUic^ Vortrag l^ren, beffen ganjed ^el^eimnig btefe in einer iUtlettung ^ ^füiid^ )Be^ tcflgenfd^ Qe« geiftecimg tfi ffiemt n&ndtc!^ jemaith cntf ehte folc^ Hebe ^ ganj einfältig uitb teMid^ (bo8 tft cBen Slebltd^Iett, bafe man nac^ bem ©efagten l{)un, fein £e6en einrichten toiß) fragt: „tuag fotl ic^ benn tl^un, toit mu^ ic^ eS ongreifen, ba§ bie Siebe jo in mir aufflammt?" fo muß bei SÜebnec eigentlich antttwxten: ^bod ift eine fonbecbaxe Stofie; iver Siebe nnb i&Uaibm nnb Hoffnung rnib $et§eniSgüte f^, bec l^t fle auf bk befc^eSene Sßeife; bem aber, ber fte nk^ ^at, fann eine SfJebe nid^t fielfen." ©onberbar! Wan follte bod^ glauben, eä tt)äre befonber^ üon SSert, ba^ ju benen gerebet toürbc, bie nic^t fo finb — bamit fie fo »erben Idnnten. ^iec liegt ober eben h(A Xxägecif in bem 8lenb» tocA: man tebet, att moDte man bie SÖtte anleiten, nnb mug bann geftei)en, man fihme nur t>on benen teben, bie feiner Einleitung bebürfen, nieil fie nun einmal bie ^i'oüfommen* l)eit l)aben, ttjelc^e bie Siebe bcfc^reibt. 3" ^^"^ ^^^^^ bann aberV n7em foQ bann biefe 9lebe &tanm bringen, ba ^iM^tend einige eii^ne finb, toon benen fie tebet — menn ei^ über^n|»t fold^e einzelne gtebt Sollte aber fold^ei» mh 5Cfinbeln an<^ (Sf)riften' tum fein? ®ann ift eg ein 55^f)ler am urjprünglic^en Sänften* • tum, bafe eö feine SSorte üon ®ered§tigfeit unb 9?eint)eit be^ ftänbig an ©ünber unb ^bUntt ridfitct, bie boc^ tooljl nid^t gerecht finbl 2)ann l^tte ja iM (S^riftentum, ftatt fo f)ii|ig toon ben (gerechten jn rebcn, bie ber 8n|e ni^ bebfirfen, fid^ richtiger ju einer Sobrdie auf bie — <&mäjitm oufgepu§t! @olI aber baS gefdjclien, fo ift nic^t nur niemanb ba, ^u bem bad d^riftentum reben foU, ad^, ed giebt aud^ niemanb, 16» Digitized by Google — 244 — üon bem reben fönnte, b. fi. ba§ (5;f)riftentum ift bann 5um ©c^tocigen uerurteiU. dldn, am aUenüentgften l)Qt baä (S^tentitm fid^ aU eine Sobtebe dngeffil^ct, utib ci^ fid^ nie toirit 6cfa|t, Bef(|rei8enb babet beduetlen, lote ein SHeitfd^ ittm eHtmal fei; c8 ^ot tiie ehten tttitcrf d^tcb jtDifd^cn ben 9J?en]c^en gemad^t, fo bafe nur non benen reben Jönnte, bie nun einmal fo gliicflid) finb, fo Hebcüon ju fein. ©tjriftentum beginnt \ixad& mit bem, toaö jeber aj^enjc^ toetben f oll ^runt nennt fic^ bad <^nftentum eine fin« leünns nnb mit 9led^t; benn niemanb lohb bei (S^tifbtSr toclc^cr ber SBeg ift, ober Bei bet ©d^rift, bie bie Ifnrettmtg ift, öergeblic^ anfragen, tüa^5 er tl)un foüc: ber gragenbe beJommt e§ fofort luiffeu — tncnn er fclbft \v\U. ^amit foQ ä)'2igt)erftänbniffen oorgebeugt toerben. äBei ^ ni(|t f offen toHXL, kood il^m bec Siebe koegen ^ngonntet imrb (nnb gettpil nntg anr ffoeignung nnb Seloa^cnng bet Siebe jebem ttiet ober rid^ttger aHeS ^ugemntet loerben): ber ^t fid^ aufeerl^alb beö SJ)riftentnmg geftellt unb ift ein §ctbe, ber ba§ ®(ücf(ic^e, alfo ba§ 3"?^'^^^^9^ betounbert, aber gerabe barum im ^nftern tappt, iDirb auc^ fd^merltd^ oor i^m Hefter »erben, ob and^ nod^ f o inele 3nlid^ tmt tl^m ^erumgaufeln. fßtm fott a(fo etnmd nnb foH benn nnn gefd^el^en, bantit man in bet Siebe ©d^tb gegen ein« anber bleibe? §at ber gifcljcr einen gifd^ gefangen unb er tt)ill if)n am Seben er(}aUen, maö mu^ er bann tf)un? @r nutg i^n fofoit ind Kaffee t^un, fonft fied^t ei: ^tn unb gel^t * fiber fni} obet lang (l^runbe. Unb nxmtm mn^ man ^ ind »af^ t^? föeti bem gifd^e bad »äffet fein (Hement ift nnb atled, \üa(^ am SeBen erhalten werben \oll, in feinem (SIemcnt ju belaffen ift; ba§ Clement ber Üiebe aber ift Unenblid)feit, Unerfc^öpffic^fcit, UnermcBtid)* teit ^iUft bu ba^er beine Siebe bekoal^ren, fo ac^te bar«' Digitized by Google « * — 246 — anf, bag fte, burti^ bte Unenblid^eit ber ^et^eit unb Scben gefangen, beftänbig in i{)rem Clement bleibe; fonft fiec^t fie ^in unb erftirbt — nic^t über furj ober lang, benn fie ftirbt fofort, roaö eben ein 3^ic^en \üx biefe i^re ^ollfommeiil^it ift, ba| fie allein in ber Unenbltc^fett leben bnn. »ü6 Unenbtid^feit, Unerf^ö^jflid^feit, Unermefelic^feit bad ©fement ber Siebe ift, n^irb gettJtfe niemanb leugnen; eS ift auc^ Ieicf)t ein^^ufetjen. eingenommen (mir fönnen ba§ ja mol)l annehmen), bafe ein £'necf)t ober irgenb ein 5lrbeiter ffir So^n genau gan^ bai^felbe för bid^ tl^ne toie bei Siebenbe, fo bofc alfo bte ©nmme il^ detftmtgen nnb SHenfke füx ben Secftottb nnmiteifd^bBat gleid^ ift, fo Metbt bod^, bod^ ein unenblid^er Untcrjdjieb, ein Unterfdjieb, ber gar nic^t §u ermcffen ift. ^er eine üon beiben giebt näm(idf) beftänbig noc^ eine S^Qaht barein, bie fonberbarermeife unenbUc^ me^r toert ift ald bie Seiftmtg, ber fie bie S^Qaht bilbet ^b^fyiXb bcieid^ iptc ben Untecfd^ mit Stod^ a&» ^nner« nteglic^". 3n aQem, mi^ ber Siebenbe fftr bi^ t^ut, im Unbebeutcnbften ttjie in ber größten Zijat ber 5(ufopferung, giebt er beftänbig bie ßiebc mit baju, unb baburc^ ertjält auc^ ber geringfte ^icnft, ben bu einem ßoljnarbeitcr meUeic^ faum anrci^nen niürbeft, unmefebaren äöcrt — Ober lo^ einen SKeufd^en onf ben i^nd^ Herfallen, ob er nid^ o^ne eigent» Itc^e ^Be jnm anbem, kbtgltc^ loetl er ed einmal fo »oOte (alfo oerfuc^gt)olber — nid^t aug ^flic^t), ebenfo unerfd^ö^f* lic^ (toie mir ^u fagcn pflegen) in ^(ufopferung, 3)ienftleiftungen unb Sufeerungen ber Eingebung fein fönnc tt)ie ein anberer, ber benfelben ST^eufd^en n^irflic^ liebte: bu fie^ft leicht, ba| er ci^ nid^ erreid^ bo| im dkgenteil ein Unterfd^eb annfd^ ben beiben Bleibt, ber gar nid^t auiSjumeffen ift. ^ tokd» (id§ Siebenbe be^äü immer einen ^orfprung, unb ffoai einen Digitized by Google — 246 — uticnblic^en SSorfprung; benn fo oft jener eine nenc ^ufeerung öon Eingebung auSgefonnen, bercd^net unb gefiinben !)Qt, ^at fk ber ßiebenbe bereits aitögefül^rt, toeü er feiner S^erec^^ mmg 6ebacf imb bantm aitd^ leinen Stngenbtid mthttf&t^ 3n einer nnenbltd^ @d|nlb fein mib berBCeiBen ift aber gerabe ein 5(ugbrucf für bie Unenblid^feit ber Siebe, fo bo^ fte in il^rem Clement bleibt, trenn fte in ber ©c^utb bleibt. @g fitibct ^ier ein SBec^felüer^äUnig ftatt, ba§ abcc anf Reiben Letten ein nnenbli^ed ift (Sinerfeitd ift'S ber Miebte, ber in ieber SiebeMnlemng bell S^iebenben (ietooll W Unme|8ariett erfennt; anbrerfettil fü^It ber l^^be bie Unmcparfcit, tocil er erfennt, ba^ bie ©c^ulb unenblidj ift. §iebei ift ein unb bagfelbe ftet^ sugletd^ unenblid^ gro6 unb unenbüd^ flein. ^er ©eliebte gefielet in Siebe, bafe ber SHebenbe bnrti^ tta& ftlctnfte nnenblifj^ me^r atö a&e anbem mit oOen, an^ ben größten 0))fem; nnb ber Siebenbe geftef)t fid^ felbft, bag er mit oHen m6gli(i^en 0))fem nn« cnbfid^ loeit f)inter bem ^urücfbleibt, toa^ er alö feine @^utb erknnt. 2öetd)e n^unberbare ^lu^gteid^ung tioKbringt boc^ ^tcr ba^ Unenblid)e! O, bie (5Jetef)rten finb ftolj auf bie IBere^^nnttg b«^ Unenbtic|en; ^ ober l^aben inir ben @tein ber SSBeifen: bie gertngfte Seifinng ift nnenbtid^ größer aU aSe Opfer, nnb olle Opfer finb unenbtH!^ gering, ttienn fie für bie geringfte ?lbtragung an ber (Sd^ulb gelten woÖen. 2öa8 fann nun aber bie Siebe aug it)rem Clement bringen? ©obalb bie Siebe bei fic^ fefbft Dernjeilt, ift fte att|er^a(b i^red (i^lement«. fBkA ^|t t», baft fle bei ftd§ fetbft benoeKe? S)afe fte fid| felbft aum ®cgen« fhmb ttietbe. ®in ©egenfionb aber ift otleaeit ein gefä^r« lid^eö ^ing, toenn man fi(^ üorttiärtö beiregen foH; ein ^egenftonb ift ald ein enbUd^ fefter $unft, ai^ ^ren^e unb Digitized by Google I — 247 — |)emmm9 ein gefö^rltd^ 50mg ffir bte UttenMic^feti Un< cnblic^ fann fic^ nämlid^ bie ßte6e ifid^t felbft jum ®cgcn* ftanb Serben; bog l^ätte auc^ feine ®efal)r. 2)enn tuet un* enblid^ fid^ fel6ft ©egenftanb ift, Bleibt in bct Unenbli(^feit; ttiemt alfo bie Siebe in biefex SS^fe i^ eigener (fikgenftanb ift fo ift fte mir obec betbteibt in \!^itm Sein; beim fte ift in fid^ felbfi eine S3erbo|)))eIung, unb atö burd^ @e(6ftbe» toufetfcin unb ©elbftbeftimmung öerbop^)e(teg ßeben, atö ©eifte^Ieben, ift fie uncnblid^cS Seben unb fann nid^t tuie ba§ b(o| natürliche ^Da^inleben in ber einjclncn, jcrfplitterten ibilentng anfge^. l^ermeilt alfo bie Siebe bei ftd^ felbfi, fo nrng fte fid^ a& einzelne SiebdNingcntng ober ntu^ i^t eine anbcrc, öereinjette Siebe jum ©egenftanb toerben, bie Siebe in bem einen 2J?enfrf)en unb bie Siebe in bem anbem aj^enfc^cn. SBenn fo ber ©egenftanb ein cnblid^cr ift, fo öertoeift bie Siebe bei ftd^ fclbft; benn baft fie unenblic^ bei ftf| felbft HeAoeile, |ei|t gerabe, baft fie fid^ beioege. SetlDcilt abet bie Siebe ettb(ieilen, t)ielleid^t um ju feigen, Xük to6t er gefommen fei ober ttiie ^odg er über ber @rbe fd^n^ebe ober ttrie fein ging fi(| sn bem eines anbem an<^ (»feilfd^nell bat)infaufenben ^feitiS tier^Ite: fo fiele ber ffeil im felben 5(ugenblicf ju ©oben. ®o ift eS auch mit ber Siebe, ttjenn fie cnblid^ bei fid^ felbft oemjeilt ober fi^ felbft ©egenftanb »irb, b. genauer auggcbrücft, loenn fie fid§ öergleidjt. Uncnblid^ fann fid^ bie Siebe ni^ mit fic^ fetbft oecgleidlen; benn in i^ret Qnenbli^feit gefe^en gleid^t fte fid§ felbft bis gur ftftten Sbcntität mit fid) fetbft, in bem uncn blicken SBergleid^en giebt ed fein ^ritted, ift eine iBerbo))t^lung, alfo feine Digitized by Google — 248 — ^scviUcidjunt^. ^^u jcbcr ^ikrglddjung gehört (^^eic^^)eit unb Unglcid)l)€it, unb ein britted. ©lebt nun fein ^ertoeilen, fo giebt €d !eute liBecgUic^img; giebt (ein S3ergfeiiebet geringer. (Sr meinte bieOetd^t anfangs fetbfi, bad (Sktn^ fei blof) ein f[üd)tiger ^tenBIicf im SBorBeige^en, ber loeber 3cit nod) ^Inftrcngung erforbere; mit bem Scitcnblid bc8 ^^nniiloidjen^ aber entbedt er teiber nur aü^uleidit eine gon^e ;ük'lt uon 95ert)ärtniffen unb 9{ed)enejem|)eln. 2)Q^ giebt ben Mufentl^att; im n&mUd^ Hugenblid ift er in i^efo^r, ani^ berSd^utb ^n bmmen, ober bieUeid^t Bereitö and t^r ^erand« getreten — b. ^. aud bem (Clement ber Siebe. — Ober fann baoU ©cgcifterung nur eine 8 tt)iU unb in ©egeifterung afle« für baö ©Ute opfern Ujill; benfe bir, er macf)te nun bie ©rfaf^rung (unb bie loirb er ni^t jufällig machen, fonbern unbcbingt, fo lange bie fßkit bie äBett ift), ba^ ü^m bie SEBelt gan^ in gerabem Ser^&Itnid nm fo me^r entgegenarbeitet, je mteigen« nü^iger, felbftlofer, angcftrcngter er arbeitet; benfe i^n bir auf biefer ©pige — ttjenn er einen einzigen 5Iugenblicf fe^l fie^t unb fein ©treben mit bem Sot)n ber SSelt ocrgleic^t ober fe^l fie^t unb fein öeftrebcn mit feinen bigl)erigett £eiftungen t>ergleic|t, ober fel^ fie^t nnb fein Sod mit ber XniSgeid^nung berer Dergleid^t, bie gerabe nid^ tum SBegeifte» rung ju brennen fd)einen: ac^, fo ift er öerloren. ^od^ ber 3Seriuct)er tritt ju i^m unb fagt: „l}ait an mit beincr Slrbeit, minbere bie 5lnftrengung, ^abe gute Xage, genieße bag Sebcn in liBel^aglicl^fett nnb benit|e bie fd^meic^el^fte Sage, bie man bir anbieten toirb: einer ber Segeiftertften gn fein" — htm ber SSerfu^er ift nic^t ftbel auf bie ©egeiftcrung ju fprec^en, fo ftug ift er fct)on; fo entleibet man fie ben 2euten Qn6) nic^t fo leidet. Snbeffen toiü, jener lIBegeifterte bem ^erjuc^er — 251 — fem fd^enfcn; er erneuert feilte Unftrengung. 3)(r tritt ber S3eifuc^er mieber \\)m unb fagt: „^alt an mit beiner 5Irbeit, minbere bie 5(nftrengung, ^abe gute Xage, genieße bog Seben in Söet)Qgli^feit, inbcm bu bie unbebingt fc^etd^^ftefie f^t Benfit^t, Vit fTeUi(| oiu^ tiitt tnt gebotet! koetben fanti, ber am meiften Segeifterte feht^ eine Soge, bie bem ßeben Iei(ä^ter ma6^t unb bir, bem ©e* geifterten, bie Söeipunberung ber SSelt öerfc^afft, »öfirenb ja fo bein Seben jur blofeen 5(nftrengnng tt)irb unb baburc^ ben SBiberftanb ber SBeU ^rauÄforbert." öer^ältnt»* m&|i9 bei Segetflertfle )tt fein, fji^ eben: tii(|t bcgetfierl fein! fBU^ bem, ber feine Seele bur^ IM tBerglei^en be» fterft nnb Derberbt ^at, ber bc^alh au6) in bem golgenbcn nur ungeheuren ©totj unb ©itelfeit fe^en fann! 2)enn ber 936- geifterte fagt nun jum SSerfud^er: „tteid^e öon mir unb nimm jeben @^eban!en, baft ifl^ mic^ mit anberen tierglid^e, mit fort!'' Unb bamit trifft er gan) boiS Sliil^e. 6iel^, barum rufen tvtr einem Segeifterten ^u: ,4^^^^^^ ^ ^0^» Derfto^ft bein C^r, t)alte bid^ an bie gorberung ber Unenblic^feit, fo fotl fein ^ergleid^en fid^ einfc^Ieid^en unb beine 8e*^ gcifterung baburc^ morben, bafe bu — öer^ältniömäBig — ber SBegeiftertfte toürbeft! SUigeftd^tiJ ber gorberung ber Un» enblid^leit ift felbft beine grd^te ttnftrengnng ein Ihnber« f|ne(, burc^ baiS bn bir felbft nid^t n)id^tig merben fannft, burd^ baö bu öielme^r gerabe t)erftet)en lernft, tuie unenblic^ Diel me^r öon bir geforbert niirb." SBir mamen einen, ber in einem fturmfc^neU ba^in eitenben ©c^iffe ftef)t, bafe er nid^t in bie SBogen blidte, ba er jonft fc^tt)inblig merbe: fo mad^ bie SSergletc^nng ber Unenbtid^ nnb d^Iid^feit einen fRenfc^en fc^n^inblig. $üte bidft borum Hör bem IBergteid^en, ju bem bid^ bie Sßelt nötigen miH; benn bie Sßelt uerftel)t fi(^ auf bie ^egeifterung nic^t beffer ald ein (^elbnienjc^ auf Digitized by Google — 262 — hie 2te(e, mib bit iDhrft S)umm^eit am aHercrften auf ba6 ^^erglcirfjcii au3 ift unb burc^ biefcg alIcS in ba0 ausgetretene OJeIcife, in bie ftereotnpe jySSJitttic^teit" bannen möchte, ©iet) bic^ bat)er nic^t um, «grille ntemanb auf bem 9Q3ege" (£uL 10, 4), ffixt mc^ auf bad @c|men imb dtti^tfen, bod btc bdnc Ce flc tfte c m i a tocgnamii usb 1^ Shnft fCvbett ht ber %xthnS!^ beS SSergleic^enS öertocfen mitl. Safe bid} nid}t ftöreit, ba6 bie 35?elt beine ^öegeiftcrung ^)krrf)eit fc^ilt, (Selbftliebc nennt — in bcr (Sicigfeit roirb jeber üerftet)en muffen, mad Skgetftentng mtb iBtebe ift. il^imm baS mä)t an, bod htc 9e5oisit tmrb: um l^olbe WMt tnt tioSe Odnnbcssiig bet »dt au getvtmiat; Bleibe in bec@^ bef Uiieiib(id|lett mtb freue hxd) be« 2ofe§: bafe bie SBctt gegen bi(^ ift, »eil bu nidjt feilfd^en millft. ^öre nic^t (benn eö ift bereits ju fpät, baB bu bem (^e^orten nic^t glaubeft), ^öre nic^t, mo^ fälfc^tic^ bie Segeifterung ^üer ^anb fagt; ^öre ^ nid^t, ba| btt (tii(^ auf anbete Iffietfe ^n @4aben fvnunfil^ toemt btt es glaubft: ffitit nid^t jeber SH^enfd^, ber ben SBiUen ba^u f)ot, jur Unenblic^feit gleid^ na^ unb olfo gleid) na^ jur iöegeifterung. Xenn jur Segeifterung gel)ört boc^ Xüoifi ntc^t b(og, bajs man alleS t^un unb leiben, funbern auc^ bafj man babci beftänbig in ber ©djulb ber Unenblic^feit bkiben mSL @o oft ber tM^nofirtö fiteren foO, mul bte @e^ne geftxmnt loerben; fo oft aber bie 8egeifterung i^ren glug erneuert ober bnri^ (Neuerung betoa^rt, ntitft bie Uncnbüdjfeit ber (Sc^ulb bebac^t merben. ©0 ift eS auc^ mit ber Siebe. Sßillft bu bie Siebe be* too^ren, mugt bu fte in ber Unenblic^feit ber 6c^ulb 6e» too^ren. ^ btc^ bamm toor bem IBergtei^ai! fßks tm Mibarftett Bd^a^ ber VkU BeUNU^, Brom^t ntc^ fo ängft« (id^ barüber ^u nxic^n, bag nienumb etMl botton erfahre; Digitized by Google — 253 — benn bu mufet äugleid^ barübci: toad£)en, bafe bu n\d)t hutä) "i^erglcicfjen felbft etlraS üon ber Siebe 511 iDtffen bcfommcft. §üte bid^ oor bem Sißergteid^en ! S)aö ^^ergleic^en ift bie mtfeligfte SBcrbinbuttg, in bie bie Siebe eintreten fann; bog «ergleic^ iffc bie gej^Uc^e »efonntf^aft, int bie £ie6e mod^ fdtut; hai Setglet^ ift bie fi^Iirnrnfte allet tBer« fü^rungen. Unb fein SSerfü^rer ift fo rofcf) bei bcr ^nb, fein ^l^erfü^rer ift überall fo an Ort unb (Stelle njie baö ^ergteid^en, fobalb bein iSeitenblid loinft — boc^ fage fein SScrfü^rter 5U feiner 95erteibigung „bog Sßergleid^en öerfü^rte .mu^"; benn er felbft !am ja anf bad S$etg(eic|en. & ' ift ttio^C Be!dnnt, toie ängftlid^, nne tiergeblic^ nnb hoä^ fd^rccflic^ angcftrengt einer n)anbelt, njenn er »ei^, bafe er auf bem (>3Iatteiö gel)t; ebenfo befannt aber ift, bofe er ganj fidler unb feft auf bem @ifc ge^t, öjenn er üor ginfter* niS ober aui^ fonft einem ^runbe nid^t koeig, bag er auf iSUiMB toanble. ^fite bid^ alfo bat^ot, ha» Stogleid^en %n entbedkn! *SM IBetgletd^en ift ber ungefunbe &S^o% ber bem Saum ba§ SBad)§tum nimmt: bcr ©aum »irb, tme t)erf(ud)t, jum tt)elfen Sdjattcn; ber ungefunbe ©d^oB aber lDä(^ft in geiler Üppigfeit. S)ai8 ^crgleid^en ift tT»ie be8 9{ad)bar^aufeiS feud^ter (S^runb; ob bein ^au^ and) md)t bar^ auf gebont ift, eiS finit bod^. ^bcA SBergld^ ift n)ie ber j^mlicl) fd)Ieic^enbe 8Bnrm ber ©^nrinbfud^t, ber nid^t ftirbt, roenigftenS fo lange nid^t, big er bcr Siebe ba« ßeBcn ou«« gefocjcu f)at. ®a§ SSergleic^en ift ein efeU)after 5(uöfc^lag, ber fid) eintoärt^ gebogen i)at unb am 9)?arfe jel^rt. $üte bid^ botfcr in beiner Siebe öor bem SBergleic^en! 9ft aber bod iBerg(eid§en bod einzige, heA bie Siebe axA ber ©d^ulb bringen ober bod^ gefä^rttd^ »erben Unmit, unb entgef)t fie alfo bem Sßergleid^en, fo bleibt ftc gefunb unb Icbenöfrij^ — in ber unenbUd^en ©c^ulb. 3n ber ©c^ulb Digitized by Google — 254 — hl^bm ifl eht mienbCtd^ fitnterliftiger mh boc^ imttMl^ treffcnbcr ^TuSbrucf für btc Uncnblici^fcit bcr Siebe. SSBcnn man §. 33. Don einer S'^aturfraft fagt, fte ftürme mit unenb^ lieber ©^neü igf eit öorloartö ober fic bred^c mit uncnbüc^r ftroft unb gfiae ^ert)or, fo f)at man beftanbig ha» ^fü^I, cd Utattte iMNl^ aiu!^ einmal cme ©toAiiiQ ober on ber Siebe, baß man in bcr ©(^ulb bleibe, fonbern ein ^anbetn; fo oerbicibt bie Siebe mit §i(fe ber ^füc^t 4rift(i(^ im ^anbeln, im ^anbelnd, nnb tben bamit in bec nnenblic^en ©i^nlb. Sieben ^fet in eine nnenblid^ @^nlb gefommen fein. S)er Wtßm^ä^, in ber @te bet 8taut §tt« fammeii); unb gerabe bavunt ifi btefet fBunfd) bet KuiSbri«! ber fd^lhten 8cf)rDärmerei. bie blofe menfd^lid^e 5luf* faffung ift bie fc^öne ©djtüärmerci baö ^öc^fte. 2)aS ^^riftentum ober rebet nid^t fc^tüärmerifd^ öon ber iiiiebe; ed fagt, ed fei ^{lid^t, in bec Siebe ©c^itlb au bleiben, ttttb fagt baS tttc^t, aU berftiege ftd^ bamü bai^ ^enfen im ^öd^ftcn $Rauf(^e ber Überfd^njänglic^feit gur legten fd§tt)tnbe(n= bcn §öl)e — benn ber SSunfd^, in ber ©d^ulb bleiben, toäxt ein überfd^toänglic^er ^uiSbrucf, unb boc^ fönnte ed f (feinen, er »ütbe kDomdgtid^ nix| überfd^loönglid^, toenn er ^flid^t ttftre. @eI8fi baS Überfd^toangli^e erregt bod^ gegen feinen fSiVen, ben ^ein, afö trüge ^ tfXiM mt ber ©d^utb ob; ift eö aber ^flid^t, in ber ©^utb §u bleiben, fo ^Qt fid^ bie Unmöglid^feit no6) einmal l^ö^er üerftiegcn. (£g lägt fid^ foft ber Seroufd^ung ))ergleid^en, in ber c3 eine Steigerung bei» Konfc^ bebeutet, toenn einer pVMjßä^ einen ttngenbttd ganj nüd^tem tmrb; benn bie @flic^t, in ber isc^ulb bleiben, unb jagt bamit, baf? ein §anbe(n fei, fein blü%ci Slußbrud, in bem fic^ bie Siebe äußert, feine blo^e 51 uf* faffung t^er felbft, bie fie burc^ nachträgliches dla^btnUn üBer {ich geurinnt (ShnfÜifh tierftoitben hat fein ä)l^eitfch in ber Siebe tkiS ^ö^fte erfüSt; unb fefbft toemt bt€9 ber %aU märe, biefeS Unmögliche, fo njürbe fid^ boch im felben ?(ugcn^ blicf, diriftücf) üerftanben, eine neue Hufgabe ergeben. &kbt es aber jofoct eine neue 5(ufgabe, jo fann man unmöglich erfahren, ob man bad ^öchfte gethan h<^be, benn ber Singen* blicf, in bem man jn imffen häommtn foEte, fteht fefi gebannt im ^enfie ber 9[nfga6e; ber BD^enfch fann olfo Don bem öorau^oget)enben "^Hugenblicf nicf)t§ ju roiffen befommen (baju reicht bie ^dt nicht!), et ift befchäftigt, fteld im ßuge hanbeln, n)ogegen fogar bie on ihr in einem ät)nlid)en 33erl)ältni^ loie ein au^ergenjuljuli^ begabte^ ^inb 5U einfältigen Altern: bog Äiub ift fo raf(h mit ber $Utfgabe fertig, bag bie Altern julegt ni^tS mehr ftnben fdnnen, mit fie bad liebe ftinb bef (heftigen f oSen. S)ie Siebe mad^t ber b(o| menfi^Iid^en 9(uffaffung k)on ihr eine ähnlidjc ^Verlegenheit, tok ein feurige^, ftol^e^ ^ßferb einem ungeübten 9^eiter: e§ reitet il)u rafdj mübe, ^tatt bafe ber Oieiter im S^iotfafl ben Sfienner mübe reiten üerftünbe. tarn bai» (^h^^ftentum. ©eine Slbficht ift nicht, bie Digitized by Google — 257 — 8ic6c tof)m fielen, hnx(fyin^ nic^t; ober d5 ttjctfe im SBc* roufetfein feinet ewigen SBefcnS unb ancjctljan mit bem (Srnft ber (Stöigfeit, bajj bie Siebe bemciftern fann, unb rcbct barum fo ftmpcl, b. t). |o ernfllic^ öon ber ©ac^c — gonj toie ber eifenftade Oereiter, ber toei^, ba^'er beii ^ettgft tumme(n foitit, beffen ^euer nic^t Beloutibert, oSer fagt, er folle frf)on feurig tucrben; benn er nimmt bem fein geuer nic^t, er be(}crrfd)t unb tierebelt e§ blofe. tt)eif3 baö (S^^riftentum bie ßiebe bemciftern unb fie 511 (eieren, baj jeber Slugenblid feine Aufgabe f^t, toeig mit ber £iebe aitd« Stt^alten, fo boj} btefe bemtttig lernen mu|, ei^ fei leine 9iebendart, feine ©d^YDftrmeret, fonbem @mft itnb Ißa^rl^eit, in ber ©^ulb bleiben lüüücn. SSie gezeigt wäre baö (SJefäljrUdje, luenn bie Siebe tier* gtetd^nb bei fic^ felbft üeriueiten mollte. ^aö muj Oer* ^inbert )oerben; inbem aber bie $f lid^t bai$ beforgt, gefd^e^t Sugtei^ etkood anbereS: bie Siebe tritt näm(i(^ in ein Öer» ^ältni^ 5U ber c^riftlidjen SSorfteflung uon (^ott ober in ein cf)riftH^e§ 58erl)ältniä §ur "iNorfteüung üon ^5ott. @ci^ulbüerl)ä(tniä wirb Quf baö ^ert)ftltnig jtüifc^en iD^enfc^ nnb &i>it übertragen. <3ott übernimmt foftufagen in Siebe bie gorbernng ber Siebe; ber Siebenbe fommt burd^ bie Siebe ju einem SWenfc^en in eine nnenbtic^ ©d^ulb — in eine @d^utb and) gegen ©ott ai^ bcn ^>Drmunb für ben ©eüebten. 9^un ift ba^ i^ergleidjen unmöglid; gemacht, unb nunmel^r ^t bie Siebe it)ren 3D?eifter gefnnben. SBon feftlidjer ©tirn« mung nnb $arabeleiftnngen ift nun nic|t me^r bie 9ttbt; bie Siebe ^at nid^t mel^r auf bem finbli^eti rc(i^g unb Stiebignng ber @(j^etigfettm bie Qint aisutaKirten, ba biefe nntflic^ ^eretttbred^en. ^Demt eg liegt bem ber trügerifc^e ©ebonfe äu (SJrunbe, fönnte am (rnbc bod) mögüd^ertueife ein (5{)rift biefer SEßibemärtigfeitcn überljoben bleiben, ganj in bem <&tnn, mie einer günftigenfaUS üon ^rmut ober Shonl^ kierfretft. 92ettt, koetttt bte (e|te @d^ttnertgfeit Derf(^tinegett ttmcb, fo idtttt' etgentCi^ timit ^^rifttic^ett tttd^t gerebet loectat. 9fi bie SBelt nii^t fo, mie fie urfpriingticf) Dom (5()riftetit«m an* 9efc{)en mürbe, fo ift ba§ dtjriftlidje njefentüd^ abgef^afft. JBad ba« ^l)riftentum ^clbftoerleugnung nennt, entljält eben, imb fioax toefetttlic^, eine ^opptlQt^a^x, fottft ift bie @e(8ftk>erleitgititttg ni^t d^fi(id|ie @e(6fiber(eitflitttttg. Storni alfo jemanb Beioeifen, bag bte 9BeIt ober bie (E^fiett^ je^t mefentn^ gut gemorben ift, aU märe fcf)Ott bie ©migfeit eingetreten, fo mill id) and^ bcireifen, bafe bie djriftlid^e ©clbftüerleugnung unmöglich gemacht unb baö (£f)riftentum abgefd^afft ift, toie ed einmal in ber. d^toigfeit abgefd^fft fein toirb, too ed anfgel^M ein fam)>fenbe9 §u fein, ^banfe ber hlo% menjdjlid^en ©elfiftttetlengnnng ift ber: gicb beine felbftifi^en 2öünf(J^e, ^(ane, 93eftrebungen auf — fo mirft bu geadjtet unb aU ber ©ered^te unb Söeife geehrt unb geliebt. Wlan fie^t leicht, ba^ biefe ©elbftöer» Xengnnng <^tt ober bad (i^ottedoer^ältnu» eneid^t; fie Digitized by Google — 265 — bleibt ipelttid^ innerJ)aIb bc^ 5öer(}ältniffeg gtüifdEien 9J?enidj unb Wltn\6^ fielen. 2)cr ©ebanfe ber c^riftlic^en ©clbft* uerUugttung ift ber: gteb beine felbftifc^en äBünfd^e unb 9eftxeButigett oitf, gteli bettre etgetmfiltgen ^(ane unb gloecEe auf, fo bag bu tn SBo^rtiett felbfttod für baS ®ute otBetteft — unb finbe bid^ bann barein, ba^ bu eben l)ierfiir faft Ujie ein ^erbredfier Derabfdjeut, üerljOljnt, Derfpottet n)irft; finbe bidj barein, totm t)on bir geforbert toixh, ba^ bu als ein ^erbre^c gerabe bafftr l^ingenc^tet iintft; ober vid^tiger: ftnbe bt(^ n^t baretn (benn ba^u !änn man faft genötigt ttjcrben), fonbcm Ujä^Ie c8 frei, d^riftliti^e ©elbftöerteug^ nung njeift nämlicf) jum S3orau§, ba^ eS ifir fo ge{)en ttiirb, unb ttJä^lt eS frei. S)aö (£^riftentum ^at öon bem, tva^ fageu »iü, feine eigcnnü^igen ^tütdt oufjugebcn, bie Söor* fteOung ber (Skoigfeit; ed Ift^ ba^ ben (S^rifien nväft nm ben I^t6en $ret9 bnrd^fc^Iüpfen. Wtan fie^t leidet, bag bte ^riftli^e ©elbftöerteugnung ©ott erreicht unb an Q^ott ii^xtn einzigen §aU t)at. 5Iber bloß ba§ ift d^riftUd)e ©elbftöer^ leugnung, fo öerlaffen fein — in ber S)ot>|)elgcfat)r ; bie anbete ®efa^ ober bie (S^efal^r auf ber anbent @ette ift gerabe bte Sikrgf^aft, bag ed mit bem ®otteA>er^&Itmd feine 9K(^tig!eit fyit, bofe ein reine« ©ottcgöcr^äftni« bcftc^t. Unb Wenn eä fonft feine anbere ®oppe(gefal)r gäbe, fo fiel)t bie soweit fti^on baS für SDumml)eit ober SQ3at)nftnn an, bog mau fo üerlaffen fein koiE, unb ift alfo U)eit entfernt, ed ^u e^ren unb §n bdonnbem. ^e SBelt oerfte^ fui^ nur ftug auf bie @el6ftt)erleugnung nnb e^rt bal^ nur bte @e(Bftt)erIeugniing, bie fiel) fing in ber ©^^äre ber Söeltlic^feit liält. ^arum forgt bie SSelt burd) falfd)e§ Sob beftänbig bafür, baß bie nad^gemac^te ©elbDerleugnung gen^ig im ^urS bleibe; unb btdtoietlen freuten fid^ bie I3[^er^a(tniffe unb Urteile in fo ))er« nndelter SBetfe, bajs ein futlbtged ^uge ba^u gel)ört, bie falfd^en Digitized by Google — 206 — SBerte ecfeimcii. 5E)eim man fanii (Sott t^dOx^ oud^ in bic SBeftlic^feit mit herein nct)mcn unb fo eine «Selbftöer* leugnung geroinnen, bie bie $!J?arfe ©otteö trägt unb boc^ falfc^ ift. (IS fann jid^ ja mand^mal toeltli^ gut audn^men, ft^ [elbft um (^ottedmiHen ()me man fagt))n verleugnen; man begießt ftc| aber mo^)peIgefa!)r Hegt ja gerabe borin, bog er bü auf SBiberftanb ftie^, m er 33ciftanb ju finben Ijoffte, )o bag er a()o 5tt)eimQl fid) menben mufe, njä^renb bie hlo^ menjc^lic^e ^elbftk>er(eugnung fid^ nur einmal kpenbet. ^de ^bftk^erleugnung, bie Seifianb in ber SBelt ftnbet, ift alfo ni^t d^ftlic^ ©dbftberlenpung. 3n biefem @um fagten bie aten iHrd^entctirer: bie 5:«genben ber Reiben feien giftnjenbe ßafter. — @ö ift blog menfd)Ii^e ©clbft« öerleugnung: oljnc )s^rd)t für fid} felbft unb o^ne diiid'^ fic^t auf fic^ felbft fic^ in ®efa^r ju begeben — in bie (gkfa|r, ttio bem @ieger bie Qt^xt unnlt» loo bk lißeionnbemng ber aXttlebettben, ber Qa^^fymt bereits bem nrnitt, ber au^ nur loagt SKon fte^t leicht, ba^ biefe ©etbftoerUugnung Qs^ott nic^t erreicht, funbern uiiterlue^ii?, innerhalb ber ^^Rtn\^* Digitized by Google — 267 — Itd^Eeit fte^n Mei^ S^tiftH^e SelBfttietteugnung ift e«: o^nc gutd^t für ft^ felbft unb o^ne SRürffid^t auf fid| felbft fid) in bie ®efQt)r l)inein tuagen, bei ber bic SKit- lebenben, bcjaiigen unb uerblenbet unb mitjc^ulbig, feine @^rc iDtnlen fe^en ober fe^en tooUm, \o bag e^ olfo nid^t nur gef&^rlid^ ift, fic^ in (üefa^ |a begekn, fonbem botipelt ge» fö^rlid^, »eU bei ber 3"f^^<^ ^^uf ben SDhttt§eit toartct, gleichgültig ob er fiegt ober öcriiert. Sn bcm einen fjatle üegt bic 33orftelIung mn ber ®efQl)r gegeben üor; bie aJhtlebenben finb barin einig, ba^ ba eine (IJefa^r ift, bie ein Sä^agnid erforbert, unb fomtt burc^ ben on ber Ükfa^t bereiti^ nnSig rao^t, ben %u bckintiü)eni, ber nnc baiS föagntd mad^t 3m anbern r^aU muß ber 9)?uttge bie ®efat)r gleid)fam erft entbecten unb fid) bie (Erlaubnis crfömpfen, baB er gegen ben Sellien ber iDätlebenben öon ©efa^r rcben barf; benn bie äWitIcbenben laffen e§ mi^l gelten, ba§ man in biefer @e» fa^ fein Seben rtdtteren tonn, beftreiten aber, bag ^r eine i^efa^r fei, ba fie bie gan^e für eine £a^erltd^feit galten unb alfo für eine bo))f>e(te Säc^erHc^feit, fein Seben für eine iiäc^crlic^feit auf'd (Spiel ju fe^en. 60 entberfte bas (£l}riftentum eine (S^efa^r, bag man emig uerloren ge^e, mt man fagt. ^iefe iSefo^ fc^en ber SBelt eine It^öc^erlid^ett jn fein, teufen nrir mm mm c^rifttic^ Ö^ug/tn. (Sx mögt fic^ für btefe Se^ in ben fiampf mit ben äRac^tl^abern, bie fein Öcben .in i^rer §anb ^aben unb bie in t^m einen Unruhe* ftifter fe^en muffen unb e^ mirb il)m motjl baiS £eben foften. ßüx felben ^tit finben bie 2)?itlebenben, mit benen er nit^t junäc^ft ju ftreitcn l)at, bie oielmet)r blofee Qufc^wer finb, fie finben ed Iüi|er(id^, fic^ um einer folc||en ^r^t tm0en in ben %oh §n mögen. $ier ift bai^ Seben )u bertieren unb ma^rlic^ feine (i^re unb 8eU)unberung 5U geminnen! Digitized by Google — 268 — ^leid^lDO^l ift bai^ unb nur bad d^cifUid^e ^^tkiexUugnttiig, fo nerlaffeit fein. — SB&te tiitn bte IBelt ober bie (Sänften« {)ctt tpcfentü^ gut gciDorbcn, fo toärc bicfc ©ctbftöerleugnung unmöglich gemalt; benn in fotc^cm gatt luürbe ja bie SBelt, als wcfcntlid) gut, bcn etjren unb greifen, ber fid^ felbft Der* leugnete; fie ^ätte aud^ beftänbig bte richtige iBorfteUung, too bte il^efo^ ift unb toeld^ bie toal^te ®efa^ ifi @ie^, ba^er mBd^ten tmr btefe tüte jebe Siebe tion und, bte nacl) ber un§ bcrgönnten Shajt ba§ (5t)riftüd)e öer^errüc^t, mit biefer mmc\ DertDcfenbcn (Smpjetjlung befi^ÜeSen: ^üte bic^, fang lieber gar nidjt an, na^ bem ©efagten ju ^anbeln — tt>ettn ed mä^t in SBa^rl^eit bein (Stuft ift, in SBa^t^ btd^ fe(5ft 0u kietleugnett. SBit ^egen eine ju emfte Sot» fteÖung Dom @{)rift(td^en, al8 ba^ tuir jemonb (ocfen iDoUten, tüir möcf)tert faft el)er baüor toornen. SBer in 2Ba^)r^)eit baö ^^riftUc^e fic^ jueignen to\ä, bem toirb bod^ befc^iebeu luerben, bag er innerlich gan^ anbete (Sd^ed^niffe erlebt aU bad 6i|d^n ©d^recfen, bad t^m eine 9liebe gleic^fam ^um @d^u« jpxü borfüt)rt; et mufe nad) aufeen eine ganj anbere ®e* fdljloffenJieit ertüerben, otS fie btvo bifedjcn Diebefunft mit t^rer gcfd^minften Unmal}rf)eit an i^m ftanbe bringen fann. 2öir übcriaffen eS jebem |)rüfen, ob biefe unfere ernftlid^c ^or* fteEung etUKi falt, trofttod, ol^ne Segeiftetung ift. SBenn einer oon feinem eigenen Set^ItniiS ^ur SBett rebete, toftre ' e« eine anbere @ad}c; bann ift c§ ^flic^t, fo milb, fo ent« fd;ulbigenb aUi müglid; reben, unb menn er baS tljut, ift €Ä fogat uod^ ^^^flic^t, in ber ßiebc ©d^ulb ju bleiben. 2öenn tt)tt a6er mit unfter 9iebe anbetn ben SBeg koeifen foUen, fo bütfen koir and^ bad nic^t Detfd^meigen, tiM tneUei<|t toenig geeignet ift, bie Siebe für ben ^od^ftiegeuben 6tnn cineö fdjmärmerifdjen Sünglingä an^ic^cnb gu mad^en. SBir bütfen auc^ nic^t empje^len, ba|man fic^ läd^elnb übet ben Digitized by Google * — 269 — Sßtberftatib mh hie X^or^ bet Sßett ^htttieg fe^it foHe; benn felbft hjcnn e§ ficf) tt)un lä^t, tuie eö im §eibentum gefc^at), fü Täfet firf) aiicC) einzig im §eibcntum ifym, tvcxl ber ^eibe nic^t bie iDatjre, ernf tlid^e, etüig befümmerte ^orftettung he& Soften t>on bem SBo^rett l^t; benn für biefe ifi hm^fyaa ntd|t Iftd|etlt(i|, bajs anbete {te ttt<|t l^ben. iS^U iKtfionben tft bie toefenttid^ ^^or^eit ber fBktt gor lüdjt läc^erÜrf), aud^ too fie lä^erlid^ ift; benn n^enn fid) um ®eminn ober ^Berfuft ber (Seligfeit tianbelt, jo ift e^ n^eber ein (^^er^, mm \6) fie gewinne, and^ löd^erlid^^ ttienn itgenb jemanb fie Derfc^er^t. 50agegen ift ei» eine 2&6fttl\äßdt, tm ber toir nnd tos^l ijfittn foQen: bai^ (S^rifttid^e burd^ einfd^meid^elnbe 9{ebe §u empfehlen. SBenn jemanb einem anbern ein ungel^euer fdjarf« gefd)nffenc§, ^meifd^neibigcS ©d^mert überreichen mürbe, reichte er i^m tooljt mit ben ajiienen, ben ©ebärben, bem 5Iug* brud bar, mit benen man einen Slnmenftroul übeneid^t? SBAre bod nii^t berrü(ft! SBaft tl^ man biebnel^? Über« jeugt Don ber ^Creffüd^feit beS gefö^rltd^en ^totM rül^mt man biefeö allerbingg mit aEem ^^ad^brud, ober \o, büß man in gcmiffem (ginn and) mieber boöor mornt. (So mit bem (Sf)riftlid^en. Unter Umftönbcn foUten mir barum auc^ o^ne aOed ÜBebenien (nnr UimUn ed t>ox ber l^d^ften 9^ftan^ DerantUiorten) in ^rtftlid^en, gerabe in d^riftli^en $re« bigten toHNt bai» ^i^rifteninm prebigen. ^Denn toir toiffett fe^r gut, m in unferer Qtit ba§ Ungtüd ftcrft: in ben tänbelnbcn unb einfd)meid}elnben (Sonntag^reben, burd) bie man ba^ (E^riftcntum in eine ©inneMufc^ung unb nn^ äRenf^ in bie (SinbilbnnQ ^ineingenarrt |at, nnr feien am^ fochten. Senn aber ein SO^enfd^ eine 8Ittme in feiner ^nl^ galten meinte, etneSfnme, an beten S9etrad|tung er l^atb eitel, ^alb gebanfenloiS feine greube ^aben moUte — unb e§ riefe Digitized by Google — 270 — i^m jcmonb (ttjo^lgcmerft, bcr 9Sat)r^cit gcmöft!) 5«: „bu tUiglüdfeliger, bu fie^t itid^t, ba^ btei» ein nnge^er fc^arf« gefd^UffeneS, jtocif^ncibigeg C£l)riftentum fein follte! 2öet)e bem, ber bad SBunber begreiflidj machen ober und boc^ ^eUe $Cudfid^ten etdffnen tonnte, ed toerbe balb gelingen! 83e^ bem, ber bad ®(aubenSge^mntd t)erriet unb broc^, ber e8 in ein öffentli^c« SSiffcn öerberBte, incil er bie SQ^ögüdjfeit be^ Srgerniffeg tt)egnal}m! JBelje bem, ber baö (^et)eimni^ ber ^Nerfohnung begreifen fonnte, ol)ne ettra^S oon ber äJioglic^feit bed ÄrgerniffeS ju merfen! ^^lod) einmal me^e i^m, bajj er meinte, er tl^ue <§^ott unb bem (S^ftentum einen ^ienft bamiti SSe^e allen biefen untreuen ^auS^ottem, bie fic^ niebcrfe|tcn unb falfdie SBetueife f daneben unb bem (Sljtiftcntum unb fi^ felbft bamit greunbe gemannen, ba§ fie bem (£t)rifteutum bie SJiöglid^feit beg 5irgerniffeS toegftric^en unb liunberte t)on X^or^Uen guf (^rieben! O, traurig Der« geubete (Stele^rfamleit, traurig tiergenbeter <3(^arffinn| traurig — 373 — uergeubctc Qdt, bte auf bie unge()eure ^Trbcit, bie ^Berteibiguug bed (^f)xi\kntümi, Demenbet tuurbe! SIBa^rlic^, tpenn baS (S^riftentum xm einmal mieber mit ber WlbgUiifytidt bed Ärgemtffö in feiner SRac^ erfte^t, bag bted ®d|te(fniiS bte 9Renf anbere iDeifj, bariim fo unenbticJ) leicht beibeö, baö eine unb ba§ anbere jufammenrcimeu fann! ^n bem )pirfitd^n (S^riften ärgert fid^ bie d^riftUd^e SBelt noc^ immerfort. 9^ur ift bie Seibenfc^aft bed flrger« ntffe« in ber Siegel l^ier nid^t fo ftarf, baj fie ben @[)riften ausrotten njiti: nein, e§ bleibt btofj beim Spott imb .po^n. S)aS läBt fid^ leidet etflären. ©inft, ba bie Sßelt baö ^öc* tnugtfein ^tte, nid^t d^rift(id^ fein, ba gab e§ etmad ^u ftreiten, ba ging ed auf Seben unb Xob. 9hm aber, ba bic SBelt ftols unb Berul^igt ba« 8etDu|tfein ^at, bog fic felbft djiiftlid} fei, nerbieut ja boö übertriebene Söefeii be§ tüatjrcn ßitjriften iiidjtsi tneiter qI^ ettt)a§ ©ctäd^ter. S)ie 5^crtüirrung ift trauriger alö in ber erften 3^^^ (Stjriftentums^. koar traurig, allein ed loar ©inn bariu, ba^ bie SBelt auf %oh unb Seben mit bem (S^rifientum ftritt; aber bte nun* met)rtge ertiabcnc fRul^e ber SBclt, bie au« bem Söctt)UBt)eitt i(}rcr Gljriiiüdjfeit flicfit, if)r, incnn man )o tüiU, billiget spötteln - über ben lüirflidjen S^riften: grcnji ta)t an SEßa^nfinn. 80 ift baS ^^rtftentum in ben erften Qttttn nie 5um ®egenftanb bed Bpott» getoorben. SBenn benn in biefer (^riftüd)en SBelt ein 9Wcn)d£) bie ^f[id)t, bafe \mx in ber l^icbc ©diufb gegen einaitbev bleiben, nur eintgermafien crjüUen (udit: fo unrb er auc^ in bie (e|te 6d}lDierigfeit tjinau^gefüljrt luerbcn unb mit ber geinb* fc^aft ber fßkit 5U tamp\m ^ben. ^te SBelt benft teiber fo ttenig ober nie an ®ott; beider fie aud^ |ebe8 Seben totaf mifeDerftcl^en mu^, beffcn mefentli^er nnb ftöttgfter ©ebanfe eben ber ©ebanfe an (^k">tt ift, ber ©ebnnfe baran, tt)o gott lid^ üerftanben bte ^efal^v ijt unb toa^ bie gorberung an Digitized by Google — 275 — einen 902cnfd)en ift! ^on bem lüirf liefen ^l^riftcii fagt ba^ct bie (i^nftlidie Wklt in \nt\tt ^ütfic^t: „et gtebt ftc^ fetBec preid; felBft too et offener Unred^t erlitten f^t, bittet er fclbft faft um S5crgcbiing." S)te SSelt üermigt an if)m — djriitlidj (benn bie SBett finb ja bie (il)riften) bie nötige — d^riitlic^e ^cräen^tjärtigfeit, bie gefd)äjtig i^r guteg 9ie^t einforbert, fid^ geltenb mac^t, ffiöfed mit HBdfem ober bod§ mit bem ftol^n )EBenw|tfein etgenet (Büie bergili SHe SBeft merft gar nicfit, bafe ein folget ^Kenfd^ einen gang onbem 2?cü|lüab für fein iicbcn ijat, unb ba^ barauö baö ©an^e fid; gan^^ einfach erflären lä^t, n)ät)renb eö freilid^ cjanj finntoö wirb, wenn c§> nad) bem 3JiaBftab ber äöelt crÜärt roirb. ^ aber bie ^It eigentlid^ gar nid^td babon mei^ nnb nio|( aud^ nid^ti^ bobon totffen toHHL, bag biefer SD^agftab QM ®otte8üerl^ä(tni3) ba ift, fo fann fic foI(^ eine« 9J?enf(i^en ©c* nel)men fic^ nur atä bcn (äigcnftnn einc§ ©onberling^3 erftären — benn baB bic§ (Stjriftentum ift, fann ber 2öclt natürlid^ nie einfallen, bie ald eine i^riftlic^e boc^ n^o^I felbft am beften meigr mod (Si^riftentttm ift & ift fonberbar, hai ein SO^enfd^ nid^t eigennügig ift; e^ ift fonberbat, bag er ni(^t tt)icber )d)ilt; e§ ift fonbcrbar unb eine S5lamage, baB er feinem geinbe üergiebt unb faft ängftlid) ift, ob er aud) genug für feinen geinb t^uc; eS ift fonberbar, bofe er aüeö am nnred^ $la( tl^t unb nie ba mittönt, too ed aud^ ettoai^ g(eic^ fie^t, bog man mutig, l|od^l^er5ig, unetgennü^tg ift: ift bag fonbcrbor unb gefud^t unb faft albern, furj jum Sad)en, ba man ja felber burd) feinen SBeltfinn beffen uer* fiebert ift, bafe man aU Sfjrift im Söefi^ be^ SBa^ren unb bed ift, ^er unb bort, ^ie mit ^at feine, ^ö^ftend eine fe^r entfernte ^ttagdborftefiung babou, bag bad ad unfui^tBare <0efe( für bad Seben folc^ eines ^enfd^tt, für fein Setben unb ffit feine ©e^tgfeit, ift für bie SMt gar mä^t ha: ergo mufe fie ein fold)eg SeBen, toenn fie mitt) fein iüiü, für eine 3ünberbartcit crflärcn, irie trir ja für 23a{)nfinn ertUircn, n?cnn ein 2}^cnfd) immerfort einem 5i>ogel nac^ft^aut, ben niemanb Don unS anberen fel)en fann; ober toenn ein äKenfd^ tan5t — nad^ einer SDhifif, bie ein anberer 2Bltn\f^, felbfinttt bem reblid^ten SßiHen, ntd§t ^örenlann; ober mm ein SÖienfd) burc^ feinen ®ang erfenncn tä^t, ba§ er i)or etlraö — Unfid)tbarem auö bem 5öe(^e (^eftt. ift ja auc^ SBa^nfinn; benn ein ^ogel fann nic^t unfid^tbar ba fein, ttjcnn er totrlUd^ äugegen ift, fo »cnig als eine toirf* li^ ^ßtufü nn^ürbar fein fann, mib fo »enig a^d ein totri^ Itc^eS ^inbemii^ int Sßege, ba§ ^unt Stndtoetd^ ndttgt, m* fidjtbor fein fann; ©Ott aber fann nur unftcf)tbar unb unl^örBor zugegen fein, fo ba^ bod^ nic^t fo öiel belocift, toenn bie aSelt i^n nid)t fieljt. 3d^ nnU biefei^ )iBer^altnid mit einem einfädln l@Ube Belett(i|ten, bad id| oft, koenn an(| in t^erfd^ebener SBeife, gebraud^t ^obe — ift fo frud^tBor, fo Icl)rreid^ unb fo be5eid()nenb. SBenn ein ftreng erpgeneg ftinb mit unartigen ober loeniger artigen Äinbern gufammen ift unb bei it)ren Unarten ni^t mitt^un »itt, bie fie bo(^, loenigfteng grofeen* teitö, felBft nid^t für Unarten anfel^n: fo tt»iffen ftd^ bie unartigen ftinber ha^ mdjit anberd §u erff&ren, afö ba^ fened ^inb eben fonberbar unb bumm fein müffe; fie merfen nidjt, ba^ baö 'iscr()ä(tmö fid) anbcr§ erflären töfet, barau^o, baß baS ftreng erlogene ^inb, njo e^ ouct) ift, immer ber ©ttern aD>2a6ftaB für bad, toa^ ed barf unb mad ed nid^t barf, Bei fid) t)at. SQSären bie <£(tem ftd^tBar ^ur Stelle, fo bag bie unortigen 5?inber fie bcmerften, fo toürbcn fie ba8 ^nb bcffcr üerfteljen fönnen, befonberö tüenn fie e^ unmutig fä^en, bajs Digitized by Google I — 277 — bcm 33er6ot feiner Slteni get)ord^cn mufe; beim fo »ärc ja offenbar, tag bai^ üebet tote bte mattx%tn Stmhtv to&ct, mb ed Mte (dd^t genug etnsnfe^n; ja mit 9btgen p fe()en, woi bo« SKnb ^urüdf^dtt. SBenn oBer ble (Stiem ntd^t (^ut]ici]en finb, füniien bic unartigen Einher bo? ftrcnq crjoqenc 5linb nidjt üerfteljen. ©ic benfen tttoa fo: enttoeber muß bie§ ^nb gar feine foU^ 2öünfd)e toie toir anbern Äinbcr ^ben nnb ift eben bumm mtb fonbecbat; ober ei^ inel« Ieu|t SBftnfdIe genug unb barf nur ntd^t — UKtcnm aber ntd^t? ^EHe (Slfem finb ja nici^t ba! e9 ifi alfo »teber eben bumm unb [onberbar. 5n?an fann eS barum nidjt otjne rt)eitere§ @d)abenfreube ober S3oöf)eit üon ben weniger artigen Anbern nennen, baj} fie über baö ftreng erlogene fo urteilen; o nein, fte meinen Dielleid^t in i^rer SBeife fogar red^t gut mit t^m. @ie berftel^en hcA ftreng gehaltene IKnb .ni^t; i^re Unarten fommen it)ncn fctbft gar ni^t fd^timm öor, unb bal)cr tiiollcn fie, e§ foUe aud^ mittl;un unb ein munteret Minb fein — rtjie bie anbern aud^. — ^-8on biefem S3itbe ift Icicf)t bic ^(nnjenbung ju mad^n. G§ tt»i(I ber Seit gar nid^t in ben @inn (tone bad and^ nii^t ber goll ift), bag ein (S^rift nid^t biefelben Sftfte nnb Setbenfd^aften ^aben foQte ttne bte SBelt. ipat er fic aber, fo fonn fie e^ nod^ weniger ücrftet)en, Warum er, anä gurdjt üor einem Unfic^tbaren, einfältig genug bie nac^ bem 53cgriff ber SBelt unfc^n(bigcn unb erlaubten ^egierben, beren ^efriebigung fogar ,,bie ^^fiic^t gebietet'S bcjttnngen tonU, marnm er bie ^bftliebe besmingen tonn, tott^ bte SBett nid^t b(og unf^utbtg, fonbem (5blid^ neimt; fie begreift eS nid^t, warum er ben ^oxn bezwingen will, ben bie SBelt nid}t blofe für natnr(id), fonbem gar für bad ä^ic^en eine^ ÜJ^anneö anfielt, ber feine 3D?anne^würbe wa^rt; warum er atfo auf ^meifad^e SSeife fidj felbft un* glfidQid^ mad^ tonH: inbem er erftend bie ^egierben nid^t Digitized by Google — 278 — befrieingt unb bann }um Sol^n bofflt t>on bec SBelt fUfy md^ Tlan ]icl)t Icicljt, baj^ bic ©clbftDerleugnung l)ier ridjtig be^eic^net ift: fic ^ot ba^ 2)üppeläeid)en. (Sben roeil baö ber gaU ift, tüeil aüerbingd berjcnigc, ber fic ernfUid^ üben »itt, in hoppdtt Q^afyc gmten vm% eben batum fagen tote, fei ber 6;t)ri[ten ^flic^t: in bec Siebe ©d^nlb gegen etnanber 5U bleiben. Digitized by Google Ceben unb tDalten ber Ciebe. Einige c^riftCic^e ^irtpägungm tit ^omt Zweite Jlßteit'u«ö. 1847. Digitized by Google Digitized by Google il^tefe <|nfllti|en Sctofigungeit kooHeit — afö ^^rud^t tneter (Smögung — (Qitgfam 6erfionben tocrbcn unb bann aber and] leid)t, iDäljrenb fic freilidj \d)x fc^tDtcrlg tuerben mögen, toenn fie jemanb burd^ flüd^tigcS unb neugierige^ ßefen fid^ fc^r fc^ttierig mad^t. „3ener ©injelne", bcr crft bei fid^ ertoägt, ob et lefen koUl ober md^t lefen toiH, erkoäge in ßiebe, toeittt er fi^ toirKid^ gu lefen entfd^Iiefet, ob nic^t < bod] bie ©c^tüierigfeit unb bie Scidf)ttgfeit, mit SSebadjt ^u* fammen auf bie 2öagfd)ate gelegt, fid) rid)tig ]o f^u cinanber malten, bag bad ^^riftlic^e ^ier nid)t mit faljc^em ^mid^t ausgegeben totrb, tnbem bie fett grog gemad^ kDürbe. @8 ftnb „c^riftlirf)e Erwägungen"; fic ^nbettt eben bo^r nic^t t3on ber — „ßiebe", fonbern üon bem — „Seben unb SGßalten ber Siebe". @g ift ba« „^Balten ber Siebe", baö ^ier bargelegt toixb, nid^t als toäxtn nun bamit aQe il^re ^tt^erungeti aufg^&^It mtb befd^rieben^ bttrd^and nic^t; nid^t afö ko&re ttun ba8 einzelne ein ffir a0emat bef^rieben, gott» lob ni^t! 9BaS in feinem ganjen 9^eicf)tum n)efentHd^ unerfdjöpftid^ ift, baS ift aud) in feiner geringften ^(ujierung toefcntlid) unbefd)reiblid), gerabe Ujeil e§ überall toefentlic^ gan^ gegentoartig ift unb tt)efentli4 nid^t ^u befd^eiben. 3m &pa^afyx 1847. Digitized by Google f i I. ' IKe fiebe erktnt. [Üe inenfd^Ii^e Stiebe üom ©eiftlic^en, ja felbft bie gött* Iid)e ber ^eiligen ©d^rift, ift tDcfcntlicf) übertragene Siebe. SDteiS ift aud^ ganj in feiner Ordnung ober bet Ocbnintg bes S)iit8^ imb bed S)afetiu^ eiitf)nm|eiib, ba ber S^cnfd^ attNic toom KugenMiif ber (Matt an Qcift ift, fii^ beffeir oBer crft ^p&ttt Betoufet wirb, fo bafe er IM»^ eilten gemijjeu 5(bfc^nitt finnUcf)']ee(ifcf) öerlebt t)at. tiefer erfte ^Ibfc^nitt foH ober beim (Srnjod^en be$J (^ieiftes^ nid)t tt)egge* öjorfen »erben, fo toenig als beS ©eifte« ©rtoac^ auf finn« It(^ ober finnlid^feeltfc^ SBeife ft(^ im (Skgenfo^ ittm ©inn« lid^en mib eimtfi^feelif onOlnbet ' S)er erfte Hbf bleibt ba [)cr, um gerabe bom ^ft übernommen )tt loetben, unb fo beuu^t, fo ®runb gelegt toirb er baS Übertragene, ^cr gciftti^e unb ber finnlid^sfcelifd^e 9J?enfcf) fagt ba^er in gctüiffem @inne baSjelbe; unb bennoc^ beftet)t ein unenblid^r Unterf(|teb, ba ber le^tere bod ^ikl^etninü» bed ibertragenen WofM tdäft afysk, obgletd^ er (fretlid^ nid^ ibectragen) \M* felbe SBort gebraucht. (Sd ift ein ^tmmeltoetter Unterfd^ieb atoifd^en ben^beiben; ber eine fyit ben Übergang gemad^t ober Digitized by Google — 6 — ^Qt fic^ auf jene (Seite t)in übertragen laffen, tt)ä{)renb ber anbere auf biefer (Seite verbleibt; boc^ ift ein 53inbeg(ieb jtüifc^en beiben, bog fie bcibe bagfelbe ^ort gcbraud^en. ^er, in bem ber (SJeift ernjad^t ift, toerlägt ja barum bie fic^tbare SSett nic^t ; er ift aud^ ferner, n)ie»o^( aU benjufeter ®eift, in berfetben unb felber ftnnlid) ficf)tbQr; fo bleibt er auc^ bei ber ©prarf)e, nur bafe er fie in übertragenem @innc gebraucht; ba§ übertragene Söort ift ja aber nic^t ein nagcl* neues, e§ ift im QJegenteil baS bereite gegebene SBort. SQ3te ber ®eift unficf)tbar ift, fo ift auc^ feine (Bpxad^t ein ©c^ t)eimnig, unb baS (5)et)eimnig ftecft gerabe barin, bag er bie* felben Sßorte toie baö Äinb unb ber Einfältige gebrandet, nur übertragen, luomit ber ®eift erflärt (aber nid^t auf finnti^e, ober finnlid^^eelifc^e Söeife), er fei nic^t ber finnlid)e ober finnlic^sf^c^^W^ 9J?enfd^. ^er Unterfc^ieb ift feine§tt)eg§ ein auffadenber; toxi fet)en eS gerabe barum mit $Recf)t für ein 3eid)en falfd^er ®eiftigfeit an, ttjenn man ben Unterfd^ieb re^t auffällig — b. t). natürIid^*finnU^ auffällig ()ert)ortreten läfet, mäf)renb mat)rer ®eift fic^ in ba§ ftiCte ®et)eimni§ be§ Übertragenen tym'm ftüd^tet, baö bod^ beutlic^ genug rebet — für ben, ber D()ren t)at ^u l^ören. (Sin§ üon ben übertragenen SBorten, meiere bie f)eitigc ©d^rift fe^r ^äufig gebraucht, ober eineö uon ben SBorten, tDelc^e bie t)eiligc (Sd^rift fe^r ^äufig übertragen gebraust, ift ba§ 3Bort erbauen. Unb ba§ ift bereits — ja e§ ift fo erbaulicf) ju fet)en, mie bie ^eilige (Sd^rift ni(f)t mit bem cinfacf)en SBort in Streit fommt, nic^t geiftreid) 5(bmed)felung unb neue SBenbungen auffu(^t, fonbern im ©egenteil in lüat)rt)aft geiftigcr Sßeife in bemfelben alten 3Borte ben ®e« bauten ftetS oerjüngt! Unb eS ift — ja eS ift fo erbauüc^ ju fef)en, mie bie ©c^rift mit bem einfoc^en SBorte baS ^öc^fte unb ämar auf bie innerüd^fte 3Beife bejeic^ncn meig; eS j Google — 7 — ift faft tote jetteg ielcn. d^banen ift ein iibetttagenet ilndbiud, bod^ tvoUen tm %m&ä)^i fe^en, toetd^e eigentüd^e, finn(td^«nnmttteIbaTe SBebeutung biefeg SSort t)at, babei aber im @inne be* IjQÜen, baft ber ÖJeift einen anbern, gel)eimcn ©ebanfen mit i^m auöbrücft. Erbauen ift auS „bauen" unb ber Söorftlbc „er" gebUbet, anf ber alfo ber ^'^ad^brud liegen nut^ geber, ber f^erbant", baut, ober ntd|t jjättt, ber baut, ^erBaut". SBenn ein fD^ann einen t$(üge( an fein Baut, fo fagt man nid)t, er erbaut einen ^ttigel, fonbern er baut an. ^iefe§ „er" fc^eint alfo bie 9iicf)tung in bie §öt)e, bie ^ic^^ tung aufmärtg, anjugeben. ®oc^ ift ha§> and) nidjt ber gaH. SBenn ein ä^ann ein brei^ig gujs (^b&ube noc^ ^^n i)&f)tt Baut, fo fagen Urir boc^ ntd^t, er erbaute bcA |>ou8 jetin gufe ^ö^er, toir fagen, er baute barauf. §ier beginnt bereits bie Sebeutung be§ SSortg beutlidjer t)erl)or* antreten; benn eg ift einleud^tenb, bajs eÄ boc^ auc^ nid^t auf bie |)ö^e anfommt. SBenn bagegen jemanb ein ipaud nod^ fo nieber unb Kein, aber Don ®mnb au9 auffü^, fo fagen toir, er erbaute ein j^ud. (SrBauen Bebeutet atfo etmaö öon ©runb üuö in bie ^ö^e üujfüt)rcn. S)iefe^ „er** Digitized by Google Qte6t freiließ aU 9^iic^tung tie in bie ^ö^e an; alber mir knenti bie $d^e jugteic^ itmgefe^ %iefe ift, fagett toiT er» Bmten. lEßttb batum ein gioat in bie $5^ rnib lx>in ®ruitb Qug gcbont, ober nid^t fo, ba^ bie Xtefc bcr $öl)e rirf)tig entfpnd)t, fo fagen trir, fei „fcf)lec|t er^ ober auf^ gebout"; unter einem ,,frf}fed^t gebauten" §au§ öerftel^en toix ettDad anbereiS. ^er ^ad^bmd liegt alf9 beim (fobouen k>or» ne^lid^ bataitf, ba§ t)oft ^nmb avA gebant totrb. SBo^^t teben roh bei bfogen (Stb* nnb ^nnibaTbciten nic^t t>vn Erbauen; tuir fagen nic^t, man erbaue einen Srunnen; foü aber t)on einem ©rbauen bie Oiebe fein, fo mufe bie ?(rbeit üom @runb aug gefdje^en, gteic^oiel, tote ober »ie niebet bet 193au loiTb. äO^an {amt bal^r tion einem fagen: et begann ein $aud p etbanen, kmi^ aber nic^t fertig. Wogegen !ann man nie fagen, eS l^be femanb ttm» erbaut, toenn er ni^t t)on ®runb aug baute, er mag nun bem f&au in bie §ö()e noc^ fo öiel hinzugefügt Ijaben. SSie ttJunber* Ud^I 2)iefed „er" in „erbauen" tocift auf bie §ö^e l^in, be* ftimmt aber bie i^bl^ umgeftl^rt aU Xiefe; beim erbauen bebeutet Don (i^runbe aud bauen, ^rum fagt ouc^ bie ©(f)rift Don bem tt)öri(f|ten 5QZann, er ^abc fein $auö „o^ne ®runb" auf bie @rbe gebaut; t)on bem Warn aber, ber ba§ Sßort jur mal)ren ©rbauung l)ört, ober ber e^ (nac^ bem SS^rt ber ^c^rtft) ^ört unb banad^ t^ut, t>on if^m ^eigt ed, er fei gleid^ einem Hßenfd^, ber ein $aud baute „unb tief grub" (Suf. 6, 48 f). fttli ein (SkMffer fam unb ber @turm an biefeö gut erbaute §aug ftiejs, ba freuten toir uns alle ob bem erbaulichen 5lnblicf, ba§ ber (Sturm eö nid^t erfd^üttem fonnte. S)cnn, mie gefagt, bei bem (Erbauen lommt ed tmnt^wliä) auf bad I93auen im (SIrunbe au. (H ift töblid^, ba6 ein SRann t>or bem Seginn ttberf<|I>, „tote l^od^ er ben Xurm aufführen lann"; foE er aber erbauen, Digitized by f 0 Ia| ja botoitf ad^, iNift tc tief QfOh; bemt mag fid^ bet ^^tttm wmb^ii^ Big 51t ben Sßoßen ev^n, fo tvai er bod^ eigentlich md)i erbaut, ttjctin er feine ®runb* läge befam. (S^anj o^ne ©runbtage erbauen, ift nid^t mögli^; bad ^iege in bte £uft bauen. Da^ec „baut" man ftnca^t^ rupg £itftfdpffer; ßnftfd^ldffer „al^tn" toftre cm »«ICftfftgec imb Detb^ctec etnEa<|(|e&miif|. 5C)eiiit felbß ix ber IBe^dinung bcS 9K(i)tSfagenbett muffen Me einjelncn ^ SGßorte äufamntenpaffcn; baö ift aber bei bcm ^(ugbrud „in bic ßuft — erliaiicn" nid^t ber %aü, ba ber eine ^eil bie ^runblage n>egninimt, bie bei anbere t}orauSfe^t; bie «gu« famiiteiifelniig to&» ba^ etne unmal^re Übcttseitoiig. 60 iDitb ber 9bt8bii«f ntämm** m bcc cmfo^eii im« mitteTboren Kebe gebraust; mm edintent loir itn§, bag e8 ein übertragener 5(ugbrucf ift, unb ge^en bemi auf ben (SJegen* ftanb unfrec (^itoagung über: S)ie iSiebe erbaut 3ft a6er ba9 Crbanett im getftlit^ ®imt ein fo etgen« t&mlv^ ^Abtfot ber Siebe, ba| ed einzig unb affetn jufommt? ©onft fönnen ja me{)rere ©egenftänbc gteidjmdjig ober in ung(eiii)em 2Jla^t, aber inSgefamt auf ein unb baS* felbe ^robifat Stnfpruc^ ()aben. Sööenn baä mit bem Erbauen ber 0aII ift, fa to&xt ed unric^, ed in (0 befonbere IBe* gie^g in bet S&dn §n fe^en, tak biefe Crtoftgnng t|nt; eft toAre ein auf SRigüerftAnbnid bem^ber IBerfud^, ber lEikbe eine ^InmaBung an^ubic^ten, a(ö njoUte fie allein f)aben ober an fid) reiben, njaö fic mit anbern gemein ijat — unb bie Siebe teilt ja gerne mit anbern, ba fie „nie baö 3^ie fni^t'' (1. ^r. 13, 5). %>o^ ift in SS3a^r||eit boi» Urbanen asdf(^Ue|Ii($ ber Eidbe eigentftmlic^; anbererfeüS aber tonn bk (Mottfiil^ gciuig aDem imteloo^nen, mit allem fi^ tier* — 10 — binben — gerabe tok bie £iebe. @o fie^t man, bag bie Stc(e mit biefet befonberi^ iitCoiitmeiibeit d^enfilaft fU^ itic^ obfonbert, aud^ nid^t anf irgenb ehte ©elUftfittbigiett mit» auf il)r güifid)fein in ber 9?eif)e mit anbeten pod^t, fonbern burrf)auö fiel) Ijingiebt; ba^ ßigcntümlid^e 6eftef)t gerabe barin, bag [te aug)d)liegnd^ bie (^tgenfc^aft ftc^ goo^ ^in^u« & giebt irid^tö, nid^tö, bad nitr gd^ait ober gefagt )tt metben bnm^t, itnt ecbanlid^ p »etbeit; ed fei aber, ttxid ei» looEe, koenn e» erbauttd^ ift, fo ift Siebe habet. So ba«* I)er bie ©rmaljnung einräumt, bie (Srteihmg beftimmtcu Dietzeln fei fc^irierig, ba eben lautet fte: „t^ut alleg §ur (Srbauung". ©ie tonnte gerabe fo gut lauten: „tijut aüeg in J^iebe", loo*» mit gana bodfelbe audgebrüdt toäxt. 2)ec eine SKenfd^ !ann ba9 getabe iSkgenteS tion bem t^mt, toad ein anbeter, alKeiit tl^ut ed nur jeber in Siebe, fo loirb bad eine tone bad anbere crbaulidi. @g giebt in ber arfam!eit, bie toir e^ren, bie (iebenbe gürforge ber ^oniSmutter mit« anfel)en bürfen. dagegen nennen trir'ö einen nienig erbau- liefen, einen ungcniüttichen 5(n6Ucf, tuenn toxi einen eigentticf) im Überflufe ^""Ö^'fiJ fe^cn, ber bod) gar nid)t§ für anbere übrig \)at äBir nennen feinen ^nbüd mpbxtnh, feine tppi%U\t efelt und an, mir f^aubem bei ber SSorfteQung oon ber fd^rcdlidhen SHad^e über bie ®enufefu^t, bafe fte im Überfluß hungern mu^; bafi mir aber Dcrgcblidj ben minbeften §luöbrucf üon Siebe ju entbecfcn fud)cn, beftimmt unö gu bem Urteil, ber 5(nblicf fei loenig erbauUc^. — SBenn toir eine ^^treic^ gamilie in eine {(eine äBo^nung eingegto&ngt fe^ unb toir fe^ g(eicf)toot)t, fte too^nen gemütlich, freunblid^, ja geräumig, ba fie ja aÜe $(a^ finben, fo nennen toir bcn ^tnblirf erbauli^, mii tüxx bie Siebe fet)en, bie in benßin^elnen unb in jebem (Stn^elnen fein nmg, ba ja ein Steblojer bereite für fich ben ganzen $la( audfüUen fönnte; toir nennen i^n erbaulich, toeil toir fe^n, bag ed ba toir!Ci(| 8taum giebt, too bie ^er^en nic^t eng unb (iebM finb. Unb ^ntotd^rum Digitized by Google — 12 — ift eis meiiig nhatdii^ loenn man euten unruhigen Mft einen ^loft Bett)ol)nen fie^t, ol^ne tn einem einzigen ber titelen ©öle d\ul)t ju finben unb o()nc bod^ bo« fletnfte ©0(0^ uer* miffen fönnen. — Sa, toa« lann fo nic^t erbaulid) fein! 2)er 9(n6Iicf eineö fc^Iafenben 9)?enf(f)en, foUte man meinen, fdnnte nic^t erboulid^ fein. Unb boc^, ivenn bu bad 5^uib an bec WMUt S3tufif (|(a|en fie^ft nnb bit )^ bec äVhttter ftei)ft, bog fie qleic^fam baiouf getoodet ^ nnb nun ben 5Iuqenblicf benu^t, iuäl)renb bog Ätnb fdjiäft, um'fic| ber greube red}t Ijin^ugeben, loeil fie boS Äinb faum merten laffen borf, tük unauiSfpred^üc^ fie liebt: fo ift baö ein crbauüc^er ^nbltd Sft ber äJ^utteri^iebenic^t fic^tbar, fuc^ft bu in t^rem nnb t^ren Wtnta betgeblid^ irgoib tnd^ jbtjaenmg ber* felBen, eine ^nbe an bem fttnb ober Su^f^^d^ f badfelbe, fie^ft bu nur Xräg^eit unb ©(eii^gültigfeit, bie frot) ift, baö Hinb fo lange loc^ §u fein, fo ift ber ^nbücf oud^ nicf)t erbaulid). ®a8 $äüh aUettt fd^Iafen p fe^en ift ein freunblidjer, ein too^« ä^enbec, ein bem^igenber Slnblicf, aber erboulic^ ift er ni(|i WSl\i bn \fyx gleii^o^ erbaulid^ nennen, fo ift t» bamm, toeil bn biH^ bie SHebe ^ur 6te0e fie()ft, nieil bu fiet)ft, mie ©otteö Siebe ba« £inb umfc^toebt. — <£)en großen Mnftler fein äJ^eifterrtjer! öoüenben ^u fef)en, ift ein t)errlic^er, ein er* l^ebenber ^nblid, aber erbaulic^ ift er nic^t. ©efe^t bied SWeiftcrtoerf lüSrc ein SSunberioerf — toenn nun ber ^5änft(er (M )Biebe §n einem ä^enf^ in ©tüdfe fd^lfige: fo mto biefer VnhM erbanlid^. Überaü m baö (SrbauUdje ift, ift Siebe, unb überall too Siebe ift, ift ba§ ©rbaulid^e. S)arum fagt ^qu(u8, ein SÄenfc^ o^ne Siebe fei »ie ein tönenbeä (Sr^ unb eine füngenbe an4 toenn er mit ä^enfd^en« unb Sngelgungen rebete. S3a8 ift n)o$[ and^ mentger erbanlid^ al» eine Itingenbe @f|eae! ^ Seltlid^e, nrie ^(i(| nnb lote lont ei» andl Digitized by Google — 13 — fei, ift o^nc Siebe utib barum nicf)t erbauUdj: ba§ un^« beutenbfte SBort, bie ficinfte %[)üt mit iiiebe ober iit Siebe • ift erbaulid). S)arum blä^t ba^ SBiffcn auf. Utib bod) fann aaertuigi» SBtffen unb bie äKitletdmg bedfetben aitcl^ etbaulul^ feilt, »cnit Siek ba6et ift edtl^fjm fd^etttt ttenig et6att(i(| gu fein, mtb bod| limtt oitdl er ec^aiteit; mtd) ^^aufifiS tft^t fic^ felbft, aber in Siebe unb barum, wit er fclber fagt, „jur ©rbauung". (Sine 3iebe, Wddjt au^moi^en Ujollte, toa^ aÜeö etbaulid^ fei, fönnte barum nie ein @nbe finbcn, njeit fc^lec^t* ^ allein bteiS fein fonti; fte koöre fo unai^^iü^ koie bie leibev tiitv p berec^te SHage über bie Sett, ba| man in i^r fo loenig (Srbound^e^ fe^e unb ^Ore. Ob ndntticl^ fetten groger 9fieicf)tum ju fef)en ift, tt)ut nid)t§ jur Sad)e; U^ir tt)ünf(^ ja auc^ am (iebftcn allgemeinen SSo^lftanb ^u fe^en. Db fetten ein 9}?eiftern)erf 5U fel)en ift, tt)ut im ®runbe aud^ ni(^d §itr ©ad^, rnib in biefer ^infic^t fdnnen bie SRenfd^ me^ftend fetbft nid^ bo0n nnb rnd^ babon ifyau Vnberd t>txffilt fi^ mit bem (Srbantic^en. 9n febem ^ugenbtiif lebt bie un^äljlbare Spenge oon 2J?enfc^en; cC^ ift mög(ict), ba6 alle§, tüaS jeber 3)?enfc^ fic^ üornimmt, aUc^, masi jeber äRenfc^ fagt, erbaulich fein tann; unb boc^ giebt leiber fo feiten tXM Srbautic^ au fel^ i^r su |^ren! IDie Siebe erbaut (Brittnem toir unft nur be9 in ber (Einleitung @ntlindle(ten, n^rnnit nnt fofort bagegen fidler fteöten, bafe luifre Siebe fidj nic^t in il)rer ^lufgabc Vergreift unb inä Snbloje uer läuft, jofern aHe^ erbaulid) fein fann. (Erbauen behtuttt ttm^ uon (^runb au^ auffut)ren. äBenn man bon einem mirf ttd^ f^tM, einem i^böube rebet f 0 »eig jeber, toa^ unter Q^runb nnb Vmnbtoge tierftanben mirb. fBo« ift aber im gciftlic^cn @tnn bc« ©eifteMeben« ®runb unb guubamcut, ba§ ben S3au tragen foll? 2)a^ ift eben bie Siebe; Siebe ift ber Urjprung oon aUem, unb geiftig oerf tauben Digitized by Google — 14 — ift bic Siebe ber tieffte ®ninb bed ©cifteslebcnS. 3n jebcm 90?enjd)en, in bem bie ^iebe ift, ift (geiftlic^ üerftanbcn) ber @runb gelegt. Unb ber JBau, ber (geiftlic^ öcrftanben) auf* gef&^ct toerben foU, ift tmeber bie Siebe; luib bie Siebe ift bie erbant. 5{>ie Siebe ecbant, nnb bad fte haut bte Siebe auf. So ift unfTC Aufgabe begrenzt; bie Siebe ber« breitet fic^ nic^t über ba^ einzelne unb mannigfaltige, beginnt nic^t üerlDorren an ettoa^, ba^ fie ganj toiflfürtic^, um bod^ eilt (Snbe befommen, trgcnbmo abbrechen müfete; nein, fte fonsentriext fic^ imb bie Sufmerffatnfeit auf bad Skfentlic^, bad in oE bem Wtanm^alüqtn timner tnieber ein unb \M* fc(6e ift: bie $Rebe tianbelt juerft unb jule^t üon ber Siebe, eben ttieit ba^ Srbauen bie eigentümliche S3e)timmung ber Siebe ift. Siebe ift ber öirunb, Siebe ift ber 93au, Siebe erbaut (Maum fj/d^t Siebe aufbauen, unb bie Siebe iftd, bie fie aufbaut 9Btr teben freiltd^ man^nuil in allgemeinerem @tnn \mt (ürbauen; tm ^genfa| gut ^Ied)tig!eit, bie nur nieberreiBen miü, ober im öJegenfa^ jur S8erfef)rtt}eit, bie nur nieberreifeen unb jerfptittern fann, fagen toir üon bem Xüc^tigen, ber fein gad^ t)erfte^t, er erbaue. @o erbaut, »er gu (enien unb ju leiten berfte^t, toer in feinem %ad^ mit Erfolg unterri(|ten tm%, tm SReifier in feiner Shinft ift. on ®runb au&, fofern er fie ja liebenb im (^irunbe üorau^fe^t. (^d !ann fic^ nid^t barum ^anbeln, toa& ber Siebenbe, ber erbauen toxU, nun ti^un foU, um ben anbem ä^enfd^ nm^nfc^ffen oboc mn bie Siebe in i^m l^or |n snmtgen, fimbem bamm, nrie ber Siebenbe erbanlid^ fi^ felbft beskoingt. fd^on ber 65ebanfe ift erbauUd^, ba^ ber Siebenbe bo* burc^ erbaut, ba§ er fid^ fetbft begloingt! 23(o6 ber Sieblofe bilbet fi^ ein, er müffe burd) ben ßtoanQ, ben er anbem ant^ttt, erbonen; ber Siebenbe fe^t beft&nbig oorond, bag bie: Digitized by Googl — 16 — Siebe ba i\t, eben bamit erbaut er. ©in ©aumeifter benft gering tjon ben (Steinen unb bem ©d^utt, ben er jum 93au brandet; ein Set)rer fe^t beim ©c^tiler bie Untt}iffcn^cit öor* aus, ein 3udE)tmeifter bie SSerberbtt)eit beg Setreffenben : aber ber ßiebenbe, ber erbaut, Ijat nur baiS eine S3erfa^ren, bafe er bie ßiebe öorau§)e^t; njog femer §u tt)un ift, baö fann forttDätirenb nur barin befielen, bafe er fid^ felbft jtüingt, bie Siebe öorauöjufelen. (So locft er baö ®ute fjertor, burd^ Siebe jietjt er bie Siebe auf, er erbaut. 5!)enn bie Siebe toitt nur auf eine 5lrt be^anbett fein, fie toiU burc^ Siebe gepflegt fein; fie fo pflegen tjeifet erbauen, ^iefe Pflege befte^t aber eben in ber 5ßorau§fe^ung, ba^ fie im (iJrunbe ba fei. (5g mag bat)er für einen 9J?enfc^en einen ^Rt^ l)aben, S3aumeifter, Seigrer, 3"^t"i<^^f^^^ f^^"» ^^^^ einem §errf^en über onbere gleich fielet; baö Erbauen aber, hjie bie Siebe e§ be- treibt, Ijat fold^en S^eig nid^t, ba eg nur ein ^5)ienen ift; ba^cr ^at nur bie Siebe eine greube am Srbauen, njeil fie gerne bient. — S)er Söaumeifter fann auf feine SIrbeit ^inmeifcn unb fagen: „bag ift mein Sßerf", ber Set)rer auf feinen ©d^üler; bie Siebe aber, bie erbaut, fann auf nicf)t^ ^in* n?eifen, benn if)re 5lrbeit beftef)t ja nur im 5ßoraugfe^en. §(ud^ biefer ©ebanfe ift njieber fo erbaulic^. ®efe^t eg gtüdte bem Siebenben, bie Siebe in einem anbern SKenfc^en gu erbauen; menn bann ber S3au baftef)t, fo fte^t ber Siebenbe abfeitS für fid^ [öergt. II. oxaxa iKcntd^tigi, fofern nAm(td| iMm Anfang btd (Snbe bie SelbfU tietleugnung t^oraudgefe^t ift, ober bafi ber IBttumetfiet ganj 5iirücftritt, möre er nichts. Söir fönnen ba^er bie er= baucubc Xljätigfeit bicfer Siebe nur mit ber öerborgencn SGßirffamfeit ber Siatur Dergleichen. 3Bät)renb ber ä^enfc^ fc^Iöft, fc^Iofen bie ^öfte ber ^lotur toeber bei nod| bei iRac^t; ntemanb beult baron, lote fie oud^oltett — to&^xenb aQe an ber SBtefen 9Cnmut unb ber gM^borfeit ber ^Iber greube t)abcn. '3)a§ ift auc^ bie 5(rt ber Siebe; fie fejt baö ^afein ber Siebe üorau^ mie ben £eim im ^örnlein, unb gelingt ed i^r, i^n ^um ^ad)fen ^u bringen, fo tjat bie £tebe fic^ oerborgen, toie fie loö^renb i^rer ^rbät frü^ unb {|)dt i^rboigen koar. 5Dod| bog ift genüge bag <2^battlid^ in ber Statur: bu fc^auft all i^re ^crrlidjfeit, unb ba ergreift eö bic^ erbauenb, toenn bu baä 253unberlid)e bebenfft unb oon bcm, ber e« t)erüorbringt, gar nid^td getoa^tfi Äönnteft bu Stteclegaarb, SBaUcn 6ei äitbt, II. 2 Digitized by Google — 18 — ©Ott mit leiblid^en klugen fe^cn, ftünbe (Sr fo fügen ba- neben unb fagte: „ic^ fyibt bad oEed ^ecDorgebtac^t", fo lote bad (i^6cuütc|e oetfd^m ib en. 5&tttd^ t>ie IBotandfe^mtg bet Siebe erbaut bte Siebe. @o erbaut ber eine Siebenbe ben anbent, unb ^ier ift ed bami leicht genug, fic borauÄ^ufc^cn, tüo fie offenbar ba ift. Sn- befjen ift bie Siebe boc^ leiber nie ooHfommen in trgenb einem 3)2enfc^ ba; infofem fonn man auc^ ettoad anbered tl^mt ald fte oorondf e(en, man lann auil^ geiler nnb @^^mad^ fetten an il^ enibeifen. Unb loenn einer bann licbM f otd^ entbe(ft {)at, fo totÜ er bic gelter oteHeit^t, tote eÄ Reifet, tt)egnel)men, ben ©plittcr njec^nclimcn, um bie Siebe rcdjt erbauen, ^oc^ bic Siebe erbaut. 2^er Diel liebt, bem mirb oiel oergeben; je ooEtommenere Siebe aber ber Siebenbe t>ou anSfe^t, befto ooQiommener lotrb anci^ bie Siebe, bie er (^fliegt & gtebt in ber Seit fonft fein tBer^tni«, in bem ber (Srfolg fo genau unb fi(f)cr ber Arbeit entfprätS^c mie ^icr. 9Kan madje bagegcn feine ©innjenbung, man berufe fi^ niii)t auf bic ®rfat)rung, bcnn e^ ift Uebloö, millfürlic^ einen %aQ feftjufe^en, an bem fid) §eigen foE, toa^ ^erauöfam. ^ar» auf oerfte^ ftd^ bie Siebe ni^t, fie ift etoig oon ber (SrfftUung ber 8oran9fe|ung fiBerjeugt; ift bod nic^t ber gaH, fo ift bie Siebe im ©egriff ju ermatten. SDurc^ bie ^orauöfejung, bafj bie Siebe im ®runbe ba ift, erbaut bie Siebe; ba^er erbaut fie and) ba, too, mcnfd^lic^ gerebet, bie Siebe fel^Ien {c^eint unb mo eg, menfd^Iid^ oerfionben, bor allem not ifyit, freilid^ nid^t §ttm l^ergnügen, aber ^ur Mettung, and 9tid»errei6en au ge^n. IDiefeS Cin« reifeen ift bog ©egcnteit oom (Erbauen. 9We jeigt fid^ biefer ©egenfa^ beutlic^cr, aU n?enn bauen bie 9^ebe ift, bafe bie Siebe erbaut; benn atleg fonftige ^bauen t)at mit bem (Sinrei^en bad ®ine gemeinf am, ba| ettood an einem anbem oorgenommen Digitized by Google — 19 — njtrb. SBcttn ober ber ßiebenbc erbaut, fo ift bie^ ba§ gerabe (Skgenteil k)om (Stittei^en, benn ber fiiebotbe t^ut ettood an fid^ felBft: er fe|t DorouS, ba| bte SteBe in bent anbem SWcnfd^en jugegen ift — toaS hoä) gerabc boS ©cgenteti bon bem ift, bafe er am anbern SJ^enfc^cn ettoa^ t{)ut. (Sin- reiben befriebigt nur atlsuteicfit ben finnli(i^en äJ^enfc^en; baö Erbauen in bem @inn, bag man am anbem ettoad tl^ut, knn ben finntid^en SKenfd^en and^ befnebigen; aber %u erbauen inbem nun fic^ felbft ubertmnbet, befriebigt nur bte Siebe. Unb bod^ fann maif nur auf biefe einzige SBeife erbauen. 99et bem h?Dt)Igemcinten ©ifer einzureiben, um bann §u er- bauen, DergiBt man aber, baf] ^iifc^t büdj fein SOienjc^ ben (^runb ber Siebe in bem anbem Witn\^n legen fann. @iel^, ^er geigt ed fid^ gerabe, n^ie fc^toierig bie tum ber ßtcbe betriebene Saufunft ift, bie in jener Berül^mten ©teile bei bem 5(pofte( "ipauluö (1. 5!'or. 13) be|d)riebcn tüirb; benn mag ba üon ber Siebe gefagt mirb, ift nur eine genauere ©c^ilbcrung it)rer Slrt gu erbouen. „S)ic Siebe ift long* mütig", bamit erbout fie; benn Sangmut befugt ja eben, bog {te mit 9[ndbaner boraui^fe^t, bie Siebe fei im ®mnbe boc^ bo. SBer, menn audj 5ögernb, urteilt, mer urteilt, bafe bem anbern 9}?enfd}en bie Siebe fel)le, nimmt bie ©runblage fort — er fann nid^t erbauen; bie Siebe aber erbaut mit il^rer Sangmut 5Damm „^egt fie nid^tSßeib'^ aud^ nid§t „^al^'f benn Steib rnib fpred^en bem anbem SO^enjfd^en bie Siebe ab nnb tierbetben bamit tt»o möglich bie ^runbloge. ^e Siebe, bie erbaut, trägt bagegen bcs anbern Unöerftanb, feine Unban!* barfeit, feinen Qoxn — baran ift fc^on genug ju tragen, mie foHtc ba bie Siebe aud| nod^ S^eib unb ^a^ mit fid^ ^erum* trogen tdnnen! @o Derteilt ei» ftd^ in ber SBelt: loer 9leib nnb §a6 in fii^ trägt, trägt nid^t aud^ be« anbem Soften; aber ber Siebcnbe, ber nic^t SJlcib unb ^afe ^egt, trägt fie. 2* Digitized by Google — 20 — ^eber trägt feine Saft, ber Dleibifd^e unb ber Öiebenbe, ftc tpobett üt geiDiffem ^inn beibe Wläxtqxtt; benn, tpk ein gnmtmer gefagt ^ ift aud^ ber ^^etbifd^ ein ^Dl&tt^^tt — abn be» Xotfctt. „5Die Siebe fuc^t ni<|t ba« 5ixt% batunt etbmtt fie. %>em tm ha» @etne fuc^t, mug ja aVit» anbete auf bic Seite fd)affen, er muft einreiben, um für ba^ ©eine, baö er erbauen triÜ, ^la^ ju befommen; bie Siebe aber fc^ öorau^, ba§ bie Siebe im ÖJrunbe ba fei, barum etbant fle. „^it freut fid| nid^t bet Ungered^tigieit''; tuet abtx eintet^ obet bod^ mit feinet SRetmmg, man ntftffe noimenbig einteigen, ftd^ felBft toii^tig toerbcn kmff, nnig fic^ ber Ungerec^ligfett freuen — fonft gäbe ja nid^tö etnju* reiben. !5)ie Siebe aber freut ftd), bie Siebe im ©runbe üor- ausfegen p büifen, barum erbaut fie. „S)ie Siebe ertragt aiU^", bemt aUe^ ettsagen ^i^ bod^ §iilett in aKem bie Siebe ftnben, bie im (0nmbe twtattfgefe|t koitb. Son etnem SD^enfc^en, ber eine fe^r ftaile te B^e aber erbout; unb ber SSater getoatin ben Verlornen ©ol)n mieber, gerabe hjeil er alleö l)offenb üoraugfeWe, baji bie Siebe im ®runbe gugegcn fei. @g gab tro^ beö on ber ^^einung aufgeblafen, bag fie im anbern Digitized by Google — 22 — 3J?enfd^en bic :^tebe f (Raffen müfjtc; ftc ift nicftt uerbittert unb ungeftüm, ungebulbig, faft lioffnung§Io§ mit bem be- fc^äftigt, tood fic juerft einreiben müffe, um erft bann lüicbcr auftuBaiten; nein, fie fe|t beft&nlng tmavA, ba| bie Siebe im ®ntiibe ba fei. ^tmn ift eiS itnBelmtgt ber ecbattH^ie SbiMidE, hie SteBe etBoiten §u feigen, ein fdtBItii, ber fetbft bte (Sngel erBout; unb barum ift unbebingt baö ^rbau* lid^fte, lüciut einem SD?enfc^en gelingt, red)t babon ju teben, tok bie Siebe erbaut. @g giebt manchen ^tnblicf, ber frennbüd^ ift, ber mffit^, bec he^uxObttt, ber etgtecft, ber er^Bt, ber feffelt, ber fibei^eugt n. f. f.; itttr einen IbtBGit giebt t», ber erBant, unb baS ift ber titiBM ber erBanenben Siebe, magft botjer nod^ fo ©^recflid^eS unb Slbfd^eu* Iicf)e§ iit ber 3Se(t gefcJ)en ftaben, ba§ bu toomögtid^ gerne toieber oergcffcn miid^teft, tt)eil eg beinen Tlnt, beinc ßuberfid^t Breden, bid^ mit &id unb mit ÜBerbru| am £eBen erfüllen toiK: BebenCe Blog, nne bie Siebe erBani, unb bu Bift erBant, ba| bu loteber teBen magft! @o mand^Iet fann man jum ©egenftanb ber 9^ebe morfjcn, aber einjtg erbüulid) ift e^, üon ber Siebe gu reben, toie fie erbaut. 9J?agft bu ba^er noc^ fo fd^Uiere (5rfa()rungen genuui^t i^Ben, fo Derbitternb, baft bu faft mftnfd^ft, nie geboren ^n fein unb ie el^r je lieBer im Xobe p toerftummen: Bebenfe nur, toit bie £ieBe erBout, unb bn Bift nri^ erbout, bafe bu totcber reben magft! (g« giebt nur einen erbauli(i)en ^fubHcf unb nur einen erbau= lid^en ©egenftanb; bennod) fann alleg erbaulid^ Qcfagt unb crbaulic^ getrau »erben ; benn überall, m ba§ (Srbaulid^e ift, ift bie Siebe, unb fiberaU m bie Siebe ift, ift ba» (^rbaultc^ unb fobalb bte Siebe ba ift, erbaut fie. 5)tc Siebe erbaut burc^ iJjre SSoraugfe|ung, bafe bie Siebe ba ift. .^aft bu ba§ nid£)t fetbft fdjon erfabren, mein Sieber? äBenn je ein föltn\6) \o bir gerebet ober Digitized by Google — 23 — fo gcgat tni^ ge^bett 1^, ha% im Jrid^ ixtkwit fo ted^ tt» Baut fü^tteft, fo tain'9 bal^r, bag tm tcd^t (eS^aft etfamttefl, lüie er in bir bie £iebc üorauäfejte. Ober tok fteUft bu bir lPol)( QU(^ bcn 9J?enfc^en üor, ber bi^ in 2öat)rJ)ett cr^ bauen ]oü? 9^ic^t toa^, bu tpünfc^ft ü/m (iinftc^t unb ftenntnid unb l^egabitng unb (l^a|ntng, abec boc^ ^äUft bu ttid|t biefe Dtnge fftt entfd^eibcnb, fonbent baS, ba§ er em suDertöffig (tebet älRenfd^ ift, b. ^. in SSa^r^t eht lieber ä)knfd}. S)u meinft alfo, für bü§ ©rbauen fei entfc^eibenb unb toefentlid), bafe er ein foldj licbcüoHer 5D?enfd^ ift ober bie Siebe in {olc^em (§^xabe befi^t, bag man fic^ barauf uer- laffen fonn. SBod ift nun ober Siebe? Siebe ift fo knel ald bie Siebe tiorouSfe^; Siebe l^aben ^t Bei onbem Si^ Donntöfe|;en, liebrei«!^ fein {)eigt bei onbem toorouiSfe^en, baß fie liebrcid) finb. 2Bir tcoUen nnä rec^t üerfte^en. @ö giebt (Sigenfdjaften, bie ein SD^enfd) für fid^ {)aben fann (mietoo^l er fie anbem gegenüber anmenben tarn), unb (Eigen» fd^ften, bie er nur für anbre ^ben fonn. @o fann er Seid^ fftr fi(| l^ben, ebenfo aRad^t unb «ktben unb Itominiffe u. f. m. %tt SBeife ntug nic^t anbere fftr »eife leiten; Dielmeljr fann e^ fe^r gen)if5 unb nja^r fein, bafe ber in S55a^rJ)cit Sßeife annimmt, e^ feien iDeit ni^t alle SD^enfd^en toeife. 3a, ber begriff ber Sßeig^eit fc^liefet nic^t aug, baft einmal ein SSkifer g^ebt ^obe ober lebe, ber fügen börfte» er lolte olle anbem fftr umoetfe. 5Diefer ®ebanfe (baß einer felbft toeifc fei — alle anbevm aber fftr nntoeife ^alte) (öfet fic^ burd^benfen , o^ne mit fid) felbft in SBiberfprud) ju geraten, obfc^on eine fold)e IHiif^erung im 2J?unbe eineö mirf^ lid^n äJ^enfc^en ^oci^mütig tuäre. SQSoUte hingegen einer metnm, er fei liebet)bll, ^gleidjf aber, aQe anberen feim ed nii|t, fo lofirben ttir fagen: nein, 1^ biefer Qkbaxät uriber» [prid)t fi^ fdbft; benn liebreid^ fein ^eigt ja gerobe an» Digitized by Google — 24 — nebelt, iMmntöfe^en, anbcre SRnifd^ fettit IicScDol!. ^ (Kgcnfd^aft bcr ßic6e fannft bu nit^t für bid^ fclbft ^aben, benn burd) [te ober in i^r bift bu gerobc für anbre. 2öir ttenncn freiüc^ pwfiQ bie Siebe in einer 'tRtiijt mit anbern @igen{(l|aftett bed 9]?enfc^en n)ie ^B^i^tit, ^8etfianb u. a., ofyxt )tt metfen, ime fd^^ fte fiil^ Mi biefett imterf^bet. teilte 93etgl)ett, feine (Erfal^timg, feüie I6«tftfiid>tdlett f^t ein SKcnfc^ für fid§, aud^ toenn er fic onberen ju gut fommen läfjt; ttjcnn er bagegen in SBa^rJ)ett tiebeüoU ift, fo l)at nic^t er ßiebe, mie er SSei^^eit l)at, fonbern feine Siebe bcftc^t gerabe in ber SSorauSfe^ung, bog tüix anberen Siebe l^Ben. S)tt välpa\i a(d ben Siebelioaen, bn metnft (— ti^ÜQ —), baö fei eine (Rgenfcfiaft, Ue er bit fü^Ift bt^ burd^ il^n erbaut, eben toeit er liebcöott ift; ober ber ma^re 3uföTnment)ang ber (Sact)e entgeht bir bod^: bafe nam» lid^ feine Siebe barin befielt, in bir Siebe tjorau^äufe^en, ba^ eben ba§ bid^ erbaut, baS bie Siebe in Mt erbout. Äömttc bie Siebe etned SKenfc^ in etkood anbevem befiel^, fo nxfttbefl bit bt(| Bei aSer gntierlaffigfett berfdben ond^ nid^t im tteffhn ©tun erbaut füllen; fo loenig al« bu öon fetner SSeigfteit, SBerftänbigfeit, (5rfaf)rent)eit, ©ele^rfomfeit eine @r= bauung im tiefften (Sinn l^aben fannft, ob fie auc^ juüerlöffig fein mag. könnte feine Siebe in ettoad anberem befte^, fo fitanteft btt bid^ am^ nic^ gan) anf i^n mloffen; bemt bad 3iit)eriafftge an bem Siebenben tfi gerabe baS, ba^ er immer fo oiel Siebe i)ai, fie in bir öoraug^ufelen , ober rid^tiger ba§ er ber SiebcüoIIe ift, ber fie in bir öorauöfe^t, felbft ujenn bu an beiner eigenen Siebe jtDcifelft. — ^u oerlangteft aber, ein aj^enfci^ möffe in ©a^rl^cit liebeüoll fein, rnn in iEBo^^t erbauen ^u ttnnen. Unb GebekwS fein \)trit, tmt gezeigt, bie Siebe bei anbem oorondfe^en. So fagft bu ja gan^ badfelbe, toa^ toix entmidelt ^aben. Digitized by Google — 25 - ©0 trenbet ftrf) bie ©rnjägunq ju \%xzm Anfang jurücf. (SrBouen Reifet bie Siebe öorau^fe^en; UebeooU fein Reifet bie Biebe totoudfeten; intr bie Siebe ecbaut. ^nn erbauen I ^eigl ttwA tm l^ntttb on bem äS&alten unb ben X^aten ber ißiebe ^nbeli), fo tfi bod bennoc^ ntd^t fo. ^te ®td^er^ett gegen jeben Setrug ift ein SBerf, ift eine tfufgabe, ganj glcid^be» beutenb mit bem, bafe fie alleS glaubt, fo baf^ uian unbe= bingt eins fürö anbere fagen fann, bafe „bie Siebe aües^ glouBt", unb ba^ „fie nie betrogen toirb"; eg ift nic^t toie fonft, ba^ bad ^onbeln unb bie Alug^eit, bie fk^ oor bem Setrug l^üten nnU, itm ^tnge finb, alfo audeinanbet faQen. !Die 5tlugl)eit ift auc^ nic^t bamit einöerftanben, ba^ bie Siebe nie betrogen tpcrbe; benn fo ju lieben, bafe man nie betrogen lüirb, ift im ©inn unb in ber ©pra^e ber Älug^eit ba<^ S>ttmnifte unb bad X^dri(^tefte, ttHid man tl^un lann, ja ed ift ber ftlug^eit jum trgemtd — unb baran erft rec^t fenntli^ al9 tt)efentn^ 5um (S^riftentum ge^5rtg. 25ie Siebe glaubt alleS. — Seid)tfinn, Uncrfat)rcn= t)cit, ^Irglofigfcit glauben alleö, man ju i^nen fagt; ©itelCeit, d^inbilbung, (Setbft^ufrieben^eit alled (Sc^meidiel* l^fte, m& man }u i^nen fagt; 92eib, ©d^benfreube, Stteber« träd()tigfeit allein ©d^Ied^te, bad gefagt toirb; ha» äRi^trauen glaubt gar nid)tS; nad^ ber Set)re, bie bie (£rfal)rung giebt, ift eä baö Älügfte, nic^t aüeS ^u glauben: bie Siebe über glaubt alles. . ^Ifo bad äRigtrauen glaubt gar nic^td, ed t^ut gerabe bad dkgenteU t)on bem, toai bie Siebe t^ui 3m ailgemeinen Digitized by Google — 28 — \)i nun ^tvax baS ^Df^ifetraucn bei bcn beuten nic^t toof)l an^ gefeljcn; barau^ folgt aber borf) feine^tüeg^, bo^ man in unbcbiiigtcr ^■l^erabf^euung aüe^ ajJifetraueng ganj einig mit ftc^ felbft ift, fo toeittg atö in unbebingter ^it)»cetfuttg bct Siebe, hie aOeiS glaubt a^an trifft bieQeid^, fonbecbar gemtg, lieber einen ©ergletd^, otfo einen in fid) wiberfprud^^üoEen Sl^etgleid^ ätüifcf)en bem 2)?i|tranen, baö, ein njenig — liebe* öoU, boc^ ettoaS glaubt, unb ber Siebe, bie, ein wenig — mi|trauif^, bo^ ben einen unb anbern ^rbad^t fyit 3a, totm man bod fc^arffinnig berbedte äRi^trotten red^t Dor» tragen, in üBentotfirtii!^ (Shrdge mit bem btenbenben @cJ)ein ber ÄIugf)eit, ber ^'^interüft unb (5rf)(aut)eit fd^müden njoUte, fo ttJÜrbe ba^ ml)i Dielen fogar eine ißerfud^ung ttjcrben; mand^e mürben un^ bann fing öcr]'teJ)en geben, fie Ratten badfelbe auti^ entbedt, unb Mren — ftol^ auf i^re (Etttbedung. Unb im (Segenfa^ l^^u lofitbe fid^ too^t bie Siebe, bie a0eS glaubt, ttrie ed bem ^uten fo oft begegnet, fel)r ärmlid^ au§ne^men, fo ba^ mand)er nid^t einmal ju gefielen njagte, bag er fo einfältig ^u fein toünfd^te. ma» ift ttämlid^ bad fd^arfftnnige ^k^mnid bed mi* trauend? (SS ift ein 9RiBbrauc^ bei» SBMffeniS, ein iDH|brattd^, ber o^ne tt)eitere§ in einem ^Item^ug fein orgo an baö an* fnüpfen tüiH, hjos al§ Söiffen gang tDal)r ift unb erft ein ganj anbere^ wirb, toenn man öerJe^rtcrtoeife in ^raft be§* felben glauben miK — tiM ebenfo unmdgUd^ aU berfe^rt ift, ba man ni^t in ftraft beS ffiiffend — glaubt ma» ha9 99{i|trauen fagt ober borbringt, ift eigentltd^ blog ba« SSiffen; ba^ ©e^eimniä unb bie galfd)l)eit liegt barin, baß e§ nun ol^ne UJeitereö biefe§ Sßiffen in einen ®lauben um* fe^t, aU tt)äre ha& gar nid)t3, oliS toäre ba^ ettüQ§, baö gar nic^t bemerft )u Horben brandet, „ba ja lebet, ber badfelbe Digitized by Google — 29 — äBifjen Ijat, nottuenbigerloeife benfelben 8c^lug ^ie^n mug"; als luäre alfo ett)tg getotg unb gati^ an^Qmadfi, hai mit bem SSSiffen ou^ gegeben tft, tote man f d^Iie^t. Sbtx IBetrug befte^t bann, bag baiS iDKfittouen t)om lEBiffen and (bcnn ber ©^ein unb bog ^alfd^e ift, bafe man baö 993citcrc in Äraft beö SBiffenö t^ue) in Straft beö Unglauben^, bcr in bem ^üBtrauijc^en ift, fdjlieBt, annimmt, glaubt, toa^ eio fc^lie|t, annimmt, glaubt, moi^ienb man Don bemfelben SBiffen and in ftraft bed (S^Ianbend gexabe bad (Sntgegengefe^ fd^Iiegen, annehmen, glauben !ann. 1ba9 Mißtrauen fagt: „SDer S3etrug rcidjt unbcbingt ebenfolüeit mie bie 2Bal)rl)eit, galfc^l)cit ganj ebenfohjcit »ie @^rlid)feit; eS giebt nid^tS, nioran man unbebingt fidler bad SBa^re ober ben ©^rlici^en, ben üufrtd^ttgen eilennt. @o aud^ bei ber Siebe; i^ud^Iet nnb Stft unb @(|(att^t unb i6erfä{)rung fann unbebingt cbenfüüiel t[)un aU bie Siebe, fann ber maleren Siebe fo täufd)enb ä^nltd^ fel)en, bafe eö fein unbcbingteg Slenn- jeic^en für biefe giebt, weil bei jeber äufeerung beg SBa^rcn ober (in unftem %aXi) bei magren Siebe bie äßdgttd^feit eined SetvugS übrig bleibt, ber btefer gan^ entf))ri(^i'' Unb fo ifi auc^, fo foQ ed fein. (Skrabe toett bo« 5Dafein „bic^" prüfen, „beine" Siebe prüfen foß, ober ob in btr bie Siebe ift, eben barum füt)rt eö bir mit §ilfe beö ^^erftanbe» ba§ SBa^re unb baS S^lfc^e als entgegengcje^te 3D?öglic^feitcn oor, bie einanber bad (S^leicl^emifl^t l^olten, bamit burc^ „bein" Urteil, b. ^. bur^ bie in bemfelben enthaltene SBa^t fic^ ^eraugftellc, ma§ in bir moljut. ^c^, mandjcr bcnft fic^ ta^ Öieridjt aU etmaö jcnfcitö be§ ©rabeS ©eüorftel)enbeg, unb baS ift eS ja auc^; man ocrgißt aber, ba^ baS (SJeric^t toeit nö^ liegt, ba^ ed jeben ^ugenblid oor fid^ gel^t, oieil bai^ 5Dafein jeben Sbtgenblid, ben bu erlebft, bid^ richtet, ba man eben bnrc^ fein Seben ftetd fi^ fetbft richtet, offenbar )oirb. Digitized by Google — 30 — (£'ben besljalb muß ba^ ^afcin fo eingeridjtet fein, bafe bu nid&t burd) ein 5Ut>etIdfftged Sßiffen ber Dbtttjcnbigfeit cntrinnft, bid^ fel^i in bemem eigenen Urteilen ober in ber ^rt betned Ur« tetleni^ ^n offenbaren. SBenn alfo bad t^Ifd^e nnb bdd SBa^ fo im ®Icid§gett)id^t oI« jtoci etnanbcr entgegengefc^te SKöglid^* fetten ficf) gegenü6erftcl)en, fo muß e^5 fiel) cntfd}eiben, ob nun in bir bag äJJifetrancn ober bie Siebe ift. 2)enn fie^, einer fagt: »fogar tuaiS fic^ aU ha^ reinfte @efü^( §eigt, fönnte boc^ golfc^^eit fein", nnn ja, ha» ift mfigfi^, bai» foU fo fein — - „ergo n)ä()Ie \6) ha(i SJ^iStrauen nnb glaube ntd^t«", b. t). er mac^t fein 5J?ifetrauen offenbar, ^re^en njir bcn ©d)hi§ um: „2SaI)r^eit unb galfd^ljeit reidjcn inibebingt gleid) toeit, fo bafe baiS augenfc^einlid) niebrigfte 33enct)men reine Siebe fein tönnte" — nnn jja, bad ift mdgUd^, bad foQ fo fein: ergo 5iel)t ber Siebenbe oor, ba^ er oHeS glanbt, b. 1^. er mad)t feine Siebe offenbar. @in Sßirrfopf meint freilid^, ba§ ^afein fei ein ^icmlid^ trübet (Stement: o, fein SOieer ift fo burd)fid)tig! ^ann ba^er einer bereifen, baß man auf @runb ber äJ^öglic^feit einer Xanfd^ung nic^td glanben foU, fo fann tc^ ben Setoeid antreten, ba^ man aHeS gtanben foH — auf (Shmnb ber 9RögIic^feit ber ^äufd^ung. 9J?eint einer, man foHc aud^ bem beften 9J?enfd)cn nid^t trauen — bcnn er fönnte möglid)ern)eife bo(^ ein S3etrüger fein, fo gilt ja aud) ba^ Umgcfe^rte, baß bu felbft bem f(l^te(|teften äRenfd^n bad ^ute zutrauen fannft, benn mdg« lid^enoeife fönnte bo(^ feine ©d^Iec^tigfeit nur ein &!^n fein. ^tc Siebe ift bo« gerabe ®egentei( be8 SWißtranen« unb ift bo^ in baSfelbe SSiffen eingen)cil)t. 3in SBiffen finb fie, njenn man fo miU, nid)t Don einanber ju unter) d)eiben (bad äBiffen ift ja gerabe bai^ in nnenblic^em @inne @(etc§« gtlltige); nnr im Sd^tteßen nnb (Sntf(|eiben, im (S^Iauben (allein 5u glauben unb ni^tg ^u glauben) ftnb fie fid^ gerabe^u Digitized by Google — 31 — etitgegengefetyt. SBenn itämlid^ bte Siebe oEed gkubt, fo tl^ut fte ed tnml^aitd ntc^ im felben @tnne )me ber £letd|tfhm, We Uitcrfal)ren^eit, We llrgtoftgfeit, btc m9 ttntDtffeni* l^it unb Unfunbe allcS glauben. 9^etn, bie Siebe tDcijj tio^ einem afle^, tt)a^ baä 2}?i§traucn tüeig, bod^ oljne mi^trauifd) 5u fein; fie tueig, toa& bie Srfa^rung tocife, ttjeife ober ^u* glet^ bog Ine f ogenattnte (S^a^nmg etgentl^ jene äli^if ^ung U0it WUtmntn tmb Siebe tft. „SBietnet ^etmlic^e« fattn bo(i^ nid^t in einem iWenfd^en iüof)nen, ober njieüiel fann bod) nic^t {)eimli(^ in it)m h)o!)nen; ttie erfinbetifc^ i{t nid^t bie üerborgene Snnerlic^feit, fid^ Derbergen, 5U töu[(!^en ober ftdg anbeten entjief)en! @ie iDfinfd^t am Itebfteit, ba^ man il^r 5S)afein axufy nid^t einmal a^nc; öerfd^mt fürd^tet fie fid^, ßcfel)en ju ttierben, unb fürd^tet e§ tuie ben ^ob, ba^ fie gonj offenbar tucrbe! Sft e^ nid^t fo, bafe ber eine 9D?enfcf) ben anbern nie ganj üer- fte^tV SSerftebt er i[)n aber nid)t gan^, fo bleibt ed ja immer m&glivd^, ba| bod Unjkoeifel^ftefte hod^ eine gan| anbere (&t* !(&mng l^ben fbnnte mtb innir eine, bie )vo^t gemerlt bie \Doifytt WÄre. (Sine Änna^me fenn ja febr gut eine Wlenqt gäüe erfläreu unb bomit iljre SBa^rl)cit bcftätigcn unb gleid)- njo^l fid) fd^lie^Iic^ untoa^r l^erauöftetlen, fobalb ber gaU fommt, ben fie nid^t erftören fann — unb eS lö&rc ja mdg« li^, ba^ biefer |$aQ ober biefe Keine n&^e Seftimmung no^ im testen 9[ngenBKdt ftc^ etnfteUte. ^al^ fOmmt ed aud), bafe gevübe oüe rul)igen unb tt)ir!Iid) geiftüollen leiben« fd^aftölofen öeobac^ter fo unenblid) öorfic^tig im Urteilen finb, fie, bie bod) tvol)! ooräugöttjeife fic^ barauf öerftc^en, forfi^b unb burc^blidenb hi» in» gnnere su bringen; ober ^ fte entfc|(agen ftd^ am üebften gan^ beiS Urteilend, meit fie auf @)mnb t^rer retd^en 9eoBa<3^1ttng eine entioi(!eIte SBor« fteUung Don jener rätfelljajten SBelt be^ Verborgenen ijabm, Digitized by Google itttb toeil fie f&tsAaä^ SeSieiifd^fieit Be^rrfc^en gelernt l)aSen. 9^ur oberflad^Iic^e, ftürmifc^e, leibenjc^aftlic^e 2D^en)d]en finb jo rafc^ toeg mit i^rem Urteil, ba fie ftc^ felbft ntd^t fennen unb bacm nat&iltc^ auc^ nic^t miffen, bag fie anbm ittc^ leimai. So mo^t cd bec ergi^, bag jeber (^in^elne inner^lb beS ^efc^lec^t^ etmaS n»efcttUid^ l^d^iebene^ ober (^^entümlic^ed ift Unb btefer %or|tt0 ift rc^t eigenttid^ ber menfd^Iul^ $orpg; ber erftere SBor^ug ift baS, toad bod gan^e ©efd^Ied^t bor ben Xier» gattungen üoraug l)at. menn e§ nid)t fo hjäre, bofe ber eine ä^enfc^ e^rlic^, aufrichtig, achtungSmert, gottei^für^tig Digitized by Google — 33 — unter bcnfclben Umjtänben gerate baö ®egentet( üon bcm t^un !ann, tDa& ein onberer tf)nt, ber bod^ auc^ e^rlid^, auf- rid^tig, a^tungSnjert unb gottc§fürcf)tig ift, fo tt)äre baS ®otUSmffiitm» tttc^ koefentltc^, nic^t in feinet ttefften »e« bentung üor^anben. Mnnte man jjeben SRenfd^en mit nn« bebtngter 9Ba{)r^eit nac^ einem allgemein gegebenen 9J?a6fta6c beurteilen: fonjäre baö (S)ütteöt)erl)ältniö mefentlid) aufgehoben; fo möre aüe^ auömärt^ gcfet)rt unb mürbe auf [)eibnifd)c Skife im (Staate« unb ©efeUfc^ftdleben beclaufen; fo toöxt bod £e6en Diel leic^ geloorben, oBec gar (eec; fo tD&te bie Unftrengung, oud^ ©etbftoerttcfung nid^t mej)r möglich noch notmenbig, bie gerabe in bem fdhtrierigften 3ufammcnfto{^ uncnblidjer S'^ifeüerftänbnifje bajs^ (^ottc^ocr* ^ältniig in einem äJ^enjc^en enüoidelt.'' fiannft bn mir nun fagen, mer bad gefagt ^at? 92etn, bad tft eine llnnidglt(|!eit; e8 ifi gan| smeibentig, ber Hebe» ooüfte Wltn^tü) unb ein anberetr ber ebenfo mifittauifdh ift, beibe fönnen e^S ebenfo gut gejagt l)aben, fofern njir nur bad nötige SBiffen bei ihnen öoraute (Sntfd^tbung im SBiffat über bog SSiffen als (Sntfd^eibung mitjutetlen, ift eine 3öcr» fel)rtl)eit, bie frei(id) in unfrer Qcit ber ec^te tiefe, bc§ tiefen S)cnfenÄ ecktet Xieffinn geujorben ift, bie aber nicf)tgbefto* lucniger bleibt, koad fie nxir: eine ^erfe^rt^ett DaS äBtffen ift nic^ SKt^tronen, bemt boi^ IBtffen ift mienbltf| gned^ ift bie unenbUij^ (»(eic^gültt^ im Wci40ekm^; bad »iffm ift au^ nid^t Siebe, bemt boS SBtffen ift itnenbKc^ geredet, ift bie unenblid)e (^leid^gültigfeit im ®leid^gen)td)t; ba^ SSiffcn ift au^ ntd^tä Unreine^, ba cö bie unenblirf)e ©leic^gültigfeit ifi ^er Mijstrauifd^e ^at mit bem ^iebenben badfelbe Sßiffen gemcinfam, unb toeber ift ber ä)^i|ttauifci|e tmä^ bicfe» mffen mt^uifil, nocl iß ber Siebciibe biin| biefeft IBiffcn litbckwa. fßenn aber M IStffeR in einem SRenfd^en bie einanbcr entgegengefe^ten SJ^ögüdjfeiten inS ®Ieici^gen)id)t ge^ fe(^t Ijnt, unb er foCi ober njiü nnn urteilen: fo jeigt fic^, je nac^bem er fo ober fo glaubt, n^er er ift, ob er migtrauifd^ «bir Ikbeocü ift. ^ur fe^r üeriotrrte mtb ^alb erfahrene Scttte meinen, bad IBtffen beftimme fit in intern Urteit «Ber einen SRenfc^en. €ofc^ tmffen ntc^ einmal M Sßiffen ift nnb ^aben fid} nie Qdt unb ÜKül^ genommen, ben unenblid)en, geregten @inn für SD^ögltc^feiten entmicfcfn, ober bie ä^^dglid^feiten mit ber ^unft unenblic^er 3^eibeutigfeit auf» Sufaffen nnb ind ^leid^gennd^ $n bringen, ober fld^ in i|Km SKetnen nnb Uiteüen ttov jn iKrfie|en. Digitized by Google • 1 — 36 — Sil t^er Uinjergoren^it ^ben fic ftumtiffiiinig ober lelbenfcl^aftltd^ eine SmcIieSe fftt über bk fCtt toon S^dg« Kd^t; ein rpenig büDOTt reicht ^in, ba^ fie urteilen, unb baiJ nennen fic bann ein Urteil in Slrüft beö Sßifjenö unb meinen, felbftjuf rieben bei einem bcrartigcn — ©tauben, in Äraft bed — SEBiffend (reiner Sßiberf|)ruc^), • fic feien gcfid^ert gegen Sntnm ~ totld^ hm (Üanben (ein neuer S9Siberf))nii^) rnnbe^tsn fein f oE. ÄSie man gan^ aUgemetn ^dren fonn,^ fürchten fi^ hie lÜ^cnfcljcn jcljr, fiel) im Urteil 5U irren; ^ört man aber genauer ju, fo entbecft man leiber gar oft ein traurigeiä ä^igt^erftänbntd bei biefer - ernftüc^n gurc^t @ie^, jener ctnfftUtge SBetfe bed iUtertum^r er nntrbe, mod er mrbe — • fOi, er nwrbe nid^ (ihroM# ^ großer <0e(bmamt ober ^od)fte^enber ^atöbeomter in biefer beften IBelt: vetonnt, Deilacljt, üerfpottet, ongef(agt, uerurteilt mürbe er bcr eble, einfältige 3Bei)e, boc^ ber Seltene, m\)^ü ber (Sin5ige, ber roirüic^ ^ifc^en bem, toa^ er tierftunb unb toai er nic^t tKU fbinb, einen Unterfc^ieb ma^t, nnb bod tourbe er eben, »eil er f,ilber allcd fftxi|tete, in einem Stoctmn ^ fetn*. ^ben bk IRenfc^en bei !^ ^Üin^f im Urteil ^ inen, ttirflid) biefen erhabenen ©tanbpunft bed ©(eic^geftjic^tg im ?lngc? *58ieüeid)t. @g rtäre aber auc^ tt)ot)( mögUc^, bafe bie gurc^t mitunter Htoa^ einjeitig ift. äBir ^^en)ct)en ^aben eine natfltlic^e gjiirc^ koir fönnten irrtfimlid^ — t)on einem Slcnfcl^ eine gn gnte SRetnnng ^egen. 5Der ärrtum bft« gegen, ber in einer p wtgünftigen SXeinung über eine« onbcrn 9J?enfc^en befielt, wirb foum gefür^tet, menigftend nid)t fo tt)ie ber erftere. ^ann fürd)ten mx unö aber nic^t am aUermeiften oor einem Srrtum; toir finb im Gegenteil in einem Srrtnm befangen, inbem n>ir eine einfeitige ^ur^t nor eina getoiffen fUk oon 3rrtnm ^poben. i6 fx^ Me 8* Digitized by Goo gle — 3ti - ©itcLfcit unb ben ®to\^, uon bem ^intcrlifttgen eine gute 9J?einung p Ijaben ober gef)Q6t gu l)aben, it)m tl)öric^tertt)ei)e gegtaubt l)aben ~ b. ^. in cmem SBettftrcit jrüijc^en Älug^cit unb ^iüQf^xt unterlegen ^u fein. Tlan ärgert ftc^ fel^t bar» Aber, ober man frnbet bod^ (j|a fo fagen tm, unb ^ nu^t |a nur tomxQ, ober rid)tiger, eS ift eht Setrug, in erbauK^ Siebe einen feierlicheren, einen fi^embartigen 5luöbrucf brauchen) eine recf)te S3Iamage barin, fo ^um 9krren geujorben fein, durfte und a&er, fe^r milbe on^Sgebrücft, nic^t ebenjo eine Qlamage fein, ba^ koir bad ÜBdfe geglaubt ober mi|trautf^ mä^t& geglaubt l^abeu, too toir bo<^ tt»tr!ltd^ bad (^ute oor uni^ l)atten! SSHtb boi^ ntc^t einmal in ber (£n)ig!eit nie^r ald — eine ©lamage fein; benn gebraudien roir nur bad in ber Söelt fo oiel gebrauchte Sßort; e^ nimmt fi^ in i8er^ btnbung mit ber C^migteit {o gut and! ^ier in ber ^elt ift ed ober feine „I93lamage\ böfe t>on einem guten ÜKenfc^u )u benlen; bad ift ja eine äbertegen^ett, burc| bte man boi$ ®nte auf einfädle SBeife lo8 »irb; aber öor ber „SBIamage'', öon einem böfen 5D?enfchen gut ju benfen, ftellt man fic^ fieser — ba man fic^ fo fe^r oor einem Srrtum fürchtet Sbtx ßiebenbe bagegen fürchtet fic^ in äBa^r^eit baoor, im Srrtum ^u fein, barum glaubt er aQed. ^te SBelt oerfud^t auf allerlei SBeife, unter anberem auch bamit, bafe fie tljut, ai^ märe ed eine groge Söefc^ränfts hett, eine STljorljeit, in Xiiebe aÜe^ 5U glauben, ^och bie @ac^e ift bie: man oerfte^t fid) felbft nicht. SWan ma(^t einen ©trid^ burch bie iSiebe (leiber ftatt bag man fie unter» ftreid^tl), unb bann legt man ben ^^ac^brudE auf bie Zf^ox* heit, allein ju glauben, mä^renb bod^ ber gan^e Stachbrmt barauf liegt, baB „bieiJiebe" aüeS glaubt. SSahrüd), nicht bag äöiffcu befledt ben 2)^enfd)en, burdjauö nicht; baö Söiffen ift bie blo^ S)urc^fichtigleit unb (U^ie bad ^ffer) gerabe Digitized by Google — 87 — ' bann am tioHfornmenften nnb tdnfien, nmtn t» fehten ^efc^matf on fi^ fyit 5)ein Liener bcr ©ercc^ttgfcit giebt ec^ feinen Waid, ba6 er beffer benn ber 5?erbred)er um alle @cf)Iic^c ©efcfieib tueife. Dlcin, baö SEÖiffen befledt ben a}?enfdjen nic^t, f fonbern baS äl^igttaiten befledt eined ä)^enf(|en Skiffen, koiej bie Siebe (ftntect. Senn mit einen anbent SDIenfd^en bentteilen, fo fü^rt ba8 ©iffen ju bem ®Icid^eh)ic^t ber etnanber entgegengc* festen 2)?ögl{d)feiten - borin, mie nun ber (Srf)(ufe gemad)t uürb, fommt ber Unterfc^ieb jum Söorfdjciu. ^ie <öc^rift mint bor bem Urteilen, bem S^ic^ten, unb fügt ^in^n: ,,anf ba^ i^t nid^ nrieber geriil^et toerbet". Ski fte^t ei» and, a\» ttnnte man man(l^a( -ri«]|ten, o^ne bog man ivieber geriet mfirbe. S5a8 ift aber ntd^t bcr Sali, ©obalb bn einen), anbern rid)teft ober beurteilft, rid)teft bu bic^ fclbft; benn einen anbern rid)teu l)ei6t im legten ©runbe nur felbft neigten ober ftc^ {clbft offenbaren, ^u merfft eS oielleici^t nv^t, ed entgel^t betner 9Cufmer{f amieit, nne emft bad S)afetn ifi Snbem t% biefe btelen aRenfd^en tmr bioatonimene8 Siffen lotrb) nnr Smn (SIei<^geiind)t; ber €c^Iug aber ttenbet fid^ surücf 5U Digitized by Google — 38 — I bem $Ricf)tciiben anb mocf)t fein 2öefen offenbar — baß er bcr ßiebcnbc ift, bcan er fd^licfet: ergo glaube id^ oücö. ^od ^hgtrauen bagegen (natätlid^ ni6)t burc^ fein SBiffen, bod trie itnenM^ gerechte ®Id(3^gö(tlgleit ift, fmtbent burc^ fic^, burd^ feinen Ungtauben) eine ^otHebe für bod S3i))c. C^5ar nid^tö glauben ift gerobc bie ©ren^e, tvo baö glauben an ba^ iööfe beginnt; baä (^ute ift näm(id) ber ©egenftanb beö ©laubenö, unb barum ift, njer gor nichts glaubt, bereite im begriff, bad lQ3bfe }u glauben. Tlit bm, hai man . gar nic^ glaubt, ift man imlSegtiff, bOfe fein, benn ed geigt ft^, bo| man nit^ (BuM in fiel) ^at ba ber Glaube gerabe baö (^ute im SD^cnfc^en ift, ba^> nid^t mit bem ^^Niclmiffen fommt, aber aud^ nidjt n^egen be5 geringen SöiffenS fet)len mufe. 2)a§ ^[Rigtranen fann bad SBiffcn nic^t im ^(letd^etDid^t ^Iten, ed beßecft fein SSBiffen inib nüH^ fid^ barum bem M^h, ber ©c^benfreube, ber Ütiebertrftd^tig« . feit, bie aüed l^öfe unb ©d^Ied^te glaubt, ffienn nun aber ber 2)?enfd) fo eifrig im 9^id)ten n^ar unb mit ßuft feinen 3orn, feinen mäd)tigen ober unmäc^tigcu (^rimm über einen anbern au^:^goB, oi)m tiare i^clenntnii^, tuarum er fo urteilte unb richtete: nne, totm er nun in ber (^igfeit entbecft unb lu bem 8efentntiS gendtigt mirb, ba^ ber ^Verurteilte ntc^ allein ju entfc^ntbigen, fonbem ber ebetfte, ber uncigen* nü^igftc, ber Ijodjljerjigfte 3)?cnfd} mx\ 9}?an l)at gefagt, tüir merben gemij? einmal in ber ©luigfcit (ad), in ber $off^ nung, hai toix nict|t felbft au^efc||loffen mcrben) mit %er» munberung ben einen unb anbern üermiffen, ben tntr bort beftimmt ^u finben erwarteten; aUetn koerben nur nid^ auc^ ben einen unb anbern p unfrer 9krmunberung treffen, ben mau friid)Uiog an^gefd)loffcn hatte, unb tuerbcu mir ni^t fet)en, baB er um fouiel bcffev mar bcnu mir felbft, unb ^tvar nic^t um bad, toa^ er ecft \^äUx mxht, {onberu eben um bad. Digitized by Google — 39 - tiM ben S^etbonimeitben fetner ^tit befttmnrte, t^n audju« fc^Uefeen? ©0(^ ber Ötcbcnbe glaubt alle«. 3Tiit bcr feligcn J?reube bcr 53ertt>unberuiu3 tüirb er einmal fc^en, bafe er rcc^t ^atte; lutb kpenn er bamit, bag er juüiel Q^uteS glaubte, fic^ trete — fo ift bad QöiUmbm bed (&utv^ an fic^ felbft ®tl\%* tett. 3n Siebe ®nted ^ ^uben ift benn tooifi lein gfe^, bann Begebt man aber a(fo QU(j^ feinen genfer bamtt. 9)?t6trniiiid) ßar nirf)t^ 5U glauben (ttjaö ettua« ganj anbere« ift alö baö Sßijfen um ba« (SJleic^genjid^t bcr ent* gegengefe^ten äJ^ögHd^feiten) unb in Siebe alle« 5U glauben ift olf 0 nici^t ein iirfennen, au^ nic^t ein @(^tt| and einer (Srfenntnid, fonbem eine 9Sa^(, bie gerobe eintritt, menn bod SBtffcn bie etnnnber entgegengcfe^ten ^Röglid^fetten inS ^eic^« geiiiidjt gefegt I)at; unb in biefer 2Bal)I, bie attcrbingö in gorm eine« Urteil« über anbere öor fic^ ge^t, mirb bcr Urteilenbc offenbar. SSenn einer in fieid^tfinn, Unerfahren* ^ SCrglofigfeit aUed glaubt, fo ift btefed (fillauben eine (ir« fenntnid, eine t^d^ (Erfenntnid; Menn einer (iebetootC atleÄ glaubt, fo ift e« eine SBal)t, ju ber i^n bie ßiebe be* ftimmt. SBa^rcnb ba« SD^ifetrauen aU feinen ©cJ)arffinn jur Öeftärfung im 9^id)t«glauben annjcnbet, brandet bie Siebe i^ren ganzen ©d^rffinn, um ba«felbe ju entbedEen, baft nftmli^ %ai\djl^t unb SBa^r^ nnbebtngt gtdd^it retfl^, nnb f^Iiegt nun — in ftraft bed (Staubend, ben fie in fid^ felbft ^at: ergo gtoube \^ oIIeÄ. 5)ie ßiebe glaubt alle« — unb njirb bod^ nie be* trogen, ^ermunberlic^! ®ar nic^t« ju glauben, um nie betrogen ju koerben, bad tä|t fid^ l)ören; n?ie joHte man boc^ ben betrögen fOnnen, ber gar n^td glaubt! tCber alM fß glauben nnb ft(| bamit gleid^forn att eine Beute für jjeben ©etrug unb alle ©ctrligcr mcgjumerfcn unb boc^ eben bamit gegen jeben betrug fic^ unenblic^ fieser ^u fteüen: ba« ift Digitized by Google — 40 — imxntd^ fonberBat. tlnb bixi^, toentt matt gar tttc^tS Qlmbt, Jotrb man bann njof)! nidit betrogen? ^on anbern fann man ja in biefcm gaUe nid)t betrogen rcerben; niirb man über bann ni^t boc^ betrogen, nämlü^ t>s>n \x(S) \dh\t, unb f d^cedlu^ um bad «Ikc^fte bettogen, itnt bte ^x^lvi bet Eingebung, bei £tebe? fftda, ed gtebt ttttr eineit SBcg, ber gegen jeben Setrug fid^ert: ba^ moii in Skle oQci glaubt. ©teilen n?ir bie grage fo: fann ein Dcenfc^ ®ott be- trügen? 3iein, ®ott gegenüber fann ein 2Jienjc^ nur fi^ felbft Betrflgen; benn bad (S^ottedDer^ältnid ift fo fe()r bad ^4fie (»itt, bol «Ott an betrügen ber fd^veifa^fte @elbfi* betnig ift. Ober neunten tm ein IBerl^Itnid att^ifc^en a^enfd^ unb STOcnfd^. Jhttin ein SHnb feine @(tem betrügen? 9^ein, baö 5^tnb betrügt fic^ felbft; c8 ift nur ein ©tf)ein (fomit ein 53etrug), eine betrüqerifd)e Sluräfidjtigfeit beö Äinbe^ unb eine^ ^nberberftanbe^?, bafe e§ bie (Sttern betrüge, h)äf)renb leibet bod t^dric^te jHnb ttiefenili(^ ftd^ {elbfi betrögt »er« nünftigemeife nutg man annehmen, bie (SÜetn feien bem SKnbe mit feiner t^Oric^en @t(bfttiebe in flktd^it unb erautn)ortung in S33a^r()cit beö ^inbeö 2Bül)t im ^(uge 6cf)ieltcn — toäre Tiic^t ein f(äglid)er unb irtberHd^er Hnblid» tocnn ^I^ater ober äHtutter bed^l6 mit bem 5linbe in einen un^iemUd^n @treit geraten unb tliretttegen gereift unb erBtttert werben fdnnten, tocil ftc, iBotcr ober 9}?utter, finbifc^ n)ät)ntcn, bog ^inb ^a6c fie betrogen! @in fotd^e^ ^^er()ältni^ Smifcfien Sltern unb 5linb ijt ja bod) unjiemUc^, ja faft un[innnig; bog tpäre ja, roie tomn bie Altern nid^t fotoo^l bad ^inb fd)lQgen, als fid^ Dielme^ mit il^m ^etumfc^ta^^en loürben, fo bajl i^te ©c^I&ge btttfi^ud m^t 9Bitrbe, (St^aBeni^t unb dbertegene 5(utorität, fonbern (ebiglic^ i^re größere forderliche ©tär!c beloeifen luürben. 5Öic ttJQ^re Ü6erlegenl)eit fann aljo nie betrogen njerben, koenn fie fic^ (elbft treu bleibt, ^te toa^re Siebe ift aber allem, tooB nid^t IBtebe ift, a^o jebem 8etrug unbebingt über* legen: fo(glid) fann fte nie Betrogen )9erben, toienn fie fid^ f elbft treu bleibt, inbem fie aUeö glaubt ober fortfährt, bie jDü^re Siebe fein. ift getüi^ fel)r (eic^t einjujetien. 2)ie ©c^toierigfeit ift barum eine anbere, ba| ed nämUd^ einen niebrigeren $or« fteHungi^treid giebt, ber aud^ m^t eine Stauung Don ber nxi^n Siebe, ))on ber Siebe an unb ffir ftc^ unb t)on t^rer ©eligfeit in fic^ felbft l)at; bie ©c^njierigfeit ift bie, baB allerlei ©inneötäufc^ung ben 9D?enfcf)en in bcm niebrigeren ^^or- ftellnng^3freife feftl)alten »ill, wonad) S3etrügen unb öetrogen* koerben bad gerabe (S^egenteit uon bem bebeutet, toad uad^ ber unenblic^en Sorftettung Don Siebe barunter }u üerftel)en ift. f^ier nfimüd^ bebeutet betrogen %u Serben einjig unb allein, bafe man nid)t mel)r liebt, bafe mon fic^ baju ^inreifeen läfet, bie Siebe an unb fftr fi(^ aufzugeben unb bamit bie ©eligfeit, bie fie Digitized by Google — 42 ~ in fic^ fctbft trfigt, ücritcrcn. 5)€nn in unenb(t(j|e« (Sinn i)"t nur ein 53etrug niögHc^, ber ®eI6ft6ctrug; in un* enblid)cm Sinne brandjt man bie nirf)t fürchten, bie ben ßcib töten fijnnen; getötet kpecbea ift in uncnblicfjem Sinn ietne au^ ine ^tt 8etntg, mm ber mdt tebd, ift feine €lefa(r. Unb bod nriebet nk^ ff|lDec ft6f)en. 6(|t9iertge ift, bie ^tn^be ^ erffiOen, bo^ man bie mal)re SSorftellung üon ber Siebe gctotnne, ober ridjtiger, baft man bcr mal)re fiiebenbe tperbe; benn mit bem, bag er oüed glaubt, me^rt er fic^ gerabe gegen bie ^ioned» taufc^ung unb fömpft bafftr, fic^ in ber n^a^ren Siebe §tt er« ^(ten. 5Die @tnne#tftnf(^mig ober tM fki^ beft&nbio «cf« brfingen, ungeffi^r nne bie ®innei»tfiufdiung, bie meint, bie ©onne bctoege ftd^, obtool^t man tt>ct6, bafe bic @rbe ba§ t^ut. ®§ giebt eine niebrigere ^luffaffung ber Siebe, alfo eine niebrigere Siebe, bie feine 3>orfteüung üon ber Siebe an unb für ftd) ^at. Sie betrad^tet ba^ Sieben al§ eine gorberung (bie (Skgenliebe nnrb geforbert) unb tM (Mtebtmerben (bie ^entiebe) ate ein irbif^ed i&nt, aH s^i^ — ac^ imb bodl M ^öc^fte ^fftdfeltgfett. So, ttmin t» fo ift, fo mn| allerbing^ bcr 33etrug l)icr ganj mie in ber SBelt beö öJefbe^ ben 9}ki)ter fpielen fonncn. 9}?an giebt fein (^3elb auö, um bofür bie eine ober anbere ^equcmlid)feit ju erfaufcn; man ^ bad Qkit> Eingegeben, befam aber bie ÜBequemlic^feit nic^; unb fo ift man für IKorren gd^alten. €o l^onbelt man bann and^ Siebe ein; man giebt feine Siebe fjm, um wiebcr geliebt gn fein; mon befommt ober bie Gegenliebe nid)t bariir: unb fo i]t man betrogen, ^cr iöetrug foU affo barin befteljen, bafe ber iöetrüger be§ 53etrogenen Siebe ge* njann, fo bag biefer eS metteic^t nic^t laffcn fonntc, i^n ^ lieben, tteU er fe(bft in bem für ein fetten liebeöoUcr SD^enfd) er fclbft ift, unb bamit tinebcrum, iraS für ein nngenjijljnlic^ elenber SRenfd) ber 33etrüger mar unb ift, unb bie« betoeift er mit feiner SSerfid^ng, baf} er nur einen SRenfc^en lieben Idnne unb tonnte. (Sr mer!t ntc^t, ba| biefe ftloge, je heftiger fie ttjirb, um fo mel^r jur ©elBftonHage hjirb, bie i^n felbft ber Eigenliebe be^idjtigt, meldte gan^ richtig nnr ©inen lieben fonntc (benn bie toatjte ßiebe üebt aUe unb jmar ot)ne ^n- \ptn^ auf (Gegenliebe) unb barum aHerbingd betrogen. n>erben bunte, tocA mit ber nml^ren Siebe nic^ gefd^en fann. SDod tonH fagen: jeber, ber mefentlic^ unb entfd^eben geftel)t, er fei in ber ßiebe fo betrogen morben, bafe er bog S3eftc, mo ntd}t alleö ücrior, üerrot bamit feine eigene (Eigenliebe; benn bod Öefte ift bie ßiebe an unb für fic^, unb bie fann man immer bellten, u^nn man bie ma^re ^icbe ^aben u^tll. SBiQ ba^r einer nur bie ntebrigere ^orfteUung Hon ber fiiebe ^ben, fo fel)e er ja ju, bag er nü^ betrogen merbe, er lerne oon ben ®cl bleuten ober öon ben Mauffeuten, meiere S?orfic^t man gegen Betrüger braud)en muf?. 5td) unb trot^ aller ä^orfic^tdmagregeln, ja auc^ n)enn ed i^m gelänge, fic^ Digitized by Google _ 44 — burd^ biefe gegen jcbcn 93etriig fidler 5U fteüen, ift er mit oflen ®fcid)gefinnten bod) mefentlic^ betrogen, wcii fie i^r Ücbcn in biefer betrügerifc^en Söclt ^aben, in bcr SlBcIt, ttjo oQe mefetitlicl betrogen finb, mag nun ber eine befeuf^n, bag er betrogen umrbe, ober ber anbere fid^ rühmen, bol er fid^ md^t I)aBe betrügen (äffen. 5{)er ünterfd^ieb ift nid^t größer, alä ttienn in einer SrrcnanftaU ber eine ©eifte^franfe [id^ etnja^ barauf cinbilben tuütlte, er fei nic^t in berfelben SSeife frant tote bie onbern, n7äl)renb fie boc^ ^ufatnmen, einer mie ber onbere geiftedfronf finb. ^ie niebrigere tBorftetlung unb bie ©innedt&nfd^ung, bte bie 9^enfc^en im 5Dienft unb 9(uftrag jener befud^t, ift Me ^^er^ucf)ung; bie ©rf)tt)ierigfeit liegt barin, ^onbetnb fidj i^rcr jn ermef)ren; benn in einer füllen ©tniibe ein<^ufet)en , baf^ bie ma^re Siebe, bie oKeg gfanbt, nic^t betrogen toerben fann, bod ift ein iBeic^tei^ ,,9Iber ed ift fo eine HBkmage, betrogen ^u tt^erben." ffiärft bn felbft ber ma^re Siebenbe, ber aHed glaubt, fo »ürbeft bu boi$ koo^t (eici^t etnfe^en, bag baS eine Hnmögnd)feit ift, einfef)en, bafe bu nid)t betrogen inurbeft. 3ft e^3 benn aber eine ©lamage, bei fid) felbft n)iffen, bat5 man nid;t betrogen ift? S^ein. „9(ber eö ift boc^ fo eine S(amage, ba| ed anbem fo t)orfommt." @ie^, l^ier ftedt bie @innedtftuf(l|ung. Sei ft^ fetbft unb in Sßa^r^it au loiffen, bag man ntd^t betrogen ift unb gletd^tuol^)! eine Blamage barin ^11 fetjen, bafe eS au§fte{)t al^ fei man betrogen — loie nennt man bag? ^aS nennt man (Sitelfeit, ober toa^ ()ier badfclbe ift, man ift bo^ nic^t gan^ ber tt)al)re ßiebenbe. ^6), »eutt bie (Sitelfeit über ben uial^ren Siebenben bie ^rr* fd^aft geumtnen !6nnte, fo Mxt er freißc^ betrogen; benn bann jöge fic i()n oon ber ßiebe tt»eg in bie niebere fletnltd^ gönfifdje Süett ^erab, mo man narrt nnb genarrt njirb, eitel barauf, bafe »«0« narren fonn, blamiert, ioenn man genarrt Digitized by Google — 45 — toitb, unb barum dtcl, tocnn mon bcm glüdlit^ entgeht. — Söenn toix e§ erleben, bafe ber tua^re ßiebenbe üon bem ßiftigen, bcm SRänfeöoEen, bem 5eud)(er betrogen njirb, fo finb toix tmp&xt unb ixoax mitunter bacob, bag toir äugerlic^ itid^tö bon Strafe unb SSergeltung getoal^ren, b. ^. loeil toir ein bte ©inne befriebigenbed unb ber UnDoflfommenl^tt unb SufeerH^feit entfprc^enbc« ©d^aufpiet öerlangcn, loo toix bic S8erge(tung ^anbgreifüc^ öor 5Iugcn Ijaben, b. t). mii toix in ben niebrtgeien iBorfteUung^freiS l^inabgleiten, b. l). tiieil nur gcift» unb gcbanfenloi^ oergcffcn, bafe mon bcn magren Stebenben nid^t betrügen fann. SBir rufen mit afted^t Sßel^ Aber ben, ber einen OKnben irre (eitet; e$ ift ganj in feiner Drbnung, menn mir t)ier bie ©träfe äu^erlic^ ju fel)en öcr* langen; benn einen iBIinben fann man betrügen, 53(inb{)eit fiebert nic^t gegen jebcn ^Betrug; ben magren iiiebenben aber, ber aHed glaubt, fann man nid^t betrügen. äBiffen fann nämUc^ getmffermagen ber £iebenbe fe^r gut, ob einer i^n betrügt; tnbem er ed aber nid^t glauben toiQ, ober inbem er afleö glaubt, bemat)rt er fic^ in feiner ßiebe unb ift fo nicl)t betrogen — fo ba^ man olfo hieran ein 33ei)piel ^at, mie tt)ürid)t, mie unöcrftänbig man bafür eifert, bafe baö SBiffen ^d^er fei, benn bad @^lauben; benn mad ben Stebenben, ber boc^ getpifferma^eu loeig, baft er betrogen koirb, gegen ben SBetrug fieser fteQt, bad ift fein d^lanbe, mit bem er aHei^ glaubt ^)en mal)rcn IMcbenbcn, toclt^er allein glaubt, fauu man nic^t betrügen, benn mer \l)xi betrügt, betrügt fic^ felbft. SBad ift nömlic^ bad ^dc^fte <^ut unb bie grdgte ©eligfeit? ^od^ too^I bad, bo| man in SBa^^t liebt, unb bann baft man in %Ba^rl)eit geliebt mirb. 5Dami ift ed aber unmög» lic^, ben Siebenbeu betrügen, ber eben baburc^, bafe er allein glaubt, in ber £iebe bleibt. (S^efegt, man f()nnte in Digitized by Google — 46 - ©elbjoc^en bcrart betrügen, bafe bcv fogenannte betrogene fein ®clb behielte: tuäre er bann betrogen? ift ober eben ^tcr ber gaH. ^er S3ctrüger lotrb bur^ feinen S^erfuc^ ei» netäc^id^ SD^cnfc^, uttb ber Stebeitbe bmaffct fid^ in feiner Sie6e, b(et6t in ber Siebe, dfo im Seflt bd» ^d^ten <8ttt» nnb ber größten ©eligfeit, nnttbe olfo borf) m6)t 6e* trogen! !5)er ©etrüger bagegen betrügt fid) fclbft. (£r Hebt nic^t nnb ^ot bamit bereite firf) fe(bft um baö t)öcf)fte ®ut nnb bie größte (öeligfeit betrogen, ©obonn baö anbere Q^iüd, baft mon iMm bem getie^ tvtrb, ber in SQ^r^ liebt — - f onft !0nnte ja geliebt }n koerben ein grogeiK ttngtöcf fein. 5(ud^ um biefe« brof^t ber SBctrügcr fid^ felbft betrügen, er bringt fiel) fclbft um ben lualjren (^iJeminn ber ßiebe be^ anbern, ober tonnte er (menn fein betrug öermeintlic^ ent* bedt n)ürbe) bie Siebe beÄ onbcrn ucrfc^crjen unb biefen felbft snm $lbfaU bim ber nm^ren Siebe bringen mtb babnrd^ un« gObflid^ mad^ — fioit ba| biefer in ber Siebe bliebe, inbent er oBeg glaubte, unb fo gegen ben SBetrug fidler gefteHt todre. SBir wollen un« einen gaH öor klugen führen, bamit e^ rec^t bcutlid) irirb, mie drmlic^ baä 3>er^alten beö öetrugerg gegenflber bent mat)ren Siebenben fid^ aufnimmt — benn fo i»iel man toon SBerffil^m nnb fl^rfft^ntngen, bon üSetrug nnb Qetrügem rebet, fo feiten ift ed, bag man bom loa^ren Siebenben rebet ober il^n barftellt. Sc^ benfe mir alfo einen liftigen, tücfif^en, ^eu^Ierif^en ?}(enfd}en; id^ madE)e mir ein ^^crgnügen barau^, it)n in alle (^kljeimniffe be^ Söetrugö ein* gumei^en, mit aQen üerfüfpcerifd^en <§)aben aud^uftotten. SSBai» rntU er nnn? (5r mitt ben Siebenben betrögen, er miU (benn trog feiner ^led^tigfeit l^at er fo bid t^krffanb, ba| er einfiel)!, loeldE) grof^c^ ®ut eö ift, geliebt ^u fein) burc^ feine ßift fidj ben (53eiuiB uerfdjaffen, ba^ er geliebt mirb. SSBo^u aber aU biefe umftanblic^en WSai\k, biefer garia überflüffige ijiyiii^ed by Google — 47 5Iufiuanb Don ^ift unb $Ränfen? ^5)cn tt)o!)ren ßiebeiibeit loitl er Betlügen; QÜein ein folc^er liebt ja alle, fo bafe ber SdttxÜQtt cd öie( cinfod)er erretd^en fönnte, geliebt »erben. So, Mte ed ein IBcttiebtec (ein @et6ftif(|ec), um ben ed fid^ '^nbdte, fo l^ätte ber Setrug toenigftend einen @tnn; benn ber ^^erliebte fann nnt einen @tnj\igen Itcben, unb nun gälte eg alfo, menn ntöglid) burc^ bie betrügeri|d}c Slunft ber ^ift unb %üdt bicfer @ine tocrben. ®em tpoljren iiieben^^ ben gegenüber ober ift ber öctrug Don Einfang an finnloi^ unb ber Seträger in ber j&mmetUd^ften liBeleud^tnng. Sfhin meiter. ^tatfirlid} glüdt eS i^m otfo, geliebt gu loerben, natürlid^ — ja ber S3ctrüger meint unb mufe natürlid^ meinen, ba# t)abe er feiner Sift, feinen 9Mnfen unb Mnften ö€r= banfen; ber arme betrogene, er merft nidjt, baft er e^ mit bem n)al)ren Stcbcnben tfjim ^at, ber \i)n liebt, nml ber roafjitt Siebenbe aQefamt (ieBt. 3n todä^m Unftnn ift nnn bet erbormnngi^ihrbige Setrüger befangen, m^t mißlänge ber betrug (biefe ©traje ift üiet ju gering!), nein, ber S3etrug gelingt unb ber Söetrüger ift ftotj auf feinen ©etrug! SS^orin liegt benn aber ber SSetrug? üon mag für etnem S3etmg rebet er? ^flütüxl^(^^ fod ber )Q3etntg barin tiegen, bol er falt nnb ftsüi f))ottenb bie Oefriebigung ^t, fetbft ntd^t ttriebet ixtfm, wSifyKnh ber St^nbe l^n liebt, o^ne biefen ©enufe ber ©egenliebe ju ^aben. (£ö entgel)t bem S3etrüger natürlitf) ganj (benn mie foüte ein 53etrügcr baranf mfaUcn, bafe bie toa^re iiiebe ejiftiert!), ba^ er mit bem »a^en i^iebenben t^m f^t, bet Uebt, o^ne ikgentiebe |u Dertangen, bet getobc bie Siebe nnb t^re @e(igfeit batein fc^t, ba6 er feine ®cgcnttebe beanf^)rucf)t. 5)er IBettfiger alfo liftig ben fiiebenben bat)in gebrad)t, boB er il)n liebt — bad toiü ja aber eben ber Siebenbe felbft fo unenbtic^ gerne; bet Sdettfiget, bet benfelben nic^t miebet liebt, ^t Digitized by Google — 48 — t^n bomtt ijcrmctntltd^ genarrt — ber too^rc Sicbcnbc ober fief)t qcrobe ben ^Infpruc^ auf Gegenliebe für eine öeflecfung, für eine ©ntn)ürbi9un9 an unb bie jelbftlofe Siebe, ber feine (S^egenliebe gum iBo^n koirb, für bie ^d^fte ^eligfeit. ^er ift fo ber iSetrogene? Don mi ffir einem $3etm9 ift bie ^ebe? ber Setrüger rebet in ben %ttQ hinein unb toeig felbft md)t, er fagt, lüie jener Wann, über ben hjir alle lachen, jener 9J?ann, ber im ©rabcn lai] unb hod) meinte, er reite. 3ft ein berartiger betrug nid^i, luie n^enn man ba§ ^iebfta^l nennen tooüit, bag man einem ^etb in bie %a\d)t ftedt: ber koa^re Stebenbe ift ret(|er getoorben; benn |e mel^r ed finb, benen er feine Betoetfen (onn, unb \t öfter er feine Siebe mit 93er5id)t auf Vergeltung t^ingiebt, befto reicher mirb er. Ober ift ber ttia^re Siebenbe betrogen, töenn eö gel)eim bleibt, ma^ für ein unWürbiger Qiegenftnnb feiner )i^iebe ber i^etrüger ift? hieben ift ja bad ^dd^fte (S^ut; bann fänn aber nur bie Siebe, bie (Skgentiebe forbert, alfo bie untt)a^re Siebe, babur^ betrogen nierben, bag fie nic^t tDeife, bafe ber ©eliebte ber Siebe unn^crt ift. Ober ift ber tvatjxt Siebenbe betrogen, njcnn e§ on ben STag fommt, toa^ für ein unmürbiger Okgcnftanb feiner Siebe ber 23etrüger ift unb Uiar? JBieben ift ja bad ^d^fte (Bnt unb bie größte @e(tg» feit. ®itf), mx in ©elbfad^en, um felbft (Selb ju befommen, fid^ an einen tt>enbcte, auf ben er fieser gererfinet unb bem er ©elbbefilj zugetraut ptte: er ift genarrt, lüenn ber Tlann ja^UtngSunfäljig ift unb fein ®clb l)at. Sföer aber fein (§>elb n)eg geben n^itl unb entfernt nid}t n)ünfd^t ober oerlangt, ed n^ieber ^u belommen, ift bod^ koo^l nid^t genarrt — tt»eil ber ^mt)fänger ffcin (Sklb ^t. ^er (iftige IBeträger aber, er 6e« toegt fld^ in ben gefd^meibigften unb einfd^mcid^elnbftcn Süd» lingen feiner §interlift, er merft ni(f)t, tt)ie ftüm|)erl)aft ein^ faltig er fic^ benimmt, ^r bünft fic^ atö ben Überlegenen, Digitized by Google — 49 — er löc^lt felbft^ufrieben in fic^ hinein {a^, tote toenn bu bed 0eiftei8fratifen fe(6ftaufriebened Säbeln {le^ft, bad au laä^n unb 6ctocmcn ift!); er o^itt mdjt, boB bcr ßicbcitbc i^m iinciiblid) überleben ift. ^cr 93etrüc]cr ift ücrMenbct, er mcrft aud^ feine fdjvedlidje Df)nmad)t nic^t: fein S3etrug glücft — unb er t^erübt eine §Bof)U^at; fein betrug glüdt — unb er maäfi, ben mil^ren Stebenben no^ tetd^er; fein betrug g^lixdt, er gfiicft i^m — unb bod^ ift er fetbft gcrabc betrogen. !5)er arme ^Betrogene, felBft bicfer 9Beg ^nx ^Rettung ift i^m abgefc^nitten, bofe fein betrug mifsglürft! SSenn ein ©eiftcSfronfer einen Sßerntinftigen öon ber Dii^tigleit feinet nätrifd^en ©ebanfen übena^ugen miU unb ed i^m gennffer» ma^en gelingt, ift bod ni^t gerabe bad SOlerfd^edaid^? ift ^ m6)t faft tote eine ünBatml^craigfctt be« 55afeinÄ? S)enn im gaü be§ SQ^i^ingenä I)ätte ber ^icifte^f raufe boc^ ineHcid)! Quf feinen franfen ßufi^^^'^ aufmerffam werben fönncn; nun aber ift it)m biefer Verborgen unb (eine Äranfl^eit n)ol}l un* ^ilbar. @o bei bem ÜBetrüger; ^iet aber ift'd feine ttnbacm« ^erjigteit nein ed ift bie geredete ©träfe übet i^, bag fein 33ctrug glürft — unb eben bamit fein ißerberbcn. Um njQg ^anbelt eö fic^ in 2Bat)rt)eit bei bem ©treit aloifc^en bem S3etrüger unb bem Siebenben? S)er S3etrüger toiU biefem feine Siebe n^egnatren. 2>ad lägt fid^ nid^t bet tool^re Siebenbe fotbett unbebtngt nid^t bie mtnbefte ©egenliebe unb l^at bomtt eine nneinnel^mbate ©teKung; bu fannft il)m feine Siebe ebenfomenig tt)egnct)men, ttiie einem 9J?Qnne ba^ ®etb, bad er fetbft fd^on für bid^ bereit t)ält, um eö bir 5U f dienten. (£g ^anbelt fid^ ba^er bei bem ©treit eigentlid^ um bod anbere, ob nic^t ber Oe* ttOget (toietoo^t et bad letnedtoegd bcabfid^tigt, au<^ nid^t baran benft) ein Slntafe jum Satt be« Siebenben toerben fönnte, fo bafe biefer öon ber Siebe abfiele unb in bie SGßelt ftiettcgaoxb, itBaUcn bec Siebe. II. 4 Digitized by Google — 50 — bcr Stnnedtfiuf^ung, in beit finbifc^en Streit mit bem ^« trügei; ^tnabf&nle, tovt et bie toaste Siebe aufgegeben ffitU, bte o^ne t^orberung t)on Gegenliebe liebt i^iegegen tt^tt fid^ nun aber bcr lüal)rc fiiebenbc baburd), bafe er qHcÖ glaubt, aljü baburd), bafe er ben 33etriu]er liebt, konnte biefer bag Derfte^en, fo müfete er ben i^Nerjtanb öerlieren. (Sin ^-l>er* liebtet (bet aU fold^t fid^ felbft Uebt) glaubt fic^ fteUtc^ bettogen, »enn bet Settüget fic^ feine Siebe etfc^tic^en ^t, o^nc i^n tmeber lieben — unb bet toaste fiiebenbc glaubt fi(^ eben gerettet, mcnn e§ t^m glücft (babnrc^, bog er alle» glaubt), ben öetrüger Heben; ber ^^erliebte fie^t eä für bad Unglüd an, bajs er fortful)r, ben S^eträger ju lieben, bet ma^te Siebenbe abet fftt ben @ieg, menn ^ i^m gelingt, ben SSettfiget auc^ f^tner p lieben. iBettounbetlid^! 5Det ©etrüger muß niet)r unb mel^r auf feine Sßeife eingebilbct fein, bafe i^m ber S3etrug fo oufeerorbentlid) gelang; fc^tieB= lic^ fie^ er ben ßiebenben für einen befc^ränften armen %xf^\ an. Unb bod^ bleibt eben babutc^ bet nni^te Siebenbe cmig unb unenblid^ gegen Settug gefd^ü^t! Jtennft bu, mein ßiebcr, einen ftdrfetenftn^btttdtffit bteÜbetlegenl)eit, afdmenn ber Überlegene nod) baju ber ^t^toßdjere ju fein fd)eint? ®enn bte Überlegen Ijcit beö ©tärferen, bcr bieg offenfunbig ift, läfet fid) audmcffen; tüer aber tro^ feiner Überlegenheit bet ©d^u^&d^te ju fein fd^eint, lä^t feine Übetlegen^t nid^t toetgletc^en unb abmeffcn, b. {). er ift unenbltc^ übetlegen. ^ft bu nie im ßcbcn ba§ öene^nien uncnbnd)er Überlegen* f)eit gefet)cn, bie freilief) nie fc^lecf)tn»eg geict)en mirb, ba ja bag Unenblic^e nie offen für ba^ ^2Uige ju Xage liegt? 9^2imm ben an SBetftanb anbern unenblic^ Überlegenen, unb bu ttntfi fe^n, et fielet mie ein einfältiget ©d^tnad^fopf aud; nut met ttm9 me^t iSSetftanb aU anbete ju ^aben meint, bcffcn aber boc^ nic^t fo gan^ fieser ober bcjc^ranft unb Digitized by Google — 51 — tl)öTic^t genug ift, bafe er fi^ feiner öergleic^^tneifen Über* Icgenl)eit rü^mt, nur er beftrebt fid^, auc^ öu^rlic^ (id^ bad Sinfe^en Don SBerftanbedüberlegen^ett geben. @o ifi mit bem iBtebenbot, bet atted glattftt. @cin Sene^men gletd^t bem bec 8efd^rdn(t^eit ^mn %ectüed)fe(n, mtb boc^ ift tiefe SGBeiö^eit in biefer (Sinfolt; e§ fie^t ber (Sc^ttiat^ ^ett jum 33ertoec^feIn ät)nlt(^, unb bodj finb (5tt)igfeit§fräftc in biefer Otj^ma&jt; er fie^t einem elenbiglic^ preisgegebenen S^enfd^n ^um ^ettoed^feln ö^nltt^, ben jeber betrügen famt, uvSb boc^ ift et bet etugige, bet enrig mib itnenbliiil 0^8^ Settitg gefidjert ift. 5)tefe Übettegen^ Kegt ober nt(J|t fo auf bcr Oberfläche fiditbar Xage; menfdjlidj gerebet liegt bic '^ver* tt)ed)felung jiemlid) nal}e, äumol in biefen fingen 3^^^^"» ju fing gen)orben finb, um an 2Bei8t)eit §u glauben, ^e Siknoed^elmtg liegt na^ genug; benn ber diebenbe, ber oIM glattbt, ift tti«^ ol^e loettereiK eifetmbar, er iffc jenen * ^flanjen gleici^, beien gortpflonjung fid^ bem Änge ent^ie^t: er atmet in ®ott, er ^ieljt bic ^Jca^rung für feine Siebe auS ®ott, er !)olt feine @tärfe bei ®ott. ^afe er mcnf(^lic^ gerebet betrogen mirb, fiel)t er gemifferma^en felbft; er tocife ober, bol bod golfd^ unb bod SBo||ire gUk^ mett reid^ nnb bo| ei^ fomit ntdglid^ mftre, bog ber Setrftger fein 8e* trüger fei, unb barum glaubt er olIeirb man t)om ^Iten plüglic^ tpieber überfallen, ^ad Un« * enblid^, bai» (Smige, alfo ba0 SBa^re ift bem natMid^ WUn^^n fo fremb, bag eiS biefem tme bem $ttnbe gel)t; er fonn eö too^l fo tüeit bringen, bafe er einen ^lugenbltcf auf* recf)t ftet)t, gIcid)iüol)( aber oerlangt eö it)n immerfort njieber, auf bcn Spieren ju gelten. 9J?an fann bem Kenten eincS SD^enfd^n faft bad (^ftönbnid abnötigen, ba^ (loeil bad Salfd^ unbebingt ebenfottieit reid^t tote bad SBa^re) ber eine ben anbern ni^ nnrHid^ benrteken fann, fonbem ber Ur« teilenbe nur fic^ felbft offenbart — etloa trie menn einer mit oder äJ^ad^t auf einen ^aftmcffer (ogfd)(ägt, o^ne ju hjiffen, ba^ eS ein 5haftmeffer ift, alfo meint, er fdfelagc in $Bir{lid|{eit, mö^renb boc^ eigentlid^ nur feine ftraft gelwäft mirb. Unb koenn man bie9 Derftanben fyii, fo fann man boc^ noc^ eine §(uSflud^t fud^cn, man fann fid^ neugierig jur Sn^igfcit oer^alten unb barauf rechnen, fic n^crbe c^ an bcn Digitized by Google — 53 — Xag bringen, ob eS nun in ber Xf)at ein öctrüger »at. SBod bekoeift bad aber? @d betoeift, bag man meber ber toäfyct SieBenbe ber bte ©ettgfeit ber £ie(e in fic^ fdbft ^t, nod^ au(^ bte liSorftellung tioit ber (£tt)ig!eit {)at, tone fie bem n)irflid)en ©rnfte eigen ift. ®iebt ein 3J?enfcf) biefcr ©in- ftüfterung nad^, fo jiel)! fie if)n fofort f)inab inä niebere ®ebiet ber Äleinltd^feit, too ber 3ön! ber Sf^e^t^aberei ba« IS^^te mtb ^dd^fte ift, nic^t aber bie ^ligfeit ber )Biebe in fi(| feCbfi — 5Der toNt^re Stebenbe aber glaubt oHeft — mtb tonrb bod^ nie betrogen. Digitized by Google UL 1. ßor. 18, 7. ^ie melic liofftt alU«. ^^^nter mancherlei SBitbern unb burc^ manrf)edei ^^or* fteÜintgen fud^t bie ^)eilige ©c^rift auf bie eine obcc anbete äBeife biefem unferem ttbifc^n tafeln geftUd^feit unb 93ei^ |ti geBettr Suft utib ^(uiSfid^t f(|affen, inbem fle vm» in ein Serl^ftttnid jnm (Smigen t>erfc^t. Unb bad t^nt n»o^( not. ^cnn tücnn bie SBeÜItdjfeit beg irbifdjen Sebent, gott- öerlaffen, ftc^ üoH (Selbfi^ufrieben^eit mit fic^ felbft einfd^Iietlt, fo enttoicfelt biefe eingefperrte ßuft ^ift in unb au& fic^. Unb tt»enn in ber Qtidi(!^tnt bie ©tunben getDtffenna^en fo tangfam unb bod^ fo tfidifd^ fd^neU bol^tnfd^tetd^, ba| man i^red SBerfd^inbend nie mit gefomntelter ttnfmertfQnifeit gen)at)r mirb; ober ttJenn ber ^lugenblicf ficf) feftfe^t unb fte^en bleibt, n)enn aüeg, alleö aufgeboten njtrb, um @inn unb Slräfte auf ben $lugenbUd l^tn^ukoenbcn; fo get)t bie Sludfid^t ivertoren, unb biefer loSgeriffene, gotü)erIaffene$(ngen« Blid bet QMx^hit, et tofi^te nun fftt^ obet (finget, toritb ein Abfall üom Smigen. @iet) barum regt fic^ fo oft }U terfc^iebcncn Qcikn ein ©ebürfniö nad^ einem erfrifd^cnben, belebenben Suft^ug, einem mä^tigen SBinbftofe, ber bie Suft teinige nnb bie giftigen fünfte k>ettretbe, ein löebütfnid nad^ Digitized by Google — 65 — bev befteienben 9e)vegung etned grogett (StetgittffeS, Me eben IwTd^ öctücgung be« @ttIIftcJ)cnbcn befreienb toirft, ein SBc* bürfniö nad) ber betebenben 5tugfid)t einer grofeen ©rlnartung — bamit man nid^t üon ber SBcItIi(^feit erftidt ober öom Slugenbltcf erbrüdt tcerbe! toeifs bad (S^nfientitm nur einen 8Beg nnb einen ^iuütoeq, toei| oSet nic^t^beftotDcniger immer SEBeg unb Kud* tt)eg; mit ^ilfe beg (Steigen Wafft e§ jebcn ^tugenbHcf Suft unb ?(u§ft(f)t. 5öenn bie ©efdjäftigfcit gunimmt, gerabe m\l ftc^ ber 2lugenblicf breit ma^t; trenn fie unftät im klugen« b(id fid^ umtreibt, ber etmg k)erftanben nid^t k>on ber ^teUe !ommt; »enn bie SD2enf(|en in i^rer ®efd^&ftig!eit fäen nnb ernten unb ttrfeber fäen unb toieber ernten (htm bie ®e* fd)äftigfeit erntet mc^x benn einmal); trenn fie haften unb ©cJjeunen mit bemöcirinn füllen unb an il)rem (Sriuerb l)ängen — ad], tüäl)renb ber loatjre greunb beg ®uten im fiauf berfelben 3eit nod^ nid^t ben minbefien (Erfolg t)on feiner Arbeit fie^ unb jum ®pott toirb, nrie einer, ber nid^t fäen oerftel^t, ttne einer, ber rergebenS arbeitet unb blofe in ber Öuft fic^t: fo fdiafft bae^ ß()riftentnm ?(n§fid§t, inbem e§ bilblic^ bat)on rebet, bafe biefeö irbifdje ;^cben bie ©aatjeit, bie ©loigfeit bie (Smteseit fei. 9Bie ber ^ugenbltd eben mit feinem ^tilleftel^n Snm SBirbet nnrb (benn ein SBirbe( betnegt fid^ nic^t t>otttiörtd); toenn gelänH)ft, geftcgt unb tjerloren nnb toieber gefiegt tpirb, balb t)ier balb bort — träljrenb ber mat)rc greunb beg ®utcn jeber^eit allein ber ^Serlierenbe ift, ber fd)einbar alleö t)ernert: fo fdjafft bne^ (E!)riftentum ?tuefid)t, inbem eg bilblid^ baüon rebet, bai biefed Skben S)rangfal unb ^avnpi, bie (Skoigfeit aber ber @ieg fei. Sßenn ber 9CugenbIid( in ben firmlii^en SSeüüidtungen ber ^Ieinticf)feit I)ängen bleibt, in bicfcr Häg« lidi f(einlid)cn ^arifatur beS ^eiügftcn, beö ®utcn unb S^a^ren; menn gar ernftlid^ \ittlx6^t SSBeltorbnung gef))ielt, Digitized by Google — 56 — (5[)rc unb 3d]anbe aufgeteilt totrb; mm alle» in bo^ ®fBtet biefeö jämmerlichen ^urd)einanber§ tjcrabgejogen unb in (Sitetfcit enttt)ertet toirb: fo jc^nfft ba§ ßf)nj'tentum 2vi\t unb »ndfi^t, fc^fft bem £eben »iebec geftttc^fett unb mi^, htbem ci^ tnMid) oon beut fetetlic^en Wte in bet (£kotgfett rcbct, bcr ctotg entfd^ciben fott, »er bcn ^anj bcr (S^rc erraiu] unb mx ^u (Sd^anben tt)urbe. — SSel^ feiertid^ crnfte 9!BeiI}e! SBa^ilic^, tva^ \\i aud) S()re unb ©c^anbc, tocnn bic Umgebung, bie ber @I)re unb orgebra(i^t toerben !5nnte, ber fo gettri^ nur fotd^e aufnd^, beren ?tntoefenl)eit i^m tonrHtd^ @t)re mad^t, ber fo ft^er ftd^ gegen jebc (Sntttieit)nng fdiüljte, ttjie bie ©niigfeit? SBeifjt bu einen geftfaal, beffen ©piegclnninbe fo unenbtid) unb fo auö^ augfd)üeg(id^ bie gorberung ber @I)re loiebergeben, fo unenb« Ii(| unb fo unentrinnbar aud^ ben geringften Anflug oon Digitized by Google _1 — 57 — llnel^te nemiten, tote btc @toigfcit? — Unb loeitn bu ba an i)cn grätiger ftct)en fämeft! <&o fc^offt baS Sl)riftentum, toa^ @C)rc itnb ©d^anbe ibetiifft, jcbcn ^Tugenbtid §IuSfid)t mit feiner ©»igfeit, tomn bu felbft bie $onb baju ^giebft, inbem bu l^offen toiHft. ^ad (£f)n[tentuin fü()rt bic^ nid^t auf einen ()öt)eren ©tanbort empor, üon rao bu bod) nur einen etföa^ weiteren Umfreiö überf(jE)auen fönnteft: bas märe boc^ nur eine irbifdje ^Öffnung unb eine meltlic^e SluSfi^t ^^ein, be§ (^^riftentum^ Hoffnung ift bie ®nng!eit; unb bavuni ftnbet fid^i auf beut ^emölbe, bad bom ^afetn ^et^et, Sti^t unb Ratten, @d)önt)ett unb Sßotjrl^eit unb t)or allem bie ti^tige, unenb« lic^c ^^erfpeftiDe. ^Die Hoffnung beg (5t)riftentumg ift bie ^toigfcit, unb Stjriftuö ift ber SSeg, feine ©ntiebriguug ift ber SOSeg, ahti au(^ mit feiner lluffa^rt ^um Gimmel nxii er bet SBeg. 2)ie BieBe ober, bie gröger benn WaväK unb Hoffnung ift übernimmt oud^ bie Slrbcit ber ^)offnung, ober fie nimmt aud) bie Hoffnung, bofe fie für anbcre Ijofft, alö i^re 5lrbeit auf {ic^. ©ie felbft erbaut unb nöl)rt fic^ bur^ biefe $off* uung, unb in i^r ^anbelt fie u^iebetum liebeuoQ gegen anbce. @i> etko&gen tm je^t: baB bie Siebe alled ^of f t — unb boc^ nie ^u (Berauben totrb; benn ma^rUdj, nic^t jeber, ber aüeS t)offt, ift barum ber £iebenbe, oud^ ift nid^t jeber, bec oUei^ ^offt, barum fidler, nie 5u @d^anben ^u toerben; aber in Siebe oCled ju t)offen, ift hai (Skgentett toon ber ISSerjn^eiftung, bie gar nid^td t)offt, meber für fic^ nod) für anbcre. Miltes 5U t)offeu, ober, maö baöfetbe ift, olle^eit ^u l^offen. Wit^ ju l^offen fc^eint n&mlic^ auf ben erften Digitized by Google — 58 — ©lief etiüQö fein, baö man mit einem ^Olal für immer obmoc^cn fönntc, ba „atled" ja ba^ 93^annigfaltige in ©inein Begreift, fo baft biefed $offen in einem gletd^fam etoiigen ^(ugcnMtcf DoQBrad^t tofitbe, ald ttifire bie Hoffnung ettva^ 5l?ertt)ci(enbe^, 9^u!)enbc§. ^)cm ift ober bod^ ni(^t fo. ^aö ^offcn ift näm(irf) am bem ©tnigen unb bcm 3*-'i^^i<^^^'" jufammengefeft, baljer e§ auc^ fommt, bafe bie Hoffnung aii etioQd d^mige^ „alled'' l^offen, atd ettoad 3eitli(^d abev „aDejeit" ^offen mug. ^ eine Vudbnu! ift ntd^t magrer ate ber onbere, tnetme^r ttnrb jcbcr ber Beiben nntoof^r, fobalb er bem anbern entgcc|ciu]cfc^t lüerbcn njoHte, mogegcn fic miteinanber ba^felbe bcfagen, bafe nämlic^ bie ^iebc in jebem ^ugcnblicf aÜegeit aUeö ^offt. ^ad i^offen be^ie^ fid^ auf bad gu^^nftige, auf bie 9Rdg(i^!ett, bie toieber, anberd al9 bie Sßirüic^fett, immer ein ©oppelteg ift, bie 9}?ög(ic^fcit bc^ gortgangS unb be^ iRücfgong§, ber 55?iebert)erfteÜung unb bc§ Untergang^, be^ ®uten unb be^ ©öfen. ®aS (Swige „ijt"; iubem ober bad (^mige mit bem geitlic^en in ÜBerü^rung fommt ober im ßeitlid^en e^iftiert, treffen bie beiben einanber ni(^t in bem „©cgcntoörtigen", benn fonft toftre ba« ®egenttdrtigc fetbft baö (£n)ige. ©egenmärtige, ber 5(ugenHicf, ift fo ra)c^ vorüber, ba§ e§ eigentlid) nidjt ift: e§ ift nur bie ©renje unb alfo öorbei gegangen, uiäl)renb baö iüergangene ift, tva^ gegenwärtig toar. fßkm olfp bad (Mge im Qititixä^n fein ^afein f)at, fo f)at biefeS 5Dafein in bem 3ufönfttgen (benn ba« (SJegenlDärtige ift nid^t im ftanbc, e« feftju^alten, unb bag ^l^ergangenc ift ja üorbci) ober in ber 5D?Ögtid)feit. !5)a§ Söergangene ift baö SSirfli^c, ba^ 3"ffi"f^*9c ba« M&Qlicf^v, al« ba« @h)ige ift ba« @ioige in ber (Stütgteit, in ber Seit ift e« ba« ä^öglic^, ba« gufanftige. SBir nennen ba^r ben morgenben ^ag bad 3"^"f^d^' nennen aber and^ Digitized by Google — 59 — bad etoige ^btn ba^ Buffinftigc 2)ad äffdgUd^ ift oU* fold^ed itmmet ein ^ot)))ette9, nnb \M (Slotge fonn ate ao^ög«- lic^feit gleid^mäftiö We boppcite STOögtidifeit fein. SBemt ber ^O^enfd), bcn ba§ 9}^öglid)c ange()t, feinerfeit!? baS eine tok ba^ anbete für gteid) mi)qlic^ f)ä(t, fo fagen lüir: er ift in (Srlpartung. 2)qS (Srnjartcu fc^Iie^t eben biefe boppeltc aRdglif^feit in fion ber Hoffnung Tebet, M to&xt fie Möge SugenMid^fett (m^ freiließ haü ^offen ber ^inbt)eit unb Sugenb aucf) ift) ober (ungefähr tüie ba^ 'Sanken) eine jugenbtidje ©eluftigung, ju ber bie älteren fic^ nic^t aufgelegt unb auc^ nic^t leicht genug mc^r füllen. 9^un ja, toev ^fft, mad^t fic^ feine @ocl^ tottüt^ aud^ leidet, nämlidl mit ^tlfe bei» (Smigen, babutd^ baft i^m baS ®ute immer möglich ift. Unb ift baS ©»ige oud^ feine«* UJegö blof^e 3ugenb(id}teit, fo l)at ed boc^ mit ber Sugenb^ lid^feit ttjeit me^r gemein aU mit ber ^erbroffentieit, bie oft für (Srnft gefc^&^t n)irb, mit ber ©tumpfljeit be« ^tterd, bie in einigermaien günftigen Sßer^altniffen fo leibUci^ aufrieben nnb beruhigt ift, bor ollem oSer fic^ mit ber Hoffnung nid^t eintäfjt unb unter unglüdtidjen ^erljältniffen ef)er mürrifd^ auftritt al^i l)offt. 3n ber Sugenb ijat ein 3}^en)c^ (SrUjartung unb SJ^ogüd^feit genug; fie entfaltet fic^ im Süngling Don felbft mie bie foftbare iO^^rr^e, bie aud Arabien« Säumen niebertr&ufeli 3ft ein Sl^enfc^ aber filter gemorben, fo bleibt fein ßeben gar oft, traö e§ nun einmal gemorben ift, eine geiftlofe 2Bieberl)o(ung unb Um)d)rei[ning beöfelben ©inerlei^; feine äKöglic^feit fc^redt unb medt it)n auf, feine ^ögUd^feit erfrifc^t unb tjerjüngt i^n; bie Hoffnung toirb ■ / Digitized by Google — 61 — ein frember ®aft unb bie 9J?ögIid^feit ttma^ ebenfo (SettencS^ lüie bag @rün im Söintcr. Tlan lebt ol)ne ba^ (Smige unb belauft fi(^ mit (Skmo|ii]^t» Stiugfydt, S^a^ffetct, (fofa|nttt0^ ttttb 8ta»^ tUib ttml^vli^f trintm oQ \M, Imtimt ed jufammen, betette e9 nttt bem Setter bev etCofci^enett ober btog irbifd) flammenbcn ßetbettfd^öften ^u, unb bu njirft feften, bu fannft allerlei barau^ bebmmen, einen fo ober )o jurec^t gemachten ^äl^ti @^leim, ben man SebenSÜug^eit nennt; aber ttix^ nie gettKimi einet ^ecbun^ bieäftdglid^feit, biefedSBunber*^ bare, IM fo mtenblid^ ft)r5be iß (ber fetnfte ©d^og bei» %tü^* jal)r§ ift nicf)t fo fpröbe!); fo unenblid^ jart (baS feinft öer» arbeitete Sinnen ift nid)t fo gartl) unb bo^ gerabe auö bem (^tDigen gebtlbet, unb bod^ ftäcfer benn alled, totm bie äKö0li(^!eit bed &viUn ift. d^rfo^rene Senie teilen bod SKenfd^nteben in getoiffe Kbfd^nttte ttttb Sebenfttlier ein nnb nennen bonn ben erfien' bie 3eit ber §offmmg ober ber 9)?ögtirf)feit. 2öie tprid^t! 9J?an rebet alfo üon ber |)offnung unb läfjt ba§ (Steige ganj au& unb rebet bod^ öon ber Hoffnung. ^Itlein niie ift bai» möglich, ba ja bie Hoffnung auf bie ^D^^Ud^it bed fluten nnb bantit auf bod (EnHge fid^ besiel^! tUib anbererfeits^ tone fann man fo oon ber Hoffnung reben, bag man fte einem getoiffen Hilter juteilt; bag (Stuige erftrccft fid) bod§ tüol)l auf baö gflnje fiebcn, fo ba^ alfo bie §offnung bi§ ;^um (Snbe bleiben, fo bafe alfo fein Lebensalter allein, oielme^r bie gan^e Skbend^ bie 3cit ber Hoffnung fein foUl fEHon glaubt alfo erfal^ bon ber Hoffnung §n reben, loenn man — baiS (lioige abfd^afft. ®te man anf ber Oü!^ bntd^ ^Ibfürjung ber 3^^* hniö) 3"ff^^^^^ä^^()i^"9 gebcnt)eiten im Sauf lueniger ©tunben ben Sn^alt einer ganzen SRei^e Don Sauren ju fe^en befommt: fo toill man^ fi(^ in ber ^citlid^ einrid^ten, ai» koäre man auf ber Digitized by Google — 62 — fl3üf)nc. Wan uerlüitft ®otteÄ i^lan mit bem ^afein, tt)p* itac^ bte QtiHväfUit gon} mb %at (^nttoidluitg, Senoidduig — bte (Skoigfett aber bte Sbifttfintd ift; titan nerlegi \M ©an^c tit bie 3^itnd)feit, fe^t eine 9leit)c üon Sauren für bte (Snttüicflung an, bann ein Siiljr^cljnt für bie ^enoidlung, jo ba| man ben knoten in einige Sat)re fiinein^toängt unb bann bie ^uflöfung folgen lägt. Unleugbar, bec %oh ift ja aud^ eine Kttfidfung, nnb bann tft ed t)orbet, ntan kinrb begtaben — nidjt beöor bte fCuflöfung ber Skrtocfung eingetreten ift. ^Jl6er tt)a§r(ic^, mer nic^t öcrfteljen njill, bafe be§ 9}?enfd)en ganje ßebens^eit bie Qnt ber |)offnnng fein foH, ift üer= 5tt)eife(t, ganj einerlei ob er bauon mi^ ober nic^t, ob er fid^ in fetner DermeintUd^n SOSo||Ifal^rt glüdlid^ pm\t ober ob er fi^ burc^ 2angtoei(e unb WHüijUal bur^tnbet. SSer bie ajJögüd^feit, ba6 fein S)afein im näd^ften ^ugcnblicf Der- fdjeij^t fein fönnte, anfgicbt — e§ fei benn, ba^ er biefc SJ^öglic^teit barum aufgiebt, njeit er ba^ (§Jntc ^offt, alfo jeber« ber o^ne SO^ögtid^feit ba^inlebt, ift Der^koeifelt, er brid^t mit bem Slotgen, er fc^neibet toiHfürtid^ bte äRdgKc^» fett ab, mad^t ol)ne ß^ftintmung ber (SiDigfeit ben @c^(ng, m hüd) ber ©djlufe nid)t ift, ftatt lüie beim 2)iftiertfd)reibeii beftünbig bie gebcr für ba§ näc^fte SBort bereit ju tjalten unb nieber uermeffen ein finnlofed ^^unttum fegen, no(^ anfrü^rerifc^ bie geber toegattkoerfen, e^ ber au& ifi SBie greift man ei^ an, nenn man einem ftinbe bei einer fe^r großen 5(nfgabc tjelfcn mitt? 3J?an legt it)m nic^t bie ganje 5(ufga6e jumal üor (fo üer^n?eife(t bag Siinb unb giebt bie |)offnung auf); man giebt i^m je auf einmal ein f leined ©tüd baoon, aber boc^ aUemal fo mi, bag ha» ^nb feinen 9[ugenb(td! 92u]^ befommt, ald toare.ed jegt fertig, unb aud^ nic^t fo ütel, bafe bo8 Äinb e8 nid^t bctoältigcn fönnte. S)a^ ift bie fromme ber ^r^ietjung; fie Oer* Digitized by Google — G3 — fdjtüeigt etgcntüc!^ ettuaä; tüixh ba^ Slinh betrogen, )o fommt eö bal)er, bafe bet (St^ie^ev ein SOicnfc^ i)t, bcr nid)t für bcn näfiften $lugenblid einfte^n faiitt. 9tittt ober bie (toigfeit; fie ift bo4 too^I bie grdjste XufgaBe, bte etttem iD?enf^ gefteOt ift, unb fonn ottbercrfctti^ boc^ root)! für bcn näd^ften flltgenblicE cinfte()en; unb ba§ ^inb ber 3^^^ (ber DJ^enfdj) ift ja bod^ ber uncnbUd;en Slufgabe gegenübet nur ein fleine^ Stinhl SS3o0te bie ^toigleit auf einmal unb in i^rer ^pxa^, o^ne aiUtrffid^t auf bei» iKenfc^en gaffimgdiKttndgen utib fd^n)ad^e Sltaft, btefem bte 9(iifgabe ftdlen: fo mü§te ber SQ^enfd) üer^iueifeln. 3)a gefdjieljt aber ba3 SBunberbare, ba& biefe größte Wlad)t, bie Stnigfeit, fidj )d Hein madjen fann; bafe fie, bie boc^ etoig (Sine^ ift, fic^ jcrteilt unb bie gorm bed 3tt^nftigen, bed äl^dgUd^ttr onninimt, mit ^itfe ber Hoffnung baS fttnb ber 3^^^^^^^^ SD^enfd^en) erjie^t unb ilju ^offcn le^rt (bcnn er lernt, ift ba§ ^offen, ift bag ^-^er^alten ^um (Stuigein, fall^ er nic^t njiUfürlid) fid) lieber burc^ bie gurc^t einjc^üct)tern lä^t ober lieber tro^ig fre^ Der^tfelt, b. ^. bem ergie^enben (Sinfiu^ ber ^^öglid^» !eit ftc^ entstellt. 3n ber SRöglid^feit fe(t bad (Etotge, ric^g üerftonben, bem SIRenjc^en immer nur eilt ffetned ®tüd auf einmal öor. (Stuigfeit ift aU ba§ äJJoglidje beftänbig na^e genug, um bei ber ^anh ju fein, unb bod^ ferne genug, um ben i0^enfc^en in ber ^orU)ärtdbeU)egung auf baS (Skoige tjin im IS^ang, im gfortfd^ritt }u erl^Iten. @o (odt unb ^te^t bie (Stmgfeit in ^eftalt ber a^öglic^leit einen äJ^enfc^cn uon ber SBiege biö jum ®rabe, tuenn er bie Hoffnung crn)ät)It. ^cnn bie 9J?öglidjfeit ift mic gefagt ein ■£)oppeIteö unb eben barum bie njat)re (Sr^ieljung; bte 9}?ögUdj{eit ift ebenfo ftreug atö milbe, ober !anu bod^ ebenfo ftreng fein. 5Die Hoffnung liegt ni^t o^ne iveiterei» in ber 2Kl^l\dltüt, bcnn in ber 3J2ügli(^!eit fann aud^ bie gurd^t liegen. Sßer Digitized by Google — 64 — aber We ipoffnung \oSi\)U, ttnrb xnm bet SWögtid^fctt mit $iffe bcr Hoffnung jum ^offen erlogen, ^od) bleibt bie 3Jcög* lic^tcit ber gurc^t, bic ©trenne, aU Möo^Mjkit tjcimlic^ gur ©teile, foll^ fie jum ^^^ccf ber (Sr^ie^ung, um 5U toecfen, iti^tig fein foUte; aber fie bleibt nerbotgen, tv&^renb hal^ (StDtge fraft ber ^offnmig lodi £ienn toaiK lodt, ift 6e» ftänbtg ebenfo nol^e toic ferne, ^bnr^ ttnrb ber |)offcnbc oHejeit ()üffcnb, allcö l)offenb erf)aUen, b. f). in ber Hoffnung auf baS (^mige erhalten, bas^ in ber ^^ttUd^Ceit ha^ WHöq» Ii(^e ift @i> ber^&U ed ftc|| mit bem, baft mon oSed l^offe. er aber in ßtebe oEe« t)offt, bejeid^net bc8 Stebenben ®er* l)a(ten jn anbern 2)?enfcf)en, tüonacf) er, Doli |)offnung für fie, mit unenblic^er, unermüblid^er 35orliebe für bie SDiög« lid^feit be-3 (SJuten, bei il)ncn beftänbig bie iKögUd^feit offen ^It. (Sc l^offt a(fo in Siebe, ba| jeben ^Ingenblid no^ a^ögli^fett Dor^nben fei, bie 9)?ögli^!eit bed ®uten ffir ben anbern 3}?enfd)en, biefelbe bebeute nun einen immer I)errli^eren J^ortfc^ritt im ®uten toon 33olIfommeiiJ)eit gu 33ollfommen* ^eit, ober bie äBteberaufric^tung \)on einem %aSi, ober bie Errettung bom 8$erberben n. f. f. ber Stebenbe mit Siedet in jebem 9btgenbUie(en, bolb bie eine balb bie onbere 9Rdg(i(^leit %n benlen, t^n gteic^fam in ber ßnft baumeln ju laffen, toä^renb et \db\i ftol^ unb liebloö baS ©anje üerac^tet. ^oc^ mit tt)e(d)em 9?ec^t nennen rtir ben üerjnjeifelt, ber einen anbem 9J2enfd)en aufgiebt? (£d ift ia ffomxki, ob man felbft tieijtoäfeU pber fiber einen anbem neijumfelt ja, tuenn e9 aber bo(i| ma^r ift, mad ber Siebenbe t)er« fte{)t, unb loenn man njirflic^ alö ber ßiebenbe (iebeDoH Der* fte^t, baft nämli^ für ben anbem 9J?enfc^en ba^ ®ute jeben ^ugenblid möglich i)t: fo fann man einen anbem nur bann ate ^offnungdlod tierloren aufgeben, »enn man nic^t felbft ber Siebenbe ift» unb bann ift man ja bei^meifeft unb giebt bie 9^^ögtic^!eit auf. 9{iemanb fann hoffen, ot^ne bag er jugicid) (iebt; er fann auc§ nidjt für fic^ felbft ^offen, o^ne äug(cid) ju lieben, ^enn baö ®utc fte^t in unenblid^em 3ufammen^ang; liebt er aber, fo Ijofft er jngleid) für anbcrc. Unb ^mar ^offt er gan^ im felben &xüU für anbere, atd er fftr fic^ felbft ^offt; benn gan^ in bemfelben ^rabe, a\» et für fic^ felbft ^offt, Hebt er oud^. Unb er ^offt auc^ ganj in bemfelben ®rabe für fidj, alö er für anbere Ijofft; benn bod ift bie uneublic^ genaue etoige (Si)egenfettigteit unb ®e» Digitized by Google — 67 — red^ttgtett, bte itt allem (Steigen ^errfc^t. D, ed ift üBetaQ, too c« fic^ um Sie6e ^anbelt, ettoa« fo unenbttc^ Xief finniges! ^er h)Q{)re fiiebcnbe fagt: „^offe alleg, gieb !einen ?Q?cnf(^en auf; benn i^n aufgeben Reifet beine Siebe i^m aufgeben — loenn bu fie nämltd^ nic^t aufgiebfi, fo ^offft bu; gtebft bit aber beine IBiebe ^n i^m auf, fo liebft bu eben ni^t me^r." @ie]^, fo teben tm getoö^nlid^ ni^t; toir reben anberi», ^errfd^füd^tig unb liebloö üon unferm 3]erljäUniö ^iir Siebe in uns, als fönnte man als @eI6ftt)err unb ©etbftljerrfdier über feine Siebe öerfügen toie über fein (^elb. @agt einer: „i(| ^be meine Siebe §u biefem äßenfd^n aufgegeben", fo beult er, ber Serlierenbe fei eben biefer Sli^enfd^, ber ^egen«* ftanb feiner Siebe; er felbft meint feine Siebe ju behalten. SÖBcr einen anbem mit (^elb unterftügt l^at unb nun fagt: „ic^ gebe i^m bie Unterftüfeung ferner nid^t me^r", htS^ält ja au(^ fein ©elb nun felber, baS juDor ber anbere empfing, unb nur biefer, nid^t aber er felbft mttert baburti^, ba^ er fein ^!b anberi^ Dertoenbet. @o ift e8 aber Bei ber Siebe nid^t; üielleidjt öertiert ber, njeld)er ©egenftanb ber Siebe mar, mer aber fieser öerliert, ift jener, „ber feine Siebe ^u biefem SD^enfc^en aufgab". Sr merft eS öielleid^t fetber nid^t; er merft oieUeic^t aud^ nid^t, ba| bie @))racl^ i^u )9erf)iottet, inbem er \a fagt: „i^ l^be meine Siebe aufgegeben". $at er aber feine Siebe aufgegeben, fo liebt er ja nid^t me^r. OTerbingS fügt er \)m^u „meine Siebe ju biefem 2J?enfc^en", aber baS t)i(ft nidjtS; fo, otjue eigenen ^^erluft, iä^t fic^ eine ©elbunterftügung äurüdf^ie^cn, nic^t aber bie Siebe. 2)ai8 ^&bifat f^liebeooU" fommt mir nid^ gu, ttienn i(^ meine Siebe ju „biefem SRcnfd^en" aufgegeben ^abe, obmo:^! ic^ mir inellei^t boc^ einbilbete, nur er t)abe Derloren. Unb fo ift'd aud) mit bem ^^er^^meifeln über einen anbem 9J?enfc^en, eS ^ei^ fo oiel aU felbft oeijmeifelt fein. 2)ad ift aUerbingd 6* Digitized by Google — 68 — fd^tiettet gefügt ofö burd^boc^t. & mad^t ftc^ (etbcr fo (cicJ)t unb bequem, über einen anbern 9D?enfd^en §u üer^tueifetn — toä^renbbem man üermeintlicf) fo fidler über ficf) fetbft, öoU ^Öffnung für fid^ felber ift; unb gerabc bie, meiere felbftgefäUig i^cer ^eiifoit fo gar fid^ec fiitb, Dec^koetfetn am elften übtx anbete; @o letii^ ed a6et aiu| ge^, e9 (dgt fid^ bod^ hntüti!^ ntc^t ntad^ett — auger in i^banMoftgfett, bic freilid} üielen am Ieirf)teften iuirb. 9lein, l)ier jeigt fic^ jene ©cgenfeitigfeit ber ©ttjigfeit aU öergettenbe ©erec^tigfeit loieber, ba|, tott übet einen anbent tjei^ttieifeU, felbft \>tt^ Skoeifett ift. ^enn bet Siebenbe ^offt alled. Unb ed ift toal^r, koad ber Siebenbe fagt: fo öiel er t)erftet)e, fönne nod^ im legten ^lugenblicf felbft für ben ^erlorenften baö ®ute möglidf), olfo no^ ^Öffnung üorl^anben fein. S)ad ift toa^^x, unb jeber toirb ed in feinem f&ttffiUm» %u anbetn äRenfd^ koal^t Befinben, koenn et feine SinbiOmngdltaft jügeln miÖ mtb, o^e fi^ k)on Itebtofen Seibenfd^aften ftören unb umnebeln laffen, unöerhjanbt ben S3(icf auf ba§ 9}?öglicf)e gerid^tet l)ä(t, in bem ba§ ^mige fid^ fpiegelt Äann ba^er ein SJ^enfd^ nic^t k)erfte]^en, toa^ ber Siebenbe k)erfte^t, fo mng e§ bQ()et bmmen, bag et nid|t liebt; ed ^inbett i^n etkoaS bie Wl^* (id^lföt atd tetne Sl'^öglic^feit feftau^olten (benn gefc^ie^t bic^, fo ift alleg möglich) unb fobann üebenb bie 9J?ögIid^(eit be§ ©Uten ju tüä^ten, ober für ben anbern 3D?enfc^en §u hoffen; ed brüdtt i^n titoa^ unb giebt it)m eine ^kigung, bei» anbetn d^tmntignng, Untergang, üBetbetben ^ etn^atten. SBad fo bef diniert, ba9 finb bie ttbtfd^ Seibenf duften be9 mettlid^en nnb a(fo (ieblofen €^ne9; benn toettli^eS Sßefen ift an fidj fi^ftjer, ftunipf, träge, üerbroffen, mißmutig, öerftimmt unb fann fic^ toeber fic^ no(^ einem anbern 5uUeb mit bem iD^ögüd^n/ am tt»enigften mit ber äßöglic^feit Digitized by Google — 69 — be§ ©Uten einlaffett. — ®§ giebt eine ÄIugl)eit, bie fid^ foft auf bie 97?einung cttoag gut tt)ut, fte l^obe eine öor* §figltd^ gtllnMtd^ ^ntttnid t>on bet S^^ac^tfette bei» ^feind, ba^ bod| auf 9&iitiiier(t(l^!ett l^itdtaitfe: ttne follte fie tt(^ im fo^iett SugetiBtid! ßdenb fftr etnett oirbent 9}^enfd)en Ijoffen fönnett, auf beffen Untergang fte bereit« frii^ am Xage gefaxt ift unb njartet! — (£ö gtebt einen 30 rn unb ©rimrn, ber ben ^erf)a6ten l^offnungiSlo« auf* gtebt, alfo bie äRöglid^feit enl^te^t; ^gt bad ober tiid^t ben SRfiifd^ geifttg totj^^eit, getftig in ben frbgrnnb ftfirjen, fo toett gom nnb #nmm e« in iJ)rer 9^(id)t Ijoben, wenn man aud) feinen 9J?orb auf fein ©etniffcn läbt! — ®ö giebt ein böfeö $luge; tnie foHtc nber ein büfe^ eilige im ftanbe fein, einen liebenben ^lid für bie 9J2öglic^feit be« (inten §tt i^ben! — 5Do ift bet Siletb; et ift fc^neU babet, dnen SZenfi^en anzugeben, nnb bod^ gtebt et tl^n jja eigent* itä) nid^t auf, aft Iie|e er ifjßx erft faflcn, nein er ift jeitig babei, an ieinem Untergang mitgu^effen. Unb ift biefer erft getüifj, fo eilt bor D^eib ^eim in feinen büftern Sßinfel unb bietet feine noc^ abfd^eulic^re liBafe, bie ©c^abenfreube, anf, um ft^ mit t^t su freuen — §tt intern eigenen @c^ben. — & gtebt eine feige, f ntd^tfame ftleinlic^f eit, bie Ttnt gelobt !)at, ettoa« für fic^ fclbft §u f)offen, irie foÜfe fie bei einem anberen baö QJute für möglid) l)alten; bngu ift fie ju flcinUc^ nnb mit bem DJeib ju nalK uertranbt! — (5§ giebt einen »eltlic^en, eitlen @inn, ber Dor ©c^am fterben mO^te, menn er ed erlebte, bog er fic^ irre, bo| er genarrt, bog er Va^iä^ tt»irb (bad ift ia ber fd^recßiillfte ber ©d^reden!), toeil er für einen onbern aj^cnfi^cn — tergebtid^ fic^offt ^ottc. @o fteüt fic^ biefer meltlid^e eitle Sinn baburd) fidjcr, ba6 er beizeiten gar nid^t« ^offt, unb finbet eö fo uncnblic^ t^drid^ nnb nnenbti(^ läc^erlid^, in ßicbe aQed hoffen. Digitized by Google — 70 — mm ^tcnit int Im^ Iric d^itclfett bcc ffiett, bam bod Z^Oru^ iß ntonad mmtUt^; f ftr ben, bct leiddcii» Mi ber ^or^tt ber fßtU genug feUieit ^tte, toKtr es ja eben ein Iroft, bofe er bcftänbig fagcn fonnte: uncnbUc^ i]t fic nidjt, nein, ®ott 2ob unb ^anf, fie t)at ein @nbe. Äuc^ ^at bie (Srfa^rung m^t tec^t mit i^rer TlcmmQ, ed fei boi^ ' ittfigfie, fftt ettieii anbent äKenfd^ ittt|t aUcd §» ^ffen — boc^ baft Detfie^t ftd^, bte (Irfäl^nmg ^ t«^, fonft müfete fie ftc^ eineS ©efferen Belet)ren (offen unb fernen, lüie t^örid)t ift, onbere um eigenen ^IsortetlS n^illen lieben; unb nur \o toeit man txx^ t^ut, ift ed unUug aUed ju hoffen. saSemi mm aa bo«, biefe St\n%t^, btefec 3oni unb Ochmn, btefer 9tAh, biefe ©d^benftotbe, biefe feige, fwc^* fome Äfeinlid^feit, btefer loeltli^e, eitle @inn, toenn unb fo tüdt all ba§ ober ettuaS baüon in einem 9}?enf^en ift, fo ift in ganj gerobem ^erl)ältniö ^ieju bie Siebe toeniger ober nid^t in i^m. 3e toeniget ober Siebe, befto tDentger (totged ift in i^, ttttb je loenigct Sttngci» in i^ ift, befto toentget fD^ögtidjfett, bffio sueniger @inn ffir bte S^>td^!eit (benn bie äj^öglic^fett entfte^t baburd^, büB ba^^ ©luige im SO^enfc^en in ber ^t'it üom ©neigen berü()rt njirb; ift ni^t« ©tüigcÄ in biefem 3J?enfd§en, fo ift bie 93erü^rung be« (Steigen öer* gebeniS, unb eiS fommt ju feiner ä^ögtid^feit); mit ber (^ig!eit fi^hmtbet aber auil^ bie ^offnmig, loeil eben aud^ bie iSiebe fe^tt bte (tebclyoll bad ^nte otd mögli^ hoffen fbmtte. 2)er ßicbcnbe bagegen ^offt otleS; feine gciftlofe ®emot)n^eit, Ceine fteinlid^e 58erftänbigfeit, feine fpit5finbige 5?fugtieit, feine burd^ grofee imponierenbe ©tatijtif, feine ^2(bftum<)fung burc^ bte Sa^re, feine bösartige Uibenfd^aftlic^e Verbitterung, ntd^ät netberbt i^m feine Öffnung ober tjecfälfd^t i^m bie äMg« lid^feit; jeben SD^orgen, ja jeben ffngenbtifl enteuert er fein Digitized by Google — 71 — $of{hi mib ftif^ 9{dglt<||Bett ottf, inbem bte Siebe blOd mtb et ht i^. @elbft lücnn bcr SieBenbe fonft nidjt bai8 ®cringftc für onbere ju tJ)un, i^nen fonft gar feine ©abe Bringen im ftanbc to&rc: fo bringt er boc^ bie befte QJabe, er bringt bie $off mmg. fflenn bad Seben k»ie( Devftnm^b itiib l^offnung^ tM tm bcnt Hnge beS astfblii^beit Sfttigltngft {!c!| oud* breitet, fo bringt ho6) bie Siebe bie bepe (SJobe, bic |)offnung; toenn aber aud^ bie aj^cnfc^eit Bereite längft biö ^um Su^erften auijgef)alten 5U {)aben glauben, fo !)offt bie Siebe bis gum ^ugerften, ja bi§ jum jtingften Xag, benn erft bann ift bic ^offmtitg bocbei ^ft bu fd^it einett 9{i;5t bei ben kaufen gefehlt, fo l^ft bn loo^ au^ beoba^tet, bag et att befte 0abe We Hoffnung bringt; beim beffer M oHe Är^nei, bcffer an^ als alle gürforge troftet eö, bafe ,,ber 5{r§t l)offt". $)oci^ ein ^Ir^t l)at nur mit bem geitlidjcn ju tt)un, baljer fann ^in unb n)ieber ber ^genblid eintreten, roo eS üon t^m m* 100^ iD&te, loenn et (engtten kooHte, bal et bett ^nfeit aufgegeben f^t, bafi bie fttant^t töbßd^ ifi ^et Siebenbe übet — loetd^e ^enbe für xlfn, bo| er itnmet ^offcn borf; h)eld)e grenbe für il)n, bafj bie (Smigfeit if)m bofür einftctjt, eö gebe immer nod) .^^offnung. S)cnn nid^t I)offt ber Siebenbe, ber tool)rc Siebenbe, tocil bie (Smigfeit i!)m bafür einfielt, fonbern et ^fft, »eil et bet Siebenbe ift, nnb et banft bet ÜMgfeit, ba§ er ^offen batf. Unb fo btingt et innnet bie befte ikibe, beffet ote ben ©lürftounf^ gum l^öd^ften ®IM, beffer benn aOc menjdjUc^e .Qtin finb^eibentnm nnb (Soften« tum einig; nnt l^t Sl^riftentttm (nnb bai ift ein nn« enblic^er Unterf(]^teb) eine unenblic^ geringere ^orfteHung Digitized by Google — 72 — toon atl biefem Ungtücf unb eine unenblid) feiigere ^orftellung t>on ber Hoffnung. 5)ie Hoffnung aber, bie jurücfSItcb, blieb nur bei bem £iebenben. äBenn bie Siebe nv^t toätt, fo gaSe ed QU(^ feine Hoffnung. SBie ein Srief, ber auf üb^otung toortet, tDürbe btefe liegen StetBen; tme ein gfild^ngenbet ©rief, für ben fic^ fein S3ote fänbe, fönnte fie niemanben befeligen, loenn nic^t bie Siebe, obqteic^ größer benn bie §off* nung, aU i^ren ^ienft unb i^c ^efc^äft auf fic^ nö^me, bie Hoffnung 5n bringen. Sft aber l^ier ni(^t ein bunHer $unft, eine Unflarl^t in biefer ganzen ©rmägung, fo bafe ntan nid^t red^t f(ug baraug tüerbcu fann, tuorum eg fidj l}anbelt; benn bafe bie Siebe aUed ^offt, fann bebeuten, bajs ber Siebenbe für fid^, !ann aber auc^ bebeuten, bag er in Siebe aUed für anbete ^offt? tmetn bad ift ya ein nnb badfetbe; unb koenn einer gan^ üerfte^t, bog ^ burc^ud ein nnb bai^fetbe ift, fo ift biefe 'I)unfen)eit gerabe bie illarljeit be§ ©toigen. SSenn allein bie Siebe alle^ I)offt (nnb ^anlug fagt nidjt, bie Hoffnung, fonbern bie Siebe l)offe oÜeg, iüeil eben, loie er fagt, bie Siebe größer benn bie Hoffnung ift), fo folgt boraud (aud bem 5Dafein unb Sßefen ber Siebe), bag ber Siebenbe aüed für anbere l^offt, ba ja öon feiner Siebe feine §offnung für i^n felbft abhängig ift. 9hir irbifdljer ^erftanb (unb beffen ÄtarJ^eit ift bodj öjo^l nidjt 5U rühmen), nur irbifc^er 93erftanb, ber fid^ koeber auf Siebe nod^ auf Hoffnung k)erfte^t, meint, e8 feien ^Uiei gan§ Derfd^iebene S)inge, für ftd^ felbft unb für anbere 5U Ijoffen, unb bie Siebe fei toieber ein 5)rttte8 für fid) felbft. ®er irbifdje i^erftanb meint, man fönne fe^r gut für fid^ felbft l)offen oljne für anbere ju l)offen; unb man brauche teine Siebe, um für fid) felbft ^u ^offen, too* gegen man, um für anbere, für bie &d\tbttn, 5U l^offen mo^l Siebe braud^e, — unb »ieber für anbere, au^r biefen natür» Digitized by Google — 73 — lic^, gar md)t ju l^offcn braudjc. ^er irbifd^e ^erftanb mcrft nid^t, ba6 bie ßiebe feineöinegö ein 5)rittc§ für fidt) felbft, fonbern bie 3^^W^i^H^^"^^"""9 ^f^* atfo bcr 3)?cn{c6 ol^ne £te6e Um ^offttimg für ftd^ fel^ mit Biebe Öffnung fftc olle cmbent boft mon im fdbeti (SmU lote fftr ftd^ üu6) fttt tttibere t)offt, metC mott im fetBeit tHmbe tttbt. @clig ber ßiebenbe, er ^offt aUeö; nod^ im legten Hugcnbücf ^offt er für ben 53er(orenften bie 9J?üglid)feit be^ &uttn\ ^ad lernte et uon ber (^toigfeit; aber nur toeU er ber SHebenbe mx, fonitte er Don ber (Smtgfeit, itnb trnr koeil er ber Siebcnbe Mir, toimte er boi^ i»im ber (Sungfeit (erneit. SBcl^c bem, bcr gegenüber einem onbem SWcnfd^cn bie §off* nung, bie 9J?ögIid^!ett aufgab, toe^e i^m, benn er t^erlor bamit feine ßiebe felbft! 2)ie Siebe ^offt alleS — unb mirb bod^ nie ©d^anbeit f&it rcben ja heüom, ba| man mit feinem ^offen mtb (SrmaTten gn @d^nbc» merbe; \m meinen, bie9 fei ber ^H, loenn bog ^)offcn nnb ©rtoorten nic^t in (£r* füHung gel)t. 2Borin foU nun bie ©c^anbe liegen? SBot)l barin, bag bie berec^nenbe j^tug^eit nid^t richtig gerechnet 1^, ba| ed (snr @^nbe be^ ^etreffenben) an ben Xog iommt, mie miDerftättbig er fiil^ Derred^net 1^ Xber mein ^ott, mit ber @<^nbe ftet)t ed ni^t fo gefä^rlid); ^ö^fien« in ben klugen ber Söelt, beren 93egriff öon (St)re unb ©djanbe man ]\d) ober faum feiner eigenen (Sf)re aneignet, ^cnn toa^ üon ber äBelt am meiftcn betounbcrt unb aEein gcctirt ttirb, ift bie Älugl)eit, bo« fluge §onbetn; fing ju ()anbeln tfi ober gerobe ba« 9iaert)er&d^tlic^fte. Skift ein SRenfc^ tlng ift, bofür fann er gemiffermafeen felbft nid^t«; bog er feine Ätugl)cit entfaltet, beffen foU ci fidj audj nid)t fdjämcn, m{)l aber um fo met)r feinet f(ni]en .^anbcln^. Unb tüal)rlid), bod ionn in biefen (lugen ^iten nic^t genug betont »»erben Digitized by Google — 74 — ()D0 bte Klugheit etgentlid^ bad gdootbot ifl, ttNtf bitt^ ba^ ß^riftentum, tote cinft Wc ^ol^t witb SBUb^t, übertüunben tüerben foU): tücnn bie 9}?cn]d)cn ba§ Älug()anbcln nic^t ebenfo tief öerad^ten lernen, toie man S)icbfta^l unb falfc^c^ ßeugmd toerac^tet, fo fc^fft tnon bo^ (San%t unb bomtt aße^^, txM l^lig unb e^nttieTt ift, sitlctt gati) ab — bentt toer ftug ^aiibdt, legt bitrd^ fem gonget Sebeit falfc^ 3eugnig gegen baS (Stt)igc ob, er ftict)It ®ott fein ^afein. StluQ ju f)anbeln ift nämlicft $)atbl)eit, njomit man unleug- bar in ber S33elt am njeiteften fommt, meltlic^e Qöüttx unb Vorteile, koeltUd^e (^^re gewinnt, tceil bie SS^elt unb toeltlid^t emrtdl im Sic^t ber (Sungfett ^Ib^ ift SM QMgt ober bie ^eiüge ^d^rift ^at ober quc^ nietnati^ einen 9?enfd^ gelef)rt, er foQe in ber Söelt meit ober am metteften ju fommcH ftrebcn, Dielmet)r marnt fie il)n baüor, bamit er fic^ öor ber öeflecfung ber S33elt möglic^ft rein betoa^re. Söcnn ed fic^ aber fo t)er]^U, fo fd^eint ed nt# em))fe^lendh)ect, ba| man in ber fBdt am loeitefien ober toeit §n lommen fnd^ @on man burc^ ^offen unb (Sttoarien in ffiQ{)r()eit ^u Gdjaiibcii lüerben, fo mu^ bie Sdjanbe tiefer (iegen, nömlic^ in bcm liegen, n)a§ man l)offt, fo bafe man tüci'entlid) gleid^* fe^r 5U ©c^anben toirb, ob bic Hoffnung in (^füÜung gc^t ober ni^t; ber Unterfc^teb toirb nur bann befte^, bafa einer eüoa im gaO ber SHd^terffiHung feiner ipoffnung burd^ feine ^bitterung unb ^er^tvetftung tierrftt, nHe feft er on bem t)ing, iraö er ^u feiner 8d)anbe {)offte; njö^renb bieg im gatle ber (Srfüüuiig berfelben oieHeidit nid)t fo offenbar gc= koorben, bie^c^nbe aber toefentlid^ boc^ biefelbe gen)e)en n)äre. Sbo^ loenn man eüoad ^offt, koad )tt l^ffen eine &^nht ift (gleid^üief ob bie (^rfftOnng etntriti ober nic^), fo ^ man etgenttt^ uic^t. SWtt fo cttooÄ bo8 cble ©ort „§off= nung'' in ^erbinbung 5U bringen, ift ein äJ^igbrauc^; bcnn üiyiii^ed by — 75 — beim $offen ^anbelt fidj tcefentlic^ unb etüig um ba^ (^ute — unb fo fcinn eS alfo autf) nie ©d^anbcn merben. SRan iantt (um einen ^[ngenblid ben nnUKil^ten ^pxad^* ^thcand) 5U Bennien) babnrd) 5U ^c^onben toetben, bag man ben einen ober anbem irbifd^en 58orteiI ^offte unb — biefer augbleibt. !Die ^d^anbe ht\itt}t ober eigentlid) nid)t barin, ba^ ber Vorteil ni^t !am, bog bie Hoffnung nid^t in ChifftOung ging; nein bie @(^anbe ift, bag nmt infolge bet getfittfd^n (Sttvartung an ben Ummt, tm nrid^tig i^m ein foldier irbifd^er Ißorfett loor. 5Da8 ift bo^ aviä^ hin ^offen, nein bog Ijtx'^t n)üufd)en, bege()ren, criDartcn; unb barum fann man 5U 8c^anben werben. — 9J^an fann ba* burrf} ju ©d^anben tocrben, ba^ mon bie Hoffnung für einen äßenfd^en aufgießt — unb fic^ nun ^anSfteQt, bai et boti^ gerettet toirb, ober irieHeid^t fogar, bofe fein Untergang unfre blo^e ©inbilbung mar. ^ier Ujirb man n)irfli^ ju @d)anben, ipeil e§ an fid^ eine Unel^re ift, einen SWenfd^en aufzugeben, ed mag im übrigen ge^en tote U)ifl. — 3Äan fann baburc^ )tt ©(^anben n^rben, ba| nton Söfed übev einen SO^^enf^en erl^offt — nnb fic^ l^audftellt, ba| ft$ oOed für i^n gum ®uten loenbet. ^er nad^ffi^ttge fegt mitunter, er l^offe ju ©Ott, ba^ bie Diüdje ben (SJetjafeten nocf) ereilen tuerbc. ^ber n)a!)rlid}, baS ift feine §offnung, ba§ ift §a6, unb eine iJrec^^eit ift ed, baS Hoffnung nennen, unb ^ottedf&fter» ttug, i^ott 5um ^ferd^tfer bed i^ffei» machen )u u^oKen. ^ 9liod§füd^tige Urirb benn nid^jt gu (Sd^anben, Uieil nic^t gefd)iet)t, toa^ er ermartete, üielmetir ift unb mar er in ber ©c^anbc, e§ mag nun gefd)ef)en, toa^ ba miü. ®er Siebenbe bagegen I)offt oüe^ unb koirb bod^ nie ©d^anben. S)ie @d^rift rebet Don einer Hoffnung, bie nid^t %n Sd^Quben n)erben foU. $ieBei benft fie ^unöd^ft an bie ^off« nung, bie ben ^offenben felbft angebt, feine Hoffnung auf 3Ser* Digitized by Google — 76 — gcBung ber @ftitben, anf bte dtifÜ^e @digfett, fehte ipoffnung ouf bic fcHgc ^Bereinigung mit bem, toot)Oit ber ^ob ober ba§ Scben i^n fdjieb. Unb nur bei biefer Hoffnung, njetd^e bie „Hoffnung" ift, fönnte eö fic^ um ein ßufc^anbentoerbcn ^anbeln, benn koa^lid^ biefe ^offimtig l^t man nie p feinet ©d^onbc, fonbeni ttitt 3« fein« (Sifyct, unb alfo mv% bie @d^anbe tiitr eintreten Iftnnen, toenn fic ftd§ nid^t erfüllte. ©0 Döllig ftimmt ber (Spra^gebrauc^ ber Ijciligen @c^rift mit firf) felbft überein; fic nennt nid^t aUertei ©rnjartungen, bie (Srtüartung beä DJiannigjaltigen, Hoffnung, fic fennt (ebig* (Sine ^Öffnung, bie Hoffnung fd^led^ttoeg, bie ^bQlxd^Uit bed (Butm, nnb kwn biefer ^offnnng, ber ein^tgen, bie §u ©c^onben koerben fdnnte, toeti fie ju ^ben eine (Sfjitt \% t)on biefer fagt bie 6c^rift, bQ| fic lüc^t el^6 Flamen ber (teBIofe @inn fonft no(^ trogen mag. Unb bodj, ift &ott nid^t bie Siebe? SSenn er aber bcn iKenfc^en ju feinem S3ilbe j^uf, ba^ er 5t)m gteid^ fei, bafe er üoüfommen iüerbe, tok (Sr öoUfommen ift, alfo bie S>ollfommen* ^eit gekoinne^ bie Q^ott eigen ift, bemSübe ä^nlic^ fei, bai$ (Sott eigen ift: fud^t er fo nid^t ba9 @etne? Sa, et fuc^t bad Seine, b. ^. Siebe, er fud^t eS baburd), ba^ er aUcg giebt; benn ®ott ift gut, unb e§ ift nur (Siner, ber gut ift, ®ott, tuetc^er aüeÄ giebt. Dber mar (£^riftu§ nic^t bie Siebe? ©r tarn |a ober in bie SQSelt, um bad ^orbilb luerben, um bie äRenfc^en {td^ ^u ^ie^n, ba| fte i^m gleid^, in fBkfyt^t fein eigen toütben; fuc^te (St ba ntd^t baiK ^eine? So, er fud^te bog ©eine, babur^, bafe er fid^ für aÜe t)ingab, bomit fie nun in bem i^m (Eigenen, in ber aufoj^fernben Eingebung ii)m gleid) tDürben. 3n biefem ^inn bod ^ine fuc^en ift ober etkoad gon} anbeced, an bad nnr gar nid|t benfen, toenn nrir boDon reben, ed fud^e jemanb bad Seine ober fud^e Digitized by Google — 79 — cS nic^t. ©ie Siebe ift gerabe Eingebung; bo^ fie Siebe fuc^t, ift ipieber Siebe unb ^voax bie \)öd))k Siebe. 2)Qg toiH fagcn, fo Derljält eS fid^ jtüifi^en ®ott unb 9}?enfdE). ^cnn ttiemt ein SKenfor ftd^; ed toirb mt btefer unb t^rem ftreitigen 9J?ein unb S)ein gerüttelt. ®er ^ßerliebte mit fiel) bot)er außer fic^, feinet (Sirenen entäuBert, t)in9criffen in bie Ijolb* felige ^erttjirrung, fo bafe für it)n unb bie ©eüebtc, für t^n unb ben greunb fein Unterf^ieb t>i>n ^tin unb ^ein befte^; /,benn", fagt ber £iebenbe, „o0ed, toait mein ift, boS ift fein ... unb loa« fein ift . . . bo« tft mein!" «Bie? Sft fo ber Unterfc^ieb üon SQ(cin unb ^cin aufgc()oben? Söeini ba^ 3}?eine ba§ !5)eine geiuorben ift unb ba§ Tcine bog 3J?einc, fo giebt eS ja boc^ noc^ ein äRein unb ^ciji, nur be^eic^net unb tierbärgt ber tiorgenommene Xauf^, ba6 ed fi^ fortan nic^t mef|r um bad äRein ber erften, unmittelbaren @e(6ft(iebe ^nbelt, boS bem ©ein ftreitig gegenüber ftanb. ©urc^ ben %an\di ift bog ftrcitige 9}?cin unb ®ein jum gemeinfdjaftlicfien Thin unb S>ein gerrorben. (S§ beftet)t alfo eine ©emcinidjajt, eine oollfommenc ^emeinfc^ft im äKcin unb 2)cin. 3nbem baö SRein unb ©ein auSgetaufc^t Unrb, entfielt ha» „Unfer'', in totiä^m Siebe unb ^euubfc^aft it)te ©tdrfe l^ben, ober njcnit^ftcnei ftarf finb. ^a« „Unfer" ift aber für bie ®emein^ jdiaft gan^ ba^felbe, für ben (^in^eCnen baS „SOiein" fticrieeaarb, halten t>ti SUtte. II. 6 üiyiiized by Google 82 tft, unb ,,unfer" ift ja ^toax ntt^t auÄ bem ftrcitigcn SWctn unb 2^cin gcbitbet (an^ bem fid) ja feine ^sereinigung bi(bcn läjit), üielmet)r auö bem ncrcinigten, bem auögetau|cf]ten Güttin unb S)ein. 3t)re fe^en tpeife). 9^ein, ber toa\)xc fiiebenbe öerftef)t fic^ nur auf @inc8: fic^ narren, betrügen $u laffen, oQei^ l^in^itgeBen, o^ne bad minbefte koiebet p Be« fommett — unb fte^, fo fud^t er ittc^t bad Seilte. O, bet orme ST^or, tote er bod^ fo lä^erücf) fid^ mod^ — m ben 5Iugen ber SBelt! ^er ml)xt ßiebenbe fommt unbebingt furj — maö er geiüiffermafeen burc^ i^elbitüerleugnung fetbft* öerf^utbct. ®odt) bomit i)at bie Umtoäljung Don iKctn unb S>ein i^ren ^bi^mH erreicht, ba^ auc^ bie Siebe t^re {)ö^fte ©ctigfett in fic^ fetbft ^at «ein Unbonl, feine «er- fcnnung, fein üerfannte^ Opfer, nic^t bafe er ©pott ^um ^aiif befommt, nicf)t§, Ujeber bog (SJegenmärtige noc^ bag 3ufünftige fann früher ober fpäter i^n §ur (Srfenntni^ bringen, hai er ein Wltin ^he, ober ^ offenbar mac^n, bog er boc^ nur einen 9(ugenbli(f ben Unterf(i|ieb y>on fD^etn unb ^in tiergeffen t)atte; benn er fyjd btefen Unterfd)ieb emig ber* geffen unb eujig fid) bann uerftanben, mit Slujopferung ^u lieben, fic^ ju opfern. ^ic Siebe fud^t ntd^t bog S^re. S)enn ber toatire Siebenbe liebt nid^t feine (Sigentümlic^ieit, (iebt Die(mel)r jeben SD^enf^en nac^ feiner ^igentfimlid^« fett; aber „feine ©igentümlic^feit" ift ja gerabe ba§ il)in (Sigene, atfo fucl)t ber ßiebenbe nic^t baö Seine, fein ^igened; im geraben Gegenteil liebt er bad (Eigene bed anbern. Oetrad^ten toir einen tCugenbßd bie 9latwc, Wt \od^ unenbtid^ ßteBe umfafet bie 9^?otnr ober ®ott in ber S'Jatnr ad ba§ 35erf(l)iebene, baö Seben unb ^ajcin ^at! ^enf ein- mal baran, luaö bu ja fo oft mit Suft betrad)tet l)aft, benfe an bie Steblic^feit ber ijlur! S)te Siebe toaltet o^ne Unter« Digitized by Google — 86 — fd^td) — aber unter beit 8(umen, toaS für ein ttnterfc^ieb, miä^ ÜRonitigfotttgfdtl @elbft ha^ fCeinfte, ba« unBe« beutenbfte, bog unanfc^nlidjfte, fogar öon feiner unmittel* barften Umgebung ü6erfei)ene -iPflauälein, baö bu foum ent- bedft, tuenn bu nic^t genau ^infie^ft, ^ ift, atö l^ätte aucl^ ^ )itr Biebe gefagt: (a^ mi^ ttm9 für mic^ fetbft loerben, ettooS (Stgentümttc^. Unb ha l^t bie' Siebe feiner iÖefonbcrt)cit t)erl}olfcn, aber gu einer Weit fd^öneren alö bog fleine ^ing je l^otte Ijoffen föimen. SBeld^e SieBe! Do^ erfte ift, bajj fie feinen Untcrjd^ieb mac^t, fd^IecJ)t^in feinen j bad onbere, bad bem erften gleich ift, befte^t barin, boft fie eine nnenbliil^ SRannigfaltigteit entf aüet, um bai^ Serf(!^iebene 5u Heben. SBnnberbate fitebe! ^enn toa^ ift hoä) fo fc^nier Xük bog, im Sieben gar feinen Unterfc^ieb ju mad)cn; unb toenn man gar feinen Unter)d)ieb mad^t, toog ift bann fo fcfjmierig mie bad, bo^ einen Unterfc^ieb ju ntad^en! ^n{ bir, bie iflatur to&re, gteid^ und ä^enfc^en, ftreng, ^errfc^' ) i füdjtig, fatt, l)orteiifd§, f(einlid^, lounifcf) — unb benf bir, M,!l&*U«V» ja benf bir bann, ma§ auö ber (ieblic^en %lux Ujerben müfete! ^.^iv■'C;^:tU ^ ©0 ift'g aucf) mit ber Siebe jtoifdjen 9J?enfcfi unb 2}ccn)d]; . : -r i • ■ itur bie mo^re Siebe Uebt jcben 2Rcnf(^cn nac^ feiner öe^ W.i' fonber^eit. ^er ©trenge, ber ^errfd^füd^tige emiangeh ber Siegfamteit unb ®ef<|meibigfeit, anbere anf^ufaffen; er forbert bon jebem fein (Sigeneg, mill, foH jeber in fein S3ilb umgefd)affen, nad^ feinem @d)mtt jugeftu^t merben. Dber er mad^t (unb baö ^ält er für einen feltenen ®rab Don ßicbc) audft einmal eine %n^mi)mt, er fud^t, mie er fagt, einen einsetnen äli^enfd^en aufjufaffen, b. ^. er benft fic^ auf eine gan^ befiintntte unb befonbere — unb toillfftrlid^e Seife ctmag 53eftimmte§ unter biefem 9}?enfd)en unb forbert nun, ber nnbere foße biefen ©ebanfen üernjirfli^en. Db bamit gerabe biefed onbern ^Dlcn\^n (^igentümlic^leit getroffen totrb Digitized by Google — 87 — ober ntii^t, tl^ut nid^tö 3ur @ad^e; bad l^t fic^ ber ^errfd^« füd^ttge tiitn eiimial unter ifyn gebadjt. ®(|affen fatin bet ®eftrenge unb ^rrfd^fücJ^ttgc nun einmal tt^t, fo toiU er menigften^ umfd£)affen, b. i. er fudjt baä ©eine, ba^ er über= oll, too er ^inbeutet, fagen fann: fiel), ba^ ift mein S3ilb, mein ©cbonfe, mein SBiUe. SWag bem ©eftrengen unb ^errfc^ffid^gen etit gro^r ober ein Keiner tiBirlnngdfretd angetüiefen fein, mag er ber ^^nn in einem Stotferretd^ ober ber §au^t^rann in einer fleinen SBofiniing auf bem ^a(^6oben fein, bn§ mad^t feinen n^efentficljen Unterf^ieb, bie ©ad^e ift biefetbe: l)errf(^füd^tig rcitl er nii^t non fiel) ab* ge|en, l^errfd^füij^tig toitt er bei^ anbern äRenfd^en d^entüm« Hc^feit erfüdkn ober it)n qufiten auf ben Xob. Sefent» lic^ ift bie @arf)e immer biefelbe — ber größte ^tirann, ber lebte unD eine Söett tijrannifieren t)atte, tt)urbe beffen fatt unb enbete bamit, bag er fliegen t^tannifierte; abec toa^r« lic^ er blieb berfelbe! Unb niie ber Strenge unb ^errfd^füc^ttge nur baS @eine fttc^t, fo au^ bie Äteinlid^feit, bie neibif(J)==l)errfd^fü^tige, bie feig^furdjtfame 5ircinltd)feit. Sßaö ift ^teinlic^feit? 3ft i^(cinlid)feit eine anerfcl)affene ©igentümlidjfeit, b. \). ift ein fDltn]^ urf^)rtingnd), fo mt er au« ©otteg ^nb ^eröor* ging, fleinlic^? ^ein! ^ie «leinliclfeU ift bed (Slef^dpfed eigene jämmerliche ^rftnbung, toenn e« toeber ttKi^rl)aft ftolj nod) njol)rt)aft bemütig (benn ^cmut öor (SJott ift ber )t)al)re (Sto(ä) fic^ felbft l'djaffen miß unb gugleid^ au§ @ott eine H'arifatur mod^t, als toäre (Sr ebenfo fleinlidj, aU fönnte feine (e, ebfo (Stttfali, bie <^o^ titlet Derftef)t, mit ettier ÜetiiKd^ eef<|ffttih^eit, bic feige unb tro^ig nur i^r (SigeneS uerftel)cn ioill. 5)er 5!icinlic^e l)Qt nie bcn 9}^ut ^n bcm güttgcfäUii]cn 2Bagcftticf gehabt, „in S)cmut unb ©tolj üor ®ott et jelbft ju fein" — benn ber i)?Qc^brud liegt auf bem „t>ot (^oW, ba bied bie OueUe itnb bet Urf(»ntng oOer (Eigentfimlicl^ ift SBer baiS getuagt fyit, f)at @igentfimß(^!eit, et f)at totffen be» lümmeit, loaS ®ott bereite i()m gegeben I)atte; unb gan^ im felben @inn glaubt er an bie (Sigentnmlid)fcit eineö jebcn. SSBet fetbjt (SigentümUc^feit ijat, glaubt an jebed anbern CHgentftmlic^feit; benn bie (Sigentämlic^it ift nid^t badSKeine, fonbern eine (SotteiSgabe, butil bie (Ihr mit ^ fein geftaitet, mtb (St gtebt ja aHeir, unb giebt äffen i^r ^en. 9)ad ift eben ber unergrünb(id}e Cnell ber ®üte in (SJottc^ ®üte, ba^ @r, ber ^Ulmödjtige, bod) \o giebt, bafe ber (Smpfänget @igentümlid)feit bcfommt, baft Sr, ber au§ nid)tö )c^afft, bod^ je (^gentftmlici^ f c^fft» f o ba^ bad getabe 3^m gegen« übet (obf c^on ed t)i>n nid^ genommen ift unb nic^td ift) ni(^ gu nid^t« loirb, fonbctn etttw« ©igentümlic^eg toirb. 5)icÄ(cin* lid)feit bagegen ift ein angenommencg SSefen, l)at feine ©igentümlic^feit, b. l}. fie ^at feinen ©tauben an i^te eigene, ba^t fann fte aud^ nid^t an bie bon fonft jemanben glauben. S)er ftUinlic^ ^t fic^ an eiue gqna beftimmte gorm unb (ie» ftalt feftgeffammett, bie et fein (Sigeneil, bad @eine nennt; nur bie fuc^t er, nur fic fann er lieben, ginbet ber Äleinlid^e biefe, fo (iebt er fte. ©o fdjlägt fid), fo UJäc^ft bic iUein* I li^feit iujammeu mit bet Uleinlic^feit, tpad geiftig »etftanben Digitized by Google — 89 — ^crabe fo üerberbüc^ ift, ipie mnn ein S^agel in^ 3fcifd^ tüQd^[t. !Dtefe§ !(ein(id^e ^orteituefen toxxb bann ald bie ^öc^fte Siv^, ali» bie M^ie giombf^ft, aU bie koa^, ^ubedäffige, oufrid^tige (Sintrac^t ange))nefen. 9)9an ttriE nid^t betfte{)en, bafe man bur^ biefcS innige ©ünbniS fic^ öon ber luatjren Siebe immer met)r entfernt, bafe bie Untüa^rfieit be§ ffeinüc^cn ^efenö immer größer mirb — unb um fo üerberblidjer, njenn ed obenbtein &ott für fi^ in Sefd^Iag nimmt, fo bag bie ^leittUd^fcit benneiiittidl ber einzige (^enfianb für ®otM SHeSe fein foQ, ber einzige, an bem er SBo^tgef allen fykt ^ine foIcf)c f(cinlid)e 9?er6inbnng ift bann g(eid) f(ciulid) mä) beiben 9{irf)tun9en: feftenljaft f (einlief t)Grg.öttert fie einen ganj einzelnen 33?enfc^en, ber ju ben „eigenen idcuten" get)ört, fei etUKi ber Urheber ber Ißerbinbung, ober fei er fftr bie fleinlii^ie ung ald getreuer Stac^ffer ber jHeinliil^fett •in ©eMrbcn, iWiencn, ©timme, ©ebonlengang, Süebelnetfe nnb ^er^üdjEcit ein 5lbbi(b ber ^leinlidjfeit; unb ebenfo f(einlid) toirb alleö anbete üerbrängt. Sben meil bie Slleintic^fcit an* genommeued, affeftierted ^efen nnb alfo Unmal)rl)eit ift, gerabe toeU fie nid^t emfitic^ unb nie freimfltig fi(^ mit (Mt etngetaffen, fonbem eng^erjig fic^ fetbft ber))fufci^t unb ©Ott öcrfätfd^t 1)0 1, eben bamm ^ot ftc ein böfe« ©emiffen. gür ben, ber (SigentümUd)fcit l)üt, ift feine frembe lSigen== tfimlidjfeit ein (^egcnbetoei^, fie ift c^r ein ü)iitbeiüeiö ober ^nbett, fo nto^t ei^ bie ftlein» tid^f^it ou^; nur finb notörli«^ olle i^re IDHttel, bad eigene Seben ^u üerteibigen unb jebe ©igentümüd^feit ju ertöten, äu^erft fleinlid)e; benn miemot)( fie )id) alle^ erlaubt, fo fonn man boc^ fidler barauf rec^^nen, bag aUed, fie fic^ er» kubt, gans fleinltti^ ift. „flber £iebe unb ^nnbfd^af t Hebt bod^ mtf, ben (Skliebten imb greunb nad^ feiner ©igenart." Sa, boS ift tüQl)x, nur ift e§ nid)t immer gan^ matjr; benn Siebe unb gT^cunbfdjaft f)at eine ©renje; fie fann für be§ anbern ©igentümUc^Eeit aUeiS brangeben, nid^t aber fi(^ felbft, bie Siebe unb greunb« fd^ft felbft ®efe^t nun, bed anbem (Eigentümlid^feit tocr* langte gerobe btefeiS D)>fer! ©efegt ber Siebenbe fä^ie, i^m Digitized by Google — 91 — gut Su[t unb greube, bafe er geliebt ift, fäf)e aber juglcic^, bafe biefe ßiebe, fo erloünf d^t fie aud^ ift, für ber ©etiebten StgentümUc^ieit fel^r Ucrberbtid^ ttJürbe unb fie berunftalteit mftgte, fo tiermag Me mtMväj^ £tebe ald folc^ tiefed 0))fer iiid)t §u bringen. Ober angenommen bte (SktteMe fte^t, bafe ba§ fiiebeSDer^dttniS bem Siebenben ben Untergang bringen unb feine (Sigentümlidjfeit ganj jerftoren mü^te: ja, ba (jat bte £iebe old {olc|e boc^ nic^t bie ^raft, um biefed D)>fer }tt bringen. ^ie toal^ce SieBe, bte anfopfentbe £ie(e, bie jeben nad^ feiner Snbiütbuatitot liebt, fie ift toiflig, jebcÄ Dp^tt su bringen: fie judjt nidjt ba§ Sl)re. ^ie ßiebe fud^t nid^t bad S^xt; benn fie giebt am liebften fo, ba^ bie (&aht ani^fie^t, aU toäxt fie bad (Eigentum bed Qmpf&ngetd. Slad) i^rer fo§iaren ©tellung untcrfc^eiben toir SWenfd^en, bie il)re eigenen Herren, unb foldje, bie Don anbern ab()ängig finb, unb UJÜnfd^en jebem, bafe er einmal fein" eigener ^err »erbe, toic mon fagt. 5lbcr im getftigen @inn ift'S ja aud^ bai^ $d(^fte, fein eigener $err tt^ben, — nnb bie grdgte Äo^It^at ift e«, in Siebe einem baju gu uerfjetfen, baft er er fefbft ift, frei, unab{)ängig, fein eigener $crr, i^m baju beljdflic^ 5u fein, baß er auf eigenen güfeen fte^t. 2öe(df)e§ ift alfo bie größte SBo^Ütiot? @ben bad^ m& toit fc^on genannt i^ben, nat&rlid^ aber nnr bann, tt)enn ber Siebenbe jugfeid^ fid| unbemerlt jn machen toei^, fo ba^ ber atfo ©cglädlte nic^t baburd^ öon abhängig totrb — baß er iljm bie größte SSoljltljat üerbanft. ^a^ tt)iK fagen: bie größte äBo^tt^at ift gerabe bie %xt unb SBeife, njie bie einzige, toal^e SBo^Ul^at ertDtefen toirb. @ie tonn ttiefentUc^ nur auf einem XBege ertoiefen toerben, koenn au(| in anberem ®inne auf mannigfache SQSeife; toirb bie Sßoljlt^at nid^ auf Digitized by Google — 92 — bicfeni SBegc crtüiefen, fo ift fte burd^QU§ nidjt bie größte SBo^lt^at, ja am @nbe nid)t einmal eine SBo{)lt^at. @o tarn man benn nid^t fd^Iec^ttveg fagen, tod^ bie grd^ SBo^UlKkt fei, ba bie gtögte föol^^, eitlem aiibeni jitr Settfidnbigfeit )u tiet^tfen, ntd^t \nxdk ettotefen toetben fotiit. aCßir müffcn ba^S recfit tocrfte^en. SlBemi \6) fagc: ;,biefcr SWenfc^ ift felbftänbitj burc^ meine ^ilfe", unb ift lüirflid) fo: ^obe id) bann ba« §öc^fte für i^n get^an? Saft fe^cnl mo» fage ic^ bamit? ^ fage: „et ift felbftftnbig mO) Siixit eii^ig imb aCleiit bittd^ meine ^üft** — fo ft^t er ja übet ntd^t auf ftc^ allein, fo ift er ja nid^t fein eigener $crr getporben, fo fcf)ulbct er ja all bo^ meiner §ilfe — nnb er tocife ba§. Sinem SJ^cnfdjen auf biefe ?lrt l)elfen Reifet eigcntlid^ i^n betrügen. Unb boc^ wirb in ber SBelt gar oft auf biefe %vt imb SBetfe bie grd^te SBo^U^t er« tDiefen, b. ^. auf biefe ni^ mOgtic^ Beife; »nb bot^ toirb biefe SBeife in ber Sdett befonbetf anerlannt — ganj notür« lid), benn bie ec^te SBeife mad)t [idj unfid^tbar, mirb alfo nid^t gefel)en unb erfpart fo ber 35?elt h)ie bem !öetreffenben olle 5Ib^ängig!eit. Ö6cr ber alfo auf bie unred^te, finnlofe SBeife befreite ift unerfc^j^fUc^ barin, mir fftr biefe grö^e SBo^It^t So( unb 5Danf au fagen (bag er bnrd^ feine ftb^ l^ängtgfctt üon mir auf fid^ ftcl^e); er unb feine gamific unb alle 3<^itgenüficn eieren unb greifen mid^ alg feinen gröf^ten äöol)lt^äter bafür, ba^ id^ in idkbc i^n oon mir abhängig gemacht t)a&c ober — man brücft (fonberbar genug) feine 5DanlC6ar!eit in gan^ finnlofer Steife aud, benn ftott ^n fogen, td^ i)abt xf)n Don mir abl^ngig geniad^t, fagt man, id^ l^abe itjm ba^u üer^olfen, auf fid) gu ftel)en. ?luf biefe SBeife olfo, bafj nämlirf} ber Empfänger ju luiffen befommt, er öerbanfe fie mir, Id^t fic^ bie gröfete SBo^lt^t nid^t erUieifen; benn betommt er bad au u^iffen, fo Digitized by Google — 93 — ift e§ gcrabe nirf)t bic größte 2öot)(tt)Qt. Sßcnn bagegcn einer fogt: „bicfer 9)2enfcf) fte^t auf firf) — mit meiner ^ilfe", unb eiS uer^dlt fic^ {o, ja bann i)at ec bad ^ü^fte f&r tiefen äRenfc^en ged^n, bad einer für ben anbcm tl^un fann, er t|n frei, nna(^gtg genuiflt, ba| er er feü^t, fein eigener $err ift, unb ^at gerobe bnnl^ SBer^imlic^ung feiner §ilfe il)m ba^u ücrliolfen, auf fic^ ^u ftel)en. ^üfo: allein auf fid) ^^n ftelicn — mit eineö anbern ^ilje! ©iet), manche ©c^rijt|teUer gebraud)cn ben Ocbaufenftricö bei jebet (Sklegen^t, and ffRan^d an (Sebanlen; nnb ed gie^ ja am^ fold^e, ine ben (Sebanfenftrid^ mit (Stnftd^t mtb ^efd^ad antoenbcn: aber tt>at)r(icf), nie tourbc ein dJebanfenftrtd^ be« ^eic^nenber gebraucfjt, unb nie fann er be^eidinenbcr gebraucht tt)crben alg in biefem fleinen @a^ — toenn er nämlid), XDo\)i gemerft, t>on einem gebraud)t tptrb, ber e$ aui^gefu^rt f^t, ttyenn einen foic^ giebt; benn in biefem @6|d^en ift ber Unenbtid^fdtdgebanfe aufiS ftnnret(^fie entölten, ift ber größte SGBiberfprnd) übermunben. (5r fte^t ollein auf fid^ — bog ift baö .f^üdjftc; er ftel)t allein auf fid} — metjr fict)ft bu nid)t; bu gett)al)rft feine ^ilfe ober Unterftü^ung, leined ftfim))er^aften ^fufc^crd $anb, bie i^n l^ölt, fo toenig aU ed i^ felbft einfdät, e9 fei i^m |emanb bd^ilfli^ ^efen, nein, er ftet)t aflein auf fid^ — mit eine« anbern .'pilfe. Äber biefc eines anbern ift uerborgen, ücrborgcn für il)n — bem man aiifficdolfen, nein für i()n, für ba§ 'i'fufic bc^3 Un^ ab^ngigen (benn weife er, baß il)m gct)olfen luurbe, fo ift er ja ntc^t im ttefften @inn ber Unabhängige, ber fi^ fetbft tfiLfi unb gef)o(fen ^at), fte ift Mborgen |tnter bem (Sk« banfenftrid). @8 gicbt eine eble 5föciöl)cit, bic bod) äiJö^^'i»^) 9"*<^" kU, bie fie fennen, tt^nn man fie o^ne Nennung bed SRamend 6efd|tetbt. 6te unb i^r fflamt mfiffett in ber SBelt oft einen tbim ftfang l)a6en; unb bod ift erft ntc^t fü 5u üemnnbcrn, bcnn bic 2öe(t ift ein gar öerroirrter Genfer, ber üor lauter ÖJebanfen tceber Qcit nod) ©ebulb ^at, um einen ©ebanfen benfen. Sencr cble Einfältige bed Itttertumd mx ber Sl^eifter in biefec SBetd^tt, unb n^a^r« lid^ jener (Eb(e nmr bennoc!^ nid^t gerabe ein fd^Iec^ter ober ein böfcr 3Wenfc^, er mar jugleitf), mcnn id^ mid^ ein mcnig fd)alfl)aft anöbrüden fotl, er tuar, ba^ fann man itjm eigent* lic^ nic^t ab);)red)en, eine ^rt Genfer, ioenn au^ nic^t \o tieffinnig mie bie [Lebensarten ber neueren S)enhoeife, menn aud^ ntd^t fo fertig im (ErÜären kbie btefe — benn er brad^te e8 nie fo loett, bag er nte^r üÜ er berftanb, ertlftren fonnte. tiefer eble ©d^alf tjatte tiejfinnig üerftanben, ba^ baiS ^ödjfte, mag ein äRenfc^ für ben anbern t^un !ann, barin befielt, ti^n frei machen, i^m ba^u l^elfen, baft er alletn ouf fidt) fte^t — «nb ^ottc jugteid) fid) fe(6ft in blefer ®t* fcnntni^ tjerftanben, b. l). er l)atte erfannt, menn ba^ gc* fdjctjcn jullc, fo inüffc ber ^ci]cx fid) felbft uerbergen fönnen, inbem er Ijodjljer^ig [ic^ jelbft uernid^tet. (^r mar nac^ feinem eigenen ^udbrud im geiftigen ©inn ein ^eburtd^Ifer, unb er arbeitete in btefem 8eruf mit aQer Aufopferung nnetgen« nüfeig — benn ba§ Uncigennü^ige (ag gerabe barin, bafe bem ÜÜctrcffcnben, bem er l)alf, entging, baß unb mie il)m gct)ü(fcn mürbe; baS Uneigennü^ige lag barin, bag bie ^elt feine Unetgennü^igfeit nic^t oerfte^n, alfo aud^ nic^t anerfennen fonnte; natürlid^ nic^t benn fie fann gerabe nid^t begreifen, marum einer nic^t eigcnnü^ig fein toill, bagegen fc^r mo^I, Digitized by Google — 95 — ba| ein Stgennft|iger üi feinet @eI6ftfttd|t qax koünfd^n fann, für nnetgennü^ig Qngefe()en ttierben. ^a§> ^^erftänbniö bafür, einem anbcrn 5)?en)c^cn l)elfen, ^oben ber tvaijxt Üiebenbe unb jener eble Sd)a(t mit cinanbev gemein. ®er (entere luei^ ki fic^ felbft, mie tDttflic^ auc^ ber gaH ift, ba^ er bem anbem äRenfd^n bie grögte Sot)tt(}at erliefen ^at; er ift ftc^ belDu|t, knie er ba« für gearbeitet, tva§ für 3^^^ "^^^ S^^ife ^"^ Hunft eö tt)n gefoftct tjat, ben anbern in bie S[öal}rl)eit l)inein betrügen, tote fe^r er fid) l}at öon biefem müffen üerfennen (äffen, bem er feine X^or^iten abnahm unb bad SSal^re mit Sift bei» Brad^te. 5Denn bie ^nfi, einem feine X^or^eiten ab^nnel^men, ift gefä^rtic^ ou^juüben; jener (5ble fagt felbft, „ba^ bie £eute gar böfe, ja mirflid} bijfig gegen it)n iperben fonnten, \o o\t er i^nen eine ^umml)eit abnahm"; — benn tüenn man fie in i^rer X^or^ett beftörft, bad nennen fte 2itbc; toa^ SBnnber bann, bag fte ^ornig finb, toenn i^nen einer biefelbe, t^rcn KeBften ©d^Q^, netjmcn »nfl! @o arbeitete er; unb menn bann bie 5trbeit fertig war, fagtc er gan^ leifc fic^ felbft: nun fte^t biefer 3}2en)dj allein auf fic^. Xa^ mit aber fommen nnr ^um (^ebanfenftrid^; unb mit bem ükbanfenftrifl fommt bad 2&6^ln auf bie Qjpptn beiS eMen ^djaiU, unb er fagt: „nun ftet)t biefer fD^enfc^ afletn auf fid) — mit meiner ^ilfe". 2)aö (^eljeimniS biefcö unbe* fc^reiblidjen Sädielnö beljält er aber für fid}. 2öal}v(id), eö ift nid^t eine @pur öon S3oßtjeit in biefcm Äiäc^eln, er ift fic^l bemüht, bag mffi, gemeint ift, n^ai^ er get^n ^at, er n^ei^ bei fic^ felbft, bog er in SBa^rl^eit eine SBo[)(t^at unb in SBot)r^eit auf bie einzige 5(rt eriütefcn ^at, auf bie fte fic^ erlueifen lögt; ba§ ßäc^eln über ift boc^ ba^ 6e(bftbc* wufetfein be^ ®eifte^. ^nberi^ bei bem i^iebeuben. (&x fagt auc|: nun fte^t Digitized by Google — 96 — biefet SD^enfd^ afletn auf fic^. ^Dataitf fommt ber (Sebotifdt* ftrid). D, aber btcfer ©ebanfenftrid^ bebeutet für ben Sieben* ben ctiDQ^ anbereö olö ein £üd)c(n; benn lüie ebel unb tjody ^1519 unb uneigennü^ig jener ©c^alf au^ mar, er liebte ben, beut er l^lfen tooüU, bo^ nid^t im @inne bei Sdt* fümmerung. iBft^renb benn jenet &(fydt getabe mit bem (ifttgen (Skbanfenftridj fic^ unenbftd^ (etc^ mad|t, unb getobe baft bie ^tunft ift, bafe er aücö für ben anbcrn SJ^cnfdjen in ber Sföeije Ijatte t^un fönnen, aliS Ijätte er gar nidjtö get^an: i)t ber ©ebonfenftric^ für ben ßiebenben, n)enn aud^ für bai^ ^nfen ber ^udbrud unenMic^r iSeid^tigfeit, bod^ in einem anbem @tnn (bai^ barf man aber, mo^I gemedt, nid^t merfen) njie ein fc^njerer 5Itemäug, faft mic ein tiefer ©eufjer. '^^enn in bicfem (^banfenftrid) üerbirgt fid^ bie fdjiaflofe 5lngft, bic näc^tlic^e Arbeit, eine faft üer^njeifelte ^(nftrengung; in biefem ^banlenftrid^ verbirgt fid^ eine Quxd^t unb ein gittern, bad um fo f^redHic^er ift, toeit eS nie einen fln^ brucf gefunben ^at. ®er Siebcnbe t)at öerftanben, e§ fei in 2Baf)rl)eit bic größte, bie einzige 2ßot)Ul)at, bie ein SD^enfc^ bem anbem ernietfen fann, ba^ er it^m baju Der^tlft, allein auf fic^ 5U fte^n, er felbft, fein ebener ^err ^u toerben; allein er l^at aud| bie (Sefal^r unb baiS Seiben unter ber ftrbett unb öor allem bie fdjrcdlidie ^eranttvortung öer* ftanben. 9J^it ®anf gegen ®ott fagt er barum: nun )tcl)t biejer 3Jienfd) allein auf fid) ~ burc^ meine ^ilfe. §lber in bicfem lejtercn liegt feine ©elbfi^ufricben^eit; benn ber Siebenbe l^t Derftanben, bajs bod^ ieber 99^enf(^ tt^efentUc^ — mit (S^otteiS ;g)ilfe allein auf fid) ftet)t, unb baft burc^ bed ßicbenbcii Selbftücrnidjtigung mir bev aiibcrc ÜJtcnjd) in feinem (iiotteöuerljältniö nidjt geljinbevt tuerbcn foü, fo bafe alle 4^ilf^ leiftung bcö fiiebenbcn non bem Q^otte^uer^ltnüS unenblid) aufgefogen tmxh. arbeitet o^ne So^n; benn er mad^t fic^ Digitized by Google « - 07 — fetbft 5U nid^tc, unb fobalb bie DRebe barauf fommen fönntc, bafe er bocf) ben 2of)n ftotjen ©elbitberoufetjein^ ()abe, eben in bem tlugenblid tritt @ott ^in^u, unb er i[t lieber ]itc|tö g^a^, tpod i^m boc^ feine ^igiett i^ @ie^, ein i^ofmatin fyd' ed ja in feinet BRad^t, ftc^ bem toi(^tig p mod^en, bem eine SCubtcng bei bcr aj^ajeftät eine toertDoHe SBergünfttgung ift. SBenn eiä fid) nun aber benfen liefec, baß ein ^ofmonn gerabe baburc^ bem SBetreffcnben jeberjeit tritt beimftAnig berfc^ffen fönnle» bog er felbft gän^ltc^ in ben ^ntetontnb tritt: loßtbe bann nic^ bet 0egfinftt0te in ber gfrenbe fiber feinen nmt freien 3"tntt ^ut Sffojeftfit ben armen §ofmann gang öergcffcn; ben armen ^'^ofmann, ber e§ bocf) in feiner 9J?ad^t gef)abt t)ätte, liebt bann unb loann bem 9^ac^fud)enben ßutritt ^m S^önig üerfc^affen «nb i^n bamit fic^ oufd innigfte }K Mcbtnben unb Don ^enfiebe fftc bicfdt Sie6e9bienft |tt ernten; ben atmen ^ofmann, bet flott beffen (tebei^oK in ben ^intergnmb ju treten fid) cntfc^lo^ unb eben Ijicrburdj bem öittftetler jeber? jeitigen ungel)inberten 3^*^^^** 8"^ Äönig üerfdiafjte unb fo 5u ber llnabt)ängigfeit k)er^If, jeben SUigenblid fie^t, toäxc bie ®abe ba« Eigentum bed (£mpfänger§. ©otocit bcr Sicbciibe öermag, fuc^t er einem iüienjc^en ba^u Detlefen, bag er er felbft, fein eigenet ttntb. €o mttb abet genriffetmagen im S)afein gat ni#l tjetAnbcst nnb mn ber Siebenbe, ber toerftetfte BSot)(t^ter, b^naudgf^ ftofeen, ba jeber SJ^enfc^ ben Seruf Ijot, frei, unablf|jät^öi|, er fclbft 5U werben. Sft ber Siebcnbe in biefepii^pfifi^t &otU^ äÄitarbciter gemefen, jo ift boc^ aUeö cgcorjjrb^no^ toie ed in feiner Seftimmung hg. SBirb ej» l^tit^nki^ •Uttcittf I» fBotttn Icr Sldc. IL 7 ijiyiiized by Google — 98 — ber Siebeiibe gel)o(fen t)at, fo ijt bte (Sac^e toerborben, ober f^at ber ^Ifei nid^t in 2kbt, ber ^iebenbe ni^t rid^tig gel^olfen. SSunbetlid^ Srnbenfen, baS ber Siebenbe )itm für aQ feine KrMt imb Tl^t fid^ ertontlt! (St fonn eigent« lic^ fein ganje^ Seben in einen (5Jebanfenftric^ gufammen^ faffen. @r fonn fogen: ic^ t)abe tro^ einem gearbeitet, frü^ unb fpftt, toad l^abe ic^ aber audgerid^tet? — ^eban!enftn(^! (Mtinte man nftmtid^ btteft fel^, koaiS er andgertdltet 1^, fo toftre mit toeniger ßtebc gcfd^e^en.) 3^ i)cibe geütten fo fc^lüer lüie je ein 9}?enfc^, innerlid) lüie nur bie Siebe leiben fann; n^aö Ijabe id^ aber geftjonnen? — ©ebanfcn* ftrid)! ^6) fyiht äBal)re üerfünbet, Itar unb gut burd^« bac^t, tro( einem; koec aber ed ftd^ atigeeignet? — banfenftrid^! SSftre et n&mtii!^ nid^t ber SteBenbe getoefen, fo l^ätte er ba§ 2[öat)re, njentger gut burc^bac^t, bireft au§* t)ofQunt, unb bann Ijätte er fofort 5lnl)änger gef}Qbt, bic [idj bad äBa^re angeeignet — unb i^n ald SJleifter gefeiert ^dtten. 3ft M SieBenben Seben a(fo bergeubet? ^at et gan^ umfonft gelebt, ba ntd^t«, gar rnd^t« t)on feinem SQSirfen unb (Streben S^wgniS giebt? ^Inttüort: (jeigt e^ benn fein Seben oergeuben, njenn man nic^t baS ©eine fud^t? ^ein, roa^rlid^ biefed Seben ift nid^t k)ergeubet, bad toti^ ber SieBenbe in feiiget gtenbe Bei fid^ nnb mit (Bott Sein ßeBen ift gemiffermafeen gonj an ba« 3)afe{n, an ba« ^fetn anberer Deridjlncnbet; ol)ne Qät ober Straft auf fic^ felbft ju t»ertt)enben, um fid) geltenb j^u machen, um ettoa^ für fic^ felBft 5U fein, ift ex felöftlo« ba^u toiHig, ju ©runbe 3tt gelten, b. ^. et ift gan^ nnb gat einem SEBet^eng in ^otte« i^b loetUNinbeli ^^tt fommt eS, bag feine fKtf* famfeit ni^t fid^tbar »erben fann. ©ie beftanb ja eben Digitized by Google barin, einem ober mehreren onbern $D?enfd^en baju ju Oer* ^fen, hai jeber fein eigener ^ti koerbe, fie getotffec« ma^ im tmaud toaven. 3ft a6et koirflic^ einet mit ^fe eines anbent er fe(6fi, fein eigener $err gekvorben, fo ift ^ gonj unmöglid^ fe^en, bag mit etneS nnbetn §i(fc gefc^Q^; bcnn getüat)re id) besSi onbern ^ilfe, fo fel^c ic^ ja, ba^ ber 8etreffenbe nic^t fein eigener $err n^nrbe. Digitized by Google Die £iebe itx Jüniett JUnge* 1. fcfirt 4, 8. Saw Stelle tedt imdl le? eftnbcit SRenoe. 3^^^^^^^ W ^ B^^^ett itnb tfl bantm etgeitili^ nie ganj bo, ober ganj tit einer berfelSen. ©ttrige ift. (Sin jeitlic^er ©egenftanb fann eine $Rei^e üon Oer* fd^iebenen ©igenfc^aften t)aben; man fann in getuiffem ©innc fageti, et ^abe fie %vimd, fofent biefe beftimmten (^genfc^ftcn tl^n 5U bem mad^eti, koad et tfi Sber Secbo]})ie(iing tn ftd^ fetbft f)at ein jeitlid^er ©egenftoitb nie [öergl. @ctte I, 247]; tüie baS 3^^*^^^^ 3^^t t)er)d)n)inbet, fo ift auc^ nur in ben (Sigenfdjajten. Sft bagegcn baS (Steige in einem SWenfc^en, fo t)erbo))t)elt e8 fidl fo in i^m, ba^ jcbcn* Hngenbtid, ba ei» in i^m ift, auf bo))))eIte SBeife in t^m ift: in ber Sid^tung nad^ oufecn nnb, in fid^ felbft fic^ ju= rüdtoenbenb, in ber 9^id^tung nad^ innen, aber fo, baft bic^5 ein unb baöfelbc ift; benn fonft ift e§ feine 3?erbo|)pclung. ^aS ©mige ift nicfit nur in feinen ^igenfd^aften, fonbern ift in fic^ felbft in feinen (Sigenfc^aften; ed (ot nid^t bloft @igenfcf)aften, fonbem ift in fic^ felbft, inbem cd Sigen* fc^aften ^at. 6o ift nun mit ber £iebe. äBaS bie £iebe t^ut, ba^ Digitized by Copgl« — 101 — ift fte; ttad fie ift, ha^ i^nt fte ~ unb in ein mib bemfcKcit ^ugenbltcf: im ^lugenbticf ba fte au§ ficf) Jierauöge^t (bte 3iid^tung imd) aufeen nimmt), ift fie auc^ in fi(^ (nimmt bic Sflic^tung einloörtö); unb im klugen blid ba fie in fic^ felbft ift, gf^ fie ^gleif^ axa m ^ttaiA, {o iNi| )»tefed ^tnouSfie^ imb ®ii||ttcfidlDeitben, biefeft (StnMttS* mtb biefed SbtMirtft« ge^en ein nnb betfelbe gleid^^eittge IBorgang ift. — @agen toir „bte ßiebe giebt gretmütigfeit", fo fagen mir bamit, ber Sicbenbc mac^t burc^ fein äBefen anbere freimütig; überall too bie £iebe zugegen ift, t^ecbreitet fie ^^reimütigfeit; man tt&^ fid^ bem Biebenben gerne, benn et tmbt bte ^ßn^ axA; htt aUKItrasifd^ bogegen fd^redt aSe Mt ftd^ )oeg, ber ßiftige unb ^ürfifdje bereitet §(ngft unb pcinlid^e Unrul)e um fid| au^, bic ®egenmart bcg §errfc^füd)tigen laftet mie bumpfe Q^emitterluft auf ben anbem, bie £iebe aber giebt Sreimütigfeit. SQSenn toiv aber fagen: „bie Siebe gebe gteimfitigidt'', fo fagen nnv eben bamii tto4 m anberti^, ba| nlbadid^ ber Si^be f^reimütigfeit l^at; fo koenn ed l)tx%t „bte Siebe giebt ^reimütigfeit [greubigfeit 1. 3o^. 4, 17j am Xage beö ®ericf)t^" b. ^. mad)t ben Siebenben freimütig im (Steric^t. — Sßenn mir fagen: „bie Siebe errettet öom Xobe", fo nimmt ber Ükbanfe fofort eine boM^elte S^nbnng: bjer SteBenbe errettet einen onbem tmt Xobe, nnb errettet (gan$ im gleid^en ober bo^ in einem onbern @inne) ftd^ fetbft öom Xobc; er tliut ba^ gugteic^, benn e§ ift ein unb baö)elbc; er errettet nic^t in einem 3lugenb(icf einen anbern unb in euient anbern fi^ felbft, t)ie(mef)r in bemfelben ^ugenbUd, ba er einen anbern, anc^ pc^ fe(bft bom ^be. 9htr benit bte Siebe nie an bad (entere, an bie eigene (Srrettung, baran, felbft greimüttgfett ju geminnen; ber Sicbcnbe benft in Siebe nur beffen, baft er einem anbern greimütigfeit gebe, i^n Dom Xobe errette. S)oc^ ift ber Siebenbe barum nic^t iJiyiiized by Google — 102 — t)ergeffen. Stent, tm in 8t€(e fii^ tjergigt, ttier fein Selben, fein (SIenb, feinen S[?erluft öergifet, um liebenb an anberer Seiben, @(cnb, ^l^erlufte bcnfcn, xon feinen isBorteit oergtgt, um liebenb auf ben bed anbecn 5U benfen: toa^irlic^, em folc^ ift ni^t iiergeffen. (&xntx benit an (Stott im Gimmel; ober Me 2ie6e ben!t an i|tt. %M ifl trie Siebe, nnb »enn ein 9?enf^ aud Siebe fic^ felbft Dergigl, mt foHtc ©Ott fein Dergeffen! ^Jietn, tt)ät)renb ber Siebenbc fid) felbft öergifet unb an ben anbcrn benft, benft @ott an ben Siebenben. 3)er ©el5ftifcf)e t)at äJiü^e unb ^fiot, er f(j^rett unb Iftmit nnb ift auf fein ffM^t ttpväjit, bamit er ja nid^t bergeffen nierbe — nnb ift bod^ t»ergeffen; ber Siebenbc ober, ber ftci^ felbft bcrgifet — er fte^t bet ber Siebe in gutem ^nbenfen. (Sin er benft an il)n, unb ba^er tommt ed, bog ber Siebenbe befommt, mo^ er giebt. @ie^ ^ier bie liBerbotKpelung: m& ber Siebenbe tfjiai, bad ift er ober loirb er; loa9 er giebt, bad er ober ric^er hai bebmntt er — lwlonnber(t(!| toie bad, @))eife tarn üon bem greffer". ^od) jagt oieüeic^t einer: „e^ ift m6)t^ fo ^öefonbeie^, bafe ber Siebenbe ^at, toa^ er giebt, baö ift ja immer fo; mo^ man nic^t fyit, giebt man freilief) nic^t/* Stnn ia, ift ed aber and^ immer fo, ba| man be^, toa» man ^ergiebt, ober ba| man f elbft gekoinnt, ttKA mon einem onbem giebt, bag man eben bnni^ ®eben em))föngt unb jwar eben ba§, mag man giebt, fo bafe biefeg ©eben unb biefe^ Empfangen ein unb baöfelbe ift? @onft ift bog bo^ nic^t ber gaU; im Gegenteil, mag id^ gebe, bad befommt ber anbere, o^ne baft i<^ felbft bad befomme, tM ic^ einem onbem gebe. ©0 ift beim bie Siebe allezeit in fid) uerboppclt. ^ieg gilt alfo aud), menn man üon i^r fagt, bog bie Siebe ber <&ünben Spenge bede. Digitized by Google — 103 — Sic Ufat in bet @4^ft (ed füib „btx f^At** eigene Sorte), Mi bem titele Cftnben tietgeben werben, bet Dtet geliebt ^at" — toeil bie Siebe in it)m bcr (günbcn 3)?enge becft. ®oc^ tDoHen tüir bicSmal md)t \)k\)on reben. SBir ^anbeln in btcfcm 8üc^lein beftänbig t)on bem halten bec Siebe, mit bettac^tcn atfo bie Siebe in i^tet Siid^titng natS^ ottgen. 3tt biefec IBeji^ung tooDen nnt nnn botton tebot, hai bie Siebe bet ©ünben ä^enge bedi j£)te Siebe bedt ber ©ünben Ü}?eitge. ^5)eitn fie entbecft bie ©ünben nic^t; loet abet nid^t entbedtt, toad bof^ ba fein mni, fofetn ei^ fid^ entbeden i&it, bet bebedt ed. S)cr ©cgriff „SJienge", „ai^annigfoltigfeit" ift an fic^ etttja^ UnbeftimmteS. @o reben irir alle Don ber SJJannigfattig feit ber ©efc^öpfe; boc^ bebeutet biefeg felbe etmaö feljr ^-ßet* fc^iebened, je nad^bem einet boüon tebet. &tt Wltn\(l^, bet fein gan^ Seben in bet (ünfonifeit ^ingebto^t nnb babet Inenig Snteteffe bofut gelabt \)cit, bie 92aint fennen ^n Temen: ttne n?enig ift bod) beffen, baS er toeig, unb boc^ rebct aud) er üon ber 9}?anni9faltigfcit ber ®efc^ö^)fe. ^er 9^?aturforfrf)er hingegen, ber bie SBelt beteift t)at unb überaE getuejen ift, ottf bet (i^be nnb nntet i^ nnb all bod üBieU gefe^n i^, bod et gcfe^ ^i, ja mit bekoaffnetem 9nge ba(b in bie gerne fcf)auenb fonft unfic^tbote @teme, batb in immittet* barfter 9?äl}e bag fünft unfidjtbare (^eiuürm entbecft ijat: ttjie erftauntic^ ^icleö fennt er nic^t, unb boc^ gebraucf)t er ben* fetben 2ludbruc! ber „3)^QnnigfaItig!eit bed Qkfd^ffenen". jKBft^tenb fetnet bet iRatntfotf(|iet fic^ beffen ftent, mi ^ fet)en i^in üergonnt toat^ tAnmt et bmj^ gerne ein, ba| eS feine (JJrenje für bie ©ntbedtung giebt, ba ci^ ja nic^t einma' eine (bxtn^t in ber i^ntbedung neuer SBerf^euge für bai:> Digitized by Google Cntbeden ^ie^ fo ba| o(f o bie SKamtigfaltigfett, j|e tioc^beiit fie fottfc^rettenb entberft imb neue tterfjeuge ber (SnU bctfung erfunbcn tuerben, immer größer iinb größer toirb unb ftctiS noc^ gröfeer werben fonn — tüä^renb bod^ afleS in aOem in bem ^udbrud ber „äJ^onnigfaUigfeit be^ ^efc^offenen'' etttbegttffeii ifi — S)Qi»felbe gilt \>m bec äV^atinigfaltigfett bec ®ftnbett; b. ^. baS Sott bebeittet ettood fe^ 8erf(|tebeitc0^ je nac^bem einer banon rebet. Tlan entbedt alfo bic immer größere unb gröBerc !D?annigfaltigfeit ber er erfunben. Uber freiUc^ baft Digitized by Google — 105 — (Jntbecfen ift fo kirunbcrt in ber SBcIt, bafe man boS 6c* netb^n^toerte £od, boi^ ^uluer ei^unben ^hm, tit(|t k)er« geffett fatitt! @o iDeif ift tdd^t etttjufel^en, bog ber SteBenbe, ber tttd^tö cntbccft, in ben ?tugcn ber SBelt fidf) gar ärmlicf) ouS* nimmt. 3)cnn bie SBcIt red^net fogar ba§ fe^r ^oc^ an, bafe man bad IBöfc, bie @ünbe unb ber ©ünben 3Äcngc cntbedt, ba| man anf btefem (Siebtet fc^loit, lif% bincd^trteben, tiieUeid^t aud^ in gemeiner SSeife 6eobad)ten nnb (Snibedbtngen madjen ttieife. ©etSft ber Süngling möd)te beim erftmaügen ipinau^treten inö fieben (nur bamit il)m bie Slamaqe er= flKirt tDürbe, in ben ^ugen ber ^elt aU einfaltig bajufte^en) gerne berraten, bag er boi^ ©«^led^te fennt unb entbedt l^. ©elbft hau äRöbd^en in feinen jungen Sauren m0<|te (nnr nm ber ©d^anbc cntgcJ)en, bafe bie SBett für ein (^än§* d)tn, für eine 2anbpomeran§e anfielt) fo gerne, fo eitel öer^ raten, bafe eS bie äWenfc^en fennt, b. l). natürlicf) ba^ ©d^Ied^te on i^nen. 3a ei^ ift unglanblid^, fo ^at fid^ bie SBeU feit jenen alten Qdim Deränbert: bomafö tnaren eS i^ nnr tocnige, bie ftc^ felbft fannten, l^cute finb alle SWenft^n 2)?enf(^en!enner. ^abei ift bog ©onberbare boS: hjenn einer entbedt l)at, toie gutmütig boc^ im (3runb faft jeber 9J?enfc^ ift, fo tDirb er feine dhitbedung faum merfen laffen, er mürbe ffird^ten Idd^ic|| fiu merben, üieQeid^ gar fünften, bie SRenff^n fdnnten fic^ babnr«^ Meibtgt füllen; menn einer t)ingcgen tt)ut, als l)ättc er c8 herausgebracht, \vk ärmlid) im ®runbe jeber 9}?cnfch ift, Ujie neibijch, trie eigenliebig, tuie falfd^, loelc^e ^bfcl^id^teit in bem %einften fteden tann, b. ^. in bcm, ber bon Einfältigen nnb (Mvä^ unb Sanb)iomeran5cn für ben 9{etnften gehalten mirb: fo weijs er Doli ©itelfeit, bafe er njillfommen ift, bafe bie Söelt begierig 3u£|ört, iDenn er {eine 93eobac^tungen, {eine äBeltfenntniS unb Digitized by Google — 106 — feine @rja{)(ungcn jum beften gtcbt. ©o ^at bie ©ünbc unb baö iöü)e nod) in anberer SBelfe, al§ man gen)öt)n(id} benft, eine Tlad^t über ben SJienJd^cn: eS ift fo ärmlid), gut 5U fein, fo (efc^ttft, bai^ (S^te glauben, fo tUuiftfibttfc^, Untmffen^ p t^erroiat, ober ba^ mmt fein (Singeloet^ ift — itk^t etiigeioei^t tti bte ttmecftoi Ü^eimniffe bet @fiiibe. 9Ran fie^t ^ier re^t beut(id), tüit baS SBöfe unb ©ünbige ju einem ]o großen %cii in ber eitlen ^l^ergleidjung mit ber fUSkit, mit anbeten, feine 6tär!e t)at. ^enn bie 2eute machen ftc^ gecobe aitd ettlec ^vad^ bor bem Urteil ber fBkU ein Scrpilgeit imb einen (Sknug baraud, i^re tmqß^ßiil^ Set* traut^ nttt bem ^led)ten aui^pframen; man barf a6er ganj überzeugt ftin, ba^ eben biejelben, menn fic aüein finb in if)rem ftillen (Sinn unb fic^ be^ ©uten nid)t ju fd)ämen brauchen, alleiS gan^ anberd auffaffen. ^ber im ßufantmen» fein mit anberen, in ber (§kfettfc^, m Ariele ober bo(^ mehrere gugegen finb unb ei^ ftd^ alfo na^e legt, mit ber ®efeUidjaft fic^ ju Dergleichen, unb ber ©itelfeit baä unmög* 116) entgegen fann: ba rei^t einer ben anbern, toa& er entbedt ^ 5U uerraten unb jum beften gu geben. ^od^ mad^en felbft gong iDeltltd^ gefinnte äJ^enfc^ ju* toetten eine ^(udnal^me unb urteilen etkoaS mtlber baoon, ba| einer nic^d entbedc. 9{e^men nrir jtnei fd^foue ®efellen, bie ettoQ^ miteinanber Quöäufül)ren ijabcn, mobei fie nid)t eben geugen braud)en fonnen, e§ fönnte aber nun einmal nic^t onberd fein, fie müßten bie ©ac^e in einem ß^n^i^^^ ma^, roo ein S)rttter gugegen m&re unb btefer Stritte toftre, ttne fie tt>ftBten, in l^o^ on ber äRenge ber ^ftnbui entbedt er itU^td, aud^ m(|t l»iefed 8a(|eit, @)N»tten^ Oemttleibett; er etttbedt ittd^ unb ftef)t nur gar tomq. (Sr entbedt ntd^td; ttnr untcrfc^eiben ja boc^ öon bem ©ntbetfen aU bem be* toufeten üorfä^üc^en ©treben, etwaS finben, baö @et)en ober ^ören, baS untutQfüclu^ etn^ai^ inne mirb. @r entbecft tttd^. Unb bp^, ob man titm itter ^ii lac^t ober nid^ (af|t, [einer f^ottet ober nic^t fpottet: matt im ttttierften dhEitiib eine ©^rfurc^t üor i^m, ba^ er öerloren unb uerfunfen in feine ßiebe nid^t^ entberft. S)er Siebenbe entbedt nic^td, fomit bebecft er ber ©ünben 9Renge, bie burc^ (Sntbecten )tt finben toare. Sbtt SBanbel bed Stebettbeit etttf^nk^t bec Socf(|rift be8 flM^^r «tt fthtb an 8od^ fein. 8^9 bie »ett eigentlich att 0ugt)eit belounbert, bog ift 53erftänbnig für bag 33öfe — SGÖeiöt)eit ift nämli^ 58erftdnbni^^ für bag (SJute. ^^erftänbni)^, ©inn unb ^luge für baS 93öfe t)at ber ßiebenbe nic^t unb nnft er nid^t f^ftm; er ift unb bleibt in biefer ^ftd^ ein JHnb unb miE ei tatä^ fein nnb bleiben. Setbring ein SKnb in eine Sf^äubcrfiöfiie — nur barf fein ^tufent^alt nic^t fo lange bauern, bafe e^ felbft öerberbt luürbe; Ia§ eg alfo nur eine ganj furje Qzit ba fein, bann Ijeim fommen unb alles erjagten, eS erlebt bu foUft fe^n, bad ^inb, bai boc^ (ote jebed fttnb) ein guter 0eo6ad^ ift unb ein trefflid^ed (Sebftc^tnii l^at, mirb aHei anfi nmftAnblid^te eri> ^äijku, büd) fü, ba6 eigentüd^ baö Sicf)tigfte au^^gelaffen ift unb bie, ttjclc^e nid^t njiffen, bafe baö ^inb unter Räubern toor, burc^ bie (Sr^ä^Iung be§ ÄinbcS nie barauf fämen, mo mi. SBai i&it bod fttnb aud, mad ^ ed ntd^ entbedt? Digitized by Google — 108 — 2)ag 33öfc. (SJtcid^too^l ift bie ©rää^lung beö tinbeg, toag ed gefe^en unb gefrört t)aBe, ganj genau. iBad fe^It nun beut ftuibe? Stod mad^ l>te (fe^äJ^dnig etned fttttbe« fo oft ^ tteffbmtgeit etMrtt auf W fOttn? ift bec SRaii0eC an SBerftanbntiS für baft S3öfc; ben ebxn fftr biefe« ^ ba« ^nb nid)t unb l]nt and) gar fein belüfte, fid^ auf bag S3öfe 5U öerfte^en. ^ierin gleicht ber Siebenbe bem Äinbe. Willem er fielen aber liegt bor allem ein ^erftönbntd $tt iSmah, ein getmffeS (Stntierftiliibitid ^toifd^ bem, bec bie @ad^ t)erfte^en foll, mib ber €a^, Ue er tperfte^en foQ. ^arum ift aud^ ein 33erftänbnig be§ S3öfen (fo ötel man aucf) fid^ felbft unb anbern cinbilbcn tt)in, man hmai)XQ fidj ganj rein, eö fei ein gan^ reineS SBerftönbniö für ba^ Söfe) boc^ ein @int)erftänbnii» mit bem ^öfen; inäre biefed niii^t ber gaUy f^ em)>ffinbe ber SkrfUbibtge {einen 81ei|, c8 §u t>erftet)en, er ivfirbe mit ^bfd^en toon fid^ toeifen, ei^ p Derfte^en, unb tuürbe e§ bann aud) nidjt uerftel^en. SBenn biefe§ 5Serftel)en audj nid)t^^ anberc§ bebeutet, fo ift eö bod^ eine bösartige S^eugier nac^ bem S3ö)en; ober ift bie Oer* fto^ene |[bfi(i^t babei, burd^ bie (Srlernitnii^ ber Sbtöbreitmtg beS 86fen feine eigenen Sfd^Ier )tt entfd|ulbigen; ober fnd^ man burd^ bie ^rfenntnis ber SerbmrBenl^ett anberer bm eigenen Sßert J)euc^rerifc^ liinaufjufd^rauben. ?l6er man neJ)me fic^ mlji in a^t; giebt man bem S3öfen neugierig ben f leinen Ringer, fo nimmt eiJ fd^nell bie gan^e §anb; einen 35orrat iwn (Sntfd^ttlbignngen su ^ben ift &u6erft gef&^lid|, unb ifi eine nne^id^ SBetfe, baburd^ beffer 5U merben, ba| man mit anberer ©d^led^tigfeit fid) An ^Bertileic^ung bringt unb fo beffer wixh ober beffer f^eint. S)oc^ tuenn fc^on burd§ biefeS ^erftänbnid ber (^ünben ^enge aufgebest koicb, toai für ühitbedEungen müffen nic^t einem nod^ intimeren ^er» ftftnbnig gelingen fAnnen, bad red|t eigentli^ ein IBunb ndt ijiyiii^ed by Google — 109 — hm »Öfen ifi! »ie bet «elBffid^e alled gelb [vtffi, fo toirb ffit einen fold^cn SWenf^cn, je tiefer er na^ tmb nat^ fetber finft, bie äJ^annigfaltigfeit ber üon i^m entbecften ©ünben um i^n i)er immer größer unb größer. @ein 5luge fc^rft unb ben^affnet fi(| leiber nid^t für bie SBa^r^it, fo« mit inelinel^ f fir bie Untool^^t, f o ba^ fein 81icf mef^ imb me^r befangen totrb, fo bafe er in aUcm bo« ©öfe, felbft im SHeinften ba^ Unreine fiet)t unb fo aHe^ befledt — unb biefer ©d^arfblicf (o entfe^lid^er ^iebanfe!) giebt i^m boc^ eine §(rt Xroft, ba t& \t)m ein mirflic^ed ILnliegen ifi, bie äJ^annig« fattigfeit bed Sdfen ald maglic^ft grettaenloS attfaubeiieii. 3ule^t giebt e9 für fein (SntbetbmgiSfelb gar fcine ®ren^ me^r; benn nun entbecft er bie ©ünbe oud) ba, wo fie, tüie er felbft ttjeife, gar nid^t ift; benn tt)o fie ni^t ift, ba mu^ i^m ^latfc^, S3erleumbung unb £üge ju ipeiteren (Sntbedungen m^lfen, tooriit et fic^ fo lange übt, bid er {eine eigenen d^bid^tungen felbft gfou^ So ^ er bann ber 6finben 3Äenge entbecft! 5)er Siebenbe aber entbecft nid^tg. @8 liegt ettoaS fo nnenblid^ geierli^eö unb jugleic^ etmag fo S^inbUc^eiS barin unb gemannt und an bed Hinbed ^e(, koenn fo ber ßiebenbe ber @fittbett SD^enge bedt, inbem er gar tdü^ entbecft — bai^ gemannt und an bad ®pxd M ftinbed; benn fo fpieten h)ir ja mit einem 5linbe: mir fönnen ba^ Äinb nid)t fel)en, baS boc^ üor uns fte^t, ober bag Äinb fann unö nic^t feljen, toa^ i^m bann eine unbefc^reibüc^e öeluftigung ift. ®a§ ftinblic^ liegt ^er barin, bafi ber £iebenbe koie im ^pki mit offhten tlugen, toai Dor it)m gefc^tet)t, ni^t fe^ fann; ba^ g-eiecüdje liegt barin, baB er gcrabe baö 99Öfe nic^t fc^en fann. S9efanntüd) geniest bei ben Drientaten ein ec!t, totm er, aU ein mürbiger (&d^üler, t^erlaffen, ber^a^, Digitized by Google — III — tierftiottet tmb bemüleibet, tierl^ö^ tmb befiagt »uittet bem ftteitj" ba^ gel^t imb bod^ in Siebe ntd^ entbecft, — in SßQl)rt)eit ein größeres SSunber al^ bic brei SJ^ättner, bte in bem geuerofen feinen (Schaben nat)nien. ^otf), @pott unb $o^n tl)ut eigcntlid^ (einen ©d^bcn, toenn nic^t ber S8erJ)öt)tttc balmtf^ ©droben titmnit, ba| et bte @ad^ entbedt, b. {u^ mbtttent beim loemt. et fU^ berbttient lä^, entbedt er ber €fiiibett 99^eitge. SBtQft bit bir^iB ted|t t)erbeitttid§en, tote ber Siebenbc ber ©ünben QJienge bedt, inbem er nid§t§ cntbcdt, fo laft bie Siebe r\od) in anberer 2Bei{e unter ber ©ünbe leiben. ^5)enle bir, biefcr Siebenbe ^ätte eine ©attin, bte il^ liebte. gerobe todl fie il^ (iebte, tofirbe fie ^dtönU imb wä SÜterleit in ber Getfe jeben fpottenbcn ©Krf entbedcn, §errtffenen ^)cr5en8 bic ^o^nreben fflmt — n)äl}renb er, ber Siebenbe, nicf)t«^ entbecfte. Unb rtenn bann ber ßiebcnbc, fotoeit feinem Sluge unb Dt)r nic^t aUeö entgc^n fonnte, bix^ für bte ^greifenben bie ^ntfc^ulbigung in bereit« ^tte, baft er too^ fclber feine ^el^Ier ^be: fo fdnnie bte (SatHtt Bei i^m gar feinen geliler entbeden, um fo me^r ober, mie mannigfad^ man gegen \\)n ficf) Derfünbigte. Qtxqt bir nun bie (Sntbecfung, bie rid)tige ©ntbccfnng, n)elc!)e bic &üttm machte, nid^t, ba^ ber Siebenbe, ber nidjtö entbecfte, linrUit gefiatiben unb fil^ioetgcn gelobten, gait^ suföHig ein S)ritter, Unbetetfigter, jugegen, biefer n?äre aber ein rebli^er unb (iebcöDÜer, ^u- Dcriäfftger SWeiifd) unb uerfpräc^e iJ)nen ©tiüf^njcigcn: Mre bann nidjt bod) baS ^et)eimnid i^cec ^isbt getoa^ct? tiefem ^Dtitten gleicht abn bec fiiebenbe, kDenn er uneftoartet, gaiQ zufällig mtb ftetft mtgefuci^t t^oit euied SRenfd^en Sünbe er« fö^rt, tote er gefehlt, toa^ er öcrbrorfien ^ot, tüte er öon einer ©(^tr»od)()cit übereilt tüurbe: ber iiiebenbc öerjc^weigt bie ©ae^ unb bedi bamit ber ^ünben ST^enge. Soge ttic^t, „ber ©iUiben Spenge bleibe {i^ goo) gleid^, ob fie iierfc^tmegeR ober ec|ä^(t loecbe, ba Serfc^ttttegeti^ boc^ n)o()( nic^tö boDon tl^ue, meti man nur bad Strütc^ Derfc^meitjen !önne;" onttuorte lieber auf bie grage, ob nic^t ber, tüelc^er bcÄ ^^iä6)]kn ©ünben unb geiler toeiter erjätiCt, bie ©finbeiraienge noti^ größer mac^t? SÖ2ag ed aud^ {ein, ba| bie 9)9enge gleichbleibt, ob ttmfi baoon Mfc^ioeige ober ni(i)t, fo t()ue id^ boc^ mit meinem &i)m'\Qtn hai SReine, um bie ©ünbe becfen. Unb bonn, fagen toii nic^t, ba^ (SJcrüd^t mac^e bie ©ad)e gerne nod^ ärger? S33ir meinen bamit, baß bad ©erüd^t bie (&c^ulb leicht gröger mac^t, ald fie mirflic^ tfi ^oc^ hieran benfe ic^ ie|t nic^t 3ti einem noch gan) anberen @nne tiergrbgert bad Verficht, bai» beS 9^&d^fien gel)(er erjät)U, ber ©ünben 9D?enge. SJ^an net)me eö mit biefem SBiffen um beö 9^adf)ften gel)(tritt ind)t ju leicht, alö ttwrc alles in [einet Drbnung, menn nur bie SBat)r!)cit bed (tt^tßtn feftfte^. m^tixdi, n^t jebei» »ohre iC&tffen ber geiler bed 9{&(hfien ift ald tcaljred an^ fc^ttlblod, trielme^r fann man boburd), bag man jum 9Witmiffer gemacht toirb, (eicfit felbft fd)utbig merben. on ju Xag auf fic^ ju (aben — nnb bo^ gar ni^t batauf onfmecffam ^n toecben, n)et( bie ganje Umgebung, toeit ba9 Sktfein felbft ftd^ in eine ©inneötäufdjung üeriüanbelt f)at, bie bann beftär!t, eä fei aUc^ nichts, eg fei nic^t hlo% feine ©c^ulb, fonbern faft ein IBerbienft. O, c§ giebt ^erbred^en, bie bie SBelt nic^t SScr« bteefcnfcf)aft in öranb ftcdt, bai^ fie{)t man nid)t einmol für ein SSerbreci^n an! Wfian ergreift bo^ äRa^regeln, nm bie $cft abgufperren nnb einpbftmnten — aber ber fßeft, bie ärger ift aU bie afiatifc^e 6()otera, ber bösartigen Ä(at}c^fucf)t, bie ©ee(e unb ®eift üerberbt, öffnet man a0e ^äufer, man ^ai^lt noc^ Q^elb bafür, bag man fid) an« ftetfen t>, man ^ei|t ben niK^ tinttfommen, ber bie %n^ füedmtg bringt! ©age nun, ob e« ntd^t toabr ift, ba^ ber fiiebenbe, ber be§ 9?äc^ften get)(er öerfd)tt)ei9t, ber ©ünben 5IJ2enge berft, toenn bu bebenfft, tok man fie burd) baS ^uSfd^tt)a(en Dergrögert 2)er Siebenbe bedt ber 6ünben ä^tenge bnr^ feine milbernbe Srflfttnng. ^ ift immer bie ^{)eutnng einer €a^e, bie fie bem niodjt, ttJoS fie toirb. $)er jrt)atbeftanb liegt 5U ©runbe, bie 5luS(egung aber giebt ben Sluefd^Iag. 3ebe§ Ereignis, jebeg SBort, jebe ^l^at, !urs alles lägt mehrere (SrfCftrungen 5U; n»enn man nnnwl^r fagt, baft ft(eiber ben SD^ann mad^en, fo fann man mit SBo^rtieit jagen, man mod^e bur^ bie Knd« tegung, bie man einer ©ac^e giebt, biefe erft gu bem, maS fie toirb. Über eines anbern 2J?enjd)en Söort, %\)at, ©efinnung giebt eS feine DoUe ©etvig^eit; „ne^me ic^ an", fie t)aben bied ober jened }tt bebenten, fo n>ä^(e ic^ eben biefe „9ln« nal^me". IHe tluffaffung, bie ÄnSlegung ift alfo, eben »eil fie fo ober fo fein fann, eine SBat)t. S)ann liegt eS aber immer in meiner 3)?a^t, faUS id) nur ber iüebcnbe bin, bie milbefte ^ludlegung loä^len. ^enn nun biefe milbere, 8* Digitized by Google — 116 — qUcS jum 93eften fe^rcnbe ^luölegung ba^ anber^ erflärt, toa^ onbere Teic^tfinniö, übereilt, ftreng, tiart^ergig, mi^ttcbig, bod* l^ft, iax^ lieblos, o^ne toetterd ald ^ulb aitiSgelegt Soften, fo nhnntt fte \a eine @d^ulb mib bann ttriebec eine tncg, fte mod^t ber ©ünbcn iD^eitgc üetncr ober Uhtdt fte. D, toemi bie 9J?cnfd§en rec^t üerfte^en lüoliten, ml6) fd^öncn ©ebraud^ man öon ber (Sinbitbunggfraft, bcm ©d^arffinn, ber ©rfin^ bungdgabe, ha Stombimüon^aht machen !dnnte, toenn man buxd^ fte nNrniögtui^ bie mttbefte Stfiftmng ftnben molUe: fo tofitben fte mel^r nnb ®ef<|ma oerfte^en leljren. SQ^irb nid^ ein Säger mit jiebem 3a^i ber Sagb letbenfc^ft** lt<|er ergeben? Wix mUm füß ntd|t loben, ba^ er gerabe btefer 2etbenfd§aft fic^ t)ingab; bat>on reben ttitr aber md^ nicf)t, fonbern nur baüon, ba^ er mit jebem ^al)x fiel) biejer ©ejdjäftigung mit me^r 2eibenf(^aft f)ingieBt. SSarum t^ut er boö? 2öei( er mit jebem Sci^r erfaJ)rener unb erfinbcrifd^er iDtrb, eine ^d^ioierigteit nm bie anbere überniinbet nnb enbltd^ ald alter erfoJ^ener S&ger StniSioege ttKt^, m feiner einen m\% boS SSKIb auffpürt, too feinem anbem gelingt, Bpnren ju benü^en meife, bie fein anbrer üerftef)t, feine gaUen fo liftig fteüen !ann, bag er ^iemlic^ fieser auf eine gute Sagb rechnen barf, nienn auc^ allen anbern ber gang nti^lüdt 9m ^ienfte ber ®ere(^fett ^nlb nnb l^erbred^ ^n ent<* beden, tialten mir ffir einen mfi^oEen unb bod^ am!^ miebet für einen befriebigenben , locfenben S3eruf. SBir bemunbern bie ^enntuiö be§ menfdjlidjen ^erjenö, bie fic^ auf alle, fetbft bie fpi^^finbigften 3(uöflü(^te unb Slu^reben üerfte^t; bie ftraft bed (Skbäc^tniffed, todi^ oon 3a|r $u So^r aud^ bo^ Unbebentenbfle fef^^^^ um ftd^ mombglic^ eine @pox ijiyiiized by Google ^ 117 — f^crn; bcn fd^arfcn f8M, ber bic Umftänbc nur flüchtig lü überfdjauen braucht, um fie g(eid)fam befc^lodren fönnett, büß fie toiber bcn ©d^ulbigen jeugen müffen; bie tofmerf* famfeit, ber nic^tg ju geringfügig ift, baS irgettbioie für bie Suffaffitng bed S3ecbtei3^eitd in l^etcad^ bmmen fumt; \m l^Beii für ben dienet ber OBrtgfett Oeloitnbenmg, bem elK gffirft, einem rec^t t)eri)ärtclen unb burcf)trie6enen ^euc^Ier gegenüber ftanb l^altcn, 5i§ er il)m bie ©cf)ulb enttocft . unb fie an^ 2iä^t bringt, ^dnnte nic^t ebenfo befriebigenb, ebenfo Derlodenb fein, gegen ein angenfc^einltd^ gan) gemeinde Benehmen fo lange fbmb |n galten, US man i|m eine gan) onbre, gute &tte oBgeiotnnt?- IkBevtag eg bem Dom ®iaat BeftcIIten ^td]ter, überlaB e^ bem Liener ber ®ered)tigfeit, on ber (Sntberfmtg öon ©d^ulb unb ^evbrec^en ju arbeiten: tuir anbern finb ja n^eber berufene 9ticl^tec nod^ Liener ber (^ec^tigfeit, fonbem im (ikgenteil toon 0ott ^nc Siebe be^ tnfen, foSen alfo ber Sünben fßttn^t Mm, tnbem nnr dXltü \mxä^ milbere ©rflörung jum Seften fe^ren. 5)cnfe bir einen ßiebenben, tjon ber ^atur mit ©oben auSgcruftet, um bic i^n jcber Üiic^tcr bcneiben müfetc, bie er aber mit bem @ifer unb ber Slnftrcngung bcS gcnjiffent)aften 9flic^terS lebiglic^ in ben SDienfi ber Stnnft butd^ liebetwOe, ntUbembe fixO* (egung ber Gfinben Sli^enge ju bebeden! 5Duni^ ente reu!^, im ebelften @inn gefegnete Srfa^rung fennt er baä äJ^enfc^en« I)erä; er nicif^ Don öielen merfmürbigen unb babci fo er« greifenben gdUen er^ö^n, in bcnen c3 it)m tro^ aUer fd^etnbaren Serkvirrnng gelang, bad (S^ute ober bo^ bod Seffere )tt entbetfen, loeil er lange, lange fein Urteil in ber ^loebe ^elt, bis enblid^, gan^ rid^ttg, ein ffetner ttmftanb anö ßic^t fam, ber auf bie ©pur l)alf; burrf) eine rafc^c nnb fü^nc 5lnfpannung feiner Döllen 5lufmerfjam!eit gewinnt er oft ber eine gan} neue Sluffaffnng ab, bnrc^ bic Digitized by Google ^ 118 ^ er QlMiid) cntbcdt, toal^ et fud^te; butd^ redete Sttltefung in bic Sebenöuer^ältniffe cineS 3J?enfc^en, burc^ bic ein* ge^enbfte S3c(cud)tung feiner Öage gelingt e§ i^m oft, feine ^[uffaffung bed gaUd fiegceid^ burc^jufül^ren. ^Ifo er fommt «ttf bie ©pur, „er entbecft glüdlic^ bai» (^ud^", „et fft^st feine Snffaffimg fiegteicl bnn^" ad^, tft ni^ fmtber» hat, tmm man btefe flBorte an|er bem gufammenl^ang lieft, fo n^irb faft jebcr HWenftf) unnjitltürlic^ auf ben ©ebanfen fommen, e^ t)anble fic^ um bie ©ntbecfung eine^ SBerbre^eniS: fo Diel nä^er liegt un^ ber ©ebanfe an bie ©ntbedung be^ eafen ald bei: ^bait!e ati bie |[uf bedung bed (S^utm. &^ ber @taat BefieQt ait«|tet «nb SHenet ber (Sered^tigfett aut (Stttbedhmg unb SBefttttfung bed ^öfen; in^kDifd^ gtüttbet man in löblicher SSeife SBereine unb Slnftaiten jur Sinbet:» ung ber 'äxmui, jur ^rjieljung ber SQ3aifen, jur ^Rettung ©efaUener: nur p biefem fd^önen Wkd, kiermittelft milbectibet iSrC(ftnmg bie Spenge ber ^fknhm etn toeidg, loemt an^ um ein nyenig ^urüd^ubftmmen — boju ^at fid^ nod^ fein Serein gebilbet! SSie jebo^ ber Siebenbe burc^ milbcrnbe ©rtlärung ber ©ünbeniKcnge htdt, bag tooUen »ir l^ier nid^t toeiter auö* ffi^ren, nad^bem loir in fioA frtt^ren ilbld^nitten bebaut ]^6en, bai bie Ste6e aHeiS glontt nnb alleiS ^offt %t fiiebe qIM glauben unb in fitebe oQed gu t)offen ftnb aber bie beiben §au^)tmitte(, mit §ilfe beren bie Siebe i^re milbere (irflärung burc^fü^rt, um ber ^ünhm ä^^enge ^ bedfen. S)ie Siebe t>ergtebt unb bedt babnrd^ berSflnbenSKettge. Ibaü S^erfd^meigen nimmt eigentlid^ tion ber tDienge ber offenbar uorl^anbenen ©ünben nic^tg toeg; bie milbernbe (Srflörung verringert bie 9}?enge etmoö burd^ ben 9^ad)iDei^, ba^ bad unb bod bod^ !eine ^itnbe toax', bie iBergebung ijiyiiized by Google — 119 — nimmt baS toeg, toa& unleugbar @ünbe i{i ftreitet btc Siebe auf alle Htt, um itt ^ftnben Wenge ^u beden; bte IBerge6nn9 a6et ift He methofirblgfte STtt. 2öir erinnerten im SSorfierge^enben an ben ^TuSbrucf ,,9KannigfaUigfeit ber ©efd^öpfe"; ?\ur 93eteud§tung toollen toir normal« (^ebrauc^ öon i^m mad^en. Sßenn toir fagen, bec Stoturfocfd^t entbede biefelbe, lo&^tenb bec Unfunbtge fteüt^ au^ Don i^r tebe, im Sergleid§ mit i^m fie aber fel^T toenig fenne, fo toei^ alfo ber Unmiffenbe nic^t, ba^ bag unb bag ba ift, o^ne baß e§ be§t)aI5 nid^t ba wäre; feine Unttjiffen^eit ftreic^t eö nid)t auö ber Statur, nur für fie ift ed nid^t ba. Slnberd tKt^oU fid^ bie IBergebung |ttr aXenge bec @finben; bie Setgebnng nimmt tnt tietgebene @ünbe toeg. ^ag ift ein rtunberbarer (5)ebanfe, barum aber aud§ ein ^laubeniSgebanfe; benn ber Glaube l^at eS immer mit bem SU tl^un, toad man nid^ fie^t 3ctl glaube, bag bad @t(|tbare aud bem entftanben ift, koad man mäj(t fte^t; id^ fe^ bte SS^eft, baiS Unftd^tbate aber fe^e xd) nic^t, ba§ glaube ic^. ©0 beftet)t auc^ jnjifdjen „^Sergebung" — unb ,,(Sünbe" ein ©laubeneöer^ältni^, auf ujag man bod^ feltener a(^tet. SBad ift nämltd^ l^er bad Unfic^tbare? S)ai» Unfid^tbare ift, bag bte Vergebung megnimmt, mad bod^ ba ift, hai nid|t gefet)en tmtb, load boc^ gefe^en toirb; koenn man eS nftmlid^ fie^t, fo gefc^ie^t baö, bafe man e§ nid£)t fiel)t, offenbar auf unfic^tbare SBeife. ^er Siebenbe fiel)t bie ©ünbe, bie er üergiebt, er glaubt ober, baj bie SSergebung fie tocgncf^me. jDieS lann n&mltc^ nid^t gefe^n i^ben, ba man ja bie @änbe fiet)t, unb anbererfeit^, toenn bie ©finbe nid^t 5U fe(|en »öre, fönnte fie ja aud§ m6)t vergeben tuerben. 28ie man a(fo burd^ ben Glauben ba§ Unfic^tbare eigent* lic^ Derfid^tbart unb fo gerbet glaubt, fo glaubt ber Digitized by Google — 120 — Siebenbe bnrci^ bie SBergebintg ha^ ^i^itbate loe^ S3eib€d ift iSiUmht. ^lig ber ®(aubenbe, ber glauM, ttxii^ cc ntc^t, fe^en fann; feiig ber Siefoibe, bec m^qjLmbt, moS er boc^ fefien fann! SSer fann baö glauben? S)a§ fann berßiebenbe. SBorum ift tooifi aber bie Sßergebung fo feiten? nic^t, »eil ber Olaube Ott bie Wlo^t bec SSetgebimg fo fc^mi^ itnb fo fetten ift? ©ogar einen befferen ä^enfc^en, bec Idnedtt^d 9^eib obec ®roÜ f)egen toill unb burd^au^ nic^t unöer|üf)nlic^ ift, tjört man nirf)t fetten fagen: „id^ wollte t^m gerne vergeben, allein \6) fet)e nidjt, toaä Ralfen foll." D, baS fie{)t man aud^ nic^tl %>skl^ tomt bn felbft jte SSecgebmig bcaiid^tefty fo todüt \m, vxa S^i^e&mtg toecmag: iDacnni tviOft bn olfo fo unec« fal^cen obec fo (tebtod bom SSergeben ceben? ^cnn e« ift eigentlid^ eine Siebloftgfeit fagen: id^ fef)e nid^t, toa^ mein ^Beigeben t^m Reifen fann. JlBir meinen bamit nic^t, atö foUte ein äJ^enfc^ bucc^ bie Wtcuäjit, einem onbecn oecgeben )n fönnen, fid^ felbft toid^tig toecben, bnc(|and nic|t bad ift totebec 8tebfoffgfett; nm^rlic^, eiS gtebt eine Kct %n ijecgeben, bie unüerfennbar bie 8d)ulb nod^ größer \tatt fleiner macfjt. 9^ur bie Siebe l)ot — eS lautet freiließ fc^erjenb, toir moÜen aber bod) fo fagen, nur fie ^t bie cec^te ^e^enbigfett, um bncd^ SBecgeben bie @ünbe koeg^nne^men. 9« bec fd^niec« fälligen SBergebung (ju bec mon genötigt )oecben mnfe obec in ber man fic^ felbft toi^tig madjeii ttjifl) 9e]cf)iel}t (ein SCBunber. SSergiebt aber bie Siebe, fo gefc^ie^t beö ©laubenS SBunber (unb jebeiS SBunber ift ©ad^e beS ®laubcn§, mag ißunbec bann, ba| mit bem (Glauben and^ bie SBunbec ab» gefd^afft finbl): bag infolge bec Secgebnng ntc^t gefe^en lotcb, öjaä man boc§ fief)t. @g ift auggelüfd)t, üergeben unb üergeffen, ober (mie bie <&^cift üon (&ott^ iBecgeben fagt) ed ift t^intec feinem Mden Digitized by Google — 121 — betborgen. &x)a^ t^ergefjen l^eigl' ja nic^t \>on ber @ac^e tiid^tö iviffeit; fo fdtinen nnt nur t^m ^tigen icben, bie mit ttte gemußt ^(eit mib otfo aitd^ tit(|t ttnffeit; toQ& man aber ))ergeffen ^at, iiat man genm^t. 5Dai$ ^ergeffen in Mefem l^ö^ften ©tnn ift baf)er nid^t fotoo^I ber (Erinnerung üU öiclmel)r ber Hoffnung entgegengefe^t; benn ^offen tjeifet bur^ fein ^enfen einem ^ing S)afein geben, Detgeffen ^ei^t burc^ fein 2)en£en bemjenigen bad ^fetn nehmen, bad ho^ ha ift, cd audlöfc^en. ^te Sd^rift le^rt, ba^ bet ^(anbe auf bad Unfic^tbore get)e, fagt aber jugleid), bet ©laube fei eine 3"* öerfid)t übet bem, baö man §offt; {)ierin liegt, bafe baö Q5e* ^offtc gleid^ bem Unfic^tbaren, gteid) bem ift, ttjaS nic^t ba ift, bem inelmel^r erft bie Öffnung in (i^ebanfen S)afein gtebt. SSenn ®ott bie €ünbe betgigt, fo ift bad ber ®egen« fa^ gu feinem ©c^affen; benn fc^affenb bringt er au§> nid)t§ etnjaö t)ett)ot, üergeffenb nimmt er eö in^ ^Hd)t§ jurüd. SBaS für mein 2luge oetborgen ift, ba^ ^abe ic^ nie gefe^; mad aber hinter meinem Wkdm Verborgen ift, l^be id^ ge> fe^en. Unb gerabe fo bergiebt ber Stebenbe: er bergiebt, er bctgifet, er löfd^t bie @ünbe auS, Itebenb tocnbct et fid^ ju bem, bem er üergiebt; locnn et fid} it)m abet jufe^rt, fo fann et ja nic^t fe^en, maS leintet feinem Oiüden liegt, er bad nic^t me^r fann, ift ja $u berfte^n, tt»ie and^, ba| btefer Sttdbatä bon ber Siebe gut erfuid)en ift; nmgeä^rt aber ift eS bieDeid^t gat fdC)mietig, ber SteBenbe ^n loerben, ber bd^ anbern 6^ulb buri^ SSergebung t)inter feinen Slüdfen legt. @g fäUt ben SKcnfd^en im allgemeinen leidet, eine ©c^ulb, unb möre ed aud^ ein ^^!flox'b, auf einei^ anbetn (S^emiffen p legen; fd^mer aber f&Qt ed, bun^ Vergebung bie S^ulb ^nter feinen Stödten §u legen. KM bermag ber Siebenbe; benn er bedt bet ©ünben äJienge. ©age nic^t: „ber ©ünben äJ^enge bleibt fidE) kbitflic^ Digitized by Google — 122 — gleid^, bie <&unbe möge hergeben tuerben ober nid^t, ba ba^ Sergeben toeiier ettoad batjon nod^ ba^ t^;" antkoorte liebet auf hie gfroge: ob nid^ Semetgenmg bet Sergebung bie 9)?enge bet ©ftnbeit t)ergrögett — itic^t nur babitt^, ba| biefe Unüerfi)l)ntt(i^!rit eine ©ünbe iüeitet ift, toa§ fic^ ja boc^ fo öer^ält unb atfo in §lnfc^Iag bringen ift? SDoc^ kooCien toir bad je^t nic^t betonen. ^fUm, ober befte^t nic^t })oif(^n @ünbe unb Vergebung ein gel^etmed liBet^ltntd? (Sine nntiergebene @finbe forbett Strafe, fie fd^rett bei SWenfd^en ober (SJott noc^ ©träfe; fd^reit aber eine ©ünbe nod^ ©träfe, fo fieljt fie gan-^ anberö au§, tueit größer, aU toenn biefelbe ©ünbe »ergeben ift. 3ft bag nur eine ©inned» töufd^g? 9tein, ei^ ift toitfli^ fo. (Sd ift io, nm ein m* ooDfontmeneted Qtlb )tt benn^en, aud^ hine blo^ ^nned« täufd^ung, bafe bie SBunbc, bie fo fd^recfUd^ auSfal^, im näd^ften ^lugenblidf, nac^bem ber ^tr^t fie genjafd^en unb be^anbelt !^at, üiel njeniger fc^redlid^ au^fie^t, toietoo^l eg nod^ biefelbe SSi^unbe ift SBod t^ut alfo bet, todä^n bie Sergebnng Mtoeigett? St k)etgv5|ett bie @ünbe, er ntod^ bofe fie größer önÄfte^t. Unb oufeerbem gilt, bog bie tßer^ gebung ber ©ünbe bag Seben nimmt, bie 3Sermeigerung ber^ felben 9Za^rung giebt. SQSenn ba^er auc^ feine neue ©ünbe l^tnjufommt unb nur bie eine unb fetbe @unbe babteibt, fo ttritb bet ©ftnben äRenge oetgtdgett ^nt^ bie ^ortbanet bet @ünbe fommt eigentlid^ eine neue @ünbe t)in5u, benn ©ünbe roädjft burc^ ©ünbe; bafe eine ©ünbe anhält, ift eine neue ©ünbe. Unb biefe neue ©ünbe !önnteft bu üer^inbett ^bta, totm bu bie alte ©ünbe burc^ Setgebung in iSiebe Weggenommen b&tteft, nne ei^ bet £iebenbe mod^t, ber ber @ünben Tttn^t htdt, $Die Siebe bedEt ber @ünben9J?enge; bennbieSiebe lägtbie^ünbenic^tentfte^en, erftidtfie inberQ^eburt \ Digitized by Google — 128 — ©clbft ttjcnn mon für bog eine ober onbere Unternehmen, für m SBeri, bad ntan aufführen toiU, aües in Sereitfc^ft l^i, mttl man auf (ünd, anf ben Slnlag loarteit. @o tft'd aud^ mit bet @fttibe; mentt fie in einem SRenf^en ift, toartet fie bod^ auf ben ^Intafe. ^er Slnlofe fann fe^r öerfd)iebener %it fein, ^ie ©c^rift fagt, bag bie @ünbe am (^ebot ober SSerbot Slnlag ne^me. (^n hai etUNid geboten ober «verboten toirb, koirb alfo bet • 7btla%; nid^t att M^te- ber 1Ma% bie @ünbe ^or, benn ber Mo|e ^Tnlo^ bringt nie ttm^ t)eröor. jDer 5(nla6 ift tok ein 9J?itteIgmann, ein 99^af(er, ber beim SSarenumfa^ blofe be^ilfac^ ift, bloj ber ^Inlafe ift, bafe ba« ®efc^)äft ftanb iommt, bad in anbecer Se^ie^nng, aU SKdgti^feit, be« tettd ba toox. S)a8 Qkbot, bai^ Setbot tei^t gerabe babottd^, bafe e§ baS ©öfe bejttjingen njill; unb nun nimmt bie @ünbe ben 5lnla6, fie ergreift if)n, benn ba§ 3Serbot ift ber ?(n= lafe. ©0 ift ber 2lnla6 glei^fam ein S^iid^tg, ein flüd^tiged Stmad, bet Übergang jmifc^en ©änbe nnb Setbot, gennffet« magen beiben angel^dttg, loö^tenb eS in anbetem @inne gat nic!^ ba gu fein fd^eint, tDten^o^t bod^ lieber nic^S toit&ic^ ©cloorbeneg o()ne einen 51nla6 genjorben ift. 2)af5 ©ebot, baö Verbot ift ber ^nlafe. 3n nod^ trauri* gerer SSBeife toirb bie @ünbe in anbeten bet $(n(a^ füt ben, bet mit i^nen in Setfil^tung Ifommt. O, mie oft l^t ein unbebac^amed, ein let^tfinntg ^ingeniorfened SBort f)inge» reidf)t, ber @ünbe 'änia^ ju geben! SBie oft ift ein leicht* fertiger ölid ber 2ln(a6 geworben, bafe ber (Sünben SO^enge gtö|et n^nrbe! SoUenbd gat toenn ein Ü)?enfch in täglid^t Umgebung (ebt, mo et nur @ünbe nnb (S^ottlofigieit fe^n unb ^IHren fann: todd^ teic^er ttniag jur @finbe in il^m, ttjic leicht bog gcgcnfcitige ^tnla^geben uub 5(nlafenct)men! SQi^enn bie ^ünbe in einem ^^enjc^en oon <^ünbe umgeben Digitized by Google — 124 — ift, fo ift ftc Wie in it)rcm ©Icment (äk^gt öom ftättgcn Wüüi gebet^ imb )oä(|ft fie (toenn man anbeti^ 6eim 8öfoi Don (^bet^en reben fann); fie ttntb mel^r unb mel^t bdSartig; fie gctüinnt meJ)r unb ntc^r ©eftolt (toenn ba§ Söfe ü6er^ ^aupt (SJeftalt gewinnen fann, ba eg eigentlt^ £ug unb (Schein, alfo o^ne ® eftalt ift); fie toerfeftigt fic^ me^r unb me^r, toenn auc^ i^c Seben übet bem Xbgmnb f (|kDebenb, alf o o^ne feften Ü^runb ifi ^oc^ jeber fLnlai, fowett er ^um 9!lnlQ% bcr ©finbe genommen n^irb, trögt ba^u bei, ber 6ünben Menge Der« grögern. @d giebt aber eine Umgebung, bte unbebhtgt feinen 9nla^ )ur @finbe giebt no$ ein fotii^er ifi, bie Siebe. Senn bte @ünbe in einem ä^enfd^en t>on Siebe umgeben ift, fo ift fie aufeertjalb tt)reö Clements, fie ift lx)ie eine belagerte ©tabt, bie öon aUer 55erbinbung mit ben S^rigen abgefc^nitten ift, fie ift tak ein bec bem ^tunfe Detfiel unb nun !na)i|) geilten Don fitöften fommi mtb DevgeBeni^ anf eine belegen« ]^ märtet, fid^ burc| geiftiged ^rfinfe au^n^tfen. SCUer« btngö fann (benn Ujaö fann ein öerberbter äJceiifd^ nidjt alle^ ftc^ felbft jum SSerberben machen) bie ©ünbe ^Inlafe an ber Siebe nehmen, fann über fie »erbittert njerben unb toiber fie rafen. ^t eS bie @ünbe auf bie S&nge mit bec Siebe nic^t aui^; fold^e Auftritte fommen bal^ fel^t oft nur im 5(nfang t)or, tüie tuenn ber Xrinfer eben in ben crftcn Xagen, et)e alfo bie ärgtlid^e S3et)anblung genügenb Qc'xt ^aitt, i^ren (Hinflug geltenb 5U mad^en, feine gefd^mäc^te kcaft bid %ux Kafevei fteigett. Unb bann, mü|te ant^ felbft bie Siebe einen aufgeben — bod^ nein, bad t^ut bte Siebe nie, alfo melme!)r: mollte einer aud^, unüerbefferlic^, an ber Siebe fortgefe^t 5lnla6 jur ©ünbe nehmen, fo folgt baraud nic^t, bag nict)t Diele anbere gel^eilt mecben fönnen. Digitized by Google — 125 — Snfo *6(etBt ed bcnnod^ m^i, bog bie 2te6e ber @ünben SRenge bedt ^)ie Dbrigfeit mufe oft ju fel)r fünftlidjen SJiagregeln greifen, um einen ^erbred^er gefangen galten, unb ber Xtgt mnft oft ffinftiic^ 8&nbtgung eines Sßa^nfinntgen fd^affen: ber @ünber ober totrb bnrc^ feine Umgebung fo eingc^möngt unb gugleic^ burd^ feine Um? gebung fo befreit, tok burc^ bie ber Siebe. SBie oft njurbe nid^t ber Qotn, ber im inneren glimmte unb nur auf einen 9nla| martete, erftidt, tteil bie Siebe feinen Stnlag bot! S3ie oft erftarb nid^t bie bdfe Suft, bie in ber toollüftigcn ^Ingft ber S^eugier auf ber Sauer fafe unb nad^ einer (^elegenl)eit au§}päl}te, tüie oft erftarb fie in ber erften ^Regung, meit bie Siebe gar feinen ^ntafe gab unb in Siebe barüber koad^, ba^ gat ^e (Sklegen^tt geboten »firbe! SBie oft ioi(^ nid^ bie ßerbttterung ber @ee(e, bie fo toerfid^tlid^, fo ttjol^j gerüftet, ja fo begierig ouf nenen ftnla^ »artete, fid^ über bie SSelt, über 9J?enfc6en, über ®ott, über aßeg ju ärgern, toie oft loid^ fie nid^t einer milbern ^Stimmung, meil bie Siebe gar feinen Hnlag gum ärger gab! SBie oft t)eQOg er fid^ jnid^t loteber, biefer eingebilbete unb tro^ige @inn, ber fidj beleibigt unb tyerfonnt meinte unb baraud ?lnla6 nat)m, me^r unb met)r fid) bag cinjubilbcn, n?äl)renb er nur neuen ^Intag fuc^tc, um fid) alö bie gefränfte Unfc^ulb bai5utl)un, mie oft oerjog er fid) n^teber, meit bie Siebe fo linbemb, fo milb ^erteitenb gar feine (Sklegen^t für biefe fconf^fte (Hinbilbung gab! Sie oft ftef nid^ ber fertige böfc ^lan, ber nur in irgcnb einem §lnlag eine brauchbare ^uSrebe Ijatte finben moüen, in fid^ jufammen, meil bie Siebe burd^auS feinen Slnlafe gab, ber bem S3öfen eine 2lu§rcbc barbot! O, tm oiele f&tüjvtdj/ta finb fc^on abgen>e^rt, niie mand^e böfen^orfö^e oereitelt, loie oiele DerjioeifelteSefc^Iüffe Digitized by Google — 126 — in 3.^crgeffen{)eit gcbrod)!, tüie üicte fünbige ©ebanfcn f^on untermcgö anget^atten lüorben, bafe fie nid)t 5ur %f)at trurbcn; toie manc^eg unbcfonnene SBort tuuibe nod^ zeitig uiUetbrüdtr toett bie Siebe bie d^eUgen^ ntd^t gab! XBe^ bem SRenfd^en, but^ ben bad Ärgernis fommt; felig ber fiiebenbe, bcr butc^ ^ectoeigcrung jcbcÄ $(nlaffeg ber @ünben ä}^enge bedt! Digitized by Google VL Hie £telie bUiU* a, @ott 2oh, bie £iebe bleibt! SßaiS beim aud^ bie SBelt bis ithnmt, toteaeic^ tM Xeuevfte, )oa9 btc auc^ im SeBen begegnet, ob bit au^ fftt bettt Stieben, für ha» i&iiltt, baS bu toiflft, 5U leiben bcfommcn fotlft, ob ouc^ bie 3J?enf(^cn gleichgültig fic^ öon bir ab ober al^ geinbe gegen bic^ festen, ob aud^ niemanb fid^ §u bir befennen unb bem befennen tooQte, toad er bir fd^itlbet, ob felbft bein befter greunb bid^ tietleugtiete — loemt btt tiitr in beinern Streben, in beinern ^^un, in beinern SSort in 8BQf)r()eit bte SSIeBe jum S^W^ gel)abt ^aft: fo tröfte bid), benn bie Siebe bleibt; ttjorin fie bein 9J?itn)iffer ift, bog bleibt ju beinern Slroft in (Srinnerang, unb feliger aU jebe ^elbent^t irgenb eine« äKenfc^en, feiiger aU menn (Skifter bir bienen, feiiger ift ed, baft bie ;giebe betner gebenft! SBorin fte bein SRitnnffer tft ba« bleibt beinern Xroft in (Srinnenntg, toeber ba8 (Slegenn^ftrtige nod§ bQ§ künftige, lüeber (Saget nod^ Xeufel unb gottlob and) nid)t beineiS eigenen unruhigen ©innö bange ©ebanfen, au^ nic^t betned Sebent ungeftümfte unb fc^mierigfte ^ugenblide, fo menig nne beined )6ebeni( (e^te Siugenblide bermbgen eft bir 5u nehmen; benn bie Siebe bleibtl — - mtb tottm ber 1 — 128 — 9J?i6mut bic^ juerft fc^load) machen w'xü, fo baß bu bie fiuft, rcc^t ju tüollcn, ücrlierft, unb er bann bic^ »icber ftarf maä^t (ad), fo tok ber SJ^ifemut t^ut), ftarf im ^roj bcr 53ers ^agt^cit; toenn ber SWifemut bir allcä entleeren, ba^ ganjc Sebcn 5U einer einförmigen unb nid^t^fagenben Sßicbcr* ^olung machen lüiÜ, fo bafe bu Ujo^I alleg ficM^r ober fo gteidjgültig fiet)ft, ttjie gelb unb SBalb ujieber grünt, toie ba^ bunte fieben in Suft unb SBaffer ujiebcr fic^ regt, toic bcr SSögel @ang njiebcr ertönt, wie ber 9J?enfc^en (5)e- fc^äftigfeit miebcr unb toieber fic^ mit allerlei ju t^un mac^t — ba6 bu njol}l au6) toci^t, bog ®ott ift, eS bir aber ju 2J?ut ift, als t)ätte @r fic^ in fic^ fetbft äurücfgejogen, aU toäre ®r in ^immelöfcrnc, fo unenblic^ ergaben über biefer iRic^tigfeit, um berentoitlen fic^'g faum ju leben oerlo^nt; toenn bcr 2J?i6mut bir baS gange Scben entfeelen toill, fo bafe bu n)ol)l locißt, aber nur fo ft^njac^, bafe ß^riftuS ba toar, bagegen mit beängftigenber ^eutlic^feit bir öor ber (©cele fte^t, cS feien feitl)er fd^on 1800 3a^rc öerfloffen, unb bir beöt)alb auc^ (Sr fo unenblic^ ferne f(^eint öon biefer 9?id^tigfeit, um berentoillen fid^'ö faum ju leben toerlof)nt — 0 fo bebenfe, bafe bie Siebe bleibt! 5)enn bleibt bie Siebe, fo ift e5 jo glcid) geujife, bafe fic in ber 3w^"ft ift, njcnn bu biefcS Xrofted bebarfft, unb baft fie in ber ©egeniDart ift, ttjenn bu biefeS XrofteS bebarfft. ^ücn 8c^recfniffen bcr 3"^""f^ ^^^^^ biefen Xroft entgegen: bie Siebe bleibt; unb aller ©eflemmung unb 9)?attigfeit ber OfJcgennjart l)alte biefen ^roft entgegen: bie Siebe bleibt. D, irenn cß für ben 2öüftenbett)ot)ner ein Xroft ift, bafe er bc* ftimmt njeig, eS giebt eine CueHe unb allemal toiebcr eine Duelle, fo toeit er auc^ reift: ttielcf)e OueHe toäre bod^ fdjmerglidjer Dcrmifet, gäbe e§ ein fc^mcrjlic^ereS 2>erfd^mac^ten, aU toenn bie Siebe nid^t toäre, nic^t etoig ba toäre! Google — 129 — @ic^, bog ift ein fe^r erbaulicher ©cbanfe, bafe bie £^iebe bleibt SBir teben ^ter Dott ber £tebe, bte bad gan^e 2)afetn trftgt, ttoii ber Siebe ®otled. SBenn fie beit einen ^[iigenHiä, einen einsigen Kugenblicf, andBItebe, fo mfi^ aücg fic^ öertpirren. Mein fie bleibt nic^t auö, unb barum — ob Qud§ alles fic^ für bid) öertoirrte — bleibt bie Siebe, ^ir meinen alfo &otU& ^iebe, toma toxi fagen, bag fie 6lei6t. 50od^ {)anbe(n loit in biefent Süd^Ietn beft&nbig nnt Dom hieben unb SBolten ber Siebe, unb bot)er nic^t öon ©ottcg Siebe, fonbern öon menfd^lid^er Siebe, ^latürlic^ fein SWenf^ ift bie Siebe; loenn er in ber Siebe ift, fo ift er ein ISiebenbet. änbed ift bie Siebe iÜbtiaVi ^ngegot, too ein Siebenbec fi(^ finbet SRan fottte glauben unb ift fe^t oft biefer iDZeinung, bte Siebe ^niifd^en iD'^enfc^ mtb Wtn'id) fei ein SBert)altniS ätüifc^en jtoeien. ^5)ag ift oHerbingS fo, ift über infofern unrichtig, olS bicfcS ^ßer^dltniö jugleid^ ein ^er^&ItniS jrtifc^en breicn ift. ©rftenS ift ein Siebenber ba, fobann folc^je, bie geliebt finb, enbliti^ aU 5Dcitted bie Siebe felbft. SBoIIen nnt benn bte menfc^Hd^e Siebe a(8 eine „bleibenbe" be^eidjnen, fo meinen xvix hamxt eine Xl)ätigfeit; baö iöleiben ift nic^t eine rut)enbe, fonbern eine in jebem ^ugenblid erioorbene (l^genfc^ft bet Siebe, bie fofort in bem 9(ugenblid, ba fie emorben toirb, augleid^ in X^tigfeit übergebt. 5Der Stebenbe bleibt, er bleibt in ber Siebe, betoa^rt fic^ felbft in ber Siebe; eben baburc^ bewirft er, bafe feine Siebe ben SJknfc^en gegenüber bleibt. (Sr bleibt ber Siebenbe baburc^, bafe er in ber Siebe bleibt, burc^ fein ^üerbleiben in ber Siebe bleibt feine Siebe; fie bleibt, unb bod ift'd twA tm nunmehr erkoftgen looDen, ba^ bie Siebe bleibt. itiexletttfttb, nalten bec Siebe. IL 9 Digitized by Google — 130 — „^te Siebe föltt nie baf)in" — fie bleibt. SBenn boS ben ganzen Xog über brauBen bei gfcembat gdKfeii tft itnb tacan bcnlt, baft j^cnny^ feO, bot ttcQ obfx dOdit |it iiwM ^ f i i tooQt, imb fo gerne möglic^ft lange Kei^ mdd^te, fo fogt es 5U feincni älteren Begleiter, ber öieKei^t jrüljer gel)en tüoHte: „martc auf mi^", unb fo t^ut biefer, toa^ baö Äinb erbittet. SBenn Don jtoei Sleifegefä^cten bereute bem anbem etivad Doratt x% fo fa0t bec pudere (itm mncl>ei(it: „UN^ imb fiot|nt oct uOTDete, wie et gcoeieit lOutDe. xsemt Swet eine gc» nteinfamc S^ieife bcfc^Ioffen ^aben unb fic^ barauf freuen^ ber eine aber franf Ujirb, fo fagt biefer: „ttjarte auf mic^"; unb ber anbere tl)ut nac^ jetner iBitte, äBcnn einer einem anbem (^elb fc^lbtg tft unb nic^t be^^Ien Sonn, fo fagt er: i^nxicte ein ttenig"^ nnb fo loUIffi^ bet anbete feniec Wttt» SSenn bo9 tjerß^te 9Rftber^(tni^ ju einonbet ftehen, ift jeber Don ihnen in ft(^ in einem ^erhältni^ ^ur „iBiebe". ^un macht ed Digitized by Google — 133 — fU^ mit bem Scini^ ]tu|t gaii) fo leid^ Qcbor $1011 8ntd§ fmmt, bdoüt Ue 6etben fo toett bmnteit, bog fte t()r SicbcSücr^äÜniS ju cinonber abbredjen, mu^ jeber juerft üon „Derßiebe" abfallen, ^ag ift baö SSic^tige; barum rebet ba^ (S^riftentwn ni(^t bakwtir bafc bie beiben miteinanbei: bsec^tt, fonbem. t>im bcm, ukiA {mmev mtr bet (Sltii§e(tie bim, bog flc «uon ber Siebe** abfalleii. Chi IBtit^ simf^eit , ^ien f^medt i^m on^ttfe^r mdj bem (S^etrtebe ber B^itfid^«' feit, aU iDÖrc bann bie ^Badje nid^t fo gefäljrlic^; aber t)on „ber ^iebe" abzufallen, biefe Siebe ^at toigfeü^mfi. @ie(), nun ift aUed in feiner Dtbniuig, nun fann bie @n)tg« ieit j^tt^ mh Ocbmmg ^cäkn, nm fott ber butd^ ben IBxntS) unfd)ulbig Seibenbe nod^ bet ^tfcte toerben, »eiiit er nid^t auc^ öon ber „Siebe" abfööt. Sßäre bie Siebe einjig nnb allein ein ^serljäüni^ älpifc^en gtoeien, fo loäre ber eine Xeü beftänbig in ber (SJewatt be^ anbern, »enn biefet anbere niebrig bad S^er^ltnid btec^n looUte. SBenn in bem SSer^ttnii^ nnr sioet finb, fo fyd bet eine befiftnbig boi^ 8ec^(tm9 in feiner 9(mXt, ba er eil anflöfen fomt; benn fobatb ber eine gebrorf)en l)at, ift bag IBerpItniö auö. (Sinb e^ aber brei, fo fann ber eine ba§ nic^t mactien. S)et 2)ritte ift ttjie gefagt bie „Siebe" felbft; unb an fic fum ber im fßmtfy unfc^uUng Seibenbe fic^ ^ten, fo-bafs ber 8ntf^ feine IRac^t über i^n ^ai Unb ber e^nlbige foQ fid^ nur nid^t rühmen, er fei tion ber @a^e leidsten ^aufd Weggefommen; benn öon ber „Siebe" abäufallcn, ja baö ift ber teuerfte ^reiö, baö ^at einen anbern ©ruft al^, toa^ fo fci^neü gefd^et)en ift, mit einem einzelnen S)*{enf(|en ju brechen — nnb im ftbrigen in oQer Seife ein guter nnb UebeooQer SRenfc^ 5U fein. Mein ber ttja^re Siebenbe fällt nie Don ber „Siebe" ab, barum tann ^ für i^n nie einem 83ruc^ fommei:; iJiyiiized by Google — 134 — beim bie Siebe btettt ftomt fM^ in einem Set^&ttni» jtuifc^cTt ^toeien ber eine ben Onn!^ tei^tnbecnr nienn bec anbere bri^t? 9J?an foHtc ja freilid) bcnfcn, einer öon gtüeien fei genügenb baö ^l^erljältnic^ 5U brcd)en, uiib tüenn baS ^er^dltnid gebrochen ift, fei ja bei Sbxuä) ha. ge« toiffem @inne nec^ ed ftc^ au{l^ fo; toenn aj^ bec Stcknbe ho^ tum bec «Siebe" nid^ ttbfftUi, tum et ben Qcn^ net» l^betn, tonn er bie9 SB^intber t^un; bentt menn ec bleibt, fo fatin bcr Sruc^ nie rcc^t ftanbe fommen. ^urc^ [ein S3(eiben (iinb in biefem S3Ieiben i)t ber Siebenbe im 33unbc mit bem ^igen) be^cUt ec bie ^Diad}t über baiS Vergangene, f 0 ba|^ ttNid in bec SSecgongenleit nnb bncd^ biefe ein ^cnd^ ifl. Hon i§m 5U einem in bec gnlnnft ntdgU^ Oec^ttniil nrngennrnbett toirb. iBeim iBIicf rfidtoftctö ouf bie Vet« gangen ^eit njirb ber S3ruc^ mit jebem ^ag unb 3a^r beut* lic^c unb beutlic^er; ber Siebenbe aber, ber bleibt, gehört ja, eben inbem ec Uabt, ber ^u^unft, bem (Stoigen an, unb fftc ben mi boctoiictS in bie 3nfnnft ift bec »cnd^ nid^ ein 8md^, inelme^r eine SRdg(tc^fdt Vbtt l^ie^u geböten (Sloigfeitöfräfte, unb barum mu\] ber Siebenbe, njelc^er bleibt, in ber „Siebe" bleiben, fonft ßctuinnt bic 5>ergangcn^eit nad) unb nac^ bodj äJ^ad^t, unb bann lommt nad^ unb nac^ ber Scud^ ium IBocfd^n. 3a fceiltc^, um fofoct im entfc^eibenben HngenbCid bie Seegängen)^ in bie guCnnft nn^ufd^affen, l^ieju get)5ren (Stütglettdtrdfte! $Dod^ beft^t bad Stetben in bcr Siebe biefe 9)^ad)t. 9Bie foU id^ nun baö Seben biefer Siebe befd^reiben? D bag id^ unerfd^d))fli^ befd^reiben fönnte, toai fo unbe^ fd^ceiblid^ ecfcenlid^ unb fo ecbanlid^ jnm 5Denfien ift! @o fam ed benn ^n einem 8md^ 5it)ifd)en ben Betben; eg tüar ein SWifeöerftänbniö, bod^ bra^ ber eine ba§ '^er« ^ältni^ ab. 2)er Siebenbe aber fagt ,;ic^ bleibe'' — fo ba| ijiyiii^ed by Google — 135 — cd bix]| feinen 8rn(i^ gieM. ^enfe Mr ein ^ufammengefe^teiS SBort, baS te^te SSort foH fehlen, fo baß toxi nur baö erfte Söort unb bcn 33inbeftrid^ l}Q6en (benn luer baö 55erl)ältnid f)ricf)t, fonn boc^ ben ©inbeftrid) nicf)t mit fid^ nehmen, il}n be^It natürlich bev fiiebenbe auf feinet ©eile); benle btr otfo t>ott einem ^ufammengefegten SBort bod erfie Sort nnb bcn ©inbcftrid^ unb bcnfc bir nun, bu toiffcft fonft meiter nic^tg: toa^ ttjirft bu bann barüber fagen? ^u njtrft fagcn, baS ^ort fei nic^t fertig, fe^le ctmad. @o bei bcm Siebenbeii. cd einem Srncl lam, fann man ttic^t nnmitteUav fe^, fann man nur Don bec Secgangcn^cit fjix tpiffcn. SDer SicBcnbe aber toitt ba« JBergangene nid^t luiffcn, benn er bleibt; luer ober „bleibt", x'idjkt ben 53licf auf bic 3u!unft. 5Ufo brüdt ber £iebenbe quö, bas il>er^ältmö, baö ber anbete gebtodien ^eigt, fei ein $ert)ä(tnid, bad nod^ nid^t fertig gemorben. Iföeil aber ettood fel^tt, barum ifi ^ nod^ nid^t gebrod^en. tommt alfo nnr barauf an, lote man bie (gad^e anfielet; unb ber Siebenbe, er bleibt. — @o fom eö alfo ju einem S3ruc^, ein SSortftreit trennte bic beiben, bod^ brad^ ber eine, er fagte: jtoifc^en unö ift cö aud. 3)er £iebenbe aber bleibt, er fagt: ^Uiifd^en nniS ift cd nid^t and, mir ftnb noc^ mitten im @a|; ber @a^ ift blog no(^ ni(!^t aus. 3ft eg nid)t fo? SSoö ift für ein Unterf^ieb gttjifd^en einem Örud)ftüd unb einem @q§, ber nod) nic^t an^ ift? Um etnjQ^ ein öruc^ftüd ^ei|en, mufe man miffen, bajj nid}t me^r Eommt; mei^ man barüber nid^td, fo fagt man, ber @a| ift nod^ nid^t and. Son ber Sergangen^ and, nod^bem e« entfc^iebcn ift, bafe nidjt mct)r fommt, fogcn wir: „eg ift ein 53ruc^ftüdt"; ber 3"^""!^ äugciuenbet unb auf ba^ SBeitere martenb fagen mir: ber (^a|^ ift nic^t fertig, ed fet^It noc^ etmod. — @o fam ed benn )tt einem fdtü^, ed mar Serftimmt^t, ftfilte, ®(ei(^filtigleit, mad fie trennte; Digitized by Google — 186 — l>o4 teiMl| €t]ie, tt fogtc: «^id^ tebe md^ nc^ nttt bem 8Renf(!^eii, fe^ t^n nid^t mel^r. an.'' 5Der SH^be oBcc fogt: 6(ei6c, fo Tcben nnt bo(^ initcinanbcr, bcnn im ÖJejpräc^ tritt ja auc^ manc^mQl eine $aufe ein." Sft e^ itid^t fjo? (^fe^t nun fie Rotten feit brei Sohren nic^t me^r mitetnanbet gerebet. @ie^, Ijßitc ^eigt ei» fic^ koiebet. €0 biet fiitb, ioim nmn nur tH>n ber SBetgoiigeiil^ and )Dif[en; thn ben Stebmben aber, ber jeben Xog fid^ bnrd^ baö Swige üerjünjit unb bleibt, t)at bie ^l^ergangeiüjcit gar feine 9D?acf)t. SBenn bu jlüei 9}?enfc^en ftiUfd)tt)eigcnb ttebeneinanber fi^en fe^en toürbeft unb bu njit^teft fonft nu^tör iDftrbeft bn barond fc^liegen, ba| fk feit brei Sa^rm nU^ mileinanber rd>eten? Aonn jentonb befttnunen^ ttrit lange bie 8idie|)aufe banem fo0, M man fagen fonn, nun tft ba^ ©efpräc^ ju (Snbe; unb fann man'g beftimnten, )o fann man bod§ nid^t im einzelnen gatle nur beim ^&iid auf bie SSergaußen^eit miffcn, ob eg fo ift, benn bie $tit muß |a Hergängen fein. S)er £tebenbe aber, ber bleibt, rei^ fti| beft&nbtg t)on feinem XBiffen nm bie Sergangen^ et toei^ ni^tg SSergangeneÄ, er toartet nur auf ba§, noc^ fommt. 3ft ber ^anj abgebrochen, njeil ber eine Xanjet toeggegangen ift? ©emiffermagen. SOSenn ober bei onbere in ber Stellung fte^n bleibt, ald looUte er eben tan^, unb bn toeilt nif^tS bom SorgefaUenen, fo nnrfi bn fagen: „nun nnrb ber ^n^ beginnen, i'obalb nur ber anbere fommt, auf ben man njortet." ©djaff baö Vergangene toeg, üerfenfe e§ im tt)irflid} enjigen 3?ergeffen, inbem bu liebenb bleibft, )o ift ha^ @nbe eben luieber ber 5Infang, unb e^ giebt feinen IBruc^I SSBenn ber Xreulofe bai» SK&bc^ bertieg, fte aber in ber 5DAmmemng {eben flbenb am genfier ft|t nnb ttnirtet, fo bag fie jeben flbenb audbrfid^t: nun !ommt et, jegt eben lommt er, fo fie^t c& aUabenblic^ au&, ald t)ätte ed feinen ijiyiii^ed by Google — 137 — S3rud) gegeben; benn fie bleibt. 2)a6 fie bret Sat)re lang jcben 5(benb fo ba gejeffen ift, brücft fie ja md)t an jebem einzelnen Hbenb aud; baS entbecft barunt auc| ein fSoxuhu gel^enber ttid^t, fo toeitig aU fie felbft banoti toetg, metm fie n&mfid^ kmrht^ KeBenb Bkttt. SDoc^ tnettetfi^t Ue6te baS 9}?äbc^cn eigentlid^ ftd) felbft. @ie ttJünf^te bie SSerbinbung mit bem beliebten um it)retn)iaen ; biefe mx \l)x einziger SSunfd^, i^rc ©ee(e ging ganj auf in biefem SßSunfd^. ^üm ^bant für bie ü^rfMung mtkt fie oUed aufbieten, um bad Seben bed (Beliebten fo \^bn mdgltd^ ju geftolten; oOet» btng^; aber hoä), boc^ loünfc^te fie bie SJerbinbmtg um i^rer felbft lüillen. Sft bem fo, fo mirb fie xvoiji müht, fie ad)tet auf baS, toa& hinter i^r Hegt, bie lange Qüt — nun figt fie nic^t länger am ^enfter, fie brüdt aul^, bog ber 83ru^ etng^tieten ifi; bie £iebe aber bleibt — @o !am ei$ benn §tt einem 9vn^; toai^ aniä^ ber %nta% getoefen fei, ber eine hiad) baä 5Ser^äItni^, eö mx fd)rccflicf), ^afe, elüiger, un* oerfö^nlid^cr ^afe foÜte für fünftig feine ©eele füllen, „ic^ toiU bicfen äÄcnfc^en nie me^r fet)en, unfere SBege finb etoig gefc^ben, bed ^ffed gö^nenber tibgmnb ift snnfd^en und." Ost rftumt tDoffi, ein, fie feien auf bem SBeg gufammen, fo» fern baö fieben bod^ ein SSeg ift, in einem anbern ©inn aber auc^ nic^t; er üermcibet forgfam, bafe fein ^^^jab ben beä Sßerljafeten Ereuje; bic SBelt bietet it)m faft ju ttjenig Siaum für fie beibe; ift i^m eine Oual mit bem f&tu jagten in berfelben Seit %u atmen; ed f^nbert il^n faft, bafe eg nur ©ine ©toigfeit für fie beibe geben foH. 3)er ßiebcnbe aber bleibt. „3c^ bleibe", fagt er, „fo finb njir boc^ auf einem SBege miteinaiü)er." Sft e^ nic^t auc^ fo? SBcnn fion ftttgeln {tocA ia jeber oerfuc^n fann) fo jufammen« ftogen, bog bie eine gerabe bnn^ ben 6to^ bie anbcre in i^rem Sauf mit fic^ nimmt, finb fie bann nid^t auf einem Digitized by Google — 138 — aSege miteutanbev? S)a6 ba9 buvd^ ben 3»f<^inino^ bie Siebe bleibt D, koie toiffen m^t ^(!^ter nnb Kebner bte allgemeine iBerfinbetlid^« feit ju fd^ilbern, bie Wad^t ber ^txt über atleg, toaö in ber 3eit entftanb, ju jeigen, über bie größten, bte getoaltigften, bie tierrlic^ften SSerfc, über bie SBunbcrtoerfe ber 2Be(t, bie mit ber Qat ^u faft unlenntlic^ Ruinen toerben, ftbcr bie unftecbltci^ften Spanien, bie mit ber Qtxt m ber Stebel^aftig» feit ber ®age fic^ üerKeren! ilann nun aber ber Siebe, ttJÖ^renb fie bleibt, nid^t ettt)oS begegnen, infolge bcffen fie jmar bleibt, aber bod^ in ber Qtit fid^ M&nbert, nur ba| bad nid^t i^re @d^ulb, fonbem ein Seiben tti&re? ^e @ad^ Mre a(fo bte: bie Siebe bleibt, fein Umfianb üeränbcrt fie ober bringt fie baju, fid^ felbft aufzugeben, boc^ gct)t eine Umnjonbtung mit xijx t>or; fie iuirb ^tnfäÜig, o^ne bag tpir bod^ t)on i^r fagen bürften, fie faUe ba^in. SBir koollen einen Ibigenblid bon bem reben, toad bie Sente fo fet)r befd^öftigt, Don ber Siebe ju einem S^Sbci^en unb baüon, ba^ biefeg, mie bie ^icf)ter fo gerne bef einreiben, in ber 2)ämmerung allabenblid^ am genfter fi^t unb bcö (deliebten koartet, qc^, niä^renb bie ^tit fommt unb bie 3eit ge^. 9tun ift eS (ftngft Dorbei, benn ed gefd^^, fagt bec Vii^tt, „in löngft entfd^mnnbenen 3eiten". 2)a9 SVfftb^ Digitized by Google — 140 — mecite nic^t, mit bie tarn unb bie 3^^^ ging, lo&^tenb fte koattete — unb to&^eitb bod^ boi» ^ ber Qnt an % felBft fic^tbor nmtbc. »ir fagen fonft blofe, „bie 3eit get)e", o fic gel)t fo rafdj für bcn ©lüdlic^en, fo unbefdjrciblic^ langfam für ben betrübten. Dbcr toir fagen, „bie ^di Ummt'\ 0 fie !ommt fo langfam füt ben ^offenben, nuc aH^utafd^ für ben gfin^tenben. $ter ober fagt ber Sbidfim bortrefflid^: „bie 3eit fomntt itnb bte 3^t ge^t", bennermiO ba§ Minuten befc^reiben; unb für ben SBartenben ge^t fte nid)t bloB nnb fommt fie n{d)t blofe, fie fommt unb gc^t. Slud Xeilna^me für bad nxirtenbe Tlähdi^tn na^m e§ bie 3eit gleid^fam anf fic^ }u t^nn, toad eigentUti^ ber %xmio\t ^fitte t^un foQen. ffienn fo bie Q6t tarn, ha „Qpt** ^tte fommen foQen, tarn bie 3^^^ ®^ ^^^^^^ ^^m nicftt; unb fo ging bie 3eit lieber, biö bie ^c\t tarn, ba e§ an ber Qdt mar, bafe „@r" fommen foüte, er ber nic^t fam. Unb fo micgte bie 3eit mit i^rem llommeit nnb (^e|en bod toartenbe SD^abd^, M fte, in biefem $tn unb $er eingetoiegt, in ber Snoartnng 9iu!)e fanb. i8erwunberlid^ ! 9Won foEtc glauben , bie (5r* loartung muffe einen 3)^enfd)en am meiftcn md) erf)alten; boc^ ift bie (Snoartung, toenn man ftc^ i^r gon^ Ijingiebt, fo einfd^lafernb, unb bad ift nic^t fo oertounbertic^ 2)enn loenn btt bid^ f(|(ofen gelegt ^ft, unb man mürbe bann pVilfixd^, M^renb bu fd^Iiefeft, eine SGßafferfäuIe in ntä^tigem @tra^ emporfteigen (offen, fo ttjürbcft bu erfd)rerft auö beinern ©djlafe auffaljren. SÜBiflft bu bic^ aber an einem (Spring* brunnen 5ur 9lu^e nieberlegen: nie l)aft bu füger, nie fü^Ier, nie angenehmer gefci^Iafen Äld bei biefem einfc^Idfemben, pläU fd^entben, fpringenben SBafferl SCtfo bie 3^t lam unb bie 3eit ging; baS 3}?äbc^en fiel toa()r(id) üon i^rer Siebe nic^t ab, aber bod) fd)tt)anb fie ba^in — benn nid^t bie Qt'it fcf)tt)anb bal^in, nein, fie fam unb fie ging, aber bad ä^dbc^en fc^mattb Digitized by Google — 141 — ba^in. @t)rc biefer treuen @eele ! @ic Ijat ja qu^ bie @f)rc, bie gröfete meufc^tic^e (St)re: ba^ ein 2)ic^ter fie befungen ^at, itid)t n^ie eS ein ©elegen^eitöbid^ter um @e(b t^ut ober koetl . tHA äR6b(|ett tricilet^ Dome^mcc ^tiiuift toat, ober loetl fie ber ^Ul^tet trielleicl^t gefoimt ^fitte. fRan, i^ffen Kitmeii fennt man nid^t, nur it)rc fd^önc il^at, bie bcn ei^eit ^ie ed ber natörlic^n Siebe ge^t, bte ein fiinb ber Qntlitl^* feit ab^öngig Don ber 3ett(id|(eit ift; fftr feine Siebe ift bte (Stoigfeit bic rechte 3al)re§3cit. ©tirbt er, fo ift er gerobe am giel; ftirbt er, fo fteüt fic^ gerabe t)eraug, bafe er nic^t t)eigeblic^ n^artete; ac^, ali^ baS junge 3}?äbc^en ftarb, jagten tm gerabe: leiber geigte ed ficb, bag fie t>ergebli€^ ttKirtete. SBie fottte qu^ bie Siebe, bie bleibt, ^inföUig ttcrben? Sann benn Unfterblic^feit hinfällig toerben? 9Sk9 giebt aber einem SD^enjdjen Un]tcibücf)feit, luag anbere^ olö bie Siebe, bie bleibt? ^enn notürli^e Siebe öerbanft tt)r ^afein ber 3citlict)feit, ift baä fc^önfte, aber bod^ jartefte £inb ber geitlid^Ceit. Sßir begegnen ba^r l^ier einem tieferen Sßiber« fpru(^. 9n bem fD^&bc^en l^aftete fein SD^ofet, fte ttMir nnb blieb \[)ux Siebe treu, ^oä) öeränbertc fid) it)re Siebe mit ben Sohren etmaS. 2)aö liegt an biefer Siebe felbft. 2)er SBiberfpruc^ ift benn ber: bafe man mit bem reblic^ftcn SBillen, fic^ toidig p opfern, bod^ in tieferem @inn nic^ nnbebingt treu fein ober in bem bleiben fann, ttMii^ felbft Digitized by Google — 143 — nic^t etüig bleibt — unb bog tf)ut biefe Siebe nid^t. 2)a^ äJiäbdjen ^)at t)ie[Ieid)t felbft nidjt Deiftonben, toic bied ju* fantmen^g; aber biefer innere S£Biberf{>mcl^ in i^r towr ba^ SBe^ntfitige an t^m %oU. Sba^ fte ein D)>fer toirb, fyii nidf)t bie SBeit)c unb botjcr aiic^ nic^t bog ©egeifternbe unb (£rl)ebenbe beö ©tüigen, bagegen ^Qt eö bie äBe^mut ber 3eitlid)£eit unb begeiftert barum ben 2)tc^ter. ^ad jjunge äJi^äbd^en fc^ttninb ba^in. ©elbft menn „Sr" getommen inäre, alfo getommen el^e ber Xob fant, ed märe boc^ §u fpät getocfen. @ie Mtel&; «to bte geit ^tte i^ren SSunfcf) entfräftet, burdj ben fie lebte, U)dl)renb boc^ berfelbe äBunfd) fie öerjefirte. SßBcr hingegen im tiefften ©inne liebt nnb babei bleibt, er toixh nid^t t)infQnig; feine IBiebe 5ef)rt nt<^t SSenn ber, loelc^er tl^n mi^Derftanb, nyenn ber, tod^ fall gegen if)n Blieb, toenn ber, totlfyx t^n {)agte, fic^ 5urfl(f« ttjcnbet, er finbet i^n unüeranbcrt, unüeränbert mit berfclben ©et)nfud)t na^ bem ^tüigcn unb mit berjelben ftiüen ^e* ru^iguug in bem geitlid^cn. (Seine Siebe ift ctoig, bejie^t ftc^ auf bie (Stoigfeit, ru^t im d^toigen; barmn ertoartet er jeben Hugenbliä baiSfelbe, toad er etoig ertoartet, unb ba» §er o\)nt llnrut)e, bcnn in ber ©toigfeit giebt eS geit genug. ©od bie (Smartung ber Siebe einen 9)?cnfd)en ttjcfentlid) ^infäüig madjen, fo mug feine (^rttjartung in einem 3(6» ^ngigfeitdoert^Ctnid snr Q^xt ftet^n, fo baB bei ber 3^it bie (Sntf (Reibung fte^t, ob bie Chtoartnng erfüllt toirb ober ni(^t. toiti fogen, in bicfem ift bie ©rtoartung UjefentHd) eine jeittidje ©martung; eine fold^e ^egt ober bie Siebe, bie bleibt, nid)t. S)q6 eine (Srtoartung teef entließ nur seitlid^ ift, bringt Unru^ in fie. O^e Unruhe giebt t» eigentlich feine geit; fte ift für bad Zier m(|t ba, ba« gan5 o()nc Unru()e ift, unb bte fann bie 8«* ^^^^ ^n* geigen, toenn bie Uncut^e ftiUfte^t SQ3eun aber bie Un« Digitized by Google — 144 — rul)c, tüeld^c bcr b(of^ ^eitlidjen ©rtoartung eignet, fo jtüifd^cn erfüHuitg unb Dlic^terfüIIunp l)in* unb (}erfc^tT)ingt, bafe bie Öetoegung fid^ in ber ßeit befc^Ieunigt; toenn baS S)a^in* fc^ittben bei Qtit bie Unrul^e onftoc^U, ba ja bie (i^Qung itid^t etntteteit fann, loeim fte nic^t in ber fomnit — tpcnn bie« ber %aU ift, fo je^rt bie ©rtoartuttg. ©d^liefelic^ ge^t bann bie llnrut)e fc^einbar öorüber, leiber gerabe bann, trenn bie Slranll^eit einer $lu§äe^rung getoorben ift. Söa« übte ber in feiner 2iebe Bleibenbe erwartet, bad ift ein (SiDtged; ^er ift tooffi anc^ eine Unnil^, bie in ber 3^ jmifd^en (Srffidnng nnb SWd^terfüflung f)in* nnb t^erfc^tüingt, aber bieieö ümige giebt ber Unrul)e eine ®leicf)mä6igfcit unb ma^t fie bon ber Qtit unabhängig; auc^ ift bie (Erfüllung bed Srtoarteten nicbt mit bent Ablauf ber Q/tit unmöglich gemad^t — eben bamm ^el^rt bie (i^artung an biefent Siebenben md^t ffiel^e Xrcue in ber J^iebe, bie bleibt! @g ift burti^oug nic^t unfre 9D?einung, baö liebenbe 3J?äb(^en t)erab5ufc^en, atö kDäre ed bod^ eine ^rt Untreue üon it)r (at^ eine Un« treue — gegen einen Xrenlofen!), ba^ fie mit ben Solaren tion fträften fam nnb bQhinfd^n)anb, bag bie Serftnbemng, bie mit ben Sat)ren fommt, auc^ i^re ßicbe alterte. Unb bodi, büd) — e^3 ift eine fonberbare Sheujung innerer Söiber= fprüdje, allein ed !ann au^ bei bei ^öc^ften Xreue in biejer fiiebe nid^t anberd fein, atö bog fie faft nrie Untreue onB* fte^t, tt)ei( nömtic^ biefe Siebe ntc^t felbft bad (Etoige ift S)er SSiberfprud) Hegt nic^t im 9Wäbd^cn, fie Blieb fi(!§ treu; bcr Söiberfprud), unter bem ba« aj?äbci^en felbft litt, liegt barin, bafe biefe Siebe nic^t bog (Smige ift, unb alfo in ber Unmög« lic^feit etned etoig treuen geft^IteniS an bem, tOQ& an fic^ felbft nic^t bad (Endige ift SBeld^ Xrene bagegen ift in ber Siebe, UPeld^e gan^ unberfinbert, o^ne bie geringfte ^in« Digitized by Google — 145 — fälligfeit, in jebem ^lugenbücf biefelbe bleibt — and) bann, toann enblid^ beliebiger ßeit unb (Stunbe ber anbere öon feinem a9h6k)erftänbnid, feiner geinbfd^ft, feinem ^js miebet einlenkt mib biefem Siebenben fid^ pmenbet! 5Da| er, ber MeiK bod^ felbft nie ^infättig »irb, ift tooffi für i^n fctbft ein emiger ®en)tnn, ift aber pgteii^, unb fo betrachten mx €Si ^ier, unb jo betrachtet er eö felbft, bicjeS ©leiben ift aud^ eine %t)ai treuer Siebe gegen ben, ben er liebt fBkA to&xt an(^ f o trofUod, ja f o faft ^nm S3ei|tt^fetn, att toenn im gegebenen 9Cugenb(id^ ba ber Sieblofe Don feinem 2)?i^t)erftänbnig auö toieber SSerftänbni^, öon ber ©leitf)- gültigfeit au§ toieber greunbfd^aft, öon bem ^afe au§ bie 5Uidfö^uung 5U gettiinnen fud^te — toaS loäre fo troftlog, als tDcnn ber Siebenbe bann l^infättig geworben n^are, fo bog hau neue SerftftnbniiR ober bte nene 3fremtbf<|cift ober bie 9(ttdf5hnung bte Siebe nic^ niirffid^ emenern, i^r nid^ nKeber bie feiige greube ber ©toigfeit geben fönnte! Unb boc^, wer fönnte baö S3efte tl)un, um ben Slugenblid ber SBergebung . unb ben Übergang ^um friebli^en ^u^gleic^ rec^t natürlid^, red^t leicht ma^, tott anberd ber Siebenbe^ ber na^ ber obigen fEnilfft^mng burd^ fein {Jefibleibett bod IBergangene bcftänbig »eggcfc^afft fyxt; benn fo ift ja ber fluSglet^ feiner* feitö ftet^ im Oieinen, aU l)ätte e§ nie eine ©torung gegeben. $aben beibe Steile eine 3?orfteUung oon bcm ^Vergangenen ober Don ber langen 2)aucr ber (Sntfrcmbung, fo ocrantaftt bie IBergebnng oft einen fc^ierigen gufammenftoft unb bai^ Skr^Attnid fommt DteHetd^ bod^ nie toieber gan^ ind olte ®eleife; ber Siebenbc aber tt)cifi nid^t^ üom ^Vergangenen, ba^er tt)ut er noc^ biefc^ Segte in feiner Siebe, er nimmt ben @tog fo ^in, bag ed gar feinen 3^1 ^^^^{^6 d^^^n i^^'* Uväjfixx tarn ber Übergang in ber ^Vergebung nic^t gemacht loesben. ffiie oft gef^^ t», hai ein Vndglleicl a^4er gatt x\i, fo mufe gegen bic Siebe cttoa« t)om iBergongc* ncn lüieber aufgefrifc^t loorben fein; benn an ber Siebe fann man fid^ bod^ unmöglich ftofeen, ba fte ja tt)eid)er al« bai^ SBet#e SBaf)r(i(i^ ein ^ac^en, ber in i^eroöffec ü6ec bnt toeul^ @4iiib6pbcit fanft bo^is gleitet, bie Sinfen inm bringen imb fi^ itm i^n fd^liegen, er fann nidjt fo ficf)er t)or bem ^Inftoßen fein ai^ ber, n)elcf)er mit ber Siebe, bie bleibt, lieber ^ucüdfe^rt unb einen %u&' glei^ fuc^t! @o ber Sicbenbe, Söai bad Raufte )Hm allein» ber fttgenlUtcE ber SBtebeKberesnigttng, md^ etn frud^Iiofer 9tx* fn^, ein ijergebltc^er ®ang tperbc, »eil er fetter in^ftifdicn ein anberer genjorben n)äre, baö öerl)inbert ber Siebenbe; benn er bleibt unb njirb nie ^infdüig. Unb bafe ficf) ber Über*» gang bei ber SBergebung fo leicht boH^ietit, aU l)ätte man fid^ erft ^ot. etner @tiiiibe Qe(e^; ba& boi^ on ber 800110 i^rjtgfett ben Vxmm itnb bett (Hcnbeti xt^ ait^itmimlent imb p (egetftem, tm^^xlx^, ^&tte er bann ntd^t e6en[o t>xd getrau tpie einer, ber bem Wrmen ctticfie ©elbftüde t)intDtrft ober bem ^etd)en milbe (^abtn aud feinem Beutel ))rebigt! SBic tt)oIIen benn Bettod^ten: S)ie Satml^ersigleit, eine X^at ber Siebe, felbffc toenn fie ni^td geben l^at nnb ntd^tS ^^^i^ öermag. SBir tüollen eg nacf) att unfrem SSermögen mÖgticf)ft ein* im6)Unt>, mdglid^ft üerlodenb machen unb t& bem ^rmen fo na^ ate m0glid^ and $ei^ (egen, toon feiner S(nnut ttoc^ me^r otö jene SBtüoe, bie boci^ gegettfiBet aQen ndd^R am metften gab. Sa, ber Seit mul e9 ftetUc^ ato bte fototfie SHec^nuiigdatt t^orfommeit, toonaci^ (Sin Pfennig fo bebeutenb, bie bebeutenbfte ®Qbe merbcn fann. Xie 2öe(t unb bie 3}älbtt)ätigfeit ber SBelt miH fo gerne mit grofeen Summen t()un ()aben, bie (Staunen erregen; unb (Sin Pfennig fe|t freiließ nic^t in Staunen — fo ttentg ato bie Satm^er^igteit ben glän^enben Xngenben get)ört. Snt Sickte ber (Smigfeit bagegen ift biefe Hrt öon Üiec^nen bie einzig toat)re, bie mir nur üon ber (Siuigfeit lernen fönnen unb burc^ ^er^ic^t auf aUe meülic^e unb ^eitlic^e (Sinned« töufd^ung. ^^n bie CSnrigfeit ^at bad fd^örffte ^uge unb bad Hnf^ Serftdnbnid fftc bie 8arm]^ei;5igfeit, aber gar fein Sßerfifinbni« ffir baS i&tih, tok bte @tpig!ett au(^ nie tn ®etb* üerlegen^cit ift unb oud) luörtlic^ Oerftanben baS @elb nid}t 5um geringften braud}cn fann. So, man möd)te bartiber la^en unb meinen! koäre unleugbar ein trefflicher ^in* faU snm Sad^ toenn man fic^ bie (gn»igfeit in ^elboerlegen« bdd^te: mir moQen aber fofort barflber koeinen, bafi bte 3citKc^feit fo gan^i bie (Snjigfctt Dergeffcn l)at unb öcrgeffen t)at, bafe t)or ber ©migfeit baö ®e(b meniger qU nid)t§ ift! 'äd), mancher meint, ba§ ©»ige fei eine (Sinbilbung, ®etb ba^ SBirfHcl^e: unb (^elb ift gerabe im @inn ber @mig!eit unb bet SBal^r^it eine (Sinbilbung! ^nfe bir bte (totgfett tote bn magft; gteb nur fo tnel )u, ba| bu bod^ Diel g^tlidbei», U)a^^ bu batjon in ber ßeittic^fcit fo^ft, in ber ©migfeit micber finben möd^teft, bag bu bie )8äume, Blumen unb Sterne Digitized by Goügl — 158 — loiebfr fc^en, beit SSogelfang unb ber ®äd^c Sitcfeln loleber ^ören tnöd^teft: föntite bir aber einfallen, bafe eö in ber (Sn)igfeit ®elb geben [otite? 9^ein, fonft ttjäre ja baö ^immel* letc^ mieber einem Sanb Ü^IenbS getoorben; unb ba^c tum btr \M tmmdgl^ etnfaHeti, ebenfo toentg aS& hm, ber bad Mb fftr \M flKiEul^ achtet, tti beit @tmi fornnicit faitn, eS gebe eine ©mgfeit. SSon ni^tö unter allem, ba§ bu geje^en ^aft, fannft bu fo fidler fein, bafe e^ nie in ben ^immel fommen toirb, toie öon bcm ®elbe. Unb bagegcn giebt eS nichts, bem ber |)tmmet fo getoig ift kote ber HBctcm« l^tgfett @o fie^t bn a(fo, ba| Sacm^igfett mtb Selb lebiglic{) nid^tö initehiaitber gemein ^fien. ®oc^ ®elb, ®erb, ©elb! m& jener frembe prft bem mächtigen ?ftom ben ^Würfen fet)rte, foll er aufgerufen ^aben: ^^ier liegt eine ©tobt, bie um ®elb feil ift unb nur ouf dnett Mttfer loartet''; o, tm oft ift mim mänt i^n Derfuc^t getoefen, Uefem ganzen Skifetn mt|inttttg-bett 8ttvd ^Ib ba6ei t)erbient (benn barauf fommt eö nic^t an, bafe eö tuafir ift, fonbcrn auf ben ®etb* öerbienft), ba^ ift (Srnft. ©etb, (5)elb, ba§ ift ber (Srnft. @o toerben ruir erlogen, t)on unferer frül}eften ^inb()eit an 5tt bem gottlofen SD^ammondbienft abgeri^tet. Sc^ koitt ein Setfpiel anfül^ren, baiS erfte befte unter ben taufenben unb obertanfenben — benn eht SBoot, boÄ fid^ burd^ eine |)ering«* f^ar burd^iarbeitet, Ijat nid)t me^r ^^eringe Dor ficf) al^ toxt gäHc in ber 2BirfIid)feit a«fäät)Ien lönnten, bie unö bie ^rgie^UTtg jum 9Jiammongbicnft jeigcn. S)enle bir ein ^^au^, toa t>om t$amUienl^au))t bie SSi^eifung erging, ^ follen aQe am nä^ften Xag Q>a» ift alfo ein (Sonntag) gemeinfam jur 5tird)c ^etjen. SSaö gefci^iet)t aber? ©onntag morgend, toenn c§ on ber ^qH ift, finbet ftdi'ö, baß bie Xüdjtcr mit i^rem Slnjug nidjt fertig finb. 2öa§ fagt bann ber 33atcr, bct — emft^afte üBater, ber, bem ed fein (Smft ift, feine ^inber aum SRammoniSbienfi lu er^iel^? 3a, er fagt natürlich nif^td ober fo gut mie ntd)tg, benn eS ift ^ter fem fMa% pr @rma()nung ober 5U einem 5^ermeig; er fagt tt)ot)I: „trenn fie nic^t fertig finb, {0 mögen fie bableiben, liegt nic^td Digitized by Google — 155 — bran". ^cnfe bir ober, bctifc btr ba« ©(^rcdfltd^c, bic Xöd^tcr Ratten tn^ Xf)eQtcr fotlen unb fie toören nic^t 5ur ^dt fertig gctoorben — benfc bir, toie bann biefer ernftt)afte ^ßater aufnehmen ttnth, unb toavum {o? äBeil ba bad mele ^e(b mtoten ift — koogegen matt ja mit ber üBerfdumtitö bec fttni^e am @onntag nod^ bad jMr(^o))fer erffratte. 3e(t aber ttjerben bieXöc^ter einen ftrengen — emfttic^en, üätcrlic^en SScr- njeiS erf)a(ten; nun ift'ö ein 5i>er6recf)en, eine grofte ©ünbe, bo^ fic nic^t fertig njurben — unb barum barf biefer ernft^afte ^ßattx, bem bie ii^ie^ng feiner ^ber ein d^ft ift, fo ettoad otti» Stftdfld^t fftt ein onbeteSmal ntd^t ungeftraft f^n* ge^en (offen, ^öenn boft e« eine llnget)örigfeit Don feiten ber Xö^ter ift, bo^ ift baö minbefte bran — fonft xoäxt ja am ©onntag bie (£d)ulb ebenfo grofe, nein, baö (Srnft* ^afte babet ift, ba| baS (^clb t)erIoren ift. l^r^ugeben; o^ne Oarm^rjigfeit Digitized by Google — 156 — M 0elb emeit iBtm ^ktin^. €te^, bo9 fonn €tit ^Ümofenpflcger aud) fngen, unb er luürbe burc^ feinen ®ptu^ ebenfo gut unfterblicf] ttjerbcn toie jener Äaifer — unb ®elb* menfc^. S)ie öarm^eriiigfcit i^at ben ftarfften Söo{)l9erud^. 3ft ba» (8ekt bad jD|>fec ber £t)>fen intb iSott gefftatg, fo tfi bte Oorm^tgldt te^t eigentttd^ eht 0))fer bei» ^erjeitd unb ift, ttJte bte ©c^rift fogt, ein füfecr ®erud) für ®olt. D, t)ergi6 eö bod) nie, n)enn bu an ©oft benfft, baß er für bad @elb nic^t bad geringfte ^erftänbnid ^ot SJ^etn Bieber, toenn bu ein diebner Ip&rft, für load ivolltefi btt bic6 entfd^beit: tooOteft bu %u ben fl^d^ toon ber fibnno ber SDHtbt^ötigfeit teben ober Heber ben «tmen Don ber Übung ber ^arml)cr5igfeit? 3c^ rvtx% ftjot)!, \^ lieber njill, ober richtiger ic^ ^obe ja fd)on gemäljlt — fofern id) blog Sf^ebner bin« O, ed ift ttm& fo unbefd^reiblit^ iBerfdbnenbcd bann, ^n bem Xrmen bon bet Übung ber Oatm^igfett gn Teben I Unb tine not bai$ t^ut, ttiemt ntd^ tt^egen be§ Firmen, fo um beinettoillen, baüon fannft bu bic^ (eic^t überrennen, ^enn mad)e nur ben 5?erfud), bu ttiirft fc^n, bic i^orfletlung hjirb fid) immer njieber für bid^ um» fehlen, ote ob bie ^rebigt an bte Stmen öbec bte UBarm^ei^ig« le^ nid|ti^ nn|en ttnnte, ba fle ja ntd^ts ju geben l^ben, unb nton bomm §n ben 8letc3^ bon ber 8QrmI)er§igfeit gegen bic ^rrmen rebcn müffe. So ift ber %xnK ratlos in feiner 5lrmut, unb bann mieberum in ben 5(ugen ber SBelt aufeer ftanbe, ^arm()erstgfeit ju üben, alfo ge^eic^net unb ^tngefteUt old ein bebauemdioertet (i^egenftanb bed (SrbarmeniK, ber ^öc^ftenS fic^ ftüdm unb banfen fann — tonm ber Ketd^ fo gut ift, 33arml)er5igfeit ju üben. Sarm^er^igcr @ott — toeldje llnbarmtier.vgfeit! ©0 n)enbet fic^ benn bie $Rebe an bid^, bu 5lrmcr unb üUnber! D, fei barmt^ecatg! 8enxi^re bied in beinern 4 Digiiizeti by Google — 157 — SSufen, bog tro^ ^Trmut unb (Slcnb bod^ Xetlnal^mc für anberer (SIenb [)at, bieö §erg, baS öor ®ott in greimütigfett »eife, bafe man barm^erjig fein, ja bafe man fogar im ^öd^ften &xüht, in audgegetc^netem unb tyoi^ügltc^em ©inne fein fann, tomn man ni^d )tt ge^en l^t. „O, fei bann» t)cr§tg!" om reichen unb armen 3}^ann ber gaü. 3Sebcr be§ Sa^oruS ©lenb, no^ be^ reirf)en 9J?anne^ Up|)igteit ift toeitcr augge* malt unb gefc^ilbert; gleic^nio^I ift ein 3ug beigefügt, bec unfie ÜBeac^ng Mbient & ^ei|t, i6a^xM log an bcft nttc|en Zt^üu tioQec Sd^loftfen, bie $unbe oBec fonen nnb (edten feine &t/to&rm. SBad foK bomit an bent reic^n SD?ann bargeftellt tüerben? ^ie Unbarmtier^igfeit ober genauer bie unmen)c^lic^e Unbarm^eciigfeit Qux ^eCeud^tung ber Unbarml^er^tgfeit fann man i^r einen Barm^r^igen Mtn^dßa an bie ©ctte fieHen, toxt tnir in ber (Srs&^Inng ))om barm* ^er^igenf^moriter aligikgenftikf benSeinten unb ben ^riefter* ^aben. ^er reiche 2J?ann aber tuar unmenfc^Iid), borum nimmt baö ©oongclium bie .'puiibe 5U .t^itie. 2öc(c^er (SJegen* fo^l SBic kpoüen nun md)t übertreiben unb fagen, ein $4Utb ibme barm^ig fein; gegenüber bem reic|ien äRomt ober Digiiizeti by Google I — 159 — fie^t hoä) fü auö, aU njören bie ^unbe 6armJ)eräig. Unb ha^ ift bog (Smpörenbe, bafe für ben 5Ö?enfci^n, ber bie 39arm# l^crjigfcit aufgegeben ^uttc, §unbe eintreten mußten, um barui^ ^tg p fctiL — '%>od^ ed liegt in btefev S^ebenetnanbct» ftdbtng M «eichen SRatmeil itnb bec fyvaSbt itoc| etiiiQd. S)cr rcid^e 9J?oim ^tte fretUc^ in feiner '^ad^t, etttwd für iia^aru^ ju t[)un, bie 4>unbe öermodjten nid^tö ju t^un, unb bod^ ift t&, mäim bie ^unbe barm^erjig. @ie^, baDmt reben toix eben in biefer (Srn)ägutiQ, (ES Dexfte^t ft^ iiatürtifl^ Mt \dt^ btft ber Sorm^ige mc|r oU genie eüMd t^ut, toemi et ettoai^ foait. ^rauf ober toollcn tuir bie ?Iufmcrffamfeit nicljt lenfen, fonbern borauf, baB man barmtjer^ig fein fann, aud) ttjenn man nid)t bog SJ^inbcfte §u t^un öermag. Unb baiJ ift größerer SStc^igfeil« ba bod^ baim^a^ fein !dntteii eine nicl gTdgere QolUoiiiiienl^cii tft ott bie Sfi^tt etlMd au ®efc^t, toar nid^t ein SJ^enfc^, ber tmn Serid^o na^ Serufatem reifte, fonbern e§ tparen it)rer gnjei, unb fie tourben beibe uon Räubern überfallen, ^alb totgefc^lagen, unb ei^ tarn letn Keifenbet imbei — gefegt nun^ bec eine Don i^nen traute ni^ toetieicd ^ flö^nen wob p jamnient, M^renb ber anbete feine eigenen ^mer^en, um fanft nnb frcunblid) bem anbcrn ^ugufpredien , Uergafe unb übcrroanb, ober unter ben gröjjten ©dimer^en fic^ ^u einem ficincn SBaffer i)'m\6)U^}^U, bem ©enoffen einen 2abetcun! 5U uer« fc^ffen; ober ongenommen, bie beiben nxivcn ber ^t^rad^ beraubt^ ber eine aber fenf|te in feinem ftiflen (Bebet gn (iett auä) für ben anbem: nwr er bann nid^t 6aermagfi: tergig ntd^t barmtier^ig jn fein! ©ei barm^er^ig; biefer Xroft, ba§ bu eS fein fannft, öoüenbS ber Xroft, bafe bu eS bift, ift ttjeit größer, aU menn ic^ bir bafür bürgen fönnte, bag ber ilJ^äc^tigfte bir 3arm« l^igfeit ernieifen tpeAt. @ei bamt^ig gegen nnd fi^eret S)etn ttmmerltc^ Sdfen ^ nrie ein gefft^Ud^ ttctf ciftttb, WMtm tef BMc IL 11 Digiiizea by Google — 162 — (Sintoanb gegen bie uorfeJ)enbe ^iebe, bu tjaft eS bo^er in betner 9)?acf)t, unö onbcre ängften; fo fei barmt)er5igl älHil)r(ic^, n)ie öicl Öarml)crjigfeit loirb ni^t bem äÄäc^tigen unb (^((tdltd^n M)n foUl^ einem UngUidli^n ertotefenl SBoi» ift tDo^l batmfierstgec, biirti^ fettte SKoi|t ber iRot etnei» atibent abju^ctfcn, ober in ©title unb ©cbutb leiben unb barm^eräig barüber tuadjen, baß man ^reube unb ®Iücf ber anbem nic^t ftöre? SScr liebt am meiften: ber ©lüdlic^e; bec an onberet Reiben teilnimmt, ober ber Unglücflid^e, ber für anbetet ^eube unb too!fyct ^ieilno^me ^? ,,^ie ^auptfad^e ift aber bo^, ba^ ber 92ot auf jebe SSeife a6gel)o(fen unb rtomöglic^ aüe^ getljan njerbe, um aller ^ot ab^u^elfen." ©o fagt in aller ^utmutigfeit ber irbifd^e ©inn unb Eann nun einmal nic^t anberd. ^ie (^igteit bagegen fagt: ed giebt nur ein e <9efa^, bie, bojs ntd^t Sotml^rjigleit geübt ttnvb; fe(bft koenn alkt fftot abgel)olfen teürbe, mügte bied ja nid^t nottoenbig bur^ SÖarmljcr^igfeit gefdje^en fein, unb bann tüäre baö Slenb, baß teine ^arml)er5ig£eit geübt tourbe, ein gri)^eted i^enb aU alle jeitltcfie 9^ot. S)te ©ac^e ift bte, ba^ bie S^t bie (StoigCett nt^ tief fte^t. S)em irbifd}en @tnn ift unb bfetbt bie ^flnt eben eine irbifdje unb infofcrn gejdjäftlidjc Sadje, sugleid} ift i^m bie mtlbe (^abe eine finnlid)e ©röfee, beren SSert barin beftel)t, ba§ fie ber dlot abhelfen fann. „S)er ^rme, ber (Slenbe flennte ja ftetben — alfo ift bad bad SBid^tigfte, ba^ ^Ufe gebraut metbe." S^etn, fagt bie (Emigfett, bod Steifte ift, bafe S3armt)eräigfeit geübt toerbe, ober baft bie ^ilfe eine %i^t ber ^ürnü)eräigfeit fei. „©djaffet ©elb, fd3affet ©pitiiler, ba* ift ba^ SSic^tigfte!" dMn, fagt bie (äroigfeit, baö SSidjtigftc ift bie 33arm^er3igfeit. SDa^ ein 9Jienfc^ ftirbt, ift im ^iä^t ber (i^igfeit fein Unglüc!, koo^l abet bad, baft leine IBotm« Digitized by Google — 163 — ()er5igfeit geübt luurbe. SD^erftrürbigerlreife ftet)t unter jenem QJcmälbe, ba§ auf bei einen ^eite ein ^Biüd, auf ber anbcm ein Sotfenboot barfteUt, anä^ nod^ bad SSSort ^rmut — unb geuKiItfamer Xob; ISo^tftanb — nnb mt&dUf^ %oh, atfo ^ob auf Beibett leiten. Uttb bie (Stoigfeit ^filt Vit« erfd)ütterlid) feft, büfe bie ^armt)cr5igfeit baö SBid)tigfte ift. ^ein S)enfer fann an feinen ©ebanfen fo t)artnädig feftt)alten toie bie ©migfeit an bem irrigen; fein Genfer bleibt fo rufjig nnb gefaxt tm bie (Sioigfeit, toenn ber Ilugen6li<{ bt&ngt unb tteiBt itnb immer toieber atö bod ffiid)tigfte einfd^ärfen toiü, bafs eben ^ilfe gefd)afft tocrben müffe. Unb fein Genfer iueiö fo fieser ttJte bie ©migfeit, bafe bie 5Kenfcf)en enblic^ beigeben unb feinen ÖJebanfcn benfen muffen; benn biefe fagt einfad^: koarte nur, nnir fprec^en uni^ in ber (&m%tät, unb ha reben toir einzig unb allein tion ber Sarm^igleit nnb einzig unb oOetn tmn bem Unterfcfjieb, ob barmt)er5ig ober unbarmt)er§ig. bafe id) baö ®efid)t barftellen fönnte, bag bie (Stüicifeit machen irtirb, njenn ber fficidjz auf bie grage, ob er barmtjeräig geiüefen jei, antn)ortet: id) t)abe l)unbert* taufenb ^^ler an bie Slrmen gegeben! S)enn bie (Swigfeit nnrb oertounbert anf i^n Bliclen knie einer, ber bie Sorte etneiS onbem nic^t faffen fann; unb bann toirb fle i^m bie grage n^ieber toorljaüen: bift bu barnitjer^ig geirefen ? ^enfc bir, ein SD^ann ttioÜte mit einem 33erg ober bem äöinbe über feine ^(ngelegen^eitcn f^jrec^en: e§ U)irb ber ©migfeit ge^n loie bem ÜBerge nnb bem )Binbe, fie loirb ebenfo koenig ber» ftef)en, toaS ber Keid^e bon feinen i^unberttaufenben, ber äJMdjtige üon bem rebet, maS er afleö gctt)an ^abc. 3ft e!§ ©armljer^igfeit , ben Hrmen §unberttaufenbc ju geben? 9iein. Sft eö ^Barm^er^igfeit, ben Firmen einen Pfennig ^n geben? S^ein. S)ie ÜBarm^er^igfeit liegt barin: töie gegeben koirb. So mad^en aber bie ^unberttanfenbc Ii* Digitized by Google — 164 — iinb bcr ^fenni(^ feinen Unterfdjieb, b. ^. id) fann btc SBann* Ijerjigfcit ebenfo gut im einen ttie im anbern fe^en, b. ^ bte IBatm^^igfeit faim in btefem ebenfo offenbor fein, toxt in |enen. Ser^tt ft(| abet bte Sad^ auf biefe Seife, fo lonn td^ bte Oatrm^ierjigteit eigentlid^ am Beftcn in bem Pfennig fe()en; benn äufäUigeriueife Ijaben bie §unberttaufenbe eine gemiffe öebeutung, bie (ei^t bie finnlic^e ^ufmerffamfcit ouf fi(^ 5ie^t unb mid^ l)inbert, bie ^arm^et^igfeit fel^ 3ft ed ÜBarmj^et^igfett, aUed für bie (glenben jn t^un, »emt man alled für fie t^un !ann? iRein. 3ft ed Satm^er^igfett, ein D^ic^t« für bie ©lenben t^un, »enn mon fo gut toie nichts für fie tl)un fann? 9^ein. 2)ie 93arm()eräigfeit liegt barin: toic bie§ 5(IIeö unb biefeg 9f?i^tö get^an toirb. 5)antt !ann td^ ja aber bie ^arml^er^igleit in biefem ^Uem unb in biefem Stid^tö gleid^ gnt feigen, nnb bann fann id^ fte etgenilic^ am Befien in biefem fflxd^t^ fe^en, benn bai^ „^tSeS" ift eine glänjenbe SuBerlic^feit, bie jufälligerttjeife eine geroiffe 33e* beutung ^at, tuelc^e auf ba^ ©innlid)e in mir ftarf einwirft, bie ^ufmer!fam!eit leidet auf fic^ ^ie^t unb mic^ Derl^inbert, bie IBarm^igfeit p fe^. Ski inid^ bad toieber nnb nrieber Belend^n. SBenn b« bie iöetoegungen, bie Äreife beobachten möd^teft, bie ein (Stein bilbet, ben bu inö SSaffer njirfft: toürbeft bu bann in jenes ferne Saub reifen, too ein mächtiger äBafferfaU fi^ braufenb in bte Xiefe ftürjt, unb bort ben ©tein hinein« merfen, ober »ürbeft bu i^n in bad anfgeregte SReer n>erfen? SRein, bad ttiiirbeft bn nid^ t^nn. ^enn ber @tein lofirbe jnjar bie 33en)egungen unb Greife l^ier tüie überall machen, aber bu fönnteft fie nid)t rerf)t feljen. lüürbeft alfo im ©egenteil ein fteineS, ftiHeiS äBaffer fuc^en (je Keiner, je beffer), ben @tein ^neintt»erfen nnb nun burd^ nid^td geftdct» bod nid^ 3ttr @ad^e ge^rte, bie gan§e SEnfmerffamfett auf Digitized by Google — 165 — Wc ©eoBot^tung btcfcr SSetoeguttgen tt3 ber (SIenbe Teiftet. Sft aber aud) beutlicf), ba^ ÜBarmlier^igfeit ba ift, fo tpirft bu bid^ bod^ (eic^t über« jeugen, ba{) bn nnv um fo fc^loieriger bei ber Sacm^jig* feit tiedveUen lonnft, je grdger, ftaunenerregenber bie (SkiBe, je tounbcrbarcr bic ^ilfc ift. & ttnrb t)on bem SIpoftel ^etru^ crääljlt: 5tl§ er einen XageS I)inau{ gum Tempel ging, traf er einen Äk^men, ber i^n um ein HImofen bat. ^^etmd abet fagte $tt i^m: »®ilbec unb (Stoib l^be ic| nic^t, Digiiizea by Google — 166 — lOQd aber ^Be, bad gebe vä^ bir: im Shmeit 9efu (S^riftt km 9lo8oret, ftel)e auf wnb ge^e! Unb er griff bei ber XQd)Un ipanb unb \)ob i()n auf. ^dMialb aber tüurbcn feine 83eine unb St'nödjel ftarf, unb er fprang auf, ftanb unb ging uml^er". Sßer bücfte be^meifeln, baß bie^ eine %l)at ber Sarm^i^tglett tiwr, itnb bocl^ ed ift eben ein SSBunbec S)ad XSttnbet obet jte^t fofort bie Hnfmerffamfeit auf unb baburd^ tetttoeife öon ber SBorm^rjigfeit ah, bie nie bentU^ lüirb, at§ trenn fie gar nichts tt)un fann; benn erft bann ift gar fein ^inbcrnid im Begc, ganj^ beftimmt unb genau §tt fe^en, tt^ai^ ^arm^rjigfeit ift. IDie (Smigfeit tierfte^ fi(| allein auf bie Satm^jigfeit; toiüft btt bi(^ btt^ ouf bie öotmljeräigfeit berfte^cn lernen, fo mufet bu cv^ t)on ber (Smigfeit lernen. SßiÜft bu bic^ aber ouf baö ©lüige üerfte^en, fo mufe eö ftiüe um bii^ fein, beinc ganje 5(ufmerffamfeit auf bie Snnerüd^feit gefammelt fein, %c^, bie ^unbetttaufenbe enegen Huf feigen, fte fdnnen »enigfien« fo lei^t |[uffe^en enegen; bn toirft tote «lectDtctt im ^opf bei bem Gebauten, ob mm mt/i ebenfoleid^t ^unbett« taufenbe geben fönne, al^ uier Pfennig; bein ©inn tciib jerftreut, erfc^eint bir ein t)errlic^eö Sog, nac^ einem fold)en ERaftftab ®ute§ t^un gu fönnen. 2>ann ift ja aber ber etoigc O^ebonfe gefiört: bag M ^talxtS^ bad feiige, bad feligfte £od fei, Sorm^eraigfeit gu dben. Ünb nun nnb SMrbei 2)iefe ftören U)ieberum fo (eictjt ben ©inn, ba§ Äufecrlit^e mufe bic§ ftu^ig mac{)en. ^ann aber barfft bu fieser fein, baft eg nid)t bie SBarml^ergigfeit ift, bu fie^ft; benn bie mad^t ni(^ ftu|ig. )S3ad ift benn an t^r ä^etfmflrbiged, toenn felbft bei ®lenbefte (unb ex gecabe am beftenl) Qarml^igfeit üben lann? D, toenn bu in SBa^r^t bie )8orm!)erjigfeit fie^ft, fo totdt fie fein (Srftaunen, nein, fie betnegt bid), fie mad)t atö Snnerlic^leit ben innerlic^ften ®inbru(£ auf bid^. äBann Digitized by Google — 167 — ober ift bte 3nn€tnii|fett ittn[)er!ettn6atet aU tottm für bie fiugeren @tnne gar md^i^ geboten tmrb, ober toetin \M Viufeere burd^ feine S^iebrigfeit unb ^hinieligfeit ben ftnn* lid^en '3)ltn\6^tn e^er jurüdjtöBt unb Ijinbert, bie Snner- Tidifeit ju fef)en? SJft bieg aber bei SBamt^erjigfeit bcc goU, fo ^ben toit jene SSarml^igfett, toon ber toir ^ier reben loottten, fie, bie eine ber Siebe ift, felbfi toerni fie nichts 5U geben ^)at unb nichts ^u t^un t}ermQg. Digitized by Google Der om anbem @teg teben l^ftri @oII ndmtid^ bie Kebe botMm ober oom (£tanbt)altcn nad^ bem ©ieg ettoaö nu^en, fo iommt er um bad, auf toa« natürlich ber meltlic^e @inn om meiften SBert legt, um hoA, bem^ulieb man alle 8e» fc^rli^ietten bcS ftam)»fd( andge^ten ^t: bann ttnrb ber 9{enfd^ beffen tierlnfttg, bag er auf feinen ®ieg ftotj fein fönnte, eö mirb i^m ni(f)t ein 5(ugenblicf Qtxt ba^u öergönnt. Sm ©egenteil, foba(b er gefiegt ijat itnb er nun ^tuftalt ^um Xriump^ mac^n toiU, im felben ^ugenblicf fü^rt ber fromme @inn i^n in einen neuen @lrett, in ben aUerfd^nnertgften, n»ei( er in i^m, rein innerß^, mit ftdl felbft nnb mit 0ott ftrettct. gäHt er in biefem ©trett, fo fäfft er tordl eigene ^anb; bcun leiblid) unb äuBerlid) genommen fann id^ oon ber $)anb eincä anbem fallen, geifttid) oerftanben fann mid^ aber nur (Seiner töten, ndmli^ ic^ felbft; geiftlic^ ixrftanben Digiiizeti by Google — 171 — fann feinen Tloxb geben (irer fönnte benn einen unfterb^ liefen ®eift morbenr), fonbern nur einen ©elbftmorb. Unb {legt ber 3J?en{(^ üt biefem onbem Streit, fo bebeutet bad gerabe, bo| er tm beut etfien Siege feine (S|yce benn fiegen l)eigt f)ier ®ott bte (S^ geben. Sm etftcn &mt tüirb qegcrt bic SEBelt um ben ©ieg gefäm|)ft, ber getronnen tpirb; im anbern mit ©Ott um jenen ©ieg. Unb nur bann befte^t ein SKenJc^, nac^bem er alleä übern^unben ^Qt, tuenn er fofort im iLngenbltd bo» ©tegcd ben @teg an iS^ott ob« tritt ffift^nb bei» Streü« Mr eS fiete l ffem m ften ber SBibei^ ftanb, i^m gum ©teilen öcrl^alf; fyit er ober ®ott bte (5{)re be^ ©iege^ gegeben, fo ift ®ott ber Seiftanb, mit beffen ^ilfe er fielen bleibt. S)a6 e8 auc§ ©ottcs öeiftanb loar, buxd^ ben er ftegte (obgletd^ im äußeren boc^ anc^ ol^ne «otted a3etftttnb gefiegt »erben fann), bod ift MffL nt5glk|; iMM eetfknb totrb aber erß bann r«^ bentliti^, menn ber ÜJ?enfd) gefiegt ^at. D, me(^e %l)ox\)ät in ben 5(ugcn ber SBelt: bag man @otte^ 8ei)tanb bann am meiften brauch, tuenn man gefiegt ^at. 60(4 einen boM^eUen Streit i^r bo)ifeUen Steg moUen nnr nsn ii%r ju« tiegenfianb nnfrer (ErtDogung mad^ Mnn loir ^nbeln: ^on bem @ieg berfb^nlic^er Siebe, in toetd^em fie ben ftbertonnbeiten geminni S)ie Sorondfetnng ift olfo, bn ed fi4 um einen Über» nmnbenen ^bett, ein erfier Steg, ber gemmtnen »nrbe. Söorin bcftet)t biefer? 3n ber Überminbung beö S3ö]cn burc^ ba^^ ©Ute. 2)«: ©treit fann (angmierig unb befd)tt)erlirf} ge* nug gemefen fein; benn foü ber ßiebenbe bag ®öjc mit bc» (^uten fibemnnben« fo ift bad ja nid^ anf einmal ober mtk einem Schlag abgonad^, im Oegenteil n^b ber ftan4»f Digiiizeci by Google — 172 — oft immer anftrengenber unb (roenn man fo tutÜ) gefät)rlid)cr — foll^ man näm(icf) üerftef)cit tuitl, IpqS ba§ ®e{ä^rlic^e ift. Sc mcl^r bei Äicbenbe bem iiicblojen an ©utern emiejen \)at, je Ifinger^ut er i^m ÜBöfed mit iiiutem t)ergoIteii l^t: befto n&^v bmmt getanffetmaien He dkfa^, ba| bo^ |n(e|t baft 8dfc ben 8ie6enben übetttriiibe, loemt tttd^t onf anbete 9{rt, fo büc^ bomit, bafe il)n falt unb g(eid)gültig gegen einen fo lieblofcn 9J?enfd)en mad^t. O, ba bebarf eg eineS uner« grünblic^en 8Reirf)tum§ öon @üte, luie nur ber fiiebcnbc i^n l^t, etned imaudldfc^Ud^, teinen, ft&ttg eooficmenbeti ^mM, mm man ed auf bte S^nge auft^Iten foH, baS 80fe mit Sutern gu oergelten! — S)iefer ©ieg fei alfo geloonnen, ber ßicblofc ü6ertt)unben. SEBte h)Qr nun jener (Streit üerteitt? ^tuf ber einen @ette ftanb bet iBiebenbe (obet ber ber (ibk, tote mir auc^ nennen ttnnen; benn in biefem erften Streit und» nod^ nic^t redit offenBor, ba^ er ber Siebenbe ift), unb auf feiner ©eite ftanb aud) bo^ ®ute. 2(uf ber anbern ©eite ftanb ber Sieblofe; er fäm^fte mit |)tlfe be§ S3öfen. @o ftritten fie. 3)ie Stufgobe bcÄ iöiebenben mar, ftcf) felbft in bem i^ttten 3u b&oa\jm, bomit bai» 8dfe feine äl^ad^ Aber i^n geminne. erföt)n(ic^ crfämjjft er bem ©utett tu bein fiicMofen bcn Sieg, ober er fömpft bofür, ben Übcnpunbe = nen ju getoinnen. (So fämpfen bie beibcn atfo eigentlid) nid^t tncfir gegcneinanber, benn bcr ÄicBenbe fQmj)ft auf feiten bed geinbed für beffen üßorteil; er mta bie @a<^ bei» iBieb» lojen ^um ©teg bur^fämpfen. Sbai ift t)erföf)nHdE)e Siebe. S)enn fommt bein geinb ober njer bir ©djaben äufügte, gu bir unb fucf)t lieber JJrieben — unb bu bift bereit, it)m oergeben, fo ift baä ja f^ön unb löblich unb quc^ liebettod t>on bir. Wkx todd^ )ßangfamfett! @ag nic^t, „ba^ bn fofort Dergabft, foboib er bid^ bornnt bot" bebenfe Reber btc gan^ anbere @cf)nenig* feit ber tua^ren ßiebe, tvdd^c ind)t nur fdjiieü uergiebt, uienn ber anbete barum bittet, fonbern gar nid)t bnrauf Ujartet, bid biefer, fc^neEer ober langfamer, fommt, fid^ alfo gor nic^t t>on ber ^nettigfeit bed onbem abhängig maci^en unb ba» burd^ tDefentlid^ langfam merben tmQ, audl n^enn ber anbere gufäHig boib fommt. Songc, lange, et)c ber ©egner auf grieben benft, ift ber fiiebenbe bereite mit it)m auggejötjnt, unb nict)t nur ha&, nein er ift auf beö geinbeö ©eite über»» getreten, lönipft für feine (^d^e, orbeitet ^ier für frieblid^en Sludgleid^ ob er nun tierftanben ober nif|t oerftanben )oirb. n feinem gerechten ^oxnt qu^ fc^on rmt genug ^tte entgegen!i)mmen muffen. @o auc^ 5tt)tfc^en ilRenfc^ unb SRenfd); bie toa^re Serföl)nlid^!eit Be«* fte^t barin, bafe man felbft bie ^Serfö^nung anbietet, m\)U gemerft, ot)ne bafe man ber ^HT^eitjung bebarf. ®o fämpft ber £iebenbe in ^er)ö^nlid)!eit bafür, ben Übertounbenen getDtnnen. — (Sinen Übextounbenen getoinnen! SBelc^ fc^öne üBetmenbung bedSBortd „getoinnen''! ^öre einmal jn! SBenn mir fagen, mon ,,gennnne" einen 6icg, )o Ijorft bu fofort bie ^eftigfcit bcö ©treiteö; fagen mir aber, man gcminnc einen, man gciuinne iljn für fic^, »elc^e unenblidje 3Jtilbe liegt nid)t barin I iföaö lautet ein» ff^metd^lnbei: atö biefet Gebaute unb btefed SSßort „einen geminnen''? mer fönnte bo an einen Streit benfenl Qu jebem ©treit gct)ören ja ^mei, unb je^t ift nur @incr auf bcm ^iai^: ber 2iebIofc; benn ber öiebenbc ift in feiner ^l^erfüt)nlid)feit fein befter greunb, ber ben Übermunbenen gemuinen miü. ^en Übermunbenen geminnen. äBe(d) tDunberüc^e liBerle^rt* ^eit liegt ni^t in bem @an^en! HKan foOte glauben, einen ^u geminnen m&re meniger a(d i^n ^u überminben, benn ber Überminber „geminnt" e§ ja „über" ben Übermunbenen; unb boc^ ift inKi ba^ ^otjere, obm\)i man boc^ nur einen Digitized by Google — 176 — fibettoutibeiien gekDütnt ^em @toI§ erf(^dttt ed tteHetd^ größer, einen ju übcrwinbcn, für bie Siebe aber liegt ba^ ©röfeere in biefem Geringeren, bafe fie ben „Übermunbeneu gcnjinnt". ©c^öner 8trcit, fc^öner benn ber SScttftrcit ber Verliebten, koenn bec Siebente aUein fte^n unb barum befto (iebe)>oUec fehl mui, loeU er aOeinfte^b bie Sierfd^nimg burc^fe^en mn%\ @<^dner @ieg, ber fi^önfte t)on oDeit, toeitit eö beiu fiiebenbcn glücft, ben Übertounbeiien 5U gewinnen! ©inen Überttjunbenen gewinnen, «öie^ft bu nun ben bop^etten ©ieg, um ben e^ fic^ ^ier ^anbelt! S)enn totm ber £iebenbe nur ben einen 5bm))f famt^fen toiSi, ba^ er 890fed mit (lautem fibertorinbe, nnb ^iebei gefiegt ^at, fo fe^e er rDo\)[ ju, ban er „fielen Weibe", nod^bem er aUc« über* njunben t)at. D, njenn er fic^ üon ber £iebe unb bem frommen (öinn nic^t fofort in ben näd^ften ©trcit führen l&bt um ben Überkounbenen 5U getpinnen, fo liegt fein %a\i nur aUiuno^ S)entt ed brol^t bie gef&^rlid^ ftliMie, bo^ man ftolj unb fid^ felbft n)i^tig tterbe, loeit man fo and« bauernb 93öfeö mit Gutem üergoUen ^ot, unb nur bie ^kb^ tocife glürflid) baran öorbeijufteucrn. ^rittft bu nämlic^ fofort in ben nädjften (Streit ein, tocr loirb bann am mic^tigften? ^oc^ m^i ber, ben bu getoinnen ttndft? tUfo fannft bu eiS nid^t »»erben. ift eben bad eine Semfiti« gung, h>e(^ nur bie Siebe audl^Iten fann. ^enn toö^renb man üomjärtö fd^reitet, fommt man gleid)fam jurücf; n)ä()renb man felbft aUeö übermunben ^at, befommt bod^ ber Über- »unbene grJ^g^re äBic^tigfeit. eingenommen, ber SBruber bed t>erIorenen @o^ned to&re midig getoefen, aHed für ben IBruber iu t^un — QHned fonnte er boc^ nie f äffen, bag nSmlic^ biefer midjtiger fein follte ciU er. ^Run für ben Äopf ift ba^ aud) fdnuer ,^u faffen, auf bem äöege fommt eS nie in einen iU^enfc^en hinein. Digitized by Google — 177 — (Siitett ÜBetloitnbfitet! §u gelotitnett tft imtnet fdjlDierig, l)at ober in uiiferm galt feine ganj be* fonbere ©djhjierigfeit. (Sin ll6crn?»nbencr fein ift ein bcmütigenbed ®cfü^l; baruni entbiet;! fid) bcr Übermunbene om Itebfien feinem Übenmnbei;, benit biefem gcgcnöber tritt feilte SHeberkge am gteflften ^mot, bim$ fiiemanb foitft tottb fie i^m fo bentCtc^ t)orge^anett. Hub bod^ foH l)ier gerabe ber Sieger ben Übertpunbenen gewinnen; fie müffen olfo 5ufammenöcbracf)t njcrben. g^rncr {)at baö 5>erl)ältni3 J)ier feine eigene (Bc^mierigfeit. S3ei einer minber luid^tigcn !dnnte ja ber ©ieger bem Ü6ertimnbenen feine 9^ieber^ Inge uertnfc^, btefem fromm Dorffnegeln, bag er rec^t l^be, t)erföl)nlic^ vmh nod)giebig it)m rec^t geben, too er hoäf unred)t ^atte. 2Bir tdoUm nic^t entfdjcibcn, in loiemeit ba^ je jnläffig fei; im üorliegenben gall aber bürfte ber Siebenbe folc^ed am n^enigften Don aQem t^n. äBoUte er bem ^ieba» lofen einbilben, er ^obe mit bem tion i^m begongenen Un* rei^t rec^t ge^nbelt, fo loftre ba9 ©c^moc^fieit, nic^t Siebe; e« wäre nidit 93erfö{)itlic^feit, fonbern ein S3errat, ber ben (Sd)ulbigen im 33öfen beftärfcn müßte. S^ein, eö ift gcrabe öon S53ic^tigfeit, eg gehört mit jur 5Iufgabe ber Siebe, ba^ t& burc^ i8ermitt(ung U& Siebenben bem Siebiofen red)t ein« lew^enb loerbe, tote unoeranttoorttic^ er ge^nbelt fyit, ba« mit tt)m fein geiler rec^t jnm 8en)ugtfein lomme. 50a8 ftat ber Siebenbe jn bemirfen; unb bomit toirb er ^ngfei^ ben Übermnnbenen gewinnen, bod) nein, nid)t „jugleid)", bcnn e^ ift ein unb ba^felbc, ba er il)n nie burd) einen frommen JBetntg für ftd^, fonbern nur in SSto^r^eit für fic^, b. ^. für bte SBa^r^eit nnb fftr f!c| gemimten mia. 9e tiefer aber ber flberwunbene fein Unrecht nnb fomett au^ feine 9Heberfage füllen lernt, befto met)r mu6 er ficft ja oon bem obgeftofeen füt)Ien — ber i^m liebenb biejen Qi^uabenfto^ beibringt. D fticrtegaatb, VMun Siebe. IL 12 Üifliiizea by Google — 178 fc^tüierige ?lufga5e: mit einemmol i^n üon 511 ftofecn • uub für \i6) 5U gewinnen, jugleid) fo mierbitttic^ ftteng fein, tüte bie SSki^rt)eit jDibexit, mh txiJki bod^ fo mÜb )nk bie Siebe ei» ttPftnfd^, um beit jit geimtitiett, gegen ben bie strenge gebraucht toitbl 9tt Sßa^r^ett eitt Sunber, koemt c8 gelingt; bcnn toiberfprid|t tt)ie allcg (S^rtfttid^ bireft bem ©prid^ttjort: „man fönne ni^t jlüei S)inge auf einmal t^un". ^afe ein Übermunbener ba^in fic^ n)enbet, xdo il)m un^^ ttxil^r aHeS jum iBeften aui^gelegt njirb, bad ift let(j^ ^ ixt^ fie^; fd^koieng abec ift ed, einen bim^ ben fiscngen &pmil^ bec SBo()r^ett für fidj 511 getoinnen. Unfrc (Srnjägung ^at ung nun öor bie Aufgabe gefteUt. Söebenfe, toa^ gefc^el)en iüäre, menn ber fiieblofe mit einem anbcrn Sicbbfen äufammengeftofee» toäre, ber aUe feine bdfen £eibenfcl^aften beftärft unb er^ ^&tte. Sebenfe hoB an biefem $alt)»ttnft, nm bann ted^t |n fe^en, tote ber SieBenbe feine tlufnabe oAgteift. ^cr Sieblofc ift ber Überinunbene. ^Baö bebeutet aber t)ier feine ^lieberlatje? 5)aö, bafe er bem ©Uten, bem ^^adren unterlegen ift. Unb mag »iE mm ber Siebenbe? (£r miU i^n für badiS^ute nnbSBa^re geminnen. Senn abec bie ^iebetUtge eben bad bebeutete, bag man fftc \M (Bute nnb SSt^te ge» tominen bnrb, Mre baH fo bemütigenb? 9fd^ nun fc^arf auf bie üerfö^nlid^e Siebe, ^ex Siebente {teilt namlid) bie ©ad)e nidjt fo bar, e§ fällt il)m ba§ aud} gar nic^t ein, bafe er gefiegt ^abe, baB er ber (öieger fei — nein, baä (SJute ift ed, bad gefiegt l^t Um bad ^mötigenbe nnb ^&nfenbe n»eg|nnel^men, fc^tebt ber Siebenbe ^loifc^ fii^ unb ben Steblofen ein ^ö^erdl ein nnb fc^afft bomit fic^ f^r loeg. SBenn ba§ 3]erl}ältm8 jlDifc^cn 3J?enfdj unb 9J?enfc^ ludjt burd^ ein SDritte^S Dcrmittelt ift, fo muft uugejunb merben, au ung^ftüm in ber (^^mtnit^ie obec Süitipati^ie. S)iefed Digiiizeti by GoogLe — 179 — 1)ritte, in ber ©prac^e bcr SBiffenfc^aft bie Sbee, ift ba^ äBa^re, bad @ute ober rtd^tiger baS (^otteiSüer()äItnid; biefed 5Dntte ift je noc^ Umfiftnben bod Hbfft^leitb^ ober bai» SKIbembe. 9ßQt)rüc^, baju ift ber SteBenbe taftoott, ttm fic^ felbft beni Übertüiinbenen gegenüber fteUcn unb ben ©ieger 511 fpielcn, ber jeinen ©ieg geniefet — toa^renb ber anbere ber Übertpunbene ift; ba^ ^iefee ja gerabc IMo^ etnett anbern 3)?enfd^en meiftem toodeii. ^urc^ bad dritte, loeld^ ber Qte^nbe stoifd^ fte ^itemfdlob, ^nb fte dette gebemütigt: benti ber Siebenbe bemfitigt fic^ nor bem (Stuten, beffen geringer Liener er ift unb gtuar, njie er fetbft befennt, in atter ©c^n?ad)l)eit; unb ber Ubertt)unbene bemütigt fid^ nic^t üor bem Siebenben, {onbern öor bem ®uten. Sterben ober bie ^toet mitetnatiber gebemütigt, fo liegt barin für fetnett etkoad 5Demfitigetibe& Sie belebe fann bod^ bie ßiebe fein, toel^cr ^CQufenbfünftrer ift fie bod^! ffioHteft bu lieber, id^ follte „ernfttidier" rebcn, 0 bu barfft glauben, bem fiiebcnben gefällt es^ am beften, menn iifi fo rebe; benn gelingt un^ baiS, toa^ und mit bem (^infte ber (^toigfeit be^« f (^ftigt, fo rebet ^ier bie f$reitbe am Uebften auf folc^ SBeife. & liegt aud^ in biefer Krt fid| ^tt fin|em, eine gemiffe ®erfti^mtf)eit unb tnfofern totebet eine Kebenbe 9tücffid)t auf ben ©djutbigen; ad}, eine 5(uöföl)nung ift fd)on oft mi^gtüdt, ir»cil man bie ©adlie ju ernfttjaft einleitete, b. ^. tDeil man uon @ott bie ^unft nic^t gelernt t)atte (bie man bod^ lion i^ott lernt), mit tiefem, innerem (&m\t bie ^<^e f 0 leicht unb f))ielenb fertig p Bringen, tote bie SBa^r« l^it eÄ nur ertaubt ©taube nie, bag Srnft ein toerbriefelic^eS S53efen ift, glaube nie, ba^ biefe§ nerjerrte (SJefid^t, bei beffen 5lnblid einem übel tt)erben fönnte, ©ruft fei; ber fannte ben (&mft nie, ber nic^t 00m @rnft gelernt l)at, bag man auc^ )U emft^aft t^un (ann. 3ft bir ber SSunfc^, beinen SBiber* 12* Digitized by Google — 180 — fadjcr 5u gctuinncn, rcd)t jur anbcnt Statur getoorben, fo tüirft bii mit biefer 5(rt üon 5hit(]aben üud) fo öertraut ge* iooKben fein, ba^ fie bic^ tpie Aufgaben htx ^unft befdjäftigen lönttcn. 3ft tiiir in bir ein beftänbiger ftifc^er S^fLai Don JBtel^ e9 nur bamit feine SHtc^ttgtö, fo mhrb man ttn^l awl^ Bd^be in bei @ad^. @te^ ahn in bem affenfd^en felbft no^ ^inbcrniffe entgegen, mufe er fiel) biiidj ben ftrengen 23efct)( bcö (S5cfcl5e^o noc^ felbft jnjingcn laffcn, mit feinem ^ibei jacher fid) auiZ^^ufd^nen, fo \vixt> bie 6ad)e leidet ecnft nnb mibglüdt nntflid^ — oor lauter (Smft 2)iefe w^fie (^ft^fttofcU" in aOen (E^ren (^nmal gegenftbec bet Unöcrfö^nüc^feit), bod^ fotlen Urirnn^ i^ernu^t befleißigen; nein, bie tüaijxt Siebe fonn ganj bct)enbe fein. (So üerbirgt benn ber Sieben be üor bem Übermunbenen auc^ tim&i aber nic^t n^ie bie fd)n)äc^Iic^e dkd)giebigfeit ba0 SBa^te, nein ec ttnUxq^ ftd^ felbft. Um feine @ttitaing )n mad^en, ift et gUt4fam nnr fo Mtänfig qui| ha; benn bk er^Bene SD^ofefMlt bei ^ntm nnb Kahren nimmt offe Hnf« mciEfamfeit in 5(nfprud). 5[d)tct man tjicrauf, fo mitfi an- gc|id]t^3 fü(d)er Srljabcnljcit ba^ bif5cl)cn Unterfc^icb 5tt)ifc^cn iU^enfd) unb äJ^enfc^ uon f elber oerfdjloinbeti. Unb fo benimmt fid^ bie )^be jpL ieber^ S)et iva^re Siebcnbc, bet trat leinen $vei9 bod geliebte SRfibc^en fecw flBeriegen^ {^fai Joffen mfld^te, bringt i^r boÄ SBa^re fo bei, bog fie bie SBe» le^ung burc^ it)n gar nid)t mcrft, er lodt cö am \[)x felbft ^erau^, legt e§ it)r auf bie Sippen, unb fo fagt nidjt er felbft, fonbern fie eö, ober er förbert bie SScit)rl)eit §u Xage nnb mbirgt fid^ felbft 3ft e» etloa bemttägenb, onf btefe SBeife M SBal^re p (evnen? Unb nt^t anbete ifk cft M bem Übetmunbenen, um ben ed fid) ()ier t)anbelt. 56en 9[n#» brud beö ©d)mcr,^cö über baö l^Borgejatlene, bie 33ctrübnid übet fein begangene^ Unrecht, bie 3itte um Vergebung: all Digiiizeti by Google — 181 — bic§ nimmt ber Siebenbe gcroifferma6en f)tn, (cgt ciJ abtc mit einer ^(igen ^eu fofott loiebet beifeite, loie man ettoad beifeite (egt, bod einem nid|t angehört; er fül^rt oUeS «ttter einen ^ö^cren ®ertci6t«punft unb gicbt e8 ®ott, bem ja aii(^ gcljört. So marf)t'ö bie Siebe jeberjeit. SBenn bog 9}^äbd)cn in feiner nnbe[cE)reibri(^en greube über bag (S^lud ber ^Bereinigung mit bem (Siebten biefem bafür banfen imiQte, mfttbe et ba nic^, menn et mitüic^ liebte, biefed Scltoüic^ tiet^inbettt unb fügen: „nein, Siebe, ba9 ift ein Heine« aRifeDcrftänbni«, unb 9[»i6t)erftänbniffe foßen fi^ glDifc^en ung nic^t ein)d)(cid)en, bu foUft nicf)t mir bnnfen, aber &ott foUft bu bonfen, menn btc« &iüd fo grofe ift, loie bu meinft. X^uft bu bo«, fo bift bu ouc^ gegen jeben Stttum gefic^; benn mAte bein W&d boc^ nid^t fo gtoft, fo toot bod^ ein gro^ mU, bag bu O^ott boffit banttefi" — ipierin liegt auc^ eine öon ber »a^ten Siebe unzertrennliche ©i9enfct)aft berfelben: i^re I)eilige ©c^amljaftigfeit. ^cnn be8 SGÖeibciS ©c^amtiaftigfeit be^ie^t fic^ auf ba^ i^atürUd^c, ergebt ober eben über biefe^, mo^tenb tt)re SBcrte^ung fc^mer^t; bie ^ige ^c^ml^ftigCdt bagegen be^ie^t ftc| batouf, ba| ^tt ba ift, unb bemütigt ben aH^enf^en. ^e (eifefte ^in« beutung auf ba^, ttJODon bie ©c^om^aftigfeit nicfjt njcife, ma'c^t boS SBeib befangen; fobalb aber ein 9}?en{cf) in feinem 5ßerl}ältnig ju einem anbern bebenft, bafe ®ott ba ift, ent* ftet)t bie ^eilige ^erfd^&mt^it $Slan fd^ömt fic^ nt(^t oot bem anbent SKenfd^n, fonbem bot bem dritten, bet sugegen ift, ober man f^mt fic^ ))ot bem anbetn IRenfd^en, fofem biefer burc^ bie ©egcnnjort beö ©ritten ein anbcrcr gcluorben ift. ift ja fogar in menfdjlidjen 33ert)ältniffen ber gall. ^enn luenn ^mei in (^egenioart beS ^Önigd miteinanber teben, biefet S)titte abet nur bem einen befannt ift, f o ift biefet eine etmad onbet«, et ift etkoad befangen — bot bem Mnig. Digiiizea by Google — 182 — Sbn QUtMok Ott QMt» ©egouoact mad^ etiten äßcnf^ bau aiibcni gegenüber befangen; beim (ftoticd iBtffxümxt wa^ bte ffem ioefeittlic!^ gteic^. 5Det Unterfii^ })Dtfc^eit t^cn mag im fiftrigcn noc^ fo bebeutenb, mcnfc^(i(^ gcrcbct fogar t)immelfc^reicnb jcin: (^ott hat in feiner DJtadjt fügen „loenn äuöcgen bin, njirb niemanb fic^ unterftet)en, au btefeti Utitecfc^teb benfen, bad to&tt ja fo Diel oli^ m netner Kmoefenlieit betetnoiibet )it fte^ imb fo t^e», att loAte 34 ^ugeoen**. Sft aber ber ßiebenbe jelbft ber Slkiangcne, borf er fonm fein 5(uqe aufgeben unb auf ben Übcnuiinbcnen fe{)en, tDie fonn eS bann fo bemütigeit, ber Übertpunbene fein! (Sin ^Dhn^d) ift ja befangen, koenn ein anberer auf i^n fehlst; mirb ober btefet anbete, ber bnrd^ feinen befangen mac^n fdnnte, felbft babnrd^ befangen, fo fiel)t ja niemanb auf i^n. (öiei)t aber niemanb auf il)n, fo fann jo bie eigene Demütigung \)ox beut (Stuten ober oor &ott gar nic^tö SDe» mütigenbed an fic^ ^aben. S>er üiiebenbe fie^l a(fo nid^t auf ben Über» lonnbenen. ^ad koar bad (Srfte nnb foQte bie ^müti» gung oer^inbem. 3n anbetet ©ejic^ung fie^t ber ^^iebenbe aber hod) auf i^n; baö ift baS 3*^^^*^- D, fönnte id) eö nur befc^reiben, tok ber Siebenbe auf ben Überiounbenen bticft, mie it)m bie greube au& ben klugen leuti^tet, toie biefet Uebenbe ÜBtid fo mUbe auf i^m ml^t, tote er lodenb nnb minfenb i^n p genmtnen fnc^t! ^btm ed ift bem Siebenben fo nnbefci^tetbKd^ toid^tig, bag nic^t^ ftötenb 5tt)ifc^en fie trete, bafe nic^t unüer)e()en§ ein ungefd)tc!teö ^oxt 5tüifd)cn if)nen falle, bafj nid)t zufällig ein unt)cilbringenber iölicl geloec^fclt »erbe, burc^ ben nielleic^t alleö mieber auf lang Winand mberbt merben fönnte. <^o fie^t ber £iebenbe ottf i^n; nnb babet mit einer 8tn^ toie fte tinr bad (Mge Digiiizeti by Google — 188 dncm SV^enfd^ett ge^n fomi. 2)enti fretl^ tofinfc^t bet SicBcnbe bicfcn Übcrtounbencn getoinitcn; fein SSßunfc^ ift i{)m aber 511 f)eilig, um leibenfc^aftlid^ tücrbcn, tuic fonft ein äÖunfd^ tüirb. 2)er 9)?enfcE) tüirb biirc^ einen (eibenf^aft* liefen SBunfc^ oft faft toic trunfen: bie 0ieinJ)cit unb ^itigfeit tiefet SBunfd^ giebt aber bem Siebenben eine er^bene 8lu^, bie toiebet ba^u f)t(ft, beit &t% toerföIinttd^eT Siebe ge« »innen, ben f(i)önften ©ieq, aber aurf) ben fd^toicrigftcn, ba I)ier bie ©tärfe nic^t genügt, fonbern eine €>taiU in ©c^aa^* ^eit fein mug. ^ ed aber ettoad ^emütigenbeiS an fid^, fügten, bog man einem anbem fo toi^tig ift? 9ft t» fftr boi» SK6b(^ bemflttgenb, bog nm i^re Siebe angehalten toirb; foS ^ fie bemütigen, ba^ ber SBunfd^, fte ju gewinnen, ben 93etreffenben offenbar unb öicl befd)äftigt; foll e§ fie bemütigen, jum t)or* aud feine greube ju fe^en, bie i^re ©intoiHigung i^m mad^t? fRein, bad boc^ tool^l nic^t. SBer aber in kjerfö^nlid^r Siebe ben flbeilimnbenen getoinnen nnO, ift ja eben in bem gaff, bag et in toeit Ijöljcrem ©tnn nm einei» anbetn SlVenfdjen Siebe anl)ä(t. Unb ber Siebenbe meift nur all^ugut, toie fcf)tüierig eö ift §u freien, einen Dorn S3öfen §u befreien, i{)n, ben Über* tounbenen oon bem bemütigenben ^efü^l erlittener Sfiieberlagc )tt befieien, $tt befreien Don bem betrübenben 8ekDu|tfetn, bag er SSergebung branc^e: alfo troft aU biefer @(!^ttrierig!eiten feine Siebe gu gewinnen. ^ennod) gtücft eö bem fiiebcnbcn, ben Übertt)unbenen geminnen. ^Itled ©törenbe, jeber benfbare 5tnftoft ift n?ie burc^ einen 3^^"^^^ entfernt: n)ät)renb ber Überrtjunbcne um Vergebung an^&U, ^It ber Siebenbe um bie Siebe bed Über» nmnbenen an. O, baiK @)>ri(|toort: „ttne bie Qfrage fo bie flnU mort" bod^ ntct)t rec^t; nHe alle @t>rtd^to0rter menfdjlic^er fttngl^, fo ift auc^ biefed hux^ bad (^^riftentum unn)atjr Digitized by Google — 184 — gettjorben! §liif bie grage be^ Übcmunbenen: „t)aft bu mir nun auc^ ücrgcbcn?" antttjortet ber £iebenbe: „üebft bu mi^ nun toixtLid)?" S)ad ift aber !eine ^ntioort auf bk gtage. 9^eht, bau f ott fie aud| nt^t fein, ec f(^t ftd^ auf bie gcoge nad^ ber SScrgebung ju onhoorteti, ba^u ift er tne( $u tieBe* tooll, benn biefeö SSort fönnte bic 8arf)e leicht in {djabHc^em ©inne ernft madien, befonberö iDcnn ber S^oc^brucf barauf gelegt toürbe. SBunbeibared ^efpröc^! (^iS ift fo^ufagen tdn &nn baim,, ber eine fragt ja rec^id itnb ber anbere ant« mortet na^ ImU: nnb bo^, ia bie Siebe berfie^^ eü ido^I, bo(^ tmrb mit eht nnb bemfetben gerebei ^tt Siebenbc aber betjätt ba§ le^te SBort. SDenn eö tinrb ml)i noc^ eine g^itlöng än^ifd^en ben beiben fo ]^ingc!)en, bag ber eine fagt: „\)a\i bu mir nun aud^ toirflid) hergeben'' unb ber anbere ermibert: «liebfi bu miil^ nun aud^ loirflidg". * S)oc^ fief), nientanb, nientanb fonn mit einem Siebenben ou«^ttcn, aud^ ttjenn er um SBergebung bittet. 3"^^^* er e§ aufgeben, immer mieber nad} ber ^-öergebung ju fragen, ermanbtc ftnb, alfo eiltet 8IutS, bieje Sebenduenoanbtjc^aft icirb \o oft im Scben ticrieugnet; bag fie aha etnei» ©toobed futb, Iriefe SjibeMrimitibtf^aft (figt itu^ tiericiigiicii. 3a, ge^ etnnuit ttneber f^au9 %u bot Xirteit, tnn bort baä lieben auf§ Äorn ju ne{)men; fo greift e^ ja ber Scftü^c nn, er fuc^t ftc^ eine «Stelle, wo ber 5^inb nidit i{)n, er aber ben ^einb treffen faim, unb wo t^m üoUe 9iut)e jum 3ielcii (^e(af jen ift. ^ nic^ eine Ü6etibftitiibe, benn bte Kn^, bte im fC6enb imb im ^^ bux^^ut, l^ec )Bi(^t, bort ^^otten ^imoirft, toenn bed Qkirtend €c^n^ unb %tmiWiSitdt, loenn bad 3^tf(^ent ber t60ge( nnb ha9 bunte Seben brausen bid^ faft tjergeffen läfet, bafe bu unter ben Xotcn toeilft. (SiJ miH bir üorfommen, aU ujäreft bu in ein frembe^ ßanb ein« getreten, bo3, unbefannt mit bcS Sebent ^Nertrirrung unb ^tx^ ilftftung, im gufianb ber ftinb^t oerblieben ift, aud tonter Keinen gfamilien befte^b. $ier anlen n&mti^ ift emii|t, tooS im ßebcn öergebcn« ongeftrebt ift: bie gtcid^ ©crteilnnö- Sebe gamilie (jot ein fleine§ ©tücf Sanb für fic§, ungejQt)r gleid) grofe. ^ie ?(ugfid^t ift ungefä()r für alle gleic^; bic ©onne fann gleichmäßig über ade t>infrf)eiuen; fein f&au tt^fü fif| fo f^, bag er bem S^bar ober feinem (Skgen^ fiber ben €Hnrnenftra]^f ober bei» Siegen» QSrquichtng ober ben frifc^n ßuft^ug be« 9ßinbc8 ober ben SBiber^all bei5 3SogeIfang8 tt)egnät)me. Sülcin, I)ier ift aüe^ g(eid) ücrteitt. S)enn im £e6en begegnet ed loo^l mitunter einer gamilie Digiiizeti by Google — 187 — Me TU fteerflufe «itb S5BoJ)Iftanb gelebt l^at, bafe fie fid^ ein* fd^ränfen muß; im Xobe !)Qben fie fidE) atlc einfc^ränfeit müffen. 5Iud) eine fleinc Ungtei^^ett fann ba fein, mellcic^t ein paar ^6)n\) £anb betrogenb, ober bag bie eine gamiUe einen 8anni befi^t, ber anbete Semo^er ouf feinem ®Mt nic^t ^Qt SBatum tfi too^I Mefe Ungfet^t ba? 5£ieffinntg fd)eräenb totU bid) i{)rc ^Icin^ett baion erimtem, ttjie grofe bie Ung(ei(^l)eit mx. ©o tiebreid^ ift ber Xob! ^enn ba§ ift gerobe Siebe üom Xob, bofe er in er^cbenbcm ©d^r^ burc^ biefe fleine Ungleichheit an bie grofee ertttnett. 5Der Xob fagt nic^t: „di giebt gar feine Ungleichheit"; et fagt: „h^^ fonnft bu fehen, iota ber Untetfchieb anMaiht: einen h^IBen ®(f)uh*'. Sßcnn btcfer Keine Untetfchieb nid^t h)äre, fo tt)äre ja auch ber Inbegriff, ben ber ^ob bir giebt, nid)t gang juüerläffig. oi mtfrem Ueinen ^nbe, finb manche Satire i aber Digiiizea by Google — 192 — in biejer ganzen ßtit ^aben toix boc^ aud) greube an i^m^ iinb t)or allem \)abtn tote bie Hoffnung, ed loerbe und ein« mal unfre 2ie6e lo^en, e8 tixi^, toeim ed fonft mc|ti^ Iciftet, ttnÄ jur SSergeltttttg imfer Wter frolj mad^en". ^er SSerftorbene {)inßegen giebt nid}t^ jur SSergeltung. SBcr feiner in Siebe gebenft, fonn tüo'^t aucf) fagen: „c§ liegt ein langet Seben üor mir, baö ic^ ber (Erinnerung njei^e"; bie Kudfic^t ift aber hn etften ttnb im legten ^ugenbUd btefe(be, ed fte^ qtui^tma%tn gar feht ^bemiiK tm SBege, benit eine Äu^fic^t giebt e« gor tttc^t. O, eine« SBer» ftorbenen gebenfen ift (nac^ einem bem fianbmann ge* läufigen ?{u§brucf) eine Ijoffnungßlofe, eine unbanfbare ^rbeit^ eine nieberfd)Iagenbe S9efct)äftigung! 2)enn ein S3erftorbener to&6fit itnb gebeizt titelt ber ^ufunft entgegen, toie bod fttnb ed ^nt: er imrb nur mtfyt nnb mel^r ber fidlem Sertoefung %tn IIBeute. ($tn IBerfiorbener erfreut mi nid^, toenn lotr feiner gebenfen, ujie ba^5 ^iinb bie SU^utter 'erfreut; auf bie grage, tuen- eg am liebften ^abe, antmortet bicfeö: „bie 2J?utter"; ber Skrftorbene aber liebt niemanben am meiften, er fc^nt ja gar niemanben p Heben. O, ed ifl fo Der« ftimmenb, bog er fo rui^ig im ^Be brnnten Bteibt, M^renb bie @cf)nfuc^t nacf) i^m 5unimmt; fo öerftimmenb, bafe on feine "Jlnberung gu benfen ift unb nur bie 5luf(öfung un* aufl}alt)am üor fic^ gef)t! S53oJ)I mof)r, er niadjt aud) feine 9J?ü^e, mie bad Äinb mitunter tf)ut; er tjerurfac^t feine fc^taf» lofen ^H&^tt, ttenigfteni» nid^t burd^ bie äRü^, bie er ma^t — benn, fonberbar genug, ba^ gute JHnb bereitet feine fc^Iaf» lofen S^äd^te, ber S5erftorbene bagegen «m fo mef)r, je beffer er mar. Söenn bann aber baS Äinb aud) nud) fo üiefc 3Jiüt)e madjtc, fo ^at man boc^ bie Hoffnung unb 5luöfid)t, trerbe fie einmal mit feiner i^egenliebe lohnen; ber Xote aber übt gar feine Sergdttnng: ob bn fd^lafloi^ bt^ nad^ Digiiizeti by Google — 193 — f el^neft, obet i(|tt gati} tiergeffeft, fc^ettit ü^m bad gati§ 8(ei(|gfl(tig fein. SBtHft bu bi(^ ba^cr felbft ijrüfen, ob bctne SicBe un» ei^ennügig fei, )o ac^te einmal borouf, toie bu bicf) gegen ein ißerftorbene^ *öert)ältft. Sn öielcn, jtteifelloiS ben meiften fallen tDütbt fid^ bie 2xtbt bei genauerer Prüfung atö ®tVb\Ükbt audloeifen. 2)te ®ad^ tft aber bte: bei ber Siebe gegen Sebenbe befielt bod^ in ber Äeget eine Hoffnung, eine ^tu^fic^t auf SSergeltung, föcmgftenS auf Gegenliebe; unb im allgemeinen erfüllt fie fid^ and}, ^iefe Hoffnung, biefe Slui^ftd^t unb bie Vergeltung, bie bann fommt, lägt aber nic^t gan^ befttmmt.fe^, ttod Siebe unb toad ©elbftliebe ift, meit man nici^t ganj beftimmt fe^n fann, ob unb in tteld^em @inn bte SBergettung ertoortet ttrtrb. ©cgcnftber einem S5et* ftorbenen bagegen ift bie 53eurteilung c\an^ kidjt. rtären bie äJienfc^en gemöljnt, in SSat)r^ett uneigennü^ig lieben, fo märe getni^ auä) bad ^nbenfen an bie ^erftorbenen anberd ge|>f[egt, ate ed gekod^ntt^ nac^ ißei^iu^ ber ecfien, julvetten aiemlic^ futsen 3^ ^ if^ in rotUfj/n man aüetbing^ feine Siebe ben SBerftorbenen mit ©d^reien unb ßärmen faft unanftänbig ju äußern liebt. 2)a6 rvix in Xiiebe Verftorbener gebenten, ift eine %^at bec freieften Siebe. Um re^t §tt pt&\m, ob bte Siebe gan^ frei fei, mu^ man aHeS entfernen, irgenbnne }ur Siebe nbtigen fönnte. 2111 baö fällt aber gerabe einem SScrftorbenen gegen« über meg. ^oU gleic^mo^l bie £iebe an, fo ift t& bie fxeiefte Siebe. 3ttr Siebe fan^ allerlei ndtigen, tM fUfy nu|t fo letd^ aufg&^ten (ägt. 5Dad ftinb fc^teit, ber SCtme bettelt, bte ttÜloe beftürmt einen, bie 9lücfftd^t nötigt, bo8 (Slenb gloingt "unb fo fort, ©ne Siebe, bie fic^ fo aufnötigt, ift aber nie ganj frei. ftietfcflaaib, XBaUen txr üitbt. IL Digitized by Google — 194 — Sc ftärfcr bic Diötiginu] ift, befto tücniger frei ift bie fiicBc. S)a^ bringen toix bei ber ßicbe ber C^ltern ben ftinbent getod^itlif^ aitd^ in ttnfc^Uig. Um bie ^Uftofigtett ted^t $u f^ilbent mh setgeitr tote fie am l^anbjyteiftid^fteit aliS S'^auc^ auftritt, n)eift man gerne auf tnA hvm geSimie Äinb l)in, ba§ in feiner ganzen ^ilflofigfeit baliegt unb fo bcn Altern bie ßiebe glei^fam abnötigt — gleic^fam, benn in 2ÖirKirf)feit ift ba§ nur bei benjenigen (Sttern ber gall, bei tod^ bie i^iebe ni^t ift, loie fie fein foUte. 9P[fo ho& neu« geBorne Sttnb in aU fetner ^ilflofigfcit! Unb bod^, toenn ein 5[Rcnfd^ erft in feinem (SJrabe liegt, mit brei, öier @c§uö ©rbe über fid^, fo ift er t)itf(ofer alö bag Ä^inb! S)aö Äinb aber fc^reit! iilönnte baö SJinb nic^t fc^reien ~ fo toürbe gleid^tDo^l manc^ fßata unb mand^ äJhtttec bem ftinbe alle Ketaibe ^fbge angebe^ laffen: aUetn mand^ mfttben, menigfieni^ oftmals, ba9 JHnb bann am^ Dergeffen. SBir njoüen ba^er fold)e Altern n^iebcrum nid^t etroa fofort licblo^ nennen; bod} njärc bie Xiiebe in \i}\m\ fo f d)n)ac^, fo felbfiifc^, ba^ fie biefec ä^a^nung, biefet S^tigung bebftrfteit. S)er Xote bogegen fd^tett ntd|t mie bad fttnb, ec bvtngt fid^ nic^t toic ber Ärmc in Erinnerung, er jammert unb flef)t nidjt njie ber iÖettfer, er nötigt nidjt burc^ D^ticffid^t, er jlüingt bid^ nid^t burc^ baö fic^tbare (Slenb, er beftürmt bi^ ni^t tote jene SBitkoe ben Sttc^ter: ber Xote fd^toeigt nnb fagt nic^t ein SSBort; er bleibt ganj fütt, tfi^rt ftd^ nid|t \m ber ©teOe — unb tneQeid^t leibet er aud^ fetn ÜbeL 9Son niemanb mirb ein Sebenber njeniger beläftigt al« toon einem ^erftorbenen, unb niemanben fann er fic^ leichter cntjie^en aU einem ^erftorbcnen. SEBiUft bu bein S^inb nic^t fc^reien ^ören, fo fannft bn ed p ftemben beuten Winand« ffyati nm bii^ bem Settel $tt entaie^en, lannft b» ^r ben Digiiizeti by GoogLe — 195 — 8ett(er „raiü^ ^aufe" fein; ism ütfogirito }tt Netben, fattiift btt Detmnmmt itin{)ergc{)en; fur^, gegen W SeBenbeit latinfi bu Qllerfei 3?orficf)t3mQ§regeIn ergreifen, bte bic^ öieUcici^t hoä) nid)t ganj fid)er ftellen: gegen einen i^erftorbenen aber Brauc^ft bu nic^t bie geringfte ^-^orfic^t Qn5un}enben unb bift bod^l gan} fid^r Dor t^m. SBenn cd einem fo beliebt, loemt ^ in feinen ftcam am befien ^a^, ben Xoten je bälber je lieber liA fein, fo fann et gan§ unbefd^neen unb o^ne ftd) irt3eub n)elc£)er 5tnflage au^äufegen ungefähr im felben klugen blid falt luerben, in bem ber %ott erfaltct. 3ft er nur ©c^anben unb S^ren l^alber (unb ba^ gefd^ic^t bann ttid^t mit Stftdfic^t auf ben Xoten) batanf bebad^t, bei ber Seid^an^e ettpad %u loeinen, liegt il^m nur boran, bem Sßcrftorbencn — ©c^onben unb (5l)ren I)alber bie le^te S^rc ju ernjeifen: fo fann er ob bem j^otcn and) gerobc^u l)inau§5 lad^n, i^m gar in feine — boc^ nein, in feine offenen ^2lugen lann er nid^t ^ineinlad^en, benn bie finb nun gefd^loffen. &n ^oter ^t natürlidg gar feine SRec^te im Seben; ed giebt leine Obrigfeit, bie fic^ bamit befogt, ob bu einen ÜBerftorbenen im 5(nbcnfen bemat)rft, feine DSrigfcit, bie fic^in biefe iserljöltniffe mifc^t, mie bod) manchmal in baö ^erljäüniä jnjifdjen @(tern unb ^tnbem — unb ber Xote tl)ut bann gemife felbft feinen ©c^ritt, um einem irgenb»ie befc^koerlic^ ^u faUen ober i^n 5u 5iotngen. — SBiOft bu bal^r bie ^be ma bor geringfte ßttJCing ftattfinbe; in ©ac^en ber Siebe bürfe man gar nic^t genötigt merben: nun ja, fo motlen toii benn fc^en, toie esä um bie freie Miebc fte^t, menn e^ gilt — tm man ber SSer« . ftobenen in £ic6e gebenet; benn Ott &efung, toelc^ ber ^et^tbenc on^eimf&fit, auc^ bad lütbcnfin |ioifc^en bcn ^luigocu mon iMt^ M avA ifjm tvnb; mon ttweb na^ mb nod^ frei Hon biefem — fdjmcrcn öJebanfen. Sft aber biefe ^rt, frei merben, bie freie Siebe, ift baö Siebe ju bem 93erftorbcnen? 5)a^ ©-pric^- mxt fagt fteilic^: «aud beu ^gen aus bem @inn''. Unb bef f en barf man immct {^ec fein. Im bad @|Mrtt|lDoct im ber Sdt Sonf nbel, ba tfi^ bo« 8M^, ine anbemfei» Digiiized by Google — 197 — ebenfo Qmi^ in d^ti[tlic^em (Sinne jebed @))ri^kDort nn* toaijit ifi Wim e9 mit dU bem <^tebe tm bcc fetten Siebe feiiK Kid^tigfeit b. 1^. tKmt knm^ getebt mib gctteftt loMc, fo Mtbe mon aud^ bk tBerftot6enen anberi^ lieben, al6 man t[)ut. ^lÜcin bie ©adje ift bie, bafe bei fonftiger menfdjtidjer Siebe fo oft eine S^ötigung mit unterläuft, tüäre eS and^ ttln: ber tögltd^e ^nblicf unb bie ^n^ol^nl^eit; ballet fann man «td^ md|t befümmt fel^, tm meit bk Siebe ftet t^rai Cfegenftanb feft^ält, ober blefer auf Me ehte ober anbete SBeife nötigenb nodf)f)tIft. (ginem SBerftorbenen gegenüber lüirb aüe^ offenbar. ,^ier fe{)lt alle unb jebe 9?ötigung. Sa, bad Hebenbe llnbenfen an einen i^erftorbenen ^at fic^ im ikgenteil gegot bie SSirflic^feit |tt me^en, ba| btefe bind^ neue mh ttette 9iMMdt irid^t 5» mäd^tig lietbe vstb bad Httbeitfen ait9t5fd^; e§ f^at ftc^ aud^ gegen bk geit mehren; furg, e§ barf fid) nid)t jum SSergeffen nötigen (äffen unb mu6 fic^ bie greiljeit erfämpfen, Hebenb an ber ®r* innerung feftjutjarten. Unb bie 3Kac^t ber Qtxt ift gro^. man meiit e» tn/Mi^t in bec geit nid^, toetl bie gett Itfüg tmt meitig auf ettnnaf iMgtfimmt; btdlcid^t mkb erft in ber Sroigfeit rec^t inne trerben, Xvtm man jurflrf« fc^auen unb tua^rne^men muß, tnaö man in ber ßtit unb feinen oierjig Sauren alle§ gufammengebrad^t t|at. Sör bie 3ett ift eine gefd^lid^ SRad^t; ed löjst fkl in ber geU fo letd^ mad^en, ba^ man non tuntn oii^gt unb bann oevgt^ too mon abbtad^. Sieft man and^ nur ein groged iBud^ unb traut mon feinem ©ebäc^tniiS nic^t redjt, fo (egt mau SD^erf* ^eid^en ein; mie oft aber oergifet ein 9J?enfd§ leiber, in fein Seben Sü^er^eic^n einzulegen, um fid^ bad ^Jlötige mirüid^ oormeclät jn ttnnenl Unb nnn im Sanf ber 9Ni|re einen SerfbNPbenen im ftabaden an beioa^ren, ber ja (elber bm4 Digiiizea by Google — 198 — gar nicf)t§ nac^{)ilft, bet im ® egenteil auf alle 3Beifc burc^ ha^, toad tc t^uX, ober knelme^r babutc^, bog er gar nid^ t^ut, btr ^eigt, Une gar tticl^ tt ftc^ um bein Snbenleii ffimmectl c9 IdM^ bie ScknlMi §ii mb fagen: hmm )n itii9, im ttnffen btci^ ]cf)ä§en. ^er SScrftorbcne bagegcn fann einem nic^t toinfen, trenn e§ anberS fein 2Bun)c| »äre; er fann gar nic^ tfym, um und an fid^ ju fefjeln, er fann nic^t einen guHltr tS^tm, tt liegt ba imb lobrb ^ ©taub, f&it Uii|t ttnnen cS bie SRfi^ bdB SdieiiS nnb bei» tbtgeiibKctt flbet etnen fotc^en Uitmfid^gen gettmtiten! ®emt^, eS tft ntemaitb fo l)ilt(od n)ie ein 5?er]tür bener, nnb ^ugleic^ üermag feine 4)ilf(ofigfeit in feiner äBeife ju nötigen! 2)arum ift au^ feilte £iebe fo frei tme bie, vki^ fic^ im liebenben Anbeuten etsteit Scifloibencit enoeift — bemt biefci» ticiie Sdtbeiifeit tft tüm^ gan5 anberei», att boB num in ber erfteit 3^ uid^t üergeffen fann. ^afe h)ir in Siebe 5^erftorbcner gcbenfcn, ift eine Zt^at ber treuejten ^iebe. Um ted^ p ptSt\tn, ob bie £iebe in einem Wm\fyn tcen fei, mn| man ollti» entfernen, momtt ber geliebte ®^en« ftanb ttgenbime %m %tfnt bel^tlflicf) fetn f5nnte. Wl bog fönt aber bei einem ^erftorbenen lüeg, ber ja fein toirf * lieber ^egenftanb ift ^It gUic^koo^l bie Siebe an, fo ift ei bie treuefte Siebe. S)er Siebe bet äKenfd^ an einanbec fe|tt ei», tok man oft f|ört, gar ^äufig an Xtene. ^ fd^tebt bann einer bem onbern bie (Sdjulb 5U unb fagt: „nidjt id) ^abe midö ber* änbert, er ift ein anberer gen)orben". (SJut. 9^un aber toeiter: blicbft bu bann unöeränbcrt? „^tin, bad ^atte natftrlid^ jnr gotge, ba| id^ mid^ anc^ oecänberte''. SKr ttwKen ^ nnn niS^ erbttem, n>te fbmb)9 biefe betmetnt» Digiiizeti by Google I — 199 — Ud^ natürlich golge ift, tag ^ mtd^ ))etftnbete, toeit ein onbeter fi(i^ ijerfinberi 9letii, tm teben boit bem Serl^ltnid 5U einem iBerftorbenen, unb ^ier fanit bod^ lool^I nic^t tjon einer i^eräubcrung be§ ^^crftorbencn bie Siebe fein. Stritt in bicfem SSer^ältniö eine SSerönberung ein, fo mu^ ic^ mxd) loerfinbect ^Ben. Sßillft bu baf)er f)tüfen, oh beine i^iebe tteu if^ fo aäjitt einmal barauf, loie bu bid| )tt einem Ser« fiarbenen ter^ältft "Die 3aci}e ift aber bie: ift n)af)rlic^ eine fd^njterigc Slufgabe, fic^ felbft in ber 3ett unöcrünbert p erljalten; unb jugleid^ ift bie ©ad^e bie, bag bie ßiebe ber SKenfd^en ju aUecIet b^rfigerifc^ d^inbiUmngen größer ifi atö i^ Siebe SU Sebenben unb Xoten. D, lote manc^ (ebt m<^t in bec feften Übet^gung boljin, auf bie er ftetben fönnte: njenn nur ber anbete fid^ nid)t öeränbert ^ätte, fo märe aud^ er unueranbert geblieben. S)ann bürfte aber boc^ einem Sßer* ftorbenen gegenüber jeber Sebenbe burd^auS unüeränbert bleiben? Unb bo^ ifi oieOet^ in feinem Ser^tnid bie 9ktftnbetung fo unoerfennbar, fo grog tok in bem ber Sebenben ju ben ^oten — bie fid^ boi^ ivo\){ ntd^t öeränbem. @inb jnjei Sebenbe in Siebe öerbunben, fo l)ätt einer ben anbern, unb bie ä^erbinbung, in ber fie fte^en, ^ält beibc feß* fOtit bem SSerftorbenen aber ift feine Skrbinbung mbg« Itd^. 3m erfkn KugenHiif mttfyn tarn einer oieOei^ no^ fagen, er fei mit il^ Oerbnnben, toeit bte bisf)erige Ser« binbung nocf) nüd)li)irft; barum ift gett)ö{)nlic^ in biefer Qixt baS 5lnbenfen an ben ^^erftorbenen am (eb!)afteften. $Iuf bie fidnge bagegen fann ber ^erftorbene eine 93erbinbung mit bem )8ebenbcn nid^ fefü^aUen; unb ba» Ißer^ltnid ||drt auf, menn berScbenbe nid^ bie SBerbinbung mit i^m feftf)ört Sa9 ift aber Xreue? 3ft t& Xreue, toenn ein anberer an mir Digiiizea by Google — 200 Sßenn benti bec %o\> hxt Betben trennt, fo Beteuert ber — getreue Überlebenbe im erften ^lugenbltcf, „er ttjcrbe ben S5erftorbencn nie öergeffen". D to'it unt)Drfid)tig! ^enn tua^r^ Ii(^, 5u einem ^erftorbenen mui man )}or[tc^tig reben, benn er ift gar ^mterttfttg; man fann Htm nid^ bon il^m fagen, ba^ man ü^n „ba fonnt nrieber ftnbe, M man ^ngefe^t J)ot", öielme^r Seffent feine Sift gerabe bartn, bofe mon nic^t me[)r mcqkfommt, tuenn man xljn irgenbnjo t)ingc|c^t fyiL Oft jc^emen bie 3Renjd)en bie 2}?einung Ijobcn, an einen ^erftorbenen, ber ja tot ift, nid§t$ l^drt unb nid^tiS eODtbert, fdnne man fo rnigeffi^ |htreben, koad man moUc Unb bod^, bod^ nimm bid§ am metften mit bem in n^i, loa9 bu einem 58crftor6encn fag[t. einem fiebenben fonnft bu öieKeic^t in aller 9?ul)e fagen: „id^ njerbe bic^ nie öer= geffen''. @inb etti^e Sa^re Eingegangen, fo ^bi i^r n^a^r^ fc^Itc^ Betbe bod (S^an^ glödltd^ Dergeffen — mirb toenigftenS ber fettenere fein, ba| bn ben anbem ungtädlid^ertüeife weniger tiergegtid^ ftnbeft. 9ltmm btc^ aber t)or jebem 9>erftorbenen in ad^t. ^enn ber Stote ift eine Qbgejd^loffcne unb bejtimmtc ^erfönlic^feit; er befinbet fid^ nid^t tote ton anbern noc^ auf Abenteuern, in benen mit mand^e brotttgen (i^ebniffe fyibm unb fieb^^nmol nergeffen !0nnen, mad mir gefagt ^aben. 93enn bu §u einem Üßer« ftorbenen fagft: „bid) njerbe id) nie ucrgeffen", fo ift eö, alö antmortete er: „gut, fei überzeugt, ic^ merbe ba§ niemal?? ücrgeffen". Unb ob auc^ alte 9)ätlebenben bic^ öerfic^ern, er ^abe ed tiergeffen: aud bcd Xoten äRunb mirft bu bad nie $n ^0ren Befamimen. 9ldn, er gel^t an feinen Ort — aber er toer&nbert fic^ nirf)t. toirft nie einem iBer« ftorbenen jagen fönnen, er fei älter gemorben unb baburrf) crfläre fic^ bein ueränberteö S3encl)men gegen i^n — benn ein Sßerftorbener mirb nt^t ölter. S)tt mirft ^u einem Set« Digitized by Google — 201 — « ftocBeneit itid^ fagen fOnnett, er fei im Sauf bev Qtüt ee« foHct — beim er ift feitfier Idftet geMrbeit üU het^n^ mal, ba bu noc^ fo tüarm an Siebe loarft; aud) fannft bu iiic^t lagen, er fei ^öfelic^er getoorben unb bu fönneft il)n bc^ljalb nu^t me^ lieben — benn er ift je^t nid^t loefentlid^ ^ic^ gcMcbeit ab bie fcl^iie toax, iti bie nmtt fi4 boi^ ntc^t iDol^l nerlteüen famt; bn Idimft oiu| iiid^t fageit, er ^abe fi^ mit onbern eingelaffen — benn ein Sßerftorbener Iä|t fic^ nid^t mit anbern ein. S^iein, magft bu nun ttJtcber beginnen, too fielen bliebet, ober nic^t — ein SSerftor* Sener begiimt mit ber p&alÜi^\Un ^nautgleit tntmet trat ba, too i^t ftC^n Hiebet S^enn ein iBerftobener ift, koie« IBO^I uralt cd tii<|t Qiifiel)t, gor ftorf: feine @tdtfe ift bie, bafe er fid) nic^t öeränbcrt. Unb ein Sßerftorbener ift gar ftol5. §aft bu nic^t bemerft, bafe ber ©totje gerobe gegen ben, n^elc^en er am tiefften tierad^tet, fid^ gefliffentlid^ ntc^ mevfeii kffen, gotq^ nmietäiibert fd^emen tM, otö todte fotttid^td tiorgefaden, um ^iebur(^ ben Sem^lcteii noc^ tiefer finfen ju (offen? benn ber (Stolpe mod)t nur einen, bcm er genjogcn ift, tt)ol)Itt)olIenb auf fein Unrecht unb feinen Srrtum aufmerffam, um i^m fo ^urec^t Reifen. Slber ein Serftorbeiier — mer nennog f o ftol^ lote er [id^ gar tiii^, and^ aii^ feise Serai^ng gegen ben Scbenben metlm loffen, ber i^ mh hai ^bfc^icbsmort Dergt^tl — ein IBer« ftorbener t^ut ja Die(met)r aüe§, um fic^ felbft in i^ergeffen=' ^eit 5U bringen! ^er Xote fommt nid}t ju bir, bic^ gu mahnen; er fie^t ntd^ im 5Borüberge^en auf bid^; bu be« gegneft i^ nie; mib tvemt bn i^ begegneieft mib i^n fd^ft, feine nntotHlfltUd^ SkrAnbernng feinet Iffienen »etrftt bit toiber jcmcn SBiüen feine 5lnfid)t unb fein Urteil über bid^; benn ein Xoter ift §err über feine (SJebärben. SBatirlid}, mir foUen und ^üten, nac^ j£)ic^erart Xote j^rauf^ubefcfimören, ba^ Digiiizea by Google — 202 — Vitt fie ft$ twi S t ini ier mi g hxmqtn: ha^&^ßcti^^tt ift gerobe, bafe fidj her Sßcrftorbene gar nichts merfen lögt, gürd^te ba^cr ben ^erftorbcnen, fürd^te feine ^c^lau^eit, fürchte feine Sefttmmt^eit, fürchte feine etörfe, fürd^te feinen ©ti»!}! hl obn, fo (e^e in Ittbenbcm fLuSMkn, nttb Im l^oft ftinnt (Sktmb }itt gurc^t; nom tBctflorBencn mib gerabc. t)on i^m ort Serftorbenem fannft bu bie Sdilau^cit im 2)enfen, bie Seftimmttjcit im 3IuSbrucf, bie ©tärte, unt)er= ftnbert fid^ gleich 5U bleiben, ben ^tol^ im fieben (einen, toit ha \M tm fttnent äRenfc^, anc^ hm bcgabteften lernen fonnfi Ibtt t Be rpotScit e tiefflnbert fid^ nic^t, ba ift on eine mögliche ©ntfc^ulbigung, burc^ tt)eld)e bu bie ©c^ulb auf i^n )rf)ieben fönnteft, nic^t ju benfen; er ift alfo treu. Sa, baS ift toaf^Vf aßein ec ift feine SBirfHd^feit, mtb er t^t iNi^ niil^, gor nid^, nm bti^ sn Rotten, wxc finbect ec fic^ nid^. Setftnbert ftd^ bal^ ha9 Ißer^dltnis S^Difc^ einem ficbenben unb einem ^oten, fo ift bo^ \üo\)l fo öiet !Iar, bafe ber Sebenbe fid^ üeränbert ^aben mufe. Äommt ed bagegen 5U feiner ^erönberung, fo ift'S ber £ebenbe, bec in SBat^^it tren getvefen ift, tten im lie^ben Snbenfen on — M^cenb ber Xote (eiber ni^ fonnte, nm btd^ feft^u^aften; toft^nb er tetber oXUs if^at, nm ben 3U erttjecfen, er t)abe bic^ unb tua^ bu feiner ßeit 5U i^m fagteft, gan^ üergeffen. 2)enn tuer iDirflicJ) Dergeffen ^ot, toa^ man ju i^m fagte, tonn ed bod) bem ^erftorbenen hierin gteid^nn; er lonn ntt|t fo beftimmt toie biefer oni^ brfiden, ed fei kiergeffen unb mit bie ganje @a<3^, bo^l ganj^e iBerl^dltniS i^m. ^Dofe tüix in Siebe SSerftorbener gebenfen, ift fo bie X{)at ber uneigennügigften, ber freieftcn, ber treueften Siebe. ©0 gel^ benn ^in unb öbe fie: gebenfe bed Itoftorbenen nnb Digiiizeti by Google « — 203 — • lerne eben baran bie uneigennii^ige, freie unb treue Siebe gegen bie ßebenben. 5m ^^ert)aUcn 311 einem SSerftorbenen l^oft bu bcn aKafeftab, an bem bu bid^ felbft prüfen fannft. äRit feinet $üfe lann man bie kyenuicfeltften, kDeitldnfigfien Setl^tniffe gana etnfa^ nnb imä^lfti^ ma^; et le^ jene ber ffielt bet WMiä^Uit fo geläufigen (Sntfd^ntbigungen tnögefamt öerobfd^euen: bafe öielmc^r ber anbere eigennügig gctoefen fei; ba§ ber anbere fitf) burc^ eigene ©d)u(b in ll^ergeffen^eit gebraut ^abe, ba et (id^ ja nie in ^rinne«' nmg btaci^te; ba| enUi(| ber anbete bet Xtenlofe feL ®ebenfe hi& Setfiotbenen, fo tiofi bu, Qbgefe()en tton bem ©egcn, ber bicfe %t)at ber ßiebe unjertrennlid^ begleitet, ju* gleic^ bie bcfte Einleitung jum richtigen ^^erftönbniS biefeS Sebent: baft eg nämlic^ ^ßflic^t i)t, bie 2J?enf^en ju lieben, bie ttnt nid^t fe^, abet and^ bie, tod(^ tm fe^en. brennt bet Xob bie aRenfd^, bte tDtt fe^, mm m9^ fo fann bo(| bte ^fli^t, fie §u lieben, rnd^t oufl|dtett, bemt bie ^flt^t ift enjig; fomit !ann aber aucf) bie ^flic^t gegen bie ^erftorbencn bie 2Jätlebenben nic^t fo \)on unö trennen, bofe biefe nic^t (Skgenftanb füt unfete )i^iebe blieben. Digiiizeci by GoOgLe ^|£ia§ ©agen ift feine ^nft, aber ba§ X^un". 5)te|e „flIM fpridjiuörtltc^c 9lebcnöart l)at gang red)t, toenn man üernünftigertueife bie gäUe unb ^erpltniffe aufnimmt, too ftnnft imtflid^ im ,,6a^tt" befM^ 5Deitn tute ja fmtbetfat, tueim einer hi fOi^ )te^ Milte, \)a% bc9 tOid^terd ftttnfi eHett im ^^Sofiett" befiele, ha mol^ md^ jeber eben bag fageu fann, toa§ ber ^tc^tet }o jagt, ba^ et fic^ baburd^ at§ ^ic^ter bctocifi S^m güt bicd att(^ t)on ber ^unft be« 3^ebner3. ^inftc^Uc^ ber Siebe aber gilt hcA ioeber teiluieife noc^ gan5/ba^ bie jbtift im ©agen befte^, ober ba| bie ftimft, fte augjufagen, ttjefentlicf) burc^ eine zufällige ©cgabung 6e= bingt fei. öbcit barnm ift e§ fo erbaulid), Don ber Siebe reben, »eil man ftetS bebenfen unb fic^ felbft fagett mttg: «bad fann jeber, oberbad follte jeber tditnen'' — »ogegen es eine »unberlic^ 8tebe Mtt, ein jeber fei 5Did^ ober I ÜHtnte ei^ fein. 5Die Siebe, bie olle Unterf^iebe nnb llnglcid}t)citcn übernjtnbet, bie alle ©anbe löft, um alle mit bem 53anb ber Siebe ju umfdjtingen, mu§ natürlich in Siebe barauf achten, bafe l)ier nic^t plö^Iid^ eine eigene Ärt Un« gleid^^t fid^ geltenb mad^ nnb Oanx^pdii anrid^te. i Digiiizeti by Google — 205 — SBeU fid^ baiS f o m^it, ttetl feine ,Mn\t*' ift, tnt fHitht attiittitetfeii, eben tamm ift e8 eine „^tbeit", fie Qii}ii)iteifeit; beim bet „Ätttift* mitß ein w^Ient" entftnred^en, ber ju^ föHtge SSor^ug befonberer ©egobung; bic „^xbtiV brücft gonj allgemein bie „^flic^t" jebeS 9}?enfc§en quö. ©o fann benn baS ©pri^iDort auf eigene Söeife feine totoenbung finben. SBenit f 0 jiemanb iit etoeY pc^ttg ^iitgetoorfeneit Semetfiingr in einem xofd^ (Einfall (motan nnfece geit BefonbetiS ®e» - f^marf 5U pnben fc^eint) behaupten lofttbe, „eS toäte gut, »enn eö jemanb übernehmen tooUtt, bie Siebe anjupreifen"," fo müfete man ertoibern: „ba^ ©agen ift feine Äunft, mi)i übte bod %f)un"'f — nur toürbe l^ier bog „%f)ün" eben bad Bebeuten, ba^ man trfaot"; unb bad @igentftnUid^e toote ba<* (et, bag (nne oben gezeigt nwrbe) boi» onpteifenbe /,@ogen'' t)on ber Siebe feine ^unft ift, atfo eine 5^unft unb bodf) feine ^unft, fonbern ein einfac^e^ ^f)un, eine Arbeit. 5llfü mufe man fic^ fol(^c^ ^Inpreifcn ber Siebe gur 5(ufgabe mad^en, ttiel^ Qdt itnb 0(ei| eiifotbert SB&xe bie ^n)>teifttng ber Siebe eme ftnnft, fo I&ge bie @a(i^e anbetS. Sbam eine Ännft ou«jttüben ift nid^t jebem gegeben, loenn er oud^ 3«i* unb gleiß Quftücnben unb bie Müijz auf fid^ neljmen tüoßte. 5)ie Siebe bagegen ift nic^t tok bie ^unft neibifd^ auf fid^ fclbft unb ba{)er nur toenigen Ucrliel^.. Sebem, ber Siebe ^ben tsM, nntb fie gegeben, nnb n^iE er bie Arbeit, fie onjupreifen, auf ft^ nehmen, fo niirb e9 dis$ gelingen. @o n^oHen luir benn betrachten, ttiie bie Siebe bie Siebe anfireifi (Sd ^anbelt fic^ um eine iUbet^, unb natürlich um eine Arbeit bet Siebe; benn fie buin mx in Siebe, beftimmtec in ber Siebe, bie an^ ber Iföa^rfieit ift, ausgeführt nwrben. Söir fuc^en beutlic^ madjen, toit baS gefd^e^en nuij. Digitized by Google — 206 — Sil! matt bte SteBe att^reifen, fo mu% mon fein %i)ün in ©elbftuerleugnuug eiutoartö gegen fic^felbft richten. 2Benn bie £te6e mit ©eminn Qttge))cieien toerben foU, jo tnitg matt ei^ (aitge 3^ aiti»^(teti, nitc eittett i^banleit %n benfen; fo mu^ man bie, geiftlid^ t)erftanben, ftrengfte ®ntJ)o(tfQmfcit gegenüber ädern Ungleii^^ortigcn, gremben, ■ §lbüegenben, ©törenben burd)füf)ren unb firf) jeben anbcrn ©ebanfen auf's pünfUic^fte unb get)or(am(te üecfagen. tft aber fe^r anftrengenb. ^uf biefem SSBege lann man lei^ genug @imt itnb 3tt{ammenl|aitgr ja ben SSerftanb Declieten; tmb tft bai» (Sine, mit bem mon fid^ befcfjäftigt, eine einzelne enbUd^c SSorfteUung, nid^t ein unenblic^er ©ebanfe, fo njirb bieg aud) gefc^e^en. 5ft aber aud) ein njirflic^er ©ebanfe, eine Sbee, unb njirb fo ber Sßerftanb gerettet unb betoa^rt, fo ift bie @ad^ boc^ fel^r anftrengenb. (^inttt ^banfen $tt benfen, b. ^. ton aller Qtt^fxtmmi^ ab» ttnb inftd^gefe^rt t)on 9J?onQt ju 9J?onat feine ^anb mit ttwic^fenbcr ^aft bie ©oite beö (^ebanfcnö anfpannen ju (offen unb 5uglcid) immer •ge^orfamer unb bemütiger bie §anb borin ju üben, bafe fic mit n)Qc^fenber 2eic^tig!eit unb ©efd^meibtgfeit jeben $htgett« blici, in bem e8 nOtig ift, bie Spannung derminbere imb nad^toffe; olfo mit fteigenber Seibenfc^aft fcftcr nnb fefter, fidlerer unb fieserer an^utaficn unb mit mac^fenber SDemut, tt)enn e§ einen ^tugenbüd nötig ift, leidjtcr unb immer leichter lo^äutaffen: baö ift fe^r anftrengenb. Unb boc^ fann einem nici^t kierborgen bleiben, baf^ bad t^dtig ift, aud^ ttic^t^ ob man ed t^ut; bentt toenn man nur (Einen (Bebonlen betttt, fo ift mon einmfirt« infidjgefe()rt. (£g fann einer ja fo benfen, baS er babei feine 5luf* merffamfeit beftänbig bloB nac^ oufeen, bem (Siegen] tanb, ^Ifo ettoad &tt|erem ^utoenbet; er tarn aber auc^ — unb Digiiizeti by GoogLe — 207 — M ift etn onbeted — m feinem Ibmka Ut tSenbitttg nehmen, bafe er beftänbig in jebem ^(ugenblicf feiner fclbft betDufet, fi^ feinet 3"f^Q^^^^ tt)ä{)renb be^ 2)en!enS ober bcfjen belDufet bleibt, iraö in t^m \db\i lüäljrenb fcincÄ 5£)enfeiid mge^. iRur bad legt^ie ift toefenUid^ Sknfen, ei$ iß it&mlull S)tti^td^tigfeit; iKiS etfkte ift ein mtlIatedS>en!ett, boiS an bem fdiberftmid^ tetbet, bog bad, lood benhnb anbetei^ crflärt, im testen ®runbc fetbft unHar ift. (Sin folc^er S)enfer erflärt burd^ fein jDenfen anbereö, unb fiel), er öer^ fte^t fic^ fclbft nic^t; er mac^t nac^ aufeen, gegen ben ©cgcu* ftanb geie^, DieUeid^t einen fe^ grQnbtic^n (Sebrond^ feinen notfttlic^ fttfiften, eimofttti^ ober einen fe^r ober« ftäd^lic^en, unb ba^er bleibt all fein ^enfen, fo grünblid^ ancf) fdjeint, boc^ im ©runbe oberflddjlid). Sft aber ber (^egenftanb beS ^enfeni^ weitläufig in öuBerli^em <^inne, ober oermanbelt man bad, morü6er man benft* in ein ge»* le^ed Objieft, ober ffmigt man tion einem 0egenftanb |nm anbem fiber: fo entbedt man btefe (e^ S^igtid^^eit nie, bag nämlic^ aller ^larl)eit eine Unflartjeit ©runbc liegt, ttJÖ^renb boc^ ipaljre Ällarljeit aßein in ber S)urd)fid^tigfeit befielen tann. 5)iefer Übelftanb tritt nid^t ein, ttenn man nur (Sinen (Sfebanlen benft S>ann fyit man feinen äußren a^ ^eben iierlieren, bomtt man ed ge« nrinne". ©oU er ettoad XiefexeS sn %aQt fdrbem, fo nutg er biefen 8Beg tiorMrtiS ge^en; fpringt er in btefer ©cinnerig« feit ob, fo bleibt fein ^enfen obcrfläc^Iicf) — toiemoJ)! man freiließ in unferer Hugen 3^^^/ o^ne fid^ bei ®ott ober bem ®a)iQm Uai^ 5U erholen, fttllfc^meigenb ber Meinung ift unb fte fttIlfenn er anf# rid^tig unb gläubig audf)ött; bann fyit er fte aber nici^t ^u eigen, fonbcrn in (Selbftoerlengnung. — 5ld}, id) n)eife md)t, jn ttjem id^ hierüber rebe, ob einen 9J?enfcf)en giebt, ber fic^ um folc^ed flimmert; baS aber meig ic^, eö ^at folc^e gegeben; nnb anc| bad met| ic^, baft genibe bte, koelc^ bie Digitized by Google — 209 — Siebe fegcnörcid) an(]e^riefen t)aben, in btcfem nun jum Xeif faft unbefannten gal^rttjoffer l)eimif(^ unb tool^I crfat)ren ttoteti. Unb fär fte !ann id^ ja fc^eikn itnb mx6) M fti^Otim motM tcdften: ^^fd^ettel" „fftt koeti?'' ,,fftv He %oUn, ffir bte, btc bit in ber fßmotlt lieb l^ft!" — mib in meiner Siebe jn biefen njerbe id^ mxd) mit ben Xcucrftcn unter ben SD?it(ebenben äu[ammenftnben. Söenn man nur einen ©ebonfen benft, fo nut^ mon entbeden, ba| aud^ ^nm 5Denlen ©elbftberlengnung gel^tt^ ttttb bie Sel^tlKTlengnung entbcift bad ^Dafcin i^otted. 6» befontmf man einen ^nimöd^tigen jum 9Ritarbetter, unb in bfefcm ©ebonfen begegnen fid^ bie ©etigfeit unb baiS ©ntfe^en. ^enn ein $lUmäcf)tiger faun bein, bcj^ 3}?enfd^en, 3Kitarbeiter nic^t fein, o^ne bafe bu gar nid^tg öermagft unb bieg nriffen befommft; anbterfeitd kiermagfi bn ja aüt&, toenn bu i^n 5um aRitarbeiiet l^fi ^Oad 9nftcengenbe liegt bavin, bofi bu biefe loiberfprcd^nben Erfahrungen jugteid^ mad^jen mu^t, nid)t ettoa bie eine ()eute, bie anbre mori^cn; unb bn§ Slnftrengcnbc liegt barin, bafe bu biefeg 3Bibcr|>rud)ö mdjt bann unb wonn, fonbem in jebem ?(ugenblidt betoufet merben ma%L (6» tft biv, all» betntageft bn aOed; — in biefem ffugenbficf kotO fid^ ein felbftifc^er <9ebanfe Remagen, alf ttJäreft bu e^3, ber aüeö Uermag, unb im fclben Hugenbltcf fann atleä für bic^ öerloren fein; unb fobalb ber felbftifdje ®ebanfe aufgegeben tvixt, im felbeu ^lugcnblicf fonnft bu toieber alle« ^aben. &ott ober fte!)t man nid^t; braud^t alfo «Ott biefed SBetl^eng, §tt bem ber SRenfc^ in ©elbftoerleng' nmtg felbft fid^ mad^te, fo fief)t dl onil, a(9 benn0(^ \M SBerfjcug alle^, nnb biefeö fül)^ fid) fetbft üerfud)t, e« fo ju öerfteljcn — bi^ er bann tuiebcr nidjtö uermag. @8 ift fc^on fd}tt)icrig mit einem anbern SD^enfc^en jufammen ju arbeiten, aber nnn gar mit bem ^LQmäc^tigenl 3a, auf eine fticrl€|«fttb, «Btttn ber SHctc IL 14 Digitized by Google — 210 Ärt ift ba^ leicht, bcnn roa^ öcrmag @r nic^t? 3o fann idj ja t^n allein machen laffen. foö aber gcrabc mitarbeiten, unb menn fon[t burc^ nic^td, fo baburd), bag ic^ be» ftänbtg mftc^ fd^t i>enndge gat ntd^; IM loim ate iiU^ etil* ffe oUcnittl iKcfhuibcii tMn^tm, nnb tNitin liegt eim bte Si^erigfeti (60 foQ ja titd|t in bem 9iigeii« bücf üerftanben tpcrben, tüo man ttnrflid^ mä^t^ üermag, too man front unb übet aufgelegt ift; nein, e§ foll auc^ in bem tlugenbltd üerftanben koerben, too man jc^einbar aUed oermag, unb bad ift fc^. (69 ift bo^ nid^ fo tafc^ tote ein fo geioattfam fibcilalleii ttrie tiott eitlem MMntCen; imb mm ouf bem 9l^eeIe ber0e« bonfen umgetrieben 511 lucrben, unter fid) eine ,,Xiefe toon fiebjigtaufenb gaben" — big man gelernt [)at, mit ber D^ad^t lU^ig öon ben ®cbanfen lueg einjufd^tafcn, in bem SSer* ttoneit, ba| ber (^ott ber Siebe (Skbanlen im Überfi[u| 1^, itttb toettcanenikwn feinen (Sebanfen ttiieber onfittloac^, beffen getuife, bag ®ott tticf)t gefc^tafen ^at! ^£)et mächtige Äaifer im Orient ()atte einen S)iener, ber il)n töglict) an ein bcftimmtc^> llnternetjmcn erinnern mufete: bo6 aber ein geringer ä^enfc^ bie (Bac^e umbiegen unb 5U ©Ott bem mäditigett fogen muj}: ^^etinnece mid^ bod^ )e|t an bod unb UA'*, unb baB «ott ed bann t^! Sollte mnn botob ntd^t ben SSerftanb öerlteren, bog ein iD^enfd^ ru^ig unb füfe fotl fd^Iafen bürjen, tücnn er nur (mie ber ^aifer gu feinem ^)iencr) gu (SJott fagt: erinnere mid^ bod^ an baS unb bog! ^Dann aber ift biefer Mmäc^tigc tpieber fo eiferfü(^ auf fic^ felbftr ba^ in biefec bnmmbceiftcn gicei^t, bie et ^Iftgt, Hofe ein felbftif(^ XBovt faden batf, fo ift aOed l^edoten, fo benft Cl^ott ntd^t nur nid^t an baS unb bad, nein ed ift, CiU mutltc er baö unb baö, \mx uerfc^ulbeten, nie t)er= geffen* ^fltin, ba ift ed ja koeit fieserer, ettoad koentger ^ Digiiizeti by GoogLe | — 211 — Mmügen mh ham aHgemeht menfd^Iic^er SBetfe fic^ emju&ttben, man fei bicfciS SBenigcren getüi§; ba§ ift tücit fieserer aU biefe ?lnftrengung: bafe man gan^ eigentlich unb buä^\iahüd^ nid^tö vermag itnb bag^en ut eiiiem gekiHffett iraeigeiitU^eit @iiiite atted toecmag. S)iKl^ ttnc in ee(bfü>et(eitgmtiig fonti dn aRenfc^ bte SieBe mit @egett oit)}retfen; beim €^ott ift bte iBiebe, unb nur in ©etbfttjerleugnung fann ein !D?cnfci^ ®ott feftt)atten. aBa§ ein SJ^enfc^ au^ fic^ felbft öon Siebe mcife, ift fe^r oberfiöcl^lid); bad liefere mug er Don (§k>tt }tt koiffen be« tmam, b. ^. er nui^ iii ^Ibftnecleugimiig mecben, txM jebet Sliettfd^ tvecben tarnt (beim bie ©etbftDetteugnimg ift gan) oQgemetn jebem Si^etifd^ tnögtic^ unb erforbert feine befonbere ^Berufung unb @mä{)lung), ein SEBerfjeug für ®ott. ©0 fann jeber äJknfcfi aUeö üon ber Siebe ju toiffen be» lommen, tok ja qu^ jeber koiffen befommen fann, bag ev, lote iebet ällfeiifci^, bim ^ott geliebt ift 5Dec Untetfd^ ift nur bet, bog ei^ einigen (unb mir eigenKid^ am!^) tm* fommt, fic f)aben an btefcm ©cbonfen für ba« längftc ßeben mel)r fiinlänglid) genug, fo ba^ fie auc^ mit fiebrig Sauren fic^ barüber noc^ ni^t genug Dermunbert ^ben tönnen; mogegen leiber (^otteiS biefer ©ebanfe anberen fo imbebetttenb fd^t (imb biei ftnbe id^ fe^r f onberbar unb MdigenMiert), toeil bon <9att geliebt ju fein ja nid^ts koeiter ift, ald toa^ jeber OJicnfc^ erleben fann — aU tväxc barum etiPalS (Geringeres. fflui in ©elbftoerleugnung fann ein iUknfc^ bie Siebe mit 6egüi angreifen, (im 2)t(^ter vermag bad nid^t. S)er 5Eyi4ter famt oon Siebe rnib gfceimbf^aft fingen (ein IBorfttg, ber nur loenigen bef^ieben ift); ober bk Siebe angreifen, bog fann ber „^ic^ter" nic^t. ^5)enn für ben 2)ichter ift bpc^ fein ^er^ältniiS ^u bem t^n erfüUenben ©eift toie ein Digiiizea by Google — 212 — (Sdjer^, bie 9(nrufung feineg ©eijtanbe^ tok ein Sdiei^ (inib ftc foütcn bod) ber ©elbftöerreugnunn unb beni ®e6et cnt* fpred^en); baä (Snt[d)eibenbe bagegen ift feine S^aturbegabung, unb bem S)ic^ter felbft ift nic^t fein ^et^Unid $ur ä^ufe, fonbent bad dkfii^f berfelben, bie ^id^tuitg, bte bt^nfi^e $robttftton bte ^auptfod^e. güt bett bogegen, bet bte SteSe angreifen fott (njaS jeber fann unb fein ^l^ov^ug ift), mu^ qEc^, mu^ ber @rnft fein, bafe er in ©elbftuerleugniincj ein Sßer^äUnig ©Ott t)at, baS Belingen ober ÜJiiBüngen feincä SBetld aber ein @(^ei;$; b. ^. bai» (^ottedbeYl^(tm|Si felbft mu^ i^nt toid^ttgec fein aU baS, ttiai^ et baburd^ enetd^t Unb ei^ ift in ©etBftoetleugnung feine gan^ ernftlic^e Ü6er* ^eugung, bofe eS ®ott ift, ber i^m ^ilft. O, föunte ein Wlm\6) in ©clbfiüerteugnung aüc @inne3* tdufd^ung, al^ ttxmön ber ßiebe reben tönnenl ^cnn in bet äu^etften ^btfttengung bet ^elbfitjetleugnung, mann bie eigenen l^tftfte fd^nxid^ nnb o^nmäd^tig bal^tn fallen, feiig 5u fein, fid^ feiig ju füllen, toa« l^ei^t ba« anbercg al§ in SSBa^r^eit ®ütt §u lieben? (SJott aber ift bie Siebe. SScr foKte alfo bie Siebe beffer angreifen fönnen aliS ber, toeld^et in 2öa()rl)eit (3ott liebt? 2)entt er ücrf)ält fid^ ja feinem <ä^enftanb auf bie einzig tid^tige ICBeife: et tiet^ fic^ (Bott, nnb bad in n»a§tet Siebe. ®it fyibm etöttert, nad§ innen gcfdje^cn mufe, um bie Siebe anäupreifen. ®ie (Srfüüung biefer öebingung ^at natürlich i^ren So^n bei fi^, U)ietoo^l bei; i^nb^koect babei Digitized by Google — 218 — ter bog man bmä^ Sntnetfntig bet Siebe beftem Set* mdgen ble 9Renfc^en für fic getDtmie, fie auf ba9 red^ auf« mcrffam macf)e, toaS ben SQknjdjcn aU ba^'> ^ö^fte unb gleidj^ mäBig allen 9J^enf(^en Dergönnt ift. 1)cnn tücr Äunft unb 2Biffenfd)aft angreift, rid^tct bamit boc^ 5tt)ijc^en bcn 83cöa&ten unb ääd^tbegabten eine tcennenbe ©d^benmnb anf. Skt ober bie fitebe cni)n»ip, gleid^t oOen Untetfd^eb an«, nid|t in gemeinfamev ICtmnt, ati^ mü^ in gemetnfamer SRiilcI^ mä^igfcit, fonberu im gemeinfoinen öcfi^ be^3 5>öc^ftcn. S33iU man bic Siebe angreifen, fo mufe nat^ anlsen in {elbftuerleugnenbec Uneigennü^ig!eit ge« fd^e^en. Syec 0elimm bet Selbftt)etlengnmig beftel)t botin, ba| bcr 9Renf(!^ ein Sßerfjeug fein fann, inbcm er nac^ innen fidj felbft üor (SJott nirf)t§ madjt; burd^ aufo^fernbe Un* eigennügigfeit madjt er fic^ äufeerUc^ ju nid^tö, einem .lumü^tt £necf)t; innertid^ irirb er fid^ felbft nid^t ItJid^tig, bcn» er ift nid^M, ftit|et(i(l| micb tx ftd^ felbft ond^ nid^ nri^, benn er ift m^ii; er ift nid^ bor (»Ott — itnb er öergijit nid)t, ba^ er üor ®ott ift, lüo er aud§ ift fann jn leibcr gefd^ef)cn, baft ein 9}2enfc^ im legten ?(ugen* blid fel^lgreift, bajj er in äBatjt^it bcmütig öor &ott ift, aber ben SJ^enfc^en ^ingekoenbet auf bod, tt»od er bermag, ftol) iBirb. M ift bie SBerfnd^g, mit anberen fic^ $n tier» gleid^en, loaiK il)n 511 ^aH bringt. fentbe Uneigentiü|igfeit eitt unb boi^feKe mit bet SetBftiKcIettgtiimg. CS tD&u bod^ anc^ ber f^re(!Itd^fie SBtberfprud^, toenit etttec bie Siebe attt>nefe, um über anbere — J)errf(^en. @o ift bie oufopfembe Uneigennütjigfeit geniiffemmgen (nömlic^ innerüd^ öerftanbcn) eine unmittelbare |$olge bet @elbftk>etleugnung ober mit biefer eind. @on aber bie Siebe in SBa^r^ett angepriefen toetben, fo bebatf c8 nod^ auftcn ber aufo^fcmben Uncigennü^igfcit; unb bog geljört gerabe jum äöalten ber Siebe, bafe fie bie Siebe in berSicbe an|)rcifen loill, bie oug ber 2öo^rl)eit ift ^BM man ftd^ irbif^e 5ßorteite Derfd^affen unb (tood bod TOer* tranriQfte ift) ber aßenfc^en iBeifatt gekmnnen, fo ge^t tM^ (eic^t; man borf nur allerlei ZrOgerifc^ tierfftnben. 9ihtr ift bag feine Siebe, ^enn biefc ift gerabe bog ©cgentcil: ba6 man auö Siebe jum 2öal)ren unb ju ben 3J?enfc^en jebcö Dp\tx bringen toiU, um baö 2öal)re gu öerfünben, öom ^a^ren aber ni(ijt ba8 SWinbefte opfern mU. SM SBa^re mtt| in biefer SBelt ioefentlid^ immer im ftam^e beftnbtiii^ geba^ toerben. &o gut ift bie SSett nie getrefen, fo gut iüirb fie nie, bafe bie SJ^e^tjal^I baö SBa^re min ober bie mal)re 5lnfd)auung öom SSal)ren fjat, fo bafe beffen Söerfünbigung fofort ben ^eifaE aller geminnen müfete. 9lein, loer in SSki^r^it etmad Baf)xt^ oerfünben ttnO, mu| fid^ hnt^ etMd gon^ anbered ate burd^" beriet trfigerif^ (gmartungen vorbereiten; er mn^ bnOtg fein, mefentUc^ auf ben "iJlugcnblid ^u oerjic^ten. SSo^l fagt fetbft ein 2lpoftel, er fud^e bie SD^enfd^n gett)innen; er fügt jebod^ bei; „Dor Digitized by Google — 215 — ©Ott aber finb tüix offenbar", ©o liegt benn in tiefen SBorten nic^t^ tüeniger alö ein (SJebanfe an bicfeS felbftifd^c obec feige, fittm fid^ ftogen — um fie gu genrinnen. @r tt)in fie alfo nidjt um eigenen SSorteil^ mütn gewinnen; er to'xTi üieimcljr mit jebem D^fer, alfo aud^ mit S^erjirijt auf il)ren S3eifatt, fie für bog äöa^re getoinnen — toenn ed it)m glüden fann; bad ift ed, toa^ er n^id. ^arum fagt berfelbe 8)»>fiel an etnec anbeten @teae (1. Xl^fal. 2, 4—6): „@o reben tarir, nid^t ald tooHten nrit ben ^tn^fyn gefallen, fonbern ®ott. SBir ^aben un§ nic^t in ©c^meicfierrebcn ein* gelaffen, nod^ mit 5lunftgriffen ber gobfm^t unS abgegeben, koir fuc^ten aud^ nid^t (^^re Don iU^enfd^en, n)eber uon eud^, nod^ t>on anbem, obgleid^ nrir eud^ al& 'äpo^id (&f^xi\ü ^ut 2a\i motten f&Qen Idnnen". SBieotel tCufopfetung ift ntc|t l^tertn entl^älten! (5t nt^t ÜBottett gefud^t, ntdjt fid) be« jaulen laffen, aud^ nid^t, fo toeit er eö mit 3^?ecf)t al^ Gljrifti §(})oftcI ^ätte beanfpruc^en fönnen; er J)at auf i()re SSerei)rung, if)ren öcifaü, xi)it ®rgebent)eit oerjic^tet; in ^rmut ^at er fid^ t^tet SSetfennnng, intern ©pott audgefe^t, unb aH baS ^at er get^n — um fie %n genrinnen. Sa, auf bie SGBeife batf man fretKd^ alle« tt)un, fogar fein Öeben batonfe^en unb fic^ Ijinridjteu (äffen — nur um bie äJ^enftfjen ju ge* hjinnen; benn fo t)erfc^mät)t man ja gerabe in ©clbftauf* Opferung unb Uneigennü|ig!eit alle augenblicflic^en ^U^ittel, butd^ bie man ben SCngenblidt gewinnt ~ unb bie 8Ba|t|eit Digitized by Google — 216 — l)ernert. ©egrünbet unb gctDuräcIt im (Steigen ftefjt bcr §lpofte( ba; er toiU. biirtf) bic Gräfte beö (Ewigen unter 5(uf* 0) >fetung fetner fe(b[t bie äJ^enfc^en geloinnen; nid^ bebarf ber ^oftel um fetner ©elbfter^ttung ttnQen fo bag er barum itod^ bem erften beftcn, bem flügften SDKttel griffe, um fic 5u getüinnen — aber nicf)t, um il)nen §um ©etpinn ber SBaljrfjcit Reifen, beun ba^u (af)en fid| folc^e Wlxttd nvä)t brauchen. Unb nun unfre ^t\i; loie nötig ift nid)t bie Uneigen« nft^igfeit in unfrer ^\t, m man dXlt& ffyni, um olled ^ut @Qd|e 9[ugen6U(fd unb bad fCugenbttdnid^e 5U attem modE)en! — ^enn tf)ut man nic^t aüc^S, um bcn 5lugenb(icf fo übermächtig aU möglid) 3U madjcn, übermädjtig über bn§ (^U)ige, über baS S^a^re; t^ut man ntc^t aUe^, bamit ber ^ttgenbltd felbftgenägfam loerbe in fafi bomel^mer Unuiiffen« 1^ um ©Ott unb bad (Stotge, eingebtlbet auf* ben vermeint« lid^tt ©eft^ oller 833a()rt)eit, übermütig burd^ bcn SBo^n, aU fei man fclbft ber (Srfinber bes 233al)ren! SSie mancher iöeffere ^at fidf) ni(f)t bor ber Wa6)t beg 5(ugenblidö ge- beugt unb bamit ben Hugenblicf no^ fd^Iimmer gemalt; benn eben loer ^u ben Sefferen gehörte, aber fc|lDa^ ober felbftfü^ttg nad^gab, mng im (S^erüufd^ bed SugenBIidfiS SSergeffentieit für feinen fud)en, mug nun mit aller Tta6)t baran arbeiten, um ben ^ilugenblid nodj aufgeblafener mad^en. cg ift, at^ tuare bie Qcit ber Genfer toorbei! 2)ie ftiHc ©ebnlb, bie bemütige unb get)ür}ame S3e« bäd^tigleit, ber l^odg^rjige fßtt^i^ auf augenblidtid^ SSBirfen, ha» Setottgtfetn ber ftCuft, bie atotf d^en ber Unenbßc|feit unb bem 9rugenMi(! liegt, bie an tf)r S)en!en unb i^rcn ®ott 1) ingegebcne Siebe, bie einen ®ebanfen benfen fann — aH baö fc^eint unfrem (5^efd)led)te abljanben j^u fommcn unb näd^ftend ^ur Ä^äc^erlic^feit au »»erben. S)er ,,iD^enfc^" ift Digitized by Google — 217 — ttnebet ber „iD'^agftaB'' für adei^ getootben, uitb %\oax gan^ im @innc bc^ ^lugenblidy. 5(I(e SD^ittcilunc] fott in bcm kquemeii Xoite ber (eid^ten g-Uigfd^rift gefd)eJ)en ober üon Uulöa^r^eit über Uinua^r^eit imterftü^t löcrbcn. Sa, ift • fo, ate mügte gulegt otte 992Utei(itiig fo etiiQcrtcl^t loerben, ha^ man fie üt ^ (ik|fteii9 eistet Stmibe in einer t^erfammlung tiorttagen tarn, Me toiebemm bie eine §aI6e ©tunbe mit tauten iöc^cuijuiigeu bcö iöeifaHS unb SBiber^ fprud^g l)inbringt unb in ber anbern Ijatbeu ©tunbe üor ^Betäubung bie (S^ebcmfen uic^t meljr fammeln fonn. Unb boc^ Eennt unb toxä, man nid^tö ^ö^ed. S>ie l^inbet ei|te|t man bo^n, ba| fie ed aU ba8 $ikj^ie betrad^: in Qüt t>on einer @tnnbe fid§ ()ören ju laffen nnb Beimmbert %n »erben. @o tief i]t ber 2Jienfd) im ilur^ gefunfen. ift nid^t met)r Dom §i3c^ften bie Stiebe, ba^ man (SJott gejaüe, mie ber 5[popel fagt, ober jenen ^crrlic^en ber ^or^eit ge* foQe, ober ben loenigen XreffUc^en, bie mit und leben; nein, in Seit Don einer (Stnnbe eine Skrfamminng ber erften beften gufammengeloufenen Seute gn befriebigen, bie fe(6[t Wtcber nid)t Qcit nod) 9J?u6e Ijabcn, um über ba^ SSaljre nad)äubenfen, unb atfo oberf(äd)üc^e unb Ijalbe ®ebanfcn jorbern, menn fie mit Beifall lohnen foüen: ba^ ift t)eute bie fiofnng. — S>ad M fagen, man ^ttft (um bod^ Si^be biefed Xreibeni^ etmad jn nwl^ren) mit ein nienig ttn« tüat)r()cit na^; man maci^t fi^ gegenfeitig öor, biefc S8cr« fammeUen feien (autcr SBeifc, jebe S8er[amm(ung beftelje au§ lauter 3Bei)en. i^an^ tok jur 3^^^ ci"^^ @ofrateö: alle mfianben bamals (mie ber Auflager betoied) bie jungen IBente ^n nntertoetfettr nur ein (SHn^^ berftonb ni^t — ba9 mar 6olrated; fo finb an<^ in unferer geit „aKe" bie SBeifen. nur i)xn unb mieber ift ein (iin^clner ein X^or. @o na^e ift bie SSkit ber ül^oUfommen^eit gerüdt, ba^ nun Digiiizea by Google — 218 — „oHe" We fßctfcn finb; ttjärcn bic t)crcin5cltcn ©onberlingc imb ^l)oren nidjt, fo tuare bic SSelt ganj uoHfommen. S9ei all bem fi^t ®ott inätrifd^en gleid^fam im ^immel unb mxttt Sl'einei fe^nt fic^ qu$ bicfem Sännen nnb Xoben bcd ttugenbttdd loeg nac^ bev StiUe, barin (S^ott lool^t; md^nb bec SRenfd^ ben 9)i^enfd^ Bennmbert — loeU et gong kme oHe bic anbern ift, üerlongt eS feinen mtS) bcr ©infantfett, in ber man ®ott onbetet; feiner üerfdjmäl)! biefe tDoljljeile S)t«pen{ation üom §öc^)ten in ©e^nfudjt nac^ bem 9J?a6ftab ber (Snngfcit! — @o toid^tig ift bcr ^ugenblid fid^ felbft gc* )oorben. tiot t^ut ba^ aufo)>fetttbe Uneigennfitigfeit. O, bog id^ einen SBetttetet folget ttKi^ten Uneigennü^igfeit barftellen fönnte! ^odE) liiejit ift l)ier nid^t ber Ort, too mir eigentlirf) nur üon ber 5ln^)reifung ber ßiebe ^anbeln — unb ba^er ]tel)e l)ter ein anbercr SBunfd^: toenn er einmal bar» gefteUt koürbe, möd^te ber ^ugenblicE bann Qtit finben, i^ti 5U 6etra(|ten! ^te tDol^re t[n))reifung ber Siebe nimmt aber biefelbe Stellung äum ^lugenBlidE ein, ttjic ade Siebe gut SBa!)rf)cit. Söeüor man mit feiner 5lupreifung ber Siebe ben S3eifat[ beö $lugenblidd gen^innen fuc^t, mug man fic^ bo^ guerft baüon überzeugen, n>ie fem bem KugenblicE bie malere 939r« fteüung Don ber £iebe ift. $at benn ber VngenBGd^ tDeI(|er eS nun fei, je bie toa^ SßorfteHung bom SBefen ber Siebe? ^ann er fie über^oupt jemolg l^aben? S^cin, unmögttd^. S)ic Siebe im ©inue bcy ^^(ugenblicfä ober be^ 5IugenblirfUd^cn ift nämlic^ nid)t mcljr unb ni^t n)cniger ald (Sclbftlicbe. ^Ifo ift ed ©elbftliebe, fo t>on ber Siebe )U rcbett, unb @elbft« liebe, biefen SeifdE gettmtnen. S)ie toal^re Siebe ift bte ber @etbfh»erreugnung. ®o« Ijei^t ober fid^ felbft bertengnen? (5S l^eigt gcrabe ben 5Uigenblid unb ba§ 3(ugenblidlid^e auf* geben, ^ann ift aber gon^ unmöglid^, ben Beifall bed Digitized by Google ^ 219 — Slugenblidd burd^ eine ^Da^)xt Siebe t)on ber Siebe ge« gettruineit, )De((i^ ia gerabe im Slufgebett bed Kugenbttdi^ befte^t. %>a^ tft unmöGlicT), [o mmbqWtb, bag ber Stebenbe (fte!)t t^m onberg bic 2öat)rl)eit über bem Söeifatl beö Hugen* bfidä) felbft auf bag äWifeöerftänbnig onfmerffam ma^cn mtifete, loenn iJ)m je ber Slugenblicf ^Beifall fpenben »olUe. $(ud bem l^ier QntUDtdelten ift aud^ leicht erft^tlid^, bog matt feutedtoegd o^tte toettere« ff^Kegett batf: tm bie £tebe Ott» }pm% mu| felbft gcKebt fein ober werben — in einer SBelt, bie ben freujigte, ber bie Siebe tocix, in einer SSelt, bic fo mannen 3^"9^" ^cr Siebe uerfolgte unb vertilgte. Unb njenn in bicfct ^infic^t bie ä^er^ältniffc ouc^ onbcre getoorben finb, menn ed aud^ ntd(|t me^r jn bem äu|erften fommt, ba^ bie XBal^^tö^eugen Seben unb SInt opftcn müffcn: fo ift bie SEBett im SBefentUd^en bo6) m^t beffer, fonbern nur weniger leibenfc^aftlic^ unb Heinlic^er gettjorben. SÖQi^ bie Sßett ba[)er fo im allgemeinen Iie6en§tt)tirbig nennt, ba^ lüirb natürlich bie ©njigfeit für cttoa^ ^öertocrftic^e^ unb @traftt)ärbiged ^Iten. ift fo ein „liebendtoürbtger" ^0ttn\^? & ift ein a^ann, ber Dor aQem boranf Bebac^t ift, bie t)on ber (Stoigfeit unb oon ®ott att i^n erget)enbe 5Iufforberung ju einem toefentli^en unb »efentlid^ ange* ftrengten ^afein nid)t ju ernft ne()men. ^er (iebenö- njürbige 3Jiann ioeig um aüe mögUdien (Sutfd^utbigungen, ^udpc^te unb ^lug^tdregeln 8ef(|eib, um feilfd^en, ab^u^anbeln, ab|uf(|lagen; unb bann ift er liebreid^ genug, t>on fetner IHugl^ onbern ein toenig überlaffen, toomit Quc^ biefe bo8 Seben fiel; uorteilljoft, Ieicf)t unb bequem ein^ richten fönnen. 3n ber ®efeUfd^oft bc^ SiebenSmürbigen be* finbet man fic^ fo fidler, fo bel)aglid^; er bringt nie jemanb auf ben Wtmttn, hoi eö ettoad (Saiged giebt, ober loeld^ %n* forberungbiefei^CtPige an jebei^aRenfd^enSeBen fieHt, ober ba| Digitized by Google — 220 — bad (&a>\%t euiem tia^ gemtg tft, mn je^ eben fdnegotbetni^ §u er^Ben. ^9 ift lidenMfttbtQ. UittieBenMfinMg aSer ift einer, ber (ohne \)on anbcrn cttraö f orbern) ftrenge unb ern)tt)aft mn fid) felbft Diel uerlangt unb baburd^ bocö baran mal)nt, hai eine folc^e ^orberung öefte^t. 3n feiner Okfettfc^ft ne^mnt ftd^ ine d^c^itHrigungcn uitb Sludpc^ minber gut Qit8, boS ^it^e, ffit bai( moit Mommt eine ungünftige S3ereuc^tun9; in feiner ^cfcßfc^aft fann matt ittc^t in bic rc^tc bel)ai]lid)c Stimmung fommen, gcfcf)tt)eige benn, biiB er bnrc^ lüeUlid)e ober \vol)i gar burdj gemütlich fromme ©efügigteit einem boS öequcmlidE)feitgpolfter ^erricf)ten ^ülfe. ffia« ift aba biefe j^ebendtorfitbigfeit? @ie ift fßmat am Hungen. (Sbm batmn ber todüt^ fo tnü auf pe. Unb eben banim ärgert fi^ bie SBelt jeber 3^^* an bem SSort, baf? „bie ;^iebe (^ott §a{} gegen bie SBctt" ift. Senn nämlid^ bic gorberung ber (SmigJcit rec^t geUenb gemacht h)trb, fo getptnnt ed ben 2lnf^ein, al^ {)agte ein fo((|er SKenfd^ oOei», für tmid bie meiften SRenfc^ leben. Sßte ftihtnb ba^, nrie abfonberltd^, \sk nnlieBenMfttbig! SSie ücbcnämürbig bagegen unb tok liebreich, bic 9}2cnfc^en in i^rem geliebten Srrtum ^u bcftärfcn unb ^n unterftü^en! 3ft eg benn aber Siebe, einen 2}ienfc^en betrügen? Wflü% bod bei^^b £iebe fein, tml bie l^etrogenen ffir £ieBe onfe^, tteil fle beip 8etrftgec banfen, ad Mte et i^ größter tBoIiU^öter? Stam man tum Siebe teben, koemi lik üicbe unb (SJegenliebe auf einer Xäufdjung bcrul)t? 3^ glaubte, ba^ iuäre Siebe, bafj man ber 93^itteilung be§ SSot^ren perfönlic^ jebe^ Opfer bringen, bagegen Don ber fBdaffc* nväjit heA äftinbefte ^n o|>fem gefonnen ift ^o(^ felbft nyenn tmv bie Sirflic^leit tiergeffen moHen, t)crgeffen, \m bie Äeft ift, unb bi(f)terifdj baS ganje 8et» * Ijäüuiß h\ä dlüd) ber ^^Ijantafie Verlegen, fo liegt e^ in ber I Digiiizeti by Google « 221 — eigenen "iRatnx ber ©Qcf)e, ba^ ein 90?enfd^, ber bie Öic6c ipa^r^aft anprcifen foH, ben anbern gegenüber fid^ uneigen;* nü|ig ernieifen mug. Sßageit toir einen fold^ett bid^terifc^n Serfud^, mffn lotr mit ber toitKid^n 9Be(t gor nid^tö fd^offen ^aben, fonbetn \f)x ganj entrüdt bie |[n))tetfung ber !^ie6e öööig abftraft burdjbenfen. (SoHte, bicJ)terifd) genommen, ein 5[}?enfd^ gan§ nja^r öon ber n)a()ren Siebe reben, fo ift ein ^to^\a(i)^'^ nötig: ber Stebner mufe fic§ jelbft aU eigenliebig borftelUit, unb feine ^ebe mug bie Siebe gegen beit ttnUebendtoüvbigen (^egenfianb gum 3it« ^qU fabelt. SBSeitn aber biefe jmet IBotauSfe^ungen ju« treffen, fo fann man öon ber ^Inpreifung ber Siebe nnmüg* lirf) einen ^^l^ortcit Ijaben; benn bie^ ift nur bann möglich, ipenn entmebcr ber SHebncr für liebeöoU angefe^en njirb, ober bie Siebe einfd^meid^itb ben liebettiltoücbigen (Skgenftanb lieben (e§tt. ilonn man aber mm ber Sn)ireif nng ber Siebe mtmagttd^ tBoriett ^ben, fo ift ed ja nneigemtü^tg, biefelbe anjnprcifen. — ©ie^, jener einfältige Söeifc be§ ?((tertnm§, ber fo fci^ön mic fein anberer Don ber Siebe gu rebeit nmfete, bie baö (5cf)öne unb ben @c^dnen (iebt, er mar, ja er war ber ^&|(tc^fte ä^ann im gat^ l^olf, ber f^V^\it mam im fd^Jtoften fßoH SRan foHte nun glouben, biefet ttmftanb ^e it)n abgefd^redt, bmt ber Siebe %u teben, bte bod ^5ite (iebt — man rebet in eine§ C^3c()cnftcn ^au^S boc^ nic^t gerne nom ©trid, unb felbft bie (5djönen reben oor einem auf- faUenb pfelid^cn 9J?enfd)en lieber nid^t oon ber ©d^ön^eit, mteliiel iDeniger mirb boi biefer fetbft t|nnl i(ber nein, er mar fmtberbar rnib etgenifimlic^ genug, eben tM fiber^ugenb unb begeiftemb ju finben, otfo fonberbar nnb etgentftmfid^ genug, fid; fclbft in bie bcntbar unDürteittiaftefte ©tellung jn bringen, ^enn toenn er oom Schönen rebetc, menn er ber ©e^nfnc^ feined (Skifted nad^ bem ^d^nen einen ^in« Digiiizea by Google — 222 — reifeenbcn §(u§brurf gab unb bic 3u^)ötcr nun jufällig — auf \[)n blidten: fo mürbe er ja noci) einmal fo i)ä|^nc^ ate ec ^reitö tsm, er ber fc^on ber ^äglic^fte im ^^olfe toat. 3e mel^r er tebete, je fd^önet ec ton htt @(^öit^ tebete, befto ^&|nd|et ttmrbe er fe(5ft bttrd^ beit ilkgeit« fa(. ^9 mu^ bod^ ein @onber(tng getoefen fein, biefer Söeifc; er ntuft ntd^t nur bcr ^ä6Iid)fte 90?ann, fonbern ju- gteid) ber fonbcrbarfte Slauj im gan5en 9?olf genjefen fein; ober tOQ& fann i^n beftimmt ^aben? 3d^ benfe, »enn er nur eine f#ne 9>^afe ge^bt l^&tte (er ^tte uber feine unb fiel bobur«!^ unter ben (&tkfyn auf, bte aUt 92af en Ratten), fo ^ätte er mit fdner @ilbe t»on ber Siebe gunt ©d^önen gerebet; bog ptte i{)m fc^on bie gurdftt t)crttjc!)rt, bafe jemanb glauben möchte, er rebe bon fid^ felbft ober bix^ Don feiner frönen ^afe; er l^ätte gegen bte ©d^ön^ett, Hon ber er rebete, ein Unre^t ^u begeben geglaubt, ueun er bie Xufmerffomfeit auf feine eigene @d§önl|ett Eingeleitet l^&tte, unb bieft ^tte feinen i^tft betrftbt. 9m IBertrauen auf feine eigene ^äfelic^tcit aber meinte er, mit gutem ®en)iffen, ol)ne ben minbeften eigenen SSorteil alleg, atleS, aEeö gum ^reiö ber ©d^ön^eit fagen ju Bnnen, ba er \a l^ieburd^ nur noc^ ^glic^er nmrbe. S>od^ ift bie ;Biebe, bie ha» &^nt liebt, nid^t bie nw^re Siebe; biefe ift bie fe(bftk)er(eugnenbe Siebe. St)r gegenüber mufe nun ber 9'lebner, »enn aKcÄ in feiner Drbnung unb bic^terifd^ üoHfommen fein foÜ, fi^ felbft al3 eigculiebig barfteüen. S)ie felbftoerleugnenbe Siebe an^u* pxt\\tn unb bann felbft ber Stebenbe fein ju njolTen, bad ift eben ein ^Ranqtl an ©elbftDerleitgnung. iritt ber 9iebner nid^ al9 ber (Sigentiebige auf, fo nrirb er aud^ teic^t unfic^r ober unn)at)r; enttoeber fommt er in bie Sßerfud^ung, öon ber §lnpreifung für fid] felbft 3[^orteil ju fuc^en, bie (Sad)e aber bamit ju fd^äbigen, ober mirb er in eine %it fQtx* Digitized by Google « 223 — legen^ett geraten, fo ba| et rnd^t ettimal allein fagen batf, tmc l^errlid^ btcfc Siebe fei, ha fonft einer gtauben fönnte, er rebe bon ft^ felbft. ®ie6t ft^ ober ber D^ebncr qIö eigcnlicbiger äWenfd^, ober (um bic <öac^e gan^ fonfcquent burd^ubenlen) al^ ber (^genliebigfte in einem ^ßoVt ber Siebe, knie (iebreid^e SHebnet ed nennen loütben, bann, jja bann fdnn et frei toon ber felbfh^erleugnenben Siebe reben, nnb bo| er fid§ felBft jum ©genliebigften gemad^t ^at, barf if)n pt)er freuen alö jenen einfäUigen Söeifen, bag er ber ^öB- lic^fte n)ar. 3u ber SQBirUid^leit tDürbe freilid^ eine lange iBorberettung erforberlic^ fein, um t)on ber felbfiüerleugnenben Siebe reben %u fdnnen, biefe SBotbereitnng loftrbe ober nid^t barin befte()en, bog man )ite(e fMä^ t&fe nnb fid^ mit feiner oHbefannten ©elb[tDerteugnung @^re unb §Infet)en tierf Raffte (njenn fi^ bie @et6ftt3erteugnung überl)au^t ba jeigen fönnte, too fte t)on jebermann ald fold^e er!amU kotrb): im Gegen- teil, er mügte fic^ felbft jum @igenliebtgen mo^en; er mugte ed bttrd^fe|en, bag man i||n fftr ben (Sigenliebigften ^ieUe. ttnb boiS mdre bod^ nid^t fo leicht 5U erreichen. 3m n ber Siebe ^nm ^äBli^en. toerfte^t man benn unter „bem ©d^önen"? 2)er 8c^i)ne ift ber unmittelbare unb bireltc Digitized by Google — 224 — * (SJegenftanb für bic unmittelbare Siebe; er ift Sßunf^ unb 2öal)l ber notürüdjen ß^^cigung unb £eibenfcf)aft. 5)ctt ^dnen $u lieben bebarf ed getm^ feined liBefe^tö. Slbet ben $&|(t(i^eti! S)et 3^^9un9 unb Setbettfc|aft baif man btefen ©egenftonb tdä^t botWeten; ftc wenben ftd^ ah mtb fagcn: „ift bog etlrag ^um Sieben"! Unb nicr ift nun für unjent S3egriff üon Siebe „ber (gc^öne"? <5§ ift ber ©elicbtc, ber greunb. S)enn ber beliebte unb ber greunb ftnb ber unmittcl* Bare, birefte (S^egenftanb für bie unmittelbaiie iBiebe, finb SS^unf nnb SBa^t ber natürttd^en 3uneigung unb Seibenfd^aft. Unb »er ift ber „^^Ixä^"? ^Q« tft ber „M^\it'\ ben man lieben foU. man i^n lieben foU, baöon trübte jener einföltige SBcife nichts; er toufete nic^t, bafe e§ einen 9Md)ften gebe unb baj man i^n lieben foHte; maö er öon ber Siebe )nm $&|[icl^en fagie, mt Uoia 92ederei S)er M^\it ift bet untiebendkDürbtge ®egenfianb. 5£)er ßuneigung unb Setben« fdjaft barf er nic^t bargeboten »erben; fie menben fid^ ton i^m ab unb fagen: „ift ba§ ettoag ^^nm Sieben"? ^aruin bringt t& aber au^ feinen ^-Borteil, öon ber '^^^ffi djt ju reben, ba^ man ben nntieben^ttjürbigcn (Scgenftanb liebe. Unb bo^ ift bie tocüfyn Siebe eben Siebe pm 9{&d^fien; ober fte befielt nt^ barin, ba| man ben liebendtoürbtgen ®egenftanb fmbet, fonbem barin, ba^ man ben unlieben^tDÜrbigen ©egen* ftanb liebenömürbig finbet. — Rann alfo erft bann öon ber toa^^xm Siebe ganj n^a^rljaft gerebet trerben, ttienn ber DUbner fid^ felbft 3um (^genfiebigften gemad^t ^at unb nun bie Siebe jnm nnliebenSmflrbigen ®egenftanb ben 3n^ feiner Kebe btlbet, fo ift jeber SSorteil ober ©enrinn unmögti^. ^er Siebner toirb ntd^t gum Sol)n felbft geüebt, benn feine (Eigenliebe ttjirb ja burd) ben ©ecjenfa^ nur nod) offenbarer; nnb ber Sn^^alt feiner Oiebe ift nidjt baju angeti)an, fid^ bei ben Seuten ein« 5ufd^meid^ln, benn biefe ^5ren gerne bon bem, fftr toad 3u<^ Digitized by Google — 225 — neigutig unb Seibcnfd^aft ein fo teid^teg unb inilligeö ^?cr« ftänbniö Ijaben, ttJoKen aber nic^t^ Don bem ^ören, tuag bcr 3nneigun9 unb Scibenfd)aft gor nic^t äufagt. — ^oc^ ift biefer bti|tenf(i§e l^erfud^ ganj richtig uitb unter anberem tneOetdlt boju bteitlidA, ettien Setrug, ein aßi^berfi&ttbniS Be(eud}ten, boS in ber ganzen (Sf)riften^eit immer toieber ouf* tQud^t. Tlan nimmt bie d)riftlid}e ^cmut unb (Selb[tt)er= leugnung baburcf) eitel, ba^ mon fitf; in einer ^infid^t jmar fe(6ft verleugnet, aber nic^t ben SD^ut f)at, ben entfc^eibenben }tt tfiun. Wtan erkoortet bann, in feiner sbenutt nnb @el^it»erlengnund berftanben ^n ttierben, fo bog man fflr feine 5Demnt nnb @etbftbertengnung auc^ Hd^tung unb (S^re gekDtnne — UjaS borf) njotjl nirfjt ©clbftüerteugnung ift. Um bie Siebe angreifen ju fönnen, bcbarf e§ atfo innerlid^ ber ©etbftüerleugnung unb äufeerüd) aufopfern» ^ber Uneigennft^igfeit. Hßerfud^ bann einer, bie Stiebe min* preifen, fo !ann auf bie S^age, ob er bad loirKidg and Siebe t^ue, bie ^nDoort nur (anten: „ba8 iiennag (^in anberer beftimmt ju entfdf)eiben; mögnc^erttjeife ift fein %i)un üom 8ö{en: (^iteüeit, ^toi^ unb bergt.; m()gIic^ertoeife ift aber auc^ Siebe". — StitiU^aath, UaUen bcr fiicte. II. 15 Digitized by Google manä^xUx SBetfe** bcrfuc^t, bie Siebe anauprcifcn. Snbem tüir ®ott bafür banfen, bofe e§ un§ gelang, mit biefer ©d^rift fo, lüie tt)ir'^ lüünfd^ten, fertig gu tuerben, wollen mir jum ©c^luffc ben ^poftet Sol)Qnneö reben laffcn: „beliebte, lofet un« cinanbcr lieben" [1. 3o^. 4, 7.]. 2)iefe SBorte ^ben atfo a)»ofioUf(i|e Sittohtät; fte ^eigeti sugleid^, toenn matt fte ertoiAgett nnU, in %on unb ©titnntung bie redete 9J?itte ätt)i)d)en ben ©egenfä^en, in benen fic^ bie Siebe felbft bewegt, Wie fie ja auc^ üon einem ftammen, ber in ber ßiebe bottlommen würbe, ^örft in biefen SS^orten ntd^t bie Strenge ber ^flic^t; ber ^poftet fagt nic^t: „i^r follt ein« anbec lieben"; bu l^dtft aber auc|| nic^ bai^ Ungefiftm ber ^Did^terleibenf^ft, bet natfltlic^en Zuneigung. (S0 ift ettiKid SBerftärteS unb @cKgc8 in biefen ©orten, jugleid) aber eine SBeljmut, bie öon bem fieben erregt unb üon ber ©Wigfeit gcmilbcrt Würbe. (5« ift, aU fagte ber 5tpoftel: „2öag ift boc^ aUe^ 5ufammen, bad bic^ an ber Siebe ^inbern toiü; m& ift aO^ pfammen, bad bn bntc^ bie @e(bft(iebe ge« ttiinnen fannfi! ^ad (Sebot ^tgt: bn fodfi Geben; ttiiafi bn bii| aber im Beben tierftc^cn, fo folltc cigentlid^ feine» ©efe^I« bebürfcn. SDenn bie Siebe gegen bie aRcnfc^en ift Digitized by Google — 227 — bod^ baö ©iniige, toa^ bem Scbcn SBert gic6t; oJjne biejc Siebe (eb[t bu eigenttid^ nid^t. Unb bte Siebe gegen bie SÄenfc^en ift ^leic^ ber einjige feiige Xroft, ^ier unb bort. ttnb bte )Bte6e au hm Vtta\4^n ift iitgleui^ tM einzige loa^re Sdmaeic^it, bal bu cht C^rift Mfi" — toa^rlid^, etttiSIaubetid« Befenntnid retd^t aud^ no^ nid^t ju. ^te Siebe ift d^riftlic^ berftanben befül)len; baö fiiebeögebot aber ift ba^ alte (SJebot, ba^ immer neu tt)irb. 3Kit bem ßiebeögebot gef)t e^ nic^t tok mit einem menfd)Iic^en Q)ebot, bod mit ben Sagten Der« altet ititb feine ^aft netüert obec fic^ Don benen muft nnt^ beuten laffm, bte ed leiten foltten. 9letn, bu» Siebe^gebot BletBt neu hi9 jum iüngften ^age, gleid^ nen nod^ on bem ^age, ba am ältcftcn gemorben ift. 2)a8 ®ebot er{äl)rt alfo nid^t bie geringftc ^eränberung, am aüermenigften burc^ einen llpoftel. ^ie ^eränberung !ann nur borin befte^en, bafi ber £tebenbe me^ nnb mtfyc mit bem (^bot t)ertTatt^ tote ebiil mit bem (Bebot mirbr hcA et lieb getntnnt; bamm fann et fo mtlb, fo loe^mütig reben, faft, al9 Mtc tergeffen, ba^ bie Siebe baö ®ebot ift. S^ergi^ft bu t)ingegcn, baft ^ier ber ^poftel ber Siebe rebet, fo mif^üerftc{)ft bu il)ti; benn folc^e SBorte finb nic^t ber Anfang in ber ^ebe t)on ber Siebe, fonbem ber liBefd^lug. IBir erfü^nen und batnm ntc^t, olfo an teben. 8Ba9 in bem SRunbe bcd beko&^rten nnb DoVenbeten ^pofteti» SSSo^r^eit ift, ba8 fdnnte im SD^nnbe be« tTnfängerä fo Ieid)t eine ^önbclei fein, momit er oict 5U früt)e bem ©ebot au^S ber ©d)u(e laufen unb bem „^6)uU jUKing" fid^ ent^ie^en mürbe. SSir (äffen ben Slpoftel reben; toir finb eS nic^t, bte reben, fonbern koir ^dren, tote et fagt: „(Mxtbtt, (a|t ttn9 einanbet lieben!" Unb bann nnt nod^ (Eined, t)ergi| bie d^rtftlid^e, bie etoige, ftreng au^^gleic^enbe ©ered^tigfeit nic^t. ^Dicfc c^riftlic^e ©erec^tigCeit ift eine {o toic^tige unb entfc^eibenbe 15* Digiiizea by Google — 228 — c^ftlid^ »efümmititd, baft tc|, tocmt nUl^ j^^e ec^ft. in bet nac^ SMften bod (£^iltd§e etithniile, bod^ eine ©c^rift mit btcfcm ©cbanfctt gu befd^Iic^cit toünfd^e. SSom S{)riftentum rebet man in unfercr Qnt üer{)ä(tni^* inäBig, b. ^. im ^^crgleic^ ju manchem anbcrn, n^eniger. 2lbcr in bcn Sieben, bie man ju J)ören bcfonimt (benn bie griffe flitb ja boc^ loo^l ttid^ ein Sieben Dorn (S^riftentumX tritt (S^riftttd^e nid^t fetten ol^ fofl tmä^lx^tt «ettcefet einer getoiffen fentimentalen Siebe auf. ^a ift olIc8 (auter Siebe unb Siebe; fc^one bein fetbft unb bein g(eifd) unb ©tut, ^abc o^ne (Selbftbefümmerung gute ober fro^e Xage; benn ^ott ift Siebe unb eitel Siebe; Strenge barf fic^ gar nt^t nerlonten loffen; oäd^ nm^ bec teine, freie Kn^^brnd^ boS reine Skhen ber Siebe fein. £)o(^, fo Derftanben toirb (S(otte9 Siebe leidjt 511 einer mürd)en[)aften unb finbif^en ^orfteUung, (£t)riftu^ §u einer milben unb füfeticfjen ©eftatt, ba§ er un^ möglich ben Suben jum ärgcrni^ unb ben ©riechen jur %f)oxf^ ^otte koerben idnnen: ed ift, ald lodre bad (S^rifttid^ ftnbifil^ getaNMcben* ^e @o(j^ ift gana einfa(^. (^rtftentnnt fysk bie auSgteic^enbe ©ered^tigfeit im jübifc^en ©inn („^luge um ^ugCr 3^^" 3^^^") ciufgel)oben, ^at aber bajür bie c^rift^ Uc^e ©crec^tigfeit, bie auggleic^enbe ©erec^tigf eit ber ömig* ieit eingefe^t. 'SM ^^riftentum (enft bie 9Utfmerffamfeit gons Hont ^n^Iid^en ah, fe^ fid| eintti&rtd, moc^ bir jebeft Ser^ttntd 5U onbem S^enfd^en ju einem Mtedber^ttnii», fo ba|3 fid) bir getri^, im einen unb im anbem ©inne, aüc^ ftreng geredet au^gteic^t. (5l)rift(id) üerftanben l)at ein 9[y?enf(^ juguterle^t unb n^efenttid) nur mit (g^ott t^un, toktooffi er bod^ in ber äMt unb in ben i^nt angetoriefenen irbifc^cn SebeniSber^OItniffen bleiben fotl. ^ Selonttfein aber, bag mon in oOeni mit Sott ^u t^un ^at (fo ba| man fic^ alfo Digiiizeti by Google — 229 — nie tttitertoegd, auf falbem SGSege butd^ bie ntebrigere Snftanj, hvtx^ tM Utteit ber SD^enfd^n auf^Uen (ä^t, aU ivdre biefeS baiS (Sntfd^etbenbe), ift beibtö augleid^, ber ^öd^fte Xroft unb bie größte ^Inftrengung, bic größte Tlilht unb bie größte (Strenge. @o tüirb ber SJZenfd) erlügen; benn ba§ ^^crt)ä(tni^ äu ®ott ift ein (£tiie^|en, ®ott ift ber ©rjic^cr. ^ie ttm^re (^iel^uitg mug aber genau ebenfo ftreng tDie milb fein, unb umgdte^t Unb toenn nun ein menfc^tic^t (Scsie^ titele ftinbet ^ufammen gu er§iet)en J)at, tüie greift er e« bann an? 3u bem tjielen Sieben unb ^ügen, lüeitläufigen (Srgießungen !)Qt er natürtirf) feine ßeit; unb tpenn bie Qzxt aud) gegeben toäxt, \o toirb bie (Srjie^ung notürlic^ burc| toieleö Sieben fc^led^t; nein, bev tüd^tige (St^ie^er erjiel^t am liebften buix^ bie Lütgen. (St nimmt bem ein^Inen ftinbe bie Stitgen ttieg, b. ^. et %to\nqt bad SHnb, in aCfem auf il^n gu fe^en. ®etabe fo mad)t e§ (^ott; er Ien!t bie gan^e 253eU unb ergietit biefc äat)Uofen 3)?en)'d^en mit feinem S3Iic!. ^enn ma§ ift ba§ ©elpiffen? 3m ©etoiffen fiel)t (SJott auf einen SJJenfd^en, fo hai bet ä^eufd^ nunmefft in aOem auf 3^n feigen mu|. €o et^iel^ d^ott. 5Dai$ ftinb abet, bai^ et^ogen toitb, (Übet fid| (eid^t ein, ba9 HßettiftttniS ^u ben ®enoffen, bie fleine SBelt, bie fie bilben, fei bie SirfUd^feit, tt)ogegen ber ©r^ieljer mit feinem S3Iicf belehrt, bafe aH bieö ein DJhttel jur ©rjietiung beg Äinbcö ift. ®o bilbet fi^ auc^ ber ©rn^ac^fene lei^ ein, tOQ& et mit bet äBelt fd^ffen ^t, fei bie SBitHid^feit; <9ott aBet ersteht i^n au bem eetft&nbnii», bafi bo« äffe« nnt WiM gut ©rjie^ung finb. @o ift ©Ott ber ©rgieljer; feine Siebe ift bie größte SD?i(be unb bie größte (Strenge, ganj mie im §au^-l)a(te ber DZotur bie (S^mere ju* gleid^ leid^ madjt. !Der ^immeUförper fc^n)ebt leidet im UnenbUd^n — butd^ feine @d^koete; lommt et abet and feinet 8a^n, ttntb et aO^n (eid§t, fo mitb et eben babutd^ Digitized by Google — 230 — f^ton unb fäUt fd^lver oiif emeit anbem — toetl er Iet(i^ koutbe. @o ift (SotteS Strenge für ben Stebenbeit itnb 50e» mütigcn SOWIbc, für bo« tocrftodtc, l)arte ^cr^ ober tuirb bic SWilbc 5ur ©trcnge. S)q6 ®ott bie SBett ^at erlöfen molleii, biefe Wilht toirb ja für ben, ber bie ©rlöfuiig nic^t an» nehmen toiU, )ur lüften Strenge; fo ift ^ott ftrenger gegen t^n, a& loenn er bie SBelt nie ^tte erliefen, fonbem nur rieten tooOen. &t% ba9 ifi bie (Stnl^t bon ©trenge unb STOtlbc; bag bu in aUcm mit ®ott t^un l^oft, ift bie größte 3)?ilbe unb bie größte (Strenge. SBenn bu baljer genauer jul&örft, toirft bu fogar ba bic Strenge mit ^eraud^ören, m man beftimmt nur tlhxingeltuni p ^dren glaubt SBenn ^ 8. bem ^uptmann bon 5l»)mmottm gcfagt toirb: „bir gef(^et)e, nne bu geglaubt liaft", fo fä^t fid^ ja feine frohere Sotf^aft, fein milbere« SBort benfcn, bag mti}i Erbarmen jeigte. Unb bod), irie lautet eS? „Dir gefd)e!)e, lüie bu geglaubt \)a\i/' ©ejie^en toir biefeiS SBort auf un§ felbft, fo müffen mir fagen: „bir gc fd^e^t, tt>ie bu gtaubft; l^ft bu (glauben an bie (l^ldfung, fo ^aft bu \M ^eiL" 98ie ntilb, nne erBarnrnngdboH! Sft t9 nun aber and^ gctoi^, bog \(5) ®Iauben ^abe? — benn bie ^f)atfadE)e, ba^ ber ^au^Dtmann glaubte, fann ic§ ho6) nic^t fo o^ne njeitereg auf mid^ ubertragen, alg ^ätte ic^ ben Glauben, u^eit ber ipaut)tmann i^n l^tte. S)en{en nnr und einen, ber bad (S^rifientum fragte: ,,ift ed nun aud^ getuifi, bo^ ic^ ben ®(auben fyiht?*' fo loftrbe baiS ^^riftentum ant« motten: „bir gef^iet)t, mie bu gtaubft" — ober f)ätte lool)! (S^^riftuö üom Hauptmann gebadjt, tüenn er ftatt glaubend* ooQ 5U i|m 5u fommen, 5U i^m gefommen nnire, um fo unter ber ©anb oon i^m ju crfafjren, ob er ben ©(auben ^be? „^r gefc^ie^t, urie bu gUiubft", bad ttnH fag)m: eS ift emig geloi|, ba^ bir gefd^ie^t, tok bu gidubft bafür fte^t Digitized by Google — 231 — bur Ua (E^tifietitum ein; oh aBer bu, getabe „bn" bett (S^tanBoi ^aft, bod ge^drt bix^ ivo^t ntd^t mit gur Se^te unb Sotfdjaft beö eijrii'tcntumö, ^ätte bir §u üer^ fünbcn, ba6 bu bcn ©lauBen ^abeft. SSenn fid^ benn bie bangen <&orgengeban{en regen, bu ^obeft üieUeici^t ben Q^Iouben bo(( md^t, fo toiebet^tt bad d^^rifteiititiii itnbeiänbeit: ,,btr gef^ie^, lote bn gtcmSfi" SBie ftrenge! Sbu befommft axa ber ©cfd^id^tc öom ^-^auptmaim )tt toiffen, ba^ er ben ^tmtben l)atte, rt)aö bitf) eigctitlid) gar nid^t betrifft; unb treitcr be* fommft bu ba^5 (i()rtft(id}e ju ttjiffen, bafe if)m gefti^a^, trie er glaubte — aber bu bift ja nicl^t ber |)au))tmann. ^e^n mit ben gaU, ed fagte einet )nnt C^tentnm: «ed ift gan§ genril, bol tdg getauft Mn; fo ift H bo4 too^I aud^ ganj geiriB, bag td^ ben 9IonBen ^Be?", fo mfitbe ba9 @()riftentttnt anttt)orten: ,,bir gefdjieljt, irie bu glaubft." ©er Hauptmann, obttJoJ)! nid^t getauft, glaubte; batjcr gefdjat) ihm, tvic er glaubte; erft mit feinem (Glauben ift bad ^oongelium ein (Biangelinm. Wd&xt bet ^u)itmonn ifoax and^ mit bet Sitte nm $£[fe %u (E^ttfto gelommen*, aBet etood 5tt)eifc(nb tm ^erjen, In w i efer n ß^^riftug i^m l)crfcn ttnne; unb J)ättc in biefem gaCl ß^riftu^ cbenfo gefagt: „bir ge* fd)et)e, tt)ie bu glaubteft" — \va^ bann? 29ar fein SSort bann ein Söangelium, eine fro^e iöotfdjafty 9^ein, für ben ^aupt* mann nid^t; benn ed ttKit ein Urteil übet i^n. S>iefed «bit gefd^^" Unft fo Ieii|t ba|tn; aber ho» Solgenbe ^ eben fo ftarf on, bdi^ Sott: ^Mt bu glaubfi." Wtm hm nad^ biefem SBort cbenfo gut Strenge toie 9J?itbe prebigen; benn in bicjcm SBort liegt nuc^ ©trcnge, bie c^riftIidE)e ©trenge, bie jo gar fein öcbenfen trägt, bie gurcl)tfamcn üon Q^ottt^ aieid^ ani^d^ielcn, ober lrieUeic|t rid^get ol^c atted ®e« benfen te^, bo| bie gurd^tfornen fi^ felbft an8fd^Iie|en, fo bag man alfo ben Eingang in ®otte8 ebenfo toentg Digiiizeti by Google — 232 — bur^ ^ro^, a(d burd) feige« unb meicfilid^e^ Sammern er* groinc^en fann. !3n unferer ßeit aber, Iro in (Staat^an- gclegenljciten fo \>\ü öon ©i^r^cit unb ^erfid^erung bie 9iebe i[t, überträgt man bted gat auf bad ^^rtftentum unb Id^ bie Xaufe bie lißerfl<|erttng fein — m& fie freilid^ auc^ tft, loeitn bu kottfltc^ gtaubft, bag fte bir bie ISerftd^erung ift: „bir gefdjie^t, mie bu gtaubft." §ätte man ein 9^ec^t baju, ü^ne meitere« bie ^aufe ,^ur SSerfidjerung ju madjen, fo tpöre eS mit ber Strenge freiließ öorbei. Stbcr @ott Ici^ ftd^ nic^t f))otten, unb (^r lägt fid) auc^ nid^t narren. (Sr ift 3tt er^ben im Gimmel, al^ bag ed i^m einfallen fdnnte, mt& SRenfd^en ^nftrengung ^)aU t»or t^m etmad Sßerbicnftlidieg. 5)ennod) forbert er biefc unb nod) baju, ba6 ein 9J?enfd) fid) nid^t unterfteljt, ju meinen, er l^obe irgenb ein ^'erbienft. ©Ott ift aber au^ ju ergaben im Gimmel, otö bag er finbifd^ mit einem feigen unb nac^« lafftgen iDtenfd^en ben guten d^ott f)>ie(en follle. & ift etotg gemig, ba^ bir gefd)iel)t, toie bu gtaubft; bie ^eirife^eit bcö öilaubeng aber, ober bie öJenjiö^eit, ba^ bu, gcrobe bu glaubft, fannft bu nic^t äufeerlid^ getrinnen, mufet bu met* me^r jeben Slugenblid mit &ottt& §ilfe erl)alten. ^u muftt ^ott iuv $i(fe ^ben, um $u glauben, bag bu burc^ bie Xaufe ertdft bift; bu mu^t ®i>tt }ur ^fe ^ben, um ju glauben, bag bu im l^eiltgen 96enbma^( bie gnäbige Set« gebung beiner ©ünben erljältft. 2)enn freiüdE) mirb ben ©ünbern 33ergebung gugcfagt, fie mirb aud^ bir jugefagt; aüein ber ^riefter barf ju bir nic^t fagen, bu ^abeft ben (&\mibtn, unb boc^ mirb fie bir nur unter ber iBebingung beiS ®(auBend ^ugefagt. ^ir gefd^tel^t, toie bu glaubfi 5E)ein f^Ieifd^ unb 9(ut aber unb beine ^urd^tfornleit unb atted in bir, toag am 3rbi)d]en Ijängt, fie iiiüffen barob üer^tpeifctn, bag bu leine äußere (^eföi^^eit, leine ©etoig^eit ein für alle« Digitized by Google — 233 — mal, leine Bequeme m ®ott öon Ganzem §cräcn üergicbft (ucrgife babei aber nid^t, bafe (5^ott fcljcn fann, ob bu c§ tt)uft!), fo barfft bu aud^ beine Vergebung i^otfen, benn beibe^ ift ein unb badfelbe; ^ott Dergiebt bir nid^ mel^r unb nic^t t^eniger ober anberd, oU mie bu beinen ^ulbnem Dergiebft & ift nur eine @inneÄt&ufd^ung, fid) ein^ubilben, man babe felbft SSergebung, loieloüljl mau bod^ fclbft nid^t loillig ift, anbern ^u oergeben. Digiiizeü by Google — 234 — fUein, ber giinmel, ben bu in bcr Xicfc bc§ 9J?cere^ )ie()ft, unb bcr Gimmel über i^m entjprcci^cti fid) m6) Xiefc unb ttid^t genauer, ald bie göttliche unb menfdiUc^e ^er« geSung ftd^ entfpre(|en. & tft auc^ eine Uo^t d^nSttbung, bog nton felbft feine S^ergcbung gtauBe, n^enn man nic^t Dergeben tüiü; benn tüie fodte bcr SJ^cnfd^ in SBa^t^cit an ^I^ergebiint] glauben, befjen eigene^ fieben ein Sintranb gegen bie a}iÖglic^!cit ber SBergcbung ijt. SIbcr man bi(bct fic^ ein, nur unfet etgened ^er^alten ju ®ott ge^e (^ott an, mtfer RSei^Iten gegen ben onbent ai^eitfc^n aber nur biefen, iDft^tenb bod^ aUed, wa9 tak tfym, gilt, a(d träten \mt ed ©Ott. — Sßenn ballet einer einen anbern 5)?enfd^en t)ox ©Ott auflagt, fo f(agt er fid^ — ftreng ber ©e- redjtigfcit entfprcd)enb — felbft an. Db auc^ ein ST^enfd), menfc^Iic^ gerebet, U)ir!Uc^ Unred^t leibet, fo ncf)me et fi^ bo(^ mo^l in ad^t, ftc| bamit ^u k>etetfeni, ben Sd^ul» btgen t>ot(^oU on^uüagen. O, man Betrügt fo leicht fid^ felbft; man bitbct fid^ fo gerne ein, ein 9J2enfc^ fönne für feine ^erfon ein ^riüatt)ert)Qltni)§ ju ©ott l^aben. ?lllein e§ gel)t ©Ott gegenüber mie bcr Obrigleit gegenüber: bu fannft mit einer obrigfettUd^en $et(on nid^t prit}atim Don bem reben, toa» i^ed Sntted ift — ed ift aBer ^otted Kmt, baj} (Sc * d^ott ^i. SBenn ein SHenfiBote, bem bu fonft tooffl »iAft, ein QScrbred^cn, 95. einen ®iebftal)l begangen f)at unb bu tüti^t nid)t, tva^ bu mit ber (Sad)e madjcn follft: fo Ujenbe bi^ öor allem nid^t priüatim an ben ©eric^töbcamtcn; benn für einen ^iebfta^l ^t er fein ^rioatöerftänbniö, er I> fofort ben @(i^ulbigen einfteden unb bie I6er|anb(mig ein* leiten. Unb fo aud^, toenn bu gan^ unBetetItgt in ber @ac^ fd^inen unb bic^ nun priöatim öor ©ott über beinen SBiber« fadjcr bef^trcren millft, fo mac^t ©Ott furzen ^rojefe unb mac^t bie (^ad^e bir anhängig; benn Dor ©Ott bift bu felbft Digitized by Google I ein ©c^ulbner — einen anbern anHogcn ^ei^t [id) felbft an* {lagen. 2)u meinft, ®ott foüte gteid^fam ^artei föt bi(| et* 0ieifeit; (i^ott utib bu foUten fti| gemeinfd^ftlicll gegen befaien . SeHtb, gegen betnen Sdetbtger h^ten. 5Da8 ift aber ein aRi6t)crftftiibnf«. ®ott fie!)t auf alle glctd^ unb ift ba« ganj. tcaS bu i^n nur gum Zeil fein laffen tuillft. SBenbeft bu bic^ an il}n al§ ben 9^ic^ter — ja, fo ift e§ eigentlid^ [eine milbe Siürffic^t auf btd^, bafe er bir jumutct, gurüc^ ftttteten; benti fx tmi too% ttKid fftr btci^ bataud folgt, nne fcnft fftr bt^ bie Sac^e koerben totrb; totaft bit bir aber m^t toe^ren loffen, tocnbeft bu bid^ an i^n aft ben Slid^ter: fo ^ilft eö nidjt, bofe bu meinft, er njerbe ben anbern rid^ten; bcnn bu ^aft i^n fetbft ;^u beinern 9f?ic^tcr gemacf)t, unb er ipi flönj gerecht, im felben ^ugcnblicf bein S^iic^ter: er richtet }ng(äerbrcd)er, ber ettüag ©elb gefto^Ien Ijatte, barunter einen §unbcrt= t^alerfc^cin. S)ie{en tooüte er getped^felt ^aben unb iDanbtc fi(^ ba^ an einen anbern Serbrec^r in beffen ^ud; ber nol^ ben in (Em|ffoi^, ging in ba9 nftd^ie gintmer, »ie nnt %n iDed)fe(n, fom bann toieber nnb t^at, nne loenn et t»on nid^tS ipüfete, grüfete ben fBortenben, fätjen fie fi^ jegt erft: fur^, er betrog it)n um ben ^unbertttjalerfc^ein. hierüber »urbe ber crftcre fo erbittert, bajs er in feinem 3om bie ^^e t>ox (Sietic^ an)eigte, nrie fi^änblic^ et be« trogen loorben fei S)cr anbere ttmrbe notfirlid^ ouc^ belangt, e9 gab and^ eine tBer^nbCung loegen be9 0etmg9 — ad^, in biefer SScrtionblung toar aber bie erfte grage ber Dbrig« feit an i^n: tote ber 5!Iägcr ju bem ©elb gefommen fei? @o ergaben fic^ fioti (^eric^tdoer^nblungen. ^iti), ber erfte Digiiizea by Google — 236 — ticrftanb gonj rid^tig, er in ber gragc loegcit bcÄ ©etrug^ red)! t)Qtte; er ttjoHtc nun ber reblidjc SO^ann, ber gute ©ürger fein, berfic^ um fein guteö D^lec^t an bieDbrigfeit toenbet. ^ücin bie Obrigfeit lägt fi^ nic^t fo ))rtt)atim auf eine (Stn^el^eit ein, bte man t^r eben kioi^nlegen beliebt, and^ giebt fie nic^t oOemal ber bie SSenbung, bte ber ftUlger tjor^etd^net: bie Dbrigfeit fie^t tiefer in bie ilser^ältniffe. Unb fo ift eö oudj ©Ott gegenüber. 2öcnn bu einen anbern SDJenfd)en üor (^ott anflogft, fo n^erben fofort jn^et ^er^anblungen baraud; eben inbem bu fommft unb eine ©a^e über ben anbern k>in> jubringen ^ft» richtet (Sott fein S)enfen barauf, knie e9 mit bir befieat ift. „2öie bu mir, fo td) bir", ganj md) ber ftrengften (iierec^tigfeit; ja, fo ftreng ift ba§ S^riftentum, bafj t& noc^ eine ücrfd)ärfenbe Ungleichheit geltenb macht. (Sg fte^t gef(j^rieben: „toa^ fiehft bu ben Splitter in beined IIBmberd ^Inge nnb mtrft nid^t getoa^r M 9aU feni^ in beinem ^tnge?" Q^n frommer Mam fyit biefe Sorte fo auggelegt: „ber 93alfen in beinem 5(uge ift nid^t mehr unb nicht Ujeniger aU ba^, bafe bu ben ©^Htter in beg S3ruberg ?luge fiehft unb richteft!" S)ie ftrcngfte rechtigfeit koäre ja aber bie, nielc^ bad ©e^en bed @))titterd im 9[uge be9 anbern ju einem Splitter im eigenen Kng^ maci^te. ^oc^, bad Sh^if^^ntum ift nnä) ftrenger; biefer vSpIitter ober biefer rid)tenbc SBticf ift ein S3atfen. Unb Ujenn bu ben 3)alfen audj nidht fiehft, unb mcnn auch 9)?cnfch i^n- ^^fo ©plitter ift ein ÜBalfenl 3ft bad nic^t eine Strenge, bie and einer ä^äcfe einen (Elefanten ma(|t! Oebenfft bn aber, ba| (dlriftlicl nnb richtig oerftanben) ©Ott befidnbtg bei allem babet ift, bag fidh cinjigunb allein atleö um Sh^^ "^^^^h^/ lüirb biefe Strenge ttjol)! uerftäubli^ merben; bu toirft Derftehen, ba| ber SbM auf Digiiizeti by Google — 237 — ben 2afenloetd|ieit, ein äRongel an @amm!ung, ba^ bn bid| in ^inge mtfd^eft, bte hid§ f o gan§ unb gar ntd^t angeben, fo toentg, ald )oenn bu gar nidjt öi^Ö^Ö^^n märcft. ^u ^aft bidt) nur barum ju fümmern, tok bu gegen anbere bift, ober Ujie bu ba^ ^ene^men anberer gegen btd^ aufnimmft; bu fyi^i bid§ na^ innen p koenben; bu l^aft mefentlic^ nur mit bic fel^t uoc i^ott t^nn. / 1S)iefe Seit ber Snnerlitl^fdt, bte 5{e^rfeüe tion bem, UMiiK ' anbere bte SStrfltc^fett nennen^ büS ift bic 3Btrf(i(^!eiL 3n biefc SBelt ber 3nnerlid;feit ge!)ürt'bTe "c^rTftlic^e (^redjtigfeit hinein; fie jief)t fid^ Don ber 5luBcrlid^feit ab unb tüiü aud^ bic^ baton (o^ne bid^ bod^ aud ber SBelt ^u nehmen) toeg« unb empoQie^ ober einm&rtd fe^ren. S)enn d^rtftlid^ tm» ftanben ^igt bte SRenfd^n Geben 0ott (teben, nnb Oott (ie6en bte ü^enfd^en lieben: toa9 bn ben Sl^enfd^en tf)uft, ha» t^uft bu ©Ott, unb barum tt)ut ®ott bir, mag bu ben 3}?enfd^en t^uft. SGÖirft bu über beine SSeteibiger erbittert, fomirftbu eigentlid^ über ®ott, benn im legten ©runbe ift ed boc^ ®ott, ber bic Seteibtgung |ul&|t. iRimmft bu bagegen biefe otö eine „gute unb tiodfommene (Stabe" mit S)anffagung aniS SotteiS ^anb, fo mirft bn and^ nid^t Httev anf bte IDtofd^n. SBillft bu nid£)t oergcbeit, fo miüft bu eigcntlid^ ctmaö anbere«, bu mitlft ©Ott f)artt)er5ig mad}en, ba^ audE) er ni^t oergebe; mie {oEte bann biefer ^art^er^ige &s>tt bir uergeben? j^onnft bu ber äßenfd^u )6erfe^(ungen gegen bi(| nid^t ertragen, tt>te Digiiizeci by Google — 239 — foOfo bomt Oott bente @ftiibeii toiber i^n ertcogoi lOtuten? fitm, btr nnxh tmebcr iwrgofteit tiac^ betnem Xl^nti. 5Demt ©Ott tft cigentlid^ felBft biefe reine ©eredjtigfeit, bcr reine ©piegel beineö eigenen '^dß. (£r jeigt otg reiner (Spiegel bir bcin eigene« 34. SGBo^nt Qoxn in bir, fo i]t ®ott in bir 3ont; tualtet Wiiht unb S3aniif)er5ig!eU in bir, fo ift @ott in bir Oatm^iglett 2)Qd unenblk^ Stetootte tft, bag et il6ert)aupt mit bir t^un ^6ett iDtU mtb bog niemattb, nicmanb fo liebcDoU tük ®ott jebe, and] bie fteinfte Siebe, bie in bir ift, entbccft. Sebcn 5Iugenblicf im 3J?enjdjen baä uncnblic^ 5U machen, tva^ jeben ^ugenblid in \f)m ift, ba« ift (&otU& SS^alten im iO^enfd^en. 3n bec d^famfett ttio^nt, tote bu IDP^I toei^t, bad (Sc^. (Sd ad^tet genau, o fo genau, auf jeben, ben (eifeftenSaut unb giebt i^n genau nneber, o fo genau, ©iebt e« ein SEBort, bo8 bu nid^t gerne alg bir gefügt ^örcn toillft, fo pte bic^ nur, e§ auö5ufpredjen; nimm bic^ in od^t, bafe eä bir nic^t in ber (Sinfamfeit entfd^tüpft, bcnn bad ^6)0 giebt ed fofort ^urüc! unb fagt ed ju „bir''. SBenn bu nie etnfam muibeft, fo entbcdteft bu aud^ nie bad S)afetn ^otteft; tourbeft bu oBet tu SSBo^r^eit einfam, fo erfu^rft bu aud^, ba6 allcS, toag bu gegen anbcrc 9)?cnfd^cn fagft ober tf)uft, üon ®ott b(o6 toieberljolt mirb, aber fo, bafe bü8 (Snblic^e in ba« Unenblic^c umgcfejt loirb. ^ein Urteil über einen anbem, ed (aute auf ©nabe ober auf ^^erbammnid, mtrb oon enn er ^ag unb 9^ac^t tm @tabt« getümmcl lebt? unb gtaubt einer an ba^ ^afetn etneiS fotc^en 93eobai^ter^, an eine foldje gerechte SBieberüergeltung, glaubt bad einer, toenn er oon ber frütjeften Äinb^eit on gewoljnt ift, im mtoinenbften Umtrieb ^u leben? fo ein ®e« ^Iteter etnxiS nom (S^riftlid^n, fo ift er bo^ ouler ftonb. Digiiizea by Google — 240 — SBiber^n in feinem Snnetn tmmt, fo entbedt er ou^ ben 2öiberl)aII nirf)t, bcr bie d^rifttic^e SBiebertjergettung bilbct. §icr im Öärm beö Sebent merft er Diclleic^t nid^t, baß ®ott ober bie ©toigfeit il)m boö auögefproc^ene Söort nad^fpric^t; er btlbet ftd^ t>ieneic^t ein, Sßiebertetgeltung müffe öugerUc^ ober in ängerer Sikife eintreten; allein bie ändere SBelt ni^t bie nötige (Sloftiaitftt. um bein Sßort aufzufangen unb tmeberjugcben, unb baS ftnnlid^e C^r ift gu fd^njer^örig, um ben Söiberl}a[I ber (£tt»ig!cit aufäufaffen. ^od), ob ein 9J?enf(^ baS auffaßt ober nicE)t, {ein eigene^ SBort, ba^ er auSfprad^, gilt bo(| Hon i^m. (Sin folij^r Wlin\^ Uiji ba^in, toit einer, ber ni<^t lDei§, toai man )9on i^m rebet. 9htn, loenn etn SKenfd) nid|t erfät)rt, UniS bte @tabt Don i^m fagt, fo ift e§ DieUeid^t gut; ber ©tabtftatjd} fonn bod) aud) llnn)at}r= t)eit fein: toa^ Ijitft eg aber, einen ^rugeublid ober etlid^e SQt)re nidf)t ju erführen, tt)a§ bie öttjigfeit öon if^m jagt — toad boerbicnft. — Unfere 5[T?einung ge^t ^icbei auc^ nic^t ba^in, aU toäre eö beffer, Ujenn einer Xag unb 9^ac^t in Xobedangft nur auf ben SBiberl^ ber (Snngfeit l^orci^te; loir fagen ni^t einmal, fotd^ ^ord^en toäre Beffer ati bie ^leinlid^f^it unfrer ^dt, u^eld^er Q^otUi Siebe nur ba^u Digitized by Google — 241 — Went, ftd^ t)ot! jcbcm gcfäl^rKd^ercniiitb angcftrengtcren @trc6cn loöjufaufen. 9^ein; \vk aber ba§ ti)ol)Ige5ogene ^nb einen unauStöfd^tid^en ©inbrudE Don ber (Strenge Ijot, fo mu6 au^ bcr 9J?enfc^ eine ^urcl^t, ein ßittern fennen, bai5 ei nie mc^r Oer» 0i|t, obgletci^ er in (S^otted Btek m^t^ 2)enn loenn er anc^ in mtb mit biefer lebt, fo barf et fie bix| ni<|t tttoeiHfd^" (1. ^im. 4, 7) tei^tfinnig etiet neigen. Jtennt nton biefe gurd^t, biefcö QHttxn, fo tt)irb nton gctot^ aud^ nicE)t öcicibigungen anberer, ben ©plitter in be§ S3ruber§ 5Iuge t>ot ©Ott bringen njoHen. ^onn lüirb man am liebften allein Don ber %naht }tt (iott reben, bamit ni(|t biefeiS )mf^nqi^ ooHe Sort ^^tted^t" Imtd^ bie Oon fdfeffc ^ufbef^orene ftrenge, auiSgleic^enbe ^etec^tigfeit i^m aSed betberbe. Digiiizeü by Google • ^ Derlog pon ^r>' Hilter in Ceipst^. gl.in JLeben»fvaqmeni. tton "g^llfor ^ettttta (Sörcn Kierfegaarb). 2ln5 öem D5nifd?cn üon T). %\, pii|flfrii nnb P. HitiH. stilbtat oon Pevfdtt^eiten. toon ^UMrtitö ^tt($6inbet (Sdren Kierfegaorb). Überfe^t Pon 11. $artl|(U. ^tpet S<^rtften Boten 1Rterßegaftl*50. I* ^»fffW 3^1*0^1* (Sine ftnM)le ))f9^olo8if(^'toe8toeifenbe Unterfud^ung in oer 8l{<^tung auf hai bogmatifc^e Noblem ber Srbfünbe ton Vigilius Haufniensls. II. y^UfTay^iri^« ^iff»n ober CSi» j9i|il^«tt ill^i-r»|i^* SBon ^o^üwiu» ä^ef^t niib eingelettet ooti j^ifmiivf. — m$ii»rt»t 80 nfg. _ in bcr QCt^coIogtfd^cn £itteratur5cttung. £in pampt^Iet. Don ^^r. ^i^tftlivf« 60 i>f0. Digitized by Goügl I I Digiiize€ by GoOq' I ü Digiiizea by Google Digitized by Google